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— Dör PreffeLaV, -er gestern abend In sämtlichen Räu- L m»n de» stüdttschen A u s st e l l n ng s p a l a st e s siattfand. nahm emen überaus «längenden Verlaus. Er zeigte, das, das alljäHvttch mitten tu der Hochsaison winterlicher Ver gnügungen vom Verein «Dresdner Presse" in Gemein schaft mit dem «QrtSverband Dresden der Pensionsanstalt De,rischer Journalisten und 'Schriftsteller" veranstaltete arotzr Ballfest noch immer die alte Anziehungskraft ans die »csten Gesellschaftskreise der Residenz ausiibt. In diesem Jahre hatte man dem Vergnügen den attuelle» Eharaktcr eine» «Erzgebtrgtschen Sportscstes" verlietie» und ivar damit einer Idee des Königs gefolgt, die dieser bei der Besichtigung der Dekoration z»,n vorjährigen Pressesest ge ankert hatte. Go war denn gestern mit viel «beschick in die Haupthalle des Palastes der crzgebirgische Tannen wald gezaubert worden, ans dessen Grün bunte Wimpel und rosa Rosen neben den Giebeln rrzgebirgischer Wohn häuser schimmerten. In der östlichen Leite,il,alle verlockte eine reichausgc statt eie Gabenlvtterie, das Glück zu ver suchen. Die gegenüberliegende Seitenlmlie enthüllte das bunte, bewegte Leben eines erzgebirgische» Iahrmarttes mit EiSgrotte, Sptelivarenbude, Litör- und Pseslertnche» stand. Kasperletheater, Lchietzbnde us,v.. Der Kon.,er,,aal, der das Gepräge eines frenndlichen erzgebirgisciien Gar te»S trug, und die Haupthalle stillten sich bereits in der achten Stunde mit einer Schar reizender Maste», die freilich der Bestimmung des Festes nur etwa zur Halste gerecht wurden. Alle Welten und alle .seilen waren näm lich vertrete». Doch die Erzgebirger sind srenndliche Leute: sie vertragen sich mit jedermann, und so tan, allmählich rechte Fesiessiiminung in die Menge, die gewaltig auwnchs, als sich der Fesizug kurz vor 0 Uhr formierte. Fanfare» hallten setzt durch die Säle. Alles strömte zur Hanoihalle, um Sr. Majestät dem K ö » ig F riedri ch A n g n si und seinem Bruder, dem P r i » z e n I o l> a » n (6 e v r g . Willkommengrutz zu entbieten. Als die Fürsilichteiten, die am Portal vom Oberbürgermeister Bentler, Stadt kommandanten Generalleutnant v. Scndlitz, als de» Mit gliedern des Ehrenpräsidiums, ferner vom Kultusminister Dr. Neck, Kretshauptmann Dr. Rnmpelt und Polizei präsidenten Küttig empsangen worden waren, die ent zückend dekorierte Königslvgc betrete» hatten, brachte der Vorstand des Vereins «Dresdner Presse", Schriftsteller v. Putt kam er. ein dreifaches Hoch ans den Köntg ans, das mit jubelnder Begeisterung ausgenommen wurde und sich nachhallend durch alle Räumlichkeiten sorlpslanzle. Gleich daraus setzte sich der imposante F e ü u g in Be wegung, der zum Elon des ganzen Abends werden sollte. Wir werden über ihn, wie über den sonnigen Vertan, des Festes in der heutigen Abendnnmmer ausführlich berich ten. Der König fand so viel Gefalle» an dem bnnteii Wechsel dieser schönen Bilder, das, der Ing zweimal desi lieren muhte. Nach der Vorführung einiger Reigen unter nahm der König mit seinem Bruder, genihrt von den Vor sitzenden der beiden Vereine, einen Rnndgang durch alle Räume. Hier nippten sie vom Sekt, dort zogen sie ein paar Lose, für jede Bude zeigten sie srenndliches Fnieresse, schliehlich besuchten sie auch das Kabarett. Völlig zwang los bewegten sie sich durch die dichten Scharen der z»m Teil ganz wunderhübschen Masken. So waren nahezu zwei Stunden vergangen, als sie sich mit besiei» Dante sür alles Gebotene von den Herren des Ausschusses verabschiedeten. — Aber auch nach ihrem Weggänge jauchzte die Freude eines ganz eigenartigen Festes, das die Schäuben aller vier Jahreszeiten ossenbarte, durch die Säle. Soviel siebt schon setzt, da das Vergnügen »och im vollen «sauge ist, sesi, das, die Veranstalter mit diesem Pressebatl invü ihr volles Prestige zu ivahren gewuht und das, die sür die Arbeit der Presse erkenntlichen Dresdner ihnen wieder einmal freu dig zugunsten des guten Zweckes Geivlgschos« geleistet haben. . . . — Ter Dresdner Lehrer verein wird sür die Eltern der Dresdner Schuljugend eine grohe vssentliche Versammlung im Saale des „Voliswohl" Freitag, den 12. Februar, abhalten, die sich mit den Z iv s ct a u e r These» betr. Resorm des Religionsunterrichtes beschäf tigen soll. — Die nächsten Montag beginnenden vier öffentlichen religiöse» Vorträge des Professors der Theologie Dr. Hunzinger aus Leipzig im grvhen Vereinshanssaale abends 8 Uhr werden im Znsnmnienhang das eine Haupt thema behandeln: R eligivn als p e r s önli ch e s Leben und Erleben. Leine Einzeltliemata an den vier Abenden der nächsten vier Wochen werden etwa lauten: l. Der Tod ist der Sünde Sold. 2. In Ihm ivar das Leben. ü. Wer den Soli» hat. der hat das Leben, l. Kämpfe den guten Kamps des Glaubens, ergreise das ewige Leben. — Behufs Ausschmückung der Annenkirche wendet sich die Hausvätcrvcreinigung der Annengemeinde. Vorsitzender Herr Professor Dr. Schäfer, im Fnseratcnteile an die Kemeinde- mitglieder mit der Bitte um Beisteuern»» oon Liebesgaben. — Das Genesnngs h e im I onsdvrs der süd- iausitzer Krankenkassen hat auch im letzten Jahre einen schönen Erfolg zu verzeichnen gehabt. Von 216 Pfleglingen tonnten als geheilt 20 Personen entlassen werden, als gebessert 208, 7 Kranke verliehen die Anstalt ungebessert. Dresden war diesmal mit II Personen beteiligt. Wenn trotz der guten Belegung des Heims die Einnahincn die Ausgaben nicht gn decke» vcrinochien und cs nur der Opfcrwilligkeit der Herren Geh. .Kommerzienrat Preibi'ch Reichenau und Fabrikbesitzer Hossmann Neugersdvrs durch Varzuweiiduiig von OttO Mark zu danken in, das; nicht mit llnterbilang abgeschlossen werde» muhte, so trug die LebenSmittelverteuruna das ihrige dazu bei. Dem Ver bände südlansitze.r Krantenkassen gehörten am Schlüsse des Berichtsjahres lg Kassen mit :l6 2-i7> Mitglieder» an. — «Sozialer Ausbildnngskursns sür nationale Ar beiter" in Leipzig. Die Vorbereitungen sür diesen Kursus liegen weil zurück. Schon im Sommer des vorigen Jahres trat ein Ausschuh zusammen, der das Zustandekommen jener Veranstaltung sich zur Ausgabe machte. Eine stattliche An zahl sozialgasinnter Männer zeichneten namhafte Beiträge. Es waren vornehmlich Leipziger, aber auch der König trug durch eine beträchtliche Unterstützung zum Gdingen des Unternehmens bei. Der Zweck der Unternehmer besieht darin, Angehörigen des Arbeiter und Angestclltenstandes, die in den nationalen Organisaiione» Sachsens sich schon bislang betätigt haben, eine möglichst gr n ndli ch e nativ- n a l ö k o n v in i s ch c Durchbildung zu vermitteln, die sie befähigt, mit selbständigem Urteil — unabhängig von der Schablone und den Lchlagworlc». wie sie im öffentlichen politischen Leben sich über Gebühr geltend machen -- g u d e n Wirt s chastli ch e n F r a gen der G egcnwart Stellung z u n e h m e u und in diesem Sinne aift ihre Arbeitsgenosicn aniklärend einznivirten. Der Kursus sieht ans streng nationalem Boden, aber alle Parteipolitik soll von ihm serngehaltcn werden. An die Spitze des Ausschusses trat als erster Vorsitzender der Reichstaasabgeorüncte für Leipzig, Herr Iusiizrai D r. Iunck: während seiner Abwesenheit in, Reichstag führt der stellvertretende Vorsitzende, Herr Oberlehrer D r. Barge, die Geschäfte: das Amt des Kassierers hat der Direktor der Kammgarnspinnerei Bassen g e übernom men. Es gelang, eine grohe ela hl von Dozenten der Leip ziger und der benachbarten Haitischen Universität sowie andere tüchtige Lehrer als Vortragende zu gewinnen Der Kn eins uiirfaht alle wesentlichen Materien, die zum Ge biete der Volksmirtickmst gehören. Nach einem hisiorisclien Ueberblick sicher ihre Entwicklung wird eine theoretiicke Unlerwciiung über die Grundlagen des heurigen Rechts- und Verfass»ngSlebenö, sowie über die Grundbegrifte der Volksmirtsckiast gegeben lverdcn. Dann folgt eine ein gehende Schilderung der tatiächlichen Zustände des moder nen Wirtschaftslebens. — Endlich wird den sozialen Fragen jmi engeren Sinne — Arbeiterschutz, Arbcftcrverficherung, Lelbsilitlse der Arbeiter. Wohnungswesen - eine ein-, gehende Vehaiidinng zntcit werden. An den Abenden wer- j den sür die Tvilnehmer des Kursus und euenuielt auch sür weitere Kreise eine Reihe von Vorträgen über Gegenstände von allgemeinem Interesse gehalten werden. Als Raum für die Verausialtnng des Kursus ist die Aula der Hanüets- l eh ran statt «Löhrsiratze» gütig» zur Verfügung gestellt wor be». Hier wird auch die Erössnungsieser am 7. Februar nachmittags pnnltlich 5, Uhr, ttattfinden. Tie Erledigung der lausenden Geschälte liegt in den Hände» des Sekretärs Stadtverordneten B n n z e l. — Eine Veieidigungstlage, die sür wiisenschaftliche Kreise wie auch sür den Buchhandel von grohem Interesse sein dürfte, heichästigte das Schöffengericht tu Leipzig. Klüger war der Buchhändler Mvhn, Inhaber der Firma E. Bertelsmann in Gütersloh, Beklagter Gelleimrat Pros. D r. Karl Bücher von der Leipziger Universität. Pros. Bischer ,»ar von Mvhn wegen Beleidigung verklagt wor den, weil er im „Korrespvndenzblatt des akademischen Lchntzvereins" in einem Artiiel mit der Ueberschrill „Ein christliches Ve> lagsgeschäsl" das Geschäftsgebaren der j Firma B. einer scharfen Kritik unterzogen und ». a. be hauptet hatte, das, bei den sogenannte» Hinterbliebenen-s Vertragen die Erbe» des Autors oft zu tnrz tämen. An der Hand eines konkreten Falles suchte er dann dieses »achznweisen. Nach stundenlanger Verhandlung, in der mehrere Sachverständige vernvminen wurden, gelangte das Schössengericht ans Grund der Ergebnisse der Beweis aufnahme und der Lachverstündigen-Gittachlen zur Frei sprechung des Beklagten. — Von dem König!. Sachs. Militär Kriegcrverein H aine w aide wurde Herr Pfarrer T nnbert h in 2ln- erlennnng seiner dein Verein gewidmeten Dienste zum Ehrenmitalied ernannt. — Sämtliche Mitglieder der Stadtkapelle inj Zwickau haben sür den l. April ihre Kündigung ein-j gereicht. — Infolge des Wassermangels mahnt der Stadt rat in P lauen i. V. von neuem zur Sparsamkeit im I Wasierverbranch. Die Benutzung von Leftungswasser zu Badezwcctcn ist verboten. Wilhelm 11. betitelt sich eine Vrvichüre, deren 2« ersah er Advlf Stein i heitzt und die im Dieterichschen Berlage in Leipzig er-! schienen ist. Von dein Versager besagt eine Notiz des Verlegers, man wisse von ihm nur. dag er vier Jahre lang eine Zeitschrift „Der Deutsche" herausgegeben habe,! die von englischer Seite als die „einzige echt kaiserliche j Zeitung" Denischlanös bezeichnet worden sei. Der Ver! iaiser behauptet, das, die deutsche össeittliche Meinung von einer unfähigen Vurcankratic systematisch genassührt mor den sei, indem diese für ihre eigenen Fehler stets den Kaiser vorgeschoben habe. Als Beweis sür diese Behaup tung wird n. a. eine sonderbare Geschichte von dem bekann ten K r ü ger - Telegro m m erzählt, das dem Kaiser von seinen ministeriellen Beratern förmlich ansgezwungcn worden sein soll. Es heisst darüber des näheren: „Das Telegramm unseres Konsuls in Pretoria über den Einbruch Iamesvns, das am :!>. Tezbr. 1807, atgzing, wurde von den englischen Behörden ausgehalte» und gelangte erst nach 17 Stunden in die Hände unseres Aitsmärtigen Amtes. Am i. Januar 1806 mittags versicherte der eng lische Botschafter Sir Frank Lascelles dem Staatssekretär Freiherrn v. Marichall, dag Ehamberlai» Gegner von Gewalt»,atzrcgel» sei und ihren Ausbruch abznwendc» hone. Am selben Mittag schickte Freiherr v. Marichall an »»seren Botschafter Grasen Hatzseld einen Erlas,, worin es heisst, das, die „Vivlenee", die Ehamberlain ilbzuwenden hvsie, ja bereits eingetrcten sei: er solle fragen, was die englische Regierung zu tun gedenke. Tic Antwort ge nügte gerade. Nun wurde auch das klägliche Ende des Iamesvuznges gemeldet: von den Bauern umstellt und ge langen. Am Januar richtete der Kaiser an de» Präsi denten Krüger das lftstorische Telegramm: „Ich spreche Ihnen meinen aufrichtigen Glückwunsch aus, da» es Ihne», ohne an die Hilfe besrenndcier Mächte zu appellieren, mit Ihrem Voile gelungen ist, in eigener Tatkraft gegenüber den bewaffneten Scharen, welche als Friedensstörer in Ihr Land cingehrvchen sind, den Friede» wiederherznsicllcn und die Unabhängigkeit des Landes gegen Angriffe von ansien zu bewahren. Wilhelm I. II." Tags daraus war es in allen süns Erdteilen bekannt. Dieses „impnl- s i v e" K r ii g er Telegra m ui st n m m t ü b c r - Haupt nicht vvm Kaiser. Es ist vielmehr die m ohle r iv v genc A n t iv o r t des A u smärtigc n A m t e s ans eine Anfrage aus Transvaal. Schon vier Wochen vor dem Iameivn-Einsall, als die Vorberei tungen dazu der Regierung in Pretoria ruchbar wurden, lies, sie in Berlin ansragen, wie sich Deutschland und die übrigen Mächte zu einem bewaffneten Konflikt zwischen England und de» Bnrcnslaaten stellen würden. Die Ant wort, die dem vermittelnden Privatmann erteilt wurde, lautete: Tic diplomatische Unterstützuna Deutschlands in sofern, als cs auch ei» eigenes Interesse an der Erhaltung der Selbständigkeit der Bnrcnslaaten habe, sei ihnen sicher, aber darüber hinaus hatten sic aus keinerlei Hilfe Deutsch lands oder irgendeiner Gros,macht zu rechnen. Dieser Be scheid war mit der Post noch unterwegs, als der Zusammcn- stos, ersolgte. Nun wurde im Auswärtigen Amte -der Text der berühmten Depesche anfgesetzt, »nd Freiherr v. Mar schau hielt darüber am st. Januar vormittags gemeinsam mit dem Fürste» Hohenlohe dem Kaiser Vortrag. Der Kanzler war schon tags zuvor in Potsdam beim Kaiser gewesen. In der »stacht ivar das Telegramm von Iamesvns Ende im Neuen Palais eingegangen, »nd nun machte sich der Käfter selber ans den Weg, »m seinen Beratern die Reite zu ersparen. Um 0 Uhr 18 Minuten früh kam er nach Berlin und begab sich sofort vom Bahnhof znm Fürsten Hohenlohe, wo ihn der Vortrag erwartete. Ei» Glück wunsch dazu, das, die Bure» „in eigener Tatkraft" ohne fremde Hilfe den Anaritt almeichlugcu hatten, sei die beste Form der verzuckerten Absage aa sie. Der Monarch machte einige Einwäilde. lies, sich aber schlief,iich von der amtlichen Autorität dazu bewegen, die Tepesclie zu nnterichreibcn. Politik ist Lache 'der „Verantwortlichen" und Wilhelm II. ist ein kvnstitntivnellcr Herrscher. Sv ist das impulsive" Telegramm Wilhelms II. entstanden — ein konzentrierter Auszug der Weisheit des Auswärtigen Amtes. Das Tele gramm liest in Tentickftand die Burcnbegetsteruna lichter loh ansslammen: es wurde in Pretoria »ick» verstanden: und in England wirkte cs wie ein Sckftaa ins Gesicht der ganzen Nation. Unter unseren Verantwortliche» fand sich nicht ein einziger, der der rasende» ösientlichen Meinung i» die Zügel geiallcn wäre, der auch nur das Quentchen Verstand besessen hätte zu sagen: Das Telegramm isi sa nur ein mm au leawur über die Unmöglichkeit bcn>afi- ncten dentichen Eingreifens! Nebenbei mochte cs den Freiherrn v. Marschall litzcln. eine solche Wirkung hcrvvr- geruicn z» haben, — Freudcnrauich in Deutschland aus den rein idealen Gründen des Mitgefühls mit dem „kleinen Heldenvolt", Vetrelenicin >m amtlichen England bei diesem stärksten Donncrichlng seit Bismarcks Zeiten. Das graue Elend kam bald »ach. Und der K a i s e r schwieg und trug die Last »nd musste zwölf Jahre lang daran ar beiten, die schlimmsten Folgen zu verhüte». Sein eigenes Volk wandte sich ab von ihm »nd registrierte das Krüger- Tclcqramm unter die Temperamentausbrsichc. die er immer hinter dem Rücken der Weilen des Auswärtigen Amtes begehe, ko das, sie schon ganz verzweifelt seien und nach gerade kein Kanzler m-elir den Kaiser zu „decken" ver möge." Den aiigkblichen sensationellen Charakter dieser „Ent hüllung" bestreitet die „Franks. Ztg." i» einem Berliner Telegramm, worin es heisst- „Ob gerade jede Einzelheit dieser Darstellung richtig ist, können wir mit Sicherheit nicht sesistellen. aber i» der Hauptsache ist sie richtig, un». das ist sür avuuerlsonie Politiker schon »eit Jahren kein Geheimnis. Für dieses berühmte Telegramm waren der damalige Reichskanzler und der Staalsietreiär des Aus wattigen Amtes verantwortlich. Auch der Terst rührt nicht etwa vom Kaiser her. Er isi vielmehr, ivie wir uns mit Sicherheit erinnern, von dem damaligen Kol» uialdirellvr Dr. Kayier enttvvrie» worden, deisen ge waiiüter Feder sich mangebenoe Perivlttichteften des Ans würligen Amtes in Folien, in denen sie nicht gern fett», schrieben, zu bediene» »siegten." Auch im übrigen bietet bie -Schrift nichts Neues, weder in der pvttliichen Betrachtung über den Reichskanzler und untere Diploma-nc. noch in sonstigen Ein.elheite». Vieles, z. B. in den Ausfuhr»» gen über o. Miguel, ist lediglich ans den Zeitungen zo sammengelrageues Material von vielsackt aneidotnritckain Eharatler. Das «stanze macht einen unangenehmen > et bann haften Eindruck und erweckt eine Emvtindnng des Ve danerns darüber, das, der Tectuianiel des persönlichen Ein tretens sür den Kalter dazu benutzt wird, inner frag würdigen pnltiizisiitche» Leistung ein vci'vnderes Relcef zu verleihen. Das deiittche Voll hat längst von leibst den Weg zu seinem Katter zneückgeiunden und will von den, svrigesetzien 2t ns reisten verharschter Wunden durmans nichts wissen. Mjiemeilter Teutscher Bergarbeiter- Ter zweite Sitznngstag des Allgemeinen Deutschen Vergarbeiler-Kvngresses wurde mit Rücksicht ans den tatho Ischen Feiertag Marie Lichtmest eine Stunde spater er öffnet. Reichstagsabgeordneter Sachse erönnele die Siuung und begrüsste den „Veteranen der österreichischen Berg arbeilerschnst" Singer. Vv» Abgeordneten sind anweiend Reichstagsabgeordneter Dr. Goller «sreft. Vp.t, Vömetbnrg iLvz.j, ferner die Landlagsabgeordneten Rvsenom «sren. VpI und Vvruiitnn isreis. Vp.i. Ans einem langen Tiich sind schwarze Listen ans dem Ruhrrevier, dem Rheinischen Brannivltlenbeziri, und dem Halttn Bezirk ausgelegi lieber diese schwarzen Listen wird als letzter Resereni des Kongresses der Vorsitzende der polnischen Verussgenos-en schast. der Bergarbeiter Sosinsti. spreche». Zunächst wnrde in der Debatte über das Thema: „Einführung von G r n b e n I v n t r v l I e u r c n, welche von den Vergartiri lern gewählt und vom Staate bezahlt werden" sortge fahre». Ein Bergarbeiter ans dem Siegcrlan.de weist an« bie zahlreichen llnsä l l e im Bergbau bin. Die Strecken sehen dort sanmässtg ans. Die Arbeiter müssen dort den ganzen Tag mit nassen Füsicn arbeiten. Uner höri ist. die Wcttersnbriing. Es entsteht an manchen Stellen eine Hitze von 26 bis 27 Grad. Mit der Konirvttt sieht es sehr schleckst aus. In acht Jahren habe er noch nie einen töniglichen Nevicrbeaintcn gesellen. l-Hört! Hort!«. Dazu komme, das, die Beamten häusig noch hintergangen würden. Alle MMtände tonnen nur dadurch beseitigt werden, wenn Kontrolienre ans der Mitte der Bergarbei tcr bestellt werden. Ein Bergarbeiter aus dem Essener Revier sühn ans, wenn mir Bergarbeiter auch -Misiitände ausdecken, so aniwvrtct man uns immer: «Ihr roten Vri, der habt immer etwas." Wer will die Toten alle wieder aus Radbvd heransholen, vielleicht die Minister mit ihren Glacehandschuhen2 Ein sächsischer Redner führt ans, da» die Inspektion durchaus ungenügend sei, und erklärt, cs gibt ni Lachsen Gruben, in denen man überhaupt keine Berieselung kennt und in denen der Staub fingerdick liegt: trvtzdem wird aber geschossen. Die Arbeitgeber hätten schon vor dem Wort „Arbcitcrtvntrvlleure" eine heillose Singst und beze-chnetcn die Forderung ihrer Einführung als eine sozialdemokratische Forderung. Bergleute aus dem Laarrevier, aus Sachsen, aus Hannover, aus Schlesien, Elsasi-Lothringen, Brannschweig. Hessen und Thüringen kamen im weiteren Verlaus der Debatte znm Wort und brachten Beschwerden ihrer Kameraden vvr. Ein Redner aus dem Wnrmrcvier führte aus: Im ganzen Osweiler Revier ist kein Abvrtknbel vorhanden mil Rücksicht auf die Wurmkrankheii, die Luftznführung ist sehr mangelhaft und infolgedessen sicht man auch dort nur Gestalten mit eingefallene» Wangen, bleich wie der Tod und mit röcheln dem Hiisicn. Ans Grube „Nordstern" haben im vorigen Jahre solche Miststände bestände», das; ein Assessor Sache von der Vergtnspektioii den Betrieb „gestundet" bat. Nichts destoweniger ivurde dort wcitergearbeitet, und als der Assesfvr einige Tage darauf niiangemeldet cinfnhr, kvn- staiierte er, das, nicht das geringste geändert worden war. tLcbhastes Hort! hörtij Dem Betriebssichrer M. — der verriickie Wirt genannt — wurde darauf die Qualifikation genoimnen, nach drei Monaten war er aber schon wieder Betriebssichrer. Und der Assessor Sache soll nach dem Saarrcvicr versetzt worden sein. TiMSneschichte. Zur Auzeigeusteuerfraqe. Die Handelskammer zu Kotmar i. Elf. hat sich in ihren Sitzungen ebenfalls gegen die Einführung der Anzeigen steucr erklärt, »nd zwar mit folgenden Worten: „Nicht minder schlimm sieh» cs mit der Anzcigcnsteuer aus, denn auch hier ist es wiederum der Detailhandel, der die Lasten zu tragen haben würde. Die Reklame, speziell die ^ciiiingsretlame, ist heute ein so wichtiger und ei» slukrcicher Faktor im D c l a i lg c s ch ä s t s l e b e n geworden, das, man sich ohne dieselbe ein zeitgemäs, ge sü-hrtcs Geschäft gar nicht mebr denken kann: durch t>as viele und grosic Annoncieren hat sich der Wert und die Wirkung der Annonce ganz verschöbe», inrd der kleine Kaufmann mutz desbalb mitmachen, falls er nicht in Ver gesienhcit geraten will. Auch soll nicht unerwähnt bleiben, datz durch die billige» Abonnemeiitsprcise nicht wenige von de» Zeitungen von den Einnahmen ans den Inseraten ab hängig sind, und diese für sie infolgedessen eine Existenz bcdiiigniig bedeuten. Bringt die Insercitcnstencr, was z» besürcisten ist, eine» Rückgang des Annonciercns sinit sich, so ist für manche lleine Zeitung, wie wir sic in unserem Kammerbezirt ausiighmslos haben, der letzte Tag des Er scheine»» gekommen, oder sie wird genötigt, einen Weg ein zmchlggcn, der das Zcitnngswcscii ans rückschrittliche Vab neu führen wird, was als Kiiltnrrnckgang angesehen wer den mühte." Die gute Kinderstube Anlätziich der Rede des Staatssekretärs von Schoe » über Adel und Bürgertum i» der Diplomatie bringt die ,LIerl. Morgenpvst" unter der Uebcrschrist ..Die gute Kinderstube" einen Leitartikel, in welchem ei» wnn der Punkt in dem täglichen Leben mancher Bsirgersamilie» berührt wird: es ist die ungcz—mutige ne Lebensart, die vielfach daheim Platz greift, wo man meint, sich gehen lasse» zu dürfe» und die, ans die Kinder übertragen, diesen später vielsach im Fvrtkviiimen hinderlich ist. Es heitzt da: Geben wir zu, datz reiche Leute dessen leichter fähig sind, eine gute Kinderstube zu führe», so ist dieses doch anderseits dem armen Manne nicht völlig unmöglich, sofern er nur gegen sich selbst die harte Energie besitzt, stets io sich zu beiichme», wie es den Regeln einer ickchnen Geselligkeit entspricht. Es gibt vieles, was ma» sehr wohl unterlasse» kann: und es kostet nicht einen Pfennig. Ter Zorn über Nichtigkeiten, das beständige Schreien nn - Tobc » imHa » sc. die verachtungsvolle Ungeniert beit in Kleidung und -Haltung, das gemeine Schimpftvor' und vvr allem die scheutzliche Zote — das sind Dinge, d» jedes Haus nnheilig machen und der heramvack,senden Ge ncration die Kinderstube vergiften. Dagegen findet man häufig in den allereinsachsien und dürftigsten Lebens kreisen Männer und Frauen, die von der Natur mit einem warndervvllen Äleichmah der Seele und de» Geboren» t>e- Dresdner Nachrichten. Nr. :11. Leite 3. E Mittwoch, 3. Iebruar t!)t)