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Dresdner Nachrichten : 14.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188110147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811014
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811014
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-10
- Tag 1881-10-14
-
Monat
1881-10
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.10.1881
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Nr. ,87 - v»«,«!»»» Satt« L — k'rsitL«^ äs» L I. Octodor 133t «erkundete nach llmaerer Brrathung, daß in 8 Tagm der Urtheill« spmch publizirt werden würde. Die ReickStagöivahl scheint in Karlsruhe einen ausgesprochen militärischen Charakter annelnnen zu wollen. Als Kandidaten sind ausgestellt: Von der Volkspcutei: -vauptinann von Ehrenberg: von den Nationalliberalen: Hauptmann Schneider; von den Konserva tiven: Herr von Marschall. Der Scharfrichter Krautö ist auS dem Personal der fiska lischen Abdeckerei in Berlin auSaeschicden und betreibt daselbst einen Wildhandel. Seine Thätigkeit als Scharsrichter für dic,en»acn Staaten des deutschen Reiches, in denen eine andere Persönlichkeit sür dies Geschäft nicht vorhanden, behält derselbe, nachdem er sich dafür durch die Praxis bewährt, bei. Wie gesucht übrigens das Amt des Scharfrichters ist, geht daraus hervor, daß vor der Hin richtung tzödel'S, als eü sich um die Prüfung Krmjt's handelte, sich dreißig und einige Personen, unter denen dre Mehrzahl niemals Avdeckerelgehilfen gewesen, dam gemeldet batten. Der Pedell der Musterschule in Frankfurt a. M. mit dem Ge halte der Kehrer, welchen er in deren Austrage erhoben batte «etwa 20,ui» M.1, ist geslÜchtrt. Er hat von einer Nachbarstadt aus an den Direktor der Anstalt geschrieben, daß er daß fehlende Geld verspielt habe. Von der Rettungsstation Kuxhavrn der deutschen Gesell schaft zur Rettung Schiffbrüchiger geht folgende Meldung ein: Von den, deutschen Ewer „Hoffnung", Kapitän Giese, welcher mit einer Klinkerladung nach dem Hadler Kanal bestimmt war, aber zwischen findet sich unter Wasser. Oesterreich. Der österreichisch-ungarische Botschafter bei der französischen Republik, Gras Beust, ist von seiner Besitzung in Altenberg, wo er längere Zeit bei seiner Familie verweilte, nach Wien gegangen. (Nachfolger Haymerlc'S?) Der Kaiser hat der verwittwetcn Baronin v. Haymerle zugcsichert, sür die Erziehung ihres Sohnes Sorge zu tragen, über dies soll ein Schreiben aus der kaiserlichen Kabinets-Kanzlei der Wittwe ein Gnadengehalt von 3000 sl. aus der kaiserlichen Prtvat- schatnlle bewilligt haben. Der Kaiser wird persönlich dem Leichen begängnis beiwohnen. Die Leiche des Ministers wird nur provi sorisch aus dem Wiener Eentralsricdhose bestattet. Sobald die Fa- miliengnlst des Schwiegervaters Hayinerle'ü, des Freiherrn v. Ber lins , welche der letztere in Frankfurt bauen läßt, fertig sein wird, findet die Uebersührung der Leiche dorthin statt. Baronin v. Hay- merle wird »nt ihren zwei Kindern nach erfolgtem Begräbnis: ihres Gemahls zu ihrem Vater nach Frankfurt abrelfen. n» der Nacht vom 5. aus den 6. d. M. ereignete sich aus der Strecke zwischen Olm üb und Plößnitz der Kaiser Ferdinands- Rordbalm eine entsetzliche Scene. Ter Maschinensübrcr Spcgelc, der den Zug in jener Nacht führte, bemerkte längere Zeit hindurch, dasi die Lokomotive irgend etwas vor sich herstoßc. Bei näherem Hinblicken gewahrte der Maschincnsükrer nun, daß der von der Maschine fortgeschobrne Gegenstand ein menschlicher Körper sei. Ter Zug wurde sofort zum Stehen gebracht und noch ehe derselbe zum «Stillstände kam, sprang der Heizer von der Maschine ab, sich dem Menschen nähernd, der vor der Maschine lag. Dieser lebte und hielt sich krampfhaft an die Bescnhülscn fest. Ehe man ihn noch aus dieser furchtbaren Situation befreit, sprach er »och die Worte: „.Helft mir!" und fiel dann in Ohnmacht. Ter wackere Äaschinensührer brachte den Ohnmächtigen bald zum Bewußtsein, lud ihn aus den Zug und übergab ihn sodann in Proßnitz dem Spitale der barmherzigen Brüder zur Pflege. Der dem Tod Ent ronnene ist ein Arbeiter aus der Wrbateker Zuckerfabrik. Ob er aus Zufall aus die Schienen fiel, oder in selbstmörderischer Absicht sich aus das Geleise legte, ist bisher noch nicht aufgeklärt. That- jache jedoch ist, daß der Mann nur wenige, ganz unbedeutende Kontusionen davontrug und binnen wenigen Tagen das Spital verlassen konnte. Dieser Fall einer Rettung steht wohl einzig da. Frankreich. Die vom Kapitän Deidda befehligte italienische Brigg-Goeletle „Armonia" hatte mit einer großen Ladung von Pe troleum am 28. September den Hafen von Barcelona mit der Be stimmung nach Marseille verlassen. Am 4. Oktober Morgens — das Schiff befand sich eben ungefähr 22 Meilen vom Kap San- Sebaslian — erplodirte das Petroleum und schleuderte das Takcl- werk, sowie die ganze Bemannung in's Meer. Während der größere Tbeil der aus Zehn Personen bestehenden Bemannung unter den Trümmern des Schisses dcn Tod fand, gelang es drin Kapitän, dem Steuermanne und einem Matrosen, sich an ein Bruchstück des Hauptmastes anzuklammern. Durch volle achtzehn Stunden hielten die Unglücklichen in dieser furchtbaren Lage aus. Endlich gewahrte man ans dein in der Nähe vorübersegelnden französischen Dampfer „tz halelier" das brennende Schifsswrack; es wurde ern Boot an den ürt der Katastrophe entsendet und dieses »ahm die Schiffbrüchigen, die vor Kälte, Hunger und Aufregung bereits dem Tode nahe waren, ans. Kapitän Deidda und feine beiden Unglücksgesährten sino bereits in Marseille gelandet. Schweiz. Die Eröffnung der Gotthardbahn soll am 15. Juni l^2 stattfinden. In Luzern find am 3. d.M. die Delegirten der mteressirten Bahnen zusammengetrctcn, um dcn Fahrplan sür die Gotlhardbalm festzusetzen. Nutzland. Die alte Zarenstadt Moskau trifft schon Vor bereitungen für die Krön u n g Ihrer Majestäten, welch wahr scheinlich im Mai vor der Eröffnung der Ausstellung stattfinden wird. Scho» ist ein höherer Beamter von Petersburg cingetroffcn, um über die für diese Feierlichkeiten nöthigen Gegenstände zu be uchten und dieselben, wo cs nöthig ist, zu ergänzen. Alle diese Lachen, z. B. der Elfenbein-Thron der letzten Kaiser von Byzanz, welcher durch «ophia Palacologa, die Gemahlin des Großfürsten Wanili Iwanoivitich, über Lübeck nach Rußland kani und aus welchem .Kaiser Alexander II. während der Krönung Platz nahm, sind in dem runden Regalicnsaale der Ornschcinaja Päleta (Waffcn- muscum) auf dein Kreml aufbcwahrt. England. Der frühere Staatssekretär dcS Acußeren, Mar is»:? v. Salisbury, hielt auf einem in New-Castlc abgchaltenen großen konservativen Meeting eine Ansprache. Er sprach hierbei seine Zustimmung aus zu dem cinmüthigen Vorgehen Englands und Frankreichs in Egnptcn. Er Iiossc, die Regierung werde sich durch keine Rücksichten und Allianzen verleiten lassen, die hervor ragenden englischen Interessen in Egypten zu ignoriren und dcn Einfluß Englands zu einem untergeordneten werden zu lassen. Er mißbillige es, daß die Regierung die Politik des Torykabinets in A'ghamstan, durch welche der diplomatische Einfluß Rußlands in Afghanistan für immer beseitigt gewesen wäre, aufgcgebcn habe. Lalisburn bestritt, daß er jemals vir Rückkehr zu Schutzzöllen be fürchte, er wünsche jedoch eine eingehende Prüfung der Frage. Nordamerika. Der Vertheidiger Guiteau's will bekanntlich seine Verthcidigung auf Unzurechnungsfähigkeit des Mörders stützen. Gniteau selbst kommt sinn hierin entgegen, indem er eine von ihm selbst diktirte, vom „New-Pork Herald" veröffentlichte Sclbst- biographic mit den Worten schließt: „Ich suche eine Frau, welche Christin, elegant, reich, jünger als 30 Jahre und einer ausgezeich neten Familie angeboren muß. Jede Frau, die di Zen Bedingungen entspricht, kann sich sogleich an mich wenden. Schließlich bemerke ich ausdnicklich, daß ich 20 Jahre lang die Idee gehabt habe, Prä sident der Republik zu werden und daß diese Idee mich noch nicht verlassen hat. Wie Lincoln und Garfield werde ich es gewiß von Gottes Gnaden sein." Da Guiteau nach dem Tode Garfic.d's um sein liebes Leben doch besorgt geworden sein dürfte, so kann man wobl annelnnen, daß in diesem Wahnsinn Methode liegt und daß er seine Unzurechnungsfähigkeit dadurch darthun will. Nach der Schätzung des Direktors der -tzmnriean oxabango in London hat noch nie die Wanderung der Amerikaner nach der alten Welt eine solche Höhe erreicht, wie in diesem Jahre. Man zählte dieses Jahr zum Mindesten 100,000 Amerikaner, von denen Feder durchschnittlich mit 4000—5000 Pfund Sterling nach Europa iiekonimen sein dürste, was im Ganzen 4—500 Millionen Dollars ansmacht, eine Summe, die selbst sür die wirthschaftlichen Verhält nisse Amerikas kaum gering zu schätzen ist. Egypten. Ter „Morning - Post" zufolge wäre ein türkisches und ein italienisches Panzerschiff nach Alexandrien unterwegs. frrunvucy angevaym yavl.... unv das Puvumm erp Anhänglichkeit der jungen, glückstrahlenden Frau mit dem Anerkenntniß, daß sie hier sich Hause fühlen dürse. ihrer russischen und englischen Honorare, oder um einer Art Elternfreude — arm und »nLekannt ist st« hier vor drei Jahren ausgetaucht und hat von hier aut ihren Weg »u Ruhm und Gold angetreten: so oft stze kommt, heim das etwa: seht, wie viel weiter ich nun wieder in meiner Entwickelung gelangt bin. dir ihr mir so freundlich angebahnt habt.... und daS Publikum erwiedert diese glückstrahlenden Frau mit dem Mmri^hen . . einen Dprrntitel Satnt-Sal'ns' zu cittren: „lo tlmdro cl'arecmt", hat dem edlen Metall ihrer Stimme nicht geschadet. Wie Frau Sembrich körper lich stärker und kräftiger geworden ist, so hat sich ihre Stimme noch ganz überraschend vergrößert, und dies zwar, ohne an lenem sammet- weichen Kolorit des Klanges einzubüßen, der diesen Sopran so ent zückend und herzbewegend anezeichnet Auch daß sie stets bei ilirer hiesigen Anwesenheit bei ihrem säzweigsamen Lehrer, Pros. Lam- perti streng studlrt, merkt man der Technik ihres SingenS an. Sie sang eine Elias Arie von Mendelssohn, den Äounod'schen Walzer der Julia und die zweite Puritaner-Arie. Namentlich dies letztere Stück kann man lerchenhastrr, jugendlicher und kecker gar nicht hören; der Applaus fand denn auch gar keine Grenzen. In dem Walzer war die mühelose, ätherische Art, wie sic den Vorschlag giebt, Zeugnisi immer seiner sich entwickelnden Geschmackes. Die sieghafte Intonation jeder Höbe, wo doch nie ein Ton oder Tön- chen scharfklingt, fordert die absonderste Bewunderung heraus. Das Wörtchen „Sangessreudigkeit" verkörpert sich in Marcrlla Sembrich. Unter den Liedervorträgen gelang ihr F. RicS »p. 33 Nr. 2, ein zart-poetisches Wiegenlied und Förster's „Ich liebe Dich" am schönsten. Die neue „Lockung von Förster wird an schwunghaster Wirkung nur von des begabten Komponisten erstercm Lied überboten. Zum Nachsingen, zur Popularität, empfiehlt sich die Lockung — soeben mit Portrait der Sängerin erschienen — dem größeren Publikum sehr. An Zugaben fehlte cs nicht — aber „endlich kam die Stunde" des Aushörens. des Abschiedes; und als der Saat sich geleert hatte, meinte dtc junge Frau — ach nun möchte ich erst ansangcn. Herr Theodor Kirchner, der erfreulicherweise von Leipzig nach Dresden Übcrsiedeln wird, repräsentirte lediglich edle Musik, die im Gewirr eines solchen Abends kaum nach Verdienst empfunden wird. Er ist kein Klavier-Kunstreiter, sondem in erster Linie ein empfindsamer, ausgezeichneter Musiker und Tondichter, dem cs tief ernst ist um seine Kunst. Beethoven op. 27 l und Bach (übrigens eine herrliche, ftimmungsschönc Fuge) eignen sich sür andere Virtuo sen oder Klavierspieler mehr, da es der sentimentalen Schwärmerei allein nicht gelingen kann, viele Musik plastisch klar zu gestalten; auck war der Spieler hier nervös erregt. Aber Schumann's Davids- bllndlertänzc waren sür Herrn Kirchner eine Quelle poetischcrVertiefung und überraschend kongenialen, reizvollen Ausdruckes (Concertflügel Bechstein). Wie mit des Spielers Seele sich Schumann's Romantik amalgamirte, das werden Freunde sinniger Klaviermusik aus Kirch- ncr's „neuen Davidsbündlertänzen" (Leipzig, B. Senfs) ersehen. Das sind in der That prächtige Ton-Poesien. Als Älaviervirtuos ist Theodor Kirchner der Ocfsentlichkeit zu entwöhnt; wo er nickt Schumann träumt, bleibt er leicht unklar und verweichlicht die Rnthmen. Nach dieser Richtung muß sich Herr Kirchner sorglich beachten und vor Allem öfter wieder austrcten, um ruhiger und fester zu gestalten. Unter dem kostbaren, vielen Vrillantschmuck, dcn jetzt Frau Sembrich besitzt, fällt ein Arniband aus, das eine wehmüthige Er innerung anregt durch seine Devise: Kaiser Alexander II. von Ruß land an Marcella Sembrich. Petersburg am 8. März 1881. Am 13. Marz, 5 Tage später ward der Kaiser ermordet. Die Letzten Töne Musik hatte ihm Marcella Sembrich vorgesungen. ll. ^ Soviel in Einzelwerken und Reisebcschreibnnacn zur Kcnntniß der -eitlen und Lebensgcwolmheitcn fremder Völker geschehen, so fehlte es bisher an einem Sammelwerke über Völkerkunde. Mit scharfem Blicke hat der in Leipzig lebende Schriftsteller Richard Obcrlaender diese Lücke erkannt. Sein mehr als 14jährigcr Aufenthalt ans der südlichen Hälfte der Erdkugel, seine ausgedehnten wissenschaftlichen Reisen befähigen ihn in hohem Grade zur Ab fassung eines derartigen ethnographischen Werkes. Er legt, unter stützt von namhaften Reisenden und Schriften, seine Erfahrungen und Forschungen in einem Werke nieder, wovon soeben die Verlags buchhandlung von Jul. Klinkhardt in Lewzig die erste Lieferung erscheinen ließ. „Fremde Völker" nennt sich das Werk, das in die Gesellschaft unserer schwarzen, braunen, gelben, weißen und roth- braunen Menschenbrüder cinführt, ihre Sitten, Gebräuche, gewerb liche Betriebsamkeit, Religionen u. s. w. in lebendiger Darstellung schildert; man belauscht förmlich die fremden Nationen an ibrcm häuslichen Herde und im Kampfe um das tägliche Dasein. Unter stützt wird diese anmuthigc Vorstellung der fremden Völker durch geradezu ausgezeichnet zu nennende Holzschnitte. Die „Kirgiscnbraut" z. B., eine Gruppe von Bewohnern der Länder am Ämazonenstromc sind Muster von -Holzschnitten. Die sonstige Ausstattung (feinstes Velinpapier) rechtfertigt dcn Preis von 1'/- Mk. für jede der 24 Lieferungen dieses interessanten und allen Freunden der Geographie und Völkerkunde warm zu empfehlenden Unternehmens. h Concerti» ei ft er L> chradik vom Leipziger Gewand haus hat am 1. Oktober feine Stellung gekündigt. Der vortreff liche Geiger beabsichtigt Knnstreisen in Amerika zu unternehmen. 1' Im Pariser Vaudeville-Theater las dieser Tage wardou ein neues vicraktigcs Lustspiel : „Odette", welches unverzüglich cin- stndirt werden soll. Von dem Inhalt kann der „Figaro" soviel verratken, daß cS sich in dem Stücke um die gesetzlich ganz schutz lose Lage des geschiedenen Ehemannes handelt, der die pflichtver gessene Frau nicht hindern kann, seinen Namen in den Koth zu ziehen. Feuilleton. -f Die Concert-Saison 1381 82 ist ungewöhnlich glänzend er öffnet worden, denn voller als am 12. Oktober bei Gelegenheit des' S e b r i ch - Eoncertcö kann »in» sich dcn Saal des Hotel de Saxe nicht umstellen und ein empfänglicheres, gcnußfrohcrcs Publikum auch nicht. Die Dresdner empfinden für Marcella Sembrich eine vermischtes. * Wie der alte Ferdinand v. LcssepS eine junge Frau fand, erzählt Max Wirtli i» der „N. Fr. Pr." in seinem Bericht über den Kongreß der Geographen in Venedig. Hier ist diese poetische Arabeske: Ferdinand v. Leffcps ist persönlich eine jener seltenen Erscheinungen, ans welche die Natur ihre ganzen Kräfte ausgcschüttet und die hei ungcschwächtcm Leihe und Geiste gleich Pythagoras, Tizian und Alexander v. Humboldt fast ein Jahrhundert zu durch leben haben. In seinem 78. Lebcnsjabre besitzt er noch die Frische des Jünglings. Sei» Schicksal gleicht dem jener Helden der indischen Sage, welche ihr Leben zweimal genießen. Ais Vater einer Schaar erwachsener Kinder Wittwer geworden, hciratlietc er im 68. Lebens jahre eine 18jährige Kreolin von wunderbarer Schönheit, welche ihn wieder mit einem halben Dutzend reizender Kinder beschenkte. Der Abschluß dieser zweiten Ebe ist ein Roman. Leffcps pflegte in Paris regelmäßig eine Familie zu besuchen und sich mit Vorliebe mit dcn liebenswürdigen Töchtern des Hauses zu unterhalten, denen er interessante Episoden von seinen Reisen erzählte. Seine Fahrten in Palästina berührend, erwähnte er, daß er als Wittwer unter den Arabern größeren Gefahren und Beschwerden cnisgcsetzt gewesen sei, weil diese nicht begreifen können, wie rin Mann ohne Weib leben könne. Da fragte ihn die schönste der Schwestern, warum er denn nicht wieder hcrrathc? „Weil ich zu alt bin," erwiederte Leffcps, „und nur eine junge Frau lieben könnte; eine junge würde mich nickt wollen." „Wer weiß," war die bescheidene Antwort. Leffcps erwähnte die Eigenschaft der Jericho-Rosen, welche getrocknet und ins Wasser gestellt wieder ausblüken, und war in vcr Lage, dcn Wunsch des Mädchens nach einem Exemplar derselben zn erfüllen. Nach einigen Tagen zeigte das junge Mädchen dem verehrten Manne die wieder ausgcblühtc Rose mit den Worten: „Sehen Sie, daS Wunder, welches das Wasser an dieser Rose schuf, das kann die Liebe am Alter vollbringen." Das war deutlich gesprochen. Ihre Blicke trafen sich, und LcssepS brach in die Worte aus: ,,Wenn Sie eS wirklich »nt einem Greise wagen wollen, hier ist me,n« Hand." Die Ehe ist eine der glücklichsten geworden, lind hing die noch heute, „ach zehn Jahren, in vlendcnder Iugendschönc blühend« Frau, welche ihren Gemahl überall hin begleitet und auch seine Strapazen auf der Landenge von Panama aethcilt bat, so oft Leffeps das Wort ergriff, mit schwärmerischem Blicke an dem Redner. * In einem offenbar von einein Arzt verfaßten längeren Artikel thcilt das „Militär-Wochenblatt" die interessante, den meisten unserer Leser gewiß unbekannte Thatsachc mit, daß die Körper größe täglich variirt, und zwar sind nach der Beobacht»,ig des Geh. Med.-Raths Professor Busch in Bonn 4 Centimrter die Maximaldifferenz. Diese eigcnthümliche Erscheinung beruht auf einem physikalischen Gesetze. Dir Wirbelsäule besteht nämlich aus 24 einzelnen Wirbeln, zwischen welchen elastische Knorprlscheibcn ringefügt find. Sie geben Biegsamkeit, schütze» die einzelnen Wirbel beim Sichdrelicn gegeneinander »nd schwächen bei Bewegungen des Körpers von oben nach unten dcn Stoß auf die Wirbelsäule ab. Diese Scheiben nun, welche bei den nach unten zu größer werdenden Wirbelkörvern auch entsvreckcnd größer »nd dicker werden, werden bei aufrechter Haltung des Körpers durch den dabei stetig wirkenden Druck der Last des Kopses und Rumpfes auf die Wirbelsäule bei der größten Mehrzahl der Menschen etwas zusainmengedrückt, so zwar, daß sie um so stärker zusammengedrückt werden, je länger sich der Körper in aufrechter Haltung befindet. Während der Rübe des Körper- in horizontaler Lage - also in der Regel während der Nachtruhe — gleicht sich alsdann die entstandene Differenz wieder aus. Hierdurch erklärt sich denn auch das lange Zeit aus Irrthümcr in der Messung zurückgesührte Faktum, daß die Längeninessung der Leute bei dem Mustennigegeschüste andere Zahlen ergiebt, wie später bei der Truppe. Werden dieselben dock hier in der Regel des Morgens geniesjen, dort aber, nach langem Warten und Umher stehen, häufig erst zu später Nachmittagsstuiide. * Vor einiger Zeit meldeten auswärtige Zeitungen von dem raschen und mitunter geradezu erstaunlichen Sinken der Zabl Der jenigen, welche das Examen zum Einjährig-Freiwilligen Militär dienste bestehen. Man nimmt an, daß nur noch etwa 20 Proe. der Examinandr» zum Ziele gelangen. Die besorgten Eltern, vielleicht auch die jungen Leute selbst, mögen in großer Mehrzahl geneigt sein» die cschuid des Vorganges in einer Steigerung der Ansorde rungen seitens der Prüsungskoimnissionen zu erblicken. Ein be stimmtes Maß von positivem Wissen verlangt aber das Gesetz und dazu können die Komnnssarien "Nichts hinzutbun, noch davon hinweg- nehmen. Freilich hat der Prüfende bei jeder Prüfung einen unver kennbaren Spielraum; er kann die Zügel straffer oder loser anzieben, er kann durch Instructionen aus der höheren Verwaltung daraus lnngesührt, er kan» auch durch die eigene Wahrnebmung zu der ueberzcugung gedrängt sein, daß nur durch energisches Festhalten an den Forderungen, welche der Geist der ganzen Institution erhebt, der Gefahr eines Mißbrauches vorzubeuacn ist. Der ein jährige Dienst ist eine Begünstigung höherer Bildungsgrade und das angeordnete Examen ei» Stachel dazu, daß eine immer größere Anzahl von jungen Leuten diese Bildungsstufe erreicht. Wir könnten cs weder im Interesse der Armee, noch in dem fortschrei tender Bildung überhaupt betrachten, wen» hier eine laxe Praxis Platz griffe und das Examen zu einer leeren und täuschenden Formel hcrabiänke. Als eine der wichtigsten Ursachen der mißlichen Zuztände, in welche Prüfende und Geprüfte dabei allmälig gerathcn, betrachten wir die spezielle oberflächliche Drillung sür einen ganz bestimmten Zweck durch eine gröbere Anzahl zum Theil gewissenloser Pressen. Wir möchten das Publikum vor dem weiteren Verfolgen eines Weges warnen, der zu keinem redlich erworbenen und dauerbasten Resultate, sondern nur zu flüchtig verrauschender Schein bildung führen kann. * Maßregeln gegen die Cholera. Der internationale Gcsundhcitsrath in Konstantinovel hat zum Schutze gegen die in Aden seit Anfang August d. I. ausgcbrochcnc Cholera folgende Maßregeln getroffen: 1) Die Provenienzen von Aden, von der arabischen und afrikanischen Küste des Rothen Meeres südlich von Hodeida und Maffava, unterliegen der reglementsmäßigen Quaraw- taine. 2) D>e Landverbindringen mit Aden werden durch einen Cordon unterbrochen. 3) Die Quarantainc für die Sccprovenienzeir soll aus der Insel Kamaran (unweit Hodeida) abgehaltcn werden. 4) Die Schiffe, welche Aden berührt haben, sind zu veranlassen, die Rbedc von -Hodeida anzulaufen. 5) In Tjedda werden alle Schiffe, welche Aden und die erwähnten Küsten nicht berührt.haben, einem strengen ärztlichen Besuche unterzogen. 6) Schiffe, welche Cliolcrn- krankc an Bord haben, sollen abgewicsen und auf eine Quaran- taincstation dirigirt werden. 7- Die Pilgcrschiffc können ihre Passagiere nur m Tjetta mit Ausschluß aller anderen Landungs plätze ausschifscn. 8) vr. Sarouf von Jaffa geht als Inspektor der Quarantainc nach .Hodeida, Kamaran. !>) In Bassora unterliegen die Provenienzen von Aden der vorschriftsmäßigen Quarantainc. Einem Telegramme des vr. Bimsenstein in Alexandria voin 11. September zufolge wurden in Aden vom 3. August an 81 Cholcra- sälle beobachtet, darunter 63 Todesfälle. * Eiir schaiidervollcr DoppeIinord wurde in voriger Woche in der Nähe von Stockholm und zwar aus dein Mälarsee an Bord eines kleinen Scgclfahrzeugcs verübt, welches von Stock holm nach einem der vielen kleinen Orte bestimmt war, die dcn ge nannten Sec umkränzcn. Der bereits ziemlich bejahrte Schiffer des Fahrzeuges, Namens Jacobson, hatte außer seiner bedeutend jün geren Frau noch einen etwa scchszclm Jahre alten Burschen Namens Nilsson an Bord und herrschte auf dem Schiffchen ein ganz ange nehmes, familiäres Leben. Kur^ nachdem die Schaluppe nun am letzten Freitag Stockholm Verlagen hatte und in den Sec hinaus gecangt war, bemerkte man ein keines, aus das Fahrzeug zuruderndcs Boot, in welchem Jacobson, als cs näher hernnkani, zu seinem Schrecken zwei Übel berüchtigte Individuen bemerkte, deren Haß er sich kurz zuvor dadurch zugezogcn hatte, daß er ihnen in Stockholm das Betreten seines Fahrzeuges untersagte. Beide waren augen scheinlich angetrunken, näherten sich indeß mit anscheinend harmlosem Gcbabren dem Fahrzeuge, legten, ohne zu fragen, aber auch ohne von dem Schiffer daran verhindert zu werden, an der Seite des Schiffes an und schwangen sich auf das Deck. Jetzt änderten die Böscwichter sofort ihr Benehmen; zunächst setzten sie dem Schiffer mit Scheltworten zu, gingen dann aber, nachdem sic sich in eine furchtbare Wuth hineingeredet hatten, zn Obätlicl,keilen über, indem sie mit schweren Knüppeln auf den bedauernswerthcn, den beiden Wütherick»cn gegenüber fast wehrlosen Mann in erbarmungslosester Weise cinhiebcn, so daß derselbe in kurzer Zeit mit cingeschlagcnem Schädel den Geist aufgab. Ter Leichnam wurde von den Ver brechern, nachdem man an dcn Hals desselben einen Mauerstein ge bunden, über Bord gestürzt. Jetzt warfen sich die Böscwichter auf die Frau, welche sich in tödtlicher Angst in dcn Schiffsraum ge flüchtet batte, und setzten ihr so zu, daß sic bald zusammcnbrach, worauf der Körper, trotzdem der Athen, noch nicht entflohen war, über Bord gestürzt wurde, nachdem man rnn den Hals desselben einen Anker befestigt hatte. Jetzt sollte die Reihe an dcn jungen Nilsson gehen, welcher in begreiflicher Todesangst dcn Mast des Fahrzeuges erklettert und sich auf die höchste Spitze desselben gc- ichivungen hatte, von wo der Bursche ein weithin schallendes Ge schrei erhob. Schon machten die Verbrecher Anstalten, Nilsson von dem Mast hernnterzubolen, als von einem herangekommcncn anderen Fahrzeuge, nuj dem man bemerkt hatte, daß etwas Ungewöhnliches auf der Schaluppe vorging, ein wohlbemanntes Boot hcrankam. Jetzt ergriffen die Mörder die Flucht und ruderten den, nahen User zu, doch wurden dieselben bald daraus ergriffen und sehen jetzt der gerechten Strafe für ihre Unthat entgegen. * Ein Fang. Vor kurzer Zeit erfolgte in P e st die Ver haftung eines Indrviduums, welches bei dem Juwelier Weil in Paris einen groben Prccioscndicbstakl ausgeführt hat. Ein zwcrg- hajtes Männchen erregte in Pest auf den, Waitzcner Boulevard die Aufmerksamkeit der Polizcilommiffare Daukovsk» und Goldstcin, welche sich bei seinem Anblicke plötzlich erinnerten, daß ein äimlichcs Individuum wegen eines großen Iuwelendiebstahls bei der Pariser Goldarbcitersirma Weil gesucht werde. Ter Zwerg gestand nach kurzem Leugnen, daß er Jakob Schmidt heiße, 40 Jahre alt und seines Zeichens Uhrmacher sei. Da diese Angaben mit dcn in der Kurrende angeführten Daten übereinstimmtcn, wurde Schmidt zur Obcrstadthauptmannschaft geleitet, wo er sich als Urheber des er wähnten Diebstahls bekannte und angab, daß die gestohlenen Gegen stände sich zum Theilc in seiner Wohnung im „Hotel London" befänden. In Folge dessen wurde die Wobnung SÄmidt's durch sucht und hierbei ein Koner saisirt, in welchem sich 6 goldene Rcmon- toirubren, 1 russisch emaillirte silberne Remontoiruhr, 12 Dnmcn- uhrcm 5 Brillantringc, 2 Paar Brillantohrringe, 25 goldene Ringe mit Edelsteinen und andere zahlreiche Schmuckgcgenständc befanden. Schmidt gestand im weiteren Verlaufe des Verhöres, er habe in einem Cafö mehrere Brillantringc um 800 Gulden verpfändet. Abends ein getroffene Börsen. Krankl-»« a.M.. ,8. Oclobrr. Abknd». Credit Tni-itsbnlm M0>/,. Lom barden ,47.87. vvcr Loose —. rubrere»,e —. Paptcnenlk —. SlaUjiee . Ocsterr. Goldrcntc —. Ungarische Woidieinc —. 77er Russen. 8Uei Russen —. 2. Oeienlanleihe —-. Neueste Ungar, cboidanleibc —. n. crienlaiiicidr —. Un gar. Papirrrenlc —. gcst. Wie». IN. Ortoder. kibend?. Credit S08.20, Liaatdbabn M,—. Lombarden 172,—. iingto-AustriaPanl U>7,7«. Napvlcondd'or . VMiijirr . Papiriirnlr—. Crslcer. Koldrcnte —. Ung. Noidrenle . 4"/, Nng. oioidrcntc - . Ungar. Crrdti 874.du. Untonbanl —. SIbeldalbahn —. Banlvercin —. Nordwen —. Marlnolk» I>7.82.f>. Pari», >8. Oe,oder. sEchlub., Renle S4.dl>. Nnicibc >IU,!>U. Italiener NU.8U. Liaalgbahn 777.du. Lombarden 878.7d. do. Prioritäten 288. Cgyglcr Ab. vesicrr. Violine»,« —. Steigend. Pari« iProduIIri», >:>. Oktober. sSchinb,, Wetzen Cctober.82.2b. Januar- »tpril 82 2b, lest. Spiritus Oktober Ub.iO, Jannar-Apnt ub,uu, beb-inpiet. Rtibü, Ociobce Jamiar-tlprU 70,7L, ming. »Imstcrdam lProdnkkci», >8. Oclober. sSchlnt.) Wetzen November 826.0». Rogacn Ociobce 228.0V. November 2U8.VU.
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