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Dresdner Nachrichten : 02.11.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188811027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18881102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18881102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-11
- Tag 1888-11-02
-
Monat
1888-11
-
Jahr
1888
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 02.11.1888
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Vr'esSnov drehten -r I m vem neuen Gebäude In Gemeinschaft mit Seiner Majestät dem König Albert von Sachsen. nl» dem Gebiet-Herrn. und unter Mil» Wirkung der Abtreter des Reichstages zu vollziehen. Möge in den Herzen des gesammten Volkes immerdar der rechte Sinn für Recht und Gesetz vorhanden sein, die sichere Grundlage für Deutschland- Macht und Größe! Gegenwärtige Urkunde baden Wir in zwei Ausfertigungen mit Unserer Unterschrift vollzogen und mit Unsere,» Kaiserlichen Insiegel versetzen. Die eine ist dazu bestimmt, in den Grundstein »iedergelegt, die andere dazu, in Unserem Archiv aus bewahrt zu werden. Gegeben Marmorpalais, Potsdam, den 27. Oktober 1888. Wilhelm, Imperator Rox." — Mit besonderer Warme netzmen sich die katholische Kirche und ihre Perlretcr der bevorstehenden Maßnahmen gegen den Aufstand der Araber und die Sklavenhändler ander ost- afrikanischen Küste an. Nicht allein, daß der bekannte Kardinal Lavigerie von Ort zu Ort zieht, um den Kreuzzug gegen die Un gläubigen zu predigen, auch die Anwesenheit des Enbischvis von Köln bei der vor wenig Lagen daselbst stattgehabten Versammlung und die Opfersreudigkcit unserer katholischen Mitbürger für den i»gedeutete» Zweck bestätigen dies auf das Deutlichste. ES müsse» daher auch die evangelische Kirche und ihre Mitglieder sich rühre», um bei dem Kainpte des Ebristenttiumö gegen den Islam nicht zurückzustctzcn. Tie für nächsten Sonnabend in Aussicht genomnienr Versammlung im Divolisuale. die sich mit den arabischen Unruhen in Ostailika beschäftige» wird, erscheint deshalb besonders zeitgemäß und in hervorragender Weise geeignet, um über die unserer Nation »ach der angedeutclen Richtung bevorstehenden Ausgaben Auf klärung zu schaffen. Für die Versammlung sind kostenfreie Ein trittskarte», soweit die Rauinverhältnissc deren Ausgabe gestatten, bei der Geschäftsstelle der Herren Günther u. Rudolph, Seestraße. zu entnehmen. Für Damen ist eine Galerieieite besonders leservirt. — Das Stiftungsfest der Ressource der Dresdner Kauf mannschaft, wie gewohnt durch ein Herrenessen gefeiert, ver sammelte vorgestern gegen 200 Mitglieder und Gäste in den oberen Sälen des König!. Belvedere. Der feierlich-patriotische Akt der Grundsteinlegung des ReichSgerichtsgebäudeS in Leipzig. welcher in Anwesenheit Ihrer Maicstäten des Kaisers von Deutschland und des Königs von Sachsen fast zu gleicher Stunde sich vollzog, er weckte unter der, aus den Spitzen der bürgerlichen Gesellschaft sich znsainnlenstellendcn Herrenwelt eine ganz außergewöhnlich patrio tische Stimmung, die in verschiedenen warmen und herzlichen Kund gebungen >ür Kaiser, König und Reich zum Ausdruck kam. Ter erste Tiinsipuich. von Herin Koinmerzienralh Hultzscb. ReictzStagSabgeoid- neter und Präsident der Handels-und Gewcrbekammer, anSgebracht, galt Ihren Majestäten dem deutschen Kaiser und dem König Albert von Sachsen. Nach Aufforderung zum Erheben von den Sitzen feierte Herr Koinmerzienralk .Hultzlch die beiden Fürsten, die GoltcS Gnade an die Spitze des Reiches und nnjeleS engeren Vaterlandes gestellt habe. Gerade an dem heutigen Tage zieme ein solcher Ausblick umsomehr, als heute in unserer Schwesterttadt Leipzig beide erhabenen Monarchen einem bochbcLeukiamen Akte durch ihre Gegenwart die höchste Weihe geben AnS de» dunklen Wolken, die den politischen Himmel umzogen haben, tritt uns die hehie Lrcht- geslalt unseres illgenblichen Kaisers hervor in voller Ursprünglichkeit, mit der» Feuer und der Thalkrast der Jugend die Weisheit erfah rener Tage vereinigend, im Besitze der höchsten Machsi'ülle wunder bare Mäßigung bewährend, seinen hoben Negeutcupflicdten sich mit ganzer Hingabe widmend, durch lein bloßes Erscheinen Fürsten und Volker gewinnend, die Gegensätze versöhnend und Europa de» Frieden an' unabsehbare Zeiten sichernd. Wir weihen chriinchtSvoll dem Kaiser »»seren Dank und geloben ihm nnberbrüchliche Treue! Wenn man aber Lein Kaiser daS Schwert in die Hand zwingen sollte, dann wird daS Volk, Man» für Mann, Gut und Blut ein- setzen im Streite gegen die Feinde deS Vaterlandes. Und nun iinser liedeS Sachienlaud ! Unler der weisen und gütige» Negierung uniereS allgcliebten Königs ist es eine Hermstatie des Glücks und des innere» Friedens geworden. Wissenschaften und Künste hlülieir in ihm: Handel und Gewerbe nehmen eine» iingewolnite» Ans' schwiing: die musterhafte» Ennichiniigen zur Hebung der Volkswohl- sahit fiiiSen in den weiteste» Kienen Beifall. UnauflöslicheBailde verbinden Sachsens Fürsten und Volk nad Aller Herzen schlagen böhei, wenn liniere? allergnädigslen Heu» gedarbt wird. Wir er flehen des Himmels reiche > Segen aus unseren Kaiser und unsere» König. Mit slünuischcn Hochs auf Ihre Majcnatcii intouirte die Ehrlich'sche Kapelle die Sachsenhymne, welche von ollen Anwesen de» stehend mitgesiinacu wurde. Eine gleich schöne und palrivtiiche warm empfundene Anivrache, deren Spitze sich in cinein Tunkspruchc aus die Einheit und Große nniercS duiticheii Vaterlandes giprclte, hielt Herr Rechtsanwalt H. Schreck. Der Redner sühne in kernige» Sätzen ans. daß der Zwist der politischen Parteien ein.großes Un heil für das Vaterland iei, dag dieser Mrr'euwisl zu schweigen habe, wenn das Vaterland in Gefahr klaue und daß Deniichland nachwievor von ehrgeizigen und eroberungssüchtigen Nachbarn umgeben sei. denen cs nur mal den vereinten Kirnten seiner Bürger die Spitze bieten könne. Es habe ihn, den Sprecher, iniinei gefreut, in diesem Kreise, der wesentlich die Vertreter des HandelSslandeS ln sich schließe, allezeit so regea patriotische» Sinn und Ester gesunden zu haben. „Deutschland. Deutschland über Alles" and verschiedene andere vaterländische Lieder von der Kapelle gespielt und nn Ehorus mit- gcstmgen, leiteten zu weileien Trinksvuichcii des Herrn Tr. med. Un ruh, des HMünisikalienbändlcrS Plötner, desHvfl>e>eranten Hvstnami und deS BankdircktorsHeiischkel ani die Frauen, cust die Gäste lind ans den Gcsammlvorsland der Ressource über. Selbstverständlich beanspnlchle auch der Humor seinc wnuerünc» Rechte, die ihm in erster Linie durch eine poetische Verherrlichung der Kaistnianistcha>> im Allgemeine» und der Ressource insbesondere von Seiten des Herrn Dr. Koppel-Ellield wurde. Tie Dichtung, der die Silualivn und dem Feste io brillant angepaßl war, lautete: «onmttaa» w Udr und trat gegen 11 Udr in Werm-dork. gegen bald 1 Uhr in Nerchau-Drebsen rin. Die Rückfahrt erfolgte von hier gegen halb 2 Udr Nachmittag« mit Eintreffen in Mennsdorf halb 8 Udr und in Mügeln argen halb 8 Uhr. In WermSdors wie auch ln Mügeln hatte man Festessen ,c. veranstaltet. — Mit dem gestrigen 1. November hat die Schonzeit für Krebse begonnen. — Leipzig, 1. Nov. Wie bereit- telraraphisch kurz gemel det. fand gestern Abend, veranstaltet vom Rath der Stadt, >m deutsche» Buchhändlerbause ein großes Festvanket statt, an dem gegen 300 geladene Feiigästc theilnahinen. Ten ersten Trinkspruch brachte Oberbürgermeister Dr. Georgi aus. Er sprach den Wunsch au«, die fremden Gäste möchten den Eindruck von Leipzig mil- nchme». daß es die Ehre zu schätzen wisse, daS Reichsgericht in keinen Mauern zu bade». Allen Gäste» gebühre der Dank der Stadt, vor allem aber dem Kaiser Wilhelm 11. „nb dem König Albert Unser Jubel müsse noch den Jubel des Auslandes übcr- tönen. daS dieser luaendkrästige Herrscher besucht. Hoch lebe Se. Majestät der Deutsche Kailer, Wilhelm der Deutsche und Hoch die ihm verbünoelen Fürsten und freien Städte. Der zweite Redner Staatssekretär v. Schelling betonte, daß Macht »ach außen und Recht nach innen noch immer einander ergänzen. Der König Albert, der geschmückt sei mit dem Lorbeer, sei doch auch im Frieden seine,» Volke ein leuchtendes Vorbild gewesen und habe »amenlilch die Rechtspflege sich allezeit angelegen sein lasse». Se. Majestät der König von Sachsen, er lebe hoch! Ei» dritter Redner, Jnitizniini- sler Dr. v. Abekcn, feierte die große» Verdienste des Reichsgerichts um die Rechtspflege, und betonte, wie der deutsche Richteritand stolz daraus sein könne, in den Mitgliedern dieses Gerichtshofes so würdige und auserlesene Vertreter des ganzen Standes z» setze». Redner brachte am Schluß seines Toastes ein Hoch ans das Reichs gericht lind das Wobl senier Mitglieder. Der vierte Redner, Reichü- aenchts-SenatSpräsideiit Drechsler, bemerkte, daß die Mitglieder des Reichsgerichts sich zwar noch einige Jabre in den bisherigen be scheidenen Raumen werden behelfen müssen, daß itznen aber em NeichsgerichtSgcbände von ganz hervorragende». Glanze in sichcrer Aussicht stehe, und damit sei die weitere Sicherheit gegeben, daß Leipzig stir alle Zeit der Sitz des Reichsgerichts bleiben werde. Leipzig, das echt deullche Leipzig aber verdiene das auch. Auf das Wohl dieser guten und gastlichen Stadt teere er sein Glas. Der zweite Viceprasidcut des Reichstages v. Unrube-Bomst toastete ain den Fülsten Bismarck, de» Redner als den beste» Freund des deutschen VvlkcS leielt. das der Kanzler wie der Prinz nn Märchen ans dem langen Schlaf geweckt habe. Wenn nur Alle lins Densiche neunen und diesen Tag als einen Tag der Ehre aniche», so ver danken wir dies in elfter Linie dem Fürsten Bismarck. Am diesen kienenen Freund deS dentnhen Volkes bat Redner »nn das GlaS annnlung über a an innncr mehr an. StaatSminisicr v. Böttcher 'ühite aus, wie Fürst ViSmaick >» der Thal das ihm gespendete Lob ve>dlene. Deutsche seien wir zwar immer gcweien, nur haben allerdings Kauer Wilhelm 1. und Fürst Vismarck das Reich erst schassen müssen, ein Deutsches Reich wollen wir haben, ein Recht und einen Richter, und wir wollen zeige», daß wir sein wollen ein Volk von Bindern, emig wollen wir unter allen Umstände» sein, nach außen wie nach innen. Alles für'S dcnischc Vaterland. Das deutsche Vaterland lind die Vertreter desselben, der deuksche Reichstag, sie leben hoch. Bürgermeister Tivndlin toasieie ans die Gäste. Oberbürgermeister Dr. Miauel-Franklint endlich, dessen Toast schon mehr in der zu nehmenden A»»iiosiläl zu verhalle» diohle, am' de» ReichSgerichtö- präsidenlen Siinson, den tre'ssichen Richter und trefflichen Menschen, Fortsetzung bcs örtliche» TlieileS Seile t». neuencn ,nenne oes ocuinnc» nones var vcediirr »mi das raia, zu leeren Nachdem dies geschehen, slimmie die Fel'veriammlmi, zu de» Klängen der Musik das .Dclisichiaiid, Deutschland übci Alles" an. Die Woge» der Begeisterung aber ichivvllen von da ai Tcm crsien Plenschcn im ParadttS INS u>»0cil>ar na»»,»'»: ' Ten» wahr iit'r : ahne Nautmannsftimb Würde» r»>» Gottes Gob-ii Mil dem war Gail >>»» wachsen Utk. Wir zu Wniier und z» Land Wnlii' er nichts iinznianacn. lks reNre die Irandc lallt,r nn» voll gnr illechtcn ilim und zur Linken: Mai» wnlii' nicht, was er mache» soll'. Trum >>attc er »icht-s zu trinken. Perientel! wcma vabcn. Trimi sagt, von wem mir Recht zumal La wie vom Konsum»» hieße. Tai; er das ird'sche Iammerthal Umschois! zum Paradiese Dazu sich seine Güsie. i Tic vereeil GSsie hlil' ich mtt mir sich dann» zn crliebe» NnV auszui gicu. dos, wir hier s Wie im Paradtele lebe» — . ..! Tao Iiciiil: da: Paradies ridam's stand Nicht halb so doch im llourse — Trum dach Scr l rcsdner NonsmannSllaud öoq. hoch Sie „Tresdncr Rcliouscc" ! Tlk rabalssiande stand doch wie nie. Wer solche» Legen st i s l e n kan», i!r wnszic sie nichl zu gebrauche» — Ter feiert LttslungSIefte Nicht einmal schiel wilkei» könnt' er sic. Mtt vollem Recht und savel dann Trum dolle er »ich!» zu rauchen! — Mit einem Wort: im Paradies Gab s alle Telü'aienen lind .'idam bekam doch, wie man weis; Nur ei» Lind — ervkcl zu esse». Woran das i? Nu» das ist klar: Im Paradies srhll' eben Ter K a u I m a n n s sl a n s „och ganz und gar. Taher das schlechte Leben. Diesem Schlager folgte eine reichpointirte Aussiilirnng des Herr» ! » Redakteur Dr. E. Bieren. Aus Grund seiner jungslen italienischen '' Reise zog ec unler großer Heiterkeit der Versammlung eine Reihe von Vergleichen zwischen Ilasten ldem Hennakhlande der doppeilen Blichsührnng und der Musik und deS Äesangcsl und der Dresdner Kam'mnnnschaft. die Hervorragendes im Haudcl liiid in der Pflege dieser Künste leiste, crem Trinlspriich schloß in der melodischen Svrache Italiens mit einem iüvvjva. In soeieta sioi nocsa/iaiili flj Dresüa! Herr lliechtSanwalt Schreck ergänzte diese iinsiennchen Reisccrnmermigen i» äußerst scherzhafter Weise Die Herren Hol- thealermiigsiec-er Eichbergcr und Schnberk brachten durch mehrere gctinigcne und linxscmeiii wiikinmcTckIan>ations- und Gesaiigsvor- rräge die frohe Sttlnmuiig der Veriammluiig ans ihren Höhepunkt. Dieselbe vergaß bei ihre» Freuden nicht der Armen und Bedräng te». So wurden n. A. ttir einen armen Mühlenbaner. der einen Arm verloren hatte, in aller Sülle weil über 100 Mk gesanimelt. — Beim Eintritt in de» Pvstdienst als Post - Elcve wird nach deni Reglement von den jungen Leute» da? Neisezengniß eines GuinnanninS oder Realgymnasiums gefordert. In letzterer Zeit hat die Poswerwallung nur noch solche Anwärter als Post- elevcn in den Postdienst anfgenonnnen. deren Reifezeugnis; keine niedrigere Gesaininlcrniur als 2 enthielt. Tie Ihalsächlich vor handene Ucbelfüllung der anderen sogenannten gelehrten Bernis- arten haben der Poslvcrwaltting niönlich gemacht, nn'.er der großen Anzahl der Anwärter iiir die höhere Posidienillauibahn ebenfalls eine engere Wahl zu treffen. Der verlangte Censuigrad ist also ein Zeichen der Zeit und eine Bestätigung der eingetletenen Ueber- süllung im genannten Stande. Früher bestand i» diesen Kreisen lein besonder Andrang zur Posilmisbayn, van der bekannt, daß sic ganz besonderer Anslictigung — körperlich wie geistig — erfordert und große Verantwortung in sich schließt. — AnS Anlaß der mit heute statlfindendcn Eröffnung des Betriebes auf der schmalspurigen Sekundärhahn Mügeln- WcrmSdorf - Nercha >l - Trcbse » verkeil, tc gestern aus dieser Linie ein vom König!. Jlnaiizministekinm aus Ansuchen unent geltlich gestellter Jcstsonderzilg unter reger Bethriliglina der an liegenden Gemeinden. Ter Sonderzug verlieb den Bahnhof Mügeln TagkSflkschlchte. Deutsches stieich. In der Be,ti»cr Bürgerschaft, schreibt der „Hann. Cour.", das Sprachrohr Be»>ijg>en'S. w.rden die kaiserlichen Wvcle beiin Empfang der ttadl. Devntalion sicherlich einen liefen Eindruck hialellassen. Tie wirklich invmnclusch gesiniiteiiKieiic werden sich endlich eiinannen iiiuisen, nm denTuick deS siiadikalisinnS, der vom Rathhanie ans gcichiitzl und gefördert wird, abziischiitteln. Das Uebelwiegen dcr radikal-fvil'chrittlichc» Beslrehirnacn in der Berli ner Stadlveuvattnng hak schon wiederholt zu sehr aiiliclname» Be ziehungen zwischen dem Könige uns der Siadlverwaluing geiührk. In der KoufstttSzett z. B. lehnten eS Niagrilcat nnd Stadivccvcd- nele ab. sich bei dein Leichenbegängiiiß des Prinzen Friedrich vcr- trekcn zn lasse», weil die non dem König und der Negiecung be folgte Policik nicht den Beifall der Hrucn vom Rathhauie hatte. König Wilhelm gab über einen solchen Mangel an SchicknchkeitS- gelühl den Vectretec» der Stadt leinen gerechten Unwillen kund und rS sind mehrere Jahce daciiber hingegangcn, vcvor daS alte Verhältniß wieder hergesielll wurde. Gewig hat daS Tichterwort vom „Mannerstolz vor Königsthronen" seine volle Berechtigung, aber diese» Männerslolz würdig zn bekunden, sind die sogcminiileii „Hosdemokraken" die um wenignen geeigneten Leute. ES iil immer ei» Uctzel. ivenn die Letter großer Ilädttschcr Gemeinwesen ausge sprochen radikalen politischen Ainchatlilugen huldigen, sie gecalhen allzu leicht in Konflikte, welche dem Gemeinwohl nur zum Nach- theil gereichen. Der Enihsang. den Kaiser Wilhelm den Herren v. Foickcnbeck und Tr. Llrhck hat zn Theil werdc» lassen, wird poranssichllick klärend wirke», und wen» cs sich bestätigen sollte, daß Herr v. Foickcnbeck sich bewogen fühl!, iei» Amt »iederzulege», so steht zu hoffen, daß u» seine Sielte ei» Mann tritt, dcr die Zeichen dcr Zeit besser zu würdigen versteht und nicht Tendenzen Voischlib leistet, die in ihren Folge» für Kaiicc und Reich verdclb- lich werden könne». Die „Volkszcilung". welche bekanntlich den äußerste» Unken Flügel der delttschsieisiiinigeii Parier vertritt, ist allem von all' den ütziige» Freisliiiisorgane» ehilicv geiiug, cinznge- slehcn, daß die bekannte» Kaisilliche» Worte sich direkt gegen die Haltung der sreisnniigcn Presse in velichiedenen, die kaiserliche Fa milie beticssenden Angelegenheiten, gerichtet hat. Im Wischliiß an dieies Estigeslehe» erörtert die „Volkszeilttiig" dann die neulich von der „Kölnischen Zeilnug" ausgrworsene und besnrwortctc Frage der Erhöhung der Ewilstste durch stieichSziischuß in >o nnsfälligcr Weile, Laß die ungeschickte» Urheber jener Publikation hieraus schon ersetze» können, wie taktlos eS war, diele Frage behufs Erörterung in dcr Presse in die Oesfenllichkeit zn lanciren. Wie dcr Berliner Eocrelpondeitt des „Standard" von gut- nnter>ichteter Seite hört, wicd der Besuch oer Kaiserin Friedrich am englischen Hofe in Windsor Mitte November oder etwas später stattfinden. Bezüglich des großen Posldiebstables in Berlin hat die Obcrpost- dircklion jetzt eine sehr dncsiige Bekanntmachung erlasse», welche dcr „Nat. Zkg." zu folgenden zutccsienden Bemertniige» Anlaß giclst: Aus unsere Anfrage in dec Over-Posldirektion wac uns geantwortet worden, das; die in der heutigen Morgettaiisgatze vccöisenttichle Dar stellung des Vorfalls in der Haupl'achc richtig sei. Ans oer offi ziellen Bckciiuilmalliiing erhellt, daß diese Ansknirst nicht zutrefsend geivcsen ist. Denn wenn statt des einen Beutels mit Einsrtzreibe- hrieien zwei gestohlen worden sind, so scheint ver von den, Diebe oder de» Dieben nnsgcilihric Raub noch vlanvoller angelegt worden zu sein, als cs bcn erste» Anschein hatte. Im Schifsiahrlskanal rnd zwei Poslinützen nnd ein Postiock gesunden worden. Waien demnach ani dem Posthofe in der Svandancistraßc zwei Diebe oder war in der Kleinen Poststraße, wohin der Beutel geworfen wurde, auch er» Mann in der Uniform eines Beamten ? Es ist von Wich tigkeit, das Altes ru wissen. Ebenso wichtig ist es zu erfahren, ob in der Kleinen Poststraße ein Wagen gehalten hat. Die Kleider sind von den Diebe» gewechselt worden. Haben sie dieselben mitge- sührt oder an jener Stelle vorgefmidm? Wenn letztere-, so wächst die Zahl der Komplize» Tie Post ist sonst mit ibren Mitlheiiliiigen an das Publikum nicht sparsam. Diesmal, wo die Mitwirkung des Publikums vielleicht viel nützen könnte, hat sie sich drei Tage lang in Schweige» gehüllt und »lebt «nch jetzt magere Nachricht, wie ». B. daß „200 bis 800" Euischierbebiiefe gestohlen seien. Man tollte meinen, daß die genaue Zahl durch Anfragen in Paris und Hannover fcstzustcllen ist, selbst wenn die Bealeitlisten mit lammt dein Inhalte der geöffneten Briefe gestohlen lein sollten. Jeden falls ist eine kostbare Zeit verstrichen. I» Einschreibebriefen befin den sich oft große Baciisummen und es ist möglich, daß die Diebe damit längst über die Grenze sind. Tie Ausschreibung der Beloh nung beweist, daß b,s jetzt jede Spur von ihnen fehlt. Dem Dankgottesdienste in der russischen BotschnfiSkapelle zu Berlin anläßlich der Errettung deS Kaisers wohnten daS ge lammte Bolschastspersonal, an seiner Stütze Graf Schuwalvw, sowie zahlreiche Mitglieder der russischen Colonie bei. In Stuttgart begann vor dem Landgericht die Verhandlung gegen den Anarchisten Etter wegen Vergehens gegen da- Tnnamit- gesctz. Auf Antrag des SlaatSaiuvalts wiirdc ungeachtet deS Protestes de- VrrtheidigerS Schickler die Oeffentlichkeit der Ver handlung ausgeschlossen und »war wegen Getährdung der öffent lichen Ordnung, insbesondere v« Staatssicherheit. An« dem tn München eben verhandelten Soztalisteiiurozev ist ein wichtiger Satz au- der verlesrnen und mündlich als richtig be stätigten Au-sage de- »Kronzeugen" SchubmachelS Fürst, eine- früheren Sozialdemokraten, beivorzubeben. E« lautet diele Stelle: „ES ist Hauptgrundsatz bei den Sozialdemokraten, daß man auch aut den Eid bin nicht die Wahrheit sagen darf, soweit die Partei hierdurch Schaven leiden würde." Zur Haussuchung beim Freiherr» von Riggenbach in Lörrach sagt daS „Freisinnige Volksblatt": „Bei der Haussuchung wurde eine größere Anzahl von Briefen beschlagnahmt, die allerdings eine Bcrbindung des Hern« v Roagenbach mit dem Professor Gcfscken Nachweise», allein diese Verbiiidnng dntlrt ans der Zeit, als Herr Gesscken »och Professor an dcr Strnßburger Universität war. deren Kurator Herr v. Roggenvach dazumal gewesen. Herr v. Roggen- Vach hat die Briefe nicht auf ergangenen Wunsch deS Untersuch ungsrichters herausgegcve». sonder» soll erklärt haben, wenn inan bei ihr» etwas zu finden hoffe, so möge inan sich die Sachen selbst bolen. DaS ist nun llcicheben. aber das Resultat ist gleich Null. Ter Pvstassistent Haag in Homburg v. d. Höhe, der, wie s. Z. berichtet, die Postkassc um den Betrag von 10.807 Mk. betrogen bat, wovon 10,000 Mk. bei dcr Ergreifung des Flüchtlings noch vorge sunden wurden, ist wegen Unterschlagung, Fälschung der Bücher lind weil er seinen in Mainz dienenden Bruder zur Desertion ver leitet bat. vom Schwurgericht zu Frankrurt a. M. zu 4 Jahre« 4 Monaten Zuchthaus und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte aut die Dauer von V Jahren verurtbeilt worden. lieber die Verhältnisse am Stuttgarter Hose schreibt man der „Köln Ztg." von dort: Was i» de» Müncncner „Neust. Nachr." „rnlbiiltk" wurde, ist hier und im Lande seit geraumer Zeit kein Gebeimiliß; die Angelegenheit beschäftigte fortwährend die ganze Bevölkerung, nnd die Schiwernng der betreffenden Berhällnisse. wie sie in dem Münchener Blatte gegeben wurde, trifft im groben Ganzen zu. Ohne allen Zweckel ist die Beröffentlichnug nicht aus Freude am Skandal oder an pikantem Hofklattch, sondern lediglich aus patriotische» Gründen erfolgt, vielleicht in der Absicht, durch rückhaltlose Darlegung der Dinge eine Besserung berbeizniilbren. Iiwcsscii müssen die Mittbeilimgc», ans welche die .Neuesten Nachrichten" sich stützten, an einigen Stellen derart gcivcieil sein, daß sie allzulcicht zn Uebertreibniigen fühlten. So sind vor Allem die Berhältnisse keineswcgs derart, daß man sie auch nur im ent- fernteilcn mit den Vorgängen m Bauern im Jahre I88Ü vergleichen dücste: hieczn schien su zicnilcch alle Vorbedingungen. Soda,in ist im Besonderen die Behauptung von einer sölinliche» Ab sperrung des Monarchen völlig nnbegründet. Se. Majestät berätt, wie in früheren Jahre», so lange er im Lande ist, persönlich mit drn Minister» und empfängt sowohl in F.iediichsume» uls hier viele Personen. Gerade vor seiner Abreise nach Nizza, »ach dem glänzende» Berlaus des Kaiicrtages, hat der Kömg zahlcciche Per sonen aus dem Bürgccftande ivie uns dem Adel deS Lande? rm- hningcn. Wie ferner in ivohlniiterrichtewn Kieiien versichert wird, ist die Behauptung des Münchener Blattes, daß die Kosten des letzte» Wcnlerninenthalts in Italien „bis zur Stunde noch nicht völlig beglichen" seien, nicht zutreffend. Trotzdem ist die I»an- spiuchiicihine der königlichen PlivatschatiiUe durch die jungen Herren aus Nordamerika bekanntermaßen eine ganz gewaltige, und da auch, hiervon abgesehen, ihr Einfluß auf den Monarchen nicht gerade becham sein dürite. iv wird Jedermann begreife», wohin dw Wünsche vcS Landes gehen, das sich jetzt schon zur würdigen Feier des2üjäh- ligen NegiernnnSjubttälliilS seines Königs rüstet. Die hiesige Presse vrihcurl bis jetzt in Schweigen. Koloniales. In den nächsten Tagen wird auf Lam. lener unter der Oberhoheit des Sultans von Sansibar stehenden Insel, welche an dcr Küite des SiiahelisultanakS siegt, eine deutsche Postagciitiic eröffnet werden. Am Lam» hat die deutsche Wiin- Gesellschgst eine ihrer HaupsiiiedellassnIlgen angelegt. In dem mas siven Gebäude, welches zahlreiche Wohnnngs- nnd Niederlassnngs- rämne nnischließt. sind Ine notlugen Räume für Bnreanzwecke be schafft. In dem gesammten Gebiet des unter dcnlschcm Prolclio- rat sichenden WitusntcanatS ist die Ruhe nirgends gestört worden. Zwischen den Griellschaltsbeantten und den Eniaeboienen nnd be nachbarten Slämiiiea besteht das beste Einvernehmen. Der Rath dcr Alten von Lanni hat in einem an den dcnliche» Kaiser nnd die deutsche W ittigeiellschast gerichteten Schiistslnck, welches zugleich die ilnterlchnstc» vieler angesehener und begüterter Eingeborenen trägt, dem friedlichen und sreuiidichaslsichen Enwccnehincil Ausdruck gege ben, welchcs dort zwischen den Eingeborenen nnd dcnlsche» Beam ten besteht. Ter Scheich Abdelcunan hatte die Schreiben dem Generalkonsul in Sansibar zur Vemiittelnng übergeben. Koloniales. Einer Angabe des deutschen Eon'nis in San Fmnzisko zufolge hat Deutschland die Schutzherrschast über die Insel Plcasant im südlichen Solle» Ozean errichtet. Dieselbe sei der Negierung der Marshal-, Bcvwn- und Providcncc-Jnseln linier« stellt worden. Oesterreich. Das Abgeordnetenhaus genehmigte das Gesetz betr. die Bedeckung des Nüstilngskccdits durch die Ausgabe von 20 Millionen Papiccrente. Im RedaktioiiSkoinitee des vor» Kron prinzen Rudolf heranxgeacbcnen Werkes: „Tic österreichisch-unga rische Monarchie in Wort und Bild" entstand bei dcr Besprechung dcr Eintbeilnng der Referate für das Kapitel „Bobinen" ein Con- flikt, ivelcbcr dadurch licrvoraeriisen ist, daß die cz-ulnschen Autoren die Betücksichligtlng ihrer staatsrechliichen Wünsche begehren, dahin gehend. daß Böhmen, Mal,reu und Schlesien gleichzeitig besprochen werben. Der Kcoiipiiiu soll das Verlangen entschieden zurückgo wieien haben. (Bravo!) Die Schießübungen mit dcr Maxiinkanone hatten ein äußerst günstiges Ergebnis: es wurden OM Schüsse i» der Minute abge geben. Die nnlilärtechiiische Evininiisivn des KriegsministcriumS entschied sich daher für die Anichafsiliig der Kanone. Als am litt. Oktober kurz narb zwölf Uhr Nachts der 20jährige Sohn Kail des Tuchsabrikanten Zninnennann aus Reichenberg i» Böhmen »ach Althabendvif fuhr, warf auf dcr Straße hinter Paniedors ein am dec Straße lauernder Mann eine Spiclighomhe rechts unter den Magen. Die Bombe ezvlvdirle unter starkem Knall, und die Füllung, wahrscheinlich Steine und Blcistncke, zertrümmerte die rückwärtige Wagcnivaiid. Die Geschosse und Sprcngslücke drangen zahlreich durch den Sitzkatten nnd die Sitzpoliter durch und vecwnndelen lebensgefährlich den 27 Jahre allen Kutscher Pracht ans Großhicildocs bei Gabel, iväbreiib Ziiinnciiiianli am Oberschenkel leichtverletzt wurde, Dcr Wurs galt ossenbar dem Karl Zi»nner»ia»n, den» diewr pflegte gewöhnlich rechts im Wage» zn lisien uno selbst zn kntichircn. Diesmal hatte er dem Kutscher die Zügel gelassen und saß links. Der Knsichec befindet sich n» SlephanSbvipttale. woselbst eine Gmichlskominiision seine Einvernahme pflog, Uinfasscndc Erhebungen wurden einge- lcjsi't, Ter Erste, dcr am Thatorle erschien, war ei» vagabundirciideS, übelbcletiinnnbcles Jiidrv dnum ans Althabendori, Namens Herzig. Dciielbc gicbt an. er habe eine Fenergarbe anfslaiinnett und Je manden in dcr Richtung nach der Stadt davonlaiiicn scheu. Dec Kutscher behauptet, zwei Männer erblickt zu haben. DaS Attentat wird allgemein auf auarchinischc Unilricbe zurnckgeinlirt. Die Be- zilkshallptniannichast schrieb eine Belohnung von 500 fl. für E» Mittelung des Thätcrs ans. DaS „Fremdcnblatt" sagt anläßlich dcr glücklichen Errettung des Kaisers von Rußland und der kaiserlichen Familie: ilnabsehbar wären icdeniaUs die Eonseaucnzcn gewesen, welche ein für de» Zar unglücklicher Ausgang »ach sich gezogen hätte. Sei die Tbatsache dcr glücklichen Errettung de» Kaiscrpaares ein trendiges Ereigniß für das Rnssenrcich, so sei sie auch für Europa von hoher, glück licher Bedeutung, In dem Zaren wurde ein Monarch erhalten, welcher gerade in den letzte» Jahren den extremen Bestrebungen gegenüber wiederholt seine volle Autorität einictzte für die Erhal tung dcr Ruhe unseres Wcitthelis. und welcher als mächtigster Schirmherr deS Friedens und seiner Freunde im eigenen Reiche waltet. Frankreich. Provinzblättcr der verschiedenen Parteien bringen immer wieder Enthüllungen über geheime Pläne und Einvertiänd- nisse Bonlanger's. Tie längste Enthüllung macht bekannt, daß der General sich verpflichtet habe, die Tbronbefleiguiig des Grasen von Paris zu fördern und vorrnvcrriten. Als Loh» verlange er eine jährliche Rente von 2 Millionen falso etwa 50 Millionen Kapital) und einen hoben AdelStitel. Bcioc Forderungen seien ihm voin Grasen von Paris mit größter Bereitwilligkeit zuacstanden worden. Er werde nun bei den nächsten Wahlen trnchte», die Mehrheit der Kammer aus seine» Anhängern zu bilden, und müsse dann beruien werden, an die Spitze rincs Ministeriums zu treten. Sein Kabinet werde er aus sorgsam gewählte» Bundesgenossen zusammeusctzcn; das Krieasmiilistenum sei schon jetzt Herrn de Martimp wh Vorbe halten. Einmal so weit, mache Boulanaer einen Staatsstreich, ver banne Carnot, berufe den Gräle» von Paris aus dcr Verbannung und übergebe Ihn, die Negierung. Die Vclinlttleiin des Bundes- vertrag- zwischen Boulanger u»v dem Grasen von PaciS soll die Herzogin von Uzbü sei», eine» Theil der Kosten der boulangistischeir Umtriebe soll dee in drn orleanistrschen Kreisen wohl aufgenommene
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