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Dresdner Nachrichten : 29.12.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-12-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-190312296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19031229
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19031229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-12
- Tag 1903-12-29
-
Monat
1903-12
-
Jahr
1903
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.12.1903
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57 Trinker, da» sind auf jOOO Knaule 91,S^w. SA Trinker, von Ivo Krankin überhaupt fallen aus Inen Berufe: Dienst boten 8,65, Häntürrbeiter 84,89, Fabrikarbeiter unv Gewerbe treibende 91,44. seibständiae Handtverker 10,35, Kaufleute 1,62, kaufulännifche Angestellte 6,08, Offiziere, Beamte ufw. 5,88, Per- foueu mit Hochschulbildung 0.41, Rentner 0,61, Ehefrauen und Haustöchter 4.46, Renten- und Almoscnempsänger 0,61. — An der Reikdsseier am 18. Januar wird sich nunmehr auch der Deutsche Flottenverein beteiligen. Zudrn diese Frier bisher ieit Jahren veranstaltenden vateriandiichen Vereinen sind demnach diese» Jahr neben den drei völkischen Partelvereinen lKonlewattver Verein. Nationailtberaler Reichsverei» und Resvrm- verein) noch die Solontalaelellichast. der Deutsche Flottenverei» und der Verein Dresdner Presse hinrugetieten. Die Festrede wird Here Gumnusialoberlehrer Dr. Roffen Hagen halten, der .Orpheus" unter der Leitung Albert KluaeS wird mehrere Manner chöre Vorträgen, u. o. auch MeßnerS PreiSrdor .Gelang der Ger manen nachher VamSichlacht". Dir Vvrturrrerlchaft der Dresdner Turne,schart wird turnerische Boriüdruiigen bieten. Nach dem offiziellen Teile der Frier, bei welcher die Schützenkapelle unter Helbig» Leitung koruertieren wird, findet ein patriotischer Komme,s statt. Neben der Festrede wird im ersten Teile des Abends die Ueberretchring der Ehrenurkunden an die Sieger de, vaterlSiidirchrn Festspiele des IabreS 1903 duich Herrn Oderbtirgr,nrc»ter Geh. Finanzrot Beutler «m Mittelpunkte der Festlichkeit stehen lieber Nähere» erteilt Auskunft Dr. Hovf. Carolastrahe 7. — Unter zahlreicher Beteiligung wurde am 2. Wcihnachts- feiertage auf dem Friedhofe zu Tolkewitz der am 23. Dezember rm Alter von 58 Jahren verstorbene Obermeister der Dresdner Schmiedemnung, Herr Robert Lieb sch er. bestattet. Unter den Leidtragenden gewahrte man die Herren Landestierarzt Prof. Dr., Edelmann, Dozent Dr. Lungwitz, viele Jnnungsobermeister, sowie Vertreter der Bezirksverbände. Die Gedächtnisrede hielt Herr Pastor Reichel, woraus der stellvertretende Obermeister Herr Schröter einen herzlich gehaltenen Nachruf sprach. Auch ein Mit glied der Loge „Humanitas", welcher der Verstorbene lange Jahre angehört hat. ehrte den Entsclilasenen durch warme Worte. — Am ersten Weihnachtsscicrtage früh in der sechsten Stunde ist der bekannte, langjährige Barenschänkenwirt, Herr Oswald Aussig, im 49. Lebensjahre stehend, nach nur ganz kurzem Krankenlager plötzlich am Herzschlag verstorben. Der Heimgegangene war der Gründer der Bärenschänke auf der Webergasse, die 1887 von ihm eröffnet wurde. -Eine aukkegende Szene bat sich in der Nacht zum ersten Feiertage in einem hiesigen Hotel in der Neustadt abgespielt Entgegen de» in Umlauf gekommene», teils unwahren, teils über triebenen Darstellungen sei hiermit über den Vorfall folgendes authentisch berichtet: Am Mittwoch langte ln dem Hotel ei» Wilshriger Student aus Ehailotteuburg an, für den durch seine hier lebende» Verwandten im Voraus Logis bestellt worden war Der lunge Mann, de, während seines Ausentkalres im Hotel keinerlei alkoholische Getränke zu sich genommen, sich vielmehr als Temperenzler bezeichnet halte, begab sich am Heii'gen Abend z» seinen Verwandten zur Bescherung, kehlte um 10 Uhr in das Hotel zurück und suchte »olort sein Zimmer aus Gegen Mitter nacht bemerkte der Besitzer des Hotels noch Licht im Zimmer seines Gaste» Um 4 Uhr Morgens, eben als die Kirchenglocken da« Weibnachtsiest einlänteten. erhob sich in dem Zimmer des jungen Mannes ein betäubender Lärm: der Student war plötz lich tobsüchtig geworden. Von dem Schleien und Toben, dem Umherwelsen von Möbelstücken unv Zertrümmern von Glas geschirr waren auch zwei im anstoßenden Zimmer schlakende ältere Domen erwacht, sie letzten die elektrische Klingel in Bewegung und rieten laut um Hilfe Hierdurch wahrscheinlich in seinem Wüten gereizt, warf sich der Jmrnnige nunmehr mit solcher Gewalt gegen die Tür des Nebenzimmers, daß dtew unter HernnSreitzen der ehernen Türriegel und Kramven in das elftere hineinsiel. Ihr folgte der Irre und warf sich loiort ans die eine der Dame». Dieier kam die andere zu Hilfe und zu gleicher Zeit erschien der Besitzer deS Hotels dem es mst Aufbietung aller seiner Kräste gelang, den um sich schlagenden Tobsüchtigen von der Dame, ans der er kniete, loszmeiße» und zu Fall zu bringen. Die beiden Damen fanden iotort Äninahmc in der Privalwohnung des Hotel besitzers. Schwere Verletzungen haben sie nicht davongetragen. aber es bleibt zu wümchen, daß der furchtbare Schreck keine schlimmen Folgen für sie bat. Der Tobsüchtige, der seinen Gegner fortgesetzt „Ehristnsmörder" nannte, und der Besitzer ranae» in dessen weiter miteinander, wobei dem letztere» das erste Glied des rechten Daumens bis ans den Knochen burchbissen wurde und er außerdem mehrere Stöße mit dem Fuße gegen Brust und Kovk erhielt. Endlich kam auch die Gattin des Hotelinhabers dazu, und de» vereinten Kräften beider gelang es nun, de» Irren bis zur Tür zu zerren, woraus sie ihn irr das Z mmer zmückstießen und die Tür von airßeir verschlossen. Drei Mann des miitlerweile zuianrmrngelauieiikn Personals mußte» sich dagegen stemme», um ein Hrraiisbiechen der Türe zu verhüten. Wie übermenschlich groß die Kraft de» Irren war. geht daraus hervor, daß sich de, metallne Türdrücker als säst bis zur Halste gebogen erwies. Alles hirs 'vielte sich innerhalb weniger Minuten ab Unter den aui der Straße sieben gebliebenen Passanten befand sich ein Beamter der Wach- und Schließgeiellichast. der ioioit die nötige» Notsignale gab und sich dann an der Uinchädlichniachnng des Irrsinnige» be teiligte Endlich erschienen Beamte der Kriminal- nndWvhIiahrtS- volizei. die aber ebrniaüs ichwere Mühe hatten, den unglückliche» pingen Mann zu bändigen; durch Uederwenen einer Decke gelang eS indessen ichließlich doch, ihn niederzniverien. mit Stricken zn binden und nach dem Siechcnhause zu schaffen. Wie weiter z» erfahren war. sind die Eltern des unglücklichen Kranken beide ebenfalls in geistiger Umnachtung gestorben, doch versichern die Verwandten, daß sich bei dem jungen Men'che» bisher noch niemals eine Svnr vo» Wahnsinn gezeigt, daß er vielmehr regel mäßig und »»geilört seinen Studien obgelegen habe. Möglich auch, daß das Weihnachistest. verbunden mit dem Gedanken a» das traurige Sch mal der Eltern, eine momentane geistige Depression bei dem Unglücklichen heivvrgernse» hat. — Der l886 gegründete Verein Deutsch-Oe ster- reicher zu Dresden bereitete seinen arme» bedürftige» Landsleuten am Sonntag nachmittag im Vereinslokale.Reichs kanzler". Holdeinplatz 4, eine größere Etisistbeicherniig. Dank dem WohItätigkeiiSsinn der Mitglieder und Gönner des Vereins standen zur Anschaffung von Weihnachisgaben mehr als 200 Mk zur Ver fügung, wozu auch der österreichnche Gesandte. Hrrr Dr v LaSzlo- lolta einen namhaften Beitrag überwiesen batte. Dir Weihnachts stier wurde durch die Gegenwart des Herrn Legalionsiekretäis Baron V. Lederer-Trattne» ausgezeichnet. Nach dem gemeiniame» Gesänge des WeidnachtSlirdeS: »Stille Nacht, heilige Nacht!" beleuchtete Herr Kaolan Heine in einer herzlichen Ansprache die Poesie de» WeihnachtsfestcS und die Bedeutung der Wechnachts- aadcn und forderte bst Beschenkten zur Frömmigkeit und L'nnkbar- kest auf Mit glückstrahlende» Gesichtern »ahme» die Beichenkten. 26 Knoden und Mädchen, ihre Gaden in Empfang. welche durch weg aus praktischen, haltbare» Kleidungsstücken bestanden. Eine Anzahl Barunterstütznnge» a» Erwach'ene wäre» ichoa einige Tage vorher durch die Post verschickt worden. Nach Verlösche» deS CbnstbaunieS blieben die BereinSgenossen bei Sang und Scherz noch einige Stunden bei einander, um Erinnerungen aus der unvergessenen alten Heimat anszntanschen. — K> voller Rüstigkeit und bei bewundcrungSwertcr Hin gabe wirkten am ersten WerhnachtSfeiertage die Herren Hachen- berger und Weichel, im Alter von 70 Jahren stehend, bei dem vom Männergesangverein „Anakreon" im .Orpheum" gebotenen Konzert, verbunden mit theatral schen Vorträgen, mit Der im Jahre l859 gegründete Verein hielt auch diesmal wieder unter der Leitung des Herrn Lehrers H. Born durch den Vor trag seiner stimmungsvollen Lieder eine reiche Ernte des Beifalls, der sich weiter übertrug ,us die Solovorträge einiger Herren und die eingeflochtenen Einakter, die an Inszenierung und Auf führung nichts zu wünschen übrig ließen. — Der Verein „Asyl für obdachlose Männer", dessen Protektor König Georg ist, stierte das Wechnachtsfcst am ersten Feiertag-Abend. Es waren 105 Männer, darunter sehr viel alte Leute, erschienen. Nach einer ergreifenden Ansprache durch de» Vertreter der inneren Mission, Herrn Pastor Ruttim erhielt jeder von den Aermsten wollene Sachen, Stollen, Zigaretten, Speisemarken. Hierauf wurden sie reich bewirtet. Ohne Aus nahme sah oian in den Gesichtern, die viclfach von so vieler Not und Sorge tiefe Spuren zeigten, nur Freude und Dankbarkeit. — In der Loge zu den Ehernen Säulen, Boutzner Straße 19. findet am 9. Januar, nachmittag» 5 Uhr. Christ- bescherungSfeier flott. — Der Deutsche Reformverein zu Dresden hält seine gewohnte Wchnachtsseier. bestellend in Konzert. Festrede des Herrn Pfarrers Segnitz, Gabenverlosung, GesangSvorträgen de» Mannergesangverein» «Fürst BISmarck" und Ball am Sonntag, den 8. Januar, abends 8 Uhr im Saale des „MusenbauseS" ab. — Eine Christbescherungsfcier vereinigte die Angehörigen Schuhmacher-Jnnung, Schefselstraße 10, 1. Et. Nachdem 20 Kinder an die ihnen zugewiesenen Plätze geführt worden waren, eröfsnete der Mannergesangverein „Germania" mit dem ergreifenden Bortrage de» alten schönen WeihnachtsliedeS: „Es ist ein Ros' entsprungen!" die Feier. Darauf folgten Schrift- Verlesung, allgemeiner Gesang und die erhebende Ansprache des Herrn Pastor Heise. Gebet, Männergescmg und allgemeiner Gesang beendeten die Feier. — Die vorgestern im Gosenschlößchen zu Leivzig-Plaawrtz abgehaltene Konferenz sozialdemokratischer Ge meindevertreter war von 87 Vertreten: aus 42 Gemeinden besucht. Die Punkte der Tagesordnung betrafen: 1. das Sclbst- verwaltungsrecht, 2. die indirekte Besteuerung, 3. das Einquar- tierungSwesen und 4. die Wasserversorgung. Nur zum zweiten und werten Punkte der Tagesordnung entspannen sich längere Debatten. Was das Steuerwesen betrifft, so erklärten sich sämt liche Redner dafür, daß eine hohe Bauplatz- bezw. Arcalgemeindc- steuer eingeftthrt werde, da durch die gemeindliche Tätigkeit sAus- bau der Stadt usw.j das sonst nur eine» landwirtichaftUchen Wert habende Areal den wesentlich höheren Wert als Bauland ge winne. — Bei der österreichischen Postabsechiiiing mst dem AuSlandr wurde »ach der Wiener .Neue» Freien Presse" sestgestellt. daß die Post i» Bad Elster iünf gefälschte Postanweisungen ;» je 1000 Kranen an einen angeblichen canci. zur. Hans Weber ausbezahlt bat. Der Fäbcher ist vermutlich ein Hilssbeamter in Kailübav, der seit jener Zeit vermißt wird. TaneSgeschichte. Deutsches Reich. Folgender Erlaß des Groß Herzogs von Mecklenburg-Schwerin ist bekannt gegeben wor den: „Die treue und freudige Anteilnahme an meiner Ver lobung. der ich mich von vornherein bei meinem lieben mecklen- buraffchcn Volke versichert halten durfte, hat in außerordentlich zahlreichen, mir aus allen Teilen des Landes von Behörden, Vereinen und einzelnen Persönlichkeiten zugegangenen brief lichen und telegraphischen Glückwünschen ihren beredten Aus druck gefunden. Ich habe alle diese Kundgebungen mit umso aufrichtigerer, wahrer Hcrzenssreude eutacgcngeliommen. als ich aus ihrem Inhalt zugleich die beglückende Erkenntnis ge wann, daß sich ein großer Teil der mir darin bezeugten liebe vollen und treuen Gesinnung bereits auch auf meine von mir vielgeliebte Braut, die künftige Landesherrin, übertragen hat. Allen aber, die meiner sowie auch der Herzogin, meiner Braut, bei dem Glück, das uns Gottes Gnade hat finden lassen, mit so freundlichen Segenswünschen gedacht haben, sage ich freudig bewegten Herzens unser beider herzlichsten und wärmsten Dank. Gmunden, den 24. Dezember 1903. Friedrich Franz." Ein Mahnwort an den Reichstag richtet der ,,Schwab. Merkur": Der Anfang der Ne chstagslätigkcit ist nicht tzt. Tie große ist übel gewesen. Das Haus war gut besetzt. Tie große Frage . nun: wird der während dieses kurzen Beisammenseins bewiesene Pflichte fer von Bestand sein? Nicht oft und eindringlich genug kann es ausgesprochen werden, daß nur ein diese Frage bejahen des Verhalten der Abgeordneten die Wiederholung des Jammer bildes, zu dem der verflossene Reichstag herobgesunken war, ver hüten kann. Der Reichstag muß seine Gesundung aus sich selbst bewirken, und da ist das erste und unerläßlichste Mittel: A kürzung der Verhandlungen. Vermeidung alles Ueberflüssigen. Konzentration der Arbeit. Die Vorbedinaung dafür ist dauernde Beschlußfähigkeit. Aber damit allein ist es auch nicht getan. Vielmehr ist es wiederum eine Vorbedingung der dauernden Be schlußfähigkeit, daß dck einzelnen Redner sowohl wie dir Parteien sich eine starke Selbstbeschränkung auferlege». Leider sehen wir davon einstweilen das gerade Gegenteil. Rund 100 Initiativ anträge sind dem Schoße der Parteien entstiegen. Wollte mau es mit ihnen wirk! ch ernst nehmen, so könnte man. da die jähr liche Erledigung des Ncichshausbaltsctats nun einmal unweigerlich ihre Zeit fordert, eine ganze Legislaturperiode damit ausfüllen und die Negierungen könnten sich auf die Rolle des Zuschauers beschränken. Man sagt nicht zuviel, wenn man behauptet, daß auf diese Weise die Einrichtung der Initiativanträge nachgerade löcrwrlich gemacht wird. Ursprünglich hat man von diesem wert vollen Rechte des Reichstages, gerade weil es so wertvoll ist, nur einen sehr mäßigen und vorsichtigen, zugle'ch aber auf dem ernsten Willen einer zweifellosen Mehrheit fußenden Gebrauch gemocht. So ist z. B im Jahre 1873 aus der Initiative des Reichstags heraus die Kompetenz des Re chs auf das bürgerliche Recht und das gerichtliche Verfahren ausgedehnt worden. Heute aber bedient man sich der Initiativanträge säst ausschließlich zu Parteidemonstrationen. So gewöhnt man sich nach und nach daran, die Initiativanträge überhaupt nicht mehr ernst zu nehmen. Mer leider sind sie als Zeitvergeuder vo» verhängnisvoller Be deutung: denn bei der gänzlichen Nutzlosigkeit der über sie ge führten Debatten werden die Abgeordneten ans dem^Hause ge scheucht. die Bescklußunsähigkeit reißt ein, und die Sozialdemo kraten sind die Herren der Lage. D'e p re» ß i' cd e » U n ter bea in ten haben eine Eingabe an de» vreuß'ichen Landtag gerichtet. die verlangt, daß, wie es im Reiche längst geschehen ist. io auch in P>euße» für dir Untrr- beamlen die Ar re st st rase als Disziplinarstrafe abgeschafft werde. Der preußische Minister des Innern bat nach dem „H. C" Erhebungen darüber angeordnet. in welchem Umfange bet den letzten Landtagswahlen innechalb der einzelnen Belwastilngsbezirke chiisll'che Kirchen in E,mangeln»« cmderer niiSleicheiider Räume als W a b > l oko le baden benutzt werden müssen, sowie ob sich daraus Unriilräglichkeiten «gebe» haben. Feiner loll erwogen werden, ob es nach den örtlichen Verhältnissen rastam erscheint, von der Benntznng de, Kirchengebäude für die Zukunit abzuichen. ielbsi wenn zu diesem Zwecke eine Verlegung des WahlorteS in Aussicht genommen weiden müßte. Zu der Aufrem,ng der englischen Presse über die Erwähnung der Schlacht bei Waterloo in der Kaiserrcde in Hannover be merkt die „Allaem. Ztg" sehr treffend: „Der Erwähnung, daß die Hannoversche Rede des Kaisers wegen der darin vorkommen- dcn Aeußeruneen über die Schlacht bei Waterloo in der englischen Presse vielfach erregt kritisiert iveöd«, wird au ciiMlnen Stellen scheinbar etwas zu viel Gewicht beigeleat. Die Sacke selbst ist w eigentlich unbeschreiblich lächerlich, um so mehr, als der Gegen stand des Stre'tes nicht einmal neu ist und gebildete und ge- schichtsknndige Engländer sehr wohl wissen, daß es lediglich eine historische Legcndcnbilbung ist, die die Notlage des Herzogs vo» Wellington bei Waterloo, die ibm und seiner Armee militärisch durchaus nickt zur Unehre gereicht, aus einem törichten Nationol- dünkel »m jeden Preis ableugnen >vfll. Interessant isi nur dabei, daß die deutsche Auffassung von dem tatsächlichen Hergang der Scklacht bei Waterloo, die zugleich die Auffassung der gesamten nicht - englischen Welt ist, 88 Jahre lang öffentlich vertreten morden ist, ohne daß man sich in England darüber erregt hat, während jetzt plötzlich die nationale Empfindlichkeit erivacht. Old Eng land ist nervös geworden, und seine politischen Drahtz eher ar beiten. um gegen Deutschland Stimmung zu machen, mit Mitteln, die dos stolze Britannien früher, als es noch nicht nach dem Urteil des Auslandes fragte, verschmäht hätte. Das ist für uns lehr- reich und immerhin zu brachten, wenn auch ficffich in anderer Weise und aus einem anderen Grunde, als man vielleicht in Eng land glaubt. Der britische Nationaldünkel ist zwar nieinals eine angenehme und liebenswürdige Erscheinung gewesen, aber er war der Achtung wert, so lange er ganz und vir in sich selbst ruhte und nach anderen überhaupt nicht fragte. Die kindlich ohnmächtige Ueberhebung, die als Reflexbewegung gegen fremde Berührung, erscheint, hat nichts Imponierendes mehr. Sck verdient nichts anderes, als eine Betrachtung mit gelassenem Kopffchütteln. Wir fürchten, der fiebernde John Bull wird noch manchesmal ähnliches Herze- leid erleben." — Der Aergcr der Engländer über die Kaiserrede in Hannover belustigt die Franzosen ungemein, wie schmerzlich auch ihre patriotischen Gefühle durch die Erinnerung a» Waterloo berührt werden. Sie begre fen gar nicht, wie man eS an der Themse überhaupt wagen kann, daran zu zweifeln, daß die Preuße» Wellingtons Armee an dem denkwürdigen Tage vor der Bern ch- tung retteten, an dem der englische Feldherr ausrief: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder Blücher käme Man ist in Poris einsichtig genug, den Londoner Zeitungen auf ihre Aufhekungsversuche der ranzosischen Meinung ruhig zu «rw.dern, daß Erinnerungen, wie ie der Deutsche Kaiser in Hannover wachnef. bei militärischen Zeremonien nun einmal unumgänglich seien, und daß di« Form- in der diese gehalten war. auf keinen Fall die Voraussetzung ge statte. daß «ine Verletzung des französischen Patriotismus be absichtigt war. Man kann indessen seme Genugtuung darüber nicht verbergen, daß die ehemaligen Berbündeteu sich jetzt Water- loo, das früher ihre Waffcngemeinschaft besiegelt und das fort- während von ihnen als Erinnerung der gemeinsamen Interesse» angerufen worden war, gegenseitig an den Kops werfen, und daß Engländer und Deutsche sich über diesen gemeinsamen Sieg in den Haaren liegen. Frankreich könne sich nur über diese fortwährende» Beweise einer tiefen Abneigung Englands gegen Deutschland unv viav vercw beglückwünschen, da somit die Eventualität einer neuen „Belle Alliance" für geraume Zeit ausgeschlossen ist Der veisivibene Ncirionalökonom und Staatsmann Albert Sch äffte war am 2l. Februar 1831 zu Nürtingen in Würtlem berg nebme». Vo» 1861 bis 1861 war er Mitglied der Zweite» Wnittrmbergischen Kanimcr und 16l>8 gekörte er dem Deulschcn Zollparlament an. In denneflien Jahre folgte er einem Rufe an die Univeisitnt Wien Die Einennung zum Handelsminister in dem am 7. Februar 187l gebildeten österreichischen Ministerium Gras Hohenwart bot ihm Gelegenheit, sich als praktischer Staat« man» zu betätige». Allein >chon im Oktober 1871 schied er mit dem Sturze des Ministeriums Hohenwart aus dem östeireichischen Staalsdienste. um sich zn freier wisieuichastlicher Arbeit dauernd in Stuttgart niedcrzuinffen. Im Lause von vier Jahrzehnten bat er eine Reibe bedeutender Weikc über uflitsibastliche. finanzielle und soziale Fingen veiössenllicht. I» allen leinen Arbeiten, ins besondere in denen aus sozialpolitischem Gebiete nahm Schäfflc eine duichaus selbständige, freilich viei augefochtene, aber doch hervorragende Siellung ein. In Langeiibntg ist aus Strahlung der Sarg mit der Leiche der Fürstin zu H o h e» l o h e - L a u g e» b u ra cingettoffe«. Der Sarg wurde unter Geläut aller Glocken durch Fackelspalirre verschiedener Vereine zur Scblvßkavelle übergrsichrt. wo der Dekan Günlber in Anwesenheit der Leidtiagenden ei» Gebet sprach. Wegen der bevorstehenden Bürgerschaftswahlen in Hamburg gingen aus den unteren Kreisen in den letzten Tagen Anmeldungen zu gebührenfreier Erwerbung des Bürgerrechts so massenhaft ein, daß d-ese und nächste Woche ie 700 bis 800 Bürger- Vereidigungen vorzunehmen sind. München hat jetzt gleich Karlsruhe ein richtiges, staatlich an erkanntes M ä d ch e n gy m n a si u m erhalten. Der Köuigl. Gvm- »asialdirektot a. D. Adol» Sickenberger hatte im Jahre 1900 einen „Prlvat-Gymnasialunlenicht für Damen" eiöffnrt. der aniangs nur von 4 Tamen besucht war. jetzt aber bereits 38 Schülerinnen Mit. Der frühere Kultusminister Tr. von Landmaiin stand dem Unternehmen »ie steundlich gegenüber. Anders der neue Kultus minister Dr. von Wehner. der jetzt mit Rücksicht ans die Ausdeh nung. die die Piivatanstalt genommen, diese als Lehranstalt genehmigt und anerkannt hat. Sie führt fortan den Titel: „Pilval-Gymnasialkurse für Mädchen in München". Das Gym nasium wird im lammenden Schuljahre 1901,05 auch räumlich wesentlich vergrößert und aus 4 Jabieskurie ausgedehnt werden. Zu bemerken ist allerdings, daß der Leiter des Münchener Mädchenaumnasinms der Zkntrmnspartei angehört, ein liberaler Rektor hätte vom letzigen Kultusministerium kaum diese Unter stützung gesunden. Oesterreich. Zur Englandreise Kaiser Franz Josephs wstd berichtet: Ter Kaiser wird kaum vor Ende Mai oder Juni, also kaum bevor das englische Klima für den hohen Reisenden erträglich geworden ist, die Fahrt cmtreten. Er dürste wahrscheinlich die gleick>e Route wählen, welche auch König Eduard bevorzugt, das ist via Köln und Vlissingen. Von Vlissingen wird der Kaffer die Uebcrfahrt zweifellos auf der englischen Königs jacht „Victoria and Albert" unternehmen. Im Hinblicke auf den Charakter des Besuches, der nach jeder Richtung hin das Gepräge einer Staatsvisite tragen soll, dürfte zum mindesten ein von Pola hin beordertes österreichisch-ungarisches Kriegsschiff der „Victoria and Albert" bis Port Victoria das Geleite geben. In London wird der Kaiser im Buckingham-Palms wohnen, gleichwie kürzlich auch König Viktor Emanuel. Auch die traditionelle Fahrt in die City wird gleich allen anderen Monarchen, die nach England kommen, Kaiser Franz Joseph unternci'mcn. In der City steht fest, daß der Ka ser m der Gu'ldhall eine Adresse in goldener Kassette aus den Händen des Lordmayors entgcgennehmcn und hieraus eingcladen werden wird, sich zu einem luxuriösen Dejeuner im altertümlichen Nathanssoale niedcrzulassen. Seit Kauer Karl V., welcher zweimal England besucht hat, hat kein Herrscher aus dem Hause Habsburg eine Reise nach England unternommen. Der F-ürstcrzbischof von Olmütz, Tr. Kohn. begibt sich in Begleitung der Domherren Weinlicy und Blazek nach Rom. Ter ehemalige Erzieher des K>onpli»zrn Riidoli, Geheimer Rat und Mitglied des HerienhauwS. Feldinarschall-Lcutiiaiit Latom von T l> u c m b n ra ist in Wie» gestorben. Die österreichiich-uugaiilch-italieiipchen Haiidelsvertragsver- handlungen hatten ein günstiges Eigebnis. Ein halbMiigeS Provi > orium bis zum 1. Juli 190-1 ist unter Abänderung der Weiiizvlltlgiiiel gesichert. Frankreich. Ter Minister deS Auswältigen Delcaffs und der italienische Votschasler Toinielli »»lerzeichiiclen das SchicdS- gerichis-Nebelelntomme», dessen Woitlant vollkommen gleich ist der am 11. Oktober uiiterzeichncten fiaiizösisch-ciigllsche» Ucbcr- einkttnst. In Teputiertcnkreisen verlautet mit Bestimmtheit, Bour geois habe trotz erneuter dringcnder Bitten seiner Freunde, seine Wiederwahl zum Präsidenten der Dcputiertenkammcr aus Gesundhc tsrücksichten cntscheden abaclehut. Als Kandidaten für die Präsidentschaft werden Eticunc, Doumer und Brisson genannt. Die franwsische parlamentarische Grupvc für inter nativ- nalc Schiedsgerichte bat an den Minister Delcaffv und den italienischen Botschafter Tornielli Glückwünsche anläßlich der Unterzeichnung des italienisch-französischen SchiedsvcrlragcS ge sandt. Der Aus stand der Arbeiter in den Apprcturanstaltcn und Seidensärbereien in Lyon ist beendet; die Arbeitgeber haben einige Forderungen der Arbeiter zngestanden. In Paris plünderte nachts ein Hause von etwa 50 Per sonen, angeblich Ausständige der Nahrungsmittelgewerbc, eine Genosscnscheiftsöäckerei. Mehrere Personen wurden verhaftet, weil sie Fensterscheiben entwarfen, andere, weil sic gegen Arbeitswillige vorgrngcn. Italien. Ter verstorbene frühere Ministerpräsident Zanardelli gehörte zu den hervorragendsten Staatsmännern Italiens; seit mehr als 10 Jahren stand er im pol tischen Lcbcir. 1829 nr Brescia geboren, hatte er in den Jahren 1848 und 1849 an der aus- Itäudischen Bewegung in der Lombardei te lgcuoniuicn. war aber >851 ainnest-crt worden und lebte dann in seiner Vaterstadt, erst als Privotlchrer, dann als Advokat. Nach der Vereinigung der Lombardei mit Italien wurde er 1860 in das Parlament gcwäbll, dem er seither ununterbrochen angchörcc. In dcmsclbcn Jahre nahm er an dem Zuge Garibaldis nach Siz'lien teil. Von 1876 an hat er mit Unterbrechungen verschiedene Miirisicrpoflen be flecket. Als Minister des Innern 1876 bis 1883 führte er die Wahlreform durch, später war er Justi,,minister, hieraus durch einige Jahre Präsident der Deputicrtcnkammcr. Am 15. Februar 1901 wurde er Ministerpräsident, mußte aber infolge seiner Krank heit vor einigen Wochen zurückgetreten. — Wer das politische Wirken Zanardellis schildern will, so schreibt die „Voss. Ztg.", miiß die Geschichte der innel-cn Kämpfe Italiens während eines kalben Jahrhunderts erzählen. Als junger Student der Rechte beteiligte er sich iiu Jahre 1848 als Freischärler an der gegen die österreichische Herrschaft gerichteten Bewegung im Gebiete von Brescia, und als diese nach dem Tage von Euslozza zuiLiumeu- brach, griff Zanordclli zur Feder und suchte als TagcSichriflstcllcr die Flammen der patriotischen Begeisterung unter seinen ent mutigten Landsleuten wach zu halten. Als dann die Lombarde! von Oesterre ch losgeriisen mar. belohnte Brescia den junge» Zanardclli für die Opfer, die er der nationalen Sacl;e gebracht hatte, indem sie ihn in das Parlament nach Turin entsandte. Mehr als vier Jahrzehnte hat Zanardclli seine Vaterstadt in der Kam mer vertreten, und seck lange war seine Wiederwahl eine so selbst verständliche Sache, daß seine politischen Gegner ihm keinen Gegen kandidaten mehr entgegenstcllten. In der Volksvertretung errang Zanardclli durch seine hervorragende Rechtsgelchrsamkeit und seine mächtige Beredsamkeit schnell eine so angesehene Stellung, daß Devretis ibm in dem ersten liberalen Kabinett, das er nach dem Zusammenbruch der Herrschaft der Rechten bilden durfte, das Portefeuille der öffentlichen Arbeiten übertrug. Zanakdelli hat dieses Ressort nicht lange geleitet, freiwillig trat er aus der Re- zierung aus, weil er seinen Nam,.» nicht unter die Eisenbahn- onventionen setzen wollte, die er für verhängnisvoll erklärt hatte. Aber als Lairoli im Jahre 1378 Depreti» ablösle. Lahm Ltflgr- »»». Dresdner? Nachrichten. «r. 358. Lene ».» Dienstag. 2». De-zember
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