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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.05.1924
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1924-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19240507010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1924050701
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1924050701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1924
-
Monat
1924-05
- Tag 1924-05-07
-
Monat
1924-05
-
Jahr
1924
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.05.1924
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TMkkmoch. 7. Mat 1S24 vr^dner Itachrtchken — »r. 150 S«»e Z Der neunte Jahrestag -es Der „Lristlania" Entstehen vn- Vergeh Bor einigen Wochen ging di« Nachricht durch die Bläi Lusilania-llnlerganges. »en. . . -. glätter, der englische Premierminister Namsay Maebonald habe im Uuterhause erklärt, das, die Bereinigten Staaten alS Ent' schädiMing für die Torpedierung der „Lusitania" von Deutschland einen Betrag von 22V0N008 Dollar be anspruchen. Damit wird die Erinnerung an die „Lusitanta"- Katastrophe wieder ivach und eS darf zugleich darauf htm gewiesen werden, das, am heutigen Mittwoch, am siebenten Tage des MatmvuatS, gerade neun Jahre dahingegangch sind, seit folgende Reutermeldung der Presse übergeben wurdet Queen Stow n, 7. Mai. Der Eunard-Dampser „Lusitania" wnrdc torpedier» «nd ist gesunken. Hilfe ist gesandt. Die „Lusitania" war der beste Dawpser der Lunard-Linie mit 81 588 Regtftertonneu. Man kennt jetzt zur Genüge die Gesinnung, dt« Präsident Ntlson für Deutschland hegte, besser als zu lener Zeit. Aber wenn man heute daran zurückbenkt, daß er diese tn seiner Not«, die er kurz muh der Bersenkung der „Lusitania" an Deutschland richtete, als „freundschaftlich" bezetchnete, und wenn man ferner tu Betracht zieht, daß er in der gleichen Note erklärte, er vertrete mit seinem Protest gegen die Tvrpe- dterung der „Lusitanta" die „Sache der Gerechtigleit und der Menschlichkeit", wird man den Hohn emp finde», der darin lag, besonders wenn man die nachstehenden Zeilen liest, die interessante Aufschlüsse darüber geben, tn welch engem Verhältnis dieser „beste Dampfer der Cunard- Linie" bezw. die Cunard-Gcsellschast selbst zur englische» Re- gterung und Marine stand. Die Angaben sind einer illustrler- tcn Schrift entnommen, die den Titel n Tage» über den Ozean" tragt. Sie stammt aus dem Zahre l»07 und ihr Untertitel lautet „Cunard-Linic New-Aork-Liverpool- Boston — 1810-1807. Ihre Einleitung bildet eine Geschichte der Cunard-Linte, die in ihrem vierten Teil zum Bau der „Lusitanta" und der „Mauretania" überleitet, dieser „beiden größten und schnell sten Dampfer der Welt, die Köiiigsbaukc» sind, wie sic stolzer der Ozean noch nie getragen". - „Die schon im Zahre 1803 mit der englischen Negierung getroffenen Abmachungen" — so heißt es in der Schrift wörtlich — „verpflichteten die Cunard-Ltnic zum Bau zweier Dampfer, die während einer Hahrt über den Atlanttc bei gewöhnlichem Wetter eine durch schnittliche Mindest-Geschwindigkeit von 24 bis 25 Knoten per Stunde haben sollten. Die Schiss« sollen so gebaut werde«, daß sic tu Kriegozciten als Hilfskreuzer dienen könnten. Der Admiralität war sowohl für tue Ausarbeitung der Pläne wie auch für den Bau der Schiffe eine gewisse Mit wirkung und Kontrolle zugesichert. Der Vertrag sichert der englischen Negierung, die außer dem Zahreszuschuß von 150 000 Stcrl. noch eine» in 20 Zähren zu amortisierenden Bauvorschuß von 2000000 Stcrl. zu 2-'^ per Cent zahlt, die ständige Kontrolle der Linie, deren sämtliche Schisse der Re- gicrnng jeder Zeit zu Charter oder Kauf unter bestimmten Preisen zur Verfügung stehen: ferner wurde vereinbart, daß die Pläne eines jeden neuen Schisses von >7 und mehr Knoten Geschwindigkeit der Admiralität zur Prüfung vvrgelegt werden." Nach den imponierenden Zahlen der Ausmaße dieses ersten :!3 000.To»iien-2chisscs solgl eine genaue Beschreibung aller technischen und Sicherungs-Einrichtungen des Ozean dampfers, der „unter der Wasserlinie in nicht weniger als 175 ivafferdichlc Abteilungen geschieden ist" und dessen „wasser dichte Tore, die die Berbiudung durch die einzelnen Scheide wände vermitteln, luidraulisch von der Kommandobrücke durch einen einfachen Hebeldruck des führenden Offiziers im Zeit raum einer halben Minute völlig geschloffen werden", so daß er tatsächlich unsinkbar erscheint/ Weiter folgt dann eine Beschreibung verschiedener Ci» richtungeu betr. Aufzüge, Ventilation, Telephon usw. »nd wieder heißt es dann wörtlich: „Die „Lnsitauia" entsprich« l », Forderungen der Admiralität betreffs eines bewassueten Hilfs kreuzers und kann iw Kriegsfälle mit 4L sochSzölligen Ge schützen und iS leichten Schnellseucrgcschittzeu ausgerüstet werden. Zhr Ruder liegt geschützt, auch befindet sich eine Steuereinrichtung unter der Wasserlinie. Maschine und Kcsselräumc sind durch Setteubunker geschützt, die, wenn sic voll Kohlen und Wasser sind, gleich einem Panzcrgürtel Maschinen und Kessel umschließen." Einem Hinweis auf den Luxus, mit welchem die Passa giere umgeben sind, schließt sich dann eine Schilderung der ersten Ausreise der „Lusitania" an. welche am 7. September 1807 stattfaud und zu der die nach Amerika reisenden Passagiere tn vier Sondcrzügen von London nach Liverpool geführt wurden. Dem Bericht hierüber seien folgende Zeilen entnommen: „Wie zu einem Heft, bis in die Toppen geflaggt, trat der Dampfer seine Auöreisc an: die Habrt wurde indes durch Nebel sehr beeinträchtigt, so daß die Maschinen die volle Geschwindigkeit nicht immer entfalten konnten. Unausgesetzt brannten 192 Heuer, die täglich SM bis 1000 Tons Kohle» verbrauchten »28 Hetzer schürte» ro und Nach» die gewaltigen Heuer. Mit Spannung wurde das Schiff im Neuyvrker Hafen erwartet und, trotzdem chm der Rekord der Schnelligkeit aus der Jungferuretse nvch nicht be schieden war, mit Hubel empfangen. Scho» dir zweite Reise, die dir „Lusitania" am v. Oktober antrat, brachte ihr dos Blaue Band des Ozeans, das England 1888 an de« Lloyd- schnellöampser „Kaiser Wilhelm dcr Große", verloren batte, nachdem die beiden Cunard-Dampser „Campania" und „Lneo nta", die 22 Knote» lausen, es von IMS bis I8S7 behauptet hatte». Der Rekord des Llonddampsers betrug damals 5 Tage 17 Stuuden und 48 Minuten, während dic»..Lusitania" die Reise — 27ll«> Seemeilen — i» 4 Tagen 4S Stuuden .54 Minuten bet einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 24,002 Seemeile» pro Stunde machte. Sv war denn bei dieser zweiten Hahrt das „blue rlbknn al ttia aevno" wieder an die Cunard-Linic zxrllckgesallcn. Zu der barausfolgendrn Hahrt brach die „Lusitania" dann ihren ersten Rekord, indem sie den Ozean in 4 Tagen l» Stunden und 40 Minuten durchguertc und eine Durchichnittsgrschwindigkeit von 24,85 Knote» erzielte." Der Stolz Englands aus die „Lusitania" leuchtet aus jeder Zeile dieses Berichtes über die erste Hahrt derselbe» hervor. Und als die Nachricht non der „Lusitania"-Aatasirophr bekannt wurde, löste sie zuerst ein Gefühl der Verblüffung auS. weil man eS überhaupt nicht für möglich gehalten hatte, daß eine „Lusitania" einem Torpedo zum Opfer fallen könnte. In England steigerte sich dann die Verblüffung zu einer kaum dagewescnen Erregung, die i„ London zu scnen Ausschreitungen gegen alles Deutsche führte, wie sie die britische Hauptstadt wvbl kaum jemals g« sehe,, hatte und die später mit dem Bedauern über die Opfer der Katastrophe entschuldigt wurden. Immerhin mar die Er- re»ung in England zu verstehen, denn cs befand sich sa schließ lich mit D> „"'bland tin Kriegszustand. Weniger verständlich aber mußte die gleich große oder noch größere Erregung tn AmeB'a erscheinen, das vo„ deutscher Seile gewarnt und aus die Gefahr ansmerksam gemacht worden war. i„ welche sich die „Lusitania" mit ihrer Reise begab. Herr Wilson weilt nicht mehr unter den Lebenden und man soll den Toten nur Gutes nachsageu. Aber Wilson und leine Ratgeber waren in englischen Mariiicangelegenl,eiten sehr gut unterrichtet, und sic werden auch gewußt haben. waS die Leiter der Cunard Lint« im Zahre l807 ganz offen bekanntaaben: daß die „Lust tania" nach Ausbruch eines Krieges als bewaffneter englischer Hilfskreuzer diene» sollte. War cS da nicht dovvclt aufsüllig. daß man es t» Amerika an amtlicher Stelle unterließ, gleich falls vor der Hahrt mit der „Lusitania" zu warnen? Wilson suchte eine ii Kricgsgrnnd und fand ihn mit der Torpedierung der „Lusitania". eben weil man drüben kein Warnungswort gegen das Reisen mit derselbe» auszog. Das „Entstehen »nd Vergehen" der „Lusitania". die vor genau nenn Zalrrc» ans den Grund deS Ozeans hinab gerissen wurde, trotzdem sic mit zu den stolzesten .^könias- bantcn ans dem Meere" zählte, ist heute nur nvch eine Er innerung. aber wir werden diese Erinnerung uni so mehr scsthaltcn müssen, als man noch heute unerhörte Enlschädi- aungszahlunae» für den Untergang dieses Schiffes fordert und nichts unternimmt, um uns das furchtbare Unrecht, das »nS im Kriege und in der 'Nachkriegszeit angetan wurde, vergessen zu lasten. Z. k:. U. Wie -ie „Lusitania" unterging. Die nachstehende Schilderung entstammt dem vierten Teck I .Der Krieg in der Nordsee"! de» dcutlchcu AdmtralstabS- O wertes „Ter Krieg zur Sec", das unter Leitung de» Vize admiral» Dr. v. Mailten bcrausacgcbcn wird. Da» Werk erscheint im Verlage von E. E. Mittler u. Sohn, Berlin. H» der Schilderung der Fahrt von „ll. 2V", da» zur Ver senkung setndlicher rruvvc»tra»Sportdampser auSgelauscu war, heißt cd: Kaum war der Kurs nach Westen wieder ausgenommen, als rechts voraus 2,20 Uhr nachm, vier Schornsteine und zwei Masten eines großen PassagicrdampserS ausgemacht wurden, der, von Südsüdwest kommend. Gallen- Head ansteuertc. Noch war es unsicher, ob es gelingen würde, ihn bei seiner überlegenen Geschwindigkeit zu stellen. Aber was der U-Bootskommandaul im stillen gehasst, trat gleich daraus ein: Ter Dampfer änderte alsbald seinen KurS nach Steuerbord, um an der irischen Küste entlang den Weg nach Liverpool sortzusctzcn, und drehte dem U-Boot um 3,10 Uhr nachn^ tn die Schußlinie. Aus 7Nl> Meter Entfernung lies aus dem Bngrohr ei» Ltahltorpedo zum Ziel und traf den Dampfer am Steuerbord dicht hinter der Kommandobrücke. Während in den Tagen vorher mehrfach zwei Torpedos nötig gewesen waren, um viel kleinere Dampfer zum Sinken zu bringen, übertras die Wirkung dcS einen Torpedos in diesem Halle alle Erwartungen. Kapitänlcutnant Schwieger schildert sie !m Kriegstagebuch folgendermaßen: „Es erfolgte eine außergewöhnliche Dekan» tion mit einer sehr starken Lprengivolkr twctt über den »orderen Schornstein hinaus!. Es muß zur Explosi»» bes Torpedo« noch eine zweite hiuzngekommen sei« sKesiek »der Kohle oder Pulver?) Tie Ausbauten über dem Treffpunkt und die Brücke werden auseiimndergerisien, e» entsteht Heuer, der Oualin hüllt die hohe Brücke ein. Das Schiß stoppt sofort und bekommt sehr schnell große Schlagseite »ach Steuerbord, gleichzeitig vor» tiefer lauchend. Es Hai den Anschein, als wollte es in kurzer Zeit kentern. An, dem Schisse entsteht große Verwirrung, die Boote werben klar gemacht »nd zum Teil zu Wasier gelassen. Hierbei muß vielfach Kopflosigkeit geherrscht habrn, manche Boote voll besetz», rauschen vvn vben, komme» mit dem Bug oder mit dem Heck zuerst ins Waiser und schlagen sosori voll. An der Backbord Seite kommen wegen der Schräg läge weniger Boote klar, als aus der Steuerbord Setb' Da» Schiss bläst sDampsl ab: vorn wird der Ra»e „Lnsitauia" in goldenen Buchstaben sichtbar Die Schorn steine waren schwarz gemalt, Heckslagge nicht gesetzt. Der Dampfer lief beim Angriff zwanzig Seemeilen " Was lange geleugnet wurde, ist heule durch die Ber üsfentlichung des verantwortlichen Berichtes des damaligen Zollinspektors des Neunorker Häsens, Ondlrn Hield Malonr, erwiese». Nach diesem Bericht hatte das Schiss auf seiner Un- giücksreisc zum mindeste» 5 4 5« Kisten Mnnittnn an Nrrd >!2li» Kisten Metallkartuschen, 8 Kiste» Sranaten iRohgusts, 18 Kisten Zünder, 125 Kisten Schrapnell» nn» 1 Kiste mit einem nugestiNte». in der Mitte dnrchfchnitte- »e» Explosivgeschoß!. ES ist damit vor der Welt ein für allemal sestgeftellt, wen die Verantwortung für den tragischen Untergang be» Schisses und den Verlust vieler Menschenleben RichtkLmpf«»- der «risst. Weder gehört im Kriege Munition an Bord eine» „friedlichen" Pgjsagierdampsers, noch gehört dieser selbst 4» ei« Gebiet, in welchem Trnppcntransportc in größerer Zahl zum Kriegsschauplatz befördert wurden. Um diese g« schädigen, war das U Boot ausgeiandt, keineswegs aber, wie ein amerikanisches Gericht behauptete, »m planmäßig der „Lusitania" a u f z » l a u e r n. Alle Welt war vor de« Gefahren gewarnt, denen sich Reisende aus de» Schiffen Großbritanniens oder ieiner Verbündeten tm KrtegSgebtet rings um England anssetzen würden, und trotzdem wagte man cs ans englischer Seite, Nichtkäinnicr. Hraue« »nd Kinder, diesen Gefahre» anl einem nn> Munition beladenen Dampfer preiszugebcn, um später den Heind für ihr Schicksal verantwortlich zu machen F<rr,k«cserkeesc"a^r,a» ««-»Lrranerrt-or -0/SL Zur Aun-erljahrfeler von Deelhovens Neunter. Zum 7. Mai 1824. So wuchs in unscrm edlen Volke Ein einzelner ins Göttcrmaß. Bis daß er ans der dunklen Wolke Zni Kreis der Ewighohcn saß. Ihm züngelte daS blaue Heuer Der Blitze lässig ans der -Hand. Sein Donner rollte ungeheuer Und fruchtete daS FrtthltngSland Du lehntest, Deutschland, dich mit Schweigen Auf deinen Pflug am Ackerrain Und sahst ihn in den Himmel steigen Und dachtest ruhig: er ist mein. Dann zogen seine Wetter weiter. Die Erde trank den NahrungStan Er lächelte dir himmlisch heiter Aus allerhöchstem stillsten Blau. Und. seiner Blitze schwer »nd trunken. Verschloß sich deine Scholle nicht Und wiegte schöne Götterfunke» Der Achrcn aus ans reine Lickt. — Doch fern sind uns der Ernte Tage Heut stellen wlr dem GötterloS Die unaussprechlich ernste Hrage: Wie. Deutscher, wurdest du so groß? Du Brlldcr über Wolkenwänden. Wie wuchsest du zu solcher Macht. Daß du, den blauen Blitz in Händen. Cinhcrsährst tn der Geisterschlacht? Horch! höre seine Donner singen! Wie Donars Hammer kracht der Klang „Du sollst mit deinem Schicksal ringen, Wie ich mit meinem Schicksal rang." Und siche, was sein Blitz verkündet! Er znckt, er trifft, er leuchtet weit. „Wer sich dem Gott znm Opfer zündet, Der lodert in die Göttlichkeit." Drum auf. die wir ihn unser nennen, > Aus, Deutsch«, die ihr irrend schwelst! Wir wollen unö dem Gott verbrennen. Der aus den Zeiten nach n»A greift. Aus, die ihr noch in Schlaf versunken! Heut zuckt sein BUY in unser Herz Und schlägt den schönen Götterfunken Der Hreudc aus dem deutschen Schmerz Susauna Trautwetn. Ein Beelhoven-Jubiläum. «Mit einem unbekannten Becthovcnbrtcs.i Bon Dr. Mar Unger. Leipzig. Zn diesen Tagen fährt sich ein großes musikgeschecht- lichcs Ereignis zum 100. Male: Am 7. Mai 1824 wurden die beiden größten Werte aus der letzten Lebenszeit Beethovens unter dessen eigener Mitdirektion in Wien zur Erstauffüh rung gebracht: Die „Neunte" und „Die Misia solemniS". Die Zähre, die ein Beethoven aus diese Werke verwendete, könnten manche» schnellfertigen Tonseber von heute zu denken geben: Die große Messe ließ der Meister fast fünf Jahre — vom Sommer 1818 bis Anfang 4823 — ausretfen: mit der Neunten war er gar noch länger — von 48l7 bis An fang 1824 — beschäftigt, wenn auch teilweise mit großen Unterbrechungen. Die Arbeit an den beiden Werken siel zum guten Teil in die Zeit des großen Rossini-Taumels tn Wien: Der gefeierte Kopwonist war dorthin 1822 von dem Tbeater- dircktor Barbaja'gerufen morden und wurde da in so maß loser Welse gefeiert, daß die Wiener darüber ihre größeren einheimischen Tondichter — Beethoven und Schubert — fast ganz vergaßen. Kein Wunder, daß sich Beethoven gekränkt fühlte, weil er in seiner Absicht, auch eine Over für daS Hof. thcatcr zu schreibe», nicht ermutigt wurde, und daß er Anfang 1824 daran dachte, seine beiden neuen großen Werke, die Neunte und die Messe, zuerst in Berlin bcrauszubringen. Aber der bessere Teil der musikalischen Wiener wollte sich das dann doch nicht vorwrrfen lassen: Diese richteten eine „Adresse" an de» Tonmeister, worin sic ihrer Bewunderung für ihn Ausdruck verliehen »nd ihn baten, ihnen nicht länger die Ausführung seiner neuesten Mcisteriverkc zu entziehen, und ließen u. a. mit sichtlicher Anspieluna aus den Rossini Kult verlauten: „Bon Zhncn erwarten der vaterländische Kunstverein und die deiitschc Oper neue Blüten, verjüngtes Leben »nd eine neue Herrschaft des Wahre» und Schönen über dir Gewalt, welchen der Modegeist des Tages auch die ewigen Gesetze der Kunst unterwerfen will . . ." Der Meister war durch dieses „Vertrauensvotum" dank bar gerührt und beschloß, seine beiden neuen Werke doch »och zuerst in Wien hcrausziibringe». 'Nach Ueberwindung mancher äußeren Schwierigkeiten fand die ewig denkwürdig^ Aul ftthrnng am 7. Mal 1821 im .Hnlthea'e: stau Z wei . U i lich zwei Einschränkungen zu machen: Wenige Wacken vorher hatte schon der Hurst l<<salivin in Petersburg die cigentttche Uraufführung der Messe allein veranlaßt, und in Wien liest Beethoven wegen der Länge des Programms das Gloria uni» das Sanktus wegsallen. Hier waren nicht weniger als drei Dirigenten tätig: Da Beethoven schon völlig taub war. er hielt — neben Tchuppauztah. der als Kon»rtmetfter de» Orchester Vorstand — der Kapellmeister Umlauf die Ober leitung: aber auch der Tondichter dirigierte neben ihm mit. und aus der Konzertankündigung stand: „Herr Ludwig va» Beethoven selbst wird a„ der Leitung des Ganzen Antheil nehmen." Einleitend wurde die Ouvertüre „Zur Weibe de» HauseS" geboten. Henriette Sontag. Karoline Unger nud dir Herren Raitzinger und Leipelt sangen die Solopartien, Der Beifall war nach der Sinfonie enthusiastisch — aber der taube Beethoven hörte ihn weder noch sah er ihn. da er der Menge den Rücken zukchrte. Da wandte ihn die Unger dem Pro- szenium zu: er verbeugte sich, und nun gab es einen ganz außerordentlichen Beifallssturm. Leider batte das Konzert soviel an Unkosten verschlungen, daß nur 400 Gulden für Beethoven übrig blieben. Am 23. Mai wurde es wiederholt »nd Beethoven mußte dabei dem Geschmack der Menge .-aus Wunsch" die Konzession machen, das, aus der Messe nur das Kurie gesungen wurde und an die Stelle der anderen Sätze ein eigenes älteres italienisches Terzett und — eine Arie von Rossini traten. Und dennoch hatte die Theateidircktion, die alle Kosten übernommen hatte, ei» Defizit von 800 Gulden. Damals mären die beiden neuen Werke noch nicht er schienen. Beethoven verhandelte ihrethalben mit mekrere« Verlegern. Um möglichst viel Geld dabei hcrauszuschlagen (was er damals besonders benötigtes, hatte er aber dir Messe bereits an eine Reihe europäischer Hofe und Verein« ab schriftlich verkauft, und aus diese Tatsache bezieht sich ein Brief, der, an Louis Sovhr. den Kasseler Hoskapellmeister. gerichtet, noch ungcdruckt ist »nd unter anderem die erste briefliche Anspielung Beethovens auf Rossini enthält, und zwar eine recht hübsche »nd wortspielerische. Er lautkt in moderner und gealütteter Schreibweise: Wien, am 27. Zntt 1828. „Mein werter verehrter Spohr! Vor kurzem besuchte mich rin Sänger, dessen Name» mir eutsaUen, vom Knrsürsti. Hest. Theater, der mir eine Empfetz lu»g von Zhnen und H. Professor Großhcim brachte. Es freute mich von Zhne» zu höre», auch wie Sie geschätzt sind nach Zhren Verdiensten: da ich weist, daß Sir unter die edlen Künstler gehören, nvlchc gern auch für andere wirken, so brachte mich dieses ans den Einsall. Zhncn 'Nachricht zu geben »o„ einer großen Mene, welche ich ans Subscrivtion und Prä. .-ui'-w.'güo.i hcriinsgchc blos im Mnnnscript Bis hteber
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