Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 22.10.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19031022022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903102202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903102202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-10
- Tag 1903-10-22
-
Monat
1903-10
-
Jahr
1903
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
* L r» 'S rr r» L sv Etz r» 1 »r 2 »r -r » « idr gedeihlicher Ausbau darf bei der warmen Anteilnahme der Regierung und dem lebhaften Interesse der führenden Männer des sächsischen Handwerks als gesichert angesehen werben. —* Eine sait unglaubliche Beleidigung des Kauf manns stand eü erzählt der letzte amtliche Bericht der Leip ziger Handelskammer: Von dem eidlich verpflichteten Sach- neworden, daß in einer am 1. Oktober vor der 5. Strafkammer des Landgerichts verhandelten Strafsache wegen Nahrnngsmittel- fäljchung der die Anklage vertretende Staatsanwalt bei Besprechung des von dem Sachverständigen abgegebenen Gutachtens, nach welchem daS Kalken des Penangpfeffers allgemein bekannt und u» Handel üblich ist, in öffentlicher Sitzung u. a. die Worte gebraucht habe: „Die größten Fälscher sind die gesamte Kaufmannschaft . Der Verteidiger deS Angeschuldigten habe diesen Vorwurf zwar sofort zurückgewiesen, der Sachverständige habe aber geglaubt, die Angelegenheit der Kammer anzeigen zn sollen, da er in den be zeichnten Worten eine Verletzung der Ekrc des ganzen Kauf- inannsstandes erblicke. — Handelskammerpräsident Zwemiger hat erklärt, daß er die nötigen Schritte übernommen habe, um eine amtliche Untersuchung des Vorfalles zn bewirken. —* Im großen Saale des Vereinshauscs. unter de» Wappen schildern und Fahnenzeichen der Korps. Bnrsckenschasten und Ver bindungen halten sich gestern abend die Verbände der Stud e n - Ienichajt der König!, Säch s. Technij ch en Hochichulezu Dresden versammelt, um nu' einem solennen, von echt studentischem Geiste durchwehten Koni mers die 'Nachfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Königs zu begehen. Der Fcstrauin, nach der Orgelempore zu durch eine herrliche Blattpflanzengruppe mit der Büste deS Königs, überragt von der Hochschulsahne, abge schlossen. bo: einen prächtigen Anblick. An langen Tischen hatten die Wüchse. Burschen und bemoosten Häupter der Korps „Teu- § konia", „Thurmgla" und „Markomannia", der Burschenschaften, „Eherustta". „Eimbria" und „Arminia", sowie der srcischlagendcn Verbindungen ..Polvbvmnia" und „Frankonia" in grauen, grünen, schwarzen, weißen, dunkelblauen und roten Plkeschcn, mit Mützen und Cerevis, ÄarrettS und Stürmern Platz genoHi nein — ein belebtes buntes Bild. Wester hatten sich cingefunden die Sängerschaft „Erato", der Verein Deutscher Studenten, Akademischer Turnverein Germania", Wissenschaftlicher Verein „Rustia", der Akademische Architeklen-Verein, der Ingenieur- und der Maschinen-Ingenicur-Verein und die flinkenschaft. Aus den dicht gefüllten Tribünen saßen die Damen „im schönsten Kranz". An der Ehrentafel bemerkte man das gesamte Protessoren-Kollegium der Hochschule, an der Spitze der Rektor Magnisikus Geh. Hofrat Professor Lewickl, die Herren Kultusminister Dr. von Seydewitz und Geh Rat Dr. Wäntig. Punkt s.,9 Uhr erschien Se. Königs. Hoheit Prinz Johann Georg in Begleitung seines Ad jutanten Herrn Oberleutnant Garren-Kraft im Saale, von einem dreifachen Hoch der Studentenschaft empfangen. Se. König!. Hoheit begrüßte zunächst Herrn Minister o. Sendewitz, sowie den Rektor nebst mehreren Professoren und nahm dann an der Mitte der Ehrentafel Platz. Ihm folgte eine Viertelstunde später Se. König!. Hoheit der Kronprinz, von seinem Adjutanten Herrn Hauptmann Richter begleitet, und beim Eintritt mit gleich stürmischen Ovationen begrüßt, woraus der erste Präiide beide Prinzen ehrerbietigst bewillkommneic, nir die Hobe Ehre ihres Erscheinens dankte und die Kommilitonen zu einem krustigen Sala mander oufsorderte. Im Anschluß daran stieg das erste Lied: „Sind wir vereint zur guten Stunde", nach dessen Verklingen sich der Vorsitzende. Hen Cand. Eisler >„Polgh»mnia"> zur Königsrede erhob. Zum ersten Male iei es der Studentenschaft der Technischen Hochschule vergönnt, König Georgs Geburts tag zu feiern, nachdem cm vorigen Iabre die Trauerfahnen im Lande geweht. König Georg habe wahr gemacht, was er beim Regierungsantritt gelobt, seinen Sachsen ein treuer Führer zu sein. Besonders die studentische Jugend habe dem Könige viel zu danken, denn nirgendswo in deutschen Landen babe die Kunst und die Wissenschaft eine solche Stütze als in Sachsen unter dem Zepter der Wettiner. Laut Hinausrusen wolle es daher die Studentenschaft der Technischen Hochschule, daß Ke allezeit treu und fest steht zu ihrem König. Die Kommilitonen zur Liebe und Anhänglichkeit an das angestammte Herrscherhaus xrmagncnd, for derte er sie zu einem kräffigcn Salamander aus König Georg auf, dem mit großer Begeiiterung entsproclzen wurde. Hierauf wurde die Sachsenhpmne stehend gesungen. An den König kam ein Huldigungstelegramm zur Absenkung. Mächtig durch- brausie sodann das alte Studentenlied: „Burschen heraus" den vollgefüllten Saal, wonach der stellvertretende Vorsitzende Herr Liebn l„Eimbria"> den Trinkl'pruch auf den Kaiser aus- brachte, als dem Schirmherrn und Mehrer des Reiches. Auch ihm halte die deutsche Studentenschaft in allewege deutsche Treue, unter dem Gelöbnis sich zu tüchtigen, brauchbaren Männern ihres Volkes auswachsen zu wollen. In den Salamander auf den Kaiser fiel die Musik mit dem L>ede „Deutschland, Deutschland über alles" ein. Zu aller Freude erhob sich sodann der Kronprinz, um für sich und seinen Bruder der 'Studentenschaft herzlichsten Dank für die Einladung zu der Ge burtstagsfeier ihres Herrn Vaters abzustatten. Er und sein Bruder >eicn mit großer Freude zu der heutigen Veranstaltung, gekommen, erinnere ihn dock diese Versammlung an seine eigene ^ sidele Studentenzeit. Er hoffe, daß der schöne Geist, wie er von ^ den Herrn Vorrednern ausgesprochen wurde, stets in der Studen- i^nschait bleiben werde. Seinem Dank glaube er am besten Aus druck zn geben, wenn er die Versammlung aufsordere, auf das fernere Wohlergehen der Technischen Hochschule einen urkrästigen Salamander zu reiben. Der Kronprinz kommandierte hieraus 'elbst den Salamander mit lauter Stimme, was einen langanhal- ^ lenden Jubel hervor««. Die Rede auf die Ehrengäste, in erster Herr Minister von <se Vorwitz, um zu b« wohl er sich suhle. wenn ihm einmal Gelegenheit ael mit „seinen Studenten" zu kommersieren. Der Ju ^ Zukunst, und die Zukunft —^ ' ' ' ' ' die betonen, wie eboten werde, ,. ,ugend gehör« . . -- Mt werde aut sein, sobald sich die Jugend ihre Ideale bewahre. Ick sehe vei Ihnen, meine jungen freunde, voraus, daß Sie zu solcher guter Jugend gehören, daß Sie die Ideale eines echten deutschen cstuoenlen Hochhalten. Wir Alten haben daS Bedürfnis, mit der Jugend zu verkehren, damit wir nicht verknöchern, nicht pessimistisch werden und den Mut nicht verlieren, wrnn wir an unsere Lebensaufgaben heran treten. sein Hoch galt seinen jungen Freunden. Auch dieser Toast wurde mit spontanem Beifall ausgenommen. In einem weiteren Trinkspruche gedachte der stellvertretende Schriftführer Herr Hübner l„Fmkenschaft"> der Herren Professoren, die auch heute wieder an dem Feste der Studentenschaft teilncbmen. Nicht aus alter Gepflogenheit, sondern aus vollem Herzen bringe diese dafür ihren Lehrern und Führern innigsten Dank dar. Herr Geh. o . . - . Hochschule geherrscht Hab« und noch Kerrsche hschule. die allein die Ouelle wahren Genusses ten der Technischen Hochschule ge Die Arbeit der Hochschule, die all«. , und wahrer Freude sei, preise er vor allem, sie mache das Leben erst lebenSwert und eröffne die Aussicht auf eine gesicherte Zu kunft. Sein Salamander aalt der Arbeit, der daraus entspringen den Heiterkeit und den Idealen der studentischen Jugend. Hier auf verabschiedete sich der Kronprinz von dem Rektor Maani- sikns und dem Präsiden des Kommerses, reichte Herrn Minister o, Sendewitz die Hand und verließ unter lauten Hochrufen den Saal, Prinz Johann Georg hatte sich schon früher zurück gezogen. Bald darauf trat auch, nachdem Herr Eand. rev, teckn. Rhode noch in schwungvollen Worten der 'Damen gedacht, die allgemeine FidelitaS ein, welcher Herr^Gch Hosrat Professor Lewicki präsidierte und in die sich die Söhne der ulma mattrr mit der ganzen Sorglosigkeit und dem ganzen Frohmut der aka demischen Jugend hineinslürzten. Oauäoomus! — Im Verlage von C, Heinrich, Dresden-N.. ist erschienen: „Das Königlich Sächsische Ergänzungssteuer- geietz vom 2, Juli 1902 nebst Austübrungs-Verordnung und Instruktion" Vom König!, Sachs. Finanzministerium amtlich bcrausgegeben. Preis broschiert 1 Mk. 50 Hsg., gebunden 2 M. Im nächsten Jahre wird in Sachsen zum ersten Male die Er gänzungssteuer erhoben werden, die sich aus alles Vermögen, soweit es nickt von der Grundsteuer schon getroffen ist, erstrecken wird. Die Vorbereitungen baden bereits begonnen und in den nächsten Wochen werden die Aufforderungen zu den Vermögcns- deklarationen hinansgesandt werden. Da ist es denn an der Zeit, sich mit den hauptsächlichsten Bestimmungen dieses Gesetzes vertraut zu machen. Zu diesem Zwecke können wir die obige amtliche Ausgabe des Gesetzes ganz besonders empfehlen. Keine Deklaration lallte aufgestellt, keine Reklamation abgefaßt wer den, obne sich zuvor aus dem Gesetze oder der zugehörigen In struktion zu orientieren. Auf diese Weise schützt man sich am beiten vm Verdrießlichkeiten, vor Geld- und Zeltverlusten. Die obige Ausgabe ist deshalb besonders vorteilbast. weil alle die zahl reichen Vorschriften, auf welche im Gesetze und in den Ausfüb- rungsbestimmnngen verwiesen worden ist, mit abgedruckt sind und weil ein aussübrliches Sachregister beigegeben ist. Den Steuer- bebörden und ihren Beamten ist die amtliche Ausgabe des Erg.- St.-Ges. überhaupt unentbehrlich. Das Werk ist zu beziehen durch alle Buchhandlungen oder gegen Einsendung des Betrages neben 20 Psg. Porto direkt vom Verlage. —" In der letzten Sitzung der Dresdner Gesell schaft zu, Förderung der Amateur-Photo graphie a. V- sVvlsihender Herr Rentier E. Frohnei. die wiederum sehr zahlreich besucht war sprach Herr Ingenieur Kratm aus Berlin über ein neneS photographisches Kopiermaierial. welches er erfunden hat und von der Neuen Photographischen GAelllchaft, Steglitz-Berlin fabriziert und vertrieben wird. Es bandelt sich dabei um eine Vereinfachung des PigmenldiuckeS, die durch die Ver wendung abziehbarer Pigmenkfolien erreicht wird. Der Pigment- over Kvhledruck gilt mit Recht als eines der schönsten und vor nehmsten Kopierversatnen, weil er die Feinheiten des Negativs am getreuesten wiedergckt, die Anfertigung von Bildern in verschiede nen Farben ermöglicht und durchaus haltbare Abdrücke liefert. Wenn er sich trotzdem noch nicht io allgemein eingebürgert hat. wie er eS verdient, so liegt dies daran, daß die Ausübung dleles Verfahrens bisher zn umständlich war Dieses Hindernis soll die Erfindung des Herrn Kiann beseitigen. Er trägt die Farbstoff schicht nicht, wie es bisher der Fall war. aus Papier auf, sondern auf äußerst dünne, vollkommen durchsichtige Celloidiniolien. und zwar m der Weile, daß die Folie nach dem Uebertragen der be lichteten und entwickelten Kopie aus die »ür das Bild gewählte Unterlage lPapier, Glas :c.1 sich leicht abzieden läßt. Das 'arbige Pigmentbild bleibt bann auf der Unterlage alletn zurück. Da die Pigmentfo'.ien ihrer Tünnbeil wegen getrost von der Rückseite der kopiert werden können, fällt der umständliche doppelte Uebertrag weg, der bisher nötig war. um richtig stehende Bilder zu erhalten. Ter lehr beifällig aufgenvmmene Vortrag war von einer prak tischen Vorführung der Entwicklung einer belichteten Pigmentsolie begleitet — Mit dieser Sitzung war eine Ausstellung, die sich teils ans großen Gummidrucken des Herrn Martin Müller. Blase witz, teils aus Bildern, welche anläßlich der Preisausschreiben des in Dresden erscheinenden Zentralorgans für Amateur-Photographie „Apollo" geliefert worden waren, zwommewetzte. Auch viele Ausstellung, die vieles sehr Bemerkenswertes und Schöne enthielt, fand großes Interesse und gab Stoff zu einem lebhaften Meinungsaustausch. Verschiedene tecknilche Mitteilungen, geschäft liche Vorlagen und Aussprache über allgemein interessierende Dinge der photographischen Praxis bildeten den weiteren Verlauf der ungemein anregenden und belehrenden Sitzung. —* Zn dem am 30. Oktober im Zoologischen Garten statt- sindenen Vortragsabend des Alldeutschen Verbände- mit dem Vortrag des Herrn Generalleutnants von Liebert über „Deutschlands Entwicklung zur Kolonial- und Weltmacht" haben auch Gäste, und zwar Herren und Damen. Zutritt. Wissenschaft baden die Grenzen zerrissen, die Mensche» von Men- lctzen trennten, räumliche und zeitliche Schranken wurden von den vorwärts strebenden neuen Generationen aus dem Wege ge räumt. und wie uns von der perlkleischcn Zeit des Sophokles, von den wiedererstandenen Rätseln des Buddhismus und den übrigen Gedankenwelten fremder veraangener Völker mchts mehr trennt, so erhielten wir Einblicke in die Zusammenhänge und das Wachstum der eigenen Voikskultur von den germanisch arischen Uranfängen an. cbcmo wie in die Kulturen säst chmk- licher moderner 'Nationen, lieber die enge begrenzte Heimat wuchsen die Völker hinaus zu einer einzigen einheitlichen großen Kulturgemeinschast. zu einer Gesellschaft von Persönlichkeiten, vor denen das Buch der menschlichen Geschichte offen ausgebreitet liegt und d>e alle mir arbeiten an dem stets von Generationen ,,u Generationen sich erneuernden Ringen um den 'Ausbau einer aus allen besten Gcisieselementen jeden Volkes sich zusammen- sctzenden menschlichen Kultur. In diesem Flusse der menschlichen Entwicklung stehen wir, in diesen friedlichen Wettkampf aus der Bahn zum höchsten Ziele sind die Völker unter der Führung der Wissenschaft eingetrctcn. Nicht nur der Wissenschaft. Aua, die klassische deutsche Dichtungspcriode war bahnbrechend für Ideen dieser Art. Aber die beulige Zeit? Den Schild der Hermatkunst hält ein Fähnlein eifriger Kämpfer der neuen deut- scheu Kunstentwicklunq entgegen. Nicht wissend, was sie tun, stellen sie sich in Phalanx gegen das aufsteioende Verlangen, daß die deutsche Dichtkunst mit den übrigen Literaturen gleichen Schritt halte und aus ihre Weise dem Ziele zustrebe, das allen Nationen gegeben ist. Die Moderne hatte den Weg erkannt, sie wollte aus dem Wege über das Baucrndrama und die Arbeiter- tragödie zum großen Befreiung verheißenden historischen und zum gewaltigen Geistesdrama. In Gerhart Hauptmann fand dieses Ringen seinen beredtesten Ausdruck. Aber die Heimatkunst siel diesem Ringen in die Flanke. Der Riegel zu einer neuen allgemein menschlichen Kunst wurde mit Gewalt verschlossen: das kleine Akzidens, das den Menschen als Heimat umschillerndc Milieu, sollte zum Wesentlichen m der Kunst erhoben werden. sätzen, inwieweit sie sogenannten „Erdgeruch". sg würde per breite, freie Strom ein allmählich versiegendes Bett enger Stickluft enden, was femer ganzen Natur nach auf die Höhen, in die freie, weite Welt hinaus will. Der Naturalismus hat ein besseres Schicksal verdient als dos, daß ihm die Heimatsromantik den Grabstein fetzt. Wie aus dem Sturm und Drang des 18. Jahrhunderts im Anschluß an die damaligen bahnbrechenden philoiophischen Geister Goethe und Schiller die deutsche Dichtkunst zur Höhe klassischer Reinheit er hoben. so kann jetzt das Erwachen des Neu-Kanttanismus in der Wissenschaft befruchtend und läuternd auf die im Naturalismus gesund gebadete Dichtkunst einwirken, damit sic den Blick für die großen menschlichen Ideen wiedergewinnt, jene großen menfch- lichen Ideen, die sich zumeist in den großen menschlichen Person- llchkciten, oft in den großen Völkern der Weltgeschichte verkör pert finden. Keine chinesischen Mauern um unser Volk, keine Heimaisgrenze, keine künstlichen Gräben und Wälle gegen die internationale Gedanken- und Mcnschenwclt. Zu einer unfrucht baren sentimentalen Omphaloskovie, zu bewundernder Sclbstbe- tracbtung, Sclbstsonming, Selbstverherrlichung und zu öder Sclbstzergliederung muß eine unter dem Banne des Wortes Heimaikunsl stehende Dichtkunst führen, zn einer Versandung und Vcrseichung der künstlerischen Auffassung, zu einer Ueberschätzung des Neben,-schlichen im Kunstwerk. Tie ganze Welt ohne Einschränkung, im kleinsten oder im größten Rahmen gefaßt, ist des Dichters Vorwurf, Er sieht nicht bloß seine Heimat, er sieht in der heutigen Zeit und sah zu allen Zeiten weit über seine Heimat hinaus, lind wer auf der „Menschheit Höhen" thront, pflegt weit, recht weit in das Land hinauszusehen. Er soll nicht verschweigen, was er jenseits der Grenze der Heimat sah. Und was knüpft die größten Dichter, wenn sie sich von der Heimat losgelöst, der sic meist entwuchsen, noch an den heimatlichen Boden? Was verdankt Schiller, Shakespeare, was Racine seiner Heimat? Was bedeutete Frankfurt für Goethe als Dichter der Weltliteratur? Tie Welt war seine Heimat, wie ihrer aller, wie die gesamte Welt mit allen ihren Wundern und Erschei nungen. ihren Menschen und Leidenschaften, ihren gesellschaft lichen Zuständen und persönlichen Kämpfen die Heimat jedes Dichters ist. Nicht aus den engen Zirkel heißt es sich beschrän ken, nein, mitten hinein, wenn ,chon ein Losungswort gellen soll, mitten hinein in die große geistige Entwicklung unserer Welt, in das leidenschaftliche Gewoae der Völker, mitten hinein in die gärend moderne, in die historisch gewordene, in die zu allgemein menschlicher Solidarität sich entwrckelnde Welt. Tann, aber nur dann erlangen wir eines, wahre moderne, weltumspannende, all- befreiende Kunst. Gutev- Akretär Emil in Dresdens „ErinnerungSsi "Schüler und Schülerinnen der 39 BeztrkSlchule —* Im Verein BolkSwohl im bergstraße k spricht morgen abend ^9 Uhr He Richter über daS Thema: „ErinnerungSsiä nächster Umgebung". —* Einige W S^^„, , . in DreSden-Plauen erhalten von deute ab Unterricht in der englischen Sprache durch die geprüfte Fachlehrer!» Irl v. Zedlitz Das Honorar für dielen nur an fleißige und begabte Kinder zu e> teilenden Unterricht zahlt ein bekannter Wohltäter in DreSden- Plauen. —* Eine» reichen Kindersegen» bat sich derHandrl»- mann Wirtbgen aus hiesiger Jretbrrger Straß« 93 zu erfreuen, dem in einem 2S>ährigen Ebrstandr vor kurzem da» 25 Sind ge boren wurde Seine erst« Frau lchenkrr ihm 9 Sprossen, darunter einmal Zwillinge; von der jwrlten Frau, der Schwester der ersten, stammen 16 Kinder, sämtlich einzeln geboren. Nur sechs von der großen Zahl sind noch am Leben. Wenn auch mit Glück-aütem nicht gerade aelegnet — der Mann verlaust im Winter Apfelsinen und die Frau betreibt neben obengenanntem Grundstück einen kleinen Grünwaieirhoirdel — ko lebt doch die Familie in glückliche, Ehe. —* An der Nordieile der Evangelischen Hof» und Sophienkirchr siel am Sonntag vormittag van einem dir Figuren an dem Haupiportal überdachenden Baldachin ein etwa bandgroße- Stück Sandstein derab. Eine daraufvin mit Hille der großen Feuerwedr-Schtebeleit« angesiellte Untersuchung hat er geben. daß verschiedene Zierraten, die Spitzen der dir Schmuck- türmchen krönenden Kreuzblumen und teilweise auch die Blumen selbst sehr locker saßen, io daß sie trllwelke berunrrrarnommen werden mußten. Der weiche Eoktaer Sandstein zeigte sich beron- berS um die Holz» und Steinzovie». welche zur Verankerung dienen, srdr verwittert. Auch die große Roieite über dem Haupt- portale wird in einigen Teilen der Erneuerung bedürfen. —* Durch Ervlosion einer denintergcsallenen HSngetampc entstand gestern abend in der 8. Stunde im Lagenaum einer Druckerei. Reitdalinstraße 23 im 2. Stock, ein Brand, durch den eine größere Menge Makulatur vernichtet und verschie dentlich« Gebäudt'cdaden veruriacht wurde. Die Feuerwedr kam nur kurze Zeit in Tätigkeit. Kurz nach dem Etnrücken von vielem Brande erfolgte eine Alarmierung nach dem Grundstück Am See 7. wo indessen nur blinder Lärm icstyesiellt wnden konnte, 'Nach 9 Ubr abends ries rin dritter Alarm die Feuerwedr zu einem im 1. Stock deS Grundstückes An der Frauenkirche l6 ent standenen unerheblichen Schlafftudenbrand. Dies« halte von den Bewohnern noch schnell «stickt werden können, so daß die Lösch- maiuvchasten nicht mehr etnzugreisen brauchten. —* Kurz vor der Haltestelle an der Kreuzung der Wettiner- und Grüneitraße stürzte gestern abend gegen 9 Uhr eine älrere Frau von einem Wagen der Straßenbau». Die durch den Sturz besinnungslos Geworbene mußte aurgehoben und idr« Bebansung zugeiührl werden, DaS gleiche Schicksal batte im Lanke des Nach mittags aus derselben Strecke bereits ein junges Mädchen in der 'Nähe der Einmündung der Jlemmingstraße betroffen, —* Polizeiberichl. 21. Oktober. Nach Verübung eines G es l ü ge l d i e b st a lr l S in einem Garten an der Fritz Reuter straßc bäl der Täter ein braungestricktes Marktnetz mit verzinktem Trahtbügei. eine kleine schwarze Wachsleinwandtasche, enthaltend eine neue Hängematte und eine rol-werße Tischdecke, zurückgewsscn, Tie Sachen liegen rn der 13. PolttetbezirkSwache Hechtttraße 39 zur Ansicht aus und wird gebeten, Wahrnehmungen dorthin ge langen zu lassen. —* Losch Witz, 20. Oktober. Gestern vormittag wollte ein Kutscher der Bierhandlung von Funke in Dresden mit einem einspännigen beladenen Wagen die sehr steile Eschebachstraße ab- wärtssahren. An der mittelsten Kurcke versagte jedoch das Schleis, zeug, worauf der Wagen mit dem Pferde hinabsauste. An der nächsten Kurve schlug der Wagen um und zerschellte an den dort befindlichen Mauern. Der Inhalt — gefüllte Bierkrüge — wurde dadurch fast gänzlich vernichtet. Der Kutscher und auch das Pferd kamen ohne Schaden zu nehmen davon. — Amtsgericht. Ter Schankwirt Evuard Pansch wies am 22. August einen Gast aus reinem Lokal, weil derselbe sich ungebührlich benahm. Der Gast hatte indes reine Kopfbedeckung ziirnckgelaffen und wandte sich an einen Gendarmen, der zum Schutze des Mannes mit in die Schankwirtschait ging. Objektiv war der Gendarm nicht berechtigt, dem aus dem Lokal verwiesenen Mann z»m weiteren Betreten der ihm einmal verbotenen Räume zu unterstützen. Ter Beamte überschritt seine Befugnis, als er den Hinansgewiesenc» unter reinem Schutze in die Schankwittlchakt wieder «»treten ließ, selbst wenn der Mann noch leine Ko»s- bcdeckung im Lokal hatte. Pauich war im Recht, wenn er ragte, er brauche keine Polizei, i» leirrem Hause sei er erste Polizei: dagegen durste er nicht androhen, alle beide hinauSwersen zu wollen, damit batte er eine Beleidigung gegen den Beamten auS- estoßen, »ür die er zu 10 Mk. Gelvstrafe verurteilt wird. — Ter ' archinenmeister Friedlich Wenzel Kranich hatte «nein Loden inhaber in Loichwitz durch ieincn Rechtsanwalt «inen Pries ichreiben lassen wegen einer kleinen Forderung, die er erhob iür das Beichävigen seines Wagens durch die Schuld des Kutschers des gedachten Geschäftsmannes. Ta letzterer auf das Erbrechen des Anwalts nicht antwortete, ging Kr. zu ihm. wurde aber bald aus dem Laden verwiesen und, da er nicht sofort gegangen war, wegen Haiissriedcnsbruchs unter Anklage gestellt. Kr. hatte aus die Aufforderung geantwortet, wen» er sein Geld babe. werde er gehen, und wendet vor Gericht ein, daß er gegangen lei. nnchvem er das dritte Mal auigefordert worden >« zu gehen. Das Gericht wirft 3 Mk Geldstrafe aus und verweist darauf, daß rin Gläu biger zum Betreten der Räume des Schuldners zwecks Mohnens berechtigt iei: er müsse sich aber s o - fort entiernen, wenn er dazu ausgesordert wird Daß eine derartige Aufforderung dreimal ergehen müsse. Iei ein weit ver breit«« Irrtum, v« darauf zuiückzuiühren ist, daß kraS drei malige Verlangen im alten sächsischen Recht notwendig war. um einen wegen Hauskriedensbruchs beitroken zulasten, — Der Redak teur Adolf Götz klagt gegen den Schauspiel« HeinzGordon wegen Beleidigung Göy batte in teincr Eigenschaft als Redakteur einer hiesigen Wochenschrift eine Kritik versaßt und veröfientlicht über den von Gokdon versaßren, im Juli im Central-Tdearer aus- gefirbrlen Schwank „In Vertretung". G. fühlte sich durch die Götziche abfällige Kritik an reiner Ehre verlebt und bei einer Be- und bet gegnnng des Götz im Vestibül des Central-TheaterS brachte ihn die Erinnerung a» den Götzschcn Artikel derart in Erregung, daß Vieles Vor- enden .,. „ . . . zu beenden, «klärt Götz. gegen eine Einigung nickt abgeneigt zu sein, wenn der Beklagte die gegen ihn getanen Beleidigungen unter dem Ausdruck des Bedauerns ziirücknehme. Gorbon «klärt sich dazu bereit, worauf Götz den Strafantrag und die PrivatNage zurückzieht. Amtliche Bekanntmachungen. Aus der Stiftung des am 25. Dezember 1887 in Frankfurt a. M. verstorbenen Graten Earl August Bose ist noch ein Stipendium tn Höhe von 6M Mk. jährlich kür einen befähigten, fleißige» und minderbemittelten, aus dem Königreich Sachsen ge bürtigen Schüler bcS GvmnasinmS znm heiligen Kreuz z» Dresden, welcher tn Leipzig oder Jena Medizin oder Nakurwisienfchast studiert, verfügbar: in erster Linie sind jedoch, und zwar ohne Rücksicht aus die Universitätsstudicn. Mitglied« der Familie Bose, die aus dem Königreich Sachten gebürtig und zur Führung des daltgen Familienwäppens berechtigt sind, zu berücksichtigen. Von dem städtischen Baulanve vom vormaligen Grundstück der Vitzthumschen Gbmnasialsttftnng, welche« nach Durchführung der verlängerten Weinligstraße, jetzt Bitzthumstraße. nordöstlich dieser Stiage. gegenüber den Schulneubauten der 2. Realichule und der 2. BezukSschule verbleibt, sollen weiterc 4 Baustellen abgetrennt und verlaust werden. Zur Erlangung von Geboten wird Aiisbietungstermin aus Mittwoch, den 11, Novem ber. 11 Ubr vormittags. scstg«etzt. Desgleichen tollen die der Stadtgemeinde gehörigen, neben dem Rathanse in Cotta gelegenen 6 Baustellen verkauft weiden und ist der AuSbleiungStermin aus den 12- November, vormittags 11 Uhr. festgesetzt. Tagesgeschichte. X Deutsches Reich. In Breiten fand die Einweihung des Meianchthonhauses statt, der als Vertreter deS Kaiser- der kommandierende General deS 16. Armeekorps Genera! v. Lindequist beiwohnte. Ferner waren anwesend der Aroßherzog und die Grobherzogin von Baden, daS erbgroß- herzoallche Paar von Baden, die Erbprinzessin Marie von An halt. Vertreter deutscher Universitäten, darunter Berlin. Leid-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)