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Dresdner Nachrichten : 19.06.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192706198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19270619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19270619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-06
- Tag 1927-06-19
-
Monat
1927-06
-
Jahr
1927
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.06.1927
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zengung betrug l92S 27,1 Milliarden Gvldmark, Davon ent fielen auf die Landwirtschaft 13,8 Milliarden, aus dt« In dustrie 13.3 Milliarden. In der Landwirtschaft waren in dem gleichen Zeitraum tätig 15 Millionen Menschen, in der In dustrie 24.5 Millionen. Obgleich also in der Landwirtschaft fast il> Millionen Menschen weniger tätig waren, so erzeugten sie doch noch eine halbe Milliarde mehr. als die 24.5 Mil lionen Arbeitskräfte in der Industrie. Und welterl Die In dustrie förderte ans der deutschen Erde an Kohlen. Erzen und Salzen >925 insgesamt für 2,5 Milliarde» Werte. Dem gegenüber betrug allein der Wert der 1925 i» Deutschland erzeugten Milch 4 Milliarden, der Schweinezucht 2,9 Mil liarden. beides zusammen also fast das Dreifache der in dustriellen Förderung von Urprobukten! Endlich noch eine gewichtige Tatsache: Selbst die bedeutendsten deutschen Aus fuhrindustrie» sind für ihre Erzeugnisse zu vier Siebentel ans de» Binnenmarkt angewiesen, ans dem wiederum die Landwirtschaft ösn unumstrittenen Vorrang behauptet. Eine durch staatlichen Schuh z» höchster Entwicklung befähigte Landwirtschaft ist der beste Kunde der Industrie, so dafi diese andauernd gutbezahlte Arbeitskräfte i» großer Ausdehnung beschäftigen kann, und eine solche Arbeiterschaft ist dann ihrer seits en, guter Abnehmer für die landnurtschastlichen Er- zengntsse Hier enthüllt sich der organische Zusammenhang zwischen Industrie und Landwirtschaft. Eine mit ge nügenden Arbeitskräften versehene, durch eine fürsorgliche Agrarpolitik zu höchster Blüte gebrachte Landwirtschaft i st daS cin - zige, gründlich wirksame Mittel, um die ge fährliche Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Die Erkenntnis der Interessengemeinschaft zwischen den beiden führenden Erwerbsständen dringt denn auch immer tiefer in alle beteiligten Kreise ein. Davon legte die jüngste Tagung der deutschen Eise», und Ltahlindiisrriellen Zeugnis ab, die stark von dem Gedanken beherrscht wurde, dast die gegenseitige Berslechinng der Interessen von Industrie und Landwirtschaft in der Gestaltung des Zolltarifs zum Aus druck kommen müsse. Bon dieser höheren allgemeinivirischastlichen Warte ans must die Frage beurteilt werden, ob nun endlich der Land- wirtschasl das Mindestmaß an staatlichem Schuh ge währt werden soll. Die sozialdemokratische Presse, sekundiert von dem bürgerlichen demokratischen Radikalismus, hat aber für das, woraus cs ankommt, nicht das mindeste BerständniS. Sie tut das gerade Gegenteil von dem. was ein einsichtiger Wirtschastspvlitiker ihres eigenen Geblüts, der Sozialist Wil helm Englers, ihr erst kürzlich zu tun anempsvhleu hat. näm lich, die landwirtschaftliche Zollsrage nicht nach einseitigen .Kousumeuteninleressen zu beurteilen, sondern sie gründlich und sachlich vom volkswirtschaftliche» Standpunkt auS zu prüfen. Es wiederholt sich auch jeht wieder das alle Spiel, daß die Ver- braucherkrcise durch die Furcht vor Preiserhöhungen auf gepeitscht werden, obwohl solche sich erfahrungögcmäst mit mastigen Schutzzöllen, wen» überhaupt, nur in ganz gering fügigem Plaste zu verknüpfen pflegen, und obwohl sie in jedem Jolle reichlich ausgewogen werden durch die Hebung der gesamten Lebenshaltung, die mit dein Rückgang der Ar beitslosigkeit bei einer Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung verbunden ist. Einen besonderen Trick hat sich die radikale Opposition diesmal aus der deutschen Zustim mung zu den Beschlüssen der Weltwirtschaftskonfercnz her geholt. die u. a. die Befreiung des internationalen Handels von allen aus den übcrmästig hohen Zolltarisschranken sich er gebenden Hemmungen fordern. Es wird daraus lungewiesen, daß die Reichsregicrung sich durch den Mund Dr. Strcsc- Die neue Zollvorlage. Rücksicht an? die Eristenz der Landwirtschast. Berlin, 18. Juni. Das Reichskabinett üesabte sich in seiner gestrigen Sitzung zunächst mit den schwebenden Z o l I t a r i f f r a g e n. Das Kabinett steht in dieser Frage auf dem Boden der Beschlüsse der Genser W e l t w i r t - s ch a s t s k o n f e r e n z. Es wird demgemäß der Reichs- wlrtschaftsrat unverzüglich um Erstattung eines Gut. achtens unter Zuziehung des handelspolitischen Ausschusses des Reichstages über eine Revision des deutschen Zolltarif- gesetzeS zwecks Herabsetzung des Zollniveans ersucht werden. Sodann sollen entsprechende Borschläge beschleunigt den ge setzgebenden Körperschaften zugehen. Die Beachtung der Zollsätze der Weltwirtschastskonserenz schließt nicht aus, dast mit Rücksicht aus die Existenz der bäuerlichen Betriebe und im Interesse der inneren Kolonisation einzelne landwirtschaftliche Zollsätze eine gewisse Erhöhung erfahren. Auf Grund dieser Er wägungen hat das Kabinett beschlossen, de» gesetzgebenden .Körperschaften die Erhöhung des autonomen Kartoffelzollcs auf 1 R.-M. vom Dezember 1927 ab sowie die Streichung des Zwischenzolles sür Schweinefleisch vorzuschlagen, so dast be züglich des Schweinefleisches der Zollsatz von 32 R.-M. prak tische Bedeutung erlangt. jW. T. B.> LNe Zottfragen vor -en Spitzengewerkschaften. Berlin. 18. Juni. Wie verlautet, finden augenblicklich alS Vorbereitung für die Zoklberatunaen im Reichstag zwischen den drei Spihcngewcrkichasien Bcrhandiungen über die Zoll- frage statt. Die Sozialdemokraten wollen einer Ver längerung des bestehenden Zollgesetzes zustiinmcn, wenn Erhöhungen nicht dnrchgesührl werden. Es wird versucht, aus dieser Grundlage eine Einigung mit den christlichen Gewerk schaften herbeizuführc». In der G e f r t e r f l e i s ch f ra g e wollen sich die freien Gewerkschaften mit einer Aushebung de» cinfuhrircien Kontingents von 120 000 Doppelzentnern jähr lich einverstanden erklären, wenn der jetzige Zollsatz von 45 Mark auf 15 Mark herabgesetzt wird. Reform derDeamlenbesoldung ab 1. Oktober. Berlin, 18. Juni. Das Reichskabinctt hat sich in seiner gestrigen Sitzung, die bis in die späten Nachtstunden dauerte, austcr mit -en Zollsraacn auch mit der Erhöhung der Beamten» gehälier besastt. Es wird darüber folgende amtliche Mitteilung ausgegeben: Die RcichSregieriliig verschliestt sich nicht der Erkenntnis, dast die Bezüge der Beamten im Hinblick ans die gesteigerten LebenshaltungSkosteii unzulänglich sind, und ist daher auch aus staatSpolitischcn Gründen gewillt, die wiederholt ver sprochene Ausbesserung dieser Bezüge durchzuführcn. Sie glaubt in der Aiinahinc, dast eine Verschlechterung der all gemeinen Wirtschaftslage nicht eintretcn wird, zusagen zu können, daß noch im laufenden Kalenderjahr, und zwar mit Wir« kung vom 1. Oktober ab, eine durchgreifende, alle Be» amtcngruppen umsass'nde Reform der Bcamtenbesol, düng erfolgen wird. Im Reichsfinanzministerium ist mau dementsprechend mit der Ausarbeitung eines Entwurfes beschäftigt, der bei einer durchgängigen Erhöhung der Bezüge auch eine Acnderung des derzeit geltenden Besoldungsgesetzes bringen und die viele» brechtigten Beschwerden beseitigen soll, die sich seit dem Jahre 1929 ergeben haben und sowohl Gegenstand der parlamentari schen Behandlung, wie zahlreicher Vorstellungen der Beamten waren. Das heutige Bcsoldungssnstem bcizubehalten und daraus prozentuale Zuschläge zu geben, ist nicht beabsich tigt. Auch soll keine Teillösung der BesoldnngSfrage durch Ge währung «orlänsigcr Abschlagszahlungen gesncht werden. Dt« Bezüge der Ruhegehaltsempsänger, Warte. Geldempfänger sowie der Hinterbliebenen sollen bei dieser Regel«»- «in« entsprechende Berückstchti- mann« seierltch zu lenen Entschließung«» bekannt Haber mit diesem Bekennint« aber würde sich die Zustimmung ,u neuen Zollerhöhungen au« Anlaß der jetzt fälligen Novelle »in keinem Halle vertrage«-. Da» klingt, rein formal betrachtet, logisch, ist aber sachlich völlig unhaltbar. Einmal kommen gegenwärtig, mit Ausnahme de» Kartoffelzoll«», in den Zollwünschen nur solch, Erhöhungen in Betracht, die für dl« Landwirtschaft etn« bescheiden« An- gleichung an die Geldentwertung bedeuten, wie st« der In- dustri« ln erheblich größerem Umfange längst zuteil geworden ist,- der Kartoffel-oll aber ist ganz unentbehrlich gegenüber der polnischen Konkurrenz, die sonst den deutschen Kartossel, bau völlig zum Erliegen bringen würde. Das hat die Regte- rung auch wiederholt scharf betont. S» hat sogar de» An. schein — die bi»hertgcn Meldungen sind nicht ganz durch, sichtig —, als wenn nicht einmal die der Gerechtigkeit und Billigkeit entsprechende A»gleichung au die Geldentwertung verwirklicht werden soll. Sodann aber ist e» ein nur radikal-paztfistisch angehauchten Gemütern mögliches Unding, von Deutschland als dem am meisten notleidenden Teile zu verlangen, daß eS «inseitig mit dem Zollabbau die Vorleistung machen soll, um dann, wie üblich, mit der Nach, leistung durch die anderen betrogen zu werden. Die Er- fahrungen, die wir mit der Abrüstung, der Räumung des Rheinlandes und der BesatzungSvermtndernng gemacht haben, sind doch gerade abschreckend genug. Dr. Stresemann hat denn auch in Genf mit betonter Absicht darauf verwiesen, daß die Initiative der Regierungen gebunden sei an die Initiative der BölkerbnndSorgane, da diesen die Meltwtrt- schaftskonferenz die Zuständigkeit zur weiteren Behandlung der meiste» threH Beschlüsse übertragen habe. ES kommt hinzu, daß England sich bereits eine Ausnahmestellung z» sichern gewußt hat, indem Ehambcrlain nach den warmherzigen Ausführungen Dr. StresemannS .kühl lächelnd-, wie ein Be- richt ausdrücklich hcrvvrhcbt. den dann angenommenen An trag stellte, die Strefemannsche .Entschließung »etwa« nitch. terncr- zn gestalten, in dem Sinne, daß die mit der Prüfung des Berichtes der Weltwirtschastskonserenz noch nicht zu Ende gelangten Regierungen nicht auf die Horderungen der Kon- serenz festgelegt werden sollen. Das alles kümmert aber unsere Radikalen und Pazifisten nicht im geringsten. Sie haben nichts Eiligeres zu tun. als Deutschland auch hier wieder die Rolle des Hannemanns mit den größten Stiefeln zuzuschanzen, der durchaus vorangehen soll zu seinem eigenen allerschidersten Schaden. Zum Glück sind diese Elemente nicht in der Lage, die Regierung nach ihrer Pfeife tanzen zu lasten. Die Regierung weiß, daß ein anöstchtSretcher Kampf gegen die Arbeitslosigkeit gleichbedeutend ist mit dem Ein treten für den Schutz der Landwirtschaft. Das ist die Richt schnur, die für die verantwortlichen Stellen maßgebend sein muß, und in dem konsequenten Hortschrclten auf diesem Wege dürfen sic sich nicht beirren lasten durch den lärmenden Widerspruch des Linksradikalismus, besten Beweggründe teils in doktrinärer Befangenheit, teils in nacktem Partei- egoisinus wurzeln. Die Landwirte sind infolge der radikalen Agitation bereits unruhig geworden und geben durch ihre Organe zu erkennen, daß diejenigen Kreise, die jetzt bei der Vertretung de^ laiidwirtschastlichen Zvsifnrderungen im Reichstage versagen sollten, bet den nächsten Mahlen nicht mehr auf das Vertrauen der Landwirtschaft rechnen dürfen. Das ist eine sehr ernste Mahnung an die KvalitionSparteien, vor dem Ansturm von links her in dieser für die nationale Gesamtrpohlsahrt-grundlegenden Hrage auch nicht einen Zoll breit znrückzuwcichen. ung erfahren. Im Zusammenhang mit der Erhöhung der camtenbesoldung werden auch gemäß 8 87 des ReichSversor- giingSgesctzes die zur Verbesserung der Lage «er Kriegsbeschä digten erforderlichen Mittel bercitgcftellt werden. Heule vormittag »m 10 Uhr trat daS Rcichskabinett bereits wieder zu einer Kabincitösitzung zusammen, in der eS sich mit der Regelung des Dienstes der Beamten am BersaffungStage beschäftigte ES wurde beschlosten, sür alle NeichSbehörden Sonntagsdienst anzuordnen, mit gewissen auS der Natur der Sache sich ergebenden Sonderregelungen für die BetriebSver. waltungen. Das Deamkenheimskiittengeseh angenommen. Eine kurze RcichStagssitzung. Berlin. 18. Juni. Der Reichstag überwies in seiner heutigen Sitzung zunächst den Gesetzentwurf über die Ver längerung der Pachtschuyordnung um weitere zwei Jahre dem L i e d l u n g s a u ss ch n ß. Der von den Sozialdemo kraten und den Demokraten cingcbrachtc Antrag über die Bestimmung des ll. August zum N a t i o n a t s e i e r t a g wurde dem Rechtsausschuß überwiese», ebenso der von der Hraktion neu angekündigte Antrag über den Schutz der ge- sctzlich anerkannten Hetertage. Es folgte dann die zweite Beratung des Gesetzentwurfs über die Abtretung von Bcamtenbezügen zum Heim- stättcnbau. Danach können Beamte bis zn zwei Drittel des Betrage», um den ihr Einkommen bzw. Ruhegehalt die Summe von 1500 Mk. im Jahre übersteigt, an ein öffentlich- rechtliches Kreditinstitut oder gemeinnützige« Unternehme» abtrete». Die Abtretung ist nur zulässig zur Beschaffung, Verzinsung oder Tilgung von Darlehen, die durch Hypo- theken-, Grund, oder Rentenschulüen aus Wohnstätten ge sichert sind oder gesichert werden sollen. Abg. Roßmann (Soz.s berichtete über die Ausschuß- ver Handlungen und erklärte, daß der Ausschuß trotz der allerseits geäußerten Bedenken, daß das Gesetz im Volke den Eindruck erwecken könne, al» ginge eö den Beamten zu gut. den Entwurf gutgeheißen habe. — Abg. Lucke iMirtsch. Bgg i erklärte das Gesetz für unannehmbar in einer Zeit der wirtschaftlichen Not. Untcrbeamtc kämen überhaupt nicht in Hrage. Im übrigen habe der Bau von Einfamilien häusern sich nicht bewährt. Die Vorlage sei auf sozialistischen Grundsätzen ansgebaut. — Die Vorlage wurde dann unter Ablehnung aller Abänderuugsanträge in der Ausschußsassung in zweiter uud dritter Lesung gegen Kommunisteu und Mirt- schastliche Bereinigung angenommen. — Das HauS vertagte sich dann auf Montag nachmittag. Besprechungen über das Belchsschulgesetz. Berlin, 18. Juni, lieber das R e i ch S s ch u l g e s c tz haben in den letzten Tagen im Rcichsinnenminlsterlum Besprechun gen mit Vertretern der Regierungsparteien stattgefunbcn. Man rechnet damit, daß der Entwurf Ende der nächsten Woche vom ReichSkabinett verabschiedet wird und dann sofort an den Reichstag geht, so baß er noch vor der Vertagung des Reichstages am Ist. Iult in erster Lesung beraten und an den zuständigen Ausschuß verwiesen werden könnte. Gin Beichskommissar sür Messewesen. Berlin, 18. Juni. Wie daS Neichs-wirtschaftSministerium mittcilt, ist mit der zusamincnfastcnden Bearbeitung von AnS- stellnngs- und Mefseangelegenheiten, soweit die Interessen des Reiches berührt werden, das neugeschasfcne Reichskommis» saria« für da» Ansftellnngs. «nd Messewesen. daS sich in Ber- lin W. 10, Viktoriastraße 34, befindet, beauftragt worben. Das Reichskommissariat wird seine Aufgaben im engen Einver nehmen mit dem Deutschen Ausstellungs- und Messeamt, der Vertretung der Wirtschaft, zu erfüllen haben. Ihm ist ein Ausschuß von Ländervertretern beigegeben, der di« Be rücksichtigung der besonderen Interessen der Länder sicher, stellt. Zu« Reichrkomndtffar Ist der Geheime ResierungSrat Dr. MatHtes ernannt worben. Schätze! beschwer! sich über bie Linkspresse. Beschleunig«»» »er »ene» Pofttaristwrlage. Berlin. 18. Juni. In der heutigen Sitzung de» ver. waltung»rat» der Reichspost beschwerte sich der Reich», poftminister Dr. Schätz«! über die Kritik der Linkspresse, ins. besonder« über den Vorwurf der Komödtenspieleret «nd dt« abgekarteten Spiel». Der Minister erklärt« «tt aller Enl° schtedendett. er habe m41 niemand über seine Absicht, die Bor. lag, über die Voftgebührenerhöhun« »urttckzugtehen. sprachen außer mit dem Abg. «llekotte. Der verwalt»»«», rat erklärt« dann einmütig, daß rin« Ketterderatuu« der Vorlage, nachdem sie nun einmal ,urückge»«m«n sei, »ich, angängig sei. Sr nachm dann mit grober Mebrhett ei»« Entschließung an. den Minister ausszudorder«, k» schnell »t« mögltch eine »en« «orlage et«,«bringen, »i« sich »ns die Beschlüsse de» Arbeit Sanidfchu sie» stützt. Di« neue Bvrlaar wird in drei bi» vier Lage« erwartet. Ihre Erledig»«« dürfte zweifellos in 8 dt» 14 Tagen erfolgen. Keine Akten über die „schwarze Reichswehr". «arnnng Severings vor Schriftstücke«. Berlin, 18. Juni. Der HemeuntersuchungSauSschuß de» Reichstages vernahm am Sonnabend vormittag mehre« Offiziere des ReichSwehrmintsteriumS über die Frage, ob im Ministerium Akten über die „schwarze Reichswehr' vorhanden seien. Oberst v. Schleicher. Stabschef beim Wehr, minister, sagt auS: Im allgemeinen sei über alle Fragen, dt« mit Staatsschutz und Grenzschutz zusammenhtngen, nicht» Schriftliches gegeben oder gleich vernichtet worden. Stach de» Ruhretnbrnch hätten Besprechungen mit dem preußisch«, Innenministerium stattgesunden. Severing habe erklärt, er müsse schärsstens darauf halten, daß nichts Schriftliches her. anSgehe. Wenn man schreibe, sei man schon verraten. I» besonderen seien beim Wehrministerium kein« Akten vovhon. den, weil die Aufstellung der ArbeitSkommandoS Sache der einzelnen Wehrkreise war und möglichst dezentrali. siert worden sei. Er. der Zeuge selber. Hab« weder Buchruck«« noch Schultz und Klapproth gekannt. Die Denkschrift de» Ministeriums habe aus später eingeforderten Berichten b«. ruht. Diese seien noch vorhanden, insbesondere Berichte übe« Hannover und den Hall Roßbach. Auch über den Buch, rnckcrputsch sei ein Bericht vorhanden. Hanptmann Seiner sagt auö, er habe beim Wehrkreis- komniando 3 die Angelegenheiten der ArbeitSkommandoS be arbeitet, die darüber geführten Akten hätten sich verschloss«, in seinem Zimmer befunden. Einige grundsätzliche Anweisun- gen z. B. über Arbeitseinteilung seien noch vor- banden. Alles übrige sei 1924 vernichtet worden. Ab«. Laadsberg lSoz.) fragt, ob von oben ein« Anweisung zur Verbrennung der Alten ergangen sei. Zcnge Keiner er- widert, die allgemeine Anweisung, die betreffenden Akt«, zusammen mit anderen zn vernichten, sei im Interesse Lcr Landesverteidigung gegeben worden. Oberst ». B,ck sagt auS, die Akten, oft geheimer Natur, wurden von ein. zclnen Offizieren geführt. Eine Verfügung zu der Bei. nichtung der Akten ist dem Zeugen nicht bekannt. Er hast« vom l. April 1924 ab nichts mehr mit diesen Angelegenheit«, zu tun. Der Ausschuß beschloß dann, den früheren Ministeriol- direktor Abbeg und den gegenwärtigen Berliner Viz«. Polizeipräsidenten Tr. Weiß über die Stellung des Reich». wchrmintsteriumS und des preußischen Innenministerium» zu der Frage, wie der Verkehr mit den ArbeitSkommando» und der späteren Schwarzen Reichswehr ressortmäßl» geregelt war und ob und in welcher Weise Akten darüber geführt wurden, zu vernehmen. Freispruch in einem politischen Prozeß. Norbhansen, 18. Juni. Vor der Großen Strafkammer de» Landgerichts Nordhansen hatte sich in der BerufungStnstan, der Geschäftsführer des LandarbctterverbandeS EichSfeld und Mitglied des Iungdcutschen Ordens, Hübner auS Heiligen- stadt, wegen Vergebens gegen das Nepublikschutzgeseh zu verantworten. Im Herbst 1920 gertet Hübner auf ein« Fahrt durch EichSfeld, auf der dem Alkohol stark zugesproche« worden war. mlt Reichsbannerleuten aneinander. Sr äußerte dabei: „Ach, Schwarz-Rot-Senf — schwarzrot in Leinsselde lin welchem Orte eine Senffabrtk in Konkurs ««. raten wart ist ta pleite.- In erster Instanz war Hübner wegen Beschimpfung der Negierung zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Gegen -aS Urteil hatte die Anklage, behörde und der Angeklagte Berufung eingelegt. Der Bcr- leidiger R.-A. Dr. Lütgebrune sGSttingens führte tn der jetzigen Vcrufungsvcrhandlung auS, daß ein WtrtShau». zank von privater Natur nicht geeignet sei, einen Anklage- tatbcstand nach dem Ncpnbltkschutzgesetz herzugeben. Die B«< spöttelnng der Farben Schwarz-Rot-Gold mit Bezug ans ei«, Verein wie daS Reichsbanner sei niemals ein- B«, schimpfung der RcichSsarben. Ebensowenig wie früher Regi«- runasmitglicder dnrch daS Gesetz geschützt gewesen seien, falle auch eine abträgliche Kritik des RegierungSverfahrens. di« nicht ausdrücklich die Person der RegierungSmitglieber u n d gleichzeitig die Staatsform treffe, unter das Rep». blikschuhgeseh. Das Gericht folgte diesen Ausführungen d«S Verteidiger» und sprach den Angeklagten Hübner gänzlich frei. In der Urteilsbegründung hob cS hervor, daß eine Beschimpfung der Reichssarben nur angenommcn werden könne, wenn die Ver höhnung der Farben mit ersichtlicher Beziehuna auf da» Hoheitszeichen der Reichsslagge geschehen sei. Die B e r- einSfarbcn des Reichsbanners genössen selbstverständlich nicht den erhöhten Schutz durch das Rcpublikschutzgcletz. Das Flugzeug im Transozean-Derkehr. Berlin, 18. Juni. Im Zusammenhang mit dem von dem deutschen Lusthansa-Piloten Könnecke beabsichtigten Flug« Berlin—Neunork sind Ausführungen interessant, die der Direktor der Junkers-Merke, Gachscnbcrg, über die Frag« der Tranöozeanflngc gemacht hat. Sachsenberg betonte zu> nächst, daß der Stand des Hlugmotorcnbaue» tn der Welt heute noch nicht so weit gediehen sei, daß man im Anschlich an die bisherigen Erfolge Ltndbcrghs und Chamberlins b«. reits an einen regelmäßigen Hlugzeugverkehr über den Ozean denken könne. Um dieses Ziel zu erreichen, sei noch sehr viel Arbeit, vor allem in der Motoren-Ent- Wicklung, notwendig. Die prinzipiellen Mängel d«S heutigen Flugmotors, vor allem ein hoher Benzinver brauch, würden bei der Weiterentwicklung des Jlugmotor» dazu zwingen, ganz neue Wege etnzuschlagen. Die Tatsache, daß die Uebcrquerung des Ozean» zuerst von Amerika auS geglückt ist, liege an den meteoro logischen Verhältnissen. Währen» de» größten Teile» de» Jahres herrschten aus dem Atlantik westliche Winde, di« den Flug von Amerika nach Europa, im Gegensatz znr un- gekehrten Richtung, bedeutend abkürzte». DaS fei beim heutigen Stand der Technik mit Rücksicht auf den Brennstoff- verbrauch von ausschlaggebender Bedeutung. Aber auch die mit einer zeitlichen Verlängerung des Fluges verbundene stärkere Beanspruchung des Motors, mit der bet etnem Klug von Deutschland nach Amerika aus diesen Gründen gerechnet werden müsse, bedeut« eine Vergröberung deö Risiko». Trotzdem sei, wie Sachsenberg betonte, keine Veranlass»»«, anzunehmen, daß sür deutsche Flieger mit beutsche» Al»«- zeugen und deutschen Motoren, wenn die Uedernahme «tuet solchen Risikos im nationalen Interesse liege, weniger Aus sichten beständen, als für die beide« erfolgreichen Amerikaner. Berufung im Kolomak-Prozed- Der Verteidiger der Fra« Kalomak ha« gegen Urteil des Große« Schvssengericht» in Bremen Berns«»« eingelegt. Zoll- und Beamtenfragen im Kabinett.
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