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Dresdner Nachrichten : 19.12.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-12-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187512197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751219
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751219
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-12
- Tag 1875-12-19
-
Monat
1875-12
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.12.1875
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I» M. virltn, ««»n. Hamdue,, .,urt a. M.. MII»- ^ - v»,»«» c,. in NkCnIfur» , »I. - »i. V»E« In <l»emnl,. - «,t»ltl». v«IIi,r « 0«. In »,rl». «r. SS3. Zwanzigster Jahrgang. Politische-. Ein« Gesetzgebungsmaschine, wie der Reichstag, arbeitet, ein mal in Gang gebracht, so viel Stoff auf, daß der Bericht hierüber ander« Gegenstände ziemlich in den Hintergrund drängt. Gestern, aber wurde die Maschine auf vier Wochen zum Stillstand gebracht. Erst am 19. Januar 1876 soll sie wieder zu arbeiten beginnen. In de» Zwischenzeit tritt der preußische Landtag zusammen, der sich jedoch am 19. Januar wieder vertagt. Der Haushalt für 1876 wurde vom Reichstage noch im alten Jahre völlig unter Dach und Fach gebracht. Er hat so ziemlich die Gestalt behalten, in welche ihn di« Budgetcommission umgeknetet hatte. Reichskanzleramtspräsident Delbrück nahm sie mit Seufzen an. Ohne jegliche Debatte wurden di« Brau- und die Börsensteuer unter dem völligen Stillschweigen de» Hauses begraben; nicht einmal die Referenten hielten eS für nöthig, di» zu einem anständigen Begräbniß doch gehörenden Lei chenreden zu halten. Der Militair-Etat wurde vor leeren Bänken in kürzester Zeit berathen, 318 Millionen in wenigen Stunden ziemlich unverkürzt bewilligt. Unter dem Drucke der Verhältnisse wurden auch die drei Ge setz« zum Schutze des geistigen EigenthumS an Kunstwerken, der Photographieen und der Modelle und Muster rasch angenommen. Mehrfach beklagt man, baß mancher Antrag bei diesen Gesetzen nicht genügend erwogen werden konnte. Dochtröstet man sich da mit, daß zunächst die Schutzgesetze überhaupt da sind. Künstler und Industrielle mögen Erfahrungen sammeln. Ein Mann wie Rei- chensperger-Crefeld erwartet von diesen Gesetzen keinen sonderlichen Aufschwung der deutschen Kunstinbustrie. Er behauptet, nicht der Mangel an gesetzlichem Schutze habe die deutsche Kunstindustrie hin ter die von Frankreich, Oesterreich und Italien gestellt, sondern auch di« geringere Anstelligkeit und Betriebsamkeit des deutschen Arbei ter», seine mangelhaftere Technik und die Verwendung schlechten Materials. Einige Wahrheit steckt in diesen Behauptungen, aber Rrichensperger schießt damit über das Ziel hinaus. Er schwärmt für die Gothik und haßt die Renaissance, «ine Geschmacksrichtung, auf welche seine kirchliche Richtung gewiß nicht ohne Einfluß blieb. Mt Recht entgegnete ihm vr. Oppenheim, daß zwar Niemand kaub«, daß mit den neuen Schutzgesetzcn sofort eine neue Aera der unstindristrie in Deutschland anhebe; aber so lange wir keinen Musterschutz haben, fehlt es uns auch an Musterzeichnern, und inso fern sind die Schutzgesetze die Voraussetzung für die Begründung «ine» nationalen StylS in Deutschland. Darin aber war nicht nur de» Reichstag mit Rrichensperger einig, sondern wird es ganz D«tschl<md sein, al» derselbe b« paffender Gelegenheit tiefgefühlte Wort« zu Gunsten eines guten, nur au» Malz und Hopsen gebrau ten, glycerinfreien Bieres aussprach, wie es unsere Vater tranken, eh, di« fortgeschritten« Chemie den Biertäuschern die Mittel zur Fälschung lieferte, welche das NeichSgesundheitSamt kräftig verfol gen und der NeichSfiScu» mit doppelter Brausteuer bestrafen sollte. Selbst de» Nürnberger Bieres wurde bei diesem Angriff nicht ge schont, so daß Abg. Frankenburger sich veranlaßt sah, für das Fabri kat seine« WahlorteS patriotisch einzutreten. Di« ,S.-Ztg." kommt allmälig dahinter, daß die in die Luft gesprengten Strafgesetzparagraphen der persönlichsten Initiative des Reichskanzlers ihre Entstehung verdanken; daß Bismarck, der ein- müthigen Vcrurtheilung der gesammten Presse gegenüber, an jenen Bestimmungen festhielt, welche dem wesentlichsten Grundrecht des deutschen Volkes mit Vernichtung drohten, und daß er, um diese harten Bestimmungen durchzudrückcn, im BundeSrathe die wider strebenden Bundesstaaten majorisiren ließ, d. h. er bediente sich der Stimmen der leicht einzuschüchternden Kleinstaaten, um den 17 preußischen Stimmen zur Mehrheit zu verhelfen. Um die Bedeutung des Sieges der französischen Republikaner «n den Senatswahlen zu verstehen, muß man an die hervorragende Nolle denken, welche die jetzige Verfassung Frankreichs dem Senate zuweist. Er hat stets dann zu tagen und die Geschicke des Landes zu leiten, wenn die 2. Kammer durch Auflösung oder durch Man- datSerlöschen neu zu wählen ist. Der Senat kann sogar gemeinsam mit dem Präsidenten der Republik die Auflösung der anderen Kam mer drcretirrn und so ein Interregnum schaffen, indem er die einzig« gesetzgeberische Autorität bildet. Schon träumten die Orlca- nisten davon, den Senat im günstigen Augenblicke zu einem Staats streiche zu Gunsten des Grafen von Paris zu verwerthen; da zer schlagen die alten Adelsgeschlechter der Lilicnrittcr diesen Plan. Von 75 Ernennungen stehen noch 4 auS; von den Ministern wurden nur die de« CultuS und des Krieges, Wallon und Eissey, gewählt, der künftige Senat besteht wesentlich aus eifrigen Republikanern und Aristokraten der strengsten Observanz. Was aber zunächst be deutsam wird, das ist der Schlag, den das Ministerium Buffet für die Wahlen in die Nationalversammlung erhält. Sein Ansehen muß nicht nur bei den Wählen,, sondern den eigenen Beamten wanken, vom Präfecten bi« zum Forsthüter hinab, wenn die Nation wahr nimmt, daß Buffet nicht einmal in der so specifisch auf die Mo narchie zugeschnittenen Versammlung, wie der Senat, auf Unter stützung rechnen darf. Der Groll über seine fortgesetzten Nieder lagen kehrt sich zunächst gegen seine republikanisch gesinnten Colle ge», insbesondere den Finanzminister Leon Say, dessen Sturz als beschlossene Sache erscheint. Der neueste Ferman des Sultans, der über die Christen in der Türkei einen förmlichen Sack blitzeblankestrr Reformen ausschüttet, ist lediglich darauf berechnet, die abendländische Christenheit zu täuschen und besonder» den Großmächten Sand in die Augen zu streuen. Alles was der Sultan jetzt verspricht, hat er bereits wieder holt verheißen. Alle Hat'd, Jraden und FermanS bleiben aber un ausgeführt. Alle Unterißancn, Muselmänner wie Christen, können Richter und Beamte werden. Schön. Aber das Aussührungsgesctz, fühlt. Di« Steuern sollen nach gerechten Verhältnissen vcrthciltj Werden. Trefflich! Aber wer ordnet diese gerechten Verkeilungen? Die Gendarmen soll man unter den .chesten Einwohnern" jeder Ortschaft wählen. Herrlich! Nur muß man die Besten herauszu finden wissen. Glaubens- und Bekenntniß-Freiheit sind zehnmal den Giaum versprochen worden. Mögen die Giaurn zusehm, wie sich'« in der Praxis macht. Die Mächte werden sich da« freche Gaukelspiel schöner Verheißungen nicht gefallen lassen. Heber seine finanziellen Reformen schweigt sich der Sultan ganz aus. Offen gestanden, er kann auch nicht anders; ebensowenig wie er in Wahr heit die Tyrannei des Moslems über den Giaur aufheben und die beiden Religionen gleichstellen darf, ohne das Gefühl der Muha- medaner auf's Tiefste zu verletzen. Er würde dann aufhören, der vollberechtigte Erbe deS Propheten zu sein. Darum wird Europa die Türkei unter seine Verwaltung zu nehmen haben. Locale» «ad Süchsische». — Se. Maj. der König Albert und Se. K. H. de» Prinz Georg sind gestern früh 7 Uhr mittelst Extrazuge« nach Stauchitz bei Riesa gefahren, um sich von dort aus zu einer Fasanenjagd nach Naitzen zu begeben. Die Rückkehr erfolgte gleichfalls mittelst Extra- zugeS Nachmittag» 4 Uhr. In der Begleitung der hohen Herrschaf ten sah man die Herren Generaladjutant Krug von Nidda, General major von Miltitz und den Adjutant Hauptmann von de: Planitz. — Dem hiesigen Bäckermeister Gustav Adolf Adam ist das Prädicat „Königlicher Hofmundbäcker", dem Oberingenieur Bruno Schulze der Titel „Baurath" beigelegt worden. — I. Maj. die Königin Carola, sowie I. K. Hoh. die Prinzessin Georg, mit ihren Kindern haben gestern Nachmittag das Louis Herrmann'sche Galanteriewaarengeschäft, vis L vis dem Victoriahotel mit einem längeren Besuche beehrt und größere Einkäufe gemacht. Die kleinen, hohcnHerrschaften sollen ihrer Freude an den ausgestellten feinen Maaren ganz besonders Ausdruck ge geben haben. Auch erfreute an demselben Tage, I. Maj. die Königin Caroladas Parfümeriegeschäft des Herrn Hoflieferanten Hermann Kellner und Sohn mit einem längeren Besuche. — Durch den Beschluß deö Reichstag«, sich bis zum 19. Januar k. I. zu vertagen und dann noch einige Wochen Sitzung zu halten, kommt auch der sächsische Landtag scharf in'S Gedränge. Wenn er nicht vor Mitte Februar wieder zusammentreten könnte, würde er sicher nicht vor Mitte des JahreS geschlossen werden können. Auch auf die Erhebung der Steuern, resp. die Einführung der Einkommen steuer, hat dies veränderte Arbeits-Programm des Reichstages Einfluß. — Tie sächsischen Staatsschulden betrogen am Schlüffe des Jahre» 1871 104,253^00 Thlr. — Wie wir schon gestern mekdeten, feiert« am Freitag der Professor der Baukunst, Herr Gustav Heine sein 50jährigeS Lehrerjubiläum an der k. Akademie. Der in der Harmonie ihm be reitete FestactuS und Banket erbrachte in Ernst und Scherz Hul digungen für den hochverdienten Mann. Se. Maj. der König ver lieh ihm das Verdienstkreuz unv Deputationen des Sächsischen Architcctcn - Vereins, viele College» und Freunde begrüßten ihn zu seinem Ehrentage. Bei Tafel schilderte Herr Direktor 0,-. Hübner die Thätigkeit des Jubilars, namentlich hcrvor- hebcnd, daß es keine Kleinigkeit sei, 50 Jahre lang des Lehramtes zu warten. Staatsminister von Nostilz - Wallwiy telegraphirte von Berlin sein Bedauern, nicht persönlich seine Glückwünsche dar bringen zu können. Prof. Bendcmann auS Düsseldorf beglück wünschte den Jubilar, als ehemaliger Leutnant, den ehemaligen Hauptmanu der akademischen 1818r Legion. RegcS Leben brachten die humoristischen Vorträge des Herrn Baumeister MiruS mit glück lich getroffener Imitation des Alademie-FaktolumS 9!. — allen Künstlern wohlbekannt! — und die Darstellungen des akademischen Lebens. — Welche vortrefflich praetische Hilfe dieKottcndampsschifffahrt zu gewähren im Stande ist, zeigt jetzt wieder die von einem solchen Toueur bewerkstelligte Bergung der 4 vor der AugustuSbrückc ge strandeten Zillen. Nachdem die vor dem 4. Pfeiler liegende entfernt worden war, gelang es gestern, vorläufig die große Hälfte der zweiten, durch die Art zertheilten,vor dem 6. und 7. Bogen angelegten großen Zille durch die Brücke abwärts zu bugsircn, während auch die beiden unverletzt gebliebenen Fahrzeuge nach abwärts geborgen worden sind. Die Zille, welche bisher an der Terrasse gelegen hatte, ist durch die Entschlossenheit des hiesigen Schiffseigners und Fischcrmeisters E. Naumann und eines Schiffsmanns vom Untergange gerettet und ans Ufer gebracht worden. — Bezüglich des bei der Bremerhafener Affaire in ver ruchter Weise betheiligten Thomas wird es immer lichter. Vor einigen Tagen theilte der hiesige Schlossermeister Herr Lößnitzcr (Webergasse) einem Herrn mit, vor einiger Zelt habe ein Fremder, welcher in Strehlen gewohnt, einen eisernen, angeblich zum Versandt von Par fümerien bestimmten eisernen Kasten oder Chatouille.bei ihm bestellt gehabt, und als dieses Stück übergeben werden sollte, erklärt, es sei zu klein, er müsse ihm einen größeren Kasten anfertigen. Dies sei auch geschehen, der Fremde habe diesen genommen und den kleineren bei ihm zurückgelassen. Die Erzählung wurde dem Gemeindevor stand in Strehlen mitgetheilt, der iw Besitze einer Photographie de« früher in Strehlen wohnhaften Amerikaners Thomas war. Er be gab sich mit dem Conterfei zu Herrn Lößnitzcr und dieser erkannte auch sofort in demselben den Mann, welcher jenen eisernen Aasten bei ihm bestellt gehabt. Herr Lößnitzcr hatte m Folge dessen bei der hiesigen Polizeibehörde eine sehr lange Vernehmung. Es ist übri gens auch noch ronstatirt, daß der hiesige Tischlermeister Herr Köckrritz zu jener Zeit einem Fremden einen hölzernen Einsatz- Kasten hat anfcrtigen müssen, und er ist Besteller derselben gewesen, welcher auch jenen eisernen Kasten machen ließ. — Ein Kutscher, und zwar derselbe, welcher vor kurzer Zeit einmal auf dem Aborte einer Schankwirthschaft am See einen Schuß au« einer Pistole abgefeuert und dabei «äußert hatte, daß er sich todtschießen wolle und zu dem Zwecke die Pistol« probirt habe, ist vorgestern auf dem Neustädter Friec Hof« erschossen ausgefunden worden. Er hat also seinen Vorsatz doch noch auegeführt. — Repertoire der König!. Hostheater. Altstadt: Sonntag: Nigoletto. — Montag: Donna Diana (Ermaß. Preise).— Dienstag: Die Meistersinger. (Ans. V«7 Uhr). — Mittwoch: Egmont. (Ans. ^7 Uhr). — Donnerstag: Der Postillon von Loujumearz. — Sonnabend: Taunhäuser. <Anf. >/z7 Uhr). — Neustadt: Sonntag: Citroncn. Ein passionirter Raucher.— Montag: Das Mädchen au« der Feenwclt. — Dienstag: Citronen. Ein passionirter Raucher. — Donnerstag: Da« Mädchen aus der Feenwelt. — Sonnabend: Don Carlos. (Ans. 6 Uhr). Meteorologische Notizen und Andeutung deSWitterunaSgangeS. Wenn ln den Winter-Monaten schnelles Steigen ccS Barometers stattfindet, jo ist, ein schließ i der B en, zu be- um daraus aus die bevorstehende Witterung zu rückstchttgen, ob bei dem Beginn dev StctgcnS stand ein niedriger war. oder ob derselbe nahe bet dem mittleren Barometerstand deö OrtcS sich besand. Wenn daS Barometer vom Tiefstand auS schnell steigt und etwa im mittleren OrtS- stand stehen bleibt, so findet zwar Temperatur-Erniedrigung statt, aber nur höchst selten bi- zu stärkerem Frost. Auf Eintritt bcü Nordostrvtndeö mit heiterem Himmel rann man hierbei nicht schließen; cö erfolgt häufig hierauf eine westliche Windrichtung mit Zuführung von Schnccwolken. Wenn taS Barometer vom mittleren OrtSstanbe aus schnell steigt und über 28 Zoll sich er hebt, so tritt in der Regel Nordostwtnd ein, die Temperatur er niedrigt sich zu großer Kälte und der Himmel klärt sich. DaS schnelle Steigen bcS Barometers nach Sturm bringt metsten» große Kälte, ebenso, wenn dasselbe bei Schneelast stattfindet. - In dieser Woche wird zunächst großentheilS bewölkter Himmel statthaden; eö wird dann stärkerer Wind entstehen mit Wolken zügen und die Temperatur sich etwas erniedrigen. Lüromotriun. — Die vorgestrige eingeschobene öffentliche Sitzung der Stadtverordneten, unter Vorsitz des Herrn Vicevor- stcher Jordan war ausnahmsweise kurz und schon na» 8 Uhr zu Ende. Berathen ward der IV. Bericht deö Finanzausschusses über den Hauchaltplan pro 1876 und zwar über Posttion37der Ausgaben, die Armcn-Krankev- und ArSeitsanstalten betreffend. Eine Veranlassung zu Mitthcilungen über diesen Bericht finden wir nicht; die stadträthlichen Dispositionen werden biö aus einige Kleinigkeiten genehmigt und die betreffenden Summen bewilligt. — Schließlich spricht daö Collegium hinsichtlich der VolkSbidliothe- ken seine Bewilligung auS, daß dem Gemeinnützigen Verein die noch in seinen Händen befindlichen 450 Mk„ die zur Unterhaltung einer 3. Bibliothek bestimmt waren, zum Zwecke der Verstärkung der bereits bestehenden 2 Volköbibllotbekcn belassen bleiben und da» 1500 Mk. zur Begründung einer Volköviblloihek in dem Stabttbeil rechts der Elve und 1350 Mk. zur Unterhaltung der 3 VolkSbibllotvekcn verwandt werden. Schluß der Sitzung '/ist Uhr» folgt uue geheime Brrsthuvg. - lieber die jetzt lelder mehr und mehr überhand nebmenben Verfälschungcfi dkg: Lebensmittel bringt der V. Jahresbericht des Landes-MedicinalcollegiumS über daS Medici» nalwescn in Sachsen auf taS Jahr 1872 und 1873 wichtige Er örterungen. ES wird unter Anderem fcstgestellt, baß die Medici' ner nicht stets die geeigneten Persönlichkeiten zur Prüfung der Fleisch- unv sonstigen Eßwaarc» seien, daß eS weit rathsarncr er- scheine, mit dexariigc» Bcurthcilungcn praktische Chemiker zu be trauen, bene» taS Studium solcher Fragen näher liegt a>S den Mediciiicr». Eö werden verschiedene Veriälschungen erwähnt und nachgcwicsen, z. B. hat man Landkäse mit geriebenen Kartoffeln verfälscht, und die Färdung deö Fleisches mit Anilin vielfach vor- gcsilndcn. Dabei wirb bervorgehoben, daß Anilinfarben auch a» sich, also selbst ariensreie, der Gesundheit schädlich sind. 1872 kamen viele Trichinenerkrankunacn vor; in Eberöbach 140 Er krankungen, darunter ein TodeSiall (der Genuß halbroher Brat würste war die Ursache); ln Drcödc» 7 Erkrankungen ohne To desfall. 1873 in Chemnitz eine Epidemie mit 188 Erkrankungen, ohne Todesfall. Auch die Hlmdswiitt) ist streng beobachtet wor den : 1872 wurden 50, 1873 30 Meiischen von tollen Hunden gebissen; eö starben daran aber nur fünf. Erwähnt sei noch, daß cS l873 in Sachsen 223 Apotheken gab. — Daö erste Auftreten der Schlangenbändigerin Mlle. Laurent hatte vorgestern Abend den Sch mir ber schen Victoria-Salon überaus reich gestillt. Was malen sich aber auch für Bilder in rer Phantasie, wenn man sich ein Mädchen, umringt von einem Dutzend Riesenschlangen verstellt. Icncr Schlangen, deren Druck die stärksten Tbicre der Wildnis) zermalmt. Kein Wunder, wenn dies Jedermann einmal leben will. Waö die Schlange» anlangt, so bat man eö hier entschie den mit keiner Uebertreibung zu Mm. die Tbicre sind riesig und schätzen wir die größten auf etwa 4 bis 5 Meter Länge. Es ist ein eigner, aber sicher interessanter Anblick, in dem großen, schön anSgcmallen Kästg aus mehreren Bauinstämmcn die Schlangen, deren bunte Zeichnungen durch elektrisches Licht auch dem Fcrn- sitzenbcn sichtbar gemacht werden, hängen und sich durcheinander winden zu sehen. Tausende bekommen so mächtige Reptilien In ihrem Leben nie zu Gesicht. Die Eapelle spielt, wenn sich ker Vorhang hebt, eine Mosaik aus tcr„Airikancri»"vo» Meycrbcer und unter diesen Klängen tritt Rille. Laurent, eine noch sehr junge Daine, In prächtigem indischen Costinn untcr die Schlan gen. Unerschrocken saßt sie die Thiere, deren Köpie in unheim licher Stille um ihren Körper und um ihren Kops hcrumiahren und zwingt fie, sich in Ringen um ihren Leib zu schlingen, eine Umhüllung, kei welcher sie freilich riökirt - zerdrückt zu werden. Obwohl diese Schlangen nickt gütig sind, beißen sie doch und eS war deutlich zu bemerkrn. daß sich Mlle. Laurent vor einigen hütete und wenn sie m ihre Nähe kamen, schnell den Arm zurückzog. Das so Vertrautwcrdcn mit den Schlangen hat Ihr über 30 Bisse zugezogen und nie beginnt sie ihre Production ohne ein scharieS Messer zu sieb gesteckt z» haben, mit welchem fie im Nothsall, bei einer allzu innige» Umarmung der riesigen Tviere, sich durch einen krä tigcn Schnitt Lust zu schaffen ver suchen würbe. Der Gelammt Eindruck der Produktion ist ein entschieden ganz angenehmer, ictciüaltö aber eiy außergewöhn licher und die hüb>che Erscheinung der Mlle. mit der schleichen den. sich windenden und bäumende», lebenden Umgednng gewiß für die Meisten ein b.eibendcr. - Von den übrigen Prot uktioncn seien die großartigen Leistungen des Prof. AntonIound seiner Gattin hervorgehoben, die rasenden Beifall finden und verdienen. - Unser Nachbarort Cotta hatte bei der Zählung im Jahre 1871 1038. im Jahre >875 3368 Einwohner. - In einer Mittelstadt dev sächsischen Erzgebirge- tSt-g> wetteten kürzlich zwei Herren; der Eine behauptete, ein Brauer müsse e» bei 60 Grad Röaumur aus dem Malzboten aubhalten können. während dcr Zweite dies für unmöglich hielt. Doch daS säst Unglaubliche geschah; dcr Brauer wurde bei 62 Grab tn den Boden einarscvlofien unv dielt es wirklich eine balbe I ! *
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