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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 06.01.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19050106025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905010602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905010602
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-06
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
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Dresdner Nachrichten Freitag. tt. Januar lvttH W> Nr. ch hoben worden war, übernahmen ihn Unteroffiziere des 13. Feld> urttllerie^Rrgliiieuts iiftb ttiegei, ihn zur letzten Ruhestätte. Hunderte von Otfiziereu. die sich erst au» dem Friedhöfe ein« gesunden hotten, solchen. Vor dem Zorne trugen die Herren Oberleutnant Haberkoni rnd Leulnaiil Brainfch die zahlreichen Oroensouszeichnungen des Entschlafenen. Die ArtilleriekaveUe -tiielle den Becthovenschen 2 rauermarsch. Nachdem der Geist liche Gebet und Denen gesprochen hatte, «ab eine Batterie 2t Salutschüsse ab. in die sich drei Salven einer Kompagnie des Ich IckgerbalaillonS mischten, und dann schied die Trauer« oeriammlung van der letzten Ruhestätte des Verewigten, dessen Gedächtnis allezeit in Ehren sortleben wird. —* Gestern nachmittag verschied in Dresden im 93. Lebens« iahre Frau Elisabeth GrahI geb. Oppenheim. Die Ver storbene hliUerläßt eine weithin bekannte, bedeutende Sammlung von Gemälden. —* Einen grandiosen Rahmen hatte sich der König!. Zächs. '.Nilitärocreiii „.kaiserliche Marine" für sein Wohl- i a l i g k e i t s»e st zum Besten der in Z ü dw e sta s r i ko kämpfenden Krieger gewählt. Der große Zaal des AusnellungspalasteS mit feinen riesenhaslcii Äbmessungen, seinen mächtigen Galerien vermochte trotz alledem kaum die Menge der Gäste zu lassen, die herbeigeeill waren, um ihr Zcherilcm aus dem Atiar des 'LlaterlandeS niederzulegen. Eine bunte, froh» 'elcbie Gesellschast lullte schon lange vor Beginn des Festes die Räume und siante sich besonders in dem langgestreckten Vor saale. in welchem aus mächtigen Tcffeln die große, reich aus. gestaltete Gabenlvtterie ausgebaut war, zu der auch >1 onig Friedrich 2! u g n st jwei prachtvolle Flottenbilder iu eiche,ieni Rahmen geschenkt Ixiil.r Ein Mairoseiidetachenieitt mit ausaepslanz- ,em Bajonett hielt am Eingänge die Ehrenwache und präsentierte vor de« überaus zahlreich eintreffeiidcn Offizieren, Kurz nach ^ llhr erschien der 'Vertreter Zr. Majestät des Honigs, Herr FlügeladjutantGeneralmajor v. A I t r o ck. DieEhrenwache präsen- ucrte unter Trommelschlag. Herr Generalmajor v. 21 >trock schritt die Front ab und betrat dann, von den Vorstände» des Ver eins geleitet, den Zaal, woraus die Kapelle des 177. Infanterie- Regiments mit einem von ihrem Dirigenten. Herrn König!. Musikdirektor Röpcncick, komvonierte» Festmarsch die Dcnbie- lungeii eröffnet«. Der Vorsitzende des MarineoereinS. Herr Oscar Schulze, gab sodann der Freude Ausdruck, so viele hochgestellte Gäste und insbesondere einen Vertreter Zr. Majestät des Königs an dem Fest« begrüßen zu dürfen und hieß mrt herz lichen Worten alle Erschienenen willkommen. Ein echt deutsches rnd echt kameradschaftliches Werk Hobe sie alle zusammengeführt i.nd nach deutscher Art gedenke er deshalb in erster Linie des obersten Kriegsherrn und des Landesfürsien. In das dreimalige ..Hipp. hipp. Hurra!" auf Kaiser und König stimmten die Ver- wmmelten kraulend ein. Der lauten Begeisterung folgte eigentlich etwas unvermittelt ein zarteres Klingen: Herr Harfenvinuos Schimeck trug auf seinem Instrument eine reizende Solopicee lfür Harfe alleini vor und zivar so meisterlich, daß man gern mehr des süßen Klanges vernommen haben würde. Eigentlich hätte vrogrammäßig Frau Hosschauwielerin Charlotte Bastö nun . Generäl z. D. v. Kirchkach.,Bür^r-^» acht»f«ier. jer «m Generalmajor v. Schw meister Lenpvld als Vertreter des Rale» und der städtischen Hörde», sowie zahlreiche Herren von der Generalität und den Offizierskorps der hiesigen Garnison, nicht zu vergessen eine große Anzahl Marine-Rrserveofsuiere. Dos Fett verlief in durch aus harmonischer Meise, und auch die Ehrengäste verließen das selbe erst kurz vor Mitternacht. Dank des überaus zahlreichen Besuchs dürste auch der pekuniäre Erfolg ei« recht befriedigender gewesen sein. —* König Friedrich August hat aus das Gesuch des Vor standes der Deutsche» Stiftung zur Ausbildung lunger Kaufleute das Protektorat über diese Stiftung angenommen. Die Stiftung, die im Jahre 1699 vom Deut- schen Verbände für das kaufmännische Nnterrichtswesen ins Leben gerufen wurden ist. verfolgt den Zweck, begabten und würdigen -,u-n von Herr» Redakteur und Schriftsteller Georg I rrgaug gedichteten Prolog: „Deutschland zur Zee" Vorträgen sollen. Ta Frau Baste jedoch »i letzter Stunde hatte absagen müssen, so .var Herr Zen's. Georgs eingesvrinigen, der die stimmungs- und 'chwiingvolle Dichtung mit vorzüglichem Ausdruck und zun- dender Wirkung 'vrach. Würdig schloß sich den künstlerischen Gaben ein Vioüniolo „Nordische Romanze" von Svendien an, von Herrn Kapellmeister Willi Ollen mit entzückend weichem, iräumeri'chem Ton und tiefem Empfinden gewielt, von Herrn Prozessor Paul Colbcrg verständnisvoll begleitet. Der „Sang an Aegir" von Kaiser Wilhelm II. schloß den ersten Teil deS Programms. — Der zweite Teil brachte oie Festrede d-S Heren Marmepfarrers a, D. Wa ngemann aus Leipzig. Er verstand es, ein 'arbemattes, ivahrheitsgetreues Bild von der Welt da weit unieri im heißen Afrika zu entwerfen, die eigentlich eine, dem deusichen Gemüt !o wildfremde ist, in der aber deutsche Kraft und Fähigkeit, deutsche Klugheit und Fleiß sich eine zweite Heimat im Lame der Jahrzehnte zu schäften gewußt haben. Vom Weihnachlsfefte komme man soeben hier bei uns, Weihnachten ftimme zum Geben. Der Gaben seien visiere kämpfenden Brüder in Lüdweilafrika gewiß bedürftig. Aber es sei da nicht ruft dem äußeren Geben abgetan, unser Herz müßten wir den Brüdern darbringen. Nie und nimmer dürsten wir über der Bewun> drrung fremder Heldentaten die eigenen Helden vergessen, denen es wahrhaftig nicht leicht werde, in dem dürren, unwirtlichen beißen Lande, wo eine echte Weihiiachtsslinniiiing nicht anikommen könne, ihre Pflicht zu tun. Unseres Volkes'Kraft und Lust lebt und kämpft da unten, das stehe aber fest, und dieft Gewiß heit dürfe man sich durch die Versuche der Gegner, unsere Zol- daten herabzmetzen. nicht verkümmern lassen. Aus eigener Er fahrung erzählte Herr Wangemann, welche Mühsalen deutsche Marmerruopen vor 13 Jahren in Osiafrika im Kampfe gegen den arabischen Räuber Buschiri und Sie mit ihm verbündeten Zultane durckzumachen hatten. Besser aber, als der blutdürstige, grgmame Buichiri »eien die Hcr»o und Hottentotten gewiß auch nicht. Mit einem dreifachen „Hipp kupp Hurra" au» die deut schen Kameraden in Züdwestmrika schloß der Redner seine packende» Ausführungen, denen brausenver Beifall folgte. — Ein neftrgrei'endes, seemännisches Phaniasiebild, ,„Dic Musterung am dem Meeresgründe", bei dem »ich Matrosen aller bis jetzt umergegpngenen Schiffe der preußischen und deutschen Flotte unter Fahrung eines Obermaats vom 1861 untergegangenen Schoner Frauenlob" zu einer mitternächtlichen Musterung zusammen- luven, »and ungemeinen Anklang. Die Darbietungen wurden von Vorirägen der Kapelle und des „Deutschen Kriegergesang- vereins" unter Leitung des Herrn Tonkünftlers Neubert um rahmt. Wir schon erwähnt, waren außer dem Vertreter des iönigs eine große Anzahl Ehrengäste erschienen, an der Spitze oer Protektor des Festes. Herr Kriegsminister General der Infanterie Freiherr v. Hausen, ferner die .Herren Staalsminister >>. Mctzich und v. Zeydewitz, preußischer Gesandter Gras Dön hoff, kommandierender General o. Bcoizem, Stadtkommandant :.»r besonderen günstigen Zusälligkeiten zu verdanken, die sich .:ichl mehr allzu häufig wiederholen dürften. Bei dem andauern den Fortzug gerade der leistungsfähigsten Steuerzahler nach den westlichen Vororten macht der Rückgang der Ztenererträge aus ?em Einkommen in Berlin ständige Fortschritte. Ob die bereits ernstlich erwogenen neuen Zteuerpläne, unter denen sich auch eine Theaterbillettsteuer befindet, den großen Ausfall, der im Fahre 1906 bereits lfh Millionen Mark betrug und seitdem noch erheblich gewachsen ist, zu decken im stände wären, erscheint kör zweftell-aft. Inzwischen wird trotz der wenig günstigen Finanzlage mit dem 'Bau von fünf neuen städtischen Straßen bahnlinien Ernst gemacht. Als Konkurrenz gegen die übermütige Große Ztraßenbahngesellschasr sind sie ja immerhin willkommen zu heißen und werden als solche wohl auch ganz wohltätig wirken. Im übrigen aber haben wir uns von der städtischen Regie der- .Niger Verkehrsnntcrnchmiingei! nie so viel versprochen, wie dies von anderen Zeiten geschieht. Es gibt auch städtische Fiskalität, oie sich wenig von der staatlichen unterscheiden uns oft nicht minder rngherpg als diese, auf tleberschüsie als höchste aller Wonnen hin- arbeftet. Wir haben hier auf unseren elektrischen Straßen- b ahne ii »eir einigen Jahren als eine der wertvollsten Er rungenschaften den F e h ii p s e ii n i g I a r i f, mft daß es damit recht gut geht, beweisen oie fortwährenden Mehreinnahmen unserer „Großen". Kaum aber beginnt die Stadt selbst Straßen bahnen zu bauen, so entsteht auch sofort im städtischen Verkehrs ausschuß ein Sturmlaus gegen den angeblich schlecht rentierenden ,'.eünofenniglarif. Man beruft sich au» Las Beispiel der Städte Köln. Frankfurt a M. und München, wo man nach schlechten finanziellen Ergebnissen den Zehnpfennigtari» beseitigt und einen steigenden Tarif wiedereingeführt habe. Man weist au» Düsseldorf. Elberfeld und andere Städte mit eigenem Straßen- bahnbetriebe. die entweder den Zehnpfennigtoris niemals ge- habt oder chn behufs besserer Rentabilität ihrer Bahnen eben falls wieder beseitigt hätten. Daß ein Vergleich oller dieser Städte mit der »Iweimillionenstadt Berlin^und dem in Europa ohne Bei'picl dastehenden weitverzweigten Straßenbahnnetz ganz ausgeschlossen ist, wirb dabei übersehen In Berlin sind allein wahrend der beiden letzten Wechnachtsseiertags von den Straßen- b^nen vier Millionen Fahrgäste befördert worden^ Wie will man «it solchen Verhältnissen selbst ganz große Stähle, wie München ln» überdies noch die städtischen L'Nlea ungünstig be- Handelskammer zu Leipzig. Die Stiftung hat schon recht scgens- reich gewirkt, bedarf aber dringend größerer Mittel, um ihren Zweck in erwünschtem Umsange erfüllen zu können. —* König Friedrich August hat durch Uebersendung seines 'Bildnisses mit eigenhändiger Unterschrift und des Bildes seines Vaters dem Evangelischen Iünglingsverein der hiesigen Kreuzparochie eine mit begeistertem Dank aufgenommene Weihnachissreudc bereitet. —* Auch in diesem Iahre werden die „Vereinigten Bezirks- und Bürgervereine" der König!. Residenzstadt 'Dresden den Geburtstag des Kaisers im ..Ausstellungspalaste" seid lich begeben. —^ Auf der AugustuSbrücke sind die Arbeite» an der abgeiveriieu Stelle der Gaiigbalm Iu den letzten zwei Tagen sehr gefördert worden, so daß nunmehr alle Platten und Kragsteine eiilseint sind. Die letztere» waren satt durchgängig defekt. Die sehr gefährlichen Arbeiten sind mit Hilfe des K»anS ohne jeden Unfall zn Ende gcsüdrt worden: eine weitere Beseitigung von Maiieiwerk macht sich nicht nötig. Der starke Verkehr über die Alke Blückc nötigt dazu, jene Gangbahnstrecke lo schnell wie mög lich wieder den, Verkehr zugänglich zu machen, wie auch das ictz'gc Interimistikum im Straßrnbadnbetrirb aisszichebrn. weshalb ma» wahftcheinltch dazu gelangen wird, die schadhafte Brücken« sttecke nur mit Holz ausiubcsser». ES würden in diesem Falle taike Holzstempel lang und quer als Unterlage verwendet werden, doch ist dies noch nicht endgültig brsli.nmt, vielmehr werden zur Zerr noch Erörterungen über die vraklischsle Alt der Ausbesserung gepflogen. —* „Nichts ist dauernd als der Wechsel!" möchte man angesichts des neuerdings ganz unvermittelt «ingetretenen Wrtterungsumschlages ausrufeu. Gestern Morgen die reinste Winterlandschast, Schnee in Menge in den Straßen der Stadt und heute ein ganz verändertes Bild. Ter Regen hat sein Werk im Bunde mit dem Tauwind, der den Frühling künden zu wollen, schien, gründlich getan. Das übrige besorgten die fleißigen. Hände der vom städtischen Strakenrcmigungsanft hinausgesandten A r b e i t e r ko l o n n e n. sodaß sich namentlich die großen Durchgangsstraßen völlig vom Schnee entblößt zeigen. Allerdings zum größten Leidwesen der lieben Jugend, die natürlich die zahlreichen winterlichen Vergnügungen sich nur ungern entgehen läßt. Wohin sich die Fürsorge der Reinigungs- Mannschaften jedoch nicht erstreckt, da Ivatet oer Fuß durch un- angenehmen, erkältenden Schneeschlicker und kleinere oder größere Rinnsale aus dem cmgehäutten Schnee. Recht trübielia« Ge sichter machen auch die Pächter der Eisbahnen, denen schon an den Weihnacktsseiertagen der Verdienst entgangen ist. Das Geschäft, das sich so verheißungsvoll anließ, wird ihnen durch das linde Wetter buchstäblich zu Wasser gemacht. Das Gleiche gilt, von den Eislieferaliten. Holz- und Kohlenhändlern. Kürschnern usiv., die hiervon nichts weniger als erbaut sein dürften. Ueblen Einfluß wird das jetzige Wetter auch wieder au» die ohnehin schlechten Gesundheitsoerhältnisse äußern, sodaß kaum jemand davon erbaut sein wird. —* Der von der K o l o n ia l g e s el l s ch a s t in Berlin mit lebhaftem Beifall ausgenommene Lichtbildervortrag über Mi'üons- und Kulturarbeit in Deutsch-Ostasrika findet Sonntag, nachmitags 4 Nhr, im weißen Saale der „Drei Raben" statt. Karten zu diesem Vortrag inumericrter Platz 5V Pia., uiinumericrter Platz 30 Pfg.j sind bei Justus Naumann. Wall- siraße, und an der Kasse zu haben. — In Anknüpfung an den Artikel über die Tätigkeit des Deutschen Zentralvereins für Jugendfürsorge sei hieAnit aufs neue die Ausmerkiamkeit auf die Zentrale für Jugend- sürs 0 rge iii Dresden gelenkt. Sie erstrebt, mit der Be- Ichränkiing ihrer Tätigkeit au» Dresden und seine Vororte, dasselbe, wie der 'Deutsche Zentralocrein. Ehrenvorsitzender ist Herr Oberbürgermeister Geh. Fincinzrat a. D. Beutler, Vor sitzender -Herr Pfarrer Mätzolo. Der Ausschuß besteht aus Damen niio Herren der verschiedensten Kreise, insbesondere ist, dem Zwecke entsprechend, die Lehrerschaft darin vertreten. Eine neue 'Aufgabe ist der Zentrale gestellt worden durch die Fürsorge für die soyenanten. „halben Kräfte", d. i. derienigen Jugendlichen, die infolge eines geistigen oder körperlichen Man gels in der Eriverbsfähigkeit beichränft, ia oft schwer behindert sind. Zur Inaiigrisinabme dieser speziellen Tätigkeit bedarf es der Mitarbeit der weitesten Kreise, vor allem sind zunächst grö ßere Mittel nötig, als sie jetzt, zur Verfügung stehen. Ein Bei spiel, wie jeder hier mitzuhelfen vermag, wurde durch eine Lehrerin geliefert, die ihre Schülerinnen -um Mitleid für diese bedrängten Menschenkinder und zu einer Sammlung für diese bewogen hatte. Möchten der Zentrale wertere Beweise tatkräf. tigen Interesses zu teil werden! Die Geschäftsstelle der Zen- trale, Marienstraye 32. 1. Etage, ist Montag. Dienstag. Milt- woch von 10 bis 11 Uhr. Donnerstag, Freitag. Sonnabend von 3 bis 4 Uhr geöffnet. In allen die Fürsorge für die Jugend bis zu 20 Jahren bctr. Fragen wird daselbst unentgeltlich Rat erteilt und nötigenfalls die Hilfe vermittelt. —* Der Wohltätigkeits-Stammtisch „S on n e n b rü de r" veranstaltete am Mittwoch abend im „Keglerheim" eine Weih- egt war. Dii' Sängerschaft'>er -'„Sonn-nbrüder-'eK!^ K Erschienenen mit Ehorvortrögen, während die Konzertsänaerrii. Frl. Matthe», mit ihrer Wechnachtskantate: „O hehre Nacht' weihnachtliche Stimmung bervorrirs. In einer von tzer-en kam- wenden und -u Herzen gehenden Ansprache feiert« Herr Gesell»» fetter die Bestrebungen der Vereinigung und fordert« zu erneutem eifrige» Sammeln auf. damit auch im nächsten Jahre der Weih- nachtstisch Armen und Bedürftigen reichlich gedeckt werden könne. An festlich geschmückten Tafeln hatten 82 arm« Familien, Witwen. Waisen usw.. Aufstellung aenommen. die eme große Anzahl praktischer und nützlicher Geschenke erhielten. Im zweite« Telle des Programm» kam besonders der Humor »ur Geltung: die Vorturnersclwft de» Turnvereins »Jahn", die mit exakten und schwierigen Hebungen am Barren und Pferd auswartete, brachte «ine angenehm« Abwechslung in daS reich« Programm. Zum Schluß kamen noch die von Freunden und Förderern der Wohl- tätigkettSbeslrebungen aestifteten Gegenständ« zur Verlosung, wo« der geleerten Kaffe der „Sonnenbrüder" wieder die erste« Drittel zusührte. Ein srohdelebter Ball beschloß die harmonisch der- lausene Veranstaltung. ... ^ .. —* Im Verein für Sächsische Bolk-kunde hält Mittwoch, den 11. Januar, abends 8 Uhr, im Restaurant Kneist. Große Brüdergasse 2. 1.. Herr Oberlehrer Marlin einen Bortraa über „Bier- und Wirtschaftsucrhältuiffe vewangener Tage". Anschließend findet eine 'Ausstellung von MuIeumS- gegenständen au» Hern, SeeliaS Nachlaß statt. Gäste können ton Mitgliedern eumeführt verdeu. rat Tb Bienert und Erwin Bienert. sich als Kriminalkommissar aus Berlin einfübrte und einen ErpreffnngSversuch machte, mit dem ang«blirl>«n Grasen Wedel! identisch lei, der vor einigen Monaten in Leipzig bei der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt sich 24 000 Mk. erschwindelte. Diese Meldung bestätigt s»ch. wie wir mitteilen können, nickt. Die bei der hiesigen Polizei wegen der Aehnlichkeit des Änstretens der Schwindler seiner zeit in dieser Hinsicht ausaetauchte Vermutung hat sich nach nähe rer Unter uchung als unbegründet herausgcstellt. —* Gestern früh in der 4. Stunde brach in einer Schreib stube im Erdgeschoß des Grundstücks SebnitzerStraveSO aus noch unbekannter Ursache ein B rand aus, durch den ein Bücherschrank mit seinem Inhalt völlig zerstört und einige andere Möbel und verschiedene Gebäudeteile beichädigt wurden. Die Feuerwehr vermochte mit einer Schlauchleitung vom Hydranten die Gekahr bald zu beseitigen und den Brand auf seinen Herd zu beschränken. -*Ausder Geschäftswelt. Montag, den 9. Januar, nehmen die Inventurverkausstage der Firma Hirsch ». Co.. König!. Sächsi .Hoslieseraitt, Prager Straße 8. ihren Anfang. Die Firma will nach stattgehabter Inventur ihr reiches Laaer in allen Abteilungen nach Möglichkeit räumen, weshalb die Preise eine wesentliche Herabsetzung erfahren haben. —* Hainsberg. 4 Januar Infolge der gelinden Witte rung halte sich aus der wilden Weißend das EiS gelöst, welches heute nachmittag gegen 4 Uhr hier in HainSlikig angeichwommeii kam. aber infolge niedrigen Wassers oberhalb der Thopeschen Papierfabrik am Wehre zum Stillstand kam nnd trotz dahin- gerichleter 'Anstrengungen nicht von der Stelle zu dringen war. so daß es sich ocrart angeslaut hatte, daß von der Brücke kaum l Meter Flucht übrig war. Dieses schöne Schauspiel batte eine Menge Menschen herbeigelockt, die noch heute abend zahlreich a» der Weißeiitz uinherstanden. —* Hainsberg, 5. Januar. Die Eisversetzung in der vereinigten Weißeritz dauert noch unverändert fort. —* Landgericht. Die 5. Strafkammer verhandelt gegen den bekannten Romanschriftsteller, Herzoglich Sächsischen Kam merherrn und früheren Oberleutnant Freiherr» Georg von Ompteda wegen Zweikampfs. Der 1863 in Hannover geborene, zuletzt in Meran wohnhastc Angcllagte gibt zu, am Neujahrsmorgen 1904 in der Dresdner Heide mit dem Ritt meister a. D- Hnpfcld in Gegenwart von Sekundanten eine» Zweikamps ausgesuchten zu haben, welcher unblutig verlaufen sei. Die Bedingungen lauteten au» dreimaligen Kugelwechsel aus glatten Pistolen bei '20 Schritt Barriere. »Ich habe nach den 'Anschauungen gehandelt, in denen ich erzogen worben bin!" erklärt der Angeklagte zu feiner Entschuldigung und gibt aus Vorhalt des Vorsitzenden zu, daß die Ursache des Zweikampfes in der Estcirrung zwischen der geschiedenen Frau des Ange klagten und dem Rittmeister n. D. Hupfeld gelegen habe. Vor Schluß der Beweisaufnahme beantragt der Verteidiger, Rechts anwalt Hippe I, die Verlesung des Tenors des Ehescheidungs- Urteils. Dem Anträge wird stattgegeben nnd aus dem Inhalte folgendes sestgestellt:'Am 11. November 1904 ist durch Urteil des Landgerichts Dresden die am 4. Oktober 1892 in Berlin geschlossene Ehe des Freiherr» v. Ompteda unter Abweisung der Widerklage geschieden, die beklagte Ehefrau und Widerklägerin als allein schuldiger Teil erklärt und zur Tragung der Kosten verurteilt. Das unsittliche Verhalten der schuldigen Frau mit dem Rittmeister a. D. Hupfeld habe eine Zerrüttung des ehe- liehen Lebens herbeigefiHrt, L« die Frau seit Jahren zu H. iu einem unsittlichen Verhältnis gestanden babe. Die Frau hatte Widerklage erhoben, weil sie von ihrem früheren Ehemann miß- handelt und beleidigt worden sei. v. O. hat zwar zugestanden, auf Schloß Innichen im Pußtertale seinen Trauring zersägt und die Stücke der Frau vor die Füße geworfen und ihr auch in der Erregung einen Stoß vor die Brust versetzt zu haben Jedoch hat er dre Frau unter Tränen um Verzeihung gebeten und solche auch erholten. Hupfeld hat sich schon seit Frühjahr 1906 in Innichen aufgehalten, einige Tage auch au» Schloß Innichen, wo es bereits -wischen ihm und den Eheleute« zu einer Szene kam, nachdem H. erklärt hatte, er liebe die Ehe frau des Gegners und wolle sie heirate». Am 21- Juli 1903 vcr- ließ Freifrau v. O. in Gesellschaft ihrer Kammerfrau und Hupfeids Schloß Innichen nnd ging nach Bad Ilmen bei Magde burg. Später zeigte sich das Liebespaar in Nizza, Berlin und Brüssel. Dos Urte" stellt ferner fest, daß Hupfeld und Frau legen sind und schon darum schlechter rentieren) und Frankfurt am Main vergleichen! Es wäre sehr zu bedauern, wenn etwa die erste Wirkung der städtischen Straßenbahnen in Berlin die Beseitigung des Zehnpfennigtariss lväre. Tie Große Berliner Straßenbahn, die dann natürlich diesem schlechten Beispiel sofort folgen würde, könnte sich ins Fäustchen lachen und sich um diesen Preis die städtische Konkurrenz gern gefallen taffen! Im übrigen liichren sich, auch abgesehen hiervon, die Stimmen sehr verstän diger Leute, die cs zivar für sehr wünschens- und erstrebenswert ballen, daß die Stadt sämtliche Straßenbahnen in die Hände bekommen, die aber keineswegs dafür sind, auch den Betrieb des Bahnnetzes durch die Stadl selbst bewirken zu lassen. Da nämlich die Verivaltniig der Straßenbahnen aus Grund des preußischen Kleiiibahngesehes der Königlichen Eiscnbahndircktion unterstellt ist. würde sich die Stadt dann in dieser Hinsicht in völliger Abhängigkeit von den Staatsbehörden befinden. Auch ist es sicher, daß eine Stadt im allgemeinen weil teurer verwaltet als ein geschickter Privatunlernchmer. Sie würde bei eigenem Betriebe weit mehr bochbeioldeie Bctriebsbeamte und Bahn- bcdienskete anzuslellen haben, als dies sonst notwendig ist. Jeden- falls hat, wie man sieht, aäch dicie Sache ihre zwei Seiten, »nd es ist noch keineswegs ausgemacht, daß sich die Stadt Berlin, selbst wenn ihr wieder die Gelegenheit dazu oeboten werden sollte, entichließen wird, sämtliche Straßenbahnen nicht nur zu erwerben lwoftir jetzt die Neigung vorherrschst, sondern auch in eigenen Betrieb zu nebmen. Ter Jahreswechsel hat, die stets, auch diesmal wieder «ine Menge erbaulicher Betrachtungen. Mahnungen zur Besserung und Strafpredigten gebracht. Man hat tadelnd auf den zu- nehmenden Luxus hingewieien. der zahlreiche Berlmer Familien mehr und mehr verleite, weit über ihre Verhältnisse hinaus zu leben. Man hat auch andere Mißstände beleuchtet und es dabei nicht an Seitenblicken auf die gute, alte Zeit fehlen lassen, wo alles so ganz anders und natürlich viel besser gewesen sein soll. Da ist eS denn ein gewisser Trost, einmal schwarz aus weiß zu sehen, daß auch in diesem Falle das hrche Lied au die „gute, alte Zeit" nur eine schöne Legende ist, und daß man chon in grauen Vorzeiten, als Berlin noch eine kleine, dürftige Stadt war, von eifrigen Moralpredigern ganz gleich« Klagen und An- klagen vernommen Kat. Es hat sich jemand da» Verdienst er worben, zum NeujahrStag« eia vergilbte» Flugblatt vom Jahr« 178S auszugraben. da» den bezeichnend« Titel hat: „Sin jahrsgejchenk für Berlins Einwohner, oder: lieber den Luxus ! dieser Stadt". Der unbekannte Verfasser wettert darin gegen ' den maßlosen Aufwand, der in Berlin getrieben werde und der umso übertriebener sei. je weiter abwärts der Betreffende aus der sozialen Leiter stehe. Man lebe meistens weit über seine Verhältnisse hinaus. Bei einigen löse der Konkurs nach ihrem Tode das Rätiel auf, andere führten alltäglich ein äußerst kümmerliches Dasein, um sich in Kleidern »nd Putz hervortun und an den in die Auoen lallenden Vergnügungen teilnehmen zu können. Mancher Mann müsse Schulden machen, um den „Florputz" anzuschaffen, den seine eitle Frau zu tragen für un umgänglich notwendig fände. Frauen, die an keine» Aufwand vom Elternhausc her gewöhnt wären, die ihren Männern gar kein beträchtliches Vermögen zugebracht hätten, begehrten doch Visiten- zininier mit lackierten, vergoideten, mit 'Atlas überzogenen Stühlen und Ottomane», mit Trumeaux und Marmortiichen, mit Möbeln von Mahagoniholz: verlangten, i» die Komödie, auf Picknicks und Bälle geführt zu werden und wollten täglich einen Friseur, eine Garderobe, und Kammerjungter zu ihrer Verfügung haben. Dabei vernachlässigten sie Kinder und Hauswirtschaft und stürz ten den Mann ins Verderben oder ins Grab. Durch den in Berlin bestehenden Luxus würde» die Heiraten sehr gehindert. Die jungen Männer hätten nicht die entsprechenden Einkünfte, um die Eitelkeit der Mädchen ihres Standes zu befriedigen: überdies schrecke auch das Beispiel so vieler verheirateter Männer sie ab. und deshalb heirateten so wenige. Unter den dienenden Personen aber sei wohl der stärkste Luxus eingerissen. Selten sehe man ein Dienstmädchen anders als mit Schuhen von woll^ nein oder seidenem Atlas gehen. Am Sonntage trügen sie seiden« Kleider, Enveloppen und beinahe eben das. waS ihre Herrschas ten aus dem Bürgerstande trügen. Diese Moralpredigt aus dem Jahre 1788 kann man säst Wort für Wort in diesem Jahre des Herls 1905 wiederholen. TS trifft zreuckich alles aus die heutigen Zustände zu. Damit werden diese zwar um nichts gebessert, aber man erlangt doch di« be ruhigende Ueberzeugung. daß es heue nicht schlimmer steht, als vor 100 und mehr Jahren, und da wir seitdem in mancher Hin sicht gewaltige Fortschritt« gemacht haben, so ist di« Erwartung berechtigt, daß wir auch heute trotz alledem und alledem nicht -urückgeyin, sondern unS ia aufsteigeader Entwicklung bewege».
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