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71. y«-r,«mg. ZLL14 Gomtt«r, t. M«l 1«7 Drabtanschrüt: Nachrichten Dre.d«« Eernivrecker-Sammclnummer: LS 241 Nur iür Nach«ae«vrSche: 2OO11 vom l. bi« >s. Wat IS27 bei iiialich^etmaltaer Zustrllum, irei Lau» >.so Mk. -o6ZUg5»Gek)Ul)r Postbe,ua»vrei» iür Monat Mat 1 Mark odn« Poft,u«ellunasaebLbr. Stn»elnumm«r 18 Psennta Sie Ameisen werben nach Bolbmark berechne!: die etnlpaitiae N mm breite Anzeigen-Preise: E' san-il.-nam-i-en un°S.°l>° - -- aukerkald 2S0Psa. Offertrnaebün Schriftleitung und HauvigetchSstsItelle: Martenstrah« 3S 42 Druck u. Verlag von Liepich L Reichardt in Dresden Voftlcheck-Ronio lass Dresden Nachdruck nur mii deutlicher Quellenangabe «.Dresdner Nachr.*« »uläsfig. Unverlangt« Schriftstücke werden nick« auibcwabri. l^ole! Veilevue I^LQfimIltLg-1'ss mit XoriLSI-t. b/IIItsg- unck /^bsrick-Dsksl im Dsrnssssri-Lssl sri cksr ^lbs. Ssstsruits vonristims l'afsimusik. kv»!»ru« o°li Xonßsrvnulmmvr. st/Iittwoek /Vbekic! Die politischen ziele des Stahlhelms. Linöenburg in Oldenburg. — Rußland sprich! in Gens. — Neue Sehe gegen die Rheinräumung. Eine Dolschasl -es Stahlhelms. fDrahtmeldung unserer Berliner Lchristleltung.1 Berlin, 7. Mai. Anläßlich seines Ncichsfrontsoldaten- tages veröffentlicht der Stahlhelm folgende „Stahlhelm. Botschaft": Der Stahlhelm, der Bund der schlachterprvbtcn, unbesiegt hetmgekehrten deutschen Frontsoldaten und der von ihnen zum Geist der Wehrhaftigkeit erzogenen deutschen Jung- mannen, gibt am achten Rcichssrontsoldatcntag der Reichs hauptstadt die politischen Ziele bekannt, für die zu kämpfen er sich und alle seine Kameraden aufs neue verpflichtet. Der Stahlhelm sagt den Kampf an jeder Weichlichkeit und Feig heit, die das Ehrbewußtscin des deutschen Bolkes durch Ver zicht auf Wchrrecht und Wchrwillen schwächen und zerstören will. Der Stahlhelm erklärt, das, er den durch das Versailler Friedensdiktat und dessen spätere Ergänzungen geschaffenen Zustand nicht anerkennt. Er fordert deshalb die Anerken nung des Nationalstaates auch für alle Deutsche«, die Wieder herstellung des deutschen Wchrrechtes, wirksamen Widerruf des erpreßten Kriegsschuldbekenntnisses, die Regelung und Wiedergutmachung der Weltkriegsschäden auf Grund der solidarttchen Haftung aller für den Weltkrieg verantwort liche» Völker. Diese Ziele dürften bet der Durchsetzung des vertragsmäßigen Rechtes auf die vorzeitige Räumung der besetzten Gebiete und bei der Berichtigung der Ost grenzen nicht prcisgcgcben werden. Der Stahl helm fordert die Wiederanerkennung der Farben Schwarz-Wciß-Not. Unter dieser Flagge hat das Deutsche Reich die Zeiten seiner höchsten Ehre erlebt. Unter dieser Flagge hat das deutsche Volk seinen unvergleichlichen Heldcnkampf gegen die Welt von Feinden geführt. Die wirtschaftliche und soziale Not unseres Volkes wird verursacht durch den Mangel an Lebcns- und Arbeitsraum. Der Stahlhelm unterstützt jede Außenpolitik, welche dem deutschen Bcvölkcrungöüberschuß Siedlungs- und Arbeitsgebiete eröffnet und welche die kultu relle wirtschaftliche und politische Verbindung dieser Gebiete mit dem Kern- und Mutterland«: lebendig erhält. Der Stahl helm will nicht, daß das durch seine Not zur Verzweiflung I lungspolitik zur Stärkung der getriebene deutsche Volk Beute und Brandherd des '"" Angehörigen in allen Stellen deS ösfentliche« Dienstes und der Volksvertretung von der Gemeinde bis zum Reiche die Möglichkeit und das Recht maßgeben der Mitarbeit erlangen. Das Recht der Frontsoldaten zu dieser Mitarbeit gründet sich auf die besondere Eignung, die sie sich durch engste Verbundenheit der persönlichen Leistung mit dem schwersten Ringen des deutschen Volkes um sein Recht und seine Zukunft erworben haben. Der Stahlhelm fordert eine Verfassung, die jedem deutschen Staatsbürger verantwortlichen Anteil an dem Leben des politischen Gemeinwesens gibt, dem er eingeglicdert ist. Er fordert deshalb eine Selbstverwaltung, die sich aus die Leistung und bas ihr entsprechende Recht freier Staatsbürger gründet, und die jede Bevormundung ablehnt. Ueberall, wo es sich um Heer- und Wchrfragen der Nation handelt, ist die starke einheitliche Reichsgewalt notwendig. Unter ihrem Schutz und unter ihrer Aussicht gebührt allen Gemeinwesen das Recht ihres Eigenlebens und der dieses Eigenleben sichernden Verfassung. Nur unter dieser Bedin gung ist Frieden und Wohlfahrt zwischen Reich und Ländern und zwischen Staat und öffentlichen Körperschaften möglich. Getreu seiner Herkunft und seiner Geschichte bekämpft der Stahlhelm alle Bestrebungen und Auffassungen, die das deutsche Volk zcrklüstcn wollen. Er hält das Erlcbuis alter Frontkameradschast und Einigkeit hoch und will aus ihm das nationale Einhcitscmpsindcn entwickeln. Er bestreitet die Berechtigung der materialistischen Geschichtsauffassung und die marxistische Lehre. Er widersetzt sich dem Gedanke« des Klassenkampfcs unter voller Anerkennung des Wertes der lebendigen Intercssen- verbnndenheit. Zwischen Werk, Unternehmern und Mit arbeitern wird -er Stahlhelm eine ehrliche und entschlossene Austragung der natürliche» Interessengegensätze nicht hindern. Er fordert jedoch die Jnnehaltung der gesetzlich erlaubten und moralisch bedingten Kampfmittel und die Wahrung der überragenden Interessen der Volksgemeinschaft. Der Stahlhelm sieht mit Besorgnis auf die mit zunehmen der Industrialisierung fortschreitende Loslösung gesunder Volkskunst vom Heimatboden und fordert eine Agrarpolitik, welche Siedlung ermöglicht. Der Tag -es „Stahlhelm". Innenkolonisation und Sieb- deutschen Ostmark, dnrch Auf- Volk Beute Bolschewismus wird. Der Stahlhelm bekennt sich zu der Ueberzeugung, daß die Geschicke des deutschen Volkes nur durch eine starke, zur Tragnng der Verantwortung willige und fähige Negierung bestimmt werden dürfe». Deshalb fordert er die Stärkung der Machtbefugnisse des Reichspräsidenten, die Sicherung der Wohlfahrt von Land und Volk gegen die Willkür parla mentarischer Notvcrständignng und Zusälligkeitcn. die Schaffung eines Wahlrechts, besten Ergebnis sowohl die Ucbcrcin- stimmung mit dem wahren Volkswillcn als auch die Möglich keit echter NegicrnngSvcrantwortung gewährleisten. Der Stahlhelm will keine neue Partei bilden oder werden. Aber er will den staatsbürgerlichen Willen der ehemaligen Frontsoldaten zum Ausdruck bringen. Er will, das, seine süllnng des Grenzraumes mit deutschen Bauerndörfern sind Waffen des nationalen Behanptungskampfes, zn deren An wendung der Stahlhelm mithelfen kann und will. Der Stahl helm fordert Maßnahmen gegen die seit der Revolution ge steigerte U Überfremdung unseres politischen, wirt schaftlichen und kulturellen Lebens und gegen die Verwilderung der sittlichen Anschauungen. Der Stahlhelm fordert die Anerkennung und Durch setzung seiner Ziele von den verfassungsmäßigen Vertretun gen des deutschen Volkes in Negierung und Parlament. Er ist fest entschlossen, seine Ziele in Gemeinschaft mit allen par lamentarischen und außerparlamentarischen Kräften des deutschen Volkes, die Arbeits. und Kampfgemeinschaft mit ihm halten wollen,, nur durch Anwendung rechtmäßiger und geseh mäßiger Mittel zu erkämpfen. Das ist -er Weg und Wille des Stahlhelms zur inneren und äußeren Befreiung Deutschlands Ungestörtes Eintreffen -er Stahlhelm- Transporte in Berlin. iDnrch Funkspruch.i Berlin, 7. Mai. Das Eintreffen der heute hier er warteten Stahlhelmtransportc, bei denen cs sich im wesent lichen zunächst noch um RortrnppS handelt, hat sich bisher planmäßig und reibungslos vollzogen. Bis heute mittag waren etwa 16 01X1 Mitglieder des Stahlhclmbuudcs ein getroffen. Das Gros wird erst morgen früh in Berlin er wartet. Die Zwischenfälle, die sich gestern abend am Kurfürsten, dämm abspielten, haben sich inzwischen aufgeklärt. Beteiligt waren, wie eine hiesige Korrespondenz erfährt, Nationalsozia listen und Kommunisten. 21 Personen, in der Hauptsache Nationalsozialisten, die Extrablätter verteilt batten, wurden zusammen mit vier Kommunisten, die mit den Hitler-Anhängern in Reibereien gekommen waren, ststiert. Erziehung zum nationalen Witten. Ein Referat der Schulnngstagnng. Berlin, 7. Mai. Die im Rahmen des Frontsolbatentages des Stahlhelms stattfindcndc SchulungStaguug wurde heute vormittag mit einem Referat des Herrn v. Movo- sowtcz „Die Erziehung zur nationalen Politik" fortgesetzt. Der Redner betonte einleitend, daß die Erziehung zum natio nalen Willen bas einzige sei, was bas deutsche Volk noch vor dem Untergang retten könne. Dentschland sei nicht mehr ein freier selbständiger Staat, sondern eine Kolonie des inter nationale« Kapitals. Weil man das Volk der Germanen nicht mit dem Schwerte fasten konnte, habe man es mit Hunger und anderen Gemeinheiten und Niederträchtigkeiten gezwungen. Leider habe es in Deutschland Bundesgenosten des äußeren Feindes gegeben. Mit den Flugblättern, die von Flugzeugen auf die Front geworfen wurden, habe es angefan- gen. Diese Flugblätter habe man mit einem schwarz- rot-goldenen Rand versehen. Das sei der Grund, wes- halb diese Farben nicht für deutsche Männer tragbar sein werden. Vom Waffenstillstand bis Locarno sei das dcntschc Volk von Stufe zu Stnse weiter in die Kette hineingcsührt worden. Die Hetze «egen den Stahlhelm entspringt nur der Angst, daß bas Gesunde und Gewaltige seiner Ideen den Volksgenossen die Augen öffnen könnte. Die Führer der Jugend müßten alte Frontkämpfer sein, und die Frontkämpfer hätten auch die Aufgabe, «m die Seele des deutschen Arbei ters z« ringen. Zur deutschen Arbeiterschaft komme man nur auf nationalem Wege. Das Anschwellen des Roten FtDnt- kämpferbnndes sei an sich ein Zeichen dafür, baß auch bei der Arbeiterschaft der Wille zur Macht vorhanden sei, mir müsse man ihn in richtige Bahnen lenken. Roke Farbenklexer verhafte!. (Durch Funkspruch.) Berlin, 7. Mai. In der vergangenen Nacht versuchten Mitglieder der K. P. D., auf dem Spreewaldplatz am Gürlitzer Bahnhof Zettel anzukleben. Da sie der Aufforderung der Polizei, sich zu entfernen, nicht nachkamen und eine drohende Haltung einnahmen, wurden drei Teilnehmer verhaftet. Man fand bet ihnen Stahlruten und Schlagringe. Weiter hin wurde an anderen Stellen ein Arbeiter, der einen Bürgersteig mit roter Farbe besudelte, und ein Bureaubote beim Zettelankleben verhaftet. tW. T. B.) Zum erstenmal zieht heute der Stahlhelm, wohl die größte und bedeutendste Organisation der Vaterländischen Verbände, geschlossen in Berlin auf. An die hunderttausend Kameraden sind zusammengeströmt aus allen Teilen und Winkeln des Reiches zum Treffen der Frontsoldaten, und die Reichshaupt, stabt horcht, freudig sie begrüßend und zugleich lärmend sie beschimpfend, dem Marschtritt ihrer Kolonnen. Daß dieser erste Zug des Stahlhelm nach Berlin an politischer Be deutung alle bisher dagewesenen Demonstrationen ähnlicher Art bei weitem übertrifft, haben die wütenden Angriffe be« wiesen, mit denen die Linke und ihre Presse seit langen Wochen den Stahlhelmtag in den Mittelpunkt des Interesses gestellt haben. Sie haben kein Mittel unversucht gelassen, zu- 1 erst um durch Druck auf die Behörden die Veranstaltung zu verhindern, und dann, als dieser Versuch mißlungen war, um die Berliner Bevölkerung gegen die verhaßten Vaterländi schen aufzurcizcn. So viel «Spott und «Schmähen, so viel Lüge und Fälschung gegen andersdenkende Volksgenossen ist nicht mehr dagcwesen seit den Tagen des Kampfes um den Volksentscheid. Warum all dieses Wut- und Wehegeheul, warum diese gefährliche Verhetzung der Massen? Warum soll es dem Stahlhelm, als einem nationalen, den Gegenwarts staat ausdrücklich bejahenden Verband, verwehrt sein, sich in den Straßen der Neichshauptstadt in festlichem Aufzuge zu zeigen und für seine Ideen zu werben, ebenso wie es die sozialistische Parteitruppe des Reichsbanners und die staats feindlichen Noten Frontkämpfer der Kommunisten bet jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit tun dürfen? Der Vorwand einer Putschgefahr, der unter Hinweis auf den faschistischen Marsch nach Nom erhoben wurde, ist so lächerlich, daß sich nur politische Kinder seiner bedienen können. Das Verhalten des Stahlhelm in der Vergangenheit und die be- stimmten Erklärungen seiner Führer sind genügend Bürg, schaft, daß er jede Putschtaktik ablehnt und nur mit ver fassungsmäßigen Mitteln seine Gedanken zur politischen Tat werden lassen will. Der tadellose Verlauf der früheren Generalappelle des Verbandes in Düsseldorf und Köln be weist überdies, daß die Führung ihre Gefolgschaft so fest in der Hand hat, -aß auch Gewaltakte und Ausschreitungen tm einzelnen nicht Vorkommen können, wenn sie nicht etwa durch die offen verkündete Störungs- und Herausfordcrungstaktik der Kommunisten erzwungen werben. Es ist gut und wohl zu merken, daß ein so einseitig linksradtkal eingestellter Politiker, wie Hellmuth v. Verlach, in der „Welt am Mon. tag" von vornherein scstgestellt hat, baß es nach den von ihnen getroffenen Vorbereitungen die Schuld der Kom munisten sein würbe, wenn sich unliebsame Zwischenfälle er. eignen sollten. Es ist sehr wohl denkbar, baß die Kommunisten ein neues „Blutbad unter der klassenbewußten Arbeiterschaft" — wie es die „Note Fahne" in aufreizenden Lettern ihren Lesern vormalt — gut gebrauchen könnten, um unter einer so zug. kräftigen Parole ihre in alle Windrichtungen auseinander, stiebende Anhängerschar wieder einzufangen. Aber die Stahlhelmkameraden werden ihnen diesen Gefallen nicht tun, und von der Polizei ist zu erwarten, baß sic dem Verbot kommunistischer Gegenaktionen durch den Polizeipräsidenten in der Ausübung ihrer Pflicht allen nötigen Nachdruck ver leiht. Der Kampf gegen den Stahlhclmtag und die polizei lichen Vorbereitungen dafür haben ja einige Blüten ge. zeitigt, die den Geist und die Dienstauffassung dieser von Severing aufgezogenen Polizei in einem recht eigenartigen Lichte erscheinen lassen. So, wenn ein sozialistisch orientierter Polizcibeamtenverband seine Mitglieder direkt zur Kontrolle und Berichterstattung darüber aufruft, ob die ihnen erteilten Anweisungen und Befehle republikanisch hieb- und stichfest sind. Oder wenn der sattsam bekannte Schradcrverbanb in einem Aufruf zum Stahlhclmtage an dem Verhalten der Vorgesetzten Behörden Kritik übt, indem er bedauert, baß sie „das Spiel mit dem Feuer" überhaupt zugclasten haben, und wenn dieselbe Organisation für die „außerordentliche In anspruchnahme" der Beamten in diesen Tagen eine An- erkennung in wirtschaftlicher Form fordert. Solche Ent gleisungen sind bedenkliche Anzeichen dafür, daß die Aera Severing—Grzcsiusky mit Erfolg dabei ist, die sprichwörtlich gewordenen altprcußischeu Bcamtentugcndcn sachlicher Tüch. tigkcit und unbedingter Pflichterfüllung anszumerzcn zu gunsten einer parteipolitischen Dienstauffassung, die sich in ihrer materialistischen Tendenz nicht scheut, für Arbeits»