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71. Jahrgang. -L IS» Gegründet 1SS6 SV 201 Sl« ür ««chta0»rä»»i 20 V11 s Bezugs'Gebühr Anzetgm-Preüe: «»NI«7 «t' DsuMMs, Q»sAsB«m <ad« DrOPdBEV Das Reichskabinett hinter Sttesemann. ' ' ' U i.i ^ ^ ^ ^ ^ ' i /- ' Der Kabineilsral «aler Vorsitz Sin-enburgs stimml -em Genfer Ergebnis einmalig zv. Erweiterung -es San-etsprovisoriums tu Paris. - Der Dölkerburr- -ei Kriegsgefahr. - Wie-er ein -eutfcher Erfolg in Osloberschiesieu. Das Ergebnis -er Kabinelksfihung. Berlin. lb. Mürz. Amtlich wird mitgetettt: I, »«» heute »nter vorsttz des NcichSprästdeute» ». Hindeudnrg adgehalteue« KabincttSrat berichtete RrichSaußenwluister Dr. Streleman« über die außenpolitische Lase uud die 8er» Handlungen deS Völkerbünde» t« Gens. Rach eingehender AoSiprache. bei der inSbeiaudere die Rechtsanssaffnna geteilt wurde. wie sic der Anhenminister in Gens bei de« Dentschloud berührende« Krage« vertrete« hatte. fti««t« da« Kabinett dem vorliegende» SrgebaiS der Genser Tagnng einmütig z «. Französischer Ministerrat über Genf. Pari«, lk. März. In, heutigen Ministerrat. der unter dem Vorsitz de« Präsidenien Doumergue stattsand. erstattete Auhenmiutster Briand einen Bericht über die Ergebnisse der lebten Genfer Ratstagung Besonder» ausführlich ging Briand auf die persönlichen Unterhaltungen ein, die er mit den in Genf versammelten Staatsmännern hatte, darumer auch aus die Unterhaltungen mi» Dr. Dtresemann. Ehamdek- lain und Zaleikt. Handelsminister Rokanowlkt be richtete sodann über den Stand der gegenwärtig tn Part» stallfindenden deutsch-französischen Wirtschaft-Verhandlungen, woraus der Minister für öffentliche Arbeiten. Tarifen» den Ministerrat non der Regelung der Lohnfrag« im Berg bau des Saargebietes In Kenntnis setzte, der auf «in« Loht», kürzung im Bergbau um SA Prozent hinausläuft. Eupen-Malme-y ist un- bleibt belgisch! Die belgischen Sozialisten Berbündcte der dentsch«» «kriegslustige« Junker"! Brüssel, lS. März. Der sozialistische Abaeovdnete Somerhausen interpellierte tn der .Kammer Über dt« Politik der belgischen Negierung gegenüber den rinoerletbtcn Kreisen Eupen und M a l m e - y. Ministerpräsident Jalpnr antnwltcte: Die Lage der beiden Kreise ist fcstgelegt und endgültig geregelt. Ich spreche e« t« Name« der ganzen Negierung anS. diese Kreise find belgisch und »erden «S bleibe«. Unser Wille in dieser Sache entspricht dem Beschluß des Völkerbundes. der iestgrstellt hat. daß die «Volksabstim mung" in den Kreise» Eupen und Malmedy fristmäßig und «unverfälscht" gewesen ist. und daß die deutschen Anschuldigun gen Belgien» hinsichtlich dieser Abstimmung durch nicht» ge rechtfertigt waren. Domerhausen will den BcrkaiNer Vertrag und das Locarno-Abkommen durchbrechen. Wir können ihm nicht folgen. Die Haltung der belgische» Regierung wird sich nicht dnrch die Halt««» einer Nein» Minderheit hindern laste«, dle »i« d» deutsche» NatlonaNste« offenbar i» 8er» dindnng steht. Vinter dieser Minderheit stehen in Deutschland die schttmmste» Feinde de» Friedens. Sie tSvmerhausrn und seine Anhänger! sind, ohne e» zu wolle», die Verbündete» der »kriegslustige» Junker". Der sozialistische Abgeordnete Somerhause« hatte erklärt. «» müsse den Bewohner» von Eupen und Malmcdo gestaltet sein, ihre Zugehörigkeit zu Deut schlag» zu be- künden, ohne deShald bedrückt zu werden. Die Wallonen und Flamen hätten ihre Zugehörigkeit zu Belgien freiwillig erklärt, die Bcivohner Eupcn-MalmedyS dagegen nicht. Der Redner erinnerte daran, daß während der militärischen Be- setzungvzeit zugunsten Belgien» mit olle» Mitteln gearbeitet worden sei. Ministerpräsident Jaspar unterbrach den Redner und erklärte, diese Angaben seien falsch. Somerhausen for derte schließlich die Einsetzung eine» parlamentarischen Unter. suchungsauSichussrS. Die erste Abstimmung fei ohne Be» dcutuug, da da- Gebiet militärisch besetzt «ud die Abstimmnug nicht aebei» aewcien sei. Der Abgeordnete der Frontpartei Do» erklärt«, die Gegner der Annexton in Eupen Malmedy täten recht daran, deutsche Hilfe anzuwehmen. da sie selbst Deutsche seien. Per Sozialist Pierrard widersprach JasparS Behaupt»»- gen. daß sich die Verhältnisse In Eupen. Masmedv nie ge ändert hätten, zumal schon Verhandlungen gepflogen worden seien. Banderoeld, erklärte demgegenüber, daß zwilchen det belgischen und der de-utscheo Negierung keil,« Verhalt-« lungen über Eupen-Malmedy staitgesunden hätten. Der Schullerror in Oberfchletien -auerl a«. Üaurahütte. l4. Mär». Kürzlich erschien tn der evau- aelischen Minderheitenschule in Laurabütt« eine Sommisslo« der Woiwodschaft, die dle Umschulung von tl> Kindern i« die potnische katholische Schul« onordnete. Von diesen >0 Schul- lindern sind 8 au» retchSdeulschrn Familien. Die Eltern hauen seinerzeit Anträge sür die Minderheitenschule gestellt, doch sind diese sür ungültig erklärt worden. Deutscher Sieg tm Kaikowttzer Ska-t- parlament. Kattowitz, 18. Mär». In der ersten Sitzung be» ne« ge wählten Katlowitzer GtadtparlamentS am Montag wurde die Wahl des Bureaus vorgenommen, die überwiegend zugunsten der dentsche« Parteien auSftel. AlS Stadtverordneten»»^ Hetzer ging au» der Wahl der Sejm-Abgeordnete Jan- kowski von der deutschen Katholischen VolkSpartei hervor, worauf die Polen »um Zeichen de» Proteste» den Saal ver- ließen. Zum Stadtverordneten-Vorsteher-Stellnertreier wurde der Kaufmann Wyduch von der MittelstandSpartei. zum Schriftführer der Redakteur Kusto» von der KustoS-Partei gewählt. sTU.j Generaloffenfive der KanloN'Armee. Eulschei-ungsschlach! bei Schanghai. Die Fremde« räume« Nanking. London. 18. März. Die Santonarmee ist wir die eng» lischc« Blätter a«S Schanghai «rlde». nachdem sie ihre» «nsmarich beende» ha«, an der ganze» Front Schanghai— Nanking ,» einem allgemeine» «»«riss ans die Stellungen des General« Tschangtichnngtlchana llbergegange». vre«»» punkte dieser Entscheidungsschlacht sind Sun«Klang. «», Slang. Sutschan. Itschau nnd Rankt,», wa e» zn besonders schweren Kämpfe« gekommen ist. Alle englische« und «merikaniiche« StaotSangebörigen in Nanking, der«« Zahl etwa 8N« beträgt, sind »on Schanghai an» «nfgesorderl worden, sofort Nanking z» verlasse«. Englische, amerikanlsche und sapanilche Kauvnendvvte find in Ranking eiagetrossen» n« de« Ausländern die Räum««» der S««dt z« erleichtern. Nachdem die bei Schanghai liegenden chine» fische» KriegStchisse z» der Knomingtana üdergegange« stnd. haben auch die in Tsingtau ftativnierte» chineßs«be, KrtegSIchikie dem General Tkchaugtichnngtkchang erNSrt. daß sie seinen Nesehlen nicht länger gehorche« würden. wen» er de« seit drei Monate« anSstehende» Sold »ich« svsvrt «ach, zahle nad de« Matrosen nicht sofort neue Uniforme» liefere. Hiermit dürste anch der »«Hergang dieser Schisse z« de« Kantonele« so gn« »iestcher sei«. Im übrigen wird in der Lottdoner Presse erneut ba- Gerücht von hestige« Auseinandersetzungen ln der Snomingtang wiebergegeben. Nach dem »Dativ Telegraph" sost Gnternl Tschangkatschek. der Führer de» rechte« Flügel» der Ku». minglang. praktisch keiner Führerstell»»«« st» der Kanton- armee enthoben worden kein, und v»rodln, der Sowset, Ratgeber der «antonleglernng. «ehe t« Begrift. sich j»r« Diktator SüdchioaS z« mache». s?s ' ^rl»K»Fusta«- i> Schanghai. Schanghai. 18. März. Der Ernst der Sage in EHi«« geht an» der Tatlache heroar, daß über -i« Ui»geh»reuen» stad« oon Schanghai de, Ürsegll,»sta»d »erhängt »orden «st. Sine Schlappe -er Kanloueseu? Sondo«, 18. März. Wie <m» Peking gemeldet wind. Hoden die Truppen Tschangtsnntschang« Tatping besetzt. Di« Vor Hut der Kontontruppcn zog sich nach dom Kanrpfe zurück. Marschall Lschangtsoltn hat angeordnet, da» Hauptq»wrtter de» General« Dschin, der de» Vormarsch Dichangt-funtschang» anfhaltrn will, mit Lustdombe » zu belogen. Sn Ningpo ist «ine neue anttdritische Boykott- b e w e a u n a au-ge-rochen. In Schanghai ist dl« Zahl der streikenden Bamn>wollspinner bereits aus lvüvv gestiegen. Tschangkatschek kaltgesleM? Land»«. 18. März. Reuter meldei au» Hank«: Di« Zentralexekutive der republikanisch.revolutionären Partei, g«. nannt Kuomintang, hat beschiosten. die bisher von Tschangkatschek bekleideten Posten de» Vorsitzenden de» politischen Rate», de» HauptauSschufseS und de »militärischen Rate» abzuschafsen nnd an ihre Stell« eine» an« mehrere« Mitglieder« bestehenden Vorstand zn setzen T-kchang-kalschck wird einfache- Mitglied de» militärischen Rate». Erst die Zu- kunft wird -eigen, ob durch diese Veränderungen der Einfluß Tschangkatschek» vermindert worden ist. lW. T. B.j Eine brtttsche Fabrik ta Sankau enketgnet. Renyork. 18. März. Wie au» Ha «kan gemeldet wir-, haben dt« Stretksllbrer tn der weitbekannten britischen Zigarettenfabrik da» Unternehmen ent. eignet. Ein an» Arbeitern und Angestellten zusammen- gesetzte« Komitee wird di« Fabrik, die eine« Verl »»» mehreren Millionen Dollar besitz«, ans k,««»ntni,<y. Grnndlage weitersühre«. sr. U.) Die Sowjeikurtere lebe« «och. Vtollka«, 14. März. In ihrer Antwort auf die Rote de« SowsetgeschäftSträaer« teilt die Pekinger Regierung mit. daß die von den Behörden von Gchantung angehaltenen drei sowsetxussische« diplomatischen Kurier, nnd die Gattin Borodin« stw »«Her Stgdt Tschtna« «ußor jeder Gefahr befinde«. fV.L.V^ Der belgisch-hollön-tsche Schel-everlrag. In Holland spielt sich augenblicklich eine politische Episode mit starken wirtschaftlichen Einiichlägen ad. die auch da» deutsche Interesse eug berührt. E« handelt sich um den Scheldevcrtrag mit Velgik». der in zwei wesentlichen Punkten In die Sphäre der deutschen Belange hinüdergrrift, einmal durch die for- >n«ll« »ufhedung der belgischen Neutralität mit der Folge, daß velgtea an der bisher Holland allein -us»ehen-rn Souveränität über di« Gcheldemündung einen gewissen Anteil erhält, nnd «um anderen durch die Erteilung der holländischen Erlaubnis zum Baue de» Nhein-Schelde-Kanal» von Nuhr- ort »ach Anttverpen. Der genannte Kanal ist im Versailler Vertrag in Artikel SSt vorgesehen durch die Bestimmung, daß sein AuSgangdpunkt auf der Höhe von Nvhrort liege» muß und daß Deutschland verpflichtet ist. soweit die durch deutsches Gebiet führende Strecke in Betracht kommt, den Bau ans eigen« Koste» z« vollziehen, während Belgien den Teil zu bezahlen hat. der aus belgischem Boden verläuft. Der Kanal muß aber auch durch niederländisches Territorium geleitet werden, und an dieser Schwierigkeit ist leine Inangriffnahme bisher gescheitert, weil die Haager Regierung ihre Zustim mung vrntteigerte. Inzwischen hat die Pariser Diplomatie »Icht aufgShlllt» td> stillen auf die Verwirklichung de» Pro- jekte« hinzpatdetteN. da e» ein Stück der umsaffenden fran zösischen Nastungsorganisation bildet, die zu Lande durch die neuen MUttäxoorlogen mit ihrer Umwandlung ganz Frank, reich» in «tü große» KriegSlager schon im Frieden abgeschlossen Ist und dik nun auch zu Wasser durch den Schcldevertrag vollendet werden soll. Unter diesem Gesichtswinkel betrachtet, ist der Vertrag ein Markstein auf dem Wege, an dessen Ende für Frankreich da» Ziel steht, sich eine tn Waffen starrende vstgrrnze von Antwerpen bi» Basel zu schassen. Holland gibt seine Neutralität pret», indem e» sich verpflichtet, im Kriegs fälle die Scheidemündung zu öffnen, und Belgien baut auf Grund der so erlangten Bewegungsfreiheit Antwerpen zu einem gewaltigen Kriegshafen aus. der eine nahezu unangreif bare Operationsbasis erhält. Die Haager Negierung hat «» bl»her abgelrhnt. den Vertrag von l83ü. der aus Belgien und Holland zwei gesondert« DtaatSwesen machte, die Neutralität Belgien» festsetzte und den Auöbau Antwerpen» zu einem Kriegshafen verbot, zu revidieren, und im Verfolg diese» Standpunkte» weigerte sie sich auch, zu der Führung de» Rhein- Schelde-Kanal» burch holländisches Gebiet ihre Genehmigung zu erteile». Schließlich ist sie aber doch dem hartnäckige« Drucke, -er von Pari- und Brüste! auSgcüdt wurde, unter- legen und mürbe -«worden. Die letzte Drohung, mt« der Bel. gien operierte, bestand darin, daß <S lm Kalle noch weiteren holländischen Widerstandes eine neu« direkte Verbindung feine« Lütticher Industriegebiete- zur See sckassen würde, ohye nioderländtsche« Gebiet zu berühren. Schließlich fürchtete man im Haag auch oon einer fortgesetzten Versteifung der Gegensätze.in der Sanalsrag« und in der Stellungnahme zur Souveränität über di« Gcheldemündung eine Förderung bkr delgtfchen Bewegung, dir auf dt« Angliedcrun« der hollän- dische» Provinz Limburg gerichtet ist. So glaubt« denn die Haager Negierung den Zeitpunkt zur Nachgiebigkeit gegen dle belgischen Wünsch« sowohl aus politischen wie au- Wirtschaft« lichrn Gründen für gekommen, um eine endliche dauernde Entspannung der Beziehungen der beiden Länder, wenn auch mit erhebliche« Opfern von holländischer Seite, zu erreichen. In Belgien wurde die Haager Bereitschaft begreiflicher, weise ledhaft begrüßt und dle Annahme des Vertrage» erfolgte in Leiden Kammern mit sehr starker Mehrheit. In Holland war aber die parlamentarische Zustimmung nicht io leicht zu erlangen. w«U dort die S-ffcntllche Meinung sich den Gefahre« und Nachteilen de» Vertrage» für Holland» politisch« und wirt. schaftlichr Stellung nicht verschließen konnte. Da» Schicksal de» vertrage» stand tn der Zweiten Kammer auf de» Messer- Schneide. und. eS bedurfte deS ganzen Aufwandes an rednerischer Nesch-wichütg-ungSkunst durch den Minister de» Aeutzere« van Kakendeek. um au» dem Lager -er Gegner de» vertrage» so viele Stimmen herüberzuholen. daß mit Ach und Krach die Ablehnung vermieden werden konnte. Di« Mehrheit betrug nur drei Stimmen, also rin« sehr unsichere Grundlage bei einer so folgenschweren Entscheidung. Um so grdher ist di« Spannung, mit der nunmehr die Abstimmung tn der Ersten Kammer erwartet wird. Dort ist dl« Opposition noch viel entschiedener, al» in der Zweiten Kammer, un» man rechnet vorwiegend mit einem Fiasko der Regierung, deren Stur» dann besiegelt wäre. Die in der Ersten Kammer ein- fiußrelchtn wirtschaftlichen Kreise betonen insbesondere die nnzweifrlhaften Vorteil«, die Antwerpen durch den Kaualban in handeKpolitischer Hinsicht erlangen würde, während der Rotterdam«? Hafen durch dle Antwerpener Konkurrenz erheb- ltch geschädigt werden müßte. Für Deutschland könnte e» nur erwünscht sein, wenn der Vertrag tn der Ersten Kammer zu Fall käme. Politisch und militärisch würde die deutsche vag, tutch den Vau eine» mächtigen Antwerpener Krieg-Hafen«