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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.05.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260512012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926051201
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926051201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-12
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 12.05.1926
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Mittwoch, 12. Mai 1S2S — .Vreodaer Nachrichten" — Nr. 220 Seite L Me Lösung »er polnischen Krise. So sehlt» nicht irgend«» aus dieser Veit» Dem die», de« da«, hier «brr fehlt da» »rl». Diese Kennzeichnung der Zustände am Kaiscchof durch Mephistopheles im »wetten Dell de» „Faust" ist auch da» treffende Dort für da» Ävundübel. an dem der nrupvlnisch« Staat fett lange» Monaten lei>d«t. da» ihn immerfort von VtrtfchastS- zu NcgierungSkrtsen und endlich in die Staat», krtf« treibt. Unter diesem Gesichtswinkel wird man auch die fetzige vorläufige Regelung durch die Bildung de» Kabinett» Wito» beurteilen müsse», wenn man den polnischen Dingen auf den Grund kommen will. Nachdem bereit» Graf Gkrzynskt, Polen» beste» Pferd im Stall, und der Gesm- marschall R a t a j, vielleicht der geistig bedeutendste Politiker de» Sande», in mehreren Versuchen gescheitert waren, und erst nach einem dreimaligen Anlauf ist e» nunmehr dem ver schlagenen Baucrnführer der Piaftenpartei gelungen, ein Kabinett zusannnenzustellcn. da» feiner ganzen Struktur nach wieder nur ein Notbehelf ist, und. um dauernd regierungsfähig zu werden, der Unterstützung koalitionsfremder Elemente bedarf. In welchen Slahnen unter dieser neuen Führung Polen» innere Verhältnisse konsolidiert werden sollen, und in welcher Richtung da» von Skrznnski verlassene Steuer der polnischen Aussenpolitik gehalten werden soll, ersieht man mit einiger Klarheit au» der Zusammensetzung der Parteien, die der Negierung eine vorläufig allerdings zu schmale, parlamcn» torische Grundlage geben. Wito» stützt sich hauptsächlich auf die N a t t o n a l d e m o k r a t e n. die keineswegs, wie der zweite Teil ihres Namens glauben machen möchte, demokratisch oder gar pazifistisch eingestellt sind, sondern als eingefleischte Nationalisten, politisch ganz rechtsstehend, in erster Linie den deutschfeindlichen Kurs aller bisherigen Außenminister be stimmt und jeden Versuch eines SinlcnkcnS unterdrückt haben. Die zweite Koalitionspartei, di« Christlichen Demo kraten. bekennen sich zum christlich-sozialen Programm; sie vertreten besonder» die positiven katholischen BcnölkerungS- kreise und zählen starke Arbeitermasscn, namentlich In Ost- oberschlcsien, zu Ihrem Anhang, wo die Partei auch von Kor. fanty gegründet wurde. Dieser Name. Übel berüchtigt auS den Zelten der oberschlcsischen Aufstände, bedeutet für unS Deutsche allein ein Programm. Mehr ln der Mitte hebt die Partei de» KabincttschcfS selbst, di« Bauernpartei Plast, gegenwärtig der zwcitftärkste Klub im Sejm. Ihr Führer WitoS hat bereits tm österreichischen Ncichsrat eine politische Nolle gespielt; in der ohne Polen» Verdienst wicdcrgeschaf- sencn allpolnischcn Republik hat er wiederholt die Ministcr- präsidcntschast bekleidet und sich einen guten Namen gemacht durch den Mut und die Umsicht, mit der er im Jahre >U2V während des Krieges mit Sowjctrussland die Geschicke dcS Landes lenkte. Nachdem er anfangs ziemlich radikale Ten- Lenzen gezeigt hatte, entwickelte er sich immer mehr zu einem listigen, von Grundsätzen nicht allzusehr beschwerten LpportmmitätSpolitikcr, und besonders in der letzten Zeit, nach dem das GesctzgebungSwcrk der mtndrrheitenfeindlichen Agrarreform unter Dach und Fach gebracht ist. beginnt sich der .Flte FuchS" immer mehr nach rechts hin zu orientieren. Schliesslich gehört zum Kabinett noch die kleine Gruppe der Nationalen Arbeiterpartei, die sich hauptsächlich aus Ostoberschlcsicn und den ehemals preußischen Gebieten von Wcstpreußen und Posen rekrutiert und ihrem politischen Pro gramm nach der christlichen Demokratie ähnelt. Sie gehört im allgemeinen zur Mitte, allerdings mit Tendenzen nach links. Zur Verbreiterung seiner Basis hat sich WitoS noch die Unter- stühung der monarchistischen ChristlichenNationalenzn sichern gesucht, ohne dass deshalb seine Mehrheit im Sejm eine zuverlässige geworden wäre. Auch ein Versuch, die Juden, di« in Polen eine eigene Partei bilden, durch neue Verspre chungen zur HilfSstcllung für die Negierung heranzuziehen, wird unternommen; nach den schlechten Erfahrungen, di« die Juden in ähnlicher Lage im Kabinett Grabski gemacht haben, dürste aber auch von dieser Seite her LaS Heil nicht zu erwarten sein. Da» Kabinett WitoS Ist also ein solche» der Mitte und der Rechten; cs hat demnach von vornherein alle die starken Gruppen der nationalen Minderheiten und den Linksblock in schärfster DppositionSstcllung gegen sich. Zwar har WitoS auch die Türe nach links hin offen gelassen, indem er daS Aussen- Ministerium, das Kricgsministerium und die beiden ArbcitS- ministerien nur Lurch Staatssekretäre als Letter, ntcht durch Minister besetzte; trotzdem besteht keine Aussicht, daß die er zürnten Linksparteien diese Möglichkeit des Anschlusses be nützen werden. Besonders die P o l n t s ch e S o z i a l I st I s ch e Partei zeigt sich unversöhnlich, einmal weil der National- demokrat Zdztechowski. dessen Sanierungsmethoden von der Partei missbilligt worden sind, wieder das Finanzministerium übernommen hat, und dann, weil die von den Sozialisten seit Monaten stürmisch geforderte Wiederkehr ihres Lieblings. deS Marschalls Pilsudskt. an die Spitze der Arme« auch mit der fetzigen Lösung der Krise nicht erfolgt ist. Sv ist es nicht überraschend, dass man in Warschauer politischen Kreisen das neue Kabinett schon am Tage nach seiner Bildung als ein totgcborencS Kind bezeichnet und schon wieder nach einer besseren Lötung der latent wcitcrbcstchenden Krise sucht. Be sonders bedenklich ist es, daß man auch auf der Rechten im einzelnen nicht zufrieden ist. Der vorläufige Kriegsminister. General Malczewski. bisher Kommandeur des Warschauer Armeekorps, soll wegen der an seiner Person gemachten Aus stellungen schon wieder seine Demission erwägen Stärker und folgenschwerer noch ist der Streit um die Besetzung des AuhenministerlumS, dessen Ucbcrnahnie Skrznnski am Tage der .Kabinettsbildung dreimal kategorisch zurückgewlcscn hat. Vielleicht bat ihn zu einer solch ungewöhnten Sprödigkeit die Uebarzeugung veranlasst, dass er In der neuen Konstellation seine bisherige Aussenpolitik nicht wunschgemäss svrtführcn könne, vielleicht will er im Hinblick auf die Haltlosigkeit deS Witos-KabincttS auch nur seine eigene Unentbehrlichkeit be weisen, denn er weiß nur zu gut, dass seine Person zurzeit das stärkste Aktitmin In der polnischen Aussenpolitik ist. ÄnS der österreichischen Diplomatenschule hervorgcgangen, ein Harschender, gewiegter Realpolitiker, in allen Hauptstädten der Entente bekannt und beliebt, erfolgreich ans allen grossen Konferenzen der letzten Zeit, scheint er tatsächlich der einzige zn sein, der Polens Belange in den bevorstehenden schmierigen AuSeiiiaiidcrsctzungcn vertreten kann. Diese Verhandlungen mit den Grossmächten, die Art und Weise, wie sich dabei Polen cinzuschalten und mit seinen Wün schen durchzusctzen wciss. werden — daS hat Skrznnski sicher besser als irgend ein anderer polnischer Politiker erkannt — entscheidend sein für die staatliche Zukunft deS Landes Schliess lich beruht sa auch die gegenwärtige Krise auf einem per» zweifelte» Wettrennen der politischen Kräfte dcS Landes zwischen politischem Ehrgeiz und wirtschaftlicher Einsicht. ES ist besann, und der zunehmende Verfall der Zlotywährnng beweist cs. dass Polen unrettbar dem Staats- bankerott verfallen Ist. wenn nicht schleunigst Hilfe von außen kommt. Zwar konnte sich das Land infolge seiner re>n agrarischen Struktur mit allerlei künstlichen Mitteln längere Zeit über Wasser halten, als daS vielleicht einem kom plizierter gestalte««" Industriestaat möglich gewesen wäre: aber wenn auch langsamer, um so sicherer droht setz« die Kata strophe. Zwe' K"s><" tt« baben sich bereit» vergeblich an der .^Sanierung" versucht. Grabikt fiel mit dem ersten Einbruch tn dt« von Ihm geschaffene Zlotywähruug. Da kam Skrznnski. um die Sanierung zn sanieren. Aber er suchte »m» Problem nicht von der wirtschaftlichen Seite her »u lösen, wo e» entstanden war; all« vorgesührten Experiment« seine» Ftnanzmtnsstrr» waren nur Fasiadenbau. nicht auf Wirkung berechnet. Dafür legte sich Skrznnski mit aller Kraft aus seine aussenpoltttschen Manöver tn der NatSsttzsragc und ließ hier, die wahre Ohn- macht seines Lande» durch Propaganda geschickt verdeckend alle Minen springen. Im Grunde war dieser grosse Kamps um die Anerkennung der Grossmachtstellung Polen« nicht» alS etnegrosszügtaeKredttaktton. umbte westlichen und amerikanische» Geldgeber von der Solidität diele» Staat», wesen» zu überzeugen. Zdztechowski sollte tn Gestalt von An- leihen die Ernte etnbrtngru. die Skrzynlkt tn Locarno und Genf gesät hatte. Das Ergebnis aber war ntcht voll befrie digend. Außenpolitisch haben zwar die Potcoikiulck n Dörfer soviel geleistet, al» man irgend von ihnen erwarten konnte. Zum mindesten konnte Polen für eine grosse Störung Europas und zur Hemmung der deutschen Politik verwandt werden. DaS eigentliche Ziel aber wurde ntcht erreicht: den» die eng lischen und amerikanischen Finanzleute sind offenbar nüch terner alS die Politiker de» Völkerbundes. Alle Verlvrechun- gen einer neuen Aera der Sparsamkeit, mit denen Zdztechowski freigebig war. haben den Banker« Trust, der die Anleihe ver mitteln sollte, nicht von seiner Forderung abgebracht: Geld nur gegen StaatSkontrollet Da» passt aber nup wieder schlecht zu den aussenpoltttschen Absichten. Die seitdem immer höher steigende Flut der Wtrlschastsnvt mit versteckter Inflation, die daraus folgende» täglichen Arbettslosenunriihcn lind kommunistischen Umtriebe, kurz die Verwandlung der akuten Krise tn einen Dauerzustand, haben nun die Geldgeber endgültig abgcschrcckt. Sie haben ihre Option ablaufen lassen. ohne sie zu erneuern. Nu« gibt e» nur noch eine Rcuuna — dle Hilfe de» Völkerbünde», der Polen bisher nur al» den ewigen Angeklagten und ständigen Querulanten vor dem Genfer Tribunal kennt. Er toll Sanier»"" "'"leihen > geben, aber natürlich unter kulanteren Bedingungen, al» seinerzeit an Oesterreich; denn «» handelt sich ja um die „Groß macht" Polen. Und wer sollte da» bewerkstelligen, wenn nicht Skrznntkts Vorläufig wehren sich allerdings die Nationalisten noch mit allen Kräften gegen eine tolche Sanierung, dir notwendig mit der Preisgabe eines TetleS der staatlichen Hohcitsrechte verbunden wäre. Dagegen sind sich die besten K»"f- der pol nischen W rischast heute darüber einig dass e» einen anderen AuSwcg nicht mehr gibt. DteserGcgcnsatz zwischen vol't ischcmGrö- sscnwahn und wirtschaftlichen Notwendigkeiten wird In Polen auSgekämpst werben müssen bevor eine Beruhigung deS Lan des und die Bildung einer stabilen Negierung möglich «ein wird. Auch die Negierung Wtto» die sich mit Muhe tn den Dattel geschwungen ha«, wird nicht retten können ehe sich dt« Parteien nicht darüber klar geworden sind wa» sie wollen: Weiterbau der politischen Lustschlösser nur um des Siemes willen, oder Wiederaufbau des Staates nach den durch Um fang. nationale Struktur und Wirtschaft gegebenen Möglich keiten mit einer versöhnlichen Politik nach a»ken. Vorläufig hat Deutschland auch von der neuen polnischen Regierung nichts anderes zu erwarten, als den versteckten Krtea mit a l l e n S ch t k a n e n. lei eS tn den Fragen der grossen Politik, sei eS in den besonderen Problemen der Lianidationcn und der MirtschastSversmndlungen. Danach wird sich auch die deutsche Politik gegen Polen weiter einzurichten haben. Frankreich sabotiert die Abrüstungskonferenz. Ein Ausnahmerecht für Deutschland. Paris, ll. Mat. Entsprechend den Instruktionen, die die französischen Delegierten bei der Abrüstungskonferenz des Völkerbundes erhalten haben, treten ..Tcmps" und..Journal" tn offenbar inspirierten Artikeln dafür ein. dass die Abrüstung zu Lande zu gleicher Zeit mit der Abrüstung zur See und in der Lust erörtert wird. Nach dem ..T e m v S" würde es eine Ungerechtigkeit bedeuten, wenn man die Ver- teidtgungSmittel der Nationen verringern wollte, die ge zwungen seien, tn militärischer Hinsicht umfangreiche Vor kehrungen zu treffen, weil ihre geographische Laar und die politischen Bedingungen Europas, sie ganz besonders An griffen auSsctzen. während eS anderen Ländern, die sich über dem Ozean in relativer Sicherheit befand"», sreistehe. ihre Seeherrsibast anS,„bauen. Das sei eine ebenso beträchtliche Machtposition, wie ein starkes Landheer. Der „Temvs" fährt unter Hinweis auf die Beteiligung Deutschlands an der Abrüstungskonferenz sodann fort die Deutschen wollten offen bar die Möglichkeit, die ihnen die Debatte über die Ne- schränkuna der Rüstungen biete, dazu benutzen die Franc der effektiven Abrüstung der alliierten Mächte in demselben Ver hältnis. in dem Deutschland durch den Versailler Vertraa entwaffne» worden sei. ausznwersen DaS aber werde ein znm sicheren Missersola vernricilteS Manöver kein. Die militäri schen Restsmmnngen deS Versailler Vertrage» müssten gni icden Fall gnsrechterbalten werben, und nnter keinem Vor wand wird die Rede davon sein können Ne ans andere Mächte g,,sz"b"hncn. v. Koesch' Erklärungen im DMerbunbs- ausschuh. Gens. 11. Mai. Im Prüfungsausschuss kür die Zu sammensetzung des VölkcrbnndsrateS gab heute vormittag Botschafter v. Hocsch eine kurze Erklärung, tn der er etwa aus- führte: Die deutsche Negierung hat dte Einladung des Völker bundsrates zur Teilnahme an den Arbeiten deS Ausschusses unter gewissen Vorbehalten angenommen Ich möchte die heutige Geleaenhctt ntcht benutzen um aus Einzel heiten einziigchrn da Dentkchland in seiner "besonderen Stel lung zur Bcobgchtnng einer gewissen Reserve genötigt ist ES Ist selbstverständlich, dass ich angesichts dieser Zurttckbaltnng im Augenblick keine formellen Vorschläge mache Ich behalte mir aber vor. wenn sich im Lanke der Verbandlungen be stimmte Vorschläge heranSznkrlstallisieren beginnen, dazu Stellung zu nehmen. Ich gebe znm Schluss der Hoffnung Ausdruck, dass die Verhandlungen zu einem bekriebiacnden Ergebnis führen, dte Deutschland erlauben werden, seine» Eintritt tn den Völkerbund ohne Schmtcrtaketten zu vollziehen. PalacioS lSpanient ivteS sodann tn einer abjrcgebcnen Er» klärung aus die von sieben NatSstaaten Spanten gemachten Zusagen hin und gab sebr entschieden der Meinung Ausdruck, dass Spanien alS wichtigste neutrale Macht Anspruch auf eine« ständigen RatSsitz Hab«. Präsiden« Motta erklärt«, tm bisherigen Verlaufe der Debatte sei dir Bestimmung des A r t i k e l S 4 des Völker- bundSpakteS noch nicht erwähnt worden, wonach seder Staat in Fällen, tn denen seine Interessen besonders berührt wer den. alS gleichberechtigte» Mitglied an den Beratungen de» Rates teilnehmrn soll. Nnter Berufung aus diese Bestimmung verlangt Motta. daß in dieser Hinsicht für die Zukunft Wandel geschaffen werde. Die NachmittagSNHung begann mit Ausführungen deS brasilianischen Vertreters Ein von Lord Robert Cecil ein- gcreichtcr V o r s ch l a g. der sich mit der Zahl der RatSmit- glieder und dem Wahlmodus beschäftigt, hat folgenden Wort laut: Dte nichtständigen Ratsmitglieder werden für et»«« Zeitraum von drei Jahren gewählt. Sie übernehme» ihre Funktionen sofort nach Ihrer Wahl. Ein Drittel vo« ihnen wird jährlich neugewählt. Im Prinzip sind die nichtständigen Mitglieder inneebakd eines Zcitrainncs von drei Jahren nach Ablauf ihre« Man dats nicht wieder wählbar, doch kann die Vollnerfgmmlimg mit Zweidrittelmehrheit beschließen, dass ein in Funktion be findliches Mitglied für einen neuen Zeitraum wäblbar ist unter der Borausiehung allerdings dass nicht mehr al» ei» Drittel der nichtständigen RatSmitgliedcr wieder wählbar er klärt wird. Die Zahl der nichtständigen Ratsmitglieder wirb auf neun erhöht. Dies« Mitglieder sollen tn Zukunft nach dem Prinzip der Verhältniswahl gewählt werden. Damit dieses Wahlsystem in Kraft treten kann, werde» neun Mitglieder so schnell als möglich in der nächsten Voll versammlung gewählt. Drei von ihnen werden für drei Ja.hr«, drei für zwei Jahre und drei für rin Jahr gewählt. Lord Robert Cecil batte dir Freundlichkeit, dem Vertreter der T.-U. aus seine Frage, was Lord Robert Cecil unter „Verhältniswahl" verstehe folgende Erklärung abzu» geben: „Ich verstehe unter Verhältniswahl die Berücksichtigung derjenigen Stimmen, die für die Erlangung eines NatS- sitzcS sonst nicht auSreicbeu würden. Ich habe diesen Vor schlag gemacht, weil ich danrtt den Wünschen der kleinere» Staaten und Staatengruppen entgegenkomme» wollte. Ich denke, dass durch diese Berücksichtigung manche Schwierigkeiten behoben werden können. Die Kommission beschloss, den Vorschlag als Grundlage für weitere Besprechungen anzumehmem. Zersplitterung der englischen Streikbewegung. Vorläufig geringe Derhandlungsaussichlen. London, 11. Mai. Tic Lage ist tm allgemeinen unver» ändert, jedoch ist eine fortschreitende Besserung im Transport- und Verkehrswesen scstzustellen. Die Vermittlungsversuche zur Herbeiführung eines Abbruchs dcS General streiks dauern an. ES sollen hierbei auch Arbeiter- abgrordnete beteiligt sein. Der Kern der Schwierigkeiten liegt, abgesehen von der Forderung der Negierung ans sofortige EinstellungdcS Streiks, in den Meinungsverschieden heiten bei den Führern der Bergarbeiter. Es wird erklärt, dir Einstellung des Generalstreiks würde keineswegs eine Lösung des KohlenkonsliktS bedeuten, da die Bergarbeiter nach wie vor eS ablehncn, in der Lohn» und ArbcitSzeitsrage Zugeständnisse zu machen. Der „Daily Telegraph" erwartet in den nächsten Tagen eine verstärkte BermittlungSIätigkcit zur Herbeiführung einer Verständigung zwischen den beiden Parteien. Die Aussichten für einen Erfolg sind soboch bisher sebr begrenzt. » London, 11. Mai. lieber die Lage tm BerkehrSgewerbe berichtet „Dalln Mail": Allein bei der Sonthern, Railwaq sind gestern 12 MN Angestellte wieder znr Arbeit znrückgckehrt. In Hudderöficld versehen wieder 2» Prozent der Strasscnbahnangcstcllten ihren Dienst, in Liverpool 8S Prozent. I« Hüll sind mehrere hundert Hasen- «nd Dock arbeiter wieder znr Arbeit gekommen. I« Wolverhampton haben sich 2SN Angestellte der Eisen- «nd Stahlwerke wieder in ihren Betriebe» gemeldet. Ebenso ist in Cardiff. Minetten, Petcrborough «nd anderen Provinzorte« eine allmählich« Ab nahme des Streiks zu verzeichnen. Bal-wins Siegeszuversicht. London, 11. Mat. Ministerpräsident Baldwin erklärte dem Vertreter der T. U.. dass eS ein beruhigendes Gefühl für ihn set, zu Beginn der -weiten Woche de« Generalstreiks ieststellen zu können, dass die Ration sich nicht nur entschlossen gezeigt habe, die Drohung gegen die versassnnoSmässige« und politischen Institutionen beb Landes zu bekämpfen, sondern dass sie auch bewiesen habe, dass sie in der Lage sei. der Drohung zwar mit aller Rnhc, aber um ko wirksamer ent- gegenzutreten. Nach den Erfahrungen der letzten Wochen könne kein Zweifel daran bestehen, dass der Verkehr und die übrigen iebenSwtchttgen Betriebe trotz der Proklamierunp ded Generalstreiks wirksam aufrecht» erh alten werden können. Die Lage bessere sich ossensicht- lich von Stunde zu Stunde. Der leg der Nation über die Tyrannei einzelner Gruppe« «nd damit der Triumph der Verfassung sei sicher. Man dürfe die Einstellung der Kohlenförde- rnng und den Generalstreik nicht miteinander ver wechseln. ES handle sich um zwei grundsätzlich voneinander verschiedene Streitfragen. Die Arbeitseinstellung tm Kohlen bergbau erfolgte nach einer neunmonatigen Enguete und nach anSatcblgen Verhandlungen. Diese würden sofort wieder ans» genommen werden, sobald der Gewrrklchnftsko"aress de« Ab bruch dcS Generalstreiks proklamiert habe. Er werde alle» daransetzen, dass in diese« Verhandlungen eine Regelung er, zielt werde, die den Bergarbeitern ebenso acrccht «erde, wie den Grubenbesitzern. Ministerpräsident Baldwin betonte am Schlüsse seiner Darlegungen, baß der kurze Versuch, der Nation die Pistole auf die Brust »» letzen, gescheitert sei. Hoffentlich würden bald GewerkschastSrat und die Arbeiter» die seiner Parole geiolac sind dl<> Zwe-^losigkei« einer Fort setzung des Generalstreiks einsehe«, dessen Zusammenbruch nnverw-idlich sei. —- Die „Norge" über -em Polareis. Nenyork, 11. Mat. Nach einem Bericht der „Associated Press" gab die „Norge" einen Funkspruch ab. tn dem Ne mit teilt. dass sie wo-lbehalte« über dem Polareis fliegt. Nach einem Bericht auS Oslo war daS Wetter bet der Abfahrt der „Norge" so günstig, dass der Start ohne Aufschub erfolgt ist. Bor der Abfahrt erklärte Amundsen. dass dos Schiff be quem sechs Wochen unterwegs bleiben könne. Amundsen ist entschlossen, sich nicht zu überstürzen, um gründliche Be obachtungen am Pol anstelle» zu können Nach den Er klärungen dcS Kapitäns Nobile besteh» die einzige Schwierigkeit in eventuell austretenden Nebeln. Haussuchung bet De. Stadler. Berlin, 11. Mai. Heute sand ans Veranlass««» der politischen Polizei in der Wohnung von Dr. Stadler und in den BnrcanrLume« des BnndeS der Grossdentschen eine Hauösuchnng statt, vier Kriminalbeamte durchsuchten di« Wohnung nach hochverräterischem Material. Gleichzeitig fan» eine ähnliche Durchsuchung der vnreanräume der deutsche« JadnftrteHenveretnignna statt, deren geschästS« führender Vorsitzender Dr. Stadler ist. Es verlo-t"«. best die Untersnchnng völlig ergebnislos verlausen ist. lT.-U.s »«»--»»»- wull- Stotte »olin. päfbvkol 8«dvktvi»1r»ll« 1Ü/2I
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