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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 20.09.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270920024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927092002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927092002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-09
- Tag 1927-09-20
-
Monat
1927-09
-
Jahr
1927
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irr. «43 S-Ne 2 .Dresdner Tlachrichlen Dienstag, 20. September 1927 An -en acht Türmen von Tannenberg. Eine unvergehltche Feier. Bon unserem nach Tannenberg entsandten Bericht erstatter erhalten wir folgenden Bericht, der dnt üder die Tannenbergfeler Gemeldete tn anschaulicher »Sets« ergänzt: Sin unvergeßlicher Eindruck, wenn zum rrstcn Mal hinter Hohenstein die acht mächtigen Türme des Tanuenbergdenkmnl» vor unseren Rügen auftauchen. Wie «ine Wehrburg im alten OrdenSgeist. eine Mahnung: Dieses Land bleibt deutsch! So blickt der Trutzbau, herbe wie die Lands ring» umher, über da» leicht gewellte Land, wo lebe» Dorf, jedes Hau», jede» Waldstück und jeder Hügel von dem groben Bölkerringen kündet, das tn den blutigen Angusttagen von 1014 seinen siegreichen AuSgang genommen hat. Wer dann ins kleine Städtchen Hohen st ein kommt, das in jenen Kampftagen, da es von den Russen besetzt war, unter unserem Artillcrieseuer in Schutt sank, dann aber tn schlichter und freundlicher Bausorm seine Anserstehuna hat feiern können, spürt den PulSschlag der Freude, der alle be. seelt: Die kleinen mit Tannengrün und blühendem Heidekraut geschmückten Häuser, vielfach eiserne Kreuze, aus Heidekraut geformt, sprechen eine beredte Sprache. Hier und in Allenstetn ist schon Tage vorher jedes Haus, jede Stube mit vorgemerk- ten Gästen belegt. Man erwartet an hunderttausend Besuche, man spricht von 8000 Auto», 40 Sonderzüge werde» die Menschen von überall her herführen. Die Tribünen, die vor dem Denkmal errichtet sind, können nur einen kleinen Teil, die Geladenen, ausnehmen. Auf einem der Türme sind mäch tige Lautsprecher eingebaut, die des Feldmarschall» Worte in die Welt tragen sollen. Und rings nmher dehnt sich dag unendliche Blachfeld. Ueberall grüßen Heldensriedhöse in ihrer wehmütig schlichten Weis«, Holzkreuz steht an Holzkrenz gereiht. Oft birgt ein Massengrab Deutsche und Russen: im Tode sind alle gleich. Dicht bei dem Dorfe Tannsnberg ragt ein dunkler Tannen» Hain über einen Hügel hinaus. Du schreitest einen schmalen Gang hindurch und stellst vor einem mächtigen Granitblock, einst der I a g t e l o - S t e i n genannt, weil von ihm der Polcnkönig den Gang zur Schlacht gegen den Orden Anno 1410 beobachtet hat. Fetzt stehen aus dem Stein die Worte ge meißelt: „Hm Kampfe für deutsches Wesen, deutsche» Recht starb hier der Hochmeister Ullrich von Jungingcn am IS. Jult tilg den Heldentod." Der Wind fährt rauh über das flache Land. Schwere Regenfahnen wehen nieder. LiliencronS wunderbare Totenweise kommt uns in den Sinn: „Der Dag ging sturmbewegt und regenschwer, Auf allen Gräbern sror da» Wort „gewesen"." Aber wo sollte mehr denn hier der AuSklang gelten: „Aus allen Gräbern taut das Wort „genese n"." « Die Nacht zum Sonntag herrschte schwere» Unwetter und am Morgen lag Dunst und Nebel über dem Lande. Immer wieder ging feiner Regen nieder und die Sonne verbarg sich. Aber von zwei Uhr in der Frühe zogen schier endlose Menschenmengen aus allen Himmelsrichtungen dem Denkmal zu, formierten sich die Verbände und die Vereine, KriegervereineundStahlhelm.Wehrwolfund Jungbeutscher Orden. Das Reichsbanner fehlte. Eng- herzig und undeutsch hatte es sich der Huldigung LudenborfsS versagt, des getreuen Helfers HtndenburgS. Nun. man hat e» nicht vermißt. Nur die Achsel hat man gezuckt. So brach trotz der Unbill dev Vetters der Festtag der majestätischen Größe an. Von den Türmen des Denkmals grüßten weiße Fahnen mit dem schwarzen Ordenskrenz stolz tn den grauen Morgen die Abertausende zu ihren Füßen. — Um >413 Uhr kam Be wegung in die Riesenmenge: „Sr kommt!" Und er kam. Langsam im Auto anfahrend, eskortiert von zwei ostpreußischen Reitervcreinen, er, der greise Generalfeld marschall, der Sieger von Taiincnberg. Zur Stelle waren seine unvergessenen großen Helfer, General Ludxndorff, Generalfeldmarschall v. Mackensen, General Francois» General v. Morgen und all die anderen, deren Namen tn Ostpreußen jeder kennt. Und sie nmrauschten die alten, mit Ruhm und Ehre bedeckten Fahnen der deutschen Armee. Sie umjubelte die Jugend Deutschlands. In acht langen Kolonnen zu acht Gliedern hatten die Verbände und Vereine Aufstellung genommen. Von weit her waren viele hcrbeigeeilt. Die alten Friedensuniformrn, die glänzenden Pickelhauben, die Hüte der Schuhtruppe, die Mühen der Marine, die Silberhelme der Kürassiere, die hohen Feberbüsche, da» alle» bot ein malrrtfchrS Bild, da» unvergeß ltch bleibt, vor dem Singana »«« Denkmal hatte dieShren- kompagnte de» L t» Osterode stationierten Infanterie Regiment» Aufstellung genommen. Hinter ihm Abordnungen der Reichswehr au» den verschiedensten Teilen de» Reich,». An der »baust«« standen die alten Fahnen. Aus der anderen Seite zog der Stahlhelm mit klingendem Spiele aus. Die Shreimäst, und hohen Vehördenvertretex waren er schiene». Sin« Aufzählung ist unmöglich. Und nun da» Kom- manbo: »Settengewehr pflanzt auf!" Generalleutnant v. Ssedeck erstattet die erste Meldung. ReichSwehrmtnistrr Dr. G« ßlrr begrüßt dt« Truppe. An der Chaussee erwarten Generalkelbmarschall v. Mackensen und General Lubendorff den Reichspräsidenten, und nun tft er da. Heranrollende Hurraruf« verkünden sein Nahen. Jetzt hält er. steigt au» und begrüßt Lubendorff und Mackensen. In ehrfurchtsvollem Schweigen verharrt die Menge. Dan» ergreift Generalmajor a. D. Sahn» im Auf trag des Tannenberg-Nattonaldenkmal-AuSschusseS da» Wort und der offiziell« Teil nimmt seine« Anfang. Der Telegraph hat ihn längst in alle Welt getragen. Wir Heven hier nur ein- -eine Momente hervor. Der Präsentiermarsch erklingt, der gretse Feldmarschall steht in der Mitte be» Vorplätze» und die alten Fahnen und Standarten neigen sich vor dem Sieger von Tannen, berg, und nun ergreift er da» Wort. Stürmische, lang an- haltende und begeisterte Zurufe unterbrechen seine Worte, als er — e» klingt wie ein« Erlös«»- — das langerwartete und ersehnte Wort spricht, daß wir die An- klage, daß Deutschland an diesem größten aller Kriege schuld sei, offen und klar zurückwetsen. Wir sind reinen Herzens in den Kampf gezogen. Es war eine Pflicht de» Selbftbehanp- tnng. Immer wieder brandet der Jubel nach oben. All« die Zehntausend« fühlen, daß e» da» Bekenntnis zu einer un- auSlvschlichen Vergangenheit und der Wille »u einer lebens bejahenden Zukunft ist. der au» den Worten de» greisen Helden spricht. Nun begrüßt der Generalfeldmarschall die Ehrengäste, redet mit vielen ein freundliche» Wort. Während dessen er- scheinen über dem DenkmalSplatz vier Flugzeuge. Sin Lorbeerkranz wird a»S einem von ihnen abgeworfen. Von der Mitteltribüne zeigt sich ein großartiges Bild der zahllosen Ehrengäste in glänzenden Uniformen oder festlicher Kleidung. Der Generalfeldmarschall hat di« lange Linie der Ehren verbände abgeschrittcn und den offenen Wagen bestiegen. Die Generalität folgt ihm. Der viererzug trabt an. Ueberall braust der Jubel ihm entgegen, da» Hurra und immer wieder grüßen die Generäle, immer wieder hebt der Generalfeldmarschall den golbgezterten Marschallstab zum Gruß. Dt« Umfahrt ist beendet, der Feldgotte»dien ft beginnt. Die erste Strophe de» Choral» ,^>arre meine Seele" er klingt. Dann sprechen die beiden DivtstonSgetstllchen des Wehrkreise» I. der evangelische WehrkreiSpfarrer Müller nn- der katholische WehrkreiSpfarrer Rarkowski. ES sind tief«, fromme, von heißer Liebe zum deutschen vaterlande nnd von inbrünstigem Glauben an seinen Wiederaufstieg erfüllte Worte, die sie bewegt zu der ernsten Meng« sprechen. Ueber ihnen allen stehen die Worte Smanuel GetbelS: .Steh Hera» vo» Himmel droben, Herr, den »er Engel Zunge« loben, Gel gnädig unserem deutschen Land! Sprich,u den Führern, sprich znm Volke. Und einige »n» mit starker Hand! Bet du un« Fel» und Barg, Und sstbr' un« »ohl -tndurchl Denn dein ist -ent' und allezeit Da» Reich, die Kraft, dl« Herrlichkeit!" Entblößten Haupte» klingt e» von den Appen der Achtzig tausend. da» glaubensstarke Niederländische Dankgebct: „Herr, mach uns fr eil" Dan» erfolgt die Ueberreichuna deS SchlüffelS znm Eiu- ga«gStor an Hinbenbnrg. Er betritt, gefolgt von seinen Getreuen, das Innere deS Ehrenhofes, in dem sich von neuem die Fahnen der rühm- reichen Regimenter der alten Armee, der Kriegerveretne und der vaterländischen Berdände versammelt haben. Auch die Fahnen und Banner -er studentischen Verbindungen der KönigSberger Albertina, umgeben von den Chargierten tn vollem Wich», haben hier Aufstellung genommen. Posaunen musik setzt ein. Der alt« Choral „Lobe den Herrn, Len mäch tigen König der Ehren" durchflutet den Hof. Kränze haben sich zu Füßen be» mächttgen Block» in der Mitte de» Ehrenhof«» gehäuft. Un» ««« «ritt der Feldmarschall feldst Hera» nnd l«t »« Ehren der Feldgranen eine« goldene« Kranz nieder. Er hat de« Hel« adgenom««». Er betet. «» tft ,i» «uaenblick unendlich grober SrlrbniSkrast. EH tft, al» ob t» ihm da< ganze deutsche Volk tn setnen besten Seiten Verkörperung ge funden hat. — Darauf entbietet der Tannenbergaau de» Ost- preußischen Sängerbundes Htnbenburg sein« Huldigung. Mit wuchtigen Schritten schreitet er bann tn da» Tor deö Turmes, der dt« Fahnen der Erinnerung und Größe de» alte» Preußens aufnehmen soll, Drr Vorbeimarsch der Zehntansen» beginnt. Der MarschtrUt von Tausende« und abertaufenden dröhnt drei Stunden hindurch über da» Pflaster. Ein schier nicht endender Strom von Menschen, und alle zusammen- arhalten durch straffe Ordnung und soldatische Disziplin. Dann ist der Abschied gekommen. Hindenburg ist i» sein Auto ge- stiegen. Schon will er Platz nehmen, da brandet ein un- « nd l ich« r In b e l empor. DI« Menge nmbrängt ihn. Et» Augenblick der Begeisterung, wie man ihn kaum je erlebt hat, und inmitten der tosenden Menge steht er aufrecht da. Zum letzten Male an diesem Tage sein« Ostpreußen grüßend. Wie er. die Hände auf den Degen gestützt, al» eine monumentale Silhouette sich über der wirbelnden Menge emporhebt, fliege» die Gedanken zu einem Standbild, das dieser Silhouette allein gleicht. Der Btömarck tn Hamburg. Da» Erlebnis ist so stark, daß urplötzlich sich der Gedanke tn das Bewußtsein einhümmert: Hier steht der Eckehard des deutsche« Volkes unserer Tage. Der RekchsprSstdenI wieder in Berlin Berlin, 20. Sept. Reichspräsident von Hindenburg ist heut« vormittag von seiner Ostpreußen-Reise wieder in Berlin etngetroffen. Wer wird Nachfolqer General Reinhardls? verlin, 20. Sept. Ueber das Abschiedsgesuch be» Ober- befehlshaber» be» Retchswehrgruppenkommandos II in Kassel, -es Generals Reinhardt, wirb erst anläßlich der tn den nächsten Tagen zu erwartenden Rückkehr des Reichswehr- minister» Dr. Gehler entschieden werden. Beim Reichsivehr- Ministerium war über die Frage der N ach f v l g e s ch a f t de» Generals Reinhardt nvch nichts zu erfahren. Unter der Hand wird jedoch alö Nachfolger des Generals der Kommandeur der 7. Division in München General Kreß von Kressen stein genannt. General Reinhardt ist der dienstälteste General der Reichswehr, obgleich er erst in der Mitte der bver Jahre ist. Er war Anfang 1010 als Nachfolger des Generals Scheüch preußischer Kriegsminister, nnd zwar der letzte preußische KrtegSminister. Dann war er militärischer Berater de» Reichspräsidenten Ebert. Seitens der Demokratischen Partei war er als einer der ihrigen beansprucht worden. Anfang diese» Jahres hat aber General Reinhardt tn einem Zeitung», aufsatz sehr entschieden gegen die Haltung der Demokratische» Partei gegenüber der Reichswehr Stellung genommen. Die heutige Dollveriammlung in Genf. Genf, SO. Sept. Die heutige BormtttagSsttzung der voll- Versammlung verlief ohne besonderes Interesse. Aus der Tagesordnung stand eine große Anzahl von Berichten der 2. Kommission über Frauen- und Kinderschuh, über die Hy- gtenevrganisation des Völkerbundes, über den Handel mit Opium und anderen Betäubungsmitteln, Bericht über de» Frauen, und Mädchenhandel, Bericht der Kommission für in- tellektuelle Zusammenarbeit. Ohne Debatte nahm da» Han» bet geringer Beteiligung hie Berichte über die einzelnen Ge biete der sozialen Tätigkeit de» Völkerbundes entgegen. Heute vormittag besuchte der französische Delegierte Bon cour den deutschen Außenminister Dr. Streseman» tm Hotel „Metropole". Ferner haben tm Laufe de» gestrige» Abends noch längere Unterredungen zwischen dem Grasen B e r n st o r f f und Boncour stattgefunden. In den Ver- Handlungen sind der gestern von Graf Bernstorff ein- gebrachte neue Antrag über die Weiterführung der vorberei tenden Arbeiten für die Abrüstungskonferenz sowie der An trag Boncours eingehend besprochen worden. Der französische Antrag, der im wesentlichen eine Zusammenfassung der all gemeinen Richtlinien des Genfer Protokolls darstellt, stößt bet verschiedenen Delegationen auf nicht unerhebliche Schmie- rigkeiten, so daß Verhandlungen über gewisse Abänderungen des französischen Antrages erwartet werden. Man rechnet da mit. daß Ende dieser oder Anfang nächster Roche nach dem -lbschluß der Arbeiten des AbrüstungöansschnsscS in der Voll versammlung die große Debatte über das AbrüstnngSproblem ftattsinden wird. Hierbei wir- Dr. Streseman» in längerer Rebe zn dem AbrtistnngSproblem grundsätzlich Stel lung nehmen. Kunst und Wissenschaft. Die Gymnastische Vorführung der Bode-Schule Berlin tm BeretnShauS bestätigte das schon wiederholt an dieser Stelle ausgesprochene Urteil, daß Bodes System ein vor trefflicher Weg zur Lösung, Lockerung. Entspannung des Körpers und damit vor allem für das weibliche Geschlecht eine brauchbare Art der Leibeserziehung darstellt. Deshalb braucht man Bode aber noch nicht auf dem Gebiet seiner psychologi schen Folgerungen zuzustimmen, wenn er behauptet, mit der zunehmenden Gelöstheit des Körpers nehme Phantasie und Schöpferkraft zu. Jeder geistig Schaffende weiß, baß ir.r schöpferischen Augenblick meist auch de- leibliche Mensch sich in einem Zustande höchster, ja krampfartiger Spannung be findet. ohne baß das der Ausdruck krankhafter Nervosität zu sein braucht. Auch die Bezeichnung Nusdrucksgyrnnasttk ist irreführend. Jede Bewegung ist von ihrer psychischen Quelle aus schon mit Ausdruck geladen. Bewegung ohne Ausdruck gibt eS nicht. Das Nichtige, aber nicht Nene an Bodes Auf fassung ist, daß jede Bewegung den ganzen Körper in Mit- leidenschast ziehen, vom Schwerpunkt in die Glieder aus strahlen soll, nnd dadurch eine stärkere Sättigung mit Ans- druck empfängt. Daß der Schwung dazu das beste Mittel ist, haben schon ältere „Systeme" erkannt, nur noch nicht ko aus- schließlich tn den Mittelpunkt gestellt. Ganz äußerlich ist Bodes Verhältnis zur Musik. Wo sie die Hebungen begleitet — bas zeigte sich auch gestern wieder — ist sie nichts weiter als Taktgeber, gibt sie nur .Crescendo und Dekrescendo, Accelerando und Rttardando. Nm seelisch anzuregen, war sie seinerzeit unter Rudolf Bodes und diesmal unter Hin- rich Medans Händen viel zu banal nnd inhaltsarm. Selbst die „Woge" der 14 Darstellerinnen, die. begleitet von dem Naturlantc nachahmenden Gesang „Moia. moi". das Erleben des Meeres versinnbildlichen wollte, blieb ohne daS Uebcr- schäumen, das zum Wesen des Künstlerischen gehört. Mit Kunst hat also Bodes Körperschule nichts zu tun — nicht mehr und nicht weniger, als von Musik begleitete turnerische Frei, »nd Gerätübungen, oder d«r meisterhafte AuStrag eines sportlichen Wettkampfes. Auch die aus ästhetische Wirkung hin aufgebauten „Freieren Formen und Bewegungsspiele" blieben Uebuirgen und wirkten schließlich eintönig. Dt« Be- sprechung der Vorsührnng gehört also von Rechts rvrgen ebenso in den Sportteil, wie etwa dlc der Gymnastik von Niels Bukh. Da» muß einmal ausgesprochen werden tm Hinblick auf die Begriffsverwirrung, die seit dem Auftreten der verschiedenen „Gymnasttksnsteme". brr „Rhythmischen Gymnastik" und anderer Methoden eingertssen ist. Daß die AnSführung der Hebungen unter Sinrtch Medau auch diesmal musterhaft und an sich ein Genuß war. sei gern fest- gestellt. Einwendungen muß man nur gegen daS häßliche Kntebeugen in Seitgrätschstellung. die übertriebene Schritt- awit« und dt« viel zu eintönigen Hanbbewegungrn erheben. Lobenswert war auch die Kürze der einleitenden Worte und Erläuterungen. Unter der geringen Zahl von Besuchern überwogen die Fachleute und an diesen Fragen praktisch Teil nehmenden, die eS an verdientem Beifall nicht fehlen ließen. . —ch— s* Mitteilnnge« der Sächsische» StnatStheater. Opern. hauS: Donnerstag, den 22. September, Anrechtsreihe 8. „Btoletta" mit Julia Röhler in der Titelpartie, Tino Pattiera, Waldemar Staegemann. Musikalische Leitung: Kurt Striegler, Spielleitung: Waldemar Staegemann. Spanischer Tanz mit Susann« DombotS und Gtno Neppach. Anfang >48 Uhr. Die für den 27. September angesetzte Neuaufführung von Mozarts „Oc>«i tan tutte" erinnert daran, Laß dies di« erste Oper war, mit der Mozart, ein Jahr nach ihrer Wiener Uraufführung, 17V1 in Dresden zu Worte kam. Zugleich war dies dte erste Aufführung des Werkes tn Deutschland lin italienischer Sprächet. — Zu der neuen Dresdner Ausführung lin deutscher Sprache und in der Originalgestalt) ist im Ver lage Breitkopf und Härtel da» vom Oberregiffeur Dr. Otto Erhardt herausgcgebene Tertbuch tn der revidierten Ueber- sctzung von Hermann Levt erschienen. Schauspielhaus: Donnerstag, den 32. September, außer Anrecht, Wiederholung des Schauspiels „Bonaparte" von Fritz von Unruh. Spielleitung: Georg Kiesau. Anfang >48 Uhr. Die Ausgabe der Anrechtskarten für die ersten fünf Morgenfeiern erfolgt an die bisherigen Anrechtsinhaber noch bis mit Mittwoch, den 2t. September an der Tageskasse des Schauspielhauses von vormittags 10 bis nachmittags 2 Uhr: an neue Anrechtsinhaber werden dte Karten am Donnerstag, dem 22. und Freitag, dem 23. September aus- gegeben. Die Ausgabe von Anrechtskarten für die neue Spielzeit im Schauspielhaus erfolgt — soweit dieselben nicht bereits vergriffen sind — an der Tageskasse deS Schau- spielhause» ln der Zeit von vormittags 10 Uhr bis mittags 1 Uhr. t* Mitteilung de» Residenz - Theater». Am Sonnabend, dem 24. September, abends >48 Uhr, findet von der iibevau« erfolgreichen Operette »Ich Hab mein Herz in Heidelberg verloren" die HO. Aus- kübrung in der Premlerenbesetzunq statt. Tie Operette bleibt auch nach der Jnbilöiimsaiissiihrung allabendlich auf dem Solclolan. -f* Dentscher Sprachverein. Der Zwetgveretn Dresden ist nach Stadt Weimar, Waisenhausstraße 2. nahe dem DtppolbtSwaldaer Platz, übergesiedclt. In der stark- besetzten Septembersttzung behandelte deshalb Oberstudtenrat Dr. Becher ein« Reihe von Beobachtungen und Erwägungen, die sich dem Spraihvereinler ergeben, wenn er auf dem DtppolbtSwaldaer Platz« Umschau hält. Dte Namen des Platze» und der von ihm auSstrahlenden Straßen und die An- schlagschtlder der Stadtverwaltung und der Anwohner zeigen ein« Menge sprachgeschtchtlicher Erscheinungen und lasten er- kenn«», wie Behörden und Einwohner sich zu Sprachreinheit, Sprachschönheit und Sprachrichtigkett stellen und dte Regeln der Rechtschreibung und der Zeichensetzung beachten. Di« Hörer boten Ergänzungen und brachten Fragen und Wünsch« vor aus Grund von Beobachtungen, dte sie seit der März sitzung gemacht hatten. Man äußerte Befremden darüber, daß bet dem Wettbewerbe sür dte Bezeichnung des Erfrischung». ranmS im Residenzkaufhause das Gebilde „Nekarium" den Preis bekommen Hai. Oberlehrer Hildebrand berichtete von Vestrebungc» zugunsten der deutschen Schrift, Oberstudtenrat Dr. Becher über die Zusammenkunft mit den dentschböhmischen Freunden. — Am 20. Oktober spricht tn Stabt Weimar, Waisenhausstraße 2, Herr Hans Franke über Rtchttgspreckeo und Richtigsingen zur Einführung in die Stimmbtloungslehre. Gäste sind willkommen. s* Die Sächsische Landesbühne in Magdeburg. Auf Ein- ladung der Magdeburger Theaterausstellung lx>t die Sächsische Landcsblihne einige Tage in Magdeburg gespielt. Dte An- kiinft der vier mächtigen Transpvrtautos war aufsehen erregend, und ihre Einfahrt durch die zn engen Pforten der Ausstellung nötigte zur Erweiterung. Allgemein bewundert wurden Schnelligkeit. Sauberkeit und künstlerische Güte des VühnenansbaueS, der als ein Mnstcrwerk theatralischer Organisation gewürdigt wurde. Zu der Darstellung der Wandeitrnppcnbewcgung tn der Ausstellung war die Sächsische Landeöbülmc das lebendige Beispiel der modernsten Lösung der technischen und künstlerischen Probleme. Gespielt wurden Paul Hermann Hartwigs Kultnrbild aus der Theatergeschtchte „Tie Neuberin", der bewährte Schwank „Der Jahrmarkt zu Piilöntiz", dessen Verfasser Walter Harlan der Ausführung selbst beiwohnte, nnd der unverwüstliche „Raub der Sabincrinnen". in dem Maxtmus Ncnö selbst den Stricse darstelltc. Tie Presse bestätigte der Sächsischen LandeSbühne. „baß sie das Unternehmen ist. das Ne sein will," die voll kommenste Form, in der gegenwärtig Theaterkultur durch Wanderbühnen verbreitet wird «leine Mnstknachrlchten. Der Kammersänger H. G » ra , der die letzten sieben Fahre im Ausland wellte und unter anderen dte finnisch« Oper ln HelsingsorS zu großer künstlerischer Höbe sittirte, Ist letzt noch Berlin zurlickgekchrt nnd wird hier wieder seinen Beruf al» Lehrer siir Tonbildung, Deklamation, Bortrag und dromotllchc Kunst anSiibcn. — Für dlc bevorstebenbe Saison der Londoner Gcrald.Oooper-Konzerte wurden folgende Künstler verpsllchtet: Adolf Busch, Hosrvb SzigctI, Artur Schnabel, Rudolf Scrkin sowie da» Budopester und da« Wiener Streichquartett. s* Ausbau deS Botanischen StaatS-Jnstituts in Hamburg. DaS a»S dem früheren Botanischen Museum tn Hamburg herauSeniwickelte Staatsinstitut wird bedeutend erweitert werden. Um dem Institut für bas Studium der Pflanzen« krankhettrn ein größeres Wtrkungsfeld zu geben, wirb tn der nähere» Umgebung Hamburg» ein größeres Versuchsfeld ein- gerichtet werden, das insbesondere auch in den Dienst kolo nialer Plantagen - Unternehmungen gestellt werben soll. Ferner ist die Einrichtung einer besonderen Abteilung geplant, in der ausländische Hölzer auf ihre Eigenschaften und prak tische Verwendbarkeit wissenschaftlich untersucht werben soll.
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