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». «>»>»>«» Z» 22 DradtantchrM: N«chetchlr» Dreeke». Ferntprecher - Sammelnummer: 2S 241 Nur lür NachtgetprLcke: 20 011. Gegründet 18S8 o>-»> >6 dia Sl. Januar 1S2S »ei lüqtlck «v»im»l,aer Jullelluna Irei Kous I SV Warn. WLvUl)» Palis« uigsprels lür Monat Januar »Mark. St«,einummer w Psennl,. Dl» Anzeigen werden nach Goldmark berechne!, die envualllge 10 mm Srelle JeUs .10 Mg lür auswiirls ch Plg. Famllienanzeige» und SleUenge'uche okne -s-ktzlst:. Raball lv PN,.. aulierkald LO Mo.. die SV >nm Srelle Reklamezelle 150 PK auherkald 2VV Plg. Ollerleneedichr >0 Plg. Auaw. Au lräge neqe» Vorauodezal l. Sretle«. 22. S««« 122» SchriMellunn und Aauplgelchchlsftel. Marlenltrafte 33 -K2. Druck u. Derloa von Ulepich L Relchardl in Dresden. PotNcheck. Konto 1083 Dresden. Nachdruck nur mtl deulltcher 0uel>enangade .Dresdner Nochr."> zulLllig. Ilnverlang.e Schrnlllilcke werden nlchl aulbewahr». k-sstsu^snl 51sc>1 Sotks 'IM'Utk Vfö8l!en8 vornehme ksslslStts krn»t Xügvl jun. «Li- Ir. Schacht an die Mischen Industriellen. Bereitwilligkeit zu Kredilerleichlerungen.Die unrentable Fabrikation -er deutschen Autoindustrie. Te/ei-igling -es neuen Kabinetts. — Der Besahungsskandal zur pariamenkarischen Sliihung Briands. — Deutsch-russischer gwischensatt. Geaen -ie teuren amerikanischen Kredite. Berlin, 21. Jan. Der Rcichsbankpräsidcnt Dr. Schacht empfing kürzlich Vertreter der sächsischen Handels kammer und sächsischen Grostindiistrtelleii. um verschiedene Wünsche und Beschwerden der sächsischen Industrie entgegen- znnchmcn und hielt hierbei eine IZstündigc Rede. in der er zunächst keiner Befriedigung darüber Ausdruck gab. dass die Abordnung nicht nur allgemein gehaltene Magen sondern auch greifbare Vorschläge gebracht habe. Er glaube sagen zu können, das; sich eine Annäherung der beider seitige» Standpunkte wohl ermöglichen lasse. Was die Wechsel- und Kreditpolitik der NeichSbank a»gcl>e, so bestehe die Kontingentübemessung praktisch überhaupt nicht mehr. Es seien durch eine Anweisung vom 8. Dezember 1925, die Vor stände der Rcichsbankanstalleii dahin instruiert worden, das;, wenn berechtigte Kreditansprüche an sie hcranträtcn. diesen Rechnung zu tragen sei, und das; sie mit solchen Ansprüchen an die .Zentralstelle kommen möchten. Tollten die Vorstände der Rejchsbankaustaltcn di« Ablehnumg der Diskoutkcruua mit Erschöpfung des zugetciltcn Kontingents begründen. so mitten sie sich nach Berlin zu wenden. Im übrigen wären die Kontingente bisher gar nicht auSgcniitzt, sondern zurzeit mit 1ü Prozent unterschritten. Bei der Herciunahme von Wechseln könne nicht allen Wü:i- ichen Folge geleistet werden. Tic Zahl der sogenannten Stockwechiel, d. h. derjenige», die nicht eingelöst worden seien, sei so gros;, das; er eine leichtere Wcchiclli-creiiinahmc nicht zulasseu könne. Bezüglich der Hercinnahme von Wech- icl» mit zwei Unterschriften betonte der Neichsbankpräsidcnt. das; dem innerhalb des .Kontingents keine Bedenken entgegen- sliinde». Was nun die sogenannte» Konzern-, Bau- niid Auto Wechsel anlangt, so hätten die Vorgänge in den verschiedenen Konzernen gezeigt, welcher Mistbranch mit den Koiizernmechsein getrieben worden sei. Solche Wechsel zv diokvuticrcn. müsse er ablehncn. Die Ballwechsel zu dis tenticren. !«i wegen des Mangels an Hupothekc» nicht mög lich. Wer bauen wolle, müsse auch die Mittel dazu haben. Tie Wirtschaft der Städte müsse nach dieser Richtung hin scharf kritisiert lverden. Man dürfe nicht städtische und staatliche Gebäude bauen: das einzige, was mau bauen dürfe, seien Wohnungen. Hinsichtlich der Autowechsel wies Tr. Schacht darauf hin, das; >n Deutschland etwa 82 Antomobilsabriken bestünden, die bis her znm grösttcn Teil in durchaus »»wirtschaftlicher Weise fabriziert und, wie cs hciszt, nicht verstanden hätten, sich «echtzcit g den Bedürfnisse» des modernen Automobilbaues auzupasscn. Alle diese Firmen ausrcchtzncrhaltcn. sei unmög lich. Tie Wünsche der sächsischen Handelskammern, das; sich die Sparkasse» mit Hcrgabe von Realtrcdit unter Aus schaltung aller ba » kmätzigcn .Geschäfte beschäf tigen möchten, teile er durchaus. Diese und' die Girokasse» hätten infolge der vielen össentlichen Gelder, die ihnen zur Verfügung gestanden, de» Kunden Kredite angebotcn. die ihnen setzt zum Teil wieder entzogen werden muhten. Was die non der Beratungsstelle sür Auslandökreditc aus gesprochene Ablehnung des Anlriheproscktcö der Sächsischen LandcSpsandbriesanstalt anlange, so bitte er doch zu berücksillnigcn. dah den ungünstig;» Knrstzebotcn der Amerikaner unbedingt' rntgcgcngcircten werden müsse. Diese Anlckhe könne nicht immer mit höherem, londdrn müsse mit Niedrigerem Zinssus; abgeschlossen werden. Er habe, wenn die Anleihewirtschaft der Städte so wclter- gchc, Bedenken wegen der Verschuldung an das Ausland. Das Bestreben der Ncichsbank sei darauf gerichtet, einen Druck ans die Kreditbedingungen sür amerikanische Gelder auszuübcu. Dr. Schacht betonte daun, dah die Hebung der Kaufkraft der Landwirtschaft sür die Allgemeinheit und die Industrie von auhcrordentlicher Wichtigkeit sei und indirekt auch eine Stärkung der Industrie bedeute. Dr. Schacht wies daun noch daraus hin. dah für Exportkredite die GolddiSkont- vank noch nicht voll in Ampruch genommen worden lei. dah auch kleine Beträge von 5 Pfund Sterling zur Verfügung ge stellt und Bankakzepte zum Diskont cingcrcicht werden könnten. Amerikas Interesse an Investierungen in Deutschland. Neirnork, 21. Jan. Dillo» Read und Eomp. teile» mit, dah die Akticucmlssiou der German Eredit and Investment Eorporation überzeichnet ist. Die Zcichnnngslisten wurde» sofort geschloffen. sW. T. V.s Der Münchner Freispruch. DaS Münchner Schwurgericht — der Name ist für die grvhcn Schöffengerichte wegen seiner Volkstümlichkeit bei- bchalten worden — hat die Angeklagten im Notgardtsten- prozeß srcigesprochcn. Dieses Urteil entspricht durchaus dem natürlichen, nicht parteipolitisch verfälschten Nechtsempsinden, weil durch die Beweisaufnahme in völlig einwandfreier Weise scsigestcllt morden ist, dah beiden Angeklagten das subjektive Vewnhiseiil der Rechiswidrigkett ihres Handelns, daS zur Strafbarkeit in solchem Falle erforderlich ist, gefehlt hat. Das Erkenntnis betont sogar in der Begründung ausdrück lich, dah beide Angeklagten sich zu der Exekution nach der ganzen Sachlage sür berechtigt halten dursten. Der Gerichts hof hat also den Angeklagten nicht bloch negativ einen Mangel an rechtswidriger Absicht zugute gehalten, sondern ihnen positiv die Uebcrzeugung von der Gesctzmähigkeit ihres Tuns zugebtlligt. Man darf sagen, dah dieser Ausgang in allen Kreisen, die nicht durch parteipolitische Rücksichten vorein genommen waren, von vornherein erwartet wurde, nachdem sich die Aussagen der Hauptzcugen und Sachverständigen so günstig für die Angeklagten gestaltet hatten. Wenn somit die Ucbcreinstimmuna des gerichtlichen Urteils mit dem nicht rein aus formales Recht gegründeten Nechtsbcmuhtsein hervor- gehobcn und anerkannt wird, so ist das selbstverständlich keine unzulässige Kritik. Gcmih gebührt dem richterlichen Urteil als solchem die höchste Achtung, so dah der Streit der Parteien vor ihm zu schweigen hat: eine Forderung des öffentlichen Wohles, die leider in der neue- Zeit längst nicht mehr so streng wie ehemals erfüllt wird. Damit ist aber nicht gesagt, das; jede sachliche Kritik bedingungslos vor richterlichen Er kenntnissen haltzumachcn hätte, und das; es unzulässig wäre, im Einzelsalle in der Presse zu untersuchen, ob ein Urteil sich mit dem natürlichen Rechtsempfinden völlig deckt oder ob cs mehr oder weniger von ihm abivcichi. Eine sachliche Kritik nehmen auch die deutschen Richter gern hin. Der Deutsche Richtcrtag in Augsburg hat cs unumwunden ausgesprochen, das; die Richter ebenfalls nur Menschen sind, und dah daher Jchlsprüchc vorgekommcn sind und immer wieder Vorkommen würden. Hier ist dann die öffentliche Kritik sogar eine Not wendigkeit, aber sic muh sachlich sein, d. h. sie muh sich aus ein gründliches und ruhiges Studium des Sachverhaltes stützen und sich nicht lediglich oder vorwiegend ans partei politische Erwägungen gründen. Gerade in dem vorliegen den Falle aber ist mit Sicherheit zu erwarten, dah die üble radikale Gewohnheit, an richterliche Urteile den Mahftab der Partcipolitik zu legen, anSgiebig zur Geltung kommen wird, und deshalb ist es Pflicht der nicht klassenkämpfcrisch ein gestellten Presse, ihrerseits von der Schwelle aus für die Wahrung der richterlichen Autorität in Sie Schranken zu treten. Wie weit die Verhetzung gegen unseren Richterstand bereits gediehen ist. gebt n. a. ans der Tatsache hervor, das; in der letzten Sitzung der Berliner Juristischen Gesellschaft von zwei Rednern dem höchsten deutschen Gerichtshof Rechts beugungen aus politischer Voreingenommenheit mit unver hüllten Worten vorgcworfen werden konnte. Das ist ein abschreckendes Beispiel einer Kritik, wie sie nicht sein soll und nicht sein darf, weil ne eines der höchsten ideelle» Güter unseres Volkes, das Vertrauen zu nnsercm hochwertigen und nnantastbgren Richtcrstand in den Stand zieht. Ans einem ganz anderen Blatte steht die Frage, ob mensch liches Mitleid mit den Opfern der Exekution am Platze ist. Das ist ganz sicher der Fall: erscheint doch durch die Beweis aufnahme nicht einmal zweifelsfrei erhärtet zu sein, dah alle Erichonenen sich im Besitze von Waffen befunden hatten. Man darf aber auch nicht vergessen, das; damals der Aniruhr durch das bayrische Land tobte, und dah übermenschliche Anstrengun gen von den Truppen gefordert wurden, um der Rebellion Herr zu werden. Ta gilt dann, wie im Kriege, der grausame Satz: „Wo gehobelt wird fallen Späne". Die ganze sürchter- lich erregte Stimmung der Truppen, die durch eine mahloje Nervosität der Bevölkerung noch erheblich gesteigert wurde, mich in Rücksicht gezogen werden. Wenn man das alles in die Wagschalc wirst, muh man sagen, der sozialdemokratische Oberpräsident 2k o s k e selbst, also gcwih ein auch im partei politischen Sinne der Radikalen klassischer Zenge, hat den Nagel auf den Kops gcirosfcii mit ietner Erklärung vor Ge richt, dah in io stürmische» Zeiten Dinge geschehen, die bei uns feinfühligen Menschen, die wir »nS der Segnungen des Friedens erfreuen, Grauen und Entsetzen Hervorrufen: aber, so fügte Herr Noske eindringlich hinzu, es sei damals hart aus hart gegangen, und die Ordnung habe unter allen Um ständen mit den schärfsten Mitteln wiedcrhergcstellt werden müssen. In solchem allgemeinen Wirrwarr, in solcher nn Briands Mehrheit wichtiger als ein Versprechen! Briands Anlehnunqsbedürsnis nach rechts als Grund des Be ahunqsjkandals. Die diplomatischen Besprechungen London, 21. Jan. Die deuischcn Borstellnngcn, die in London, Paris und Brüssel wegen der V c s a tz » n g s st a r k e in der zweiten und dritten Rheinlandzone erhoben worden sind, haben zn einer Erörterung zwilchen den beteiligten Kabinette» gcsnhrt. Es wird best» ttcn, das; Deutschland die Zi sage erhalten habe, das, die Besatzung aus die Stärke zn- riickgcsiihr« wird, die der deutschen Druppenzahl im Rhein land»: vor dein Kriege entsprechen würde. Diese Anregung, >ci vielmehr sofort bcdingnngslos abgelehnt worden. Ge bunden halte man sich lediglich an die Zusage das; nach Räumung der Kölner Zone die Gcsamtlrnppcnstärke in den zunächst noch weiter besetzt bleibenden Gebieten nicht gröhcr sein werde, als die normale Truppenzahl, die vor der Räu mung Kölns dort nnicrg.brachi war. Die alliierten Kabinette prüfen gegenwärtig, ob die Ziffer, die von den Miliiänach- verständigen vvrgeschlagcn wurden, dieser Zusage entsprechen. Ei» Entgegenkommen gilt als n»na!»icheinlich. Frankreich, England und Belgien würden eine Tchnächnng der par.amentariichen Steilung Briandv sür bedenklicher halte«, als eine Enttäuschung der Erwartun gen der deutschen Ocssentlichkeit. Diese Stellungnahme deniet an, das; also eine fühlbare Entlastung der 2theiittai.de nicht zu erwarte» ist. Diese Tat sache kennzeichnet den „Geist von Locarno", dessen sämmer- lichcs Bcriagen gegenüber dieser ersten Probe nsscnkundig ist. Damit Briand keine Unannehmlichkeiten hat. soll das deitt'che Volk am Rhein die Besatznngslast entgegen der Zusage der Botschasternvte, die von einer fühlbaren Entlastung sprach, znm mindesten unvermindert weitertragen. Erst vvr kurzem hatte die „Tägliche Rundschau" sestgestcllt. das; den denttchcn Delegierten in Lvcarno die feste Zusage gegeben worden war, die Besatzung der zweiten und dritten rheinische» Zone würde aus die Stärke der deutschen Friedcnsvesatzuiig h.-rgbgemindert werden. -Nun wird gesagt, eine solche Zusage hätte man inchl gegeben, d, h. mit anderen Worten, die denischeu Vertreter in Locarno hätten ihrem Volke, um eS zu be ruhigen, eine Lüge a » f g c i i > ch l. Die deutsche Regierung hat die selbstverständliche Pflicht, sich dagegen zu wehren, das; man thr derartiges vorwirst und unterstellt Wenn daS Vcr- tragSwerk von Locarno überhaupt einen Sinn hoben soll, so müstten die beiden Minister, die cS unterzeichnet lmben, Tr. Luther und Dr. Slresemann. setzt mit aller Kraft darauf dringen, das; die ihnen gegebene Zusage auch eingclöst wird. London, 21. Januar. Die „Times" sucht die zögernde Haltung in Paris mit der Einführung einer neue n A r m c e- organisation zn erklären, in der die iVrage der Grcnz- trnppen eine besondere Nolle spielen werde und daher mit dem Rheinlandproblcm im engen Zusammenhang stehe. Dorbedingunqen lür den DölkerbundsbettrM. Ein deittschnationalcr Antrag im Reichstage. Berlin, 21. Ja,;. Die Rcichstagssraktivii der Deutsch- nationalen Vvlkspartei hat in; Reichstag folgenden Antrag eingebracht: Der Reichstag wolle beschlichen: Der Antrag aus Eintritt i» den Völkerbund ist nicht zu stellen, bevor insbesondere 1. die Auslegungen der deutschen Regierung ikei» Ver zicht aus deutsches Land und Volk, sreies Küiidigungsrccht, volle Neutralität und Handlnngssreiheit Deutschlands gegen über Art. 1» und 17 des Völkerhundö.statntss vom Völkerbund und de» anderen Vertragsstaaten authentisch anerkannt sind. 2. ns Die Beschränkungen der deutschen L n s t s a h r t nnd die I n v e st i g a t i o n s b e s ch l ü s s e aufgehoben worden sind und jede einseitige Miiitärkontrolle gegenüber Dcntsch- land a»sgeschloffen ist: >>) die vorbereitende Abrüstungskonsc- rcnz stattgcsunden und ein Ergebnis gezeitigt hat, durch welches die völlige Gleichberechtigung der Völker i» Ab- iüstnngssragen tatsächlich gewährleistet wird. 8. Der amtliche Widerruf deS Dentschland im Versailler Vertrag gbgepresttcn Schuldbekenntnisses allen Signatar- Mächten mit der Forderung aus unparteilichc internationale ttntelsnchung der Schnldfrage notifiziert, das Recht Deutsch lands aus seine Kolonien anerkannt und der Schutz der dent- schcn Minderheiten i» alle» Staaten sichergcsteilt ist. -1. Hinsichtlich der besetzten Gebiete die in Anssicht gestellten nncrläkliche» Voraussetzungen und Rückwirkungen erfüllt sind, also die K ölnerZone vollständig geränitit ist. bs die wesentliche Abkürzung der Vesatznngssrist für die 2. und ti. Zone und der Abstimmungssrist für das Soargcbiet rechtlich bindend gesichert ist, cs für die Z iv i sch e n z c i t die Verringe rung der Besatzungöstärkc ans deutsche» Fricdensstand und eine wirksame Revision des B c i a tz » n g ö r e g i m c S lDelegiertensnstem, Ordonnanzen, bürgerliche Rechtsprechung und Unantastbarkeit der persönlichen Freihctts durchgesührt ist.