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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.10.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031003019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903100301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903100301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-03
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 03.10.1903
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eroraykr» rum Lviev«v«raut unv wurve oieieryalv vom hiesigen Schöffengericht zu 3 Wochen Ge- t. — Der auS Oederan gebürtige Kaufmann Jrieb- ümmel war gegen Provision bei einer hiesigen bandln» Ernst Martin August von hi« kostenpflichtig verworfen. Der Angeklagte übernahm von einem Bekannten W Kilogramm gestohlenen Kupferdrahte» rum Wiederverkauf und wurde dteierhalb wegen Hehlerei vom fangnH verurteilt. — rich Wilhelm Lümmel , Firma als Abonnentensammler listig, unterschlug daielbst etwa M Mk. vereinnahmter Abonnentengeidn und wurde darauf vom Schöffengericht »u 100 Mk. Geldstrafe oder 20 Tagen GeiänaniS verurteilt. Di« von ihm eingelegte Berufung bleibt ohne Erfolg. — Am 96. Mai. bet Gelegenheit der Straßenunruhen. stellte sich der L6,iidrtge Arbeiter Theodor Gustav Miihlig vor der in ver Nühe der Schisterstrahe gelegenen Polizeiwache auf, entfernte sich trotz wiederholter Aufforderungen nicht, sondern rief den Polizet- beamten höhnische, beleidigende Bemerkungen zu. DaS Schöffen- gericht diktierte ihm 3 Tage Äefiingni» und 4 Tage Haft zu und da- Berufungsgericht bestätigt die ausgeworsene Strafe. TageSgeschlchte. Deutsche» Reich. An die Enthüllungsfeier deS Kaiser Friedrich-Denkmals in Köln schloß sich ein Festmahl im Gürzenich, das einen glänzenden Verlauf nahm. An der Festtafel saßen links von dem Kronprinzen der Großherzog von Baden und Kardinal Fisch«', zur Rechten die Großherzogin und der Erbgroßherzog von Baden, dem Kronprinzen gegenüber Oberbürgermeister Becker Letzterer hielt eine Ansprache, in der er den Herrschaften für ihr Erscheinen dankte und dann ausführte: „Freudigen Herzens erinnern wir uns heute der wiederholten Mule, in denen wir Euere Kaiserliche Hoheit während Ihrer Studienzeit in Bonn in unserer Stadt begrüßen durften. Wir sind deshalb doppelt erfreut, den Erben der Krone bei dieser hohen Feslscier wieder in unserer Mitte zu sehen. Lebhaft tritt r or unsere Seele, was das Vaterland den Hohenzollern-Fürsten schuldet: gesteigert wird in uns die Liebe, welche das deutsche Volk mit seinem Kaiscrhaus- »nauslöscUich verbindet. Hochbeglückt und oon tiefem Tunke er füllt sind wir aber auch. Se. Königliche Hoheit den Großherzog von Baden, den treuen großen Mitkämpfer Kaiser Wilhelms I., in den schweren Kämpfen um die Einheit und Größe Deutschlands, Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden, die all- verchrte Tochter unseres Hcldcnkaisers und der Kaiserin Augusta, die Schwester 'des unvergeßlichen Kaisers Friedrich, sowie deren erlauchten Sohn, den Erbgroßherzog, der als ehemaliger Kom mandierender General des Rheinischen Armeekvri>s unseren Herzen so nahe steht, bei dieser Festster begrüßen zu dürfen. Die innige Liebe und Belehrung, welche ivir mit ganz Deutschland für Eure Königlichen Hobelten im Herzen tragen, macht uns Hochdero Anwesenheit an der heutigen Enthnllungsseier besonders wertvoll und erhebt dieselbe zu einem nationalen Festtage, Reuen Mrl erhält heute dieses schöne Ratssilber, welches die Stadt dem Gemeinsinn ihrer Bürger verdankt, welches heute von Euren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten einaewciht, hoffentlich noch recht oft benützt werden wird. Das alte berühmte Natssilber der ehemaligen freien Reichsstadt Köln ist im 30jährigen Kriege ver loren gegangen. Möge dem neuen Deutschen Reiche unter dem kraftvollen Szepter der Hohcnzollcrn nie die Wiederkehr solcher trauriger Zeiten beschicken sein," Redner schloß mit einem Hoch aus den Kronprinzen und die erlauchten fürstlichen Gäste, Die Festteilnehmer stimmten lebhaft in den Hochruf ein und sangen eine Strophe der von der Kapelle intonierten Nationalhymne, — In seiner Erwiderung führte der Kronprinz ans, es sei ihm ein großes Herzensbedürfnis, für die ihm gesagten warmen Worte zu danken. Er sei sich der großen Auszeichnung wohl bewußt, die ihm durch den Auftrag seines Baters, der ihn zu seiner Ver tretung hicrhergesandt, zu teil geworden sei. Andererseits erfülle ihn mit aufrichtiger Genugtuung und herzlicher Freude der Ge danke, an der Statte wieder weilen zn dürfen, wo er als fröhlicher Student in der Mitte der Bürger gewesen sei. Die ganzen Ge fühle, die er in diesem Augenblick für die Stadt Köln und ihren Oberbürgermeister persönlich hege, fasse er in den Ruf zu sammen, Alaaf Köln! Im weiteren Verlaufe des Festmahls hielt der Großherzog von Baden eine Ansprache, in der er zunächst in seinem und der Großherzogin Namen den herz lichsten Dank für die Einladung zn der schönen Feier und die liebevolle Begrüßung aussprach, die ihnen beiden bei ihren innigen Beziehungen zu den heute Geehrten seyr wohl getan habe. Sie betrachteten und bewunderten die Denkmäler mit pietätvoller Empfindung und schließen sich dem Danke dafür an, daß die beiden hohen Persönlichkeiten in dieser Weise richtig erkannt und geehrt worden seien. Der Großherzog erinnert daran, was Kaiser Wilhelm der Große in der Zeit, da er in der Rhcinpro- vinz tätig war, Bedeutungsvolles geschaffen habe: die Erinnerung daran werde in der Provinz stets fortleben. In Koblenz habe er die erste Grundlage zu der Reorganisation der Armee gelegt, die er, als er zur Regierung kam, aussichrte. Ihm seien haupt sächlich die Erfolge des Jahres 1370 z» verdanken, und in seiner Tätigkeit höbe ihn die Kaiserin Augusta unterstützt. Und was die Kaiserin Augusta für die Rheinvrovinz getan habe, welchen Dank ihr die Provinz für ihr wohltätiges Wirken und alles, was sie zum Woble des Vaterlandes unternommen, schulde, sei heute am Denkmal in schönster Weise bervorgchoben worden. Nicht allen aber sei bekannt, in welch«,» Maße sic ihre ganzen Geistes kräfte zur Mitwirkung an der Lösung der nationalen Frage cin- c.esetzt habe. Die Kaiserin darüber haben hören und ihre Tätig keit in dieser Richtung haben verfolgen sonnen, sei dem großherzog- bchen Paare eine unauslöschliche Erinnerung, Das von der Stadt Köln ihr gefetzte Denkmal sei nach seiner Meinung ein Dank für ihre nationale Ostsinnung und alles, was sie in dieser Hinsicht späterhin als Kaiserin gewirkt habe. Im gleichen Geiste aber sei Kaffer Friedrich in Koblenz erzogen und von Kaiser Wik Helm geleitet worden, „Und ivas wir dem Kaiser Friedrich ver danken," so etwa fuhr der Großherzog danach fort, „das, meine Herren, haben Sie ja auch niit so schönen Worten ausgesprochen: cs ist unvergleichlich, aber auch vorbildlich gewesen, vorbildlich in jeder Beziehung. Auch ihm diesen Tank zu bringen, ist eine schöne und herrlich« Gabe der Stadt Köln. Aber, meine Herren, wenn wir einen Rückblick aus die Vergangenheit getan haben, so wollen wir auch einen Hinausblick nehmen in die Zukunft, W>r haben einen Vertreter Seiner Majestät des Kaisers hier vor uns, und wir blicken auf ihn mit der Hoffnung, daß er einer glücklichen Zukunft entgegengehe und „och lange a„ der Seite seines Vaters das kennen lernen werde, was notwendig ist, um in der Znknnst tätig sein zu können. iBeifall.) Wir alle aber müssen uns das Wort geben, daß nur Helsen wollen, das. was geschaffen worden ist in den Jahren 1870 und 1871, aufrecht zu erhalten, und wir können es nur aufrechterhalten, wenn unsere Gesinnung tadel los und aufrichtig ist, und wir rückhaltlos und mutig auf den Bahnen gehen, die notwendig sind, um, ich sage es noch ausdrück lich, heutzutage Herr und Meister zu bleiben und stark zu werden, daß daS Reich gedeihe und immer kräftiger werde und immer mehr Ansehen sich erwerbe, lLebbafter Beifall.) In dieser Empfindung bitte ich Euere Kaiserliche Hoheit, nm die äiitige Er laubnis, hier ein Hoch auszubringen auf das Deutsche Reich. Das Deutsche Reich lebe hoch'/ Ans der 16, Hauptversammsting deS Evangelischen Bundes in Nim hielt der Vorsitzende v. Grai v, Wintzin- a e r o d e die Eröffnungsrede. Der Full Komm, führte er ans, bat viel Staub onigewlrbett. Man freute sich, den Herrn Bischvf bei einer Verletzung der Staaisgesctze ertappt zu haben. Aber sind denn daS Dinge, die uns verwundern dürfen? Auch solche Uebnariffe gehören z»m Täglichen. DaS Jrledenswort beim An tritt de- Erzbischofs Fischer haben wir begrüßt und ich glaubte, daß man solche FrledenSkläiige nicht ohne Erwiderung lassen dürfte. Aber man sagte mir bald: warten wir ab I Wirklich wurde bald bekannt, daß an demselben Tage, da dieser Hirtenbrief eckchien. er «in Pastoraiichrriben erlassen hat. daö ungefähr das Gegenteil von dem ersten jagte. lPsui l) DaS ist auch nichts Besonderes, DaS macht uns ia den Gegner so schwer greifbar, daß er daS eine und da» andere zugleich vorbrinat und sich dann je nach Bedarf von einem aus da» andere zuriickzieht. Wir sind verhöhnt worden, von uitramontaner Seit«, daß wir den Hirtenschreiben geglaubt haben. Nun, dieser Hohn verletzt uns nicht. Er zeigt unS, mit welchen GelsteSkindem wir zu tun haben. ES ist besser, angeführt zu werden, als umgekehrt! (Heiterkeit. Sehr gut l) Wir können auch an dem Personenwechsel auf dem päpstlichen Stuhle nicht vorübergkben. Wohl braucht nian der Persönlichkeit des jeweiligen Papstes ja keine Bedeutung beizulegcn für das Leben der evange lischen Kirche. Aber wir und unsere Kirche stehen doch mitten tm Leben und wir haben Erfahrungen, um zu erkennen, wie wichtig die Frage Ist, ob wir Protestanten auch einem Papst PiuS X. in daS Reich deS Teufels gehören, ob wir auch ihm eine verabscheu- una-würdige Pest. Vernichter des Staates sind. Ist wieder ein Predig« de» Haffe» auf dem angeblichen Stuhle Petri? Ist ihm mehr zu trauen, wenn er Worte de» Frieden» redet, als frnch ernannten Erzbischöfen? E» gibt Pelsimisten unter un». welche meinen: mag eS weiter gehen, wie bisher: je toller, je besser! Desto mächtiger wird da» ,LoS von Nom" «schallen. Ich will dt« Berechtigung solcher Auffassung nicht verkennen, trotzdem kann ich mich nicht auf dielen Boden stellen, denn dieser WandlungS- prozeß ist sehr langwierig und läßt Gefahren Rani», welche man unierem Volke und Vaterland« «sparen möchte. Lassen wir wenig stens in unsere» Wünschen die Möglichkeit zn. daß ein neuer Papst dem Geiste wahren Christentums, der Friedfertigkeit unter den Konfessionen Raum schasse. Aber den Papst anrnsen. um die Bischöfe an ihre Pflicht gegen StaatSgesetze und Staatseinrichtungen zu erinnern und schließlich doch paritätilche Schulen an ienr un botmäßigen Kirchensürsten ausliefern: daS ist ei» trauriges Zeichen für daS Welcbwerden des aitpreußtschen roebor äo bronrs l (Bei fall.) De, Reichskanzler kennt anscheinend die Gründe nicht, welche die Erweiterung gesetzlich« Bestimmungen gegen die Jelnite» ans ganz Deuttchland veranlaßt haben. Er kennt nicht das Un heil, welches die Gesellschafr Jesu seit ihrem Bestehen über Deutschland heraufbeschworen hat. Er kennt nicht die Unverträg lichkeit ihrer Lehre» und Moral mit vem Geiste des Evangeliums, Die RoIrrfahrt des Kaisers erfordert evensalls unsere Aufmerksam kett. WaS sich tm Vatikan, ans Monte Caisinn und an dem Portal der Metz« Kathedrale abspielte. hat die Angen des Aus landes noch mehr ans sich gezogen, als das Vorgehen innerhalb der deutschen Grenzen. So ost inan in gewissen, der Regierung nahestehenden Kreisen von dem Abhäiigigleiisverhältnis spricht, i» welchem unsere RcglttungSgewalt anscheinend Nom gegenüber verstrickt zu sein scheint, fragt man: wo sind die evangelischen Schichte», auf die sich die Regierung stützen könnte, ist sie nicht ans da» Zentrum angewiesen? D« Anssall der Wahlen bestätigt die Nichtigkeit der Tatsache an sich. Mit tiefstem Schmerze mus das anerkannt werden. Nicht aber ist anzueikciincn die Berech tigung d« darauf gegründete» Politik opportunistischer Nachgiebig keit gegen alles, was die Abhängigkeit der Negierung mir ver mehrt. Wo soll daS hinaus? Der UltramvntaniSmus fordert ja Oberherrschaft, Alleinherrschaft! Sollen wir ovfcr», was wir von »»icren Vätern ererbten? Nimmermehr! Das Gewissen des Volkes wird verwirrt durch das Verhalten der Negierung, Ist vielleicht ihr Ansehen bet den Ultramontanen gewachsen? (Sehr richtig!) Allen diesen ernsten Erscheinungen gegenüber gibt es aber auch erfreuliche Zeichen- die sich cinbahncnde Einigung de, evangelischen LaiideSklichen durch die Initiative unseres Kaisers die Merseburg« Kailerwvrte. Dennoch bleibt die Lage ernst. Der Evangelische Bund hat große Ansgabe». Zum >Lchl»b wies U. Gras v. Wintzingerode aus daS Work des Kaisers vom In» d. I. hin: „Die Augen aus, Kops in die Höhe, den Blick »ach oben, die Knie gebeugt vor dem großen Alliierte», der noch nie die Deutschen verlassen hat, und wenn « sie noch so schwer ge prüft und gedrmütigt hat, der sie stets wieder ans dem Staub erhob Hand miss Herz, den Blick in dir Weite gerichtet!" — Den Hanplvortrag hielt Professor v. Colde auS Erlange» üb« den „Staatsgedanken der Reformation und die römische Kirche " Ein Blick auf uns« StaatSlebcn genügt, »in deutlich «kennen zu lassen, wie der moderne Staat sich auf dem rrfornia- torischen Staatsgedanken «baut, wie alle Kulturstnalcn im Prinzip wenigstens an seinen charakteristischen Merkmalen feskhnite»: der Staat «baut sich auf Familie. Volk (Nationalität) als eine selbständige gottgewollte Ordnung, die sich zur Wohlfahrt aller ihre eigenen Normen gibt, die Grenzen ihrer Gewalt selbst be stimmt, so daß alle in ihr oder neben ihr entstandenen Gemcin- schaflkii, also auch die Kirchen, sofern sie rechtliche Forme» brauchen oder sie i» Anspruch nehmen, sie lediglich von ihm erhallen könne». Nur eine Macht bekämpft diesen Staalsgedankc» und damit doch auch den moderne» Staat mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln: die römische Kirche. Was soll daraus werden? Unsere Gegner haben ihr Ziel offen dargetan Noch haben sie es nicht erreicht; ab« wenn cs so weiter geht, könnte es allerdings einmal wieder so weit kommen, wie Luther mit Bitterkeit die Lage zur Zeit seines beginnenden Kampfes bezeichnet: „Wir haben des Reiches Namen; aber der Papst hat uns« Gut, Ehre. Leib, Leben. Seele und alles, was wir haben." (Lebhafte Znstiinniuiig,) Der Ausblick in die Zukunft ist io düst« als möglich. Wir sind leine politische Parker und wollen es nimmecmchr werde». Wir werden.»uch den Negierungen nicht drohe», aber eins werden wir tllii: nicht müde werden, zu ruien in dem Streite, und werden, io sehr man uns aus der eilien Seite bedroht, aus der anderen ver dächtigt. nicht aufhören, uniere Fahnen hocbzuhalten. und un bekümmert um Gunst oder Ungunst der Gewaltigen, die Dinge so »enncii, wie sie in Wahrheit zu beißen verdienen. (Lebhafter an haltender Beifall.) — Ohne Besprechung einstimmig angenommen wurde folgende Resolution zum Zusammenschluß der evan gelischen Landeskirchen, welche 1). Nogge (Potsdam) begründete: „Die 16. Generalversammlung des Evangcllschen Bundes bekundet ihre Freude über die Einsetzung des deuttch- evangelilchen KtrcheiiausschnsscS. Sie hofft, daß die Kirchenregie- ruugeii durch dieien Znmmmenschluß die Kraft gewinnen, die gemeinsamen Aufgaben des Protestantismus im Tcntlchen Reiche und im AnSlande wirksam zn vertrete». Sie vertraut, daß auch die Milwirkiing ein« lynodalen Vertretung in diesem Ausschuß ihre baldige Regelung finden werde." Professor Dr. Delbrück lwar wegen eines Artikels gegen den Hakatismns vom Landgericht in Berlin zn 300 Mark Geld strafe verurteilt worden. Das Kammergcricht hat seine Revision für begründet angesehen und die Sache an die Vormstanz znrück- gewielen. In Bayern siebt die Einrichtung eines VerkehrSministe- riums bevor. Nach einer dem Münchner Abgeordnetenhaus«: zugegangenen Denkschrift wird das AibcitSgcbict des neuen MittisikriiiinS umfassen: o) Die Slaatseisenbahucn mit den ihnen cingrgliedertcn VerwaltnngSzweigcn, »cimltch dem Betriebe des Lndwig-Donan-Main-Kanals, der Bodeiiste-Dnmvfsckiissahrt und der Kettcnschleppschiffahrt aus dem Main, b) die Posten und Tele graphen nebst dein Televhoiiwrseii. c) die Aussicht über die Plivateiscnbahnen einschließlich der Straßenbahnen, ä) die Beauf sichtigung des Schisfahrtsbetriebcs ans Binnenseen, Flüssen und Kanälen. Allßcrdcm wird die Verwaltung des Frankeitthal« Kanals vom Staatsmiiilsterinm der Finanzen abznlrennen und dem neuen BerkehlSmiiiisterium zn überweisen sein. Die Ver einigung weiterer Rcssortbestandteile mit dem Verkehrsministcrium, insbesondere die Angliedrrnng des inneren StaatsbanwesenS lann nicht ins Auge gefaßt weiden. Tie Geiicraldirektionen bei der Eisenbahn- und Pastverwaltuiig werden aufgelöst und ebenso die Eisenbahnbetriebsdirektionen bis auf vier oder sünf. Ueber einen Fall eigenartiger Behandlung eines A n geklagten durch einen Staatsanwalt »iid GcrichtSvorsitzeuden berichtet Justizrat Staub in der neuesten Nirm,»« der „Deutsch. Jnr. Ztg.". Er schreibt: Ein in angesehener Stellung befindlich« bisher unbescholten« Angeklagter, dein der Staatsanwalt in seinem Schlußworte da» Zeugnis ausstellte, daß er bisher einen tadellosen Ruf genoß, war der versuchten Erpressung angeNagt. Dabei kam zur Sprache, ob er selbst an dem erstrebte» Gewinn partizipiere» lallte. Dies bestritt der Angeklagte auf das Entschiedenste mit dem Hinweise darauf, daß er ja sonst auch seinem Sozius davon Mitteilung gemacht haben würde, da er ja das Honorar mit diesem hätte teilen müssen. Bei dies« Gelegenheit warf der Staatsanwalt die Bemerkung dazwischen, das Schweigen gegenüber dem Sozius beweise nichts, dann hätte der Angeklagte eben den Sozius ver mutlich um seinen Gewinnanteil bringen wollen. Der Angeklagte wehrte sich erregt gegen diese Bemerkung und erklärte, daß es doch zu weit gehe, wenn der Herr Staatsanwalt, ohne irgend einen tatsächlichen Anhaltspunkt zu haben, eine so schwerwiegende Ver dächtigung gegen ihn ausspreche. Der Vo,sitzende aber unterbrach ihn mit den Worten, daß er. der Vorsitzende, darüber z» bestimmen habe, ob eine Aeußerung des Staatsanwalts zu weit gehe. ES wird bemerkt, daß es sich um einen sachlich und objektiv denkende» Vorsitzenden handelte. Der findet es also für nicht zn weit gehend, wenn der Staatsanwalt gegen einen bisher unbelcholtenen An geklagten einen solchen Verdacht ohne jeden tatsächlichen Anhalt auSjprlcht: dagegen findet er es für zu weit gehend, wenn der Angeklagte sich dagegen in der mildesten Form wehrt. Sollte das nicht zu weit gehen? meint Staub treffend. Wie bereits erwähnt, hat sich Theodor Mommsen soeben in einer englischen Zeitschrift für das Zusammengehen Deutschlands und Englands ausgesprochen. Hierüber schreibt die „Post": Mommsen. welcher einer Besserung der Be- Ziehungen Mischen Deutschen und Engländern daS Wort redet, sucht oen Engländern begreiflich zu machen, daß die deutsch« Burensympathie edlen Motiven, aber keineswegs einer Antipathie gegen England entsprang. Er fährt dann aber fort, nicht bei allen zeien die Motive des Unwillens gegen England so edle gewesen. „Wir haben unsere nationalen Narren — bei uns heißen sie Alldeutsche," bemerkt er. Bei diesen „nationalen Narren* ist natürlich nicht die Burensnmpathie, sondern die Anglophobie Motiv ihres Handelns, dazu gesellen sich „böser Neid und Haß gegen ältere und glücklichere Konkurrenten" im deulichen Volke, Unser« Ansicht nach dürste ein Deutscher nickt in solcher Weise oon seinen, eigenen Volkstume vor einer fremden Natron sprechen. Ganz abgesehen von den hier gegen nationale deutsche Kreise geschleu derten schweren Vorwürfen, verdient cs ernstlichen Tadel, daß Mommsen nur den Splitter im Auge des Deutschen, ober nicht den Balken im Auge des Engländers sicht. Weiß Mommsen wirklich nichts von den Sünden desjenigen Teiles d« englischen Presse, d« geradezu ein Gewerbe aus der Verhetzung mit Deutsch, land machte? Und doch hat gerade die englische Hetzpresse un ablässig gegen Deutschland gearbeitet und die Kluft zwisckzcn Deut- schen und Engländern zu erweitern sich bemüht. Diese Presse wird sich den Mommsenschen Artikeln zweifellos zu nutze machen und nicht verfehlen, darauf hinzuweisen, daß hier selbst nach dem Urteile eines Deutschen alle Schuld an den Mißstimmungen Mischen beiden Nationen ganz allein aus deutscher Seite liege. Diese Versündigungen gegen den nationalen Geist, welche schwer lich den Engländern imponieren können, bei denen bekanntlich das nationale Sclbsibewußticin im höchsten Maße entwickelt ist. machen es uns unmöglich, ohne herben Tadel an dem Artikel vorüber- zugehen. Und wenn Organe wie das „Berliner Tageblatt", denen wahrhaft national-deutsches Empfinden naturgemäß .sicemd ßsl, rühmend behaupten, der Mommsensche Artikel werde in den weitesten Kreisen der deutschen Nation einer begeisterten Zustim mung gewiß sein, so glauben wir, daß eher das Gegenteil der Fall sein wird. Eine so einseitige, mehr dem Auslande als dem eigenen Volkstume gerecht werdende Darstellung kann in wahr haft deutsch empfindenden Kreisen nur ini besten Falle als eine Entgleisung bedauert werden. Beschlagnahmt wurde in Kassel auf Anordnung bcr Staatsanwaltschaft die Nummer des sozialdemokratischen „VoikS- blcstt für Hessen und Waldeck" vom 25, September. Der darin veröffentlichte Artikel „Giftpilze", dessen Inhalt in der Haupt sache auf eine sehr abfällige Kritik der bürgerlichen Presse hinaus- läust, soll nebenbei auch eine Beleidigung Des Kaisers enthalten. Die Oktober-Nummer der „Sozialistischen Monatshefte" ent hält eine Reihe Artikel gegen Bebel und die Sieger vo» Dresden, und zwar von v, Elm, Adolf Müller-München, Bernftefti und Calwcr, Ealwcr schließt seine Betrachtungen mit dem Sai:,-: „Eine alleinseligmachende Taktik gibt cs so wenig wie eine allein- leligmachcnde Kirche," Am schärfsten geht v, Elm, der Vo.- känipfer der Gewerkschaftsbewegung, gegen Bebel und Kanteln vor. Er schreibt n, a,: „Es hat sich in unserer Partei, in erster Linie bei den Schriftstellern, eine Splitterrichtcrei, eine Unduld samkeit entwickelt, die naturgemäß schließlich zur persönlichen Ge hässigkeit führen muß. Tic Meinungsfreiheit, sagt man, sei in unserer Partei nicht in Gciahr. Gewiß — eine Meinung zn äußern ist nicht verboten, aber, wehe, wenn man dieselbe össev!- lich kundgibt oder gar schwarz ans weiß drucken läßt. Die Kost namcn, mit denen jemand bedacht wird, der nicht die offiziell geeichte Anschauung vertritt, lassen auf alles andere, nur nicht auf das Gefühl d« Wertschätzung seiner Person als Partei genossen schließen, Ter Pcrsvnenkultus hat bei uns uachgeraoc einen Höhegrad erreicht, wie in keiner oorhergegangcnen Periode, Das gilt nicht nur für Berlin. Tie in der „Sächsftchen Arbeiter- Zeitung" erschienenen Artikel „Bebels Tag und „Ich klage an" haben uns noch stärkere Proben der Bebel-Verhimmelung ge bracht, als sie in Berlin denkbar sind. Was Wunder, tvenn Bebel selbst sich in der ihm zugeschriebenen Nolle gefällt und in Aus drücken redet, die, selbst dann, wenn sie ein Lob für einen Partei genossen enthalten, geradezu verletzend sind, wenn er schließlich auch gegen das „Absagen" Andersdenkender nichts einzuwenden hat. Nur — „Kinder, laßt mich aus dem Spiel!" v, Elm be kämpft auch nachdrücklich die Kantskysche Begründung der Taktik, die „Verbitterungs, und Konflikts Politik", die Spekulation auf den „Zusammenbruch". Der ganze Parteitag habe der Sache des Proletariats nur geschadet, „Ein Glück für uns, daß wir nicht kurz vor der Reichstagswahl stehen. . . . Das Maß ist zum Ueber- laufeii voll," — „Die Versammlung gleicht einem wogenden Meer", so schrieb der,,Vorwärts" gegen Schluß des Berichts über die Dienstag-Versammlung des sozialdemokratischen Wahl- Vereins im dritten Berliner Wahlkreis im Anschluß an den Satz: „Zubeil erklärt sich für den Schuft und Denunzianten Heines." Der Schlußsatz des „Vorwärts"-Berichts lautet: „Beim Entfernen der Versammelten kommt es noch zu einem sehr erregten Austritt zwischen einer Anzahl Genossen." Dieser verschämte Satz des „Vorwärts" bedeutet nach der „Voll. Ztg ", daß ein Genosse furchtbar verprügelt und an die Luft befördert wurde. — So sicht der vielgerühmte „Kampf mit geistigen Waffen" ül der Sozialdemokratie aus. Belgien. Die Bewegung gegen daS Vorgehen England- in Sachen ves Ko na oft aates zieht immer wettere Kreise. Der ne» gegründete „Bund zum Schutze belgischer Interessen im Aus land?" hat bereits 40000 Mitglieder und wächst täglich mehr an. Daraus ist ersichtlich, daß die Uebernahme des Kongostaates in den Besitz Belgiens stetig mehr an Boden gewinnt. England. Ter Landesverband der konservativen Ver einigungen hielt in Sheffield eine Versammlung ab, in der auch Ministerpräsident Balsour das Wort ergriff. Er führte aus, die Frage der Tarifreform sei in hervorstechender Weise in den Vordergrund getreten infolge des wachsenden Unbehagens unter Leuten oon den verschiedensten Anschauungen. Die vo» Ehamberlain im Mai gehaltene Rede würde die von ihr ausgeübtc Wirkung nicht gehabt habe», wenn sic nicht auf einen durch die Verhältnisse dafür vorbereiteten Boden gefallen wäre. Die Be drohung Kanadas darum, weil es England Vorzugsbehaudlung zugcstanden habe, habe England seine Hilflosigkeit zum Bewußt sein gebracht Tarif-Angriffen könnte allein durch Tarif-Ant worten begegnet werden. Äalfour fuhr fort, Freihandel sei ein leerer Name, eine eitle Farce. Cobven habe sich niemals etwas von dem modernen Trustsystcm träumen lassen, das unter dem Schutzzollwcsen aufgcrichtct worden sei, welches dem englischen Kapital und den englischen Arbeitern Schaden zugefügt habe. Für den gegenwärtigen Stand der Dinge Wisse er kein Heilmittel, wohl aber wisse er cm Palliativmittcl. Keine Nation, die sich ihres' Rechtes, zu verhandeln, beraube, könne gute Geschäfte machen. Er verlange von dem Lande, daß es der Regierung Frei heit, zu unterhandeln gebe. Er glaube nicht, daß das Land zur Einführung der Nahrungsmittel-Besteuerung bereit sei. Im weite ren Verlaufe seiner Rede führte- Nalfour aus, bei dem gegen wärtigen Stande der öffentlichen Meinung sei eine Lebensmittel- licstcuernng nicht innerhalb der Grenzen praktischer Politik ge legen. Damit später niemand sagen könne, daß er unklar geredet habe, sage er, daß er den handelspolitischen Zustand der beiden letzten Generationen zu ändern wünsche. Er würstche den Schaden zn mildern, der England durch feindliche Tarife angetan werde. Sein Heilmittel werde kein vollständiges sein, selbst wenn es in seinem ganzen Umfange versucht würde, und es könne nicht in seinem ganzen Umfange versucht werden, well das Land eine Nahrungsmittelbcstenerung nicht dulden werde. Er sei ans gefordert worden, die Führung zn übernehmen, und als Leiter der Partei beabsichtige er, sie zn führen. — Im Verlaufe der zuerst gehaltenen Reden wurde die Nennung Chamberlai ns mit lauten Hochrufen, die Nitchies und Hamiltc'Ns mit Still schweigen ausgenommen. Indessen zeigten die Unterbrechungen der Reden der Tcirifreformcr die Anwesenheit eines starken frei- händlerischen Elements, Einstimmig wnrden Resolutionen an genommen, die sofortige Maßnahmen der Regierung ans Grund des Berichts der Kommission für Einwanderung ans dem Aus lande verlangten und forderten, daß die im Auslande hcrgcstelltcn Mctnllplattcn Urfvrungskcniizcichen führen sollen. Im weiteren Verlaufe der Vcrsaminlung brachte Sir John Dorington einen Antrag ein, der Balfonr Dank für die Bornahme einer Unter- suchuiig über die Handelspolitik ansspricht. Ein ferner gestellter Antrag Chaplin spricht ebenfalls Ehamberlain Dank aus und gibt der Befriedigung Ausdruck üb« seine Bemühungen, die öffent liche Meinung zur Würdigung der Bedeutung d« von Balfour einaeschlcigenen Politik anszurütteln, Nach einer sehr erregten Debatte vertagte sich die Versammlung, ohne eine Abstimmung vorzunehmen. Die Enthüll,mg des Richard Wagner-Denkmals in Berlin. Das Berlin« Richard Wagner-Denkmai erfährt eine fast einstimmige Verurteilung. Mehr oder wenig« stimmen alle maßgebenden Blätter Berlin- in das Urteil der ,Täal, Nuiidsch," ein. das wie folgt lautet: „Eberlein mochte sich bewußt gewesen sein, wie wenig « der Mann dazu sei. einem Dresdner Nachrichten. 274. Seite 3. Sonnabend. 3. Oktober L»«3
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