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«rsch. lägt. Morg. J«s»r»t« werden b. Abend-8, Tonnt, bi» Mittag» 1i ll. angenommen in der Expedttton: Johannesallee n- Waisenhausstraße v. Tageblatt A»o«n. vterteltährlich »0 Ngr. »«1 unentgeldl. Lieferung in's Hau». Durch die K. Post vierteljährlich rr Ngr. Einzelne Nummer» 1 Ngr. für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitrcdacteur: Theodor Drobisch. Anzeigen i-dies. Blatte, das zur Zeit in 5L00 EkemxH erscheint, finden eine erfolgreiche Verbreitung. Mo. SS. Dienstag, den 4. Februar 1862. Dresden, den 4. Februar. — Se. Maj. der König haben allergnädigst geruht, den Amtshauptmann von Nostitz-Wallwitz zu Budissin zum Kreis- director daselbst zu ernennen. — Se. Maj. der König haben dem Geheimen Finanzrath Klemm das Ritterkreuz des Verdienst-Ordens zu verleihen ge ruht. — In Betreff der großen Elbwasserfluth fügen wir unfern frühem Berichten heute bei, daß bis gestern Abend der Wasser stand eine Höhe erreichte, welcher dem des Jahres 1845 fast beinah gleich kam und kaum um eine Elle differirte. Merkwür dig ist es, daß bei solchen Fällen oft von Seiten des Publikums den Sachverständigen weniger Glauben beigemessen und die drohende Gefahr nicht selten ignorirt, sondern das Ermahnen zu Vorsichtsmaßregeln geradezu verhöhnt und verspottet wird. Dieß traf denn sicher auch Etliche, die sich säumig im Aus räumen ihrer Sachen bewiesen und erst abw arten wollten, bis ihnen plötzlich das Wasser in die Stiefeln und somit der Glaube in die Hand kam. Das Wasser welches gestern Mittag an der alten Brücke den Standpunkt von 9 Ellen 6 Zoll ein nahm, überschwemmte schon am Sonntag etliche Gassen der an der Elbe tiefgelegenen Stadttheile. Jmprovisirte kleine Brücken, Stellagen von Böcken und Bretern dienten zur Herstellung der unterbrochenen Wegwanderung und bis gegen Mittag waren außer dem Eliaskirchhof, so wie der sogenannte weite Kirchhof, folgende Straßen mit ca. 800 Häusern ohne die Hintergebäude mehr oder weniger von der Überschwemmung heimgesucht worden: Adlergasse, Bachstraße, Blasewitzer Straße, Blockhausgäßchen, Blumenstraße, a. d. Brücke, Brückenstraße, Carlstraße, Elbbcrg, a. d. Elbe, Antonstadt, a. d. Elbe, Pirn. Vorst., Elbgäßchen, Elisenstraße, Feigengasse, Fischergasse, Fischhofgasse, Fischhof-Pl., Friedrichstraße, Gerbergasse, Glacisstraße, Große Gehege, Grüne Gasse, Herzogin-Garten, Holzhofgasse, Hospital-Platz und Str., Kohlmarkt, Meißnerg. gr., Münzgasse, Neudorf, gr. und kl. Pack- hofstr., Palmstraße, Palaisgarten, Prießnitzstraße, Schäferstraßc, Schützengasse, Schützenpl., Seminarstraße, Stiftstraße, Terrassen gasse, Trabantengasse, Wachsbleichgasse, Wasserstraße, an der Weißeritz, Weißeritzstraße, Wiesenthorstraße, Wolsgasse, Ziegel gasse, große und kleine, Zwinger. — Auf der Elbe kommen fast ohne Unterbrechung große Baumstämme, Klötze, Wirthschafts- geräthe, Bänke u. dergl. angeschwommen. Laut eines Tele- grammes aus Pirna in vorvergangener Nacht, sah man daselbst auf dem Elbstrom ein Gebäude mit brennendem Licht, welches vermuthen ließ, daß sich ein Mensch in demselben befinden könne. Auf diese hier beim Rathe eingetroffene Nachricht wurden durch den Ober-Inspektor der Wohlfahrtspolizei sofort vier Pioniere requirirt, welche vom Elbberge aus zur Rettung entgegenfuhren, natürlich am Rande des Stromes dahin. Ob Rettung geschehen, ist bis jetzt unbekannt, es hieß, man habe bei Tolkewitz ein günstig Resultat herbeigeführt. Man fährt in den Straßen auf Kähnen und die Restauration von Helbig hat in den untern Räumen arge Zerstörung erlitten. Zu rühmen ist die Umsicht, Fürsorge und Aufopferung der Wohlfahrtspoli zei, die seit Sonnabend ununterbrochen auf dem Platze ist. Sie sorgt, daß Lebensmittel für die Bedrängten zur Hand sind, die auf Leitern den danach Strebenden zugereicht werden Gestern bemerkte man Se. Maj. den König, sowie Se. K. H. den Kron prinz auf mehren Plätzen und Straßen der Stadt und der Herr Staatsminister v. Neust ritt in Begleitung des Herrn Polizeirath Schwauß vier Stunden lang in die Gegend aller der Straßen die von der Fluth bedroht waren. Ebenfalls thä- tig waren der Herr Oberbürgermeister Pfotenhauer und der Herr Stadtrath Flath, wie denn auch die Armenvorsteher Auftrag erhallen haben, sich vorzüglich armer Familien anzunehmen, die an Stellen wohnen, wo nur mit Kähnen hinzugelangen ist, damit kein Mangel an Lebensbedürfnissen eintritt. Ein weiterer Befehl der Polizeidirection verbietet den Passanten der alten Elbbrücke das Stehenbleiben auf derselben und es ist zu befürchten, daß die Brückenpfeiler durch das Anrennen der Eismaffen und col- lossalen Bauhölzer, so wie durch Unterwaschung der reisenden Fluth erheblicher Beschädigung anheimgefallen sein dürften. Wir wollen uns der Hoffnung hingeben, daß nicht eins ähnliche Ab sperrung wie im Frühjahr 1815 nothwendig wird. Unter den Gegenständen, welche der Urstelle entrückt und die Fluth zur Ansicht bringt, bemerkte man gestem Nachmittag einen voll ständigen Holzschuppen. — Infolge des Austretcns der Elbe, welche die nächst anliegenden Stadttheile unter Wasser gesetzt hat, bleibt das k. Hostheater heute und bis auf Weiteres geschlossen. — In der Fluth des überströmten Gartens, welcher un weit der Marienbrückc an das kronprinzliche Palais grenzt, hat man gestern einengroßen lebendigen Wels gefangen. Auch kam gestern auf der Elbe aus den Trümmern eines kleinen Stalles ein quiekendes Schwein uud am Sonntag eine leben dige Gans angeschwommen, welche letztere beim Anblick der Brücke noch mehr schnatterte, als dereinst ihre Schwestern bei der Rettung des Capitols zu Rom. Die schnelle Fahrt durch die Brückenpfeiler ging zwar nicht ohne Kopfwäschen ab und Mut ter Huschgen war nahe daran, der Fluth als Opfer zu fallen. Da dachte sie wahrscheinlich: „Es flog ein Gänschen über den Rhein", warum sollst du nicht auch fliegen, wenigstens auf eine Eisscholle Das Hoppchen gelang und so ging der Gänsemarsch auf der Eisscholle weiter, bis es ihr später gelungen sein soll, unweit des Packhofes ohne allen Beifuß eigenmächtig an das Land zu steigen, und so der leckerhaftcn Welt einen Gänsebra ten zu retten. — Nun rede noch Jemand von einer dummen Gans. — — Die K. Polizeidirection erläßt folgende Bekanntmachung hinsichts der Brückenpaffage: „Das Stehenbleiben der Passan ten auf der alten Elbbrücke wird bis auf Weiteres auf das Strengste untersagt und sind die aufgestellten Gendarmerieposten angewiesen, auf genaue Beobachtung dieser durch die Verhält nisse gebotenen Anordnung zu halten." — Wir^ hatten vorgestern Gelegenheit, Herrn 0, Semm-