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Dresdner Nachrichten : 19.08.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-188108195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18810819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18810819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1881
-
Monat
1881-08
- Tag 1881-08-19
-
Monat
1881-08
-
Jahr
1881
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 19.08.1881
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«r. «L >- 8«1ta L — k'rvitagjchm LU, Z.u8ust 1^81 Die »Germania" brachte jüngst zwei Artikel aus der Jeder eine« »liberalen protestantischen Kaufmann» ', die den Titel: „Ja- drinmt, Händler und Jude" führten und bewiesen» datz an dem geringen Ansehen der deutschen Ändustttrerzeugnisse im Auslände nur die Juden schuld seien. Die Juden Hätz«» in Deutschland das ganze Geschäft in der Hand. Wahrend in Frankreich ausschließlich französisch« Prinzipien, in England ausschließlich englische Prinzi pien daö Grsckästüleben beherrschen, giebt es nach der Meinung des > Verfasser» in Deutschland keine deutschen GefchüstSprinzipien. Der jüdische Zwisct^nhändler drücke auf den Fabrikanten und zwinge ihn, schlechte Waaren zu Spottpreisen zu liefern. Wenn der Jude selbst Fabrikant werde, so fabrizire er Schund, der dem deutschen Namen zur Unehre gereiche. Die jüdische Industrie könne nichts Selbst ständiges leisten, sondern nur das Ausland nachäsfen u. s. w. Die vom BUrgerausschuß von Heidelberg mit der Prüfung de» städtischen Kassen- und Rechnungswesens betraute Kommission hat al» Ergrbniß ihrer Untersuchung eine Schädigung der Stadt kasse durch den früheren Rechner Niederheiscr in» Betrage von >000 M. seftgestellt. Durch die Kaution und das Vermögen heiser'» sind ungefähr 50,000 M. gedeckt, die Stadt trifft —nach ein Verlust von NOM» M., wenn nicht die Stadträthe für ersatzpflichtig erklärt werden. In welcher Weise der Sturm am 0. d. M. in der Umgegend von Hamburg gewüthet haben muß, erhellt aus dem Faktum, daß der Gutsbesitzer Lchwerdtfeger auf Wcnsten den durch .Hagel schlag erlittenen Schaden auf l00,000 M. angiebt und dieser Be trag auch von der Versicherungsgesellschaft anerkannt worden ist. Der König von Bauern Hai sich, wie schon erwähnt, in Be gleitung deS ehemaligen Staatsanwalts Frhr. von .Hirschberg und eine» Dieners von Linderbof nach Paris begeben, nachdem noch am Tage zuvor Kabinetssekretär Or. v. Ziegler bis spät in die Nacht hinein Vortrag erstattet hatte. Es ivird angenommen, daß König Ludwig — seiner Gewohnheit entgegen - vieüinal einen verliält- nißmäßig längeren Aufenthalt in der sranzösische» Kapitale, in welcher er stets das strengste Jneognito gewahrt wissen will, nehmen werde, so daß es sehr fraglich erscheint, ob derselbe an seinem 00. Geburtstag, am 25. August, innerhalb der blau-weißen Grcnzpfähle weilen wird. Nach der Rückkehr aus Paris gedenkt Ludwig II. sich an den Chiemsee zu begeben, uni sich dort aus der Herren-Jnscl, die er bekanntlich zu Anfang vorigen Jahres angekaust hat, von dem Fortgang der Bauarbeiten des neuen Schlaffes, des sogenannten Künigsbaues, zu überzeugen. Wie Augenzeugen versichern, schreitet der Bau, für dessen Vollendung drei Fahre iir Ansatz gebracht wurden, rüstig voran. Daß Richard Wagner hier auch einen Schau platz für Ausführung seiner Werke finden soll, sei für heute nur nebenbei bemerkt. Fn Bezug aus die Verhaftung des russischen Für sten E. wegen eines von ihn, gegen einen Juwelier in Berlin verübten Betrüge» schreibt das „Bert. Fremde,iblatt": Der Feft- gcnommeiic war aus Baden vor mehreren Tagen angekonunen und hatte in zwei JulveltngesckMen Schinucksachen von hohem Wcrthe auf Kredit zu kaufen gesucht. Er legte zu diesem Zwecke den Ge schäftsinhabern eine angeblich von seiner Mutter hcrrührcnde Depesche vor, welche aus Petersburg an ihn geschickt worden und den Inhalt hatte: „Lieber Sohn! In den nächsten Tagen wirst Du 18,000 Rubel von mir enipfangei,. Prinzessin E." Einer dieser beiden Juwelenhändler mar vorsichtig und lehnte den Verkauf gegen Stundung deS Kaufpreises ab, während der andere an den E. einen Schmuck «m Wcrthe von 8000 M. verlauste. Ta E. den Zahlungs termin nicht einhielt, so erkundigte sich sofort der geschädigte Juwelenhändler bei der russischen Botschaft, bei der er allerdings erfuhr, daß ein Fürst E. existirc. Auch wurden nach der Festnahme des E. die bet ihm Vorgefundenen Legitimationspapicrc und der Paß von der russischen — Botschaft formell für richtig befunden. Dagegen wurde durch telegraphische Anfrage nach Petersburg kon- statirt, daß daselbst eine Prinzessin E. sich nickt anfhalt und daß somit das Telegramm von einem Koinplieen des Betrügers her rührt. Ob derselbe wirklich der Fürst und kaiserlich russische Kammerjunker E. ist oder ob er den Paß und die sonstigen bei ihm Vorgefundenen LegitiinationSpapiere dem wirklichen Fürste» E. gestohlen, Kat noch nicht festgcstellt werden können. Oesterreith. Der Schulinspcktor wollte die Privatschule im Kloster der Salcsianerinnen in Wien vorschriftsmäßig inspiziren, allein die Oberin verweigerte dies und berief sich auf den Stiftsbrics, wonach die Aussicht über die gennnntc Schule der jeweiligen Kaiserin allein zustehc. Die Sache kam schließlich vor den Kaiser, der unver- weilt anordnete: es sei den bestehenden Gesetzen gemäß vorzugchcn. Mithin wird die Inspektion in üblicher Weise stattfinden. Aus Kolonien in Galizien wird Wiener Zeitungen gemeldet, daß im Dorfe Sloboda-Rungurska dieser Tage äußerst reichhaltige Petroleum-Quellen entdeckt worden sind. Tic neu entdeckte Quelle liefert mehr als lOOO Ccntncr an täglicher Ausbeute, ein Quantum, welches größer ist, als der Petroleum-Gewinn aus alle» Schachten Wcstgalizicnü und den Bezirken Krosno und Gorliee zusainniengenouimen. Ungarn. In Sikovitza, im Oriovaer Stnhlbczirke, haben sich Tabakpslanzcr den Steuerbeamten wid ersetzt, i Folge des Tabaks Monopols). Es kam zu Thätlichkciten, und winden viele Berlins lungen vorgenomnicn12» Honvödo und 5 Offiziere sind dorthin abgcgangcn. Im selben Stnhlbczirke ist eine wohlorganisirte serbische Räuberbande eingefallen. Die Räuber beraubten und mißhandelten die Einwohner von Moldova und Weitzenried, mehrere derselben sind lebensgefährlich verletzt, darunter der Komitatsnotär und der Stuhl lichter. Eine Eskadron .Husaren ist dorthin abgcgangen. Jrankreicti- Uebcr die Katastrophe von Marseille wird gemeldet: Vor einigen Tagen war hier ein Toreador von Madrid eingctrofscn und ließ aus eine», Felde des Prado einen Circus aus Bretcrn bauen, dessen 8 Galerien auf Balken ruhten und der 1500 Personen fassen konnte. Schon um 0 Uhr Nachmittags drängte sich die Menge vor den THUren des Circus, und die Polizei konnte nicht verhindern, daß Viele über die Schranken kletterten; die Bänke waren daher übersültt. Als der dritte Stier eben in die Arena eintrat, fühlten einige Personen den Boden unter ihren Füßen schwanken. Eine Panik bemächtigte sich der Zuschauer, die massenhaft nach den Ausgängen stürzten. Das Gerüst kracht nnd im Nu brechen alle Galerien unter furchtbarem Getöse inmitten einer Staubwolke zusammen. Sogleich läßt stch unter den Trüm mern ein schauerliches Coneert von Sct»»erzeiis und Hilferufen, von Aechzcn und Stöhnen vernehmen. Diejenige», welche am wenigsten tief cingebrochcn sind, raffen sich trotz ihrer Verletzungen glücklich empor und suchen nun jammernd unter dem zertrümmerten und schon mit Blut befleckten Ziimncrwerk nach ihren Verwandten und Freunden. Lazaretlnvärter, Acrzte, Gendarmen, Löschman». schäften liefen herbei. Gleich zu Anfang zog inan 7 Leichen bcrvor, die entsetzlich verstümmelt waren, aber auf der Stelle unlgetommen sein mußten, da ibre Gesichter keine Spur von Schmerz zeigten. Bei weiterer Entfernung des Schuttes fand man noch andere Todtc und eine Menge Verwundeter. Um '/»8 Ubr Abends ivar die Un glücksstätte vollkommen bloßgelegt; die Polizei hielt davor Wache, lieber 50,000 Personen standen jetzt aus dem Prado, der Place- Castellane und der Rue de Rome uud blickten angstvoll in die Wagen, welche die Opfer himvegführteii, ob »licht ein Angehöriger oder ein Freund darunter sich befände. Um 12 Uhr Nachts hatte inan 13 Todte, worunter 2 weibliche, und 150 schwer Verwundete gezählt; die Zahl der leicht Verwundeten ließ stch gar nicht fcst- stetlcn, da die meisten von ihnen gleich nach Hause geeilt wäre». Neueren Meldungen zufolge zählt man 17 Todte und >80 Verwundete. Ueber die skandalösen Vorgänge in Bcllevillc wird tele graphisch mitgetheilt: Gambetta begann: „Bürger " (Ge schrei, Pfeifen, Rufe: „Nieder mit ihm!") Gambetta: „Bürger, cs ist mir unmöglich ..." Neue, ivüthcndcrc Unterbrechung von zehn Minuten. Gambetta mit dem Stock wüthcnd aus den Tisch chlagend: „Bürger, seid ihr das Volk von Paris? Was ist daö ttt: cm Schausviel, welches die versammelte republikanische Tciuv- ratie von Paris bietet, und ihr erhebt Anspruch für die Freiheit ttif zu sein? Ich mahne euch zur Achtung eurer Mitbürger, zur Selbstachtung." Neue wüthende Unterbrechung. Gambetta, »ach dem er mühsam wieder zu Worte gekommen, todtcubleich, wutb- bebend, mit kreischender Stimme, jeden Satz mit Stockbicben aus den Tisch begleitend: „WaS! Ihr seid hier zchntanscnd Bürger und laßt Euch von einer handvoll Lürmiiiacher zur Ohmiincht ver- uekheilen?" Beifall, Lärm, ein schriller Pfiff ertönt. Gambetta außer sich: „Der gepfiffen hat, ist ein Feigling!" Stimme» im Saal: „Hier ist der Meifer l" Tumult, der Schuldige ivird hiiiausgewvrfe», Ruse: «den Sie l" Gambetta: „Ich wünsche zu reden und Ihnen die Wahr- >u sagen." Tumult, „still da, Brüllaffen! still, Maulhelden! schäm» und gewissenlose» Pack l Was, ich komme hierher. und Sie sind unfähig, die Ordnung herzustellen und die Freiheit der Tribüne zu sichern? Wenn morgen Frankreich diese Vorgänge ersälnt, wird man sagen. Sie haben nicht die Sitten der Freiheit, sondern der Sklaverei. Hören Tie zu, ich werde nachher Ihre Widersprüche auszuhalten wissen." Ungeheurer Lärm, fltufe: Nem, nein! Gambetta: „Es ist leicht, Nein zu schreien, wenn man nicht weiß, was man sagt, und vielleicht silrü Neinschreien besoldet ist. Es ivird aber von einer Minorität von Brüllaffen nicht abhänge», die Wahrheit zu ersticken. Die Tollhäuoler, die sie ansgehetzt haben, können wohl Störungen in diesem Wahlkreise Hervorrufen, aber ihn nickt entehre». Ich kenne Euch schon lange, ich entlarve und ver- urtheile Euch. Ein Tumult, der mehr lächerlich als schinählich ist, ivird niemals mein Wort und meinen Gedanken aushalten können." Ungeheurer Lärm. Gambetta sucht dagegen anzutämpfen, kann sich aber nicht mehr hörbar machen ; die Ltimme beginnt zu versagen. Endlich niit ungeheurer Anstrengung, heiser, hochroth, rust er ins Getöse hinein: „Ihr wollt mich nicht sprechen lassen ? So hört dieses Schlußwort. Ihr, die Ihr brüllt und heult, ich werde Euch niemals mit dem wirklichen Volke verwechseln. Ihr nennt mich Diktator. Wißt Ihr, was Ihr seid? Ihr seid betrunkene Knechte'" Thicrähnlichcü Geheul, durch einen Avplausdonner besiegt. „Am 21. August werden mich die wahren und ehrlichen Bürger für diese Infamie rächen. Ihr aber» Handvoll Brüllaffen, werdet am Tage »ach der Abstimmung Euren alten Gewohnheiten nachhängen. Merkt Euch aber, daß ich Euch selbst in der Tiefe Eurer Lager höhle» zu finden wissen werde". Bei diesen Worten entfernte sich Gambetta rasch sainint dem Bureau mitten in uiffagbarem Getöse. Der Pöbel heulte und pfiff und warf Gambetta Schimpsivortc ins Gesicht; dieser aber benutzte jede kleinste Pause, mn die Beleidiger mit Ausdrücken der Verachtung zu überschütten. Als Gambetta stch entfernt hatte, wurden die elektrischen Lichter plötzlich abgedrehl und die Menge zerstreute sich allmälig. Rußland. Der Kriegüimnister General Wannowstij hat unlängst eine Revision dcü Depots der für das Militär bestimmten Stiesel vorgenomnicn. Dabei soll tonstatirt worden sein, daß unter je 50 Paar Stiefeln nur 10 Paar tauglich waren. In Folge dieser Entdeckung soll eine besondere Kommiffion zur Prüfung aller Depots ernannt worden sein. Am 3. August brachte der „Herold" folgendes Inserat: „Tie in Europa rühmlichst bekannte Violinvirtuostn R o th d e B la n ck, welche schon vergangenes Jahr hier cintressen sollte, wird nun jetzt bestimmt Mitte August nnt der hiesigen K. K. Hosopcrnkapelle in Nörederr,e coneertircn." Diese Anzeige erregte die Aufmerksamkeit der Polizei, da cs weder eine Virtuos!», noch einen Ort dieses Namens giebt und man sich des famosen Inserates erinnerte, wel ches wenige Tage vor de», Kaiscrmord im „Herold" gestanden hatte nnd dessen russischer Thcil hieß: „für Hunde Hnndcstod". Bei der Nachforschung über die Herkunst des jetzt vorliegenden Inserates ergab sich, daß dasselbe von unbekannter Seite aus dem Auslände cingcschickt worden war. In der äußeren Anordnung stimm t das letzte Inserat mit dem vom O.März und ist cs nicht anffallcnd, daß die Polizei von dein Vorgang Kenntnis! uni»», der noch nicht auf geklärt ist und allen Annahmen freien Spielraum läßt. Rumänien. Vorläufig, schreibt die „Indische Presse", baden sich etwa 500 rumänische Familien zur Ansiedelung als Ackerbauer »i Palästina bereit erklärt, und wenn nach und nach WM) Familien gleich 50.000 Seelen sich melden, so dürste dies viel ge nannt werden. Mehr werden wohl in den ersten Jahren sich nicht meiden. Das Geld für diese Auswanderer kann beschafft werden; wenn nur die Sache erst den richtigen Zug bat. Die deutschen Juden, welche türkische Papiere besitzen, die ja doch werliüos sind, werden sie ebenso gern wie die englischen als Kaufpreis für palä stinensischen Ackerboden hergeben. Tie Unsicherbeit daselbst kann durch fremde» - vielleicht englischen Schutz - beseitigt werde». Werden die ersten Ansiedler rcuisircn, so hätte die Sache einen Piten Ansang nnd die jüdische Bevölkerung tonnte bis auf 300,000 Leclcn gebracht werden. Jedoch sollte Niemand langer als 3 Jahre Lubventton erhalten. Tunis. Am 15. d. M. wurde ein Malteser in Susa durch einen Tripolitaner ermordet. Das englische Panzerschiff hat 000 Man» zum Schutze der Europäer nusgeschifst. Eine weitere Nachricht besagt, die Engländer hätten die Landung bei Susa zum Schutze der Europäer nur vorbereitet, seien jedoch davon abgestan den auf die Versicherung des tnncstschcn Generals Bacouch, daß die Rübe ohne englische Intervention ansrccht erhalten werde. England. Ein aufregender Zwischenfall nnd ei» neues unerhörtes Ercigniß mehr bcreicljcrt die ohnedem schon crcigniß- rciche Session des Parlaments. Der Oberstaatsanwalt für Irland gab eben im Namen der Regierung einige Erklärungen, als sich im Hanse eine nicrkwürdiae llnrnbe bemerkbar machte. Bekanntlich stebt jedem englischen Parlamentsmitglicve das Recht zu, die Sitzung zu »nterbrechcn, wenn er im Hause einen Fremden zu be merken glaubt, „ffli-. 8i»oalco>', n , a strüngor!" (Herr Sprecher, ein Spion, ein Fremder!) heißt es da. Dieser Ruf er tönte gestern zwar nicht laut, er wurde aber in den vorderen Bänien von Qiir zu Obr acsiüstert. Bald wendete sich die allgemeine Auf merksamkeit dem Fremden zu, der als frecher Eindringling ans der Flur des Hauses erschiene» war nnd sich frech vorwärts bewegte. ES ivar eine riesige fette Küchenschivabc. Zuerst lief sie unter all gemeiner Spannung aus dem Mittelgange zwischen den Konser vativen und Liberalen ans Lord Ehurchhiil, den Führer der ans vier Mitgliedern bestehenden „vierten Partei" zu und stand einen Alistcnblick in stiller Uehcrlegnng da, ob sic sich dieser Partei an- schlicßen und dem edlen Lord eine willkommene Verstärkung ab- gcben sollte. Es schien ibr nicht gcrathcn zu sein; die Schwabe wandte ihre Schritte zurück und eilte aus die Home Ruler zu; sie kam bis zu Mr. Parncll, stand einen Augenblick wie erstarrt nnd wandte stch dann cntseick zur Flucht, welche sic direkt zur liberalen Leite siibrte. Sic kam Mr. Rüssel nahe, der jedoch offenbar in einen solchen Parteizuwnchü keinen Stolz setzte nnd die Schwade mit einem leichten Fußstoße nbwies. Dies fühlte sic direkt zur Opposition, ivo cs ibr jedoch sein schlecht erging. Der Bradloug- seind, Mr. Ncwde^ate, der allrm Ungeziefer Urscbde geschworen, setzte kühn seinen ,zuß aus sie und endete so die parlamentarische Carriß re des ohne Eidesablegung oder Angelobung zugclassencn Insekts, welcher brutaler Akl »nt allgemeinen Ausiufen der Ent rüslun^ begleitet wurde. „8hi»n«N" und „Oh, off!" tonte cs von allen Leiten, nnd der Oberstaatsanwalt, drr von dem interessanten Zwischenfalle keine Atmung hatte, hielt erschrocken in seiner Rede innc nnd blickte nach allen Seiten, da er befürchtete. irgend etwas gesagt zu bnbc», was das -Hans verletzte. Mr. Glndstone erhob sich nnd sagte ihm halblaut: „(la cm, it> uns oui.v a IiIncN-hootlo" - „fahren Sic fort, cs bandelt stch mir uni einen Schwaben." - Ein homerisches Gelächter ging durch das ganze Haus und cs ivar wohl der unschuldigste Zwischenfall, welcher Abwechslung in die Verhandlungen der diesjährigen Session brachte. Amerika. Die Besserung in dem Befinden des Präsidenten Garficid bat zugrnomincii. Erbrechen ist den Tag über nicht ein getreten. Der Präsident hat die ibm eingcslöhte Nabrnng bei stch behalte», ebenso Fleischcxtrakt mit Wasser, welchen er verschluckte. Ter Zustand der Wunde ist sortdancrnd gut. Puls ll2, Tempc ratur 08,08, Respiration 18. Er hat ruhig geschlafen. Seit Mitt woch Abend Orll Uhr hatten die Wärter keinen Anlaß die Aerztc zu rufe». Während man Garsield gestern Fleischertratt eingab, traten abermals Smnptome von Magen-Beschwerden hervor, weshalb weitere Versuche nnterblicben. Der Versuch soll beule wiederbolt werde». Feuilleton. Ji» K. Hostheatcr ivar Günther'S „L eibarz t" am 17. Aug. ziemlich gut besucht und verlief, wie immer, sein beifällig, obgleich das Proßc Haus der behaglichen Stimmung schwer Ibcilbaitig ward, die sich in engeren Räume» von selbst crgicbt. Das Dtüct ivird liier reizend gespielt; Hr. Jaffa, Frl. Ulrich, Frl. Link, Frl. Arndt, Frl. Hahn, Hr. Bauer, Frau Wolfs, ja selbst Frl.Diaeono i» ibrer vorzüglich gespielten Dnodezrolle, lassen nichts zu wünsche». Neu war -Hr. Matkowsk» als Leibarzt, an Stelle des Hr». Dcvricnt. Hr. Devrient war sein gut, blond, etwas zagbnst, verlegen, also sein komisch. Hr. Matkowsk» gebt stürmischer, feuriger vor und spielt den Uv. Miller sicher bedeutender. Fildes; wirkt das etwa so, wie wenn inan einen Ändalnsicr in eine Droschke spannt. Die Rolle »»iß doch wohl geistig den Fürsten nicht überrage». Unge schicktheit »nd drollige Verlegenheit müssen die beträchtlichen aeisti gen Eigenschaften des in io komischer Lage bestndiicheii Arztes cachiren, auch sein Unmnth muß ihn, nnfgezwünat werden, nicht aus der eigenen Initiative kommen, sonst hegreist sichS schlechter dings nickt, warum der Leibarzt auch mir 14 Tage in der wenig maniihaften Stellung bleibt; Hr. l)r. Müller Matkowsti wäre sicher nach deni dritten Tage fortgelanse». Niit großem Talent und Ge schick spielte Hr. Matkowski,: aber aus allen Poren bricht ihm Feuer und Temperament, er hat's wirklich schwer, sich passiv Harm loü zu geben. Für ihn ist solch' eine Studie freilich nünlich, aber für das Stück und das Ensemble ist eine etwas geruhigtere Dar stellung besser. Für unfern Carlos, Fiesto »nd Romeo sind das keine Aufgaben. -j- Wie man versichert, will man zu der Pensionslassen-Vo-t stellung im Neust. Hostheatcr, zu welcher Gutzkow's Zopf und Schwert bestimmt ist, Hrn. Hofschnuspicler W i n g e r ersuchen, an- betrachts des guten Zweckes, die von ihm s. Z. nieisterbast erriete Rolle des preußischen Königs nochmals zu übernclnnen. Ein volles Hanü würde die Zustimmung des vereinten nnd eigentlich viel zu früh nhgegangeiien Hrn. Winger ansdrücken. -j- In Leipzi g ging im Ncnen Theater zum ersten Male mit gutem Erfolge die von Hermann Götz «den, verstorbenen Kompo nisten der Oper: „Der Widerspenstigen Zähmung", die in Dresden immer noch st'hlt) nachgelassene Over „ F ranresco da R i in ini" in Treue. Dieselbe ist eine in edelstem, echt deutsche», Stil gehal tene Komposition voll tiefer Empfindung, reich an anmnthigen, poetisch gedachte» Melodien nnd, wenn auch ohne die packende Ge walt stärkerer dramatischer Effekte, doch äußerst ansprechend und fesselnd. Die Chöre sind frisch und melodiös, die Recitative fein und cmpsindungüreich. Das TerMich, von Widmann »ach Silvio Pellico, vom Komponisten selbst aber vielfach nnigearbeitet, ist an sprechend, die Charaktere sind klar und gut gezeichnet. Die Aus führung, für welche Direktion nnd Regie das Möglichste geleistet hatten, ivar unter Leitung des Kapellmeisters Seidel sehr gut. I- Die 1882 in Banreuth stattbabenden ersten Pnrcival- Auslnhriinge» für die Patrone nnd Wagnervceeine linden am 20. und 28. Juli statt, einen Mittwoch und Freitag. Wie wir authen tisch mitlheilen können, reihen sich an diese intimen Premiörcn sosorl öffentliche Ausführungen; die erste am Ou. Juli, dann folgend an jedem Sonntag, Dienstag nnd Freitag des August. Diese Fülle oer Wiederholungen ivird überraschen. Die Münchener Kapelle, welche der König für das Werk bewilligt bat, beginnt die Vo. probsn in München, vom 10. Juli ab in Banreuth nnd ioll am 24. Juli eine völlig fertige Generalprobe mit Sängern nnd Deko rationen adhalten, welcher n u r Ludwig der Unsichtbare, König von Bnpcl», bciwobnen soll. -ß Bekanntlich wurde im verstoßenen Mai in Berlin bei dein Ebepanr v. Nordhoss - Ellmenrci ch eingebrochen und unter an deren Kostbarkeiten ein der Frau v. N. gewidmeter jitb. Lorbeerkranz gestohlen. Ein Individuum, welches an jenem Tage in dem im .Hause hefindlichen Kaufladen Cigarren gekauft batte, wurde jetzt »erbostet. Wie verlautet, läge bereits ein Geständnis; vor, doch könne der von der Stadt Hannover der bestohlenen Künstlerin ge widmete silberne Lordcerkranz nicht mehr herbeigeschnsst werden, da er bereits — cingeschmolzcn sei. ES ist ausfallend nnd ivird durch die Brände in Eadir. nnd Prag abermals bestätig!, daß die meisten Theater brande nicht Abends wäbrend der Vorstellung, sondern zu andern Zeiten auü- brechen. Aus eine un ans geletzte Bewachung eines Brand- objckts wie ein Tbcntcr müßte aber energisch bingewicsen werden ; in der Regel ist die Bewachung der Theater Abends beim Spiel sorgfältiger als am Tage vor dem Spiel, da die Gefahr Abends weit größer ist. In Prag waren aber die Löschrcservoirs leer, die Lchlnsscl nicht bei der Hand, »in von einem Lokal zum andern zu verkehren; der Fenernietkeapparat hat versagt, und endlich war das GnS nicht nbgesperrt. Wasser voransgcseht in den Reservoirs, konnte der Brand, der ganz klein begann, von einer Wachpatrouille leicht gelöscht werde», wenn eine Patrouillirung überhaupt statt- gehabt hätte. Das Dresdner Unglück mar s. Z. Anlaß, daß hier un neuen »nuse, und dieser Praris Hochgebildet selbst im Ncsidenz- thcatcr unablässig patrouiilirt wird, und zwar Tag wie Nacht, so daß die Ksntroluhren jede Patrouille »ach Zahl und Zeit genau angebcn. In Prag haben Maler und Stukkateure „um 0 Uhr das HanS verlassen", ganz gcmüthlich, wie cS scheint, und eS zweifelhaft lassend, wer nun über das Hans zu wachen hatte. Mau stelle Wächter au nnd (wie bei uns) einige Dutzend Kontroluhrwerke, lasse die Wächter hohe Kaution stellen nnd strafe unerbittlich das erste Versehen. Keine Fcucrsgesahr auf der Bübne während des Spiels zerstört so viel, wie die Gefahren des Zufalls außer der Spielzeit: bloS weil während des Spiels aufgcpaßl ivird. Daß schließlich der Prager eiserne Zwischenvorhang versagt hat, zeigt, wie wenig Verlaß darauf ist. In Dresden, das darf man mit Fug und Recht sage», ist Feuenvehr, Kontrole und ursprüngliche Bau anlagc nach allen menschlichen Begriffen vorzngli ch. Wir Jour »allste», die Tag um Tag dort verkehren, sehen und schätzen das. Aber wenn mau wegen Feuer sehr ruhig sein darf, so würde selbst ein blinde r Fcuerlärm kein großes Unglück nnrichren können. Tenn: von allen Ranglogen, auch vom 5. Rang, lausen gute sepa rate steinerne Treppen, die breit genug sind, um ohne Stockung so fort rasch vassirt werden zu können. Aber das Paranet! Wie eng sind die Ausgänge «olme Milletgang), wenn sich die Reihen rasch entleeren sollen! Und tommen alle glücklich auf den inneren Korrioor, so ist es erst recht schlimm, wie jede volle Vor stellung zeigt. Fn diesen ganz engen, von einem Dutzend nach außen gehenden Logentbüren jlankirten Gang staut sich vor den Garderoben (entsetzlich kärglich sind sie im Raum bemessen!) der Menschcnknäuel nnentwirrbar nnd drängt der einzigen direkten AnsgangSthür ans jeder Seite zu. Es giebt, ivie der Ban mm ein mal ist, vielleicht nur ein Mittel, hier zu bessern, in den untersten geräumigen Vestibülen, die natürlich zuvor durch Glas - Vor häuten lnftzngdicht gemacht werden wüßten, sollten in langen Reihen hin die Garderoben für das Parauet angehracbt sein und aus den jetzigen Garderobenlöchcr», die für die wirtlich gn»z musterhafte Bedienung nicht miilver schrecklich sind, müßte »ndedmgl bei Tbüre .4. und C. ein direkter Ausgang (Nolhtüürei in's Freie beschafft werden. Ein Ban, der rundum frei liegt nnd vorn etwa 12 Thnrcn in's Freie bestick, ivird gefährlich nur durch die schlechte Konununikalion zwischen t. Parauet und dein nickeren Foper. Gebt ans der Garderobe .V. eine direkte Thür «die Treppe ist vor handen !!) in den unteren Raum nnd in das Freie, io entleert sich das vordere Pnranet gefahrlos. Fetzt ist dies nndeickbar. Die geringe Einbnßc an „architektonischer Dchönheil" käme wobt nicht in Be tracht, die durch eine Verlegung der Garderobe in das ebenerdige Vestibül entstünde. Vermischtes. Ein entsetzIi ck, e r M o r d wurde kürzlich in Preston be gangen. Ein junger Mann, Namens Simpson, wollte sic!, mit einer NUß Ratrlisse, Tochter eines Gasiwirlhs in Preston, mit der er schon tangere Zeit ei» Liebesverhältnis; nnterbatten batte, ver hcirathen und traf mit ihr Morgens gegen !t Ube znsommen, mn lick, in der St. Panlskircbe mit ihr krönen zu lassen. Aus dein Wege nach der Kirche sprachen sie zur Einnahme von Erfrischungen in dem „Sir Waller Scotk-Hoiel" vor und begoben fick, in das Gastzimmer, wo sie sich Limonade geben ließen. Kaum batte die Wirlhstochler das Zimmer verlassen, als sie ein eigeitthümliches krachendes Geräusch vernahm und zurückblickend z» ihrem Cnsetzen hemerkte, daß das junge Mädchen ans einer tiefen -Hatswunde blutete. Sic rief sofort »>n Hille, als die übrigen Hausbewohner aber berbeicilten, ivar das Mädchen bereits todi. Fbr Mörder, der den Kops seiner Braut ans den Tuck, gedrückt mw ibr dann mit einem Rasirmcsser die Kehle nbgeschnitten batte, laß ganz nibig neben der Leiche, das blutige Messer lag vor ibm ans dem Tisch, und aus die Frage, wer dies geilian habe, erwieöeue er ganz tail- tckütig: „Das hin ich gewesen !" Ce ließ sich obne Widergand ver haften nnd legte auch noch vor Gericht die empöreiwge Frechheit an den Tag, indem er über die Aussage der Zeugen lachte. Abends eiligetroiicne Börsen. krailkiacl, M. eNcnde. Srcd.a MM,',, vombard. 132- VOec vocgc . Eiwcncnle . Papicircnl,: . Galizicr Ä«.«7. ideslerr. AcNdrciac ——. Uu.Mgchc >»o!i»cu!c . <>cr>> —. 80cr Nttjsc» —, 2. Octcitt 02,cm, Acncsic MniO'.ochc cSoldaol, —. o. c>ma -- . Ungar. Papicr- rculc —. — Acgcsi. rüieii, i>». »««., «dnidö. tirc'dil o> U Eiaa,r». —. Lombard. . ea>a>o-A»ür.B. — »!>n>oaomd'oc —. ed'Nmcii Pavicrr. . Lcilerr. Moldrculc Ungar. S>r>d>c»Ic— . I"/>, n-a. camdr. —vna. Crcdit —. Nnn'nrank —, Magjier - . SNnkdaN'ann —. Banlvcicin —. — Uncnlnlncdrn. Par>a, M. Aug,. >L<IN> IM Rrnlc cn.2>',. enarilir N3.20. JlaNcnrr Llaair-baln: <02,5>o. prmbardcn 002.äa. dr. Priorilalcn 2V!>. SWplcr »nn. Lcilirr. VoldrciNc 02-i, —. g, n. Varl«. <P rodn ,1 c»>, m. e>ng. iSNgnk,. Wci«cn Anz. e.d.vv, Nobr.-grbr. bcNanvici. Epiriiii» ?.«»»,'> aN.SO. Ian..AprN al.eo, >«!,. Siübst Angun 82.2S.. Aan.-April »vi.üe., rr>> Umsirrdam <Pr o i>u l >e»), lS.Angui!. (Lchlub., Äciccil Äovrmpcr 212 Rogsen Oliobrr 212, Marz N'8.
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