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Aus srem-en Zungen. In der brutschen Schriststellerwelt lebt bte Befürchtung. ,» werde auch in der Belletristik zu der Uebersremdung kam- men die wir aus dem Theater längst haben. Wir achten das, was die Ausländer Bedeutendes leisten: und es ist unser Stolz, daß wir. wie so leicht kein anderes Bolk. die dichterische» Erzeugnisse fremder Nationen durch unsere einschmicgsamc Sprache zu unserem Eigentum machen können. Aber in einer Zeit, wo die Not der deutschen Dichter viel gröber ist, als die Allgemeinheit weih, da sollten es sich die Verleger vor allem zur Pflicht machen, längere deutsche Talente, und deren gibt es genug, zu Worte kommen zu lassen. DaS Publikum aber, das gemäß unserem Erbübel geneigt ist. sremde Mittelmäßigkeit von vornherein für etwas Großartiges . zu nehmen, muß sich gleichfalls darauf besinne», daß es vor alte» Dinge» das heimische Schrifttum durch den BUcherkauf unterstützt. Nur das Beste vom AuS- lande hat ein Recht, bei uns beachtet und gefördert zu werden. Skandinavien ist ia setzt die große Mode, und skandina vische Bliche, sind immer dick. Ohne eine ausführliche Ge. schlchtsklitternng übe, drei, vier Generationen hin geht eS da meistens nicht ab. und es könnte fedeömal gut noch drei, vier Generationen so weiter gehen. Denn bet der starken ehe» lichen und häufig auch — in aller Keuschheit und Herbheit natürlich! — unehelichen Fruchtbarkeit, die die Helden und Heldinnen entwickeln, mangelt eS nie an Menschenmaterial, das sich t» Schuld und Fehle stürzen kann, nm endlich mit der tiefen Weisheit aus de» Lippen, baß die Einrichtung des Lebens doch Ihre gewissen Schwächen hat, nach Walhall zu entschweben. Unter diesen Umständen ist eS ganz wohltätig, daß sich Alexander Svedstrup in seinem von Pauline Klaiber- Gvtlschau aus dem Dänischen übersetzten Roman «Erik Gudmanb" (I. Engclhorns Nachf.. Stuttgarts darauf be schränkt, ein einziges Paar zum ersehnten Ziele der Hoch zeit zu führen. Wie der inngc, frische Erik seine geliebte Ellinor bekommt. — das ist das Thema dieses behagliche» Buches: eS spielt unter nordischem, aber znm Teil auch unter tropischem Himmel, und aus beiden Schauplätzen ist die Hand lung bewegt und abenteuerlich. Go ernst eS manchmal her- gebt, dort am Nordstrande und in den Kämpfen der dänisch- guinesischen Kolonialtruppen: über allem ruht ein liebens würdiger Humor; es wird nichts Problematisches in die Menschen hinelngepreßt, sondern sie stehen als natürliche Wesen vor uns. Eine unterhaltsame Erzählung. Ins Märchenhafte schweift I Anker Larsen, gleich falls ein Däne, dessen Sonntagsgeschlchten: «Der Garten des Paradieses" von Gustav Morgenstern übertragen und bei Grethlein in Leipzig heranSgegeben worden sind. Namentlich in der ersten dieser Geschichten, die den Titel «Die Bucht" hat. lebt die Natur und fließt In die Seelen der drei Freunde Niels, Christian und Johann über: besonders Niels, der später in seiner Heimat Pastor wird, ist ganz mit ihr verwoben. Land und Meer sind fein geschildert: das Schick sal leitet die Jugcnbgespielen verschiedene Wege, um sie zu letzt wieder zu vereinige», Konflikte des Herzens trennen Niels und Christian, die beide dasselbe Mädchen lieben, aber Niels findet sein Glück bet einer anderen Frau LarsenS religiöses Empfinden, dem wir auch in der zweiten, kürzeren Geschichte, „Blumen des Paradieses", begegnen, hält sich von allem im üblen Sinne Pastoralen fern. Ins heroische Zeitalter führt uns der Norweger Andreas Haukland. Sein Roman «Helge der Wiking", verdeutscht von Luise Wolf und Friedrich Castelle (bei Adolf Sponholtz, Hannover), ist volle, Helden- geilt aus längst versunkenen Tagen. Locker sitzt das Schwert in ber Scheibe, und b»e Sperre sausen herüber «ub hinüber. Schonung wirb bem bestegten Keinbe nicht zuteil, uni er er. bittet sie auch nicht. Denn wo die Freiheit verloren ist, ba hat das Leben keinen Reiz mehr. Haakons Erbe, der tapfere elge. zieht aus, um da» Mädchen seiner Lieb« durch kühne aten zu gewinnen. Mit allerhand Ränken betrügt ihn Tvrlcif und bringt ihn, den ein Sturm an die amerikanische Küste verschlägt, um Mutter, Schwester und Verlobte. Aber er kehrt zurück unb rächt sich blutig an dem Nebenbuhler. Es steckt eine große Kraft in ber Darstellung; das Werk ist aus einem gesunden Gefühl für Menschen und Natur heraus geschals«',,. Und nun schwingen wir uns empor unb fliegen vom User der See, in der langsam die Eisberge bahtntretben. in das Land der Lorbeer, und Orangenbäume. Die Liebe, der un. erschöpfltche Stoff fllr die Poeten, ist zwar an sich überall gleich, aber sie äußert sich im Süden freier unb selbstver ständlicher als im Norden mit seinen verhaltenen Leiden- schiften «Fm Banne Asien«" nennt Claude Anet seinen bet C. Weller u. Co. in Leipzig erschienenen Roman. Tie Uoliorsotznng aus dem Französischen stammt von Georg Schwarz. Freilich gelangt der Held, Philipp mit Namen, erst an die Ufer des Bosporus, nachdem er schon in Frank- reich manches Mädchen und manche Frau geltebkost hat. Es ist so eine Art Casanova-Natur; jede» hübsche weibliche Ge- schöpf erregt sofort seine Begier, und er besitzt die Gabe, sich die Sinne der Erscbntcn rasch geneigt zu machen. Durch Onalcn der Eifersucht muß er etwas für seine Verführer- sündcn büßen, aber sein weites Herz wird damit fertig. Im Orient heiratet er, ohne baß eS ihm gelingt, seiner Gattin treu zu sein. Er hat nun einmal so viel überschüssiges Tem- perament und muß zärtlich gegen alles Holde sein, das in seinen Bereich kommt. Ein nach gallischer Weise flott ge- schricbcner Ichroman, in bem es von Küssen nur so hagelt. Svnst geschieht weiter nichts darin. Und bis in die Gefilde des äußersten Osten« trägt «nS die Phantasie. Franz K u h n. der die reizende Geschichte non Eisherz und Edelfaspiz auf deutsch erzählt hat. bietet nnS jetzt wieder einen aus dem chinesischen Urtext über setzten Roman dar: „Die Rache des jungen Meh oder das Wunder ber zweiten Pslaumenblüte" (Inselverlag, Leip- zig). Der alte Herr Meh, ein braver Mandarin in der Pro. vinz, wirb an den Hof berufen unb fällt dort bem schurkischen Kanzler zum Opfer. Er hat einen Sohn, den jungen Ge lehrten Liang Alt. dem es Vorbehalten bleibt, seinen un schuldigen Vater zu rächen. ES gelingt ihm nach vielen Führ- nissen; der Kanzler wirb gehängt. Vater Meh nachträglich mit Ehren überhäuft, und Liang Uli kommt durch die Gnade des Himmelssohncö zu hohem Ansehen und führt gleich zwei Hauptsraucn, Aprtkosenknospe und Wolkenflocke, heim. Der Roman entstand, wie der Ueberseher bemerkt, vermutlich im I». oder 17. Jahrhundert: sein Verfasser ist unbekannt. Es ist frcn-iast zu begrüßen, daß wir nun auch dies poesiedurch- tränktc Werk unser eigen nennen dürfen nnd so immer tiefere Blicke In die Seele des uns nicht nur räumlich, sondern erst recbt innerlich ferne» Volkes tun können. Künstlerisch und kulturhistorisch bedeuten die formvollendeten Nachschöpfungen Kuhns eine Bereicherung des deutfchen Schrifttums! Nnd noch eine wertvoll« Gabe östlichen Dichtertums! In einer orientalischen Privatbibliothek zu Parts fand Hanns Hermann Cramer, der früher als Ober- regiskeur am Münchner Schauspielhause tätig war, anamltische Texte, die ihn so fesselten, daß er sie unter Ausmerzung alles uns Unverständlichen in deutscher Svrache nacherzählt hat. «Die roten S e i d e n b ä n d e r". wie er das Buch be titelt. enthalten zwei Liebesgeschichten, bte in der Tat würdig sind, bei uns bekannt zu werden. (Verlag von Hermann Schaffstein. Köln.) Die beiden Liebespaare Kim und Kt?» sowie vii» und Ngli werden durch grausame Schickungen lange verhindert, ihre innig gewünschte Bereinigung zu vollziehen, endlich aber lächelt ihnen das Glück, und sie dürfen ihr Leben gemeinsam genießen. Blumig ist bte Sprache, aber kräftig und einfach ist das Empstnden der für einander bestimmte» Menschen auch dort im fremden Weltteil; die ungeheure Macht der Liebe triumphiert über alle Widrigkeit. Die Sitten muten unS seltsam an, die Personen jedoch begreifen wir ohne weiteres. Es war eine verdienstvolle Tat, diese wahr- schelnltch im Chinesischen wurzelnden Erzählungen in so an- fprechender Art für uns umzudichten. Professor Ottomar Enking. Der heilige Teufel. Nasputin und die Frauen. Eine der merkwürdigsten, geheimnisvollsten Persönlich keiten de» seinem Untergänge entgegenstürzende» russischen Zarentum» ist der sibirische Bauernmönch Grtgort Jefimo- witsch Rasputtn gewesen. Sein Aufstieg vom einfachen Fuhr. mannSsohne in dem weltentlcgenen Pokrowskoje zum ver» götterten Bolksheiligen und vertrauten Freund und Berater dcS Zarenpaares, in dessen Hände zu Zeiten sogar folgen- schwerste Entschließungen für bte innere und äußere Politik dcS russischen Reiches gelegt waren, hat etwas so Außer- gewöhnliches, ja teilweise etwas so Groteskes an sich, daß man wähnen möchte, diese ganze Nasputinade sei ein legendäres Stück finstersten Mittelalters und habe sich so un möglich im Hellen Licht des SO. Jahrhunderts vor Menschen moderner Erziehung und Intelligenz abspielen können Oft schon ist Leben und Tod dieses diabolischen Menschenrätsels litcraicksch und auch dramatisch behandelt und gewertet worden. Insbesondere hat die S<nsatto>,sschrtf»stelleret ber ganzen Welt sich dieses so dankbaren Stoffes bemächtigt und Nasputins einzigartige Erscheinung, sein Glück und Ende mit allem Schwarz-Wciß in mehr oder weniger wahrheits- getreuen, skrupellos ausgeschmücktcn und tcndenzgespickten Veröffentlichungen den Zeitgenossen nahezubriugen versucht. Da ist es nun eine äußerst dankenswerte Tat. daß RenL Flllöp-Miller es unternommen hat, in einem groß- angelegten Werke die Persönlichkeit Nasputins mit allen ihre» menschlichen und volklichcn Hintergründen, ihren Zeit, umständen, Bedingtheiten und Auswirkungen au» baS wissen schaftlich-kritische Sezierbrett zu legen und an der Hand authentischen Ouellenmaterials von kaum glaublicher Fülle, von Tagebüchern, Geheimakten, Liebesbriefen, Chtffre- korrespondcnzcn, Archivdokumcnten ukw.. ein Gemälde dieser weltgeschichtlichen Episode zu entwerfen und auszustihren. Die Monographie trägt den Titel: «Der heilige Teufel. Nasputin und die Frauen" und ist im stattlichen Uryfange von 4M Seiten Lexikonformat im Verlage von Grethlein « Co« Leipzig-Zürich, erschienen. An die hundert Wiedergaben von bisher unbekannten Btldaufnahmen. von Rasputtn selbst unb den Frauen unb Männern seiner Umgebung — insbesondere müssen auch die letzten Photos der Zarensamtli« lebhaftestes Interesse erregen — erhöhen den Wert dieses Werkes, das auch durch Druck und Audstattuna «hierfür zeichnet H. Hub mann) von vornherein für sich cinnimmt. Mit der Gründlichkeit eines durch auSgebrettete Spezlal- stubten gefesteten WahrhcitbsucherS und zugleich mit ber an- fchaulichrn Bildhaftigkeit eines künstlerifch und stilistisch g«. schulten Literaten zeichnet Fülöp-Miller zunächst ein Bild jenes Stückchens bäuerlicher Welt, dem Nasputin entstammte, jener sibirischen Dorfgemeinde Pokrowskoje, in der der junge FuhrmannSiohn recht und schlecht heranwuchs und nach Ur- vätertradition in der Derbheit und Zügellosigkeit seine» Trieblcbens den Genossen seiner Jugend nichts schnldtg blieb. Ausfallend freilich und von seltsamster Eigenartigkeit war Mun/es/ bketn Lnyroa- a. LrooekAeaabckK ve/aedeltet /übrltab vtste tauaenc/e Ltcnnlcs. Ourab ckleetcten L/ntcou/ kann lab b////ssce /be/ae stellen. Ltn Sttckc ln nietne 5c/>aa/ena/ee reigt nielns /.etatanAs/üblAlcelt. 2L.—. /Oayekr von §9.— E. an bla eu cken AnS/Sten Normen. K/au" Ködert Oa/clecr/ccr 6e§r. ,S7S Welkns6il8 Oesckenkv Oonsrlsre kW! unci klsm» ßleisterzvetkel Iliimlim wenn lang und loöirr und über >d « kaut« Mllsdrukle- Straß' U ! Kskso r«Ikm»nn, Orenscilerstrssse prattnsn 0rensclier«1ra0e I Z>!>M!iillilllilil,!,i,,,,!,,,l,lI«,,,,NM,l,>I,IIIllllIIII,llllll,llli!!ilIl!lllM>zM»IllWIW>NMI>««IEW>>Wli>I«MM>NliIllII>z«MlM«lIIM«I«ISi 01» von mit- ruoeat gadeaoktan klellMlMkMSlU' wvlolis »lob »o geollve 8oN«d1ßoI1 oefeouon, »lnci v仫i»e »ingsteollon uno ßoatot 1 Stück nun 17 10 Stück nun ISS Oiess llive bvdon golctgold» vottae. dvaonäoe» t«»ta» klvoik unä guton Qoaoßmaotc. — ssöe QeoÜodnoßmoe kZeokkanckalapeals». 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