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Dresdner Nachrichten : 24.11.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187411245
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18741124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18741124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-11
- Tag 1874-11-24
-
Monat
1874-11
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.11.1874
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»rschrint täglich ml» 7 Ü»r ui dir ükruedM»» lNiruistroh« ;o. «»,«. ittM«i,l»»r«I1 »Ie«t«liidr, lich chgr., du«- dl« Hosi »« »lg«. Sin»,ln« lliummiiu > ->I- r. Auflage. 26060 AUr di« Niilkoabe eiug«. sandle« Manulirlpie macht sich di« Liedactlo» nicht verdindlich. Znseraten Annaline »u« >'»»>»« in Haniliuig. v«r liu, Wien, ticidjig, Bnsci. BrcSIau, tzranilurl a, M. — kucl. Lfv,„ in «tl riin. t!,n»jta> Wie. . Hamvui». »rantsuu a. M.. MNu- che». - vnudo ch 0» in tzranlsu« a M. - i«. »»>»« in ilvcinnl». - II». »»».l,»tilt«. In,Ul«, » vn. in Pari». Snser.tr»«r»e»«»««n iiras,- IS anaknrm»«» ditdld.n U»r, channt««» di» Mittag« >»»»«8« «teinirdt! arot« ftlolter- k ,s-Sdt»°!achm.4U»r. vc.- »i,„m einer »in- iaaiii^en Pclitjeil« lastet lä Pn iLin/isandt di» 8-iie ll Ngr. Hi.,, iLnranii« sUr da» ndchütaai»« strschii- »c.i d-r Inserat« «ird nicht gegedt». Ausw-Ili.,« Annoncen- 7iusUa»c non «n» und«» kannien .jirnlin n. Per« suneii tnlernen >»>« mir argen Pranuineraiwo» ZaliI»», durch iUriis« marlcn od>r 't!o>lein»ati- lniig. i> Eiiben tasten tU, "l .r. ..un,inr »X UluUi.ud'tlUUiilirr »der »ach eiiieui Fentag» »»«geile » iiigr. Nr. 8L8. Acnnzchuter Jahrgang. Mltrebcnteur: vr. »>vre?. Für daS Feuilleton: LacklvI» DreSSen» Dienstag» 24. Aavcmber 1874. Politischcs. Nach mehreren Seiten hin eriveist sich die Präsidentenkrisis, von der in voriger Woche der Reichstag besaiten und auch rasch wieder geheilt wurde, als recht wohlihäug. Georg Beseler, der aus der Fraction der Nationalliberalen hinausgemaßregelt wurde, war schon, ehe er im Reichstage für Beobachtung der Geschäftsordnung sprach, in der Fractionssihiulg hart mit Laster zusammengeralhen. Gr beschwerte sich über die Liliarur, die LaLker auüübe und Andere bestätigten es, dag Laster und Bennigsen so präponderirten, daß sie die übrigen Parteimitglieder nicht zur freien Entfaltung ihrer eigenen Ansichten gelangen ließen. Schau, "schau! Das Bekanntwerden dieser Diktatur ist den Herren unbeguem genug. Der Heerbann der Nationalliberalen mag wollen oder nicht, er muß. wie man jetzt erfährt, nach den Geboten der Herren Laster und Bennigsen stim men, auch wenn es gegen besseres Wissen und Gewissen geht. Recht erbauliche Zustände das! Sie erklären aber nachträglich gar Vieles. Manch braver Mann, der in der zahlreichen Partei der National liberalen seinen Sitz genommen. hat unter der ewigen Drohung, ausgestoßen zu werden, Beschlüsse gefaßt, die gegen seine Ucberzeugung liefen. In welcher netten Umgebung sind unsere sächsischen Na tionalliberalen: Frähauf, Georgi, Koch, Brause, Pfeiffer, Stephani! — Fast gleichzeitig hat der österreichische und der deutsche Reichstag über die gerichtliche Verfolgung von Abgeordneten berathen. In Wien handelte sich'S um die naivere k. t. Sprechweise zu gebrauchen darum, ob die Abgg. Schöffel und von Schönerer dem Landgerichte auügeliefert werden, im Juristendeutsch gesprochen: ob die Gutleitung des gerichtlichen Verfahrens gegen sie gestattet werden soll. Beide hatten sich der Beamtcnbcleidigung schuldig gemacht. Schöffel durch einen ZeitungS Artikel „Der Hofrath und die Reblaus", in den» er dem aus Sachsen stammenden Hofrath l)r. Hamm einige derbe Wahrheiten gesagt hotte. Der Wiener Neichsrath lieferte die Verbrecher demLandgerichte aus, da eö sich um eine Privatsache und keinen Tendenzprozeß handelte. Der Reichstag zu Berlin hemmte den Arm der Justiz bei seinen verfolgten Mitgliedern, nur den eine Strafe bereits Verbüßen den öffnete er nicht die Kerkerthüre. Auf Liebknechts bei letzterem Gegenstände gehaltene Rede kommen wir hier aus zwei Anlassen zurück: einmal, weil seine Schildermrg der unwürdigen Behand lung seines Parteigenossen Most im Gefängniß zu Plötzrnsre in der That begründet ist und sodann umgekehrt, weil sich Liebknecht in merkwürdigen Widersprüchen über politische Verfolgungen bewegte. Mag der Buchbindergesell Most seine Haftstrafe für sein Vergehen verbüßen — warum ihn unwürdig behandeln - Warum ihm die Selbstbeköstigung abschlagen? Warum Jemanden, der geistig be gabt ist und sich literarisch beschäftigen will, zwingen, Brieftaschen zu machen? Vergesse man nicht, daß solche Verfolgungen sich un auslöschlich dem Gedächtnis; der darunter Leidenden einprägen, daß sie in weiten Kreisen Mitleid und Thcilnahme erwecken, die sich dann nicht bloS auf die Person des Leidenden erstrecken. Man giebt damit der Socialdemokratie ohne alle Nöthigung gerechten Grund, sich beschwert zu fühlen. Nicht minder richtig aber ist es, was im Laufe der Debatte Liebknechten von Lastern eingehakten wurde. Letzterer sagte: „Wenn von Liebknecht vielfache Klagen darüber hinznge- ügt worden lind, daß Glclchbcstrcbtc wie er unter der Ver folgung deö Gesetzes zu lcldcn haben, so bl» ich ci» wcnig on Gracchus erinnert worden, der sich über den Aufstand beklagte. In demselben Augenblicke erklärt Liebknecht, baß die Pariser Gvmmune ein Ideal für ibn sei und daß er gern bereit sei» würde, die Gesellschaft In gleicher Weise anznvackcn, unk zu gleicher Zelt beschwert er sich darüber, wenn die bestehende Gc- scllschast Mittel der Verthcidigung anwcndet. Gr findet Reden und Schriften, welche dazu angctban sind, z» wirklichen Ge- walttbätlgkeitcn zu führen, ganz i» der Ordnung als Slgtta- tlonSmIttcl seiner Parket und wundert sich gleichwohl darüber, daß die entsprechenden Stellen deö Strafgesetzbuches gegen die angcwendct werden, welche als solche Thätcr erscheinen. Wenn man wirklich ein Revolutionär Ist, dann treibe man Revolution und treibe nicht Lamentationen von der Tribüne auö, daß ihnen arg mltgcsplelt werde! Entweder man Ist ein Held. oder man schickt sich in die gewöhnte Ordnung der Dinge. ES bat eine Zelt gegeben, wo man in Berlin ungestraft von Setten der Parteigenossen Liebknechts Hauofrictcncbruch begangen, öffent liche Versammlungen durch Gcwalkihat gestört bat. Damals hat sich kcln Vcriolger gefunden, alö kiese Herren den Frieden gebrochen, die politischen Rechte in den Staub getreten haben. Wenn sich nun setzt ci» Verfolger findet, so slnb diese Herren vom gewöhnlichen RcchtSzustance schon so sehr entwöhnt, baß sie meinen, eö sauge die Gewalt an." Gegen die zwingende Logik dieser Sätze wird sich Nichts ein- rvenden lasten. Vom Auslande gedenken wir heute blos der Vorgänge in Un garn. Seine Finanzlage gestaltet sich immer trübseliger. Die Schlußrechnungen des ungarischen Staatshaushaltes pro 1873 weisen euren bedeutenden Ausfall (28^ Will.) der Eingänge gegen über den Etats-Ansätzen aus. Dagegen zeigen sich bei den Aus gaben nicht unbedeutende Budgetübcrschreitungen, die in klassischer Weise damit motivirt werden, das, der Reichstag bei den geforderten Summen Abstriche gemacht habe und die Minister mit den bewillig ten nicht auSlangen konnten. Bei solchem Verfahren ist ja das ganze Budgctrecht illusorisch. Die Ausgaben steigern sich, die Steuerrückstände schwellen riesig an, und werden in nicht ferner Zeit bald die Höhe von 100 Mill. erreichen, trotzdem kommt man über die bloße Phrase von „Sparsamkeit" nicht hinweg. Endlich heißt es, daß man auch im Budget der Honved-Armee Abstriche machen will. Die Auffassung dieses kostspieligen und überflüssigen weil imlitärisch nutzlosen Institutes anzurathen, wagt nochNieinand. Um einige mttssigc „Patrioten" zu versorgen und der lächerlichen Eitelkeit zu schmeicheln werden Millionen hinanSgeworfen für eine sogenannte „Armee", welche sich bei den letzten Manövern, trotz aller schönfärberischer Schmeichelei als unbrauchbar erwies. I» einem Feldzuge könnte man die ganze Honvedarnie« höchstens zum Hüten der Bagage verwenden. Locales uud Sächsisches. — I. M. der König und die Königin sind gestern früh mittelst Extrazugs über Chemnitz zum Besuche des herzoglichen Hofes nach Altenburg gereist. Im Gefolge der Majestäten war der kgl. Generaladjutant Krug v. Nidda, der Oberhofmeister v. Lüttichau und mehrere Hofdamen. — Der königl. sächs. wirkliche Geheimerath Baron von Fabrice ist vor einigen Tagen von Brüssel hier einaetroffen und von Sr. Maj. dem Könige empfangen worden. Derselbe wird sich in Nächstem auf seinem GesanvtschastLposten nach München begeben. Ebenso empfing Se. Maj. den kaiserl. russischen Ge sandte von Kotzebue, welcher mehrere Monate nach Italien geht. — Ter Finanzminister v. Friesen ist von seiner Wirksamkeit in Berlin wieder nach hier zurückgekehrt. — Mehrere in weiten Kreisen bekannte Persönlichkeiten sind am Sonntage verstorben. Zunächst der Oberst Andres, Dirretor der Genieabtheilung des sächsischen Armeecorps, einer der intelligente sten Offiziere. Die Ausführung der großartigen Miliiärbauten auf den nördlicher» Höhen Dresdens war seinen Talenten anvertraut; er sollte die Vollendung jener Etablissements, denen er sich mit ganzer Thatlrast widmete, nicht erleben. In den jüngsten Tagen wurde sein Name anläßlich des Conslicts zwischen der Stadtge meinde Dresden und dem Kriegsininisterium betreffs Umplankung des bekannten Einnehmerhäuschens wiederholt genannt. Weiter starb in hohem Greisenalter der wirkt, geheime Rath a.D.LeMaistrc, lange Jahre Abtheiluiigsvorstand im Ministerium des Aeußern, unter Hrn. v. Beust eine der einflußreichsten Persönlichkeiten dieses Ressorts. Ferner verschied der pcnsionirte Vorstand des Sportel fiscalats, Hofrath Münz, ein Beamter, der unter den frühem Justiz- Ministern, wie Tausende von Justizbeamten an sich erfahren haben werden, in den Gehaltsfragen ein entscheidendes Wort zu sprechen hatte. In früheren Jahren war er ein sehr eifriges Mitglied des hiesigen Stadtverordnetencollegiumü. Endlich ereilte der Tod den Landtagsabgcordnete» und Advocatcn Mannsscld in Schwarzen berg, einen bei allen Parteien beliebten und geschätzten Mann. Abg. Mannsscld starb infolge eines Schlagflusses. — Am Sonntag Abend ward zum ersten Mal der Schluß des Kirchenjahres'zugleich mit der allgemeinen Todtenfeier in. der Kreuz kirche durch einen liturgischen Gottesdienst gefeiert. Herr Diakönus Peter sprach vom Alterplatz eine ebenso durchdachte, als auch Jeder mann zur Andacht stimmende Ansprache, welche auch bis zum Schluß der Feier die Anwesenden versammelt hielt. Möchtet; dieser Neuerung auch unsere Schwestrrkirchen Nachfolgen. — Am Todtensesttag fand in Berlin in der Garnisonkirchc die Ueberweisuna der Gedächtnißtafctn der in den Feldzügen 1864, 1866, 1870—71 beim Garde- und 3. Armrecorps Gebliebenen unter entsprechender Feierlichkeit statt. Daß man auch unsere; braven in den zwei letzten Feldzügen gefallenen Sachsen derart ge denken und dieselben dadurch ehren möge, wird man wohl nicht zu den frommen Wünschen rechnen können. — Die letzte kirchliche Statistik für Dresden weist 48 Trau ungen, 123 Geborne und 107 Sterbefälle auf. — Die „CH. Fr. Pr." beklagt sich in einer ihrer letzten Num mern darüber, daß ihrem verantwortlichen Redacteur, einem Hern; N. Meyer, welcher in verschiedenen Preßprozessen eine Gesammtstrafe von 1 Jahr und 3 Monaten Gefängniß zudictirt erhalten, in der Untersuchungshaft weder Licht gebracht noch die Erlaubnis, Cigarren zu rauchen, ertheilt worden sei. Ob das nun richtig ist? Es wäre nicht gut! — Noch einmal zur Bärentödtung. KommtunSda gestcri, Nachmittag ein Brief zu Händen, in welchen; ein mit „Pez" Unterzeichneter Anonymus bezüglich der Erschießung des unbändi gen Bären in der Menagerie des Herrn Daggesell uns einen ganz gehörigen „Russen" aufzubindcn gedenkt. -Rach dessen Ansicht ist nämlich Meister Petz nicht erschossen worden, sondern der ganze Er schießungsact sei ein im Einverftändniß mit Professor Bellachini in Scene gesetztes Gaukelspiel, welches nur den einfache« Zweck gehabt habe, die Menagerie mit schaulustigem Publikum anzufüllen und nebenbei eine volle Kaffe zu erzielen. Darnach sei ein Wärter in das täuschend ähnliche Fell eines im vorigen Jahre verstorbenen anderen Bären eingcnäht worden, während Bellachini, das Gewehr vor dem Publikum ladend, statt der Kugel einen Papierpfropfen be nutzt habe. Derselbe hätte dem in ein dichtes Fell gehüllten Wärter natürlich durchaus nichts schaden können. Von anderer Seite wird uns nun aber auf das Bestimmteste versichert, daß der Bär wirklich erschaffen worden ist; unser Gewährsmann hat sogar bei Besichti gung de» Felles den blutenden Bärenleichnam auf das Genaueste untersucht. Wie erklärte sich denn auch der Umstand, daß Abend darauf von mehreren hiesigen rrnommirten Restaurationen Theile eine« frisch geschossenen Bären angekauft und nach sanitätlicher Prüfung als delikater Bärenbraten verspeist worden sind? — In einer Schenk- und Speiscwirthschaft der innen; Stadt ist vergangenen Sonntag ein 57 Jahr alter Mann, der Auflüder Carl Baumann plötzlich verschieden. Derselbe war eben im Begriff, ein kleines Abendessen zu sich zu nehmen, als ihn der Tod infolge eines Schlagflusses ereilte. Der herzugerufene Arzt konnte nur den Tod des allgemein beliebten Mannes constatircn, dessen Leiche mit telst Sicchkorbes auf den TrinitatiSkirchhof gebracht wurde. — Als Beleg dafür, daß es immer noch Menschen giebt, welche das Allerbekannteste nicht wissen und deshalb über alle Maßen unvorsichtig handeln können, diene folgender Vorfall. Zu einem Arzte in Löbau kam vor mehreren Tagen eine Frau aus einem bcitachbarten Dorfe mit der Bitte um ein Mittel für ihren Sohn, der sich ver giftet habe. Auf die Frage des Arztes, wie das gekommen sei? er zählte die Frau, daß ihr Sohn heftige Kopfschmerzen gehabt, sich zur Vertreibung derselben ein Päckchen Streichhölzer- abgekocht und diese Brühe getrunken habe. Der Kraicke behauptet, dieses Mittel werde in Serbien, das er auf der Wanderschaft besucht hat, sehr oft ge braucht. Gestorben ist der Patient nicht, nach einem zweiten solchen Trünke sehnt er sich wohl aber auch nicht. — Der Abend und die Nacht vom Sonntag zum Montag zeigten recht deutlich, daß, wenn dem Volk jegliche Unterhaltung, wie an de»; auseinanderfolgenden Buß- und Tootensonntage, ent zogen ist, die Mehrzahl derselben zum Glas und Gläschen greift, und dann eine Aufregung entsteht, die in Scandalsucht ausanet, wobei leider das sogenannte schöne Geschlecht das Meiste mit lei stet In der Altstadt spielten sich viele solcher Semen ab. Was nützt da die Frömmelei einzelner Betbrüder und Schwestern? — An; vergangenen Sonnabend reisten mit den; Abenvs l l Uhr 10 Minuten abgehenden Zuge vom böhmischen Bahn hofe sämmtliche noch bei dem Pulverlaboratorium in Thätigkeit gewesenen italienischen Maurer, 85 an der Zahl, in ihre ferne, südliche Heimath ab. Die Herren Baumeister und Baubeamten des genannten Baues nahmen von den wegen ihres Fleißes, Ausdauer und Geschicklichleitsehr geachteten Italienern herzlich Ab schied, dem allgemein angeregten Wunsch, ein italienisches Lied bei der Abfahrt zu singen, kamen die braven Leute gern nach und die Absahrtshalle durchtlang der Gesang eines begeisterten Abschicdsliedes, welches in der zum Singen gecignecsten romani schen Sprache ganz besonderen Eindruck auf die Zuhörer machte. Bei Beginn der milden Jahreszeit werden säiumtliche Maurer wieder zu ihrer erfolgreichen Thätigkeit nach hier zurücttehrcii. — Zwei Knaben aus Loschwitz, Kinder eines Tagelöhners, bekamen vorgestern Lust auf billige Weise die Süßigicilen der Stadt zu kosten. Cie gingen herein und zwar zunächst an den Laden eines Bäckers in der Meißnergasse. Dort ließ-n sie sich 4 Stückchen Kuchen geben, und ergriffen damit ohne zu bezahlen die Flucht. Mit dem Kuchen war ihr Appetit aber keineswegs gestillt und da ihnen der erste Strich so wohl gelungen war, be gaben sie sich zu einem zweit.» Bäcker in der Rhäiiitzgasse um das Manöver zu wiederholen. Sie forderten diesmal ein Dutzend Pfannkuchen und als sie dieselben erhallen hatten, auch noch zwei Dreierbrodchen. Rach Empfang derselben, vergaßen die Jungen auch hier die Bezahlung und brannten durch, so schnell sie ionnlc u Das Glück war ihnen jedoch nicht hold, man holte sie ein uno führte sie zur Polizei, noch ehe sie mit einem einzigen der Pfann kuchen sich hatten gütlich thun können. Jedenfalls um dies nacy- zuholen hatte sich der älteste der beiden Knaben, der mit seinem Bruder von der Polizei wieder entlassen worden war, gZicui Vormittag wieder hier cingefundcn und bei einen; Becker in der Antonstadt das Manöver vom Tage zuvor wiederholt, allein auch diesmal wurde er erwischt und wieder an die Polizei abgeliefert. — Aus dem Abendpcrsonenzuge, welcher am 20. ds. ro-c Magdeburg nach Leipzig fuhr, stürzte in der -Rahe von Halle aus einem Wagen IV. Elaste ein Mann — er soll Schiffer auf der Saale sein — und war nichts weniger als tobt oder ver letzt, sondern stieg, da der Führer, welcher den Sturz bemerkt, den Zug anhielt, ganz ruhig wieder ein. Der Fall hatte ihm gar nichts gethan.! — Grobe Fahrlässigkeit war die Ursache von einen; Unglücks fall, welcher sich vorige Woche auf den; Neubau des Herrn Grase in Wachmitz ereignete und welcher leicht mit einem tödtlichen Aus gang cndcn konnte. Die den Einschub tragenden Lalttn waren so ungenügend an den Balken befestigt, daß ein mit Aufrühren von Kalk beschäftigter Arbeiter unter dem Eindruck der bedeutenden Last mitsammt de»; Kalkkasten durchbrach, ein Stockwerk herabstürzte und sich dahei mehrere Löcher in den Kopf schlug. In einer der tiefcn Wunden befindet sich noch eine beim Aufschlag hincingerathene Quantität Kalk, welche dem Verunglückten große Schmerzen ver ursacht. — Auf dem Central-Bahnhofe ist gestern Nachmittag in der zweiten Stunde der Wagenrücker Michael, ein junger Alaun von 23 Jahren, beim Rangiren von Wagen gefallen, unter die Näder eines im Gange befindlichen Wagens gekcmmen und sofort ge- tödtet worden. — Atif dem Dache eines Hauses der Nordstraße ist in dcr vorvorigen Nacht eine Frauensperson gesehen worden, welche dage kauert und vor sich hin gestikulirt hat. Es ist vermuthlich eine Geisteskranke oder vielleicht auch eine Mondsüchtige gewesen. — In Leipzig fangen auch schon einzelne Restaurateure an, in Folge der herabgeaangcncn Fleischpreise ihre Speiscnkarten auf billigeren Fuß zu stellen. Genannt wird namentlich der Pächter der Theater-Restauration, Herr Petzold, der sännntliche Preise um 25 Procent herabgesetzt hat. Hier merkt man in den Restau rants derartige schöne Neuerungen noch nicht, obwohl wir doch Fleisch re. hier auch schon an mehreren Orten billiger bekommen wie vor Kurzem. — Immcrmebr stellt sich beraub, dass der Gedanke der Neu- städter: sied cln Theater zu erbauen, fruchtbar für die ganze Ent wickelung der Neustadt wird. Für Tanscute von 'Altstädtern, daö kann man wobl ohne Ucbcrtrcibuiig sagen, war die Neustadt, wenn nicht ci» ziemlich unbekanntes Erwerbbfcld, so doch wenig mcbr als eine DurchgangSstrastc, die entweder zu de» Aahnbösen otertcnBicretabllsscmciNS führte. Seit Errichtung tcSTvcatcrb lenken sich aber »»willkürlich die Blicke der Altstcitttr auch auf andere Seiten der Neustadt, Gcschäitbbcrblttdungc» und hundert andere ziemlich leicht obenhin bchontcttc ffühliädcn werden jetzt angeknüpft. Nicht der übelste Gedanke war eb jedenfalls, daß eines der größten und renommirtesien Welngesehäste der Altstadt, die Wclnl'gndlung von Höpfner am der LandhauSstraße. vor Kurzem in Ihrem nenerbauten Hanic ani der B antz »crstraür Nr. U» eine EngroS- und Detail Filiale errichtet bat. Unmittel bar »eben dem Ballbansc erbebt sich das vom BanmeisterLchncrt Im geichmackvollen Stv! erbaute, durch seine roihe -siegelbekiei b»»g wclki'in leuchtende Gebäude, i» dessen Parterre Herr Höpfner eines der lauschigsten Wcliistübchcn errichtet bat. Von den mit den GvpSbüste» des deutschen Kaisers, »nserö Königs und hervorragender Heerführer geschmückten Wänden herab spreche» kernige und sinnige Trlnksprüche mit herz-'.-sreuendcr'Mo-
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