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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.10.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-10-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19011025016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1901102501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1901102501
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1901
-
Monat
1901-10
- Tag 1901-10-25
-
Monat
1901-10
-
Jahr
1901
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.10.1901
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— von dem vormittag» '411 Uhr von Noßwein noch THnmlttz verkehrcnden Güterzuge entgleisten gestern bei der Ümsabrt tnBerberSdorsvie Lokomotive mit Tender und drei Wagen, vermuthltch in Folge AusstrtgenS der Maschine an der Weichen,unae„ipst;e. Der Berkehr war durch diese» Vorkommniß dt» in die Abendstunden unterbrochen, so dak die Reisenden um- iteigen mubien. «erlebt wurde Sttemand. E—^Amtsgericht. Der IS Jahre^alte Realschüler Felix Isanwalt Dr. Gras. Die Verhandlung, die theilweise unter »Ichluk der Oefsentlrchkeit stattsindet, ergiedt in Ihalsächlicher ziehuna, dak der Angeklagte in den Monaten Mai vis Juli mindesten» sechs Fällen «chulknaben mißhandelte, indem er sie unter falschen Vorspiegelungen in eine» Hausflur lockte, ein Gespräch mit ihnen ansing und sie theils mit der flachen .Hand, «heil» mit einem Stocke schlug. Der Angeklagte hat hierbei ein «erhalten an den Tag gelegt, das nach Ansicht des Gerichts ledensall» als ein völlig normale» nicht angesehen werden kann. Er lenkte da» Gespräch mit dem betressenden Knaben aus die Frage. wohin ihn der Lehrer schlage, wenn er ihn züchtige und trat dann plötzlich mit der Behauptung hervor, der Knabe habe ihn beschimpft. PH. hat sich selbst bei Regenwetter in die Johann- vorsiodt begeben und dort sein widersinniges Treiben ausgesührt. Es beruhigte ihn, wenn er den Kindern Schmerzen bereiten konnte, wozu er einmal einen Rohrslock mitgenommen, den er im Rockärmel verborgen hielt. Der Angeklagte wendet ZU seiner Entschuldigung ein, er habe sich nicht anders helfe» können: es sei in ihm ein Drang erwacht, den er durch das Schlagen der Knaben besr»edigt habe. Der ärztliche Sach verständige bekundet, daß der Vater des Angeklagten hochgradig nervös und der Angeklagte selbst erblich belastet sei. Es frage sich, ob dieser im Zustand geistiger Zurechnungssähigkeit ge handelt habe. Der ärztliche Sachverständige vermochte letztere Frage nicht zu bejahen, aber auch nicht schlechthin zu verneinen. Das Gericht erkennt aus Freisprechung, spricht aber die Erwart ung aus. daß für die Beseitigung des Krankheitszustaiidcs deS Angeklagten von Seiten seiner Eltern etwas geschehe — Der !>1)ahrige Maurer Johann August Heidrich aus Bischofswerda wird wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit nach H 188 des ReichsstrasgesetzbuchS und Beleidigung unter Berücksichtigung der fortgesetzten Wiederholung seiner strafbaren .Handlung zu 8 Wochen Gefängnis; verurtheill. Die Beweisansnahme erfolgt unter Ausschluß der Oessentlichkeit. — Die Brüder Ludwig Mar Zetsche und Adolf Louis Zetsche, Beide Schneider von Berus und m Trachau wohnhaft, suhlten sich durch das Verhalten eines an ihrer Werkstatt täglich vorbeigehcnden Rachbarn verhöhnt. Am 6. v. M. jchlttgen Beide ,nus eine von dem spottenden aus- gcsührte Handbcweguna aus ihn los. 'Bei der sich daraus ent- spinnendcn Schlägerei bis; Max Zetsche dein Gegner i» die Lippe. Die Angeklagten werden wegen gemeinschaftlicher Körperverletz ung zu 20 Mk. Geldstrase oder 6 Tagen Gefängnis; bczw. 18 Mk. Geldstrafe oder 4 Tagen Gefängnis; verurtheill. — Ter 25jährige vorbestrafte Handarbeiter Wilhelm Map Heimerdinger trennte sich im September d. I. von seiner Ehefrau und micthetc sich aus der Güterbahnhosslrahe ein: um sich über seine Geldverlegen heit hinweg z» Helsen, nahm er aus dem gemeinschaftliche» Kleiderschrank seinem Stubengcnossen gehörige Sachen im Werthe von 70 Mk. und wollte sie verpfänden, er wurde aber noch recht zeitig dabei abgesaht. H. stahl seinem Stnbenacnossen auch noch 2,50 Mk. in Baar. Das Urthei! lautet auf 6 Wochen Gefängnis;, 8 Wochen gelten als verbüßt. — Die kutschcrsehcsrau Marie Martha Richter geb. Mühlberg beleidigte am 10. August einen Gendarmen, der wegen einer Uebcrtretung gegen ihren Ehe mann einschritt, Sie entschuldigt sich mit der Erregtheit, in die sic durch das Vorgehen gegen ihren Ehemann gerathen sei. Das llrtheil lautet aus 25 Mk. Geldstrafe oder 5 Tage Gefängnis;. — Die 20jährige Arbeiterin Wilhclmine Joseph« Domkowsky aus Radebcrg entwendete ihrem Arbeitgeber, einem Chocoladen- sabrikanten, in den Monaten Juni bis August für etwa 18 Mk. Eacao und Ehocolade. Strafmildernd berücksichtigt das Gericht den geringen Wochenverdiensl und das Geständnis; der Auge- klagten, gegen die auf 5 Tage Gefängnis; erkannt wird. Die „Dresdner Nachrichten" sind das cimigc Blatt in Dresden, welches täglich zwel Mal. Morgens und Abends erscheint und dadurch leinen Lesern zuverlässig das Neueste bietet Neubestellungen können jeden lag vorgenomincn werden. Der Bezugspreis beträgt in Dresden und de» nächsten Vororten bet zweimaliger Zustellung durch unsere Boten oder Kommissionäre vierteljährlich S M. so Vs-, sür 2 Monate 1 M. 70 Psg., für t Manat SO Psg.. für l Woche 2» Psg. Neueste Drahtmeldungen vom 24 Oktober. * Berlin. Auf die Ansprache des Abtes Benzlei erwiderte der .Germania" zufolge der Kaiser, es sei das erste Mal. das; rkn Bischos von Metz in dieser feierlichen Weite den Eid der Treue hier im kaiserlichen Hvflager ablege. Er. der Kaiser, habe in Maria Laach die fülle, regsame Wirksamkeit des Abtes kennen ge lernt. und er hoffe, daß der Bischof n seinem neuen schwierigen Atnte die Gläubigen zur Ehrfurcht vor der weltlichen Obrigkeit und zur Liebe zum deutschen Vaterland? erziehen werde. Dafür gebe ihm eine Bürgschaft die bisherige Wirksamkeit des Abtes, dem er Glück und Segen wünsche für sein Amt. An die Audienz schloß sich ein Frühstück an. ' Berlin. Die Stadtverordneten beichlossen. dg in den Paragraphen der Stödtevrdnung über das Bestäligimgsrecht der Krone bei Bürgermeisterwahlen eine Ausnahme sur den Fall einer Wiederwahl nicht voraciehen, anderseits eine solche Ent scheidung der Krone über diese Wahl nicht eingehvlt sei. so seien die Stadtverordneten bis zum Eingänge einer Entscheidung des Königs an ihre Wahl gebunden. Ferner wurde beschlossen, de» Magistrat zu ersuchen, sich über den Bescheid des Lbervräsidcnlcn bei dem Minister des Innern zu beschweren. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Wie schon erwähnt, nimmt der Kaiser dem zum Biichos von Metz ernannte» Abt Ben zier in Berlin selbst den BiichosSeid ab. Man wird sich bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß auch Erzbischof Dr. Simnr von Köln ain 8. Febmar des Jahres 1000 im Rittersaale des Könial, Schlosses vom Kaiser selbst vereidigt worden ist. Der Erzbischof reiste mit seiner Begleitung nach Berlin »nd wurde von seiner Berliner Wohnung in einem königlichen Wagen abgeholt. Zn dem feierlichen Akte waren außer dem Oberstkämmerer der Odercrrrmvnienmeistcr, der diensttlmende Hostnarichall und die Flügeladjntantcn. der Präsident des Staatsministeriums. der HauS- minister. die Minister für Justiz, Kultus und Inneres, die drei KabinetSchef». das dienstthnende -Hauptguartier und der Unter- staatS,ckretär i»i Kultusministerium erschienen. Die Vorstellung erfolgte durch den Kultn-minister. Der Erzbischof dankte in einer Ansprache dem Kaffer für die kaiserliche Huld und gelobte, wie bisher, lo auch fernerhin ein treuer katholische, Bischof und zugleich' ein treuer palriotiicher Biichos zu sein, der Niemand nacksteben möchte an Treue und liebevoller Ergebenheit gegen die Perlon de» Kaisers und an tbatkräitigem Interesse für des Iheuren Vater landes Wohlfahrt und Größe. Darauf leistete der Erzbischof den Eid. Der Kaiser erwiderte, di« Aufgabe de» neuen Erzbischofs werde sein, die treuen Glieder seiner Kirche zugleich zu guten Bürgern und Patrioten zu erziehen. Daraus wurde der Erzbischof «ntlassen. dt« Anerkennungsurkunde wurde ihm auSgebändigt und, er unterschrieb da» Protokoll der Eidesleistung. Rach der Feier fand beim Kaiser Frichsttickstasel statt. Vor einiger Zeit erregte es Aussehen, als der Kaiser dem Präsidenten Louvet die deutsche Chinamedaitle .verlieh". Es scheint nun. als ob ein allgemeiner internationaler AnStauich dieser Erinnerung an die Cdina-Evilode bevorstände, denn der Kuller nahm im Neue» Palais die Meldung des Militärattachees bet der grvßbritanniichen Bolschast, Obersten WatrrS. entgegen, welcher dem Monarchen die englische Ehtnamedaille zu überreichen beauf tragt war. Am Geburtstage der Kaiserin hat, wie stets an diesem Tage zu geschehen pflegt, eine große Zahl von Verleihungen der Rothe k reuz - Medaille stattgefunden. Dabei ist die zweite Klasse 5 Mal und zwar nur an Franc», die dritte Klasse 288 Mal verliehen worden. Die Verleihungen der dritten Klasse vertheilen sich ans 180 männliche und 108 weibliche Personen, von denen 82 >70 männliche »nd 12 weibliches außerhalb Preußens wohnen. lieber die Stellung der Straßburger philosophischen Fakultät zum Falle Spahn benschte bislang vielfach noch Unklarheit. Ganz irrig war die Meldung, daß die philosophische Fakultät eine Protesterklärung vorbereite. Der Sachverhalt tsi vielmehr folgen der: Der Straßburger Universität ist bet ihrer Gründung das Recht verliehen worden, in sehr wichtigen Angelegenheiten sich unmittelbar an den Kaiser wenden zu dürfen, ein Recht, das ihr bei der Feier des 25jährigen Bestehens der Hochschule noch aus drücklich wiederholt wurde. Als nun die Absichten der Regierung in Bezug auf die Ernennung Dr. Spahns offenbar wurden, da beschloß die Fakultät einstimmig, von jenem Recht Gebrauch zu machen und unter Angabe der schon genügend besprochenen Grunde z» bitten, von einer Ernennung Dr. Spahn'» abzusehen. Daß dieses Gesuch keinen Erfolg hatte, beweist das Telegramm des Kaisers. Es ist aber nicht überflüssig, daraus hinzuweisen, daß die Fakultät bei ihrem Versuch, die drohende Ernennung zu vereiteln, sich in den ihren Befugnissen gesteckte» Grenzen hielt und nicht, wie von gewisser Seite die Sache dargcstellt und gegen die Fakultät ausgcbeutet wurde, sich zu einer Prvicsterklärung yat verleiten lassen, z» der sie nicht berechtigt war. Zu der Ncisetzungsseier für den Fürsten Carl Maria v. Lichnnwsky, General der Kavallerie » I» xuito der Armee, in Kuchclna war ein Sonderzug von Berlin bis kuchelna gestellt worden. Bei der Ankunft aus dem Bahnhöfe kuchelna wurde der Vertreter des Kaisers. Prinz Friedrich Heinrich von Preußen, von den, Fürsten Carl Map v. Lichnowsky empfangen. Sobald die Trauer Versammlung im Schlosse versammelt war, setzte sie sich, die Geistlichkeit voran, nach der Kapelle in Bewegung, wo der kost bare kuvserne Sarg anfgebahrt war. Aus dem Wege zur Kapelle führte Prinz Friedrich Heinrich die vcrwittwete Fürstin Marie, Prinzestin v. Cray. Drei Schwadronen des Katzlerregiments zu Pferde waren als Trauervaradc neben der Kapelle in Linie aus- marschirt. Sie schossen während der eigentlichen Bcffctziingsseier, die sich in den hergebrachten feierlichen Formen vollzog, dreimal Salut. Alsbald nach der Feier bestiegen die answäriigen Tbeis- nehme; an ihr wieder den Sonderzug, dessen Wagen in Ratibor dem fahrplanmäßigen Schnellzuge angehängt wurden. Beim Reichskanzler Grasen v. Bülow fand ein kleineres Tiner statt. ;n welchem n. A, die Professoren Tr, Säimoller, Tr. Harnack und Dr. Delbrück Einladnnge» erhallen hatten. Ans Greiz wird der .Frkf. Ztg." über die gemeldete De st a m e n tS ä nd eru n g des regierenden Fürsten heuchlet, das; nach dem alten Testament dem Erbprinzen von Rens; j. L. die Regentschaft über das Furstenthnm zugedacht gewcien ist. während die neue Testamenlsbestiminung will, daß die Linie Rens; .Köstritz die Regentschaft erhält. lieber Mischehen und kirchliches Begräbnis; schreibt die Münchener „A,-Zlg": Der bei der Beerdigung des Generals v. Lobcnhofser eingetreiene Bruch mit der früher in München beliebten verträglichen Praxis bei Begräbnissen aus ge mischten Eben stiebt zu denken Anlaß, da gerade in München sehr viele Familien in gemischter. Ehe leben. Wir haben bereits an den Fall desMinislers o, Pfcufer erinnert, Ter Minister war pro testantisch, die Frau des Ministers katholisch, die Kinder waren vrvtcstantisch erzogen und doch ist die Gattin des Ministers katholisch begraben worden. In de» Münchener Psarreien von St. Ludwig, St, Anna und St, Bonisaz sind ähnliche Präccdenz- inlle wiederholt vorgcloinincn. Um so ausfallender ist die jetzt bei dem Tode des Gcneralstabschess der banrischcn Armee plötzlich eingenommene abweisende Haltung. Selbst „kalbvlische" Blätter weisen daraus bin, daß in Anbetracht des plötzlichen Heimgangs des Generals v. Lobcnhosscr die Beerdigung unter geistlichem Geleit erfolgen konnte, ohne daß auch nur irgend ein kirchliches Fmpondcrabilc altcrirt worden wäre. Es wird von derselben Leite angcdeutet. das; die Anregung zu dieser neuen Praris aus Nom gekommen sei. Rebmen wir einmal an. es sei so, und cs habe kein ortsansässiger Geist der Intoleranz sich bei dieser Gelegen heit in jo unstnnpaihischer Weise bemerkbar gemacht, dann wäre es doch sehr interessant, zu wissen, wie dieser neue römische Befehl lautet: daS wurde auch im übrigen Deutschen Reich intcrcssircn. Denn cs ist doch nicht anzunehmcn, das; römische Unduldsamkeit, wenn sie innerhalb der deutschen Grenzen sich mißliebig machen will, sich aus den Exerzierplatz München beschränkt. In den nächsten Tagen trifft der Staatssekretär des Reichs- niarineamts v. Tirpitz in Wilbelmskaven ein, um die Kaiser!. Werst zu besichtigen. Aus der Werft wird augenblicklich die große Helling für die Ausnahme eines neuen vergrößerten Linienschisses erweitert. Ferner werden die Linienschiffe „Wittclsbach" und „Schwaben" in ikrem Ausbau wesentlich gefördert. Die Linien schiffe der „Brandenburg"-Tivision sind m der Ausbesserung be griffen und haben dieie zum Theil schon beendet. Das Hasenschisf „Kronprinz" ist aus der Liste der Kriegs- schisse gestrichen worden. Der „Kronprinz" ist ein altes, be reits 1867 in London vom Slapel gelaufenes Panzerschiff von 5800 Tons Deplacement. Eine P r o I c st v e r ia m m In n g gegen die Haltung der deutschen Regierung im Burenkrlege war in Berlin von c»tti- lemitischer Sette einberusen worden. Große Entrüstung rief die Mittheilnng hervor, daß die deutsche Regierung „es nicht einmal für der Mühe werth erachtet habe", den Eingang des Protests Dr. Leyd's wegen der deutschen Ktieassieserunge» für die Engländer zu bescheinigen. Es wurde beschlossen, eine Eingabe an die ReichS- regicrung und den Reichstag zu richten mit dem Eisnche». ans Giund der Neutralitäts-Erklärung jede Lieferung von Kriegs material an die Engländer z» verhindern. Ferner soll der Reichs kanzler über dir bisherigen Nentrglttätsverlctzungeii zu Ungnnslen der Buren im Reichstage inlcrpellirt werden. Bei de» diesjährigen Stadtverordnelcmvahlcn ln Berlin wollen die S vz i a l d ein o kra t en. um sich über ihre Stärke i» der zweiten Ablhcilnng zu unterrichten, in ollen Bezirken für diele Abtheilung den Abgeordneten Singer als Zähikandidalen ausstelle». Erzbischof v. Stadlewskv spendete 20000 Mk. für einen Erweiteruiigshait deS polnische» Muieums in Posen. Der Typhus ist in Straßburg in drei Kasernen ansgc- krochen. Es sind einzelne Todesfälle vorgekomnicn. Am schwer sten betroffen ist das württembcrgische Jnsanteric-Regiment Rr. 126. Mehrere Kompagnien sind nach Hagenau in die Barocken ausqiigrlirt worden. Oesterreich. Einen sehr stürmischen Verlauf nahm die Debatte im Abgeordnetenhaus über den czechischcn Antrag über eine angebliche Vergewaltigung der Czcchcn in Littau lÄöhmcnj. Ais der Antragsteller Aba, Dr. Stransky sich erhob, m» das Wort zur Begründung dieses Antrages zu ergreifen, erregte dies Stürme auf de» Bänken der Alldeutschen, Abgeordneter Wolf rief höhnend: „Ist das der Jude oder der Jungezeche Stransky? Ah, das ist der Jungezeche Stransky!" und die Alldeutschen schrieen im Chore: „Jud! Jud!" Der Präsident ersuchte energisch, die Redefreiheit zu wahren, Abg, Wolf ries: „DaS ist ein Jud, der soll nicht reden!" Abg. Dr. Stransky entgegnet« dem Abg. Wols: „Der schäbigste Jude hat mehr Ehre im Leibe, als Ihr ganzer Klub!" (Stürm,schc Entrüslungsruse bei den Alldeutschen,! Aba, Dr, Stransky wiederholt: „Ja, der schäbigste Jude steht moralisch höher als Ihr ganzer Klub. Ich werde Ihnen das so ost wiederholen, als Sic es wünschen!" iRufe bei den Alldeutschen: Jud! Jud!>. Abg, Dr, Stransky konnte nicht zu Worte kommen, da die Ruse der Alldeutschen andauer ten: er erwiderte diese Rnse immer nach einigen Minuten mit einer Beschimpfung: so ries er dem Abg. Wolf u, A. zu: „Geben Sie, Herr Wolf, den Juden das Geld zurück, das sie sur Ihr Blatt zusammengcbettelt haben." IBcisall und Händeklatschen bei den Jungczechen.s Ab^. Stein: „DaS ist der ekelhafteste Abg. Wols: „Ja. da» ist doch der ekelhaneste Kerl im ganzen Hause!" Auch der Abg. Wols erhielt de» Ordnungsruf. Abg. Wols ries dem Präsidente« zu: „Daogn sind Sie ja selbst überzeugt, Herr Präsident, daß der Kerl der ekelhafteste im ganzen Hause ist!" Abg. Wols ries Stransky zu: „Also Jud'. sang' an zu mauscheln!" Abg. Stransky: „Herr Wols, als Führer der neuesten Regierungs partei sollten Sie doch mehr auf Anstand halten!" lWiderspruch bei den Alldeutschen j «Fa, lesen Sic doch die „Ostdeutsche Rundschau" von voriger Woche, da werde» St« schon sehen, daß Sie eine Regierungspartei sind." Abg. Wols: „Also sang' schon an, Jud!" Abg. Stransky: „Dos ist sie deutsche Kultur!" Aba- Wolf wiederholte noch mehrmals den Rus: „Also Jud', fang' an! >znd entfernte sich dann aus dem Saale. Auch während der Rede Ltransku's dauerten die Lärmsceneii fort. Dr. Stransky suchte die Vorkommnisse in Littau zu übertreiben und hatte dabet mit dem lauten Widerspruche der deutschen Abgeordneten, besonders der Alldeutschen zu kämpse», welche immer wieder auf das excejsive Vorgehen der Czechen in deutschen Stödten und aus die l'einerzeitiaeii Plünderungen in Prag hinwiesen. Abg. Strqnsky sagte u. A. zu den Alldeutschen: „Ich bin ein besserer Ehrist, als Sie. (Gelächter.! Wir werden uns in Rom ein Gutachten darüber holen, wer von uns ein besserer Christ ist, ich oder Sie. lSchallende Heiterkeit und Beisali bei de» Czechen.j Ihre Be schimpfungen reichen nicht Hera» an die Höhe, von welcher ich Lie und Ihre ganze Partei verachte. l Stürmischer Beifall und Händeklatschen bei den Czechen. Lebhafter Widerspruch und an- halicnder Lärm bei den Alldeutschen.j Abg. Albrecht: „Die Seist- lst noch nicht erfunden, welche Sie reinwäscht." Bdg. Dr. Stransky: „Da können Sie brülle», so viel Sie wollen: daS Brüllen treffen andere Thiere auch. Sie wissen welche." sLeli- hafter Beifall und Heiterkeit bei den Czechen, Zwischenruse de! den Alldeutschen.! Abg. Pernerstorser: „Nicht, daß er ein Jude, nicht daß er ein Czeche ist, ist das Ekelhafte, sondern daß er ein gemeiner Kerl ist, der nichts Anderes kann, als Gemeinheiten machen. sLärm.j Ein so bemakeltes Individuum, vom Scheitel bis zur Zehe mit Koth bedeckt!" (Lärm.) Abg. Dr. Stransky „Das sind Sie, der seine deutschnalionale Ucberzeugung längst verralhelt und verkauft hat dafür, daß er bei den Sozialdemo kraten untergckommen ist," (Anhaltender Lärm und zahlreiche Zwischenrufe,! Abg. Stein: „Ein seiger und frecher Kerl ist der Stransky," Abg. Dr. Stransky szu den Alldc»tlchcn>: „Glauben Sie, man muß gerade aus dem Cheruskerwalde ge kommen sein und Eicheln gefressen haben, um hier z„ Hanse zu sein?" (Stürmische Heiterkeit bei den Czechen. > Abg. Stein: „Gegen diese Frechheit nützt nur die Hundspeilsche!" (Lebhafte Zwischenrufe bei den Alldeutschen.> Nach Dr. Stransky ergriff Ministerpräsident Dr. v. Koerber das Wort, um aus Grund amtlicher Berichte .die Ncbcrtrcibnngen Stransky's mff das richtige Maß ziirückziisühren und die Ausschreitungen in Litton in ihrer ganzen Unbedeutendheit zu charaklerisiren. Die nüchter nen Darlegungen des Ministerpräsidenten standen zu den ge schwollenen Ausführungen Stransky's in einem solchen Kontrast, daß sie vielfach Heiterkeit erweckten, Ministerpräsident Tr. von Koerber verwies insbesondere daraus, daß der ganze Schaden sich aus 70 Kronen belaufe, »nd das; die lebensgefährliche Ver letzung, von der Stransky aeiprochen habe, sich aus eine un bedeutende Vcrletznna eines Bettlers beschränke, der sich in einem Gasihanie unanständig benommen und dann eine leichte Riß wunde hinter dem Ohr davongctrngcn hat. — Zu Beginn der nächsten Sitzung vrotcstirie der Obmann des Jnngczcchenklubs energisch geaen die Beschimpfungen des czecsiischen Redners Stransky. Ter Präsident bedauerte aui's Tiefste die Vorfälle »nd richtete an die Abgeordneten die dringende Mahnung, die Würde des Hauics z» wahren und sich persönlicher Besclnmvs- »ngcn zu enthalten. Das Hans setzte hieran' die Tcbatte über den Dringlichkeiisantrag Stranskn fori. Die Vertreter des Czechenkstibs und des Klubs der konler- vativcii böhmischen Großgrundbesitzer beichlvssen nach einer gemein samen eingehenden Berathung einstimmig, zwecks g e m ein samen Vorgehens eine gemeinsame Konferenz abzuhasten, Spanien. Admiral Naniis überreichte der Königin-Regenti» eine Denkschrift, in der die Forderungen der Offiziere der Flotte dargelegt werden. Das Vvrgeben des Admirals wird leb haft bewrochc». — Der Bischof von Talamanea wird im Senat eine Erörterung über die religiösen K v n a reg g t! v n en berbei- siihrcn. — In der Tevittirtenkammer ereignete sich ein lebbaster Z w i s ch e n s c, l l. Silvelg krstjsiitc den Verkauf der Trockendocks i in Havana. Der Morst,emknistcr inußle zugestehcn, daß ec vom j Käufer getäuscht worden sei. Nnstland. Der Kriegsni-nister General Kiiuwätlst, bestickte während seines Aufenthalts in Merw ein Gefängnis;, in welchem sechs Afghanen sich befanden, die als Spione verhaftet waren. Da keine Beweise für ihre Schuld Vorlagen, gab ihnen derKriegs- minister die Freiheit und sagte ihnen: Afghanistan wurde vom Unglück betroffen: eS starb sein Emir Abdnrrahman. und den Thron bestieg Habil, Ullah, einer seiner Söhne. Wir Russe» be trachteten »ns stets auch früher als Freunde Afghanistans und solche wollen wir auch weiter bleiben bei dem ae wnwärligeii Regierungswechsel. Indem ich Euch daher die Freiheit gebe, be fehle ich Euch, bei Eurem nächsten Cbei Euch zu melden und diesem die von mir gehörten Worte zu wiederholen. Die Wittwe des Zaren Alexander II.. die als Fürstin Iurjewski mil ihm morganatisch vermählte einstige Fürstin Dolgoriicki, hat sich in Bianitz mit dem Kapitän der Garde Fürsten Barjätinski vermählt. Beide Eheleute stammen dirclt von Nurik ab. die Bariälinski im vierrebnten Glied? von Rurik durch den jetzt aiisgestorbenen Fürsten Me!ckki, die Dolgorucki aber haben selbst als Großfürsten in Kiew geherrscht. Türkei. Bei dem Tiner ans dem deutschen Schulschiffe „Charlotte" in Koifflantinovel brachte Prinz Adalbert einen Trinffpruch ans. in dem er von dem „erbabenen Freunde seines Vaters, dem Sultan Abdul Hamid" sowie von den engen, freund ichgstlichen Beziehungen zwischen der Türkei und Teutschlcmd iprnch und ans die glänzende Ansnghmc hinwicS, die ihn, in Konstcinlinovel ->n Tbcil geworden iei. Der türkische Geucralstab beschloß die Errichtung dreier großer Forts an der türkisch-bulgarischen Grenze. Bulgarien. Der Parster „Demos" veröffentlich! ein aus j Paris datirtcs Schreibe» des ehemalige» Präsidenten des mace- donischen Komitees, Snrgiow, worin diewr gegen die Beichuldigung protestirt, daß er gn der Spitze der Bande stehe, die die amerikanische Missionar!» Stone ent sübrt Hai, Sarasow iiigte hinzu, er stelle sich den Gerichten seines Vaterlandes zur Verfügung, wohin er in zwei Monaten zniückkehrcii werde, Amerika. Tie Tagesordnung des gegenwärtigen al! ameri kanischen Kongresses enthält solgcnoc Hauptj,unkte: : Schiedsgericht, Errichtung eines ständigen Tribunals zur Erledig j nng der zwischen den Negierungen der amerikanischen Republiken erwachsenden Schadenersatz-Forderungen, ferner Maßregeln zu»! Schutze von Handel, Industrie und Landwirlhscbasl, Entwickel ung der Verkehrsmittel zwischen den zum Verbände gehörenden Ländern und verschiedene andere Fragen von vcrbällnißmäßig untergeordneter Bedeutung, Der Kernvnnkt, der durch die anderen Gegenstände nur verbrämt werden soll, ist unzweifelhaft der jcnige, der sich aus Maßregeln zum Schlitze von Handel, Industrie und Lcmdwirthschaft bezieht. Daß es sich dabei in jeder Hinsicht um Ausschlicßniigsmaßregcln gegenüber allen nichtaincrikanischcn. insbesondere allen cnroväischen Ländern handeln wird, ist un zweifelhaft. Man wird es natürlich von Seiten der Führer der Bewegung nicht ohne Weiteres cinnesiehc». das; dies das eigentliche Ziel der ganzen Bestrebungen ist, sondern wird andere Beweggründe in den Vordergrund schieben. Der neue Präsident hat kürzlich bereits hierfür den Ton angegeben, indem er erklärte, die Bereinigten Staaten und die südamcrikanischcu Republiken sollten sich ziisammenschlicßcn gegen europäische Angriffslust und zur Vcrtheioigung der Monroe-Lehre. Die Idee des mexikani schen Kongresses — die oben genannten wirthschafllcchcn Pläne sollen dagegen nicht in's Gewicht — ist die Monroedottti». Da- durch wird, zur Verhüllung der eigentlichen Ziele, nach ''-kaniiicn und bewährten Mustern das Gespenst der „euroväischen Angriffs Inst" an die Wand gemalt, »m die Südamerikaner zu erschrecken und in die starken Arme der Nordamerikaner zu treiben. Da ernstlich kein europäischer Staat gegenwärtig noch für eine ab sehbare Zukunft daran denkt, sich gcheile des amerikanischen Erd- theils anzucignen, so könnte die angestrcble „gründliche Ver ständigung unter allen amerikanischen Staaten" die übrige Welt wegen vieler Aeuherung^ zur Ordnung. herzlich gleichyiltig lassen, wenn sie nicht wüßte, was sich m Wahrheit dahinter verbirgt: die thunlichsie wirthschaftliche Ab- schliehung „Äll-Amerrkos" zu Gunsten der Bereinigten Staate» und auf Kosten der übrigen Welt, Mac Kinley hat dieses Ziel ... .... .. . .. . ... noch kurz vor seiner Ermordung verratben und sei» Nachfolger Kerl im ganzen Hanse!" Der Präsident ries den Abg, Stein I wird es sicher weiter verfolgen. Er bczcichnctc als eine der Dresdner Nachrichten. Nr. 206. Seite 3. Freitag. 23. Oktober 1061
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