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hcr abgelehnt habe, ein Gnadengesuch einzureichen. Rockel sitze nun bereits über Itt Jahre im Zuchthause, nachdem er vorher 14 Monate in den Gefängnissen zu Dresden und des Königsteins zugebracht habe. — Nachdem nunmehr fünf Wochen seit Eröffnung der Gcwinnausstcllung der Nationallottcric verstrichen sind, kommen wir mit wenige» Worten auf dieselbe zurück Wir haben uns in unfcrer Hoffnung, daß dem Vereine fernere Geschenke zugc- hen würden, nicht getäuscht gefunden, die leeren Plätze in den Ausstcllungslocalen sind von den verschiedenartigsten Gegenstän den in Besitz genommen worden, so daß die Ausstellung jetzt, da auch viele Gegenstände ihre Plätze geändert haben, einen wvhllhuenderen Eindruck auf das Auge macht, als ehedem. Von neu hinzugekommcnen bedeutenden Gcwinngegenständcn er wähnen wir drei Büsten, die vom Großherzog von Weimar, von Tieck und Spohr, auch eine schöne Schlaazithcr. Beson ders zeichnet sich ein großes Oclgcmäldc aus, Schiller, die „Würde der Frauen' vortragcnd. Dieses Gemälde ist »ach einem Stahl stich gemalt und zeigt uns die bedeutendsten Persönlichkeiten aus Schillers Zeit, z. B. der Großherzog von Weimar, Goethe, die Gebrüder v. Humboldt, Frau v. Humboldt, Kant, Knebel, Fichte. Das Comitee der Nationallotterie hat seine Kräfte eben falls angestrengt, um die Lotterie durch namhafte Gewinne zu bereichern. Es sind angekauft worden 20 Smck Kochmaschi- ncn, ein in gewiß mancher Familie willkommenes Hausgeräth, 1000 Damastsch llerscrvietten, nämlich Damastscrvietten, in welche Schillers Bildnis; gewebt ist, wie sich auf den silbernen Löf feln Schillers Portrait en reliek befindet. Außerdem sind an- gekauft worden 500 Kaffeeservice und 500 Thcescrvice zu je einem Gewinn. Trotz der vielen Gaben und Ankäufe sind die Anzahl der Gcwinngegcnstände und Loose noch nicht parallel und steht daher zu erwarten, daß der Ausstellung weitere Ga ben zngchen werden. Die Ziehung soll bekanntlich am 10. Nov. stattsind-n und zwar in der Weise, daß nur eine einzige Num mer gezogen und diese als diejenige betrachtet wird, nach der alle Folgenummern der Reihe nach die in dem vorher angc- fertigten Kataloge gleichfalls der Reihe nach verzeichnet«; Ge winne erhalten. Das wäre allerdings der kürzeste Zichungs- modus, der eingcschlagen werden könnte. (L. I.) — Wir hatten gestern Gelegenheit, in einem Privatzirkcl die Produktion eines jungen Künstlers anzuhören, dem cs nach Ojährigcn Mühen gelungen ist, ein Glasglockcnfpiel zu arrangircn, dessen Effekt überraschend ist. Die mit gefärbter Flüssigkeit gefüllten Kristallgläser umfassen, in Kammerton gestimmt'; 2 Octaven und die Höhe und Tiefe der Töne wird sowohl durch die Größe, als durch das Maß der flüssigen Füllung bedingt Wir sind über zeugt, daß das von dem jungen Manne, Namens Köppe, mit Virtuosität behandelte Glockenspiel in großem Räumen und mit Orchcsterbeglcitung äußerst cffcctvoll wirken muß, und dürfte die Absicht des jungen Mannes, einmal öffentlich in einem größer» Concertsaal auszutrctcn, ledenfalls Aufmunterung und Unterstützung verdienen — Gestern Mittag gegen -2 Uhr stürzte die Ehefrau des Musikus Puttni, Salzgasse 13, beim Außgießen eines Wasserfasses mit dem über den Hof führenden hölzernen Gange zwei Stock hoch in den Hof herab. Das alte Holzgerüst» war vermuthlich verfault und brach an beiden Enden herunter, Balken und Breter stürzten nach. Man konnte vor Jammer der Kinder und da eben die Verunglückte noch in den Händen des Arztes war, nur so viel erfahren, -daß sie noch lebte, aber ohne Bewußtsein, und im Rücken und Hinterkopfe schwere Verletzungen wahrzuneh- men waren.^ ^ — VorMern Abend gegen 9 Uhr sind in dem ca. 2 Stunden. von hier gelegenen Dorfe Lockwitz die zum dasigcn Rittergute gehörigen, zusammenhängenden Scheunen nicvergebrannt. — Die am 22. abgehaltcne Sitzung der Leipziger Stadt verordneten war ausschließlich der Wahl eines Polizeikirektors für die Stadt Leipzig gewidmet. Von 57 anwesenden Stimmberech tigten gingen 57 Stimmzettel ein. Dieselben ergaben: 45 Stim men für Herrn Staatsanwalt Metzler in Dresden, l l Stimmen für Herrn Sladtrath I). Hermsdorf in Leipzig, und l Stimme für Herrn Adv. Anschütz in Leipzig. Es war somit Herr Staats anwalt Metzler als gewählt zu betrachten. Bon den ihm zuge- sallencn Stimmzetteln trugen zwar 2 den Namen „Metzner", doch würde auch deren Wegfall die Wahl nicht geändert haben, da dir absolute Majorität" nur 29 Stimmen erfordert. ES ist dem nach der genannte Herr mit einer sehr bedeutenden Stimmenzahl erwählt worden, denn die Stimmen, welche er über die absolute Majorität erhalten hat (16), betragen immer noch mehr, als die Gesammtzahl der Stimmen (l2). welche den beiden anderen Kan didaten zugcfallen sind. — Das ,L. I " theilt in Bezug auf Vor stehendes mit, es habe sich Herr Staatsanwalt Metzler gegen da- sige einflußreiche Freunde auf deren Anfrage bereit erklärt, die Wahl anzunchmen, wenn gewisse leicht zu erfüllende Bedingungen ihm gewährt würden. — Ein sehr rühriges Arbeiterleben herrscht insbesondere an demjenigen Theile der Freiberger Eisenbahn, wo die 75 Ellen hohe Brücke über die Mulde zu führen ist; und da auch zugleich das in unmittelbarer Nähe befindliche Gchmelzhütten- werk neue Bauten ausführen läßt, so ist das Leben um so reger. Außerdem fehlt es keinen Tag an Besuchern tbeils des Eisenbahnbaucs, theils des genannten, in hohem Grade interes- s nten Hüttenwerkes wegen. Für die Arbeiter ater und für die Besucher ihrer Werke ist die wcchselvolle Witterung, die trotz des Aufhörens der Herrschaft des Siebenschläfers, dem man das schlechte Wetter in die Schuhe schieben zu müssen glaubte, ebenso unangenehm als hinderlich. — Am Dienstag früh verunglückt« der 29 Jahr alte derzeit als Bergarbeiter und Feuermann in Großporitzsch bei Zittau in Arbeit stehende königl. preußische Soldat E. W. Pohl aus Mes- sersdorf bei Lauban, indem er einen unbefahrenen Schacht neben der Wafferlcitungsmaschine besteigen wollte, um zu sehen, wie hoch das Wasser darin 'stehe. Da er nicht wieder kam, versuchte ein Bergmann cinzufahren, dieser kam aber bald, durch böse Wetter, die ihm das Licht auslöschten, vertrieben, zurück. Erst nach Meh rern Experimenten zur Vertreibung der bösen Wetter gelang es, den P. aus 4 Ellen hohem Wasserstande herauszuziehen. Von den bösen Wettern betäubt, ist er zweifelsohne ins Wasser hinab- gcstürzt und hat auf diese Weise seinen Tod gefunden. — Schandau. An Hotels und Gasthäusern fehlt eS eben nicht in Schandau, sie sind so zu sagen die Gradmesser für die Temperatur in den Börsen der Fremden, und es dürfte wohl rsicht selten der Fall sein, daß manche der Monate lang daselbst auf außergewöhnlichem Fuß gelebt habenden Badegäste wie Luflschnapper eine ebenso ungewöhnlich niedrige Temperatur in ihren Kaffen beim Abschied entdecken. Für Leute, die einen Mittagstisch lieben, der einer schmackhaften, kräftigen Haus mannskost am nächsten kommt und mit der Billigkeit Hand in Hand geht, ist die böhmische Bierhalle ganz besonders zu empfehlen. Man findet daselbst wenig Tischgäste, dafür aber bezeugt die große Zahl der fremden Bedienungen, welche daS Haus mit schweren Menagekörbcn verlassen, daß man den reellen Werth dieser Kücke erkannt hat, und solche Erkcnntniß dürfte gewiß das beste und solideste Lob sein, vor welchem markt schreierische Empfehlungen verblassen. Mit der Solidität hin sichtlich der Preise, wie Dessen, was man genießt, wird auch Jeder übereinstimmend sein, der Vollraths freundliche Restaura tion auf der Ostrau-Scheibe besucht. Von diesem Orte kann man sagen, er ist ein lieber, denn nicht nur der Magen, dieser Despot, Lessen Herrschaft nur mit unserem Leben endet, findet volle Befriedigung für Billiges (beispielsweise die Portion guter Kaffee 3 Ngr), was wieder eine Schmeichelei für -en Geld beutel ist, sondern auch Aug' und Herz durch den Fernblick über die wundervolle Bergwelt ringsum. Es ist unmöglich, eine bessere Vereinigung des Schönen mit dem Nützlichen irgend wo zu finden, und der zahlreiche tägliche Besuch, den Fremde wie Einheimische auf dieser reizenden Höhe abstatten, besonders der reiche Damenflor, der sich zur Nachmittagszeit hier einfin- ret, ist der deutlichste Beweis von der Wahrheit, daß Gutes und Schönes stets geschätzt wird. Dieser Sommer war für die Badedirection ebenso viel, wie ein offener Schaden am Leibe, denn es gab der Nässe zu viel, so daß wohl Mancher An stand nahm, sich noch intimer mit derselben mittelst Bädern zu befreunden. Außer dem allgemeinen Wunsche, der Himmel