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Dreld-n, den 12. Januar. Ce. Majestät der König hat dem Rittergutsbesitzer und Friedensrichter, Leutnant v. d. Armee Fuchs-Nordhoff auf Möckern den Charakter als Kaminerrath in der IV. Classe 1er Hofrangordnung beigelcgt und dem Direktor und ersten Lehrer der Baugewerkcnschule zu Zittau, Professor Carl August Schramm das Ritterkreuz vom Albrechtvrden ver liehen. — Telegraphische Nachrichten des ,,Drcsd. Journals": München, Mittwoch, io. Januar, Abends 7 Uhr. Die Ver dauungsbeschwerden haben sich bei der Frau Herzogin Sophie am Tage vermindert, die Kräfte seit dem Morgen nicht ab- genommen. Puls regelmäßig. l)> Walther. — Donners tag, 11. Januar, Morgens 9 Uhr. Die Nacht war bei Ihrer König!. Hoheit ziemlich ruhig. Besserung des allgemeinen Be findens, Ermäßigen des Fiebers und der Athmungsbeschwer- den. — Nachmittags 13 Uhr. Die Besserung im Befinden der Frau Herzogin Sophie war im Laufe des heutigen Vor mittag? anhaltend, und das Allgemeinbefinden ist zufrieden stellend. Nr. Walther. — Der Stadtrath und der Stadtbezirksarzt ür. Brück mann machen auf die Art und Weise aufmerksam, wie Schweinefleisch und Wurst zu behandeln sei, um selbst für den Fall, daß sie Trichinen enthielten, genußunschädlich zu werden. — 6». Oeffentlicke Sitzung der Stadtverord neten am 10. Januar 1866. — Die Erklärung des Ctadt- raths über die Berechtigung des Herrn Kaufmann Schilling als Stadtverordneten, welche bekanntlich in Frage gepellt wor den, ist eingegangen und soll nach derselben der Genannte nach wie vor die Function eines Stadtverordneten ausüben, da schon Besitzer von bewohnbaren, wenn auch nicht wirklich bewohnten Häusern als Ansässige zu gelten haben. Das End- urtheil in dieser Angelegenheit wird die VerfassungSdcputation abgeben — Bezüglich des Ankaufes einiger Grundstücke bittet der Stadtrath das Collegium, in geheimer Sitzung über sein Projekt zu berathen und Beschluß zu fassen. — Als Ersatz männer beschließt man zunächst heute einzuberusen die Herren: Privatus Pötsch, Uhrmacher Bühringer, Buchdruckereibesitzer Reichardt, Holzhändler Hübner, Hofuhrmacher Weise, Tischler meister Mehlrg, Schmiedemeister Wolffram, Klempnermeister Kirbach und Schuhmachermeister Lohse. Bezüglich Ker Einbe rufung der übrigen Ersatzmänner sind erst einige Vorfragen durch die Verfassungsdeputation zu erledigen, welche deshalb heute mit Auftrag versehen wird. — Vor Uebergang zu dm Deputationswahlen nimmt das Collegium einrge Vorträge der Deputationen des vorigen Jahres entgegen. Demnach ward die Mitvollziehring des mit dem StaatsfiskuS abgeschlossenen Vertrags wegen der käuflichen Erwerbung des ArealeS zur Er weiterung des Fnedrichstädter Kirchhofes beschlossen. — Am 12. Oktober 1864 hatten die Stadtverordneten Rülke, Anger und Genossen folgenden Antrag eingebracht: In Erwägung, daß die Vertretung ber einzelnen städtischen Kirchen-Gemeinden ins besondere bei Bauten mannigfache Unzuträglichkeitcn und Nach theile im unausbleiblichen Gefolge habe, beantragen wir: die Dersassungs-Deputation mit Auftrag zu versehen, ihr Gut achten darüber abzugeben, ob und in wieweit, bis die neue Kirchmversassung ins Leben getreten, eine Cpscialvertrctung der einzelnen Kirchengemeinden einzurichten sei. Die Verfas sungs-Deputation (Referent Oe. Schaffrath) schlägt dem Colle gium heute vor, den Antrag zur Zeit abzulehnen, und zwar deshalb, weck einmal in dieser Angelegenheit im Oktober vor. Jahres eine gemischte Deputation der städtischen Col- legien bereis den Beschluß gefaßt habe, für jede Parochie eine Specialvertretung durch einen Stadtrath, einige Stadtverord nete und einige Parochialm eintrcten und durch den Stadtrath einen vorläufigen Entwurf über die Befugnisse der einzelnen Mitglieder dieser Parochialrvrtretuiig ausarbeiten zu lassen, fer ner aber auch, weil erst das Resultat des bevorstehenden Land tages, dem eine neue Kirchmversassung zur Begutachtung und Derathung vorgelcgt würde, abgewartet werden müsse. Nach einigen wenigen Bemerkungen des Stadtv. Adler, welche den Deputationsvorschlag befürworten, wird derselbe einstimmig an genommen. — Das Resultat der heutigen Wahlen war fol gendes. In die Vcrfassungsdeputation wurden bei 51 Ab stimmenden gewählt: Adv. Krippcndorf (51,, 2ldv. Kretschmar (51), Adv. Spieß (51), Ad». Kaiser (50), Adv. Strbdel (49), De. Schaffrath (49), Oe. Arnest (48), Adv. Leonhardi (4 7), Prof. Wigard (45). Die Deputation constituirte sich sofort und wählte zu ihrem Vorsitzenden Herrn "e. Schassrath, zu lhrem Protocollanten Hrn. Adv. Strödcl. Die Wahl der Mit glieder der Finanzdeputation ergab folgendes Resultat bei 52 Abstimmenden: Or. Ctübel (51 >, Leihbilckiothekar Unruh (5l> Kaufmann Taggescll .50), Kanfmann Schilling (4 9, Adv Emil Lehmann (48), Turnlehrer Ritz Buchhändler Brauer (47), Kaufmann Klcpperbein (45h Kaufmann Waller II (12), Adv. Grüner (42). Nach erfolgter Constitution proelamirtc die Deputation Hm. Or. Stübel als ihren Vorsitzenden, Adv. Grüner als Protocollanten. Endlich wurde die Petitionsdepu- tation bei 48 Abstimmenden in folgender Zusammensetzung gewählt: Adv. vr. Spieß (47), Schneidermeister Linnemann (4 7), Schuhmachermeister Knöfel (<7), Red. Schmidt (47), Kaufmann Veschke, (46), Adv. Strödcl (4v-, Schuh machermeister Krumbein (4!), Cultusministcrialsportelcassirer Hartwig (45), Seilermeister Steher (43). Zu ihrem Vor sitzenden erwählte die Deputation Herrn Schuhmachermeister Krumbein, zu ihrem Protocollanten Hm. Adv. Or. Spieß. Das Resultat aller dieser Wahlen war übereinstimmend mit dm Vorschlägen der Wahtdeputation. — Die Wahlen zu den üb rigen außerordentlichen Deputationen wurden auf Antrag des Stadtv. Gregor, der zum Beschluß erhoben wurde, nach den Vorschläge» der Wahldeputation sofort durch Acclamation vor- genommm, sodaß sich folgmdes Resultat ergab: Deputation für Revision der Gewerbe- und Personalstcuer Kataster: W. Schmidt, Cehffarth, Anger, Krumbein und Hausse, Schulde putation: Walther I, Krumbein, Sußdorss, Nitz und Or. Stein, Deputation für die Straßenbelcuchtuug: Anger, Mörbc, Richter und W. Schmidt, Deputation im Betreff der Krankenhauses: Walther >, Berthclt und Vierling, Deputation für das Bau wesen und die Wasserleitung: Eußdorf Anger, Richter, W. Schmidt, Ceyffarth, Haufe und Sonntag, Deputation für WohlthätigkeitSanstallen: Tschöckel, ft». Krug und Kollbeck, Deputation für die ArbeitS- und Cvrrectionsansialt: Müller I und Henkler, Deputation für die Sparkasse und das Leih haus : Beschke, Müller I, Unruh und Brauer, Deputation für das Marktwesen: Gregor, Linnemann und Schönigcr, Deputa tion für Abschätzung der Neubauten : Anger, Krumbein und Seysfarth, Deputation für die Ergänzungswahl der Stadt verordneten: Ecyssarth, Börner und Schulze, Deputation für Kirchen, kirchliche Angelegenheiten, bcz. milde Stiftungen: Finke, Henkler und Brückner, Deputation für das Düngerex portwesen: Walter II, Taggesell und Gärtner, Deputation für das Baupolizeiwesen: Anger, Hartwig und Sonntag, endlich Deputation für das Armenverssrgnngswesen und darauf be zügliche Stiftungen: Vierling, Berthelt, Nitz, Krumbein, Albert, Gregor, Tschöckel und Adler. Nach Beendigung aller dieser Wahlen wurden noch einige Petitionsangelegenhciten erledigt und hierauf nach zweistündiger Dauer die Sitzung ge schlossen. — Im „naturwissenschaftlichen Chclus" beginnt heute Abend 7 Uhr Herr Ehemikcr Lichtenbcrger eine Reihe von che mischen Vorträgen mit Experimenten, welche über die NahrungS- sioffe, VeleuchtungSmittel, über die organischen Säuren und über die Entstehung, Wirkung und Nachmessung der Gifte und Gegenmittel in allgemein verständlicher Weise gehalten werden. (Siehe den Jnseratentheil.) — kl. Vor einem kunstsinnigen, aber leider kleinen Publikum fand am Mittwoch Abend die erste Vorlesung von Rudolf Gen»e statt. Das Thema war Julius Cäsar, die be kannteste der Shakespeare'schen Nömertragödim. Tic Vortrags weise dcS Herrn Geiu-c besteht darin, daß er nach kurzen kri tischen und aesthetischen Erläuterungen und angcreiht an dem Faden einer Erzählung de§ Inhaltes der Nebenscencn nur die Hauptseeuen liest. Hierdurch wird es möglich, in zwei kurzen Stunden die ganze Tragödie auszurollrn, freilich fällt dabei auch Manches unter dm Tisch, waö für Andere, als den Vor leser, nicht den bescheidnen Werth einer Nebensache hat. So vermißten wir die erste Volksscme, die Unterredung der Portia mit BrutuS u. a. Wollte Herr Genäe die Zeit einer Vor lesung nicht überschreiten, so mußte er freilich auf das litera- «sche Beiwerk verzichten, welches ohnehin nicht erschöpfend sein kann und nur nach kurzem Bericht über die jedesmalige Si tuation einzelne Scenen vortragen. Dies ist um so unbedenk licher, als bei der gesammtm Zuhörerschaft mindestens die ober flächliche Kmntniß, die Herr Genee von seinem Vortrag gicbt, vorauszuseym ist. So viel über die Art und Weise. Was die vor getragenen Stellen selbst anlangt, so riß Herr Gme e durch die Virtu»sität, mit welcher er sein Th-ma behandelte, wiederholt zu lautem Beifall hin. Sein sonores Organ erin nert an das unseres Emil Deorient, seine Behandlung der Verse ist trefflich, er unterscheidet die Stimmen der Sprechen den durch geringe Stimm-Modulationcn leicht und doch frap pant, die Töne des Schmerzes wie des Jubels, deö Zornes, Neides, der Liebe und deü Hasses stehen ihm gleichmäßig zu Gebote, er zeigt überall ein seines Verständnis; des großen bri tischen Dichters. Den Höhepunkt seiner Leistung bildete die Rede des Marcus Antonius au das Volk, die unterbrechenden Reden des Volkes bewiesen eine außerordentliche Technik seiner Stimmmittel. Wünschen wir Herrn Genee für seine folgenden Vorlesungen, deren zweite morgen, Sonnabend, den „Kaufmann von Venedig" bringen wird, ein zahlreicheres Publitum; wir können letzterem ein paar genußreiche Stunden versprechen. — Am TieirStag hielt Mr. William Finn aus London im Saale des Hotel de Pologne seinen ersten Vortrag im ersten Chclus im Gebiete der Jnductions-Electricität, verbun den mit den brillantesten Experimenten. Der Saal war bis- auf den letzten Platz gefüllt und die Aufmerksamkeit auf die interessanten Themata gespannt bis zum letzten Augenblick. Selbst der Laie, der keine Idee von EalvaniSmuS, chemische« Zersetzungen, Magnefiumlicht, Ruhmkorssschen Maschinen, Ritsche schen Experimenten, Flurescenz, Geißlerschen Röhren u. s. w. hat, wird hier leicht in das Gebiet dieses Wissens auf höchst unterhaltende, angenehme Weise eingeführt. Der fließende Vo»- trag giebt alle nöthigen Definitionen, die Experimente, einzig in ihrer Art, erläutern das gesprochene Wort auf praktische Weise und das „Gehe hin und lerne!" findet hier seine voll kommene Anwendung. Vorläufig beschränken wir uns auf diese Eingaugsnotiz, müssen aber den Besuch dieser Vortrage Jeden: empfehlen, da sie lehrreich und praktisch sind. — Im Mo,rat Lctober v. I. übergab ein hiesiger Lohn fuhrwerksbesitzer einem ihm weder von Person noch dem Na men nach bekannten Handarbeiter, welcher sich ihm als Dienp- knecht verstellte, ein Pferd, um in seinem Auftrag mit demselben einen Kahn stromaufwärts bis nach Außig zu treiben. In Schandau spannte der Kahntreibcr das Pferd ab, indem er dam Schiffseigner vorspiegelt, daß die Tour nach Außig für sein Pferd zu «eit sei, daß er es nicht mehr fortbnngc und daß er sich aus den Rückweg machen müsse. Es hatte aber mit der Ausspannung und der eiligst betriebenen Rückkehr eine ganz andere Vewandtniß. Der Dienstknccht kehrte mit dem Pferd nicht nach Dresden zurück, sondern eilte stracks nach Pirna zur dortigen Abdeckerei und verkaufte das Roß an den Caviller für die runde Summe von :> Thlrn. Gegen den Caviller gab er sich für einen Dienstknccht aus Böhmen aus. Der Eigenthümer des Pferdes wartete vergebens auf die Rückkehr seiner Rosi- nemte und soll noch heute warten. Ter saubere Kahntreiber und verschleierte Pferdehändler aber soll in diesen Tagen hier in der Person eines aus Ncunimbsch gebürtigen Knechtes ermittelt worden sein. — — Welchen enormen Zuwaöhs der Frachtverkchr an de« Crinolinen erhallen mag, geht daraus hervor, daß die preußi sche Staatseisenbahn allein im vorigen Jahre nicht weniger als 8140 Etr. Crinolinen verfrachtete. Und mit welcher Grazie werden diese 8140 Clr. — und wie viele Tausende dazu! — von dem „schwachen" Geschlechts getragen! Da sieht man, «aß es heißt: „Mit vereinten Kräften!" — Gewerbevcrein (Forts.). Herr I)r. Rentzsch theD mit, daß Herr Hcrrmann Findeiscn in Chemnitz während der großen Chemnitzer Ausstellung seine permanente Ausstellung lo erweitern werde, daß sie eine Nebsnausstcllung bilde und daß der Genannte Anmeldungen, die ihm bis 15. Januar !866 zugehen, berücksichtigen werde. Hierauf begrüßt der Vorsitzende den Herrn Uhrenfabrikanten Großmann, Vorstand des Glas- Hutter GewcrbevereinS und gratulirt ihm im Namen des Ver eins, daß er von der Londoner wissenschaftlichen Gesellschaft den ersten Preis für eins gelöste Aufgabe über Ankcrgang erhalten habe. Er erwähnt dazu, wie schwer es halte, ehe der Eng länder daS Gute, was ein Deutscher producire, anerkenn«. — Herr Großmann spricht seinen Dank für di« ihm vom Vereine bewiesene Aufmerksamkeit aus. — Herr Geucke hat einen Block böhmischer Braunkohle von l4 Ctr. Gewicht ausgestellt. Es ist das Stück gerade so groß, daß es noch durch den Schacht trans- portirt werden konnte und die Kohle selbst von ausgezeichnetes Qualität. Besonders wird die ganz deutlich zu erkennende Holz- slruetur bewundert. Herr Krone bemerkt dazu, daß Steinkohle älter sei. als Braunkohle, daß jene aus Moosen, Farrenkräulern, Schachte'ha.men, Bärlappen, Stigmen ien und Sigillarien, diese Mm Thcil aus schon höher entwickelren Pflanzen, als Palmen, Nadelhölzern, Bäumen mit steifem Laub und Laubhölzern ent standen sei. Die Anthrazitkohle könne au« beiden entstanden sein, wenn durch Hitze, wie sie Porphyre mitgebracht hätten, die flüchtigen Stoffe ausgetriebcn worden wären. Diese durch Hitze bewirkte trockene Destillation der Kohle sei auch die Ursache von der Entstehung des Petroleum. Im Hänicher Schachte habe man nebeit dem sogenannten Hänicher Porphyre natürlichgebil- deten Coaks gefunden, der sich, da er einem so langen, großen Drucke auögesetzt gewesen, nicht zu Anthrazit verdichtet habe. Es knüpft sich hieran von Seiten des Herrn l>i. Rentzsch noch eine Aussprache über die Wichtigkeit deö böhmischen Braunkoh- lcnbcckens für Sachsen, über die ErlcichUrungen, die die sächs. Staatsbahn dem Kohlentranbporte gewährt habe, über die hohen Frachtsätze in Böhmen, die die Kehlen bedeutend vertheuerlen und die Räthlichkeit, Sachsen durch eine Bahn nach dem Teplitz- KarlLbadcr Becken in direkte Verbindung mir jenen reichen Koh° lenschätzen zu setzen. — Nachdem noch die im Fragekasten niedergelegten Eingänge besprochen sind, hiLt Herr In. Rentzsch einen längeren Vortrag über Lebensversicherung, der mit all gemeinem Beifall endet. — Wir lhcilten mit, daß in diesen Tagen ein Hand-