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Dresdner Nachrichten : 26.10.1885
- Erscheinungsdatum
- 1885-10-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188510261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18851026
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18851026
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1885
-
Monat
1885-10
- Tag 1885-10-26
-
Monat
1885-10
-
Jahr
1885
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 26.10.1885
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u iltelle» .Dresden. Tageölatt für Politik, »MMN SesWr,«»esk. MeÄai-i, Irmk-W. llsorx sstrt AO ckor ^VUsLru Ikorstr»»»« «mpüedlt Vrlvot- VEIvi» s voll M. chöo dis dllt. 35,— wollsll« 8trvwpko llllä 8oelr«v, vlltorsllckell ii. -No»«o vis bskannt ill vor «Nltkll > (juslitätsu ru billigsn krsison iresllä vtvllii Lllllollcirsll vill, vrspnrt alla Mksvllltullx, korto uuck Xsbonspsssu, von» vr äsmit dsanttrsxt äio doäoutonästs ullä leiituossKUlissto ^oll0»ooll-8rpoäitioll voll Lulloir U088v, Vre««!«», ckttmarkt ck. Lslprlx, LütdarillSllkti. 12. Vkomultr, jvll. Totumrusktr. 24. Fseo^Äke-üo-w' - /aür/t F. «. L Ltckr M kWtteii LsiiilkM 8»NL« I*loi»d«-Ii otc Oorrooto -»»«tübrnogoo. Loliäs kroioo. 6iw. Löl'Up, Wottillvrs1.rL88s 26, orsto Ltaxs. «8<-^->t-X>W«A>8kSr8rMRi«A Lobortdrav, de8lv HArkv von Wr, (üiriMüiiill^ZI. üMPldcktz I>itz8«Ieii, M6e«i Wld«r. Nr.2N9. 30. ZahrMg. Anslagr: 40.000 Lrpl.! «»öslchlt» sür de» 28. 0c>o»kr; «rränderltck,. Mähiger Svdwcftwin». MMle > <LÜ^ «ewöl«un, ohne Sitederschläne. Hitler. IkLövttl, 188«). ^vAvIlTloOhf cv^v Neueste Telegramme ver „Dresdner Nachrichten". Berlin. Gerüchtweise verlautet von Verhandlungen mit emem hiesigen Finanzkonsortlum bchuss flicgclung der Finanz-Ber- Iiältnisse des Königs von Bayern. Bisher hoben die Agnaten die Genehmigung zu einem Engagement der Civilliste abgelehnt. Der Reichskanzler Fürst Bismarck soll sich sür die Angelegenheit mter- cssiren. (Jrkf. Ztg.) Camenz, 24 October. Prinz Sllbrccht emvfing heute Vor mittag II Uhr in der Festhalle seines hiesigen Schlaffes vie vom Ltaatsminister Grasen Görtz-'Wrisbcrg geiührte Devutation des Braunschweigischen Landtags und erklärte nach einer Antvrache dcü Vorsitzenden des Rearntschastsralhcs envgiltig seine Annahme der Mrve eines Regenten von Braunschweig. Nach beendetem Em- vsang stellte Drin, Albrecht die Braunschwciger Herren der Prin- zeisin. seiner Gemahlin, vor. Um l Uhr findet zu Ehren der De putation ein Dejeuner statt. Braunschwcia. Der Landtag ist am Mittwoch, den 28. d M, wieder ernbennen worden, um den Bericht der nach Kamen; entsendeten Deputation cntaegcnzuuehmcu und weitere Borberci- lnngcn zu treffen. Dem StaatSministcr Grasen Görh Wrisberg toll bei icincr Rückkehr eine volksthümlichc Ovation dargebrachl ivcrdcn. M annhei m. Hier erstickten bei den FlindamcntirnngSarbciten sin eine neue Drehbrücke im Hasen in Folge Platzens eines Luft- zusiihrungsrohres zu einem Caiffon zwei italienische Arbeiter. ein dritter wurde schwer verletzt. Wien. Die kaiserliche Ansprache an die Delegationen ries überall große Befriedigung hervor. Die „2k. Fr. Pr." lagt: „Für den europäischen Frieden haben wir schon lange kein so günstiges Thniptom zu verzeichnen gehabt, wie die kaiserliche Rede". Auch die anderen Wiener Blätter niterpretiren die Ansprache des Kaisers als einen unzweideutigen und starken Ausdruck des Entschlusses der Kaisermächte, die Lösung der Balkansragen auf Grundlage des cchitim gua nnto hcrbeiziilühren. Nebenbei wird die Wärme des ToneS bemerkt, womit der Kaffer von Kremsier und Entente der drei Kaijermächte wrach. Die Ansprache wirkte sehr günstig und be ruhigend. — Der Generalinteirdant der Hostheater, v. Hofsmann, ist gestorben. Wien. Nach Belgrader Berichten verfügte die serbische Kricasverwaltung die Einstellung einzelner Lieserungsverträge und die Reduktion anderer. Eme serbische offiziöse Stimme kündigt die Abrüstung an. aber nur, wenn der Berliner Vertrag nach Wort und Geist völlig wiederhcrgestellt werde. Da die Konferenz allem Anschein nach dies verfügen werde, so könne es Serbien abwarten. Madrid. Hier wurden zwei Individuen bei der Vertheilung von republikanischen Proklamationen betroffen und verhaftet. Odessa. M russische Militärs, welche in Bulgarien gedient babcn, sind von dort hier eingetroffen. Aus Sofia wirb gemeldet: Serbische Truppen überschritten g ücrn Abend die Grenze bei Klissura in der Richtung nach Trio '.'sichere amtliche Berichte liegen noch nicht vor. ,zra,>ksur>. 22. Oktober. «Loinilanö Bcrtekr.) Credit 228'.,. Staalobab'» -W'.'« Pombarden io«'',. DiSronto IR. Nbctlial - . Spanier ssar. Gedruckt/ Wien, 2S Oktober. (Sonntags Verkehr.) Credit 284. Ungar. Gold 98.80. Dresden, den 26. Oktober. - Ems der hervorragendsten Mitglieder der 2. Kammer dkr Ttättdcvmannnlung feiert mit Beginn des bevorstehenden Landtags', das 25jälinge Jubiläum als Abgeordneter. — Ter Konflikt, in welchem die Generaldirektion des »Kgl ^otthealers mit dem Hosvpern länger Emil Fischer, ge- uithen ivar, hat jetzt den Ausgang genommen, den zwar Kundige, >cho» seit Wochen kommen sahen, der aber im Interesse desKhnst- msiittits, noch niehr aber in demjenigen des Künstlers selbst seh» zu bedauern ist. Am Sonnabend hat nämlich Herr Einil 'Fischer b'ine kontraktlichen Vcrvstichtungc» gegen das Königs. Hof-, ihcatcr selbstständig gelöst. Reiseziel: Amerika via Bosnien oder Hamburg. Nächste Wirksamkeit: das Metrvpolitau-TlM tcr unter Tamrosch's Leitung in New Aork. Wiederkehr: in ciwa 6 Monaten De» Lesern ist es bekannt, daß Herr Fischig um einen inchrmonallichcil Urlaub nachacsucht hatte, um in der deutschen Lper des Herrn Danirosch eine große Tourneö durch Amerckarmit- zninachen. Die Gnicralintendcnrz schlug ans triftigen Gründen diesen Uclarib ab. Seme Gewährung wäre der Vorläufer sük ähn liche halbjährige Urlaube der anderen ersten Stcme unseres Kruist- nislituts geworden; das Hoftheater aber ist nicht dazu da für.die Gcldipekuiation aincrikanischcr und anderer Impresarios die ersten Künstlerkräste heronzubilden, um sie nachher, womöglich abgesungen und ermüdet, wieder in das Ensemble aufzunehmen, Herr Fischer bestand aus dem Urlaube und was er dafür vorbrachte, klang recht plausibel. Er wies daraus hin, daß er sich in Ameuka binnen we nigen Monaten ein ganzes Vermögen crsingen könne, daß das Geld gerichtlich deponirt sei, daß er es sich mrd seiner Familie schuldig iväre, eine nieinals wicderkehrende glänzende Gelegenheit zu be nutzen, daß er stets ein Pflichteifriges Mitglied des HostheaterS ge wesen und nach seiner Rückkehr durch erhöhten Eifer sich auszeichnen werde. Es folgte das Zwischenspiel mit dem Wotan: Herr Fischer weigerte sich, diese Glanzrolle ferner zu singen, weil sie ihm nicht ganz läge; schließlich gab er aber nach und sang in der Wal küre ein paar Mal noch. Inzwischen reifte der Entschluß, unbe dingt seine Wirksamkeit am Hostbeater auszugeben. Herr Fischer batst, wie man sich erzählt, den Kontrakt mit Damrosck abgeschlossen und unterzeichnet. Darin hatte er sich zur Bezahlung eurer Kon- bcntionalslrase von, wie cs heißt, 30,000 Mark verpflichtet, wenn er nicht Ende dieses Monats sich nach Amerika cinschiffe. Run stand er vor der Wahl: entweder an Damrosch 30,000 Mark, oder an das Hostheatcr 12,OM Mark Konventionalstrafe für das Lösen seines hiesigen Kontraktes zu zahlen. Herr Fischer hat wiederholt öffentlich aeanßcrt: in Dresden ist cs mir schlechterdings unmöglich, die 30,000 'Mark zu crsingen, wohl aber wird cs mir durch die Tournee in Amerika nicht schwer fallen, die 12,000 Mark für Dresden zu erübrigen: zudem hatte sie rhu, Herr Damrosch vor schußweise zur Verfügung gestellt und so bezahlte er sie. Leicht ist ihm der Entschluß gewiß nicht geworden, dazu war er stets ein zu gcivisscnhaster Mann: abgercoct haben ihm auch seine Kollegen vicsiach, aber in der Zwaiigslcige. in die er sich — übelbcrathcn — begeben batte, sah er keinen anderen 'Ausweg und so riß er sich, schweren Herzen«, von seinen Pflichten und der Stätte seiner künst lerische» Wirksamkeit und Triumphe los. Er berichtigte ans'S Sorg fältigste zuvor alle seine Verbindlichkeiten, die er irgendwo hatte. Herr Fischer läßt in Dresden seine Gattin zurück als Bürgin seiner Wiedcilehr. I» einem hiesige» Ciganciigeschcist versah er sich am mit 10 Pinnd -Lchnupitabak. Wohl bekvmm's! Freitag noch mit — Erst vor wenigen Tagen berichteten wir von einem in Tliätlichleiten ausgeartete» Conflict »wischen hiesigen Bürgern und kirchlich««» Arbeitern, neften» - am Sonntag - gegen Mittag spielte sich ein solcher in der Promenade an ver Marien- straße wiederum ab. Was die Veranlassung gewesen, war nicht zu crsahren. Nach kurzen, Wortwechsel zwischen den beiden Strecken de» entspann sich eine bcitige, widerlich anjusebende Schlägerei, bei welcher fortgesetzt Ausfälle von der einen Leite gegen den Gegner als Czechcn verlauteten. — Gestern still, 5 Uhr nieldete der Thürmcr Großseuer zwischen dem schlesische» und Leipziger Bahnhof, Sofort rückte daü Hauptdevot der Neustädtcr Feuerwehr aus. Man mußte jedoch bis zu der Joban» Mener-Straße fahren, ehe man das Feuer gewahr wurde, und zwar brannte daselbst nur die Breterbude einer Gärt nerei. Der Brand wurde von der Feuerwehr rasch gelöscht. — Seit Einführung von Barct und Talar, der Amtsstacht sür die in den Gcrichtssälei, thätige Juristenwclt, hat schon wiederholt die Gcschäitseisrigkcit de» Vertreten, des Rechts einen kleine» Schabernack 'gespielt. Leicht erklärlich erscheint cs, daß ein vielbc- schästigtez Rechtsanwalt, wenn er »ach einer stundenlangen an strengenden Tlrätigkcit vor dem Richtertiich und erfüllt von dem verwickelt,,, Gegenstand des von ihm geführten Prozesses „ach dem Gardcrgbelvkale - zurückkehrt, in der Zerstreuung einmal vergißt, das Baret Mit dem Hut zu vertauschen. Da nun der Gchrock durch aus nickt'mit dem Barct harmonirt, im Geaenthcil der Träger un- bciviißt Gcgrustand der Heiterkeit und selbstverständlich schleunigst a»s scfinen Irrthum aufmerksam gemacht wurde, so änderte sich hier das Bfld,.»och ehe der ans dem .Heimwege begriffene Jurist den Jilstizpalast verlasse» hatte. Ucberraschender war die Situation >- Z- einen ebenfalls sehr bekannten Rechtsanwalt, der in voller Amtskracht nach Hause gehen wollte und bereits auf der Straße aiigelanab' war. ehe er die Situation erkannte. Es wurde allerdings schnell. Rath geschafft und der Schreck war lange nicht io groß, wie bei dcm.'apdzreii Kollege», der die Pferdebahn zur Heimkehr benutzte und ckst.aiis seiner Expedition entdeckte, daß er in der Eile den Winterüberzieber über den Talar geworfen hatte. — Eine rührende Geschichte wird von der Familie eines Ziegel- brenrrers i» Gab lenz erzählt. Zwei Kinder derselben, 2M und 4 Jahre alt, hatten die aus dem Kartoffelacker arbeitende Mutter ausgesucht und sich nach Müoerzehren des einfachen Vespervrodes wiever.auf. den Heimweg begebe», vorher der Mutter sagend, sie Wollten noch einige Tannenzapfen im Walde suchen. Mit Eintritt der Finsterniß eilt die Mutter nach Haine, um zu ihrem größten Schreck zu erfahren, daß die Kinder noch nicht da sind. Sofort wird di» Umgebung eingehend abgesucht, wieder nach dem Felde geeilt, umsonst, die Kleinen sind und bleiben verschwunden. Der Abeuh, die Nacht mit ihrer empfindlichen Külte nahte»», noch ist der, Vater im Walde (der sogen. Struth) irnd forscht und sticht. AlltS linffonst, die Kinder sind nicht zu finden. Es folgte ei, schreckliche 'Nacht sür die armen Eltern, ohne Schlaf und Ru' vergeht' sie langsam; das erste Tämmcrn r»st den tiefbesorgten Vater »bieder hinaus nach dem Walde. Dreimal hat er den Forst irr der Richtung nach Langenau durchstreiit. rufend und suchend. Ermattet und heiser kehrte er das dritte Mal an die Stelle zurück, wo er seinen Weg begonnen, schon naht der Mittag, Thronen des Schmerzes und der größten Sorge drängen sich aus dem Auge des best'übten Vaters, er wirst sich auf die Knie, bclct zu Gott flehend, er solle ihm de» Weg zeigen, den er wandeln solle. Gestärkt durch -die Macht des Gebetes erhebt sich der Bekümmerte und nach halb- stüiivigem Weg erblickt er die beiden Kleinen am Fuße einer müch» tigen Tanne: der jüngere Knabe sanft schlafend aus ocr Jacke und z»,gedeckt mit der Schurze des älteren. Wer beschreibt den Jubel des-bedrückten Baterherzens? Tie ersten Worte, die ihm der Aeltere izunist: „Vater, ich habe aber meine Pantoffel verloren", drängen ihm ein freudiges Lächeln aus. dann fragt er, wie die Kinder b.er- hex gekommen. Soweit eö die Ermattung und Erstarrung zuläßt, erzählt es der Vierjährige, mit Angst erwähneitd, es sei ein großer Vogel geflogen gekommen, auch sei ein Thier mit langem Schwanz am Baume hinausgelause», wo sie gelegen. Ter Vater nahm nun beide Kinder und trug sic, da sie selbst nicht mehr lau'cn konnten, zur bange harrenden Mutter. Obgleich alle Anzeichen nui schwer folgende Krankheit schließen ließen, waren doch beide Kinder ani Tag daraus wieder gesund und munter. — Der 11jährige Sohn einer Leipziger Familie, welcher sich schon seit 8 Tagen aus der Wohnung seiner Eltern entfernt und sich a>>. verschiedenen Orten lienimgktrieben hatte, ist in Schönau autgegriffcn, vorgestem an das Polizeiamt abaeliescrt und in Hast genommen worden. Das Bürschchen soll, weil es wieder holt entlausen und unverbesserlich erscheint, in einer Besserungsan stalt untcrgebracht werden. — In Schlag Witz bei Waldenburg wurde am Donnerstag früh daS Wohnhaus, die Scheune und das Stallgebäude des Gutsbe sitzers PohlerS gänzlich cingeäschert. Muthmaßlich ist das Feuer von einem Landstreicher, der Tags zuvor im Schuppen genächtigt, dabei aber entdeckt und etwas unsanft an die Lust gesetzt worden ist, angelegt worden. — Am Donnerstag wurde der 3 Jahre alte Knabe des Ein wohners Josei Ebcrmann in Neuleutersdorf auf der Strecke Seifhennersdorf-Leutersdorf von dem Personenzuge gefaßt und ans der Stelle gctödtet. — Am Freitag Abend erschoß sich der einige 20 Jahre zählende Straßenarbeuer Hirschoff in Schnitz. Der Tod trat erst nach »/« Stunden qualvollen Leidens ein. — Bei der Weinlese auf dem Klunker'i'chen Weinberge in Niederspaar fand man an einer nur einen halben Meter langen Rebe 24 volle blaue Trauben. — Am Nachmittage deS 23. d. M brannte in ErbiSdorf bei Frciberg das Wohn- und Schmiedewerkstattsgebäude des Huf schmiedes Höbnel daielbst nieder — Die hiesige Sektion des deutsch-österreichischen Alpen- Vereins hat unter ihren Mitgliedern eine Sammlung zum Besten der Uederschwemmten in Tirol cingcleitet, die bisher ziemlichen Er folg hat. — Nachdem im September dieses Jabrcs vom Ebcmnitzcr Po lizeiamte aus Grund des Sozialistengesetzes die Ncuamlcllung von Geldiammlungen zur Förderung der Wahl des von der sozialdemokratischen Partei sür die Landlagswahl amgestcllten Kan didaten verboten worden war. und der Schmied Friedrich Karl Johann Benzin als Vorsitzender des dortigen Vereins zur Förder ung volkstbümlicber Wahlen über dieses polizeiliche Verbot Be- > schwerde geführt hatte, ist letztere von der kgl. Kreishauptmaiinschast j zu Zwickau als unbegründet verworfen worden. . — Rack einer Bekanntmachung des Leipziger Stützlrallis sind; die nach außen schlagenden Fensterflügel von Doppelfenstern bei Strafe mit einer Vorrichtung zu versehe», welche ein Herab-1 fallen derselben unmöglich macht. — Unter der lebhaftesten Bctbeilignng aller Kreise feierte am 22. d. der Zschopauer Gewcrbeverein sei» ZffiährigeS Jubiläum. . - — Nächsten Dienstag feiern der Kantor cmer. Reißner in Zittau,! Bat« de» Hem» Pr. Reißner. Professor an der «»uzschule, und' der Weber Gvtthels Freund in Lberebersbach das Fest der goldenen Hochzeit. Vor 50 Jahren wurden die beiden Jubelpaare, als Nach barskinder, an demselben Tage >n der Obercunnersdorscr Kirche getraut. — Am Freitag wurde der bei dem Gutsbesitzer B ,in Pönitz in Dienst stehende Knecht Müller von einem Pferde so heftig ge schlagen. daß er am folgenden Tage an den erhaltenen Verletzungen gestorben ist. — 'Amtsgericht. Ter Agent sür Künstler. I, Schwartz (auch Negri genannt). 1844 in Ungarn geboren, gehört dem aus erwählten Volke an und hatte bisher noch keine Bekanntschaft mit der 'Anklagebank gemacht. Ende Juni kam der Genannte nach Dresden und mackrc daielbst die Bekanntschaft des Zauberkünstlers Agoslon und des Restaurateurs H. Eichier, der die Gastmirthschait des CirkuS aus dem Bismarckplatze innehatte. Hier schlug der Agent sein Standquartier auf und ernährte sich durch schriftliche Arbeiten :c. Schwartz ist nun beschuldigt, sich eine Photographie, welche eine Gruppe von Velociped-Künsllcru darstellte, sich wider- recktltch auaecignct zu haben. Die fragliche Photographie nahm Scvw. aus dein Rahmen und versteckte denselben unter das Sopha, woselbst der Maler Fanghänel, der bei Eichler derzeit als Kellner thätig war, beim'Auskehren den bildcrlosen Rahmen Vorland und seinen» Chef pflichtschuldigst hiervon Anzeige erstattete. Bald siel der Verdacht aus den Agenten, der nach seiner Angabe eine Bekannt- schast mit allen Künstlern des Kontinents besitzt. Auf Befragen Eichlers, ob er das fragliche Bild an sich genommen, bejahte dies Schw. mit dem Borgebeu, dasselbe am anderen Tage zu retour- »iren. Es blieb jedoch bei dem Versprechen und aus weiteres Drängen des Eigenthümers erklärte Schw., die Photographie per Post bereits an denselben abaesandt zu haben, welche 'Angabe sich jedoch als unwahr erwies Angeklagter sagt aus, er hätte versichert, die Photographie dann sofort zurückzugeben, sobald der Scyeeren- schleüer, der nnt seiner scharfen Geschicklichkeit Gott weiß wo bcrum- flankirk, ihm dieselbe wiedererstattet hätte. Wenn mm auch viele Momente gegen den 'Angeklagten sprechen, zumal derselbe das Ocu-puL ckolieti ohne Erlaubniß an sich genominen, so ist der aller dings romantisch klingenden, an Zigeuner-Märchen eriir»crnden Ge schichte betr. der Scheerenichleiierstochter doch nicht jede Glaub würdigkeit zu rauben und so war eine Verurtheilung wcczeii Diebstahls ausgeschlossen, zumal der Angeklagte aus Betragens sofort erklärte, das Bild an sich genommen zu haben. Mit einem glücklichen: „Ich danke gehorsamst! verließ der philanthropische Künstler Agent die ernsten Räume des Justizgebäudes. — Vor wenigen Tagen erst hatte das Schöffengericht Veranlassung, sich mit einer Privatklage 'e«<den Tischlergehilsen Johann Georg Rudolf Schidlowsky zu eschMWzen mrd gestern bereits fungirte derselbe wieder als Be lgier. In einer am 15. Juli in der Ccntralhalle anbcrauinten Bcrsammlumf. der Pianosortcarbeiter und Tiichlcr gelangte durch Sch. ein Brief, den der Fabriksdirektor Oskar Laffert au den Tischler Robert Krause in Berlin geschrieben hatte, zur Verlesung. In diesem Schreiben wurde dem Adressaten Engagement angeboren, mit dem Bemerken, daß ein tüchtiger Arbeiter 25—27 Mark pro Woche verdienen könnte lind cs nur an den hiesigen Arbeitern läge, wenn dieselben nicht mehr verdienten :c. Wenn nun auch nicht ausgeschlossen ist. daß der Autor des Brieses die Dresdner Arbeiter- Verhältnisse einer besonders scharfen Kritik unterzogen hat »welche im Zusammenhänge mit dem Streik gestanden), so erging sich Sch. doch in der fraglichen Versammlung nr ganz enorm schroffer Weile gegen Laffert, indem er denselben als „gemeinen und unverschämten Lügner" hinstellte, welcher ihn verklagen sollte :c. Lch. hat durch sein unparlamcntarisches Vorgehen die Grenze der Wahrneh munä berechtigter Interessen seiner Kollegen überschritten und muß sich deshalb eurer Geldstrafe vo» 30 Mark unterwerfen. o, * 4I o Zs LL- »2 LL» — o O oq kV o ZS LZ ZLL. 4t>c»i»rung »o« LS. Or«. <var»«nrr »ich Oskar «»sott, wtllftroße »tr. 19, Mittags 1 Uhr: 71k Mm., t grlallni. Thrrmomeir-gravb nach Rraumur: r«m»rra»>>r: höchste: 11 Grad Wirme, niedrigste: 5 Gra» Wärme. — »checkt. S8»wrst-WInd^ EldhShe in DreAden, 25. Oct., Mittags: I2l Cent, unter 0- Feuilleton. f 'Neustädte, Hoithcater. Das neue Lustspiel „Der Hexeu meiste r" von Friedr Gustav Triesch vermochte bei der vorgest rigen Premiere, wie wir schon kurz gemeldet, nur in den ersten beiden Akten lebhafteren Beifall zu erwecken, ließ aber namentlich am Schlüsse das Publikum unbesriedigt. 'Au diesem mangelhaften 'Auställ ist gewiß nicht die 'Aufführung, welche viel Gutes zu bieten hatte, und auch nicht Herr Regisseur Richelieu, der für eine treff liche Jiiszcniruiig gesorgt hatte, sondern die zu große Breite in der Durchführung des Lustspiels schuld gewesen. Der Autor besitzt offenbar Humor und viel Sinn für das Komische, gefällt sich aber, wie es scheint, zu lehr im Plaudertone und in possenhaften Details, durch welche das Interesse sür die Handlung und die Charaktere erlahmt. Eigentlich ist am Schlüsse des dritten Aktes die Hand lung erledigt, da sich die Unklarheit der 'Neigungen klärt und die Paare sich finden. Wozu noch die selbstverständlichen Ausgleich- szencn im vierten 'Akte ? Das könnte ganz bequem in einem einzigen Austritte nbgethan werden. Ganz willkürlich und wenig passend ist der Titel „Hercnmeistcr" für den Helden des Stückes, welcher die von ihm angewandten Mittel zur WillcuSbeiigung 'Anderer „Zaubcrtrank" nennt. Auffällig sind die Wirkungen seiner In triguen freilich, denn wie Marionetten lassen sich Alle bis auf Eine von ihm lenken, aber cS ist nichts Zauberhaftes dabei. Er ist kein Meister in der Hercrei, denn er wird schließlich selber bezaubert und ist überhaupt Pnischcr in der Herzcnskundc. Vielleicht hätte der 'Autor den richtigeren Titel „Vermittler" gewählt, wenn nicht schon „Ter Vermittler von Gottschall existirt hätte. Die Aehnlichkelt de» Hauvthandlmig mit der in „Tic Augen der Liebe" von Frau v. Hillcrn lallt in die 'Augen. Wie in letzterem Lustspiele ist hier die ernsthaste oder empfindsame Tochter erst einem Offizier zugeneigt, der sich aber dann in die naive jüngere Schwester verliebt, und wendet sich allmälig dem Hexenmeister, dem sie erst kalt begegnete, z». Fast genau nach dem Rezept in „Die Augen der Liebe'' gehen die Waiidlnngc» vor sich. Die Charakteristik des Hexenmeisters gleicht fast immer jener des dominirendcu Astikareisenden und es wird auch cfft von einer Astikareffe gesvrochcn. Allerdings be handelt Tncsch das Thema natürlicher und humoristischer, jedoch ist schließlich daS Resultat auch nicht viel bester. In dem Hillern- ichen Stücke ist die Diktion eleganter und geistreicher, bei Triesch ziemlich flach, wenn auch für die gewählten Personen passender. Vo» Lcbciiswahrheit und überzeugender Entwickelung ist hier wie dort wcnig vorhanden. Im ersten Akte des „Hucnmeistcr" sind die komischen Figuren vollständig Karrikatur: der Wasser trinkende Arthur,j^das schlämge Ehepaar Günther :c. Der ttmgangston im Haine des Ralhcs KnauS ist ebenfalls verzerrt, rücksichtS- und form los. Nirgends in der Welt benimmt sich ein feingebildeter Graf in eineni noch ganz ircmdeu Krciie io dreist und burschikos. Dennoch amüsirrn seine Machinationen und humoristischen Aeußerrmgen, die
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