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Keine Preisgabe -es < Völlige deutsch-russische Uebereinslimmung. ID r a h t m e l ö n n g n n s r e r B e r l ! i> « r T ch r i (t l e 1 t u » g.i Berlin, 20. April. An eine Aushebnng des dentsch, russischen Aertragc« wird deutscherseits in voller lledereiu- uimmuug mit den Bussen nicht gedacht. Das Trommel- kener namentlich in der -ranzösischcn Presse, sowie alle Droh- xugen nod Einkchüchterungsversnche und die zwecks Siim- »cuiigsmmhe geslissenttich uerdreiteten falschen Nachrichten «erden danran nichts ändern. Die Stimmung in der tentschen DeIe,Mui» ist. wie nns aus E-enna berichtet wird, ziemlich hnsfunngsvoll. Van einer Uneinigkeit i» der Detegaiinn ist kein-. Bede. Alle Gerüchte oo» einem ,>n»ist zwischen Dr. Wirth u»d Raihenau oder mit anderen Delegationsmitgliederu sind salsch. Die Besprechungen iu zlenna werden heute fortgesetzt. Noch keine Einigung über -ie -eulsche Antwortnote. (Eigner D r s y i Ü « r i ch « der »D r e « d n. Nav, richi « n".i Genua, S«. April. Die Sitzung der deutschen Sachner ständigen, die gestern um tll Uhr abends de, «anu. dauerte dis Mitternacht. Ein« Einignng der Fassung xr Antwortnote ist noch nicht zustande gekommen. 15s legen zur» Antwortschreiben verschiede»« Abänderungs, rntrSge vor. Nach dem ersten Tag der diplamatische« Snnd^rverhand» langen zeigen sich nur wenige Anzeichen zur Klärung. Di« Lage bleibt sür dicllouscreuz ernst. Die eifrigen talienischcn Versöhnungsbestrrbongc« habe« »ich« den ge ringsten Erfolg gezeitigt. Schanz er bo« alles ans. die -an Lloyd George avgcssikrte Mächtegruppe mit den Deutschen wieder zu versöhnen. Lloyd Georg« be merkte aber, das Vyrgrhcn der Deutschen und Russen habe joden Geist gegenseitigen Vertrauens gestört, der nncrläss- lich sür das international« Zusammenwirken sei. da- ein Hau»tzweck der Konsercoz sei. Reichskanzler Dr. Wirtt, und Dr. Rathenau waren zn gewissen Zugeständnissen de, reit, aber Tschitscherin weigerte ssch enischiedcn. ans die ihm durch den Vertrag mit Deutschland erwachsenen Rorteile ,» verzichten. Die Russen wollten die einmal erlangte Stel lung «ich« wieder ausgcbcn. Tkchitsckwrin hatte Dr. Rathenan erklirrt, er halte Deutschland dnrch den Abschluss des Ver trages sür endgültig gebunden. Die deutsche Abordnung hat die Verständigung», a^rhandtuug mit der englischen Abordnung dcu ganzen Tag ober fortgesetzt, ohne dass Lloyd George daran tciluahm An seiner Stelle empfing die deutsche Delegation dcu stell- «Srlreteuden englischen Minister des Acnssercn Lord Grcan, der sich fast zwei Ltnudcn mit Rathenan unterhielt. An der Nacht wurden noch keine Beschlüsse gefasst. Di« Ent« scheidung wird erst heute mittag fallen. Die russische Antwort aus das englische Memo» rundum ist. nachdem die Weisungen aus Moskau einge- trossen waren. Mittwoch abrud sertiggestcllt und überreicht worden. Das Dokument ist ziemlich »mfangreich. Soweit bi« setzt in Erfahrung gebracht werden konnte, wird von den Russen die Zusammenlegung aller Schulden vorgeschlage«. Die Derflan-igungsoerhari-lungen in Genua. Berlin, 20. April. Die Berichte der hiesige« und aus ländischen Zeitungen über die gestrigen Vorgänge i» Genna weichen vo„ einander ab. Während nach de« einen der Ton der lluterredunge» zwischen Wirth und Rathenau einerseits und Lloyd George anderseits versöhn lich gewesen sei. ist nach anderen anzunehmen, dass die Deut, scheu eine Art oon Kanossa-Gang angetreten hätte». Nach dem Berichte des „Lot.-Anz." »alte sich Lloyd George zur Aussprache bereit erklärt unter der Bedingung, dass Rathenan seinen politischen Irrtum anerkenne. Äks dies Anerkenntnis erfolgt sei. sei Llovd Fscorge bereit gewesen, z» verhandeln. Die Verhandlungen hätten elnen sehr heftigen Charakter angenommen. Noch dem Berichte der „Dcutickicn Allgem. Ztg." soll Llnub George zuerst auf Rückgängigmachung des deutsch- russischen Vertrages gedrungen haben, wogegen sich der Reichskanzler und Rathenau entschieden gewendet hätten. Darauf habe Llovd Georg« schliesslich nach ge. geben, und zwar scheine man einander i» der Weise ent. gegenkommen zu wolle», dass der Vertrag in der Kommis- fion für die russischen Fragen im Rahmen der gesamten Verhandlungen mit Russland behandelt werde. Vielleicht werde der deutsch russische Vertrag dabei infosern eine Aenderung erfahren, als er in den Nahmen eines Gesamtvcrtrages ei »gefügt werde. Nach dem „Bert. Tagcbk." Hab« Lloyd Georg« be taut. dass cd nur zwei Möglichkeiten gebe: entweder Deutsch land verzichte aus weitere Teilnahme an den Beratungen in der Russenkommission oder es zerreibe de« deutsch-russi sche« Vertrag. Dr. Wirth habe die Härte dieser Erklä- rnng bedauert, daun aber nachgegeben und sich im Namen der deutschen Rcgicrnog bereit erklärt» dcu » »»»»» Der englische Pr.--s-ur.cs ni Genua, vord Griggh. gab i» Genua englischen Journalisten eine Schilderung des Be suches, wonach sich die beiden deutschen Staatsmänner in längeren Erklärungen und Entschuldigungen Lloyd George gegenüber erschöpft hätten.... Lloyd George habe die Darlegungen unterbrväwn und kurz erklärt: „Es gibt sür Deutschland nur einen Weg. entweder den Vertrag z u r ü ck z u z i e h e n, ober i«ine Mitarbeit in der Kom mission einzustelle». Wirth und Rathenau hätten darauf hin ei ne oestimmle Antwort in Aussicht gestellt. Die Belgier wollen sogar wissen, dass Lloyd George die deutschen Herren in ziemlich autoritativer Form ersucht habe, diese Aniwor, bis heure vormittaa 10 Uhr zu erteilen. Tic Behauptung von einem solchen Ultimatum wird deutscherseits als unrichtig erklärt, ebenso die von einigen Agenturen verbreitete Meldung, dass Deutschland den Ver trag mit Russland zurückgezogen Hane. Die Besprechungen zwiichen deutscher und alliierter Leite gehen heuie voraus sichtlich weiter. Bon französischer Seite wurden gestern in Genua Nach richten auSgegeben. wonach sich Frankreich v o n d c r K onscrenz z u r tt ck z iehen wolle, falls Deutichland den Vertrag nicht anfhebc. Der Berutuerstaiier des .,B. T." bemerkt dazu: Tie allgemeine Situation gebe diesen Nach richten eine gewisse Wahrscheinlichkeit. Wie der Korrespondent des „Berliner Lok.-Anz." aus italienischen Kreisen berichtet, soll eine Verein barung zwischen den alliierten Staatsmännern und Deutschland aus folgender Grundlage angebahut sein: Di« Vereinbarungen des Memorials der Londoner Sachverständigen hinsichtlich Russlands werde» unter der Mitwirkung der deutschen Sachverständigen in gewisse» Punkten berichtigt, durch die sich Deutschland geschädigt fühl«. Die Deutschen würden dafür die Ausfertigung des Vertrages mit Russland auf das Ende der Konferenz verschiebe«. Jedenfalls scheine es, dass Deutschland den ursprünglichen Plan, durch eine ansdrück- liche Note zu antworte», ausgcbcn werde. Der Berichterstatter des .Hntransigeanr" in Genua will von einem deutillssen Delegierten erfahren haben, dass Deutschland die Entscheidung der Konferenz nicht annehmen und verlangen werde, von dem ver stärkten Obersten Nor, also auch von Vertretern der Kleinen Entente, oder aber nur vom Obersten Rat vernommen zu werden. Die Deutschen erklärten, dass jedes Missverständnis schwinden müsse, nachdem sie ihre Aufklärung gegeben haben würden. Sollte man es ablehnen, sic anzuhören. so wür den sieabreisen. Aufhedm»- »er de»Hchen «tnfuhrlperre 7 iLrahtmeldnng unsrerBcrliner Lchrtstlettun-.l Berlin, 20. April. Gestern fanden in Genua zwei Unterausschuhsitzungen der Wirtschaftskommis sion statt. In der einen sprach der deutsche Minister Schmidt, der u. a. erklärte, dass Deutschland bereit sei, die Einfuhrsperre grundsätzlich aufzuheben »nd durch Zoll massnahmen zu ersetzen. Heute wird Krassin sprechen. Lloy- George gegen -ie französische Hegemonie. (Eigner DrahkSrrtcht der „DreSdn, Nachrichte n".s Paris, 20. April. Die französische Presse richtet «russer gegen PoincarS auch ausserordentlich heftige Angriffe gegen Lloyd George, der zusammen mit dem englischen Botschafter in Berlin, Lord d Abcrnon, be reits seit langem um die deutsch-russischen Verhandlungen und den bevorstehenden Abschluss eines Abkommens ge musst und dies den Verbündeten verheimlicht habe. Die Erregung wird gesteigert durch eine Erklärung, die gestern der Privatsekretär Lloyd Georges einem französischen Journalisten gegenüber abgegeben und in der er die Auf fassung Lloyd Georges dahin gekennzeichnet bat, dass die englische Politik sich jedem Versuch der Errichtung einer Hegemonie iu Europa aus das heftigste «übersetzen werde. Man hat hier begriffen, an welche Adresse diese Warnung ge richtet ist und der „TempS" wirft die Frage auf. welche Schlüsse man wohl in Berlin und Moskau aus dieser Hal tiing Lloyd Georges ziehen werde: doch offenbar die, dass England keine Lust habe, der deutsch-russischen Gefahr ernst haft entgegenzutretcn, weil es Furcht vor einem Konflikt habe und vor allem Geschäfte machen wolle: dann aber, dass England unter allen Umständen verhindern wolle, dass Frankreich zu mächtig werde. Erwägungen solcher Art müssten Deutschland und Russland natürlich ermutigen, ihre Kriegsvorbcreitungen fortzusetzen, und die französische Kammer sei offenbar gut beraten gewesen, als sie die ein jährige Dienstzeit abgclehnt habe. Der ..In trän sigcan t", der in letzter Zeit häufig vom Quai d'Orfan zur Verteidigung der amtlichen französischen Politik benutzt wird, malt die Gefahr einer deutsch-russischen Koalition sür Frankreich in den schwärzesten Farben, setzt aber vorsichtig hinzu, dass ein Gewaltstrctch Frankreichs in Genua die Situation keineswegs gebessert haben würde: im Gegenteil, die wahrscheinliche Folge würde die gewesen sein, Frankreich völlig zu isolieren und es schutzlos der Ge fahr von Osten her zu überlassen. Frankreich müsse tm gegenwärtigen Angenbltct um so vorsichtiger manöverieren, als es keineswegs mehr unbedingt mit der Gefolgschaft der Kleinen Entente rechnen könne. Polen scheine bereits mit Russland ein Abkommen geschlossen zu haben, das die An- MkWWtzg dar «owjetregkrung enthalte. . Stimmung gegen Poincars in Frankreich. (Eigner Drahtbericht der „D r c S d n. Nachr , chtc n".i Paris, 20. Avril. Die hiesige össcntliche Meinung ist nach wie vor ausschliesslich mit dem deutsch-russischen Vertrag beschäftigt. Es ist bezeichnend für die in Frank reich so häufigen L t i m m n u g s w e ch j e l. dass heute die Erregung nicht mehr oder nur beiläufig gegen Deutschland »nd Russland gerichtet ist, als vielmehr gegen die Haltung der französischen Delegation und gegen Poincarö, dem man besonders ans der Rechte« in lärmender Weise vor- wirst, in Genna kapituliert zu haben. Noch gestern ver breiteten nämlich offiziöse Meldungen, um der össcntliche» Meinung Genugtuung zu geben, das; Frankreich die sofortige Annullierung des Vertrages verlangen werde. Statt dessen erfuhr man heute früh, dass von einer Annnllicrnng keine Rede sein werde und die sranzösischc Delegation sich der Note Lloyd tzsteorges an Deutschland angcschlossen habe, die keiner lei Sanktionen enthalte, was hier als eine absolute Kapitulation der Alliierte» betrachtet wird. Man sprach gestern von einer sofortigen Ein« bernsnng der Kammer, woraus besonders die Mit glieder der Rechten und zahlreiche Abgeordnete des Zen trums bestehen, die in der Abendprosse ihrer lebhaften Er regung über das in Genua Erreichte Ausdruck verleihen. Die Negierung licss aber gestern abend eine derartig schnelle Einbernsnng der Kammer dementieren, doch ist es nick» ansgcschlossen, dass es der Rechten gelingt, eine ge nügende Anzahl Unterschriften zu sammeln, nm diele Ein bernsnng gegen die Regierung durchzusetzen. Paris, 20. April. Ma reelle Hirtin schreibt im „Echo de Paris", der Ministerpräsident Pvincarö werde in der Angelegenheit des deutsch-russischen Vertrages handeln. Nicht in Genna müsse diese Angelegenheit liquidiert werden. Wenn man Deutschland nicht hindern könne, sich mit den Bolschewisten zu verständigen, so habe man doch das Recht und dir Kraft, Deutschland zur Respektierung des Versailler Vertrages zu zwingen. Wir haben die Mittel. Sanktionen auszuüben, die Deutschland zwingen, zur Ordnung zurück zukehren. Wir werden von unseren Alliierten und haupt sächlich von Grossbritannicn verlangen, sich uns anzir- schlichen, um Deutschland zu zwingen, Abbitte zu leisten nicht in Worten, sondern in effektiver greifbarer Form. Der Sonderbcrichterstalter des „Petit Parisicn" t-eke- graiphiert aus Genua: Selbst wenn Deutschland Absolu tion (!) erhalt, werde die interalliierte Zusammenarbeit um so notwendiger sein, als die scheinbare Annullierung des deutsch - russischen Vertrages nicht genügen würde, den Argwohn eines geheimen Abkommens zwischen Deutschland und den Bolschewisten zu beseitigen. Französische Angst vor »er veuischen Presse. tEigner Drahtbertcht der »TreSdn. Nachrichtens Paris, 20. April. Potncars erhielt sowohl aus Genua als aus verschiedenen Gegenden Frankreichs von Parlamentariern und Diplomaten eine Anzahl Briefe, in denen er auf die Organisation der deutschen Presse in Genna aufmerksam gemacht wird. Frank reich ivcrde durch diese Organisation bekämpft und in neu tralen Ländern vernnglimpst wegen seiner isolierten Politik. Die „Action francaisc" kündigt an. dass die Frage noch rm Lause der Woche durch Poincar« im Ministerrat be sprochen werde. Hoflentlich gelingt es der deutschen Prcsseorganisation. die gesamte Kiilturwclt gründlich davon zu überzeugen, dass allein Frankreich in seiner gegenwärtigen Geistes verfassung das Hemmnis des Wiederaufbaus darstellt. Der Wiederaufbau Auhlan-s — 40 Milliarden Dollars. (Eigner Draht bericht der „DreSdn. Nachricht««*.) Paris, 20. April. Bei dem gestrigen üblichen Presse« empfang amerikanischer Ionrnalistcn dnrch den Minister präsidenten Poincar,, der zweimal wöchentlich stattzusinden Pflegt, wurde nach dem „Malin" scstgestcllt, dass nach dem besten amerikanischen Sachverständigen-Nrteil zum Wieder aufbau Russlands mindestens 10 Milliarden Dollars und säst ö 0 Jahre erforderlich seien. Alles übrige sei weiter nichts als Spekulation und Phantasterei England lenkt ein. (Eigner Drahtbcricht der ,.D r e d d ». Nach, ichte n 's London. 20. April. Die Londoner Blätter bringen sch, beachtenswerte Meldungen, »n denen bereits in halben Worten zugegeben wird, dass England über die zwischen Deutschland und Russland schweben den Verhandlungen nnterrichtet war. De, „Standar d" spricht von Missverständnissen. Der „S t a r", der sich hierbei ausdrücklich ans Informationen des Foreign Office beruft, erfährt, dass die amtlichen englischen Kreise sehr wohl wussten, dass wirtschaftliche Verhandlungen zwischen den beiden Ländern im Gange seien und dass auch einzelne Artikel bereits entworfen seien. Die Ueberraschung bestand nicht darin, dass ein Vertrag geschlossen wurde, sondern darin, dass dieser Vertrag, über das Wirtschaftsgebiet weit hinaus gehend, politischen Charakter hatte. Das gleiche Blatt siebt auch die Möglichkeit voraus, dass die Ausschliehung Deutsch lands von der Ersten Kommission wieder rückgängig gemach« werden könne. Die alliierte Note lei so vorsichtig ab gefasst, dass die Möglichkeit dazu vorhanden sei. Jedenfalls scheine die Tür der Verhandlungen noch offen zu stehen und auch neutrale Länder wtdersctztcn sich dem Gedanke«, daß Deutschland pH», weiwrÄS ansgcschlossen werde.