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Dresdner Nachrichten : 14.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188110147
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18811014
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18811014
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-10
- Tag 1881-10-14
-
Monat
1881-10
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 14.10.1881
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vrvsSvn 1881. 3ft»«kn I»,n« ,riih7U,r „ t»r »stxtition: MarirnslraK 13. «»»nnkmenttprkt« vi-rikljthrllch «a«i«e.. du,«, dic^oft ivumm I0PII«, «ufl.,, 37000 «»«,»»>. INir d«»3!t>»«at» c»,»Ia»d,e, m,. »nikilplc >»c><I" sich dt« »ikdaclini nicht »ertiindlich. ««noncen iiir u»s »kl»»-» an: D>c A»n»»c'n-7iurc»ur ».Saal««. 3,1» L v««l«e; - «u.ols Wt»N«j - Lnuu« öt »om»,.; - A»»«U»«n»a»t; - *. Mao«» s» Wi»p: — «»d. »I»tz in M^chkimig: - 2. «ar« » «». in Hau,: — »>«1u«r i» Hnmdnrg Tagekkalt für F-litiÜ, Untrrhaltllug, Geschästsverkehr. SSr/niberlcht,TrtM-enliste. 26. zallrxrnix. Nnicraie Iverix» R-rt«nIlrat- I» »i« iinchiu. 3 »l,r -NAk»«mmr». Eom>I»gS dir Mittags tX iliir. I» Sicuu.idl „ur a» Wachciilagriu gr. jtlüll. :W'ik ')!> l,,, 3»>>r. — lie M»p,mie-r»>>>»»» Ia»,l I'>-Pl»c. Li'.mn-uen »0 Pi,ie. Sine 0>.n»»iic tiir da» nach» tägig, iLrichnmn d«r wj,!, »i dt gcgib«». «»»»äitige Anna»«»- tiuilragc vouu»l>ri.>»»»„ u, c uc» Wik »ur grqru Piä»ttMtla»dd- AaI»I»»gdurch ^luiuttnl.u, ,>>, g,u!»>»iudiu», ÄU» Lud,u tancu Pig. 2»i,>alr im di: Mauiugr Siummcr oder nach eincm ii,»i»gc dir Pctitjriie 2» U. , gKjS!WL-SbiStrS!k--!L-S«SS!k---D>r-^-S-Sk^:!!-S!^SLS^!^ Vlv LUul«rv»soll-I'LdiM «W2S8vN8lsinLVoglvi',l)i'v8lIsn Weiknsvki8-^u8Vkpj<suf 6. 12- HÜI'U«», liümstäkrtlvllvrstransv Ikr. 75, 2« ln^vr«1r»88v 8, mii>itioli>t ihr rviol>lialtigo8 Oa«er ote. in vinkaonsto <I2rü1«z uiiü ^iiiiviuwn-Iüxpt'iillltti,) S». ». fLromptv ttvtörckvruug von ^urvi^vu »u »iio iLvKuugvu cksrst LfjVvft /.u turitüiiissigou l'i'viuvil ohne bitzhoulcostv». Vor-^ w ^unehla^c-, Kirtalogo, Oltortuu-^uunhuiv vtv. graft». ji, /Lj /.u lwlcaunt billi»8tm> 1're>8Mi IL»rtn»»nn Uuttin, 8tlil0888li !>8>»«! 17, «rt^t'iniltt!!' <l,-m lij-I. 8,-I»Io> von ILtnelsr» llncl '»!»>»«>>»» I»g<>» »fte. m vinkaoHstor viv olagantostor A»ü- " «lattunz. Illustrirtc! I'rvislistou gratis uiui trauao. ^ r77-< ^-^<re^r^rr«--SÄ--Ä^«SLL^rire^rk-ÄLSl?^Lsüi^sitz-7Ä ^ Gambctta äußerte Grevy gegen- > bei dem Beginn der Session nicht ausbleibcn werde. Grcvy eitlirilte - ^ ^ . .. — .... dr,„entsprechend (dsamdctta keinen Austrng ein (Labinet zu bilden, beide verabredeten nur eine Zusainincnkunst nach dein Zusainincn- Paris. ^36ÜI!6!6^3müI6» Ubcld das! es, da das Cabinet nicht de»n>sio nirte, constltlltionctt und parlamentarisch wäre, vor der Bildung eines neuen Cabinets den Ausgang der Debatte nbzuwarte», die tritt der Kammer». l», > Witterung vom l« Oktober. Barometer nach Oskar Biismu. Wallstrasic lü (AodS. N U.> V VMtz V j 7ü M il, ieit gestern t Mi». gesaUen. Tliermomelroar. n. !>!eonm.: Tcmp. 7 0 W.. ,-Mt^rG. > niedr Temv. S"W.. diichilcTei»». IS» W. Nord Üvest-Wiud. kirdecht. Negeu. Aussichten für den 14. Oktober: Unbeständig, kühl, zeitweise Niederschläge. Areitak, 14. Oktober. Beiaulworllichec Redactcur IUr PvItlsschkA dr. ttmil B irre« in Treodcn In den Walilprogrammcn begegnet man nur ausnabmsweis'! einer Stelle über die HecrcsauSgaben. Hierüber läßt sich augen blicklich auch nicht viel sagen. Die Verfassung des deutschen Heeres ist auf 7 Jabre binauS gesetzlich scstgcstellt. An dem Militär-Ctat ist nicht zu rütteln. Ausserdem sind alle Parteien, so heftig sie sich auch sonst befehden, einig in dem Gedanken, daß man die Schlag- scrtigkeit und Wehrhaftigkeit des deutschen Heeres nicht erschüttern dürse. Einseitiges Abrüsten unsererseits kann kein Patriot im Ernste verlange». Schwer drückt die Kricgsrüstung, welche Deutschland auch die langen FricdcnSjahrc hindurch zu tragen hat; aber ein unglück lich verlaufender Krieg würde den Bürgern Deutschlands noch ganz andere Opfer auferlcgen, die es uns blutig bereuen liehen, zur un- rechten Zeit gegeizt zu haben. Und wenn es den Steuerzahlern manchmal sauer genug fällt — Eines wissen sic: die Gelder werden wenigstens zweckentsprechend verausgabt. Der deutsche Steuerzahler h a t wenigstens etwas für sein Geld: mit seinem guten Schwerte die Sicherheit des Vaterlandes, die Ehre des Reiches wahrendes, ein achtunggebietendes, trefflich ausgerüstetes, mit allen denkbaren Erfordernissen ausgestattctcs Kriegsheer. Das ist wahrlich keine neue Entdeckung; aber an diese tröstliche Thatsache werden wir Deutschen recht lebendig gemahnt, lesen wir, wie es in dieser Richtung bei den Franzosen ausschaut. Frankreichs Bürger baben seit II Fahren für ihr -Heerwesen Suimnen aufgcwcndet, die unsere deutschen Militärausgaben weit in den Schatten stellten. Für die Organisation und die Ausrüstung des Heeres, die Ausbildung der Soldaten, den Jcstungsbau u. dgl. in. war den Franzosen leine Summe zu hoch. Alle Parteien wett eiferten in dem Patriotismus, eine für die höchsten Aufgaben ge eignete schlagfertige Streitmacht aufzustcllen. Die Kricgsministcr Frankreichs waren nie in Verlegenheit, woher das Geld zu nehmen? sondern weit mehr: wie es auszugebcn? Und nun? Der Verlaus des Feldzugs in Tunis hat den Franzosen die bittersten Enttäuschun gen gebracht. Unordnung, Zerfahrenheit, Mihwirthschast an allen Zivcigen, wohin man nur sieht. Es klappt nirgends. Die Heercs- organisation ist kläglich zerrüttet; eine unglaubliche Schwerfälligkeit lälnnt alle Anordnungen; Widersprüche in den Kommandos hemmen jede Wirksamkeit-, cs fehlt überall an dem Nothwendigstcn. Mtt der Verproviantirung ist cs beschämend bestellt. Die Intendantur ist geradezu stümperhaft. Alan hat die unwiderleglichen Beweise, dag die Intendantur ausser Stande war, ein Korps von nur 12,000 Mann in einer Entfernung von höchstens 45 Kilometern von der algerischen Grenze zu verpflegen. Tagelang mussten Tausende von Soldaten hungern. Das Publikum verzeiht eher einem General eine verlorene Schlacht, als wenn cs hört, das! die Truppen hungern, die Kranken und Verwundeten ohne Pflege und Medikamente sind. Die trostlose Wirthschaft der französischen Verwaltung nach dieser Seile hin bringt das Blut der Väter der unglücklichen Soldaten in Wallung. So ist es erhärtet, daß in Kef eine Garnison von 12,000 Mann drei Monate lang ohne Ambulanz und ohne jedes Heil- material blieb. Die Offiziere mußten unter sich eine Subscription eröffnen, um für die Kranken Medikamente, Lebensmittel und Bett zeug zu lausen. Es fehlte an Allem, an Nahrung, Medizin, Bett tüchern und Tragbahren. Tnphuskranke wurden Mauleseln aus die nackten Rücken gesetzt, von dein einen Hospital nach dem andern geschleppt; die Acrztc weigerten sich, diese Unglücklichen, die dem sicheren Tode entgcgcnritten, zu entlassen; ausdrückliche Be fehle zwangen sic dazu. Diese heillose Wirthschaft dauert nun schon t> Monate. Zu diesen groben Sünden der Fntcndantur tritt der Mangel an tüchtigen Generälen und eine Sorglosigkeit in der Kriegführung, die kaum glaublich ist. Wahrlich, es ist kein Phari- säcrtbum, wenn wir Deutschen mit Stolz auf die Leistungen unserer Heeresverwaltung blicken! Wir haben alle Ursache dazu. Und noch Eines. Freuen wir uns auch des ausgezeichneten Geistes, der in unserem Heere lebt! Die Erzählungen der Franzosen über Plün derungen. gestohlene Pendülen und dergl., die sich unsere Soldaten lullten zu Schulden kommen lassen, sind zwar von Haus aus als elende Verleumdungen entlarvt worden; aber die Franzosen wären die Letzten, die Ursache hätten, die Ankläger zu spielen. Wenn ihre Soldaten irgend eine Stadt erobern, so ist es das Erste, daß sic, alle Diüciplin vergessend, plündern. Der Geist der Zucht, Ordnung und Ausdauer, der das deutsche Heer auszeichnet, ist in den französischen nur schwach lebendig. Wenn sich der Franzosen eine tiefe Mißstimmung bemächtigt, daß die Milliarden, die sie in dem letzten Falirzcimte aus ihr Heerwesen verwendet, nahezu nutzlos ver russt sind, so kann man ihnen das nicht verdenken. Einer der schwersten Vorwürfe, den die Franzosen gegen ihren Üricgsminister Farre richten, betrifft die Eigenmächtigkeit, mit der er mit den Gesetzen umspringt. Nachdem er es neulich versucht bat, die Altersklasse von 1870 gegen das Gesetz unter der Fahne zu halten, schickt er jetzt die Hälfte der jungen, noch ungenügend cincrercirten Soldaten der Klasse von 1877, ja sogar einen Tlicil der Klaffe von 1878 verfrüht auf Urlaub» um w erhebliche Summen aus die Militär-Etats zu sparen, die er zur Deckung der noch nicht genehmigten Kriegsausgabcn verwendet hat. Er versucht aus diese Weise seine Eigenmächtigkeiten zu vertuschen, gleichgiltig dagegen, ob die Ausbildung des Heeres darunter leidet. Diese Willküruchkeit wird ihm wollt den Nickfang geben. Selbst Gambctta wird kaum diesen seinen Günstling ferner rin Amte zu halten vermögen. Grövn, der Präsident der Republik, hat nunmehr Gambctta zu sich entboten, damit er die künftige Regierung bilde. Wie französische Blätter mittlicilcy, hätte Fürst Bismarck dort erklären lassen, daß man in Deutschland ohne Mißtrauen Herrn Gambctta die Regierung über nehmen sehen würde. Von einer Verständigung zwilchen Deutsch land und Gambctta kann erst die Rede sein, wenn derselbe die Führerschaft der Protcstpartci in Elsaß-Lothringen, die thatsächlich in seinen Händen ist, nicderlegt und die Umtriebe aufgicbt, die dort unter seinem Namen gegen die Geltung deü Frankfurter Friedens gesponnen werden. Oesterreich steift noch völlig unter dem erschütternden Verluste, den cs erlitten. Sein Minister des Auswärtigen, Hnmncrle, starb in der Timt an gebrochenem Herzen. Dies Kat, in phnsischem Sinne, die Leichenobduktion ergeben, aber cs trifft auch nach der geistigen Seite zu. Hamncrle fühlte sich schon lange gekrankt und zurückgesctzt. Er genoß nicht mekr das volle Vertrauen, dessen er z»r Führung seines Amtes bedurfte. Von manchem wichtigen Vorgänge erfuhr er erst durch die Zeitungen. Seitdem bemächtigte sich seiner jene hochgradige Nervosität, welche für Herzkranke das pure Gift ist. lieber die Person seines Nachfolgers bringt natürlich jeder neue Tag neue Lesarten Man kann in Deutschland das Ergcbniß der kaiserlichen Wahl ruhig abwarten; weiß man doch, daß, wer immer auch in Wien das Ministcrhotel am Ballplatze bezieht, keine andere Politik befolgen kann, als die des innigsten Anschlusses an Deutschland. «euefteTtleilramme ver..Drr«di»erAa>1>r."vom 13. Oktbr Berlin. Die Rückkehr des Kaisers aus Baden - Baden wird am 20. d. Ni. erwartet. — Das Post-Dampfschiff „Herder" mit Herrn v. Schlözer an Bord ist gestern wohlbehalten in Ncw-?)ork cingetroffcn. — Ucber Paris komint die Mittheilung vom bevor stehenden Rücktritt des Kabincts Taaffe in Wien. GloAa u. Gestern Abend brach im Barackenlager aus dem Artillcrie-Lchießplatz Feuer aus. Zwei mit Materialien zur Schieß übung angesüllte Baracken sind nicdcrgcbrannt. Der Schaden ist sehr bedeutend. Paris. Grcvi, empfing heute Nachmittag Gambctta. London. Die Truppen Emirs brachten Anub Khans zwei Niederlagen im Tkale von Hcrat bei. Bei erster wurde der Schwager Anub Khans gefangen. Der Gouverneur Hcrats unter handelt wegen der llebergabcbedingungen. Anub Khan ist nach Persien gestoben. Hcrat ist wahrscheinlich schon van Emir besetzt. London. Parnell ist heute früh in Kingäbridge (Frland) verhaftet worden. - Berliner Börse. Die pessimistische Auffassung in der Beur- thcilung der Lage des Geldmarktes ist geschwunden, an eine Dis konterhöhung der Reichsbank wird nicht mehr geglaubt und günstige Wiener Notzrungcn trugen ein klebriges bei, die Tendenz zu be festigen. Freilich das Geschäft blieb bedeutungslos und zum Schluß trat geradezu Geschästsunlust ein. Deutsche Bahnen still, vielfach höher. Oestcrr. Bahnen fester. Franzosen blieben 11, Lombarden 0 Ni. höher. Banken still, nur die leitenden zeigten etwas Leben. Crc- ditaetien 5 Mk., Disconto 2 Proc. höher. Von Eassadcvisen Sachs. Bank und Sächs. Bankgcsellschaft etwas bester, Dresdner neue und Leipziger Disconto niedriger. Bergwerke behauptet, die speculativcn Höher. Von Industrie» seien Oelheim und Sächsische Gußstabl als höher genannt, entere um 5, letztere um 1' -> Proccnt. Sächs. Fndustriepapiere meist abbröckclnd. Deutsche Fonds schwach, fremde ein wenig bester. Oester. Prioritäten fest. vokales unv Sächsisches. — Der bisherige k. sächs. Gcsandtschasts - Sekretär in Wien, Baron v. Burgk, welcher in derselben Eigenschaft nach Berlin ver seht worden ist, traf gestern aus Wien dort ein. — Graf Vitzthum von Eckslädt, Majoratsbesitzer von Lickftcn- walde (bis vor Kurzem als Legationsselretär i» Washington tbätig), ist nunmehr als Hilfsarbeiter in das Auswärtige Amt in Berlin eingetretcn. Er ist der Bruder der Gemahlin des russischen Bot schafters in Berlin, Fürst von Saburoff. — Zu den Lehranstalten, bei welchen der einjährige, erfolg reiche Besuch der zweiten Klasse zur Darlegung der wissen schaftlichen Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst erforderlich ist, ist nach dem soeben erschienenen Naciftragsverzeichniß auch die Realschule zu Meißen getreten. Bisher war bei der ge nannten Anstalt der Besuch der ersten Klaffe für gedachten Zweck erforderlich. — Am 15. d. M. tritt die Becndigung der am 15. Deebr. vorigen Jahres begonncncn Schonzcit für weibliches Reh wild ein, dagegen beginnt an diesem Tage die Schonzeit für Lachse in anderen Flüssen als der Elbe und endet dieselbe am 14. Deccmber dieses Jahres. — Auf der voraussichtlich Sonntag den 17. d. M. dem Betrieb zu übergebenden Schmalspurbahn Wilkau-Kirchbcrg (Abzwei gung der Zwickau-Schwarzcnbcrger Bahn), zu deren Eröffnung sich mehrere Höhere Beamte der Gencraldirektion dabin begeben, werden in jeder Richtung 5 Züge den Personen- und Güterverkehr vermit teln, zu deren Eröffnung sich mehrere höhere Beamte der Gcncral- dircktion dahin begehen. Den speziellen Fahrplan dieser Züge enthält bereits die Wintcrausgabe von „R. Jritzichc'ü Fahrplänen". — Die Insassen des gestern früh 0 Uhr 57 Min. vom Berliner Bahnhof via Zossen «backenden Schnellzugs wurden bei Station Zabeltitz durch das Nothsignal erschreckt. Der Zug kam langsam ohne Unfall zum Stehen. Es ergab sich, daß an der Lokomotive ein Radreifen am linken vorderen Rade gebrochen war. Ein Stück des zerbrochenen Reifens fand sich auf der linken Seile des GelciscS, dagegen 4—5 Stücken waren durch die auf der rechten Seite stehenden Räder hindurch geschleudert worden. — Die Brüche an Eisenbahnschienen sind eine nicht eben seltene Erscheinung, über deren Ursachen man aber dennoch iin Ganzen noch nicht völlig klar ist. Neuerdings veröffentlichte Beobachtungen ergaben, daß von 329 Stahlschicuenbrüchcn, welche innerhalb eines Änbnnctzes stattsanden^ allein 210 auf die ersten 3 Monate des Fohres, also aus das älteste Fakreoviertel, nur 28 auf das zweite Ouartal, 14 auf das dritte und 71 aus das vierte ent fielen. Die Einwirkung der großen Tempciaturschwankungcn in der kälteren Falircszeit ist hier unverkennbar. Als einen kaum geahnten Feind ganzer Schienen stellen uns diese Beobachtungen den Wald dar. Während im freien Felde auf eine Meile Bahn im Durchschnitt 2,4 SchienenbrUche kamen, fanden an den innerhalb der Wälder gelegenen Schienen beinahe 67 Brüche aus einer Bahnmeile statt. Die Ursache dieser ausfälligen Erscheinung ist die größere Feuchtig keit aller Waldstrecken, die dem Bahnkörper im selben Maße unzu träglich ist, wie sie im klebrigen als eine kulturelle Wohlthat sich darstellt. — Den vielen Zweifeln gegenüber, ob Gambctta wirklich in Dresden war, wiederholen mir einfach unsere früheren Mit-i thcilungsn. Nur ergänzen wir sie dabin, daß der berühmte sran- j zösische Reisende hier im Dictona-Hotel adgrsticgcn war; er trug sich, wie auch in Hamburg und Frankfurt, als M. I. Muffabic, Advokat aus Paris, in das Fremdenbuch ein. (Es ist dies der i Mädchenname seiner Mutter). Fn seiner Begleitung befand sich, außer einem Kammerdiener, eine Dame, die als Gambctta's Frau l ansgegcbcn wurde. Gambctta trug Backen- und Schnurrbart und hatte ein auSrasirtes Kinn. Von den vielen ihm angebotenen französischen Zeitungen des Hotels hat er alle bis aus „Le Tempo", welche er mit großem Fntercffe gelesen, zurückgcwiescn. — Von den gegenwärtig im Reichsgericht vcrabhnndcllcn Hochverraths - Angcklagtcn ist der intelligenteste unstreitig der Literat Victor Dov» aus Alosti, ein sorgsam gekleideter Herr mit weltmännischen Manieren. Seine Vernehmung erfordert län gere Zeit. Seine am 29. November v. F. von London aus nach Deutschland angetretcne Reise habe agitatorische Zwecke nicht gehabt; er habe in London ein politisches und literarisches Korrespondenz- Bureau gründen und in Deutschland Mitarbeiter suchen wollen. SozialistOciic Parteigelder habe er nie bezogen. Er habe sich wohl für seine Reise die Adressen einiger deutscher Sozialisten verschafft, aber nur um mit ihnen über sozialistische Angelegenheiten zu reden, da er seiner Gesinnung nach Sozialist sei. Er bekenne sich zur „anarchischen Partei", m Deutschland verstehe man jedoch „Anarchie" ganz falsch, weshalb die bctr. Partei in einem unbegründet schlechten Rufe stehe. Arbeiter sollten gar nicht an Politik, sondern nur an die Verbesserung ihrer ökonomischen Lage denken, mit dieser Ansicht stehe er auch dem Prinzip, welches Most verfolge, entgegen. Die Ideen Most's — mit dem er sonst bekannt sei - entsprächen überhaupt seiner Auffassung nicht, obgleich er vielleicht mehr Re volutionär sei, als Most; die anarchistische Theorie gehe dahin, einen sogenannten Volksstaat zu gründen als letzte Etappe der auf die heutige Gesellschafts-Ordnung folgenden Reaktion. Ob das friedlich werde geschehen können, wisse er nicht; er wünsche es — doch da die „Bourgeoisie" sich mit den Arbeitern über deren ökonomische Ausbesserung nicht vertragen wolle, so würden die Proletarier schließlich zur gewaltsamen Revolution vcrschreitcn, er glaube sogar, dieselbe werde sich noch innerhalb der letzten beiden Fahrzehnte dieses Fahrkunderts und international abspiclen. Er wolle das bestehende Stnatsspstem durch dasjenige der freien Gemeinschaft im anarchischen Sinne ersetzt wissen. Davo bemüht sich überhaupt all seinem Denken und Thun eine rein private Auslegung zu geben und sich als dem sozialdemokratischen Parteitreibcn fernstehend dar- zustcllcu; was er denkt, sagt und bandelt, timt er als einzelnes Fn- dividuum, durchaus nickt als Partcimann. Auch die Geldsendungen, die er ins Gcfängniß erhielt — zusammen 1500 Francs — sollen nicht mit den agitatorischen Unternehmungen in Zusammenhang stehen; die Summen rührten thcils von einer befreundeten Dame in London, thcils von seinem künftigen Schwager in Frank reich her. „Ich habe — sagt er — das ganze Geld aufgebraucht, denn bei Ihnen in Deutschland ist der Aufenthalt in den Gefäng nissen, wenn man einigen Comfort haben will, sckr theucr." (Große Heiterkeit.) Die Vernehmung aller übrigen Angeklagten gicbt im Wesentlichen immer dasselbe Resultat; sie haben die Most'schc „Freiheit" abonnirt, gelesen und verbreitet; Einzelne haben Chemi kalien besessen, von deren Anwendung gegen Polizeibcamtc unter ihnen auch oft die Rede war, und sic find so oder so und mehr oder weniger in sozialistischer Agitation und Organisation thätig gewesen — dock sie leugnen meist Alles und wo sic zugcbcn müssen, haben sie die Gefährlichkeit gar nicht gekannt, cs überhaupt nie böse gemeint!! Die letzte Vernehmung war die der 20jährigcn Martha Legcl, welche in elcgantcrToilettc.in schwarzem Sammctkleid, erscheint. Sie giebt unter Lächeln zu. Socinlistin zu lein und die Most'sche „Freiheit" regelmäßig gehalten und gelesen zu Naben, wenn sic auch nicht viel vom Parteiwesen verstehe. Vermittlerin der Korrespon denz zwischen Most, Watcrstraat und Mevkow sei sic nicht gewesen; die Briefe seien an ein anderes junges Mädchen, an Clara Rin- gius, die mit Most im Liebesverhältnis! gestanden, gerichtet gewesen. Große Heiterkeit erregt es, als der Präsident konstalirte, daß bei ihr ein Lied gefunden worden sei, welches sic selbst aus einer Zei tung abacschrieben habe und in welchem das Dnnamit verherrlicht wird. Äevolutioäre Schriften in der Kaserne verbreitet zu haben, leugnet Fräulein Leget. Damit war die Vernehmung sämmtlichcr Angeklagten beendet (cS war dies Mittwoch Nachmittag 3lII,r). Es wird aber noch die Vorladung der von der Angeklagten Legcl ge nannten Clara Ringius beschlossen. — Die Dampfichifffahrtcn zwischen Riesa und Strebla werden vom 10. Oktober an cing e st ellt. — Fm schlesischen Bahnhöfe belegte gestern ein städtischer Polizeiaufsclicr einen Posten Mehl, welches verfälscht zu fein schien, mit vorläufigem Beschlag. Eine Anzahl Säcke desselben Mchles sollen bereits in die Stadt gelangt sein. — Man schreibt unS: Fm letzten Briefkasten der „Dresdner Nachrichten" wird nngesragt, ob cs nicht zweckmäßig sch eine frühere Schließung der Gcschäftslokalc herbcizuführcn. Sie sind nicht für eine solche Maßregel und verweisen aus größere Städte, wo die Läden oft sogar noch bis 11 Ubr Abends geöffnet sind. Man wird unter gewissen Bedingungen nichts gegen Fhre Ansicht cinzuwcndcn haben, nämlich so lange cS sich um den Geschäftsinhaber selbst oder das von ilnn bezahlte Personal handelt, wohl aber dürfte man anderer Meinung sein, wenn die Lehrlinge dabei in Betracht kam men, die alsdann unter der Willkühr solcher Lchrhcrren zu leiden haben. Die Fugend, welche noch lernt und die aus ihrer Arbeit noch kein Kapital schlägt, sollte allerdings mit einem anderen Maß stab gemessen werden. Gicbt cs doch ein Gesetz, welches die Ar beitszeit junger Leute in Fabriken sowie die der Handwerterlchrlinge überwacht oder beschränkt, warm» wird dasselbe nickst auf die Hand- lungolehrlingc ausgedehnt? Es ist durchaus mehr als ungerecht fertigt, daß Viele» derselben zuaemuthctmird, von früh Obis Abends 10 Ülir, also 16 Stunden — oft nur mit einer geringen Unter brechung — im Laden anwesend zu sein. Der junge Mann von 14 18 Fahren Kat auch noch Anspruch auf Bildung und Erziehung außerhalb des Geschäftes, in der Familie und in der Schule zu er heben. Tie Errichtung von Fortbildungsschulen und der Zwang, dieselben zu besuchen, ist in den meisten Fällen zwar recht heilsam, aber nicht hinreichend und der Einfluß der häuslichen Erziehung ist oft verschwindend. Also wir meinen: Wer die Verpflichtung über nimmt. Lehrlinge zu bilden, muß auch Rücksicht aus dieselben nehmen, darf sic nicht bloü ausnützen, sondern muß auch ihren geistigen, physischen und moralischen Vortheil im Auge haben. Das'geschieht aber nickt bei einer 14—lOstündigen Arbeitszeit. Demnach geben wir wohl nicht zu weit, wenn wir Gesetze fordern zum Schutze der Lehrlinge, insbesondere der Kaufmannslchrlingc. Fn anderen Län dern hat man vielfach eine weit kürzere Geschäftszeit und erreicht damit mehr als bei uns. Auch die Sonntagsarbcit könnte in vielen Geschäften abgekürzt, wenn nickt ganz beseitigt werden. — Gewitterregen mit H a g c l wi cd e r s ci> l a g, begleitet von heftigem Stunn, überzog gestern Mittag die Dörfer seitwärts des Plauenschcn Grundes, nächst der goldenen Höbe. — Zwei auf dem Antonsplatzc scilhaltcndc hiesige Häiwlerm-, ncn hatten gestern die polizeiliche Wegnah m c mehrerer inner halb der gesetzlichen Schonzeit zum Verkauf ausgclegter Zicnrcr <Zcumcr> zu beklagen. Diese zu den Drosseln gehörigen Vögel werden nunmehr zu Gunsten der Armenkasse vcrwerthet. — Einen interessanten Anblick bietet gegenwärtig das Aus ziehen mehrerer großen Schiffe der Snchs.-Böhm. Dampfschifffahrts- Gesellschaft auf die 29 erst zu 21 ln s e w i tz. Zwei dieser großen Fahrzeuge, „Maria" und „Kronprinz", lind bereits aus dem Wasser- gezogen und werden nunmehr einer gründlichenReparalurunicrworfcn
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