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Dresdner Nachrichten : 29.08.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187408296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-08
- Tag 1874-08-29
-
Monat
1874-08
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.08.1874
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«ufl°„:24S00»ttl Vür bti Nückgaie «lnz«. 8ndl«r Ma»»Icri>»k «ncht Nch die «edactto» nicht verdtiidltch. Iiiseraten-Annadnie au»> wärt«: u»i> Vo,I« tn Hamburg, «er- "». Wien, Leidjig. vaiel, vrellau, nranlsurt a. M. — Nack. «»»,« in vcritn, lieipjta, Wien, Hamburg, Nranksuri »I, Miln- che». - v.ud. t 0». in JranNurt M. - k» »°igt in «kliemni». - «»- r», 0u,„«r » 0«. in Pari». Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. vnliraiewexdenMartei nrake tu ang-nomtiie > dt» M,» »dr. Sonntag» di» ,r Uhr. Tn Nauilad,: grobe Itlosier gailc i dt» Aaikim. t »br. Der Raum rinrr cin- Ipaltigrn PciiUriie rs Psq. >LiN! rja»dl die Ziiic i Ugr. täinc «aranlic iijr da» inichiilägrge >- neu dir Iniiraic ir.rü >n<t gegcbe». klnrwiiriige Änuon.rn t'luslrigr »on »uo »nix» Ininnrn iziruxu u. Pro. jonrii tnirilirü wir »Ni argen PUmümirarbr- .Urbl-U, dnrN, iN>> te n oder PoiliiNtar- >»»» » Zitlnn tost » l'i, kigr. Sulraie N!r dir Stoiilag» gtmnmrr »dir nach cinein Fciiiog» die g-ilc 2 Ngr. Druck und Eigmthum der Herausgeber: Äikpslh ^ Neichardt in Dresden. Verantwortl. Nedacteur: InlMS ^eikiiarfft in Dresden Dresden, Ssimabend, 29. iktugrist 1874. «r 241. Reunzehnter Jahrgang. Mltredacteur: Für das geuiUeton: Für den Monat September werden Abonnements auf die „Dresdner Nachrichten" in der Expe dition, Marienstraße Nr-13, zu 7^ Ngr., sowie für auswärts be» den Postämtern zu 8'/z Ngr. angenommen. ^Politisches. Girod und kein Ende! Hätte der genannte sächsische Exmusik- director seine Entlassungsgeschichte auf sich beruhen lassen, so näh men wir sicher nicht die Feder zur Hand, um nun endgiltig jene zur v»u»o osldbro gestempelte Sache zu erzählen. Aber Herr Girod, ein leichtes Jägerblut und jedenfalls mehr ein lebensfroher Spiclmann, als ein strammer Soldat, erklärt indcr„Nat.-Ztg.": die offizielle Darlegung seiner Entlassng sei unwahr, die erste in den Dresdner Nachrichten enthaltene Pcrsonalnotiz sei einzig richtig. Der Herr Musildirector schreibt wörtlich: „Ich conecrtiile als sächsischer Militair am 3. Juli im Berliner Eiskeller-Etablisse- ment und bin das Opfer eines Zufalls geworden. Ich hatte dem Wirthe ein Programm zu eine», gewöhnlichen Eoncert zugeschickt, derselbe hatte aber, als ich in Berlin ankam, ohne mein vorheriges Wissen noch Schlachtmusik dem Programm hin',»gesetzt und ent sprechende Placate anschlagen lasten, wonach cS sich um eine Bor feier des Gedenktages der Schlacht bei Königgrätz handelte. Meine Bruder haben, nachdem ich entlassen worden, auf Wunsch ebcusalis ihre Entlassung erhalten; endlich ist unsere Hcimath nicht, wie es in Elsaß, sondern Willahnen bei Gumi inneu. gliedern. Der Deutsche Kriegerbund wird all' diese Elemente eini gend umschließen und Vaterlandsliebe und Bürgerehre fördern und erhalten, alle Politik aber ausschließen. Auch gegen den Soeialis- m»S dürste diese Phalanx einen kräftigen Damm bilden. Der in Erefeld verlaufene volkswirthschaftliche Congreß hat, seiner Natur nach, wenig Beschlüsse gefaßt, ist aber durch die Bc- rathungen instruktiv geworden. Für uns am erfreulichsten ist die Wahrnehmung, daß sogar NationalliberalcrseitS der Bankgesetz- cntwurf schneidig abgcwiesen wurde. Sowohl Geheimerath I)r. Soctbcer als Herr Ur. »Bamberger, zwei gründliche Kenner des Gcld- und Bankwesens, erklärten sich für die sofortige Gründung einer Neichsbank und gegen eine hohe Notenstcuer. Herrn Soetbcer's Plan unterscheidet sich von dem der Franks. Ztg., den wir jüngst mittheilten, nur dadurch, daß er das Bank-Kapital von Privaten, „aber unter möglichst günstigen Bedingungen für die NeichSkassc" einschicßen lasten will, und daß er eine Contingentirung des ungedeckten Notenumlaufs einführcn will, die aber unter außer ordentlichen Verhältnissen wieder aufgehoben werden solle. Herr Bamberger, dessen Stimme im Reichstage in solchen Fragen eine der maßgebendsten ist, steht ganz auf unserem Standpunkte. Auch er findet, „daß der Reichsbank nur partikulariftischc Bestrebungen im Wege stehen. Und der gefährlichste Partikularismuö ist der preußische, je mehr er sich stützen kann auf den Parti- eulanSmu» anderer Staaten. DaS Reichskairzlcrcrurt hatte schon ein Reichsoankprojekt in petto; daß es nicht damit hervortrat, daran trägt kie Schuld der preußische Partienlarismus. Das Reichs den Zeitungen hieß, Elsaß, sondern Dieses zur Steuer der Wahrheit."- Mit Verlaub. Herr Girod erschien ! kamleramt mußte sich so in eine falsche Stellung versetzen lasten — einesTageS auf dem Bureau unscrSBlattesundtheiltedem dieustha ! möge der Reichstag cs daraus befreien." Herr Bamberger hat da- bendenNedacteurpcrsönlich seineAusfastuugderTache, dieihusoeben'mit den Nagel auf den Kopf getroffen. Er, als ein Führer der betroffen, selbstverständlich in größter Erregtheit, mit. Unter rurse ren Localnotizen fand diese Darlegung, gegen die wir scfort unsere Bedenken hatten, Aufnahme. Herr Girod hat sich um die 108er Regimentsmusik als guter Musiker wohlverdient gemacht — warum sollten wir ihm nicht eine» „ehrenvollen Rückzug" gönnen? Wenn sich jedoch Herr Girod als Märtyrer der sächsischen Staatspolitik, als Opfer desParticularismuS ausspiclt—- das thut uns leid, das geht nicht an. Die Unregelmäßigkeit in Herrn Girod'S Privatleben hat zunächst seine Entsetzung und fernerseine Entlassung verursacht. Aus seinem Corps und seinem Pnvalver- tehr sind die bcz. Klagen zuerst gekommen. DieWorteSpiel, Becher klang und Zahlungsrückstände spielen dabei eine Nolle. Die hohe Politik hat dem Musensohn kein Leid angethan. Wir sind zwar fest überzeugt, daß ein Militair den strengsten Verweis verdient, der nach Herrn Girod'S naivem Geständniß un bemerkt an einer Königgrätzer Schlachtfeier »litwirkt. Am Ende ginge dann die militairische Zerstreutheit auch noch so weit, daß eine „zerstreute" Truppe auf die eigenen Kameraden schösse, „ohne cs gewußt zu haben". Ein Mann muß wissen, was er thut, ein Mili- tair doppelt, denn er ist ein „commandirter" Mann. Wie würde denn unser Kaiser, Deutschlands bester Soldat, cS ausfassen, wen» die königlich sächsische Rcgimentsmustk zur Feier einer verlorenen Schlacht lustige Weisen auispielte? Er müßte und würde cs mißbilligen. Der Schnitzer, den Girod'S leichtes Blut verschuldet, wäre sicher zu rügen gewesen. Noch mehr die doch auch von Herrn Girod herrührende, höchst romantisch ausgeschmückte Erzählung von BiSmarck S Leutseligkeit oder Weinscligkeit. Militair und Märchen fängt beides mit M. an - - sonst sind beide Begriffe aber ziemlich heterogen. Beide wohlverdiente Tadelsvoten haben indes, mit der Entlassung nichts zu thun gehabt. Da der lustige Herr Musikus aber seine Privatangelegen heiten wohlweislich außer Spiel gelassen hat und statt der Ber leumdungsllage bei den Gerichten vonBerlin ans nur polemisirt, so bleibt es ihm freilich leicht, sich als politischen Märtyrer zu geriren und den vollsaftigen bacchantischen Weinlaribtrcrnz von seinem Haupte abzunehmen und — eine Dornenkrone darauf zu setzen. Möge ihm das große Herz der National-Zcitung lohnen, was das böse Sachsen an ihm gesündigt! Aber uns muß er nicht glauben machen wollen, daß der zufällige gerechte Tadel von langer Hand her und seine jetzige Entlassung causal znsammcnhingen. Bon Girod zu — v. Kummer. Wir haben gelegentlich des ersten Telegramms: Bazainc und der Commandant von Köln be suchten sich ansS Herzlichste, unserem Unmuth gleich Luft gemacht und dies Benehmen v. Kummer'S tactloS genannt. Jetzt kommt der hinkende Bote Offiziosus richtig nach. Der „B. B.-C." schreibt aus Berlin: „Der Besuch, welchen der Gouverneur von Köln, General leutnant v. Kummer, dem Marschall Bazaine abgestattet, hat, wie man uns von gut unterrichteter Seite mittheilt, in hiesigen politi schen Kreisen böses Blut gemacht. Generalleutnant v. Kummer ist nämlich in keiner Weise beauftragt morden, dem Marschall ein sol ches Entgegenkommen zu zeigen. Eine Rüge wird dem Gouverneur von Köln nicht erspart bleiben; wenn jedoch verlautet, cS stehe eine Abberufung des Herrn v. Kummer bevor, so schießt dies wohl über das Ziel hinaus." Nicht uninteressant ist — da mir einmal in die Militaria hineingerathcn sind — die Statistik des in Leipzig getoastet haben- len Deutschen Knegervercins, der von etiva 150 Theilnchmern a»S allen Theilcn Deutschlands besucht war. Im Ganzen giebt eS etwa 160 Vereine mit 56,000 Mitglieder». Der oberschlesische Krieger bund zählt 14 Vereine mit 3OM Mitgliedern, der bairische 32 Ber lin«, die rheinische Kameradschaft 44 Vereine mit 3500 Mitglie »er», der sächsische gegen 60 Vereine mit .5000 Mitgliedern, der provinzial-sächsische 27 Vereine mit 3:500 Mitgliedern, der Posener 55 Vereine mit 8000 Mitgliedern, darunter 3000 Polen, der thüringisch-fränkische 6 Vereine mit 628 Mitgliedern, der pfälzische 32 Vereine mit 4000 Mitgliedern, der Magdeburger 7 Vereine mit 1000 Mitgliedern, der Gothaer Kreisverband 12 Vereine mit ziem lich 600 Mitglieder», der schwäbische 50 Vereine mit 3300 Mit- ckiedern, der obcrbairische (Ingolstadt rc.) 11 Vereine mit 900 Mit- Nationalen, wagt also vom preuß. Partikularismus zu sprechen? Das ist ja wie der Anfang einer Besserung und es kann in den übrigen Staaten nur ermuntern, mit etlichem unstatthaftem Parti- knlarismus auszirrärunen, wenn Preußen den seinen a n ch endlich einsicht und — bekämpft. r.'vka1<!S und SüchsischcS. — Der Advocat vr. Gustav Lohse in Leipzig hat vom Für ste» Heinrich XXlI. Reuß ä. L. das Prädicat „Commissions- rath" erhalten. — Gestern Abend traf der neue amerikanische Gesandte für das deutsche Reich, der vom 1. September ab in Berlin restdiren wird, hier in Dresden ein, um am K. Sachs. Hofe feine Ereditive zu überreichen. — Eine Lehrerin schreibt uns „Zur Lehrfrage": Schreibcrin dieser Zeilen beabsichtigt nicht, den im hiesigen Amtsblatt er schienenen Artikel „Laßt uns unfern Kindern leben" ernstlich und eingehend zu beantworten. Nur einige Fragen drängten sich ihr beim Lesen desselben auf, deren Beantwortung sie dem folgerichtigen Denken jenes Herrn Verfassers anheimgiebt. 1) In welcher logischen Verbindung sieht die Behauptung, daß Wittwen sich am besten zu Lehrerinnen eignen, weil sic Kinder unter dem Herzen getragen ha ben, zu der Ansicht, daß am erfolgreichsten ausschließlich männliche Lehrkräfte zu verwenden seien? 2) Wo hat der Herr Verfasser die umfassenden Erfahrungen gemacht, die ihn zu Ausstellung des Satzes berechtigen, ein Heirathsantrag werde von jeder Lehrerin stets gern acceptirt? Ein logisch denkender Mensch behauptet nichts, was er nicht beweisen kann; hier dürste die Beweisführung etwas schwer fallen. 3 > Wie rechtfertigt es der Herr Verfasser, daß er sich bei seinen wesentlichsten Behauptungen auf das Urthcil von Frauen stützt und doch dem weiblichen Geschlecht die Fähigkeit, klar zu ur- theilen, abspricht? 4) Was beweist der Ausspruch von Minna Pinosf, „die geistigen Fähigkeiten der Frauen reichen für die Jetztzeit nicht aus", anders, als daß sie in ihre eigenen Fähigkeiten ein viel leicht nicht ungegründetes Mißtrauen setzt? 5) Wie weit ist Preußen, dem der Herr Verfasser die zu häufige Anstellung von Lehrerinnen vorwirst, sowohl im logischen Denken als in KrafL- entwicklung hinter Sachsen zurückgeblieben ? 6) Aus welchen Grün den schließt sich der Herr Verfasser der Ansicht an, daß die „derbe Männer-Antur" sich für den Verkehr mit Schulkindern besser eigne als „die zarte Frauen-Natur?" Gewiß ist der Lehrberuf anstren gend für Männer wie für Frauen; doch sollte eine tüchtige Lehrerin nicht vielleicht gerade in ihrer größeren Geduld und geistigen Zart heit ein Mittel besitzen, um ihre allerdings geringeren körperlichen Kräfte mehr zu schonen, als der zuweilen ungeduldige und heftige Mann es thut? Doch wenden wir uns von dem Herrn Verfasser des betreffenden Aufsatzes ab. Wohl ist manches Trübe von der Lchrenvelt sowohl männlichen als weiblichen Geschlechts zu sagen. Denn wie die Lehrerinnen allerdings vielfach an Oberflächlichkeit, Eitelkeit und Unklarheit leiden (woran wohl großcnthcils ihre man gelhafte Ausbildung Schuld trägt), so fehlt cs den Lehrern gar oft an Gewissenhaftigkeit, Interesse für den Schüler und darum an der Fähigkeit, sich besonders zn jüngeren Kindern in ein herzliches Vcr seinem 'Nutzen. Borgcstern versuchte er die gleiche Manipulation in einem kansmünnischen Geschäft in der Neustadt, hier gelang es aber, sich seiner Person zu versichern, da das betreffende Geschäft bereits vor dem Menschen im Voraus gewarnt worden war. Der Besitzer desselben ließ daher, als der saubere Patron im Geschäft aufhältlich war, einen Gensdarm herbeiholen, der Len gesuchten Vogel dingfest machte. Wie man hört, wäre der Schwindler ein Handlungsreisendcr aus Marienberg. — Die Erwartung einer allgemeinen Theilnahme der beab sichtigten Sedan-Feier ist eine gesteigerte, um so mehr, als scanr einzelne Behörden den Tag als Feiertag, als Nationalfest auszeich ircn und sreigcbcn werden. Vielleicht geschieht dies auch an allen Schulen, den hohen und niedern, unter den Ministerien stehenden, sowie in den zahlreichen Privatanstalten, daß man nicht durch vor hergehende oder folgende Unterrichtsstunden dieFestsiimmung herab drückt und die Arbeit durch einen FcstcrclnS vermehrt. — Herr E. Mende in Glashütte schreibt unL: Zu der in Nr. 239 der „Dresdn. Nachr." enthaltenen Behauptung, das be treffende Schadenfeuer sei in meinem Hause ausgekommen, will ich für jetzt nur bemerken, daß die amtliche Erörterung, die bereits stattgefundcn, dieses Resultat nicht hatte. — In vorgestriger Nacht hat sich in einem Hause der Wall straße eine 78jährige Frau K. aus Olbernhau mittelst einer dünnen Schnur an einem Kleiderhaken erhängt. Die arme alte Frau, die hier nur vorübergehend aufhältlich gewesen, hatte ein körperliches Leiden, welches sie vermuihlich zu dem Schritte trieb. — Vor einigen Tagen fuhr ein leerer Bicrwagen im schnell sten Trabe die Löbtauerstraße hinaus. Da bekanntlich derartige Wagen irr der Stadt nur im Schritt fahren sollen, so hielt ein aus der Löbtauerstraße zufällig patrouiliireuder Gensdarm es für seine Pflicht, den Führer des Wagens darauf aufmerlsam zu machen. Er veranlaßte daher Letzteren, seinen Wagen anzuhalten, ohne jedoch Gehör zu finden. Vielmehr trieb der Kutscher seine Pferde immer mehr an, womit er jedenfalls beabsichtigte, dem Gensdarm schnell aus dem Gesichtskreise zu kommen und sich auf diese Weise seiner eigenen Verantwortung über das verbotswidrige Fahren zu ent ziehen. Der Gensdarm glaubte aber, solches nicht dulden zu dürfen; er lief deshalb dem Fuhrmann nach bis nach Löbtau. Dort endlich bestimmte er den Kutscher, die Pferde anzuhalten. Die Scene, die sich nunmehr dort abspiclte, warf wieder ein schlagendes Licht auf die oft gerügte, neuerdings leider im Zunehmcn begriffene Rohheit Einzelner gegenüber der öffentlichen Autorität und den Organen der Behörde. Der Gensdarm wurde von dem Kutscher, der mit geschwungener Peitsche auf ihn cindrang, in der gefährlichsten Weise bedroht; ein anderer Mann, der mit auf dem Bicrwagen gesessen, drang brüllend mit erhobener Faust gleichsam auf den Gensdarm ein, so daß dieser endlich drohen mußte, von seiner Waffe Gebrauch machen zu wollen, wenn man ihn thätlich angrcifen würde. Daß sich hierbei ein zahlreiches Publikum cmgcsammelt, bedarf keiner Erwähnung. Genug, daß es endlich gelang, den einen Excedenten zu verhaften. Der Kutscher, der an jenem Tage entkam, soll Tags darauf gleichfalls arretirt worden sein. — Ein seit einigen Tagen vermißter in der Neustadt wohn hafter Dienstmann soll im Wald bei Klotzsche erhängt aufgesunden worden sein. Es dürfte derselbe ohne Zweifel mit dem in der gestrigen Nummer unseres Blattes erwähnten Dienstmann von der Nhänitzgaffe identisch sein. — In einem Geschäftslocale ain Neumarkt wurde vorgestern von der Polizei gegen den dortigen Laufburschen eingcschritten, weil er seinen Principal um Waarcn bestohlen hatte. Letztere hatte er verpfändet und das dafür erhaltene Geld verlebt. Der Bursche soll, wie es hieß, aus Riesa stammen. Er wurde verhaftet. — Bei Gelegenheit des nculichen Brandes im Taubstummcn- Jnstitut hat es ein Langfinger fertig bekommen, eine goldne Damen uhr zu entwenden. Bisher kennt man den Thätcr noch nicht, und cs wird wohl überhaupt schwer sein, ihn nachträglich zn ermitteln. — Im Gasthofe zu Räcknitz hat vorgestern Abend wieder ein mal ein Ueberziehcr-Marder sein Unwesen getrieben. Ter Verdacht fällt auf einen dort einige Zeit anwesend gewesenen jungen, anstän dig gekleideten Alaun, welcher, am Billardspiel theilnehmend. plötz lich austrat, weil „die Kegel schief stünden". Der Bestohlene, ein Controlbcamter der sächs. "Staatsbahn, beklagt, außer dem ver schwundenen braunen Sommcrübcrziehcr, auch noch den Verlust eines darin befindlich gewesenen EigarrenetuiS, das ihm erst kurz vorher seine Braut zum Geburtstag geschenkt hatte. — Das Festcoinitö für die Feier des 2. September erläßt folgenden »Aufruf: „Aller Orten in Dcnti'ctzland nlüct man siel» zur fcstllct'en Begebung des zweite» September ln elwcnkcr »An erkennung der Großtvaten nnjcrcs tapferen Heeres, seiner Hcldcn- sschrer, unscrcr Hcldcnbrütcr; In freudiger Würdigung der er rungenen Einigung-Dcitttzttlands: in dankbarem »Anlbliek zum Allmäck'tlgen, der uns kiese bcirliebc Zeit erlebe» ließ. Was ln unscrcr »Vaterstadt blöder einzelne Vereine erstrebt, das, so bellen wir, wird diesmal und fortan die gcsammte Elnwebncrscl'ast er füllen : eine würdige Feier des zweiten September. Wie die königlichen und städtischen Bcbördcn am unser »Ansuchen die Ge- schältöstcllcn sür den Nachmittag des zweiten September schließen, hältniß zu stellen. Wir »Alle. Lehrer wie Lehrerinnen, haben die »Wicht, ans Besserung zu denken, dafür zu wirken; durch Schmä-j jüllcim Hungen und blinde Parteilichkeit wird freilich nichts gebessert. — Vorgestern Abend öffneten sich zum crstm Male nach kan-! so richten wir auch gleiche Bitte au den patriotischen Sinn nn- gcr Pause die Pforten des Lincke' schen Bades. Der schöne lerer Mitbürger: Fcicrt dcn >, wcitcn S c p tcmber als große Saal war überfüllt und die Stimmung eine allgemein zu- Festtag, schließt von »Niittag ab ^ ß.„- cra», Geschäftsräume und betbc, l > gtE u ch snedcne und fröhliche, das Puolitum nahm die Vorträge der Ehrlich- . ^ ^ hon vom n »t c r e c i ch n e t c u sehen Kapelle mit lebhaftestem Beifall ans und verlangte mehrmals vor a nstaltete» F cst I i ch k c i t c n. Früb stürmisch ckncopo. Zunächst ist cs die Neustädter Einwohnerschaft,! Eonecrt ans dem z» freiem Eintritt gcöllnctcn die durch lebhaften Besuch des so viele Annehmlichlcitcn bietenden Ortes sein Fortbestehen unterstützen muß und — hoffentlich auch wird. — — Vor Kurzem trieb sich hier ein junger Mann herum, der sich für einen Beauftragten hiesiger und auswärtiger kaufmännischen l Firmen ausgab, und als solcher bei Kunden dieser Firmen sür Letz tere »Außenstände einhob. Natürlich verivendete er dieselben in die recht za bl F csteo m i t >- «'> Ubr findet »Belvedere der Terrasse statt. Sänger, Turner, Funüngsgcriosscri. Eorporatio- ncn und Vereine zicbcn mit ihre» idabncu um 7 Ubr von der Terrasse nach dem Neumarkt, um dort kie beiden, der feierlichen Tagesstimiirnng entsprechendsten Licker: „»Nun tanket »Alle Gott" und „Die Wackrt am Rhein" abzmiiigen. Gloekengeiäntc von sämmtlichen.Kirchen. den vrotestantisck'eir wie den katbolischc», schließt diese Morgcnaiidacht. Der »Vormittag ist FestgotteStlciisten in sämmtlichen evangelischen .Kirchen und der Svnagogc und Schulfeierllchkeiten geweiht. Von Nachmittag ü Uhr ab biS
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