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S7.gakrgang. Sil« Mittwoch. «. Dezember 1S2S «r»V,nIchrM: ««ehrtchtt» »r—»«. 0«enI»e»ch»r-G«m>n»Inun>m»e SS 241 Mm tüi M»cht,»l»cLch»r 20 011. ^ !>«i lL,l>cher Iu>ra,»n» m Treiben »der durch dl» P,ll mon-Mch M SA).—. WöI)UI)I Eluzrtnummrr 227. 2L,—, 6onntag»auogab, 1L7. L<),—. »Ir UpaUta» «mm »>re>I» geil» «I. so,-, «uherdalc. Lschlen» M.1>.—. g-mMen. an^ezen „»» Slel'enceluS»» linier We^I-U leden melieren RebnII» ». <s.—. O -> ^ Porluz»p!n>>e I«ui Larn. Aurml-rlz» AulrL.» «egen Vorau»ver,d>unz. SchrMI'lirmq und rz»»»I»»I>täNI»Il«s«: M»rIr»Nr,h» SS/40. Dn«S m Derla« »»n »»Ich 4 AelchirdI ln DreldM, V«I»chech.A»nI» 10SS Sachdruch nur mll deutlicher Ouellenanenv» -.Dresdner Nnchr.'i -ui-UIl-, - Unveriannle Schri tftllche werden »ich- no'drwadrl. l-ioekciruekrokrlsilunssn Llssrnv IransporlgskSke s!Isr -Xrl r. SNIIIlW »LSI. »Ml!n-i., sAMM H I-eenspeectiee ^ ILUI, rm«l unS LUN rckokolnel» . n. — ^ 8 e>...»sd'MSw!Lkj W W »UKUcp N«ev»re»y«i,No Hu»II<»< I pslrold L ^uikom K.-S., vsssclsnl 8p'ieIvmkSli-Au88le>Illiig S. k. Mütter, Prager 8tra8e 32 Osulscdiisricts grölZlss Spislwsesridisus Last Du AugenglSs Lr nötig, gehe zu Gebrüder Dresden-A. ^ Prager Slrahe 23 Buck wieder Miniskerprösi-ent. Der Verlauf der Landtagssitzung. Mll 49 von 94 Slimmen. Vei der INinistsrpräsidentenwahl im sächsischen Landtag wurden 94 Stimmen abgegeben. 49 lauteten auf Buck. 18 aus den Deukschnationalen hosmann. 3 auf den Volksparteilcr Dr. Kaiser. 24 Zettel waren unbeschrieben. Da Ministerpräsident Duck zwei Stim- mm mehr als die Hälfte aller abgegebenen Stimmen auf sich vereinigt hat, ist er mit absoluter Mehrheit er neut zum Ministerpräsidenten gewählt worden. -d ES ist alles beim alten geblieben. Diese Feststellung. Sie nach dein Ausfall der sächsischen Landtagsneuwahl ge macht' werden musste, gilt auch fttr die Wahl dcö Minister präsidenten. für die Herr Buck von !)4 Slimmen 49 aus sich vereinigt hat. Tie Kommunisten haben also diesmal wieder Stange gehalten und sind geschlossen für den Kandidaten der Berciniglen Sozialisten cingetretcn. Die Deurschnatio- nalen haben mit Ausnahme eines erkrantten Abgeordneten vollzählig für ihren Bewerber, den Abg. Hvsmann, ge stimmt. drei Zettel fielen aus den Vvlkspartcilcr Dr. Kaiser, während 24 leere Zettel — von VolkSpavteikcrn und Demokraten — abgegeben wurden. Man mich es offen heraussageu. das; das bürgerliche Verhauen unbegreiflich ist. Zugegeben, dag keine begrün dete Aussicht gus die Wahl eines bürgerlichen Miiiiiterpräsi- denicn bestand. Ein solcher halte nur durchkvmmen könne», wenn sämtliche bürgerlichen Parteien eine einheitliche Kandidatur ansgcslclli hätten und von den Kommunisten einige Man» abkommandicrt worden wären, um weihe Zettel in die Urne zu werfen. Doch auch dann wäre die Mehrheit für den bürgerlichen Kandidaten viel zu gering gewesen, um vom parlamentarischen Standpunkt ans als tragsähig gelten zu können. Die Aussichtslosigkeit, ans einen bürgerlichen Kandidaten eine zuverlässige Mehrheit zu vereinigen, durste aber keinesfalls dazu sührcii, die Ge- schlvlsenhcll der bürgerlichen Front z» durchbreche». Da das leider geschehen ist. lo steht daS Ergebnis recht kläglich a»S: Zersplitterung aus der ganzen bürgerlichen Linie, während aus sozialdemokratischer Seile volle Einigkeit herrscht. SS war eine unbedingte taktische NotwcndigkBt. sich aus eine gemeinsame bürgerliche Kandidatur zu einigen und dieser alle bürgerlichen Stimmen zu geben. DaS wäre eine symbolische Handlung iür daö Zusammengehen der bürgerlichen Parteien auch bei den weitere» parlamentari schen Verhandlungen gewesen. So macht eS den Eindruck der Zerfahrenheit. Zerstoben ist nun jählings der kühne Traum einer „grasten Koalition", bestehend aus Vereinigten Sozialisten. VolkSparteilern und Demokraten, die wie eine politische PhantaSmagorte eine» Augenblick lang als vage Möglich keit in Erscheinung trat, und da die Kommunisten ihre Be teiligung an der Regierung mangels einer sie befriedigen den Haltung der Vereinigten Sozialisten gegenüber den kommnnistlschen Forderungen abgclehnt haben, so wird es Lei dem sein Bewenden haben, womit die „Dresdner Volks zeitung" ihre Auseinandersetzung mit den Kommunisten schloh: es bleibt bei einer rein sozialistischen Negierung. Kür diese hat sich ja die parlamentarische Lage, rein zahlen Mäßig betrachtet, ein wenig dadurch gebessert, dast in dem neuen Landtag Sozialisten und Kommunisten zusammen über SO Stimmen verfügen, gegen 46 bürgerliche. Die Un sicherheit der Regierung bleibt aber trotzdem bestehen, weil die Kommunisten auch diesmal keine unbedingt zuverlässige Gefolgschaft bilden, sondern sicher nicht verfehlen werden, der Negierung ihre Macht bei jeder Gelegenheit zum Be- wusttsein zu bringen, so das; beständig das Damoklesschwert der Radikalisierung über den Entschlüssen der sozialistischen Negierung schweben wird. Danach bedarf cs durchaus keiner natürlichen Veranlagung zum Pessimisnins, um der nächsten Zukunft in Sachsen ein wenig erfreuliches Horoskop zp stellen. Die bereits stark aus Sand lausende sächsische StaatSmakchinc wird nvch mehr Mühe haben als bisher, sich in rintgrrmasteii rrgelmässtgrm Gange zu erhalten. ES müsste denn lein, dast die ueue svzialistischc Negierung früher odci später zu der Einsicht ziiiückkehrtc, die Dr. Gradnauer be wies, als er seine Negierung durch Hinziinahmc der Demo kraten aus eine breitere Grundlage stellte. i. Sitzung. Dresden, den Dezember 1022. Ter Sächsische Landtag steht heule wieder im Zeichen eines groben Tages, denn auf der Tagesordnung befindet sich ander der Wahl der A ns schlisse die Wahl des Mini sterpräsidenten nach Artikel n und 29 der Verfassung. Das Haus und die Tribüne» sind dicht besetzt. 'Nach >st2 Uhr eröffnet Präsident Winkler die Sitzung. Die Gcsetzentivürse über den Staatsbcitrag zur Beschaffung der Kosten für die Stimmzettel und die AnsivaiidSenlschüdi- guiig der Abgeordneten gehen ohne Vorberatung an den Haushaltauöschiis, -X. Durch Zuruf wird alsdann die Vaht der ordcni.ichen Ausschüsse und des Vüchcrciausschusseö vorgcnvmmen. Danach gehören den Ausschüssen folgende Abgeord nete an: Haushaltanöschuh Pudor, Scbntrch, Frau Büttner, Eastan, Franz, Frau Schilling, Gvldncr. Liebmaiin. Völkei (Loz.s. Rcimmcisbcrg, Kuntzsch, Börner lD.-N.s, Schneller, Eilrodt IKvmm.j, Dr. Dehne, Elans lDcw.s, Blühcr, Röllig, Lchisfmann, Fräulein Tr. Hcrtwig lD. Vp.s. Hanöhaltansschub v: Anders, Bauer, Mcinel-Tanncnberg, Lippe lD. Vp.s, Hcsmann, Dr. Eclardt lD.-N.t, Schembor, Dcnnliardl, Lang horst, Schling Frau 'Wagner. Sachse, Günther - Pulsnitz (Svz ). Gün,ber-Plaue». Dr. Reinhold (Tcm.l, Lieberasch, Granz «Kommst. Nechtsansschnst: Beutler, Gündel. Pagenstecher, Siegelst lD. N.s. Vüngcr, Dr Hcrrmann, Hickmann, Dr. Schneider lD. Vpst, Wehr- mann, Dr. Weigel lDemst, Müller-Leipzig, Arzt. Edel, Graupe, Kühn, Frau Thümmcl, Wecket, Berger sSozst, Renner, Bertz j.Kvmmst. Prüsnngoaus'chnst: Berg, kritbold. Kanin lD.-N.s, MiUchke. Beck, Schmidt lD. Vpst, Drescher, Tr. Sachs, Nebrig. Strube, Kautzsch, Menke, Hagen lSvzst, Zipfel, Grube (Kommst, Dr. Sevfert, Dr. Kästner (Demst. Bücherci-Ansschust: Eastan, Anders, Tr. Tiegrrt. ES tritt nn» eine rlnviericlstündige Panse ein. ln der sich die Ausschüsse konstituieren. Ter Landtag nimmt davon Kenntnis, daß sich die Leitung der Ausschüsse wie folgt zu- sammensrtzt: H n u s h a l l a » s s ch u tz 1. Vorsitzender: Pudor, 2. Vorsitzender: Dr. Dehne, l. Sehriilsührer: Fra» Büttner, 2. SHrijlsührer: Sehissmann. 8. Schriftführer: Börner. H a u S h a l t a u S s ch n st tz : l. Borsitzender: Anders, 2. Vorsitzender: Hvsmann, l. Schriftführer: S.churig, 2. Schristsührcr: Meine!-Tanncnbcrg, 8. SchristsUhicr: Schembor. N e ch t S a u s s ch u st: 1. Vorsitzender: Beutler, 2. Vor sitzender: Müllei-Leipzig. 1. Lchristsübrer: Wcckcl, 2. Dchrist- sührer: Herrmann, 8. Schriftführer: Siegelst. P r ü s u n g Sa u S i ch u st: l. Vorsitzender: Zipfel, 2. Vorsitzender: Tr. Schneider, I. Schriftführer: Dr. Sachs, 2. Schriftführer: Berg. V ü ch e r e i a ii s s ch u tz: 1. Vorsitzender: Eastan. Der Präsident teilt mit, das; Punkt i der Tagesordnung. „Verewigung des Ministci Präsiden.cn". avgesctzt werden müsse, du Ministerpräsident Buck, falls er heute gewählt werden sollte hHeiterleiti, nicht anwesend sein könne. Die sozialdemokratische Fraktion schla e Buck als Ministerpräsidenten vor. Äbg. Böttcher «Kommst: Tie Kandidatur des Herr» Buct als Minislerpiäsidenten ist ohne Mitwirhuug der kom munistischen Frattion erfolgt, sie ist infolgedessen in ihren Einschlüssen an leincriei Aöniachnngen gebunden. Die kom munistische Fraktion erblickt in der Waist des Ministerpräsi denten nickt eine pcisönliche Vertrauensfrage, denn für seine Handlungen ist seine Parte! verantwortUch. Die kommu nistische Fraktion ist deshalb damit einverstanden, dasi die sozialdemokratische Frattion den Ministerpräsidenten stellt. Sic erklär, jedoch, dast sic weder im Reiche, noch in den Cstuzelsiaaten die Notwendigkeit eines Präsidenten zrr Repidüenttttionszwecken anerkennt. Da im Slaatshauslsolt- plan Sparsamkeit geübt werden soll, hält es die kommu nistische Kraltivn sür die selbstverständliche Pflicht einer Negierung, bei den obersten Beamten mit dem S-parsystenr zu beginnen. Diese Funktionen können auch von einem Ressortminister a-negeübt werden. Ta jedoch die sozialdemo kratischen Führer aus der Wahl eines Ministerpräsidenten bestehen, st i m mt die ko m m u n i st i s ch e Fraktion der Wahl von Buck zu. Ter sozialdemokratische Ministerpräsident hat uunmetr die Pflicht, eine Arbeiter- regicruiig zu bilden, die von den Arbeiterparteien getragen wird. Leint der Ministerpräsident die Bildung einer Arbeilcrregierung ab und übertrügt die Staatügeichäite einer sozialdemokratischen Negierung, dann ist für die Haltung der toiumunislischen Fraktion das Programm und die Praxis der Negierung entscheidend. Tic kommunistische Fraktion erwartet von dem neuen Ministerpräsidenten, dasi er noch einmal die Gelmenbelt ergreift, die ihm geboten ist, um in Sachsen eine Arbeiierregicrimg zustande z» bringen, weil die kommmiiituche Fraktion der Auisasinug ist, das; weite Kreise der Arbeiterschaft über den Nahmen der beiden Parteien und Gewerk'clms'-en hinaus au dem Zustandc- tommen einer solchen Arbcüeriegicruiig anss höchste inter essiert sind, denn diese Arbeitcrregierniig märe geeignet, den Herren aus der rechten Seite den Mut, den sie sonst ausi- gebracht lmbcn, etwas zu nehmen. Innenminister Lipinski: In Sachsen gibt cs keinen Staatspräsidenten, sondern einen Mliiisterpiäsideiiten als Vorsitzenden Minister. Der Ministerpräsident leitet als Besiortminisier daS Minist Mum des Acusicren. Mit der Feststellung des an der Spitze wiedergegebenen Wahlergebnisses war die Tagesordnung erledigt. Nächste Sitzung: DienStag, den l2. Dezember, nach mittags 2 Uhr. Tagesordnung: Vereidigung des Ministerpräsidenten und NegiernngS- ertlärnng. Als weitere Sitzungstage sind der Donnerstag und Freitag nächster Woche vorgesehen, bin diesen Tagen wird voraussichtlich die Besprechung der NegieinngSertläeung er folgen. Amerika und die europäische Krise. London die Schicksalslionserenz Europas. London, 5. Dez. Der amerikanische Botschafter in London, Harven, erklärte gestern in einer Rede bei einem amerikanischen Klubcsscn, es gebe allster Krieg nvch andere Wege, nm internationale Katastrophen herbei- zusühren ES gebe solche Dinge, wie daö Anshungcru von Rationen durch andere. Wenn das ivirlschastlichc Programm nicht aus der Konferenz der alliierten Premierminister cin.r Lösung cinigcrmatzen cntgegeiigebracht werde, so wisse er nicht, was den Kontinent Europa vor dem Zusammenbruch retten solle. Europa könne nicht noch ein weiteres Jahr unter dieser Drohung weiter leben. Die Leute redeten über die bevorstehende WirtschnstSkonferenz in Brüssel, als ob sic etwas bedeuten könnte, wenn dir Ministerpräsidenten der vier grossen Nationen Europas diese Frage nicht regeln könnten. Sv wie bisher könne es auch nicht ein einziges Jahr weitcrgcmacht werden. Harvcn wiederholte mit grostcm Nachdrucke, dast von den Ergebnissen der Zn- snmmenkuiist der vier Premierminister das Schicksal und die künftige W'hlkahrt von Mtlli'nen abbingen. Wenn diese Znsamn enknnst nicht sür die Zivilisation eintrcte. so würden alle untergeben. Dollar (/zmtliok): S37S Im kralvarst»«,» »dvnrls 6 Ukr: SL7S Der Londoner Berichterstatter des „Manchester Guardian" schreibt, die Siede Harvevs sei von ungewöhn lichem Interesse. Harven habe nvch erklärt, die Welt hoffe, dast die Premierminister die Lage in einem Geiste der Duld samkeit behandeln würden. Amerika werde o!ell"icht in der Lage sein, die Beschlüsse z» beeinflussen. tW T. N.s Die kritische Laae veulschlands nach amerikanischem Urteil. Paris, 5. Dez. Der frühere Staaisiekrciär der Ver einigten Staaten unter Präsident Wilson, Tumnlty, der von einer längeren Studienreise durch Deutschland zurückgckehrt ist, hat einem Berichterstatter des .Fsntransigcaiit" erklärt, die Lage in Deutschland sei kritisch. Das Schicksal Deutsch lands werde sich in scckjs Monaten entscheiden. Wenn die Ncvarationsfiagc nicht rasch eine Lösung von seiten Eng lands und Frankreichs finde — und Amerika ist bereit, da bei initzuhelsen —. so glaube er, dast eine Katastrophe von unberechenbaren wirtschaftlichen Folgen das Ergebnis sei» werde. Tnmuliy versicherte dem Berichterstatter, er werde in Amerika seinen ganzen Einsinst ansbieten, nm die in Deutschland gewonnenen Eindrücke zur Geltung zu bringen. lW. T. V.l Morgan bleibl -er von-oner Vorkonferenz fern. Paris, 4. Dez. Nach einer Blnter-Meidung aus Ncu- nork erklärte Morgan bei seiner gestern erfolgten Ankunft, er habe nicht die Absicht, sich zur Brüsseler Konferenz zu begeben. (W. T- B.j