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Dresdner Nachrichten : 14.11.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-11-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192211149
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19221114
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19221114
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-11
- Tag 1922-11-14
-
Monat
1922-11
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.11.1922
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Kommunistische Ausschreitungen in Düsseldorf. Saergische GeaeumMalrmen -es Neqlerun-svrLsi-enlrn. »er Draytdertcht der »Dreddo. Aach»tcht«n*.l l-ldors. 1L «o». He»« «»«ltt«« sckie» »ich chreU««,eu »rrt. Di« «vmmuaistr» nnt »A«« «««» halt«« «I» »a da» BerlammlunarocrLot^ de» alerungcprilsibrutz« »!cht nehqUe». f» daß die Sch«»» »de tzmonstroute« »orartze« «ntzte. VS kam zu ere » Av »schreitu »ne». di- zur Zertrltmmeruun Fenster lchribe« ««» »n »lü»d«ruv»-« »o« te«. Der N-gieruaasprästden) hat «ncrgifche «aß» .«LN erg,.«-». um dl« «nödehuung der Unruhen kür de» ALead »» verhindern. Düsseldcrf. IS. Nov. Jig Laufe de» heutigen vormittags wurde hier eine Neide weiterer industrieller Betriebe durch von au-wärt» ei,»dringende Arbeiter stillgelegt. Von Werk zu Werk stehende Trupps zwangen die Arbeiter zum Feiern. Eine kommunistische Versammlung am Hindenburg. Hall wurde von der Polizei verhindert. iW. T. B.) Stillegung de» „Düsseldorfer Tageblatt?»". Dülk-ldrrs. 1». Nov. Heute nachmittag drang in die Ge schält»- und Druckercträume de» „Düsseldorfer Tagebl* eine Anzahl Kommunisten ein. meist halbwüchsige Burschen, und erzwangen die Stillegung des Betriebe». In den Druikereträumen wurden einige Setzkästen umgemorsen. L» wurden Blei. Kleider, Schuhe usw. gestohlen. Die Zeitung konnte nicht erscheinen. Nach einer Viertelstunde »og der Trupp wieder ab. IW. T. B.) Hungerrevolten ln Mühlheim und Lhrenfried. Köln, 18. Nov. Die A v ö sch r e tt u ng e n. die Are tag atzend in dem Vorort Kalk begonnen haben, sind am Sonn abend fortgesetzt worden und haben im Lause Le» Tage» Mktzlheim und Ehrenfried über- Geschäfte« wurden stenftersche ben an» aul bl« Vorort, gegriffen. In «l«>ge« , .. zertrümmert. Einige veamte. die «inqefchritten waren, wurden mit Etetnen beworseu. so baß sie sich mtt der blanke« Waffe wehr«» mutztew In Ebrenfrteb gab u. a. ei« Poltzeiwachtmelfter. den die Menge vom Vierde reibe« wollte, tn der Notwehr «inen Schutz ad. Ei« anderer be rittener Beamter wurde mit einem Meller angegriffen. Einzel«« Tellnebwer schrien ..Hunger* und belästigten die Beamt:». Schlietzlich wurde die Menge zerstreut. Mehrere Verhaftungen wurde» vorgenommen. <A. T. B.) Du'lerkrawaUe in Aannover. lSIgurr Dradtbericht der „Dretbn. « « üi r I S> t e n*.s Hannover, IS. Rov. Am Sonnabend vormittag kam es in der Markthalle der Altstadt zu Butter- kra wallen. Einem Händler, der 18M Mk. für daS Pfund Molkerelbntter forderte, wurden die Körbe um- gcstotzen und die Butter weggrnommen. Einem anderen Händler, der 1100 Mk. forderte, erging rS ebenso. DaS Publikum nahm sich die Butter ohne Bezahlung.. Eine Geslügelhäudlerin mutzte unter polizeilichem Schutze ans der Halle gebracht werden. Die Erregung der Menge war grotz, doch konnte die Schupo die Ordnung wieder Herstellen. Einige Verhaftungen wurden vorgenomme». Die Loslösungsbeslrebuagen Hannovers von Preußen. Hannevcr. IS. Nov. Die au» dem ganzen hannoverschen Lande zahlreich besuchte Generalversammlung der Deutsch- hannoverschen Partei hat am Sonntag die soforttge Ein- retchnng eines Anträge» auf Abstimmung zum Zwecke einer Trennung Hannovers von Preuße« be schlossen. lW. T. V.» Dr. Slresemann über den einzigen Ausweg aus-er Aol. VerN». >S. Nov. Dr. Stresemann führte gestern kn Elberfeld tn einer Red« aus. das, ei» Ausweg au» den jetzigen schwierigen Verhältnissen nur aus dem Wege internationaler Vereinbarungen möglich wäre. Diese könnten aber nicht auf dem Wege des Völker bünde» erfolgen, denn dieser laste sek« Rücksicht auf da» Ecl-bstbestimmungSrecht der Völler vermissen, wie die Ent scheidung über Oberschlestcn geze'gt habe. Ebensowenig kel eine Vereinbarung auf dem Wege des internationalen Sozialismus möglich. Dieser bedeute nichts in den Ver einigten Staaten, tn Italien und Frankreich und werde vor aussichtlich in England leinen maßgebenden Einslntz er- halten. DeSbalb bliebe nur die Verständigung übrig, die stch aus der Verbundenheit der geldwirtschastltchcn Inter essen ergäbe, d. h. aus dem, was die Sozialisten als luter» «alioaale« Kapitalismus zu bezeichnen pflegen. Diese geld- wirtschaftlichen Interessen vertrügen eS nicht. Laß Rußland in seinem heutigen Zustande bleibe, oder daß Deutschland den Weg Nutzland- gehe. Bezeichnend für die Lage sei. baß ausländisch« Finanzsachverständige sestgestellt haben, nach Aufhebung der Besetzung und aller NeparationSvirpflichtun- tzen und unter Voraussetzung eines mehrjährigen Mora, tprlum» und der Wicdcrclnsührung der Meistbegünstigung wäre die deutsche Wirtschaft höchsten» leistungsfähig für eine Verzinsung oou IS bis 20 Milliarde» Gvlbmark. Die luter- nationale Verständigung Über diese Fragen werden in diesem Winter erfolgen müssen. Dle Verhältnisse könnte« nicht bleibe», wie sie setzt bestehe«. Sic «wüßte« entweder bester oder schlimmer werden. ibentschland dürfe sich aber nicht aus die Hilfe von außen »erlassen, sondern mi sse selbst bestrebt sein, ans dem Sumpfe herauszukommen. Die WährungSsrage könnte nur im Zusammenhänge mit der ProdukttonS- frage gelüst werden. Man könne den Achtstundentag alS Grundlage bestehen lassen. Mehrarbeit darüber hinaus aber wüste sreigcgeben werde», wenn sie durch Verein- baruugen der Arbeitgeber mit dem Betriebsrat oder mit den Gewerkschaften eiugcsührt werde. Darüber htuan» müsse den. maßgebenden Instanzen da» Recht bleiben, t« Fällen besonder» wirtschaftlicher Not für bestimmte Gewerbe «ine höhere Arbeitszeit scstzuletzru. Daß dle Mehrarbeit al» Ucberftundeuarbeit bewertet werde, liege im Interesse aller Beteiligte«. Die Frage der Mehrerzeugnng dürfte jedenfalls daran nicht scheitern. Stue völkische Gruppe der Deulschnalionalen. Berlin, 18. Nov. Tie drei NeiLstagSabaeordneten n. Gräfe, Henning und Wulle, deren FraktionS- zuaqhörigkeit von der oeutschnationalen ReichscagSfraktion aufgehoben worben ist. haben sich b:im NeichStagSburea» ««»mehr al» völkische Gruppe der dcurschnatioualen Fraktion angrmeldet. UederlrlNe zu den Denlschnalionalen. Berlin, 18. Nov. Wie die „Inf* von varlamcntartscher Seite erfährt, sind einige Vertreter der gelben Gewerk- schastrn, dte sich bisher al» Abgeordnete zurDeutschcn BolkSpartet zählten, au» der Partei auSgcschiebcn und haben, so der LandtagSabaeordnete Geißler, ihre Auf nahme tn brr Deutschnationaleu DollSpartci nachgesucht. Dte Dculschnationaleu haben sich aber bisher noch nicht cnt- schltclien könnncn. dem Uebertritt dieser Abgeordneten tn ihre Partei zuzustimmen. Die Verfolgung skaatsgefahrllcher vestrebungen. Berlin. 18. Nov. Der amtliche Preußische Pressedienst teilt mit: Dte Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei in München, mit der sich in Norddcnlschland die in ihren Anfängen geschaffene Nationalsoriale Vereinigung iden tifiziert. verfolgt außer ihrem öffentlich bekanntgegcbenen Programm geheime V c st r c b u n g e n. Das vor kurzem von der Partei herauSgcgebcne Kampfblatt „Dr. Wtrtki. unser Reichskanzler* enthält die stärksten Beschimpfungen des Kanzlers und eine Herabwürdigung der republikanischen Staatsform. An weiteren Ge- heimorganlsattonen hatten sich tn der letzten Zeit u. a. der Selbstschutz Eharlottenburg und der Hrtmatbund Branden burg bemerkbar gemacht. Maßnahmen zu einem Verbot dieser und ähnlicher Verbände sind teils bereits getroffen, teils stehen sie unmittelbar bevor. sW. T. B.) Denlscher Aeichslaa. !D ratzt Meldung unsrer Berliner Lchrlstlritung.l Berlin, 18. Nov. DaS Haus ist schwach besetzt. Ein Antrag deS NetchsministcrS des Innern aus Erteilung der Genehmigung zur Strafverfolgung mehrerer kommunisti scher Abgeordneten wegen Verhinderung von Abgeordneten an der Ausübung des Mandats wird dem GeschästSorü- nungsauSschnh überwiesen. Es hantelt sich um -ie Vor gänge anläßlich der Ermordung Nathcnaus. als im Reichs- tagSsihnngSsaale vor Beginn der Sitzung sich einige Zwischenfälle ereigneten. Nach Ablehnung verschiedener Anträge auf Strafverfolgung wird die Genehmigung zur Strafverfolgung deS Abgeordneten Dazille tD.-N.) erteilt. Auf der Tagesordnung steht dle sozialdemokra tische Interpellation betr. die Rechtsprechung deS bayrischen Volksgerichts tn München im Landeöver- ratsprozetz Secheuba ch. NcichSjusttzminister D r. Radbruch erklärt, daß dle Interpellation in der üblichen Frist beantwortet werben soll. — Da» beutsch-poluisch-vber- schlesische BergwerkSabkommen wird einem llgliedrigen Ausschuss überwiesen. Las Jugcndgerichtsgesetz geht au de» 8iechtSau»schuß. — Darauf vertagt sich bas Hau» aut Dleuötag 2 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen zunächst Au- fragen, sodann Aeuderung der Geschäftsordnung, Inter- pellation Marx sZeutr.) über die Not der deutsche» Wissen schaft. Ein Antrag Schul» ID.-N.s. auf dle Tagesordnung auch die Entgegennahme einer Erklärung der Reichs- regteruugzu sehen, wird gegen die Stimmen der beiden Rechtsparteien abgelchnt. Wie der Präsident mitteilt, wird diese Erklärung erst an einem späteren Tage er folgen. - Schluß 4 Uhr. DerMches und Sächsisches. Staate» Die Auseiaandersehuug de» sLchsl mtt dem früheren Lüni, lft fetzt so weit vorgeschritten, daß dem demnächst zusammen» tretenden neuen Landtage ein Gesetzentwurf über diese Malerte von der Negierung unterbreitet werben wird. Die wesentlichsten Gesichtspunkte dieser Vorlage find folgende: Dem sächsische» Staate verbleibe» die Schlösser in Dresden und Pillnitz mtt Aus nahme de» dort befindliche« persönlichen Mobiliars de» Hause» Wettin. Das Eigentumsrecht des Staates wirb durch die sächsische Verfassung vom Jahre 1880 begründet; darin heißt es, baß dle beiden Schlösser wie auch die frühere» königlichen Sammlungen „untrennbar vom Staate* sind, von diesem Standpunkte aus wird auch die „Sächsische Knltursttftung*. welche die Gemäldegalerlc. da» Knpserstichkablnctt. die Skulpturensammlung, da» Grüne Gewölbe, das Historische Museum mit der Gewehrgalerie, die Porzellansammlung und die naturwissenschaftliche» Sammlungen umfaßt, Sachsens Hauptstadt erhalten bleiben. Eigentum de» Königshauses bleiben, da« gegen Schloß Moritzburg und Billa Strehlen Dir Eigentumsverhältnisse an dem PalaiS des Prinzen Johann Georg aus der Zin^ndorsstraße sind bereit» vor einiger Zeit zugunsten der Sekundogenitur geregelt worden. Darf eia »iaifler krtttsierl «erden? Das Leipziger Schöffengericht hatte am Freitag eins Frage zu entscheiden, dte für die gesamte Press« in Sachse« und auch im Reiche von grundlegender Bedeutung ist. Ging eS doch darum, ob die Pressefreiheit auch eine abfällige Kritik der Negierung zulätzt, oder ob daS Gesetz zum Schutze der Republik eine solche Kritik nicht mehr gestattet. Der sächsische Innenminister Stptnski hatte seinerzeit de« Chefredakteur der „Neuen Leipziger Zeitung*. Dr. Mar- gut h, wegen Beleidigung verklagt, die in einem am S. Juli d. I. tn Nr. 188 der „Neuen Leipziger Zeitung* ver öffentlichten Artikel, „Drei Warnungen* überschrleben, zu« AuStruct gekommen sein soll. In dem betreffenden Leit artikel hieß eS, eö fei unerhört, daß der Minister bei den bekannten Unruhen tn Zwickau mit dem ungZetzmäßigen Aktionsausschuß verhandelt habe. Lipinskt hatte sich nicht nur durch die Ausdrücke „kurzsichtiger Parteifunktionär* > und durch die Wendung, daß sich bei ihm streng genommen idle Voraussetzungen für ein Eingreifen deS StacUsgerlchtS- Hofes erfüllt Hütte», bcletttgr gefühlt, sondern auch durch die Kritik an seiner Haltung gegenüber den Zwickaner Un ruhen überhaupt, und hatte Lielcrhalb die Beleidigungsklage erhoben. Der Amtsanwalt stellte sich ans den Staiuipunkt, daß daS Vorgehen Liptnskis zweckmäßig und vom Gebot der Stunde bitiiert genesen sei. Er beantragte Bestrafung wegen Beleidigung. Die Verhandlung endete mit rinrm Freispruch des angeklagtcn Chefredakteurs. In der Begründung des Urteils stellte das Gericht fest, daß der Artikel nur Werturteile enthalte, «ine Be. letbigung nach 8 185 des Str. G. B. läge nicht vor. Auch inhaltlich liege keine Beleidigung vor. Lipinskt sei nicht der Vorwurf gemacht morden, baß er überhaupt alS Staats, mann untauglich sei ober immer als kurzsichtiger Partei funktionär handele. Im demokratischen Staate seien dte Minister Beauftragte des Volkes, eine scharfe Kritik an ihren Handlungen sei im Interesse der Allgemeinheit erlaubt und keineswegs bezwecke diese eine Herabsetzung der Persönlichkeit. Tie Ausführung öcS ArtikelschreiberS „streng genommen habe Lipinskt dem Schutzgesey zuwider! gehandelt* sei rein logisch als Meinung nicht '>on der Hand < zu weisen und deshalb keine Beleidigung. Eine Absicht, den j Minister zu schmähen, läge nicht vor. Der UrteULsp>'uch ist ^ um so bedeutungsvoller, als damit der Presse im all-' gemeinen das Recht der sachlichen Kritik auch an der Regie- s rung zugcstanden wird. Das Ende der Radfahrkarle. ; Der Zwang zur Führung eines amtlichen: Ausweises, verbunden mit den Umständlichkeiten der) Beschaffung bei den Gemeindebehörden, wird von den Rad- ' fahrern alS eine überflüssige Belästigung empfunden und! deshalb von allen Nadfahrerorganisattonen seit vielen! Jahren bekämpft. Auf eine Anfrage aus dem Reichstage, ob die Reichsregierung den Forderungen der Radfahrer Rechnung tragen werde, hat der NrichSverkehrs- msntster nunmehr geantwortet, daß die Länder sich sämt lich dafür ausgesprochen hätten, daß von den Radfahrern ein persönlicher Ausweis künftig nicht mehr ge fordert werden soll. Ter Neichsverkehrsminister hat des halb die obersten Landesbehörden gebeten, die Polizeiver. Ordnungen, die auf Grund der vom BundrSrat am 14. März 1ÜV7 angenommenen Grundzüge betr. den Radfahrvcrkehr erlassen worden sind, entsprechend abzuändern. Wie wir hierzu von amtlicher Stelle erfahren, wird «ine entsprechende Verordnung für Sachse» in kürzester Frist ergehen. S - >, i I , I ? ' I I , s „5.^ Adolf Bartels. Zum lio. Geburtstag. In seinem Wohnsitz Weimar b.geht der Dichter nnd LiteraturgeschichtSschrclbcr Adolf Bartels am 1ö. No vember seinen M. Geburtstag. Er steht also in der Reihe der Männer, die, wie Hauptmann, Schnitzler. Holz, jetzt das sechste Lcbensjahrzehnt abschließen und also vor einem Menschcnallcr dle .fügend von heute* waren. Die neun ziger Jahre deS vorigen Jahrhunderts waren ihre Blüte zeit und legten den Grund zu ihrem Schassen und Ihrer «eiteren Entwicklung. Bartels kann als Dichter nicht den gleichen Anspruch auf Geltung und Wirkung wie jene Er folgreichen erbeben, aber er hat doch so bedeutsame Werke wie den Roman „Die Dithmarscher* und die dramatische Trilogie „Martin Luther" aufzuwciscn. mit denen er nach eigener Meinung immerhin zu seinem Rechte gekommen ist. Der jungen Generation von 1890 trat er persönlich sehr nahe. Er machte die Bekanntschaft Hermann CcnrabiS und Otto Erich Hartlebens tn Leipzig, wo gerade damals der sunge Most am heftigsten gärte. VärtelS ließ sich nicht in die „Literatnrrevolution* hlneinreißen. Ein Zug früher Besinnlichkeit verbot Ihm das. Er war „Sclbstl'rner*. an der Universität nur Hörer, aber in allen Gebieten de» litera- rischen Schassen» seit Kindesbeinen ein kritischer Vielleser und darum al» großer „Kenner" von vornherein etwa» . skeptisch. So erschien ihm da» literarische Treiben der Jüngsten bald als bunter Jahrmarkt der Eitelkeiten und Rennbahn de» Ehrgeize» und er verspottete eS in seinem satirischen SpoL „Der dumme Teufel*. Der norddeutsche Gchloffersohn war aus anderem Metall als die meisten der zeitgenössischen Litcraturrevolntlonäre. Er fühlte das Blut de, freien Dithmarscher tn sich nnd empfand eine starke Kampflust als Erbteil des germanischen BlnteS. auf das er stolz Ist Gern betont er, baß er ln Hebbels GeburtSstadt Welselburen geboren ist. und Hebbel ist auch sein Führer gehliebcn aus seinem Weg« durch die dnttsclie Dichtung. Gelbst seine Iugendentwtcklnnq schien ihn auf ähnliche Bahnen zu führen wie Hebbel. Er konnte seine Schusstudien wicht abschließen. studierte unter Entbehrungen auf eigene Faust weiter, wählte den freien Schrlftstellerderns und feine Sorgen, wurde zwischendurch Schreiber auf dem Amtsgericht feiner Heimat, dann freier Gtudint ln Leipzig. Journalist und Kritiker und rang sich dann zu Lauernder Arbeit als Lichter und Literarhistoriker durch. Man versteht, aus diesem Bildungsgänge das starke Geldstbewußtsein und die geistige Sclbstä'idigke't. dte Inrlel- lmme» tn Urteil und Weltiuschauung bewtele» Hut. Er stellte sich in scharsrn Gegensatz zu den herrschenden Mei nungen und Schulen und prüfte alles an seinem starten nationalen Gefühl. Ten..Methoden" der Forschung gegen über hielt er für die Dichterbcurtcilung immer die ange borene ästhetische Begabung für ausschlaggebend und gab aus die gerühmte Methode, etwa die Scherers, nickt viel, Das war überall dort seine Stärke, wo es galt, das reine Deutschtum aus den Erscheinungen auszusondern, und ward seine Schwache dorr, wo seine ästhetische Begabung verfeiner ten Wirkungen gegenüber versagte. So kam er zu seiner klaren Betonung des „völkischen* Wesens aus der einen Seite und seiner oft übertriebenen „Decadcncc*-Witterung auf der anderen Seite. Bekanntlich schreibt Bartel» alle verderblichen Einflüsse in der deutschen Dichtung dem Judentum zu und hat -abet in seiner Kampfschrift gegen Heine die Grenze» deutschen Feingefühls «schon in der ver wahrlosten Form deS BucheSs weit überschritten. Ab:r sein« beiden literaturgeschichtlichen Hauptwerke, dle „Ge schichte der deutschen Literatur* und die „Deutsche Dichtung der Gegenwart* haben daS Verdienst reinlicher Scheidung der Geister. Mit der heutigen LiteraturgeschichtSschrelberet ist eS so eine Sache. Tie herrschende Hochslut ist kein gutes Zeichen für unsere Stellung zur lebendigen Dichtung. Mehr al le ersetzt den meisten das Urteil des Historikers daS eigene Urteil und nimmt ihnen dte Unbefangenheit des Genusses. Aber da» Bedürfnis nach Neberblick und Ordnung der Rlesenmasscn ist groß. Solche ordnende Arbeit vor allem hat BartelS geleistet und er hat manchen glücklichen neuen Gesichtspunkt der geschichtlichen Betrachtung gefunden. Go ist besonders seine Schslberung de« „silbernen Zeitalters* unserer Dichtung und seine Würdigung der großen „poeti schen Realisten" der sechziger und siebziger Jahre förbersam gewesen. Die Untugend des beständigen Polemisierend, der gewissen deutschen Schulmeisteret -cn Dichtern gegenüber, die nicht ganz artig gewesen sind, und andere rein künst- lerlsch empfindenden Menschen peinliche Nüchternheiten sind bei Bartel» besonder» fühlbare allgemeine Kehler. Dem gegenüber muß sei« Eintreten für Heimatkunst und Echt- heit der dichterischen Persönlichkeiten tn die Wagschale ge legt werden, um de« hohen Wert seine» mutigen Kampfe» für BolkStum und Würde der Kunst voll zu empfinden. Bartel» hat auch den Kampf mtt der Gegenwart nicht gescheut. Er vertritt durchaus den Standpunkt, daß eine Geschichte der Literatur der Gegenwart innerhalb gewisser Verwahrungen möglich und nötig sei. und hat seine Studie „Die Alten und dte Jungen* von 18W zu einem vdche au-gebaut. »«» heute unter dem i Titel »Dt« deutsche Dichtung von Hebbel bis zur Gegen wart" in 10. bis 12. Auflage erscheint und zu drei Teilen angewachsen ist. Der erste Teil „Dte Alten* liegt so eben vor (bei Haessel in Leipzig). Er schildert die realisti schen Talente der fünfziger und sechziger Jahre mit den beide» genialen Dichtern Hebbel und Otto Ludwig, die Münchner, die Anfänge des Verfalls, den Feuilietontümu» und die archäologische Dichtung. Richard Wagner und den fortschreitenden Verfall und als „die letzten Alten* Wtldcn- bruch, Spitteler und verschiedene Epiker und Lyriker. Die klare Gliederung der Darstellung in allgemeine Zeltschilde- rung. ausführliche Würdigung Ser bedeutenden Dichter, znsammenfasscnde Betrachtung der kleineren dient der Bän digung der Massen von Namen und Titeln, dte BartelS hier sogar unter dem Grundsatz möglichster Vollständigkeit ge haust hat. So gibt er schon durch die Anordnung den Laien de» erwünschten Neberblick nnd Zusammenhang und arbeitet zugleich dem künftigen Goedekc vor. Mit allen Vorzügen des offenen und ehrlichen Stils, der nach vielen Seiten bin spielenden Auseinandersetzung über Dichter und Zeitgeist beansprucht dieses Werk auch ln seiner neuen Gestalt nicht. „Darstellung* zu sein, sondern will nur einen „Führer* durch dte neue deutsche Dichtung bilden. Ais solchen wird man es wieder in sehr umfassenden Kreisen begrüßen, überall da. wo das betonte Deutschtum und die aufrechte Gesinnung deS Verfassers Freunde haben. Adolf Bartr'S, der Sechzigiährige, darf mit Stolz auf seine bisherige Lebensleistung blicken, und man versteht, wenn er selbst rühmt: „Mein Arbeitsleben war köstlich*. Dr. Felix Zimmerm an«. Kunst uno Wissenschaft. s Dresdner Theater-Spielpla« für heute: Opern haus: „Martha* s^8>; Schauspielbau»: „Improvt- sattonen im Juni" <iz-8>; Neustädter Schauspiel haus: „Frauenkenuer* s^Sj; Residenz-Theater: „Madame Flirt* <2>8s. s «ittetlnn-e« der Sächsisch«« rtaetstheatee. Opern haus. Mittwoch, am 15. November (7): „Figaro- Hochzeit*. Besetzung: Graf: Ttaegemann al» Gast, Gräfin: Sajitz lzum ersten Male), Cherubln: Kolnlak, Figaro: Ermolb. Susann«: v. Schuch. Marcellina: Haber- körn, Bartolo: Pnttlttz. Bustlto: Lange lzum ersten Male), Eurzlo: OSwald lzum ersten Mal«), Antonio: vlissel. Musikalische Leitung: Fritz Busch, Spielleitung: Georg Toller. Sämtliche Plätze müssen vor Beginn »er Dar stellung elnaenommen «erde». -'.'S I 75- 55? U .
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