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Dresdner Nachrichten : 16.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189901165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18990116
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18990116
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-16
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 16.01.1899
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"8-A »«-» V r» ^ -S sr -- Die letzte ,n Lommatzsch abgehaltcne Bezirksverlammtung ocr Aci 1 ltärvc r e j» e im Bimdesbezirk M ritzen hat die Ver anstaltung einer Ktzffhaus erfahrt beschlossen. Eine Be- tbeiliguiig von iniiidestens 200 Personen ist erforderlich, um den in 'Aussicht gestellten Svnderzug und damit die bedeutenden Fahr preisermäßigungen zu erlangen. — Hainichen. 15. Januar. Aus noch unbekannten Grün- ocn erschoß sich gestern früh gegen 0 Uhr ans dem sogenannten GoUesackerberge in Ottendorfcr Flur der hier wohnhafte, 46 Jahre alte Wcißgerbcr Kohl ans Tanichüuier. — G roße n h ain. 15. Januar. Große Freude rief nicht nur in den vctheiligtcn Krisen, sondern in der gcsainmtcn Bürgerschaft die gestern Abend bekannt gewordene 'Aachricht hervor, daß Sc. König!. Hoheit Prinz Friedrich August das Protektorat über den hier bestehenden Verein „Vvlksbad Carola-Stiftung" übernommen Mibe. Gleichzeitig überwies derselbe dem Verein ein namhaftes Geldgeschenk. Der Verein bezweckt die Schaffung eines Fonds zur Errichtung eines Sommer- und Winlerschwimmbads in Großenhain. — R oßwei n, 15. Januar. Durch Superintendent Dr. Nobbe-LciSuig fand heute Vormittag im hiesigen Gvtteshause die feierliche Einweisung des für die hiesige Parvchie ncngewahlten Dia- lonus Heber aus Brunndvbra statt. — Zwischen Stadtratb und Fleischerinnung ist ein Vertrag abgeschlossen worden, nach welchem letztere einen Schlachthof erbauen und denselben spätestens am 2. Januar 1000 dem Verkehr übergeben muß. Die Oberaufsicht über den Cchlachthof wird der Stadtrath übernehmen. — Ncukirch, 11. Januar. Heute 'Aachmittag zog ein außergewöhnlich heftiges Schneegeivsttcr mit Donner und Blitz über unsere» Ort. Eine abnorme Dunkelheit trat während des Schneegestöbers ein und ein Blitzschlag ging in Oberneukirch nieder. — Dem bei der vorigen Stadtverordneten Ergünzungswahl zum Stadtverordneten gewählten Bezirksschullehrcr Gelfert in Chemnitz war auf Grund von 8 47, Abs. 2 der rev. ertüdtc- Auf hiergegen an das Königl. Ministerinin des Kultus und öffciit lichen Unterrichts gerichtete Vorstellung ist Herr» Gelfert der Be- icheid gcwviden, daß das Königl. Ministerium »ach Einsicht in die ergangenen Sachakten sich nicht veranlaßt gesehen habe, der von der Bezirksschulinspeftion innerhalb ihrer Zuständigkeit gefaßten Entschließung aussichtswegen entgegen zu treten. — Das Landgericht Zw > ckau hatte am 13. Oktober v. I. nach 2-tügiger Verhandlung den dasigen Rechtsanwalt .Heinrich Reinhold Sch raps wegen versuchter Erpressung zu 6 Mvnalen Gcsängniß und 3 Jahren Ehrverlust verurthcilt. Das Vergehen war nach den getroffenen Feststellungen von dem Verurthcilten durch mehrere Briefe begangen worden, die er an eine Ehefrau P. geschrieben hatte und in denen er mit der Anstrengung eincrEivil- tlagc drohte, falls sie nicht eine Entschließung fasse, die für ihn einen materiellen Vortheil, ans de» er keinen rechtlichen Anspruch batte, zur Folge gehabt haben würde. Gegen dieses Nrtheil hatte SchrapS Revision eingelegt, die am 13. ds. M. vor dem Reichs gerichte zu Leipzig zur Verhandlung stand, vom höchsten Gerichts hof aber als unbegründet verworfen wurde. — In Planen i. V. wurde vorgestern in der'Aähc des Rcnstadt-Platzes eine dortige, etwa 65>ühriae Frau von einem Wagen der Straßenbahn angesahrcn, zn Bode» geworfen und einige Schritte vorwärts geschoben. Wenige Minuten nach dem Vorfall ist die Verunglückte, die schwerhörig und schon einmal überfahren worden war, verstorben. — Der auf der Eisenbahnlinie Rcichenbach-Hos fahrende Pack- meistcr Bancrnseind stürzte am Freitag aus dem Bahnhöfe in H o f beim Hcrabsteigen von einer rangirendcn Maschine zu Boden. Baucrnfcind, wurde überfahren und erlag kurz darauf seinen schweren Verletzungen. — Gelegentlich eines Grubenunglücks, das sich dieser Tage in den Jnliusschächten bei Töplitz ereignete, hat sich heranSgestellt, daß die Nvrdböl> in ische K oh le n w cr k S - G es el l! ch a ft beim Abbau ihrer Grubcnflötze ihr Terrain überschlitten hat und in staatliches Gebiet cingedrnngcn ist. Das mansche Wert hat durch die F-inanzprvknralnr eine Klage gegen die Rordbvhmische Kohlenwerks-Gesellschast ans Zahlung einer Entschädigung von 1 Milt. Gulden überreicht. Tie Angelegenheit dürste auch ein strasgerichtliches Nachspiel haben. -Amtsgericht. Der aus Böhmen gebürtige Kellner Friedrich Simon Schubert schwindelte einem Barbiergehilsen vor, im Besitze einer goldenen Taschenuhr im Wcrthe von 300 Mk. zu sein, welche er ihm sür den Preis von 15 Mt. käuflich überlasten wolle. Der jugendliche Figaro war leichtsinnig genug, diesen falschen Vorspiegelungen Glauben zu schenken und schloß das Ge schäft mit dem Schlaumeier ab. Sehr bald erfuhr der Zeuge, daß er das Opfer eines Betrügers geworden war, denn die Uhr war eine unechte und selbst sür 15 Mi. zu thener erworben. Der vor bestrafte Angeklagte verwirkte 2 Monate Gcsängniß. — Den größten Tbeil seines Lebens verbrachte der 1856 geborene Dach decker KL« Mazimilian Beil im Gefängnis; und Zuchthaus. Wegen Sachbeschädigung, Widerstands. Beamtenbcleidignng. Ver übung groben UnsugS :e. wurde er neuerdings zu 6 Monaten Ge- tängniß und 1 Woche Hast vernrtheilt. — Rach einem voraus- aegangenen Wortwechsel versetzte die Buchhalters-Chefran 'Auguste 'Alwine Agnes Lisle geb. Källinich, 1873 geboren, der Wittwc Beuchel in Planen b. Dresden, welche bei ihr die Aufwartung verrichtete, init einer Gießkanne mehrere Schlüge auf Kopf und Rücken. Die Verletzte mußte sich in ärztliche Behandlung begeben, da sie verschiedene Wunden davon getragen hatte. Die An geklagte verwirkte wegen Körperverletzung eine L-trafe von 80 Mk. — Der Mctalldrücker '..cai imilian Schöpke wurde wegen Verübung groben Unfugs und Beamtcnveleidigung zu 50 Mk. Strafe ver- urtheilt. Da die Beleidigung öffentlich geschehen, wird dem Be leidigten die Publikations-Verfügung des Urtheils auf Kosten des Angeklagten im Wartcsaal des Bahnhofes zu Cossebaude zngc- svrochen. — Wegen ruhcstvrenden Lärmens, verübt in einer Restauration auf der Kanalgaoc, wurde dem Schuhmacher Carl Wilhelm Sommer eine 2Iügige .Haststrafe zudiklirt. — Trotz des energische» Lcugncns wurde der Kuhchcr Carl Friedrich Echnrig für überführt erachtet, einem Kollegen auf der Palmstraßc eine Peitsche im Wcrthe von 1 Alk. üOPfg. entwendet zu haben. Der 'Angeklagte wurde zu 3 Tagen Gefängniß verurthcilt. — Der Ziegelträger Paul Römer in Bühlau erhob gegen einen Straf bescheid von 3 Tagen Hast 'Antrag auf gerichtliche Entscheidung. Es wurde chm bcigemcssen, o.'mw.i,, manm» störenden Lärm verübt . weisaufname erachtete das zn gering bemessen und erhöhte diese aus 5 Tage Hast. — In der Tagesgeschichte. Deutsches Reick«. Bein, Etat des ReschsamtS des Innern wird vo» der freisinnigen Volkspartei die lippische Frage angeregt werde». Das preußische Staatsministerium trat Sonnabend Nachmittag 2 Uhr unter Vorsitz des Ministerpräsidenten Fürsten zu Hohenlohe zu einer Sitzung zusammen. Unter den Ordensverleihungen, die letzthin in» „Reichsanzeiger" veröffentlicht worden sind, befinden sich zwei Persönlichkeiten, die in der Drcvsus-'Affaire eine Rolle gespielt haben. Der Flügel- Adjutant, Oberst und Koinmandcnr des Kaiser Franz-Regiments v. Schwmtzkvppe» hat die 2. Klasse des Kroncnordens, der Vor sitzende des „Kvrvics «ko l'ickvntjts juckieüiirv" in Paris, Bertillou, die 3. Klasse desselben preußischen Ordens erhalten. Bei diesem Anlaß lei erwähnt, daß der Berliner Korrespondent des ,.Neuen Wiener Journals" während der Aawcscnhclt der zum Jubiläum des Kaiser Franz-Regiments nach Berlin gekommenen österreichischen Offiziere Oberst v. Schwartzkoppcn gesprochen hat und von ihm in Bezug ans die DrchfnS-'Afsaire folgende wörtliche Erklärung er hallen haben will: „Wir haben offiziös die Erklärung abgegeben, daß wir mit Drehfns absolut niemals etwas zu thu» hatten. Ich habe in der ganze» 'Angelegenheit nichts weiter zu sagen. Sic erweisen sowohl mir als Ihren Kollege» von der Presse einen großen Dienst, wenn Sie dies cinsdrücklich sestslcllen." Einer Meldung der „Dailv Mail" zufolge heißt es in russischen Kreise» allgemein, daß der Ezar eine Begegnung mit dem Kaiser Franz Joses und mit dem Kaiser Wilhelm am Anfang des Frühlings haben werde, obgleich Zeit und Ort »och nicht festgesetzt fei. Wie neuerdings verlautet, wird die Abrüstungskonferenz in Brüssel und nicht in Petersburg tagen. Wie dem „Berl. Tgbl." ans Paris gemeldet wird, soll Präsi dent Fanre dem Kaiser Wilhelm seinen eigenen Salonwagen für die Kaiserin Friedrich zwecks ihrer Reste nach Nizza zur'Verfügung gestellt haben, dieses Anerbieten jedoch deutscherseits abgeichnt worden sei». Die Kaiierin Friedrich werde den Salonwagen be nützen, den sich der Prinz von Wales dauernd in Frankreich hält Unwetter. Durch den furchtbaren Sturm wurde auf dem Bahnhof in Solingen ein Stativnsassistent vor eine Lokomotive geschlendert, die ihm den Kops zertrümmerte. Nach kurzer Zeit starb der Mann. — Der orkanartige Sturm richtete in, Gerathale große» Schaden an. Hunderte von Obslbäuincii liegen an den Ehanssecn und der Windbrnch im Walde ist ein erheblicher. Ein Thcil der noch im Ban sich befindenden Bvhn'sclien Eisengießerei bei Erfurt wurde vom Sturm niedergelassen. Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. — Große Verheerungen hat der Sturm in Aachen angerichtet. Eine 'Anzahl Zintdächer wurden fortgcwcht, ein aus Holz erbauter Calgüterschuppen umgcwcht. Die Klciliahnsireckc von Aachen znm Stadtwaldc ist bis auf Weiteres ganz »»fahrbar, da durch umgcstürztc Bäume die Stromleituiig an mehreren Stellen unterbrochen ist. - Im Obcrbarz herrschte furcht barer Schneestiirm; der Schnee liegt stellenweise 2 Meter hoch. In den 'Vorgebirgen des Harzes gingen mehrfach Gewitter nieder. — 'Aus Bühl (Baden) wird gemeldet, der Hanauer Lotalbahnzug. aus vier Wagen bestehend, wurde von einem Windstoß mit einem Schlage nmgewvrsen. Ein Telegramm aus Huefingen im Schwarz wald meldet, daß daS Hochwasser der Prcg zn einem See gestiegen und die Jencrwehr zur Rettung von Vieh cingeschritten ist. Der Sturm hob in Rhcvdt und Rheindahlen ganze Dächer ab. Ein hoher Fahritichornstein stürzte ans das Kesselhaus. Es ist großer Schaden angcrichtet. — In Saarlouis erfolgte aus ein Gewitter ein Wolkciibruch. England. Tie Admiralität hat den Bau von vier erst klassige» Kreuzern, anstatt, wie iillvriinlich gcvlant war, von zweien, sowie den Ban von vier Schlachtschiffen, vergeben. Rnsiland. Ein sensationeller Mord bat in Warschau statt- gesunden. Der Kommandeur des 1. Fcstiinas-'Artillerie-Regiments Oberst v. Zelinsli wurde Abends in der Nähe der Citadelle vom Leutnant Betarewitsch rücklings aiigefallen und durch drei Rcvolvcr- schüfse getödlct. Der Oberst binterläßt eine Wittwe mit sieben Kindern. Als Motiv der Mordthat gab der arrciirte Offizier Rache an, weil Zclinsti Mitglied des Militärgerichts war, welches über ihn eine Strafe wegen Insubordination verhängte. 'Auch die anderen Mitgliederdcs'MiliiärgcrichtS. Gcneralmcnor v. Baranowski, Oberst Kasbeck und StabSkapilän wie er ferner erklärte, erschießen, nrkow, wollte Bckarcwitsch, traf aber keinen zn Hanse an. ! Natt vmirag auf gerichtliche ernkschewiiiig. essen, auf einem Neubau in Bühlau ruhe- ;u haben. Nach den Ergebnissen der Be das Schöffengericht Re Strafverfügung als d erhöhte diese auf 5 Tage Haft. — In der »acht vom 7. znm 8. Oktober ging eS in oem Gasthof „Zu de» vier Jahreszeiten" in Radcbeul unter einer Anzahl von omgen Leuten äußerst tninnltnarstch zu. linier diesen befanden sich die Arbeiter Otto Bruno Lißner, Robert Franz Pekold. Hermann Friedrich Göldner, Schriftgießcr Oskar Hermann Frost und dessen Bruder, der Kleiiipiiergehilfe Hermann Heinrich Frost. Es ent stand schließlich eine regelrechte'Schlägerei, verbunden mit Messer stechen, welches Lißner verübt haben soll. 'Nach einer längeren Beweisaufnahme ergab die 'Verhandlung Momente, welche zu Gunsten der 'Angeklagten in die Waagschale fielen. Lißner wurde zu 10 Tagen, .Heinrich Frost zu 5 Tage» Gefängniß vernrtheilt, während die übrigen Angeklagten kostenlos frciacsprochcn wurden. — Wegen Vergehens gegen die VertehrSordung in Verbindung mit Beleidigung eines Gendarmen wurde der Tischlergeselle Ernst Paul Richard Koch. 1862 zu Grimma geboren, zn 3 Tagen Haft und 1 Woche Gcsängniß vernrtheilt. - Im Gasthof zur „Stadt Bremen" führte sich der Zimmerinann Carl Frau; Theodor Winkler äußerst ungebührlich aus. Durch einen Gendarmen erfolgte seine Beförderung an die frische Luft. Winkler widersetztc sich dem Beamten in erheblichster Weiie. Wegen Widerstands und Haus friedensbruchs verwirkte der 'Angeklagte 2 Monate Gefängniß. — Dem Handarbeiter Heinrich Moritz Grönert wurde wegen Körver- vcrlckimg eines Kaufmanns in Löbtau eine Strafe von 30 Mk. aiiserlegt. — Dieselbe Geldstrafe verwirkte der Steinmetzgehilfe Richard Paul Bellmann, welcher in Löbtau einen Schutzmann be leidigt hatte. — Der 1858 zu Halsbrücke bei Freiberg geborene .Handarbeiter Hugo Edmund Wöls, der sich des groben Unfugs und der Körververletzung einer Martthelsersehefrau schuldig ge macht hatte, wurde unter Berücksichtigung seiner vielfachen Vor strafen zu 2 Monaten und 2 Wochen Gefängniß nerurtheilt. — Ziegelträger Paul Römer erhob gegen eine» polizeilichen Straf bescheid von 3 Tagen Haft Antrag auf gerichtliche Entscheidung. Es ist ihm beigemessen, an einem Oktober-Nachmittag gelegentlich eines Hcbeschmaußes durch Schreien rc. groben Unfug verübt zu haben. Durch die Beweisaufnahme wurde seine Schuld erbracht und erkannte deshalb der Gerichtshof auf 5 Tage Haft. dramatische Werk einskimmlg dem „Fuhrmann -oenschel von Gerhart Hauptman» zuerkannt hat. Hauprmam, hat be kanntlich den Grillparzer-Preis schon einmal für „Hannele er halten. — „Fuhrmann Henschel" erlebte vorgestern Abend im Stadttheaterzu Leipzig bei seiner Erstaufführung einen durch schlagenden Erfolg: namentlich die letzten drei Akte schlugen, Dank der ausgezeichneten Verkörperung der Titelrolle durch Henu Taeger, zündend ein. Kunst und Wissenschaft. -s- In der K ö n i g l. H v soPc r geht heute Abend Lortzing'S Oper „Die Heiden Schützen" in Scene und nachher das Ballet „Der Kinder Weihnachtstiaum". während das Königl. Hof- schanspicl Grillparzers Tranerffücl „Des Meeres und der Liede Welle n " mit Irl. ElImcnrei ch als Hcro zur Aus führung bringt. 7 Die Krciizkirchenglockc n. Jcmchr die Krenztirche durch die gegenwärtig dnrchgefnhric Dachkrönung an Rninenhastcm verliert nno ihre ehemalige Form wieder gewinnt, je lauter wird die Frage: „W a s sür crn neueS Gclänt wcrdc n iv kr höre n ?" Wird das heim Brande heraligestürzte O-ckui- (Ists-cliir-) Geläut aus den Trümmern wieder erstehen, oder wird ein neues Geläut in einer anderen Tonart zu den ernsten und frohen Feiern rufen? Mit Bestimmtheit ist wohl das Letztere an- zunehinen in der Voraussetzung, daß das neue Geläut zugleich auch von tieferem Klange als das alte sein wird. Dresden bedarf heute eines volltönigcrllii Wahrzeichens vom Dhurnie einer seiner Haupt- Ürchen. als vor hundert Jahren. Gewiß sind Auge und Ohr seit dem nicht zurückgegangcn, aber Dresden ist gewachsen, ist Groß stadt geworden. Ucvcrragt die Süindcnschclle der Kreuzkirche alle ihre Schwestern im Deutschen Reiche, so muß auch die große Glocke mit entsprechender Macht und Größe versehen sein. Ein ticscs Geläut und eine mächtige Orgel gehörten von je zur evan- gelücheii Predigt. In der Stimmung verwendet hat man bisher zn den Glocken hauptsächlich den Dreiklang, mitunter auch den Sevtiineiiatlvrd und die diatonische Folge und obgleich die letztere in Dresden noch nicht vcrwerihct worden ist. kann man Sonntags vom Klciizthnrin herab doch ein stiifeiiwciscs Znsammenklinae» von p-, II, tt. I. 11, e, ck, mit rund :M Centncrgcwicht beobachten. Einen 'Vierklang hört man nur von der Trinitatiskrrche. nämlich II, ck. t. p, dessen s-x-Seknndcn sich sehr schön zu einem größeren Tvnvoiuni verschmelzen nnd in Vereinigung mit ck und L ein ganz respektables 0-moII mit kleiner Septime ergeben. Selbstverständ lich ist und bleibt der .Hauptakkord: L-ckur. Noch schöner würden naturgemäß die Töne 6, L, ck. t durch dos damit ausgeprägte Gemisch der verwandten Tonarten K-ckur und 0-woII wirken. Für dergleichen Zusammenstellungen, noch mehr für den verminderten Sepünienatkord tritt namentlich die bekannte Glockengießerei zu Bochum in Westfalen ein, nnd nicht mit Unrecht, weil de» kleinen Terzen nicht die jäh nnd plötzlich abnehmenden Gcwichtsverhält- nisse <2 : 1) eigen sind nnd die Bcitöne sicher getroffen werden, mithin die Tonmassen abgerundeter zu einander stehen. Der Königl. Musikdirektor nnd Dirigent der Kirchenchöre zu St. Nicolai nnd St. Marien in Berlin schreibt hierzu: „Theoretisch war ich gewiß im Recht, verminderten Akkorden zu Widerrathen. Wie kann ein verminderter Dreitlang einen guten Glockenakkord bilden? Selten in meinem Leben bin ich schneller nnd gründlicher eines Besseren belehrt worden, schon durch das Geläute II, ck, t. Es gefiel niir weit besser als U-moll und entschieden besser als U-ckur. Nach kurzer Verblüffung fand ich den Grund. 8 hatte als Ober- to» ck, die zweite Glocke gewann diesen Ton zur Verstärkung. Ebenso erklang in ck das t von der dritten, und k fügte ein sanftes as hinzu, so daß ei» verminderter Septimennkkvrd entstand, dessen niildfeierlicher Charakter für sich einnahm. Schade, daß die Aus wahl der Tone seitens der Besteller gar zu vft nach spießbürger lichen Gesichtspunkten und vhne Rücksicht auf die Ncbentönc der Glocke erfolgt." — Der Bochumer Verein besitzt einen stattlichen Glvckcnthiirm mit mehr als zwanzig Kircheiiglocken von allen gang baren Größen, läutesertig aufgehängt. Eine Reste nach dort uiw nach Berlin führt die maßgebenden Personen vielleicht zu dem Beschluß, das neue Kreiizkirchengeläut ru den Tönen: Ls, 6es, L und ckes iruiid: 200, 100, 50 und 25 Centnergewicht), also der Hauvtjache nach in 6es-ckur und Ls-moll anfcrtigcn zu lasse», gleichviel ob aus Bronze oder aus dem nur halb so theuren un gehärteten Gußslahl hcrgestellt. Damit wäre etwas Ganzes und Großes geschaffen. f Die Erstaufführung des Opernsragments „Brisßis" von Chabrier hatte vorgestern Abend in der Königl Hofoper zu Berlin nur mäßigen Erfolg und fand eine ziemlich laue Aus nahme trotz des hohen musikalischen Gehalts und einer überaus sorgfältigen Aufführung. 7 Die vhilowphrsch-historstche Klasse der Wiener Akademie der Wissenschaften zeigt an, daß das Preisgericht für die Bertheilung des Grillparzer-Preises diesen Preis von '2400 Gulden für das beste in de» letzten drei Jahren aufgeführte deutsche Ernst und S»erz. „Opernhaus! Aber etwa» plötzlich — eS ist schon spät! Wenn Ihr Gaul die Fähigkeit besitzt, Trab zu laufen, so soll mir's sehr angenehm sein!" so spricht wohl zur Theatencit ein nach Moschus duftendes Gigerl, mdem cs sich in eine Droschke erster Klasse schwingt. „Kinder, es ist schon spät! Da kommt glücklichenvcise die Elektrische! Rasch hinein, damit wir »och zur rechten Zeit in's Theater kommen!" so sagt der gute 'Vater, der seine Familie in'S Theater führen will, und von den Fußgängern, die dem Muscnteinvel zueilen, denkt auch Mancher, wenn cs drei Viertel schlägt: „Alle Wetter! Und um 7 Uhr sängt das Ver gnügen an! Da heißt'ü aber tüchtig laufen!" Wann» kommen so viele Leute zu spät in's Theater ? Ja. das ist eine Frage, die einen Weltweisc» in Verlegenheit setze» könnte und sür die er nicht gleich eine prücste 'Antwort finden würde. Hier geht der Chrono meter nach, dort konniit ein nnerwartctcr Besuch, der die deut lichsten Winke mit dem Laterncnpfahl absolut nicht versteht und eine volle Stunde dablcibt. bald trägt eine schadhafte Brcmifchecre. bald ein abgerissener Handschuhknopf die Schuld, und wenn das Billct. das man sich am 'Morgen mit viel Geduld und Ausdauer im wahren Sinne des Wortes „erstände»" hat, plötzlich ver schwunden ist nnd erst nach einem halbstündigen nusgcregien Suchen im Papicrkvrb entdeckt wird, sv ist das gleichfalls eine recht triftige Ursache zur Verspätung. Ohne Billet kein Eintritt! Mit jeder Minute wächst der Verkehr in der Umgebung des Theatcr- gcbäudcs. Wagen fahren eilig kreuz nnd quer, uiid dic Fußgänger kommen aus allen .Himmelsgegenden hcrbeigczvgcn. „Wie ein ansgcstvrtcr 'Anicisenhansen!" lagt ein behäbiger Landwirch. und lein Begleiter, ein aller Förster, meint schmunzelnd: „Wie im Moritzbnrger Thiergarten zur Zeit der Fütterung!" Der Theater freund straft natürlich diese aus dem Gebiet der Zoologie hcrbci- geholten Vergleiche mit stiller Verachtung, läßt die Spötter stchc» und begicbt sich ichleunigst in das der Kunst geweihte Haus: zur aufmcrlsainen Betrachtung des herrlichen Treppenhauses, des kiinst- lerisch auSgestatteten Fo»crs hat er keine Zeit mehr. Ei» andcc Mat! Wer seine» Platz im ersten Rang oder i», Parguct Hai, kann mit seinen, Dasein schon zufrieden sein, Im zweite» und dritten Rang ist es hingegen eng — sehr eng! Um einen Vorbei platz einzuiiehnieii, muß inan unbedingt die »Schlankheit einer Papvcl und die Gewandtheit eines Turners habe» und es verstehen, sich durch einen tänin fingerbreiten Spalt zn schlängeln, denn breiter-! Zwstcheill'äiime giebt's nicht. — Der Herr Kapellmeister bat sich nuiimcbr ans seine» erhöhte» Sitz geschwungen, klopst encrgstch auf's Pult, sicht sich stumm im Kreise »in — die Ouvertüre bc ginnt. Leider ist es im Anfang stets sehr nnrnhig: Loaenthmcn werde» noch aiifgcschlvsscn und zngeschlage», cs rauscht nnd knistert, cs redet und flüstert. Wozu ist denn das Vorspiel sonst da? dciilt Mancher, man muß später, wenn der Vorhang aufgezogen sti. lange genug lchweigcn! In Deutschland ist das allerdings all gemein Sitte, während die Italiener nncinshörlich schwatzen, lachen. Gefrorenes essen und Limonade trinken. Trotzdem entgeht ihnen nichts, was ans der Bühne passirt, und wie sie ihre Lieblinge mit leidenschaftlichen BcifallSbczeugnngcn überschütten, so zischen und pfeifen sic unbarmherzig, wenn der Sänger oder die Sängerin ihnen nicht gefällt, sn sie werfen Orangenschalen. Nüsse. Kohl strünke und faule Eier nach ihnen, bis der Vorhang fällt nnd iR Vorstellung abgebrochen werden muß. Bei uns ist ons Schweigen der einzige Beweis oes Mißfallens, der gestattet ist: wer sich untersteht zu pfeifen, wird sofort vom dienstthiicnden Schutzmann ergriffen und in das Palais Eosel hinter der Frauenkirche al-- gesührt. um dort in Abgeschiedenheit über sein Vergehen nach- zndenke». Also: stets klatschen und Bravo rnscn. meine Herr schäften! Niemals zischen oder gar pfeifen! Das geht bei uns nicht! Es ist etwas Sonderbares um de» Erfolg eines Bühnen wertes: ke!» 'Mensch lann ihn mit Sicherheit vorciussehen, da er oft von nnbcdenlenden Kleinigkeiten avhängt. Dasselbe Stück, das bei der ersten 'Aufführung eine» sein matten Eindruck machte nnd welchem Sachverständige eine äußerst kurze Lebensdauer prophezeiten, findet das nächste Mal eine viel srcinidlicherc 'Aufnahme und kann noch das Jubiläum der im. 'Aufführung erleben, aber z» weilen ist auch alle Liebesmüh' umsonst, wenn cs nicht einem be vorzugten Liebling des Publikums gelingt, den zerrissenen Faden zwilchen Bühne nnd Zuschniierrauni wieder anznknüpscn. Im vierten Rang, de» man poetisch das Paradies zu nennen pflegt, sind die Plätze sehr bcaucni nnd geräumig genug. Die Musil klingt da oben wunderschön, man sieht auch ziemlich gut, was aus der Bühne vorgeht, nur sind die Personen auffallend klein und erinnern an wandelnde Puppen. Jedoch — deshalb mag sich Niemand abhalten lassen, ein Billet zum ->. Rang zu Wien Manche Künstler sind auch in der Nähe betrachtet gar nicht solche bedeutende Größen, wie sie sich selbst cinbilden und wie ihre Freunde ruhmredig behaupten! lieber die inangelhaite Nasen tcchnik eines Sängers, die einen Recensenien in Aufregung vcr setzen kann, zerbricht man sich im Paradies nicht den Kopf, und wenn die Regie den Mißgriff beging, im Hintergründe eine» Tempel mit korinthischen Säulen aufzustellcn. während cs deck, von Rechtswegen dvrnche sein müßten, »vorüber der Kunstverständige schaudert, so nimmt mau es dort oben sehr gelassen auf. und läßt Säule — Säule sein. Ter Gang der Handlung wird aber mck gespannter 'Aufmerksamkeit verfolgt, nnd wenn der Borbang znm letzten Male gefallen und die Anderen zum Aufbruch rüsten, bleibt zuweilen noch Einer rnhig sitzen und wartet aus die Hochzeit des Liebespaares, oder auf die Hinrichiiing des Bösewichts, und ist sichtlich entrüstet, daß man ihm diesen Lchlußeffekt vorenthalien will. Bei dem großen Interesse, das Alte und Junge, Vornehme und Geringe am Theater nehmen, ist cs kein Wunder, daß sie selbst gern Komödie spielen, nnd deshalb giebt's überall dramatische Gesellschaften, die mit Eifer diesen Zweig der Kunst Pflegen und sich von Zeit zu Zeit mit theatralifchen Ausführungen vor die Ocffentlichkeit wagen. Bald werden die rührseligen Schauspiele der Charlotte Birch-Pfcisfer. bald ein modernes Lraina aus dem .Hiuterhause vorgeführt, und zur Karncvalzcit giebt man wohl die historisch-roinantlsche Tragödie „Ter blutige Pantoffel an der Kirchhofsmaucr", oder „Das vergiftete Dreierbrötchen", vielleicht auch die Ritter- und Geisterkomödic: „Die blamirte 'Ahnsrau oder der verhängnißvolle Kinderschuh", und amüsirt sich köstlich über den haarsträubenden Unsinn. In der kleinen Stadt ist eine theatralische Aufführung im Bürgerverein oder in der Harmonie ein großes Ereigniß. das alle Welt lebhaft interessirt. Es wird meistens recht gut gespielt, da nicht gar so viel Vergnügungen die jungen Mime» vom fleißigen Lernen nnd Prokuren abhaltcn, wie in der Großstadt, aber vhne Kümpfe gelst's auch dort nicht ab. und oft bricht grimmige Fehde wegen der RoUcnvcrthcilung aus. die das ganze Unternehmen in Gefahr bringt. Der freiwillige Re gisseur muß viel Menschenkenntnis;, viel Langmuth und diploma tische Gewandtheit besitzen, um sein Schifslein glücklich zwischen den unzähligen Klippen und Sandbänken in den Hafen zn lootsc». Für die jugendlichen Rollen fchlt's nie an Bewerberinnen, aber mit Müttern und Tanten sieht's schlimm aus. und sie können doch bei den meisten Theaterstücken nicht entbehrt werden. Sick älter machen als man ist — sich Runzeln in's Gesicht zu malen, sollte man von keinem weiblichen Wesen verlangen. Dazu gehört eine Scelengröße. die nur selten angetroffcn wird > Mit Spannung verfolgt die ganze Bürgerschaft den Gang der Ereignisse. Wird Kantors Clärchcn oder 'slpothekcrs Elsa im Schwert deS Damoklcs die Philippine geben? Ob sich die hübsche Frau Doktor Müller, die ehemals als Lorle und als Debvrah im Duettaiitentheatcr Lor beeren geerntet hat. wobl entschließen wird, die Rolle der behäbigen Frau Kleister zu übernehmen? so fragt Einer den Anderen. Er wartungsvoll finden sich die Zuschauer zur festgesetzten Stünde im RathhauSiaalc ein, ivo man die kleine Bühne amgeschlagen hat, und harren der Dinge, die da kommen sollen. — Wenn aberMeS „L-nnivciev ccu,c veuicciu, juin nuvvrucc viingr, wenn oer Leyrer Stahlfeder recht bedächtig, und der Lehrsunge recht keck und nase weis ist, so erfüllt das kleine Lustspiel seinen Zweck vollständig. Die Leute lachen sich halb todt, überschütten die Schauspieler mit Applaus und gehen hochbefriedigt nach Hause. Wenn der Vor- i hang gefallen ist. fällt auch dem Regisseur ein Stein vom Herren. Er wischt die Schweißtropfen von der Stirn, schüttelt allen Mit wirkenden die Hände und lagt: „Meine Damen und Herren' Herzlichen Dank! Sie haben sich selbst übertroffen! Im Dresd- ' ner Hoftbeatec tan» nicht besser gespielt werden l"
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