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Dresdner Nachrichten : 11.12.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189912114
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18991211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18991211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-12
- Tag 1899-12-11
-
Monat
1899-12
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 11.12.1899
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Dve^dnev Nachrichten« Nr. i13. Seite 2. Montan, 1t. Dezember I8SS — Die im Musenbaus siaiigebabte Monatsversammluna der Reuen Dresdner Tbiericbuvvereino eiircute sich starken Besuches. Die Bekanntmachung betreffs Lötung von Angelkarten gab Veranlassung zu einer schcnscn Aussprache wegen der durch den Angelsport verursachten rbierguülcreik». lieber die Erledigung cingegongener »ablrcicher Anzeigen erlolgte ausfülrlichcr Bericht. Auch diesen Winter stehen unbemittelten Huudebcsitzer» sur ibre?liiere Unterlagen und Decken zur Verfügung, welche im Bureau. La»ilgut< raffe 18, kostenfrei in Empfang genommen weiden könne». Im Asyl, Görlcherslraffe IS. fanden im Monat November iS Hunde und 21 Katzen vorübergebende Ausnabme. — I» Leipzig finden heute im 5. städtischen Landtags wahlkreise die Nachwahlen iür dir zweite Abtbeilung statt. — Das Restaurant „WittielmShvhe" bei Miihlwand ist in der Narbt zum !>. d. M. ei» Raub der Nammen geworden. — A n e. Bei der Absabrt eines Güteuugcs ai's Auer- Hammer stürzte der Bremser Sck. aus Aue unterhalb Bockans von leine», Sipe. Er fiel zuerst auf die Ketten, kam dann zwischen die Schienen zu liegen und der Zug rollte über ihn hinweg, ohne ihn im Geringsten zu beschädigen. — Oclsnitz i. Erzged. Am Freitag Abend brannte das Treibhaus des Jvaschaclstes nieder. Der Schaden ist sehr groß: man hofft indes;, den Schacht in Betrieb erhalten zu können. — Leisnig, 10. Dezember. Der Polizeiregistrator Funke ist unter dem Verdacht der Unterschlagung verhaftet worden. — Im Geschusisbereiche des Ministeriums dcS Kultus und ü s s e n t l i üi e n Unterrichts. Ernannt wurden die bisherigen Er pcdicmen Ernst RichardHoimann beiderriulius-Ministerinlkmnlci und Julius Oskar Müller bei dem Universitätsrcntamle zu Leiozig, letzterer zur Beiorg mrg von Vcrwaitrmgsaeschüitcn an die Psychiatrische und Nervcnklinik da leibst abgcordnet. als Bureauassittcnten. — Zu beleben: die vierie ständige Lchrcrstelle in Vlcista. Kollawr: die oberste Sclmlbebörde Das Einkommen betrögt außer ireicr Zßobnung mit (Uartengcnnß l266 M. Etc ball und IM M. periönliche Zulage. Bcwerbiiiigsgeiuche nebst den er forderlichen Beilagen sind dis zum 27. Dezember bei dem Ilönigl. Bezirks' scbulmspcltar Sckulratü Richter in Cbenmitz cinzurcichen: — die zweite ständige Lehreistelle in BrunloS. Kovator: die oberste Schulbehörde. Das Eilst ouimen beträgt außer sreier Wolmung im neuen Schulbauic und iAarienaenuß >26» M., sowie da» gelctztich« Honorar sllr Ertbcilung de» ForibiloungsschuluntcrrichiS. vewerbunasges»»e sind unter Beiftiguna der erfo'derlichen Beilaaen bis zum 27. Dezember bei dem König!, Bcnr'-ichul- imyeltorSchulratb Nichlcr in Ebemnitz einzureichcn. — Im Schiilinspeklions- bezir'e Irciberg sind folgende unter stollalur der obersten Schulbehörde siebende Stellen zu besetzen: 1. die dritte ständige Lehrrrftelle in Großhart- mamisdvri. Einkommen : t26ü M. Grundgehalt, SIS M. fürUcberstunben, eventuell nach Megsall derselben Iva M. persönliche Zulage bei befriedigen den Leistungen, 78 M. für Turnstunden, 3 Dt. Legarzinien aus Stiftungen und außerdem freie Wohnung mit Gartengenuß: 2. die liinste ständige Lehrerstclle in Brand. Einkommen: 1266 M. Grundgcbalt, 88 M. s»r flortbilbungs- und 38 Dt. für Tunilmterricht, sowie 166 M. WohnungS- enlschädiglmg : 3. die vierte ständiae Lebrerstelle in Langenau. Einkommen : 1266 M. Eirundgebalt. 168 M. sür Uebcrstunden, 108 M. für Eriheilung von Unterricht in der Fortbildungsschule und freie Wohnung im SchMkause mit Gartengenuß ; 4. die zweite ständiae Lebrerstelle in Zug. Einkommen l 1260 M. Gehalt, eventuell 84 M. sür Ertbciliinn von Turnunterricht, Amts wobnung im neuen Schulbau!« nebst Gartengenuß: S. die Nebenichulstclle in Dcutichfatharinenberg mit Oberlockmüble. Einkommen: neben Amts- wohnuna im Schulbauie und Gartcnnutzuvg 1266 M. Grundaebalt, 72 M. für ForibilvnngS-, 38 W. für Turn- und 96 M. für gewerblichen Zeichen unterricht, sowie 166 M. sür Heizung der Schulstube. Gesuche sind bis zum 36. Dezember an den König!. Bczirksschulinspektor Schulrath Dr. Winkler iir Frciderg einzureichen. — Amtsgericht. Der Markthclfcr Emil Max Trobsch wurde wegen Verübung groben Unfugs und Widerstands zu 1 Woche Halt, sowie 5 Wochen Gefängnis; vcrurtheilt. —Der aus Böhmen gebürtige Erdarbeiter Anton Jacob Slracka geriet!) am 12. November aus dem Bahnhöfe in Radeheul in die größte Wutb, weil keine Arbeit durch den Schachtmcislcr gegeben winde. Er schimpfte aus denselben, griff ihn thätlich an und leistete dem einschreltenden Polizeibeamten Widerstand. Er wurde zu 2 Wochen Haft und 2 Monaten Gefängnis; bernrtheilt. — Bon der Anklage, einen Wintcrnberzieber gestohlen zu hoben, wurde der Former Johann Picntka sreigcsprochcn. — Dem Prodnktcnhändler Friedrich Wilhelm Weidner in Seidnitz wurde von der Königi. Anitshauptmannschast eine Strasverfligung über 50 Mk. zugestellt, weil er de» Schankbetricb ohne Genehmigung ansgcübt hat. Hiergegen erhob W. Eiiispriich, jedoch ohne Erfolg. — Dem Weinslubenbesitzer Emst Töpser m Diesden-Strehle» wurde wegen Beleidigung des süihercii Stadtbezirksausiehers Pillmeher eine Geldstrafe von 120 Mk. ouferleat. — Ter frühere Brotkiitscher und jetzige Handarbeiter Paul Emi! Nösgcr. welcher am 23. Juni einen Steuerbeamten durch Gewalt an einer Revision seines Brot wagens hindern wollte, wurde zu 2 Wochen Gefängnis; vcr- urthcilt. — Ter Dicnslmairn Johann Angiisl Petermann sandte seine Ehefrau mit de», Kinde zu Herrn Tr. med. Zerencr. der dasselbe in ärztliche Behandlung nehmen sollte. Die Frau schien sich mit dem ihr erthciltcn Rath nicht einverstanden erklärt zu baben, erstattete ihrem Manne hiervon Bericht und fügte hinzu, sie ici von dem Arzt grob behandelt woiden. Auf diele Mittl'cll- ring hin begab sich Petcrmcmn in die Wohnung desselven, stellte ihn zur Rede und machte sich des Hnnssrledensbruchs schuldig. Dafür hat er eine Geldstrafe von 20 Mk. zu zahlen. — Am 21. Oktober befanden sich die beiden Glasmacher Martin Her mann Tbeile und Wilhelm Emil Schulze im Garten des Restau rants „GambrinuS" auf der Löbtancrstrasze. Sic gcrictkcir mit einem Gaste in Wortwechsel, der in Thätlichkeiten ansartctc: Beide schlugen mit eisernen Gartenstühlen ans den Gegner ein und wurden dafür zu 6 bezw. 1 Woche Gesängniß verurtheilt. DaS Blatt „Uitland", daS amtliche Organ deS AkAkander», erfüllen kan» nur eine livische Tragödin. Davon ist Frau Mttich -cekhiien zurua, oer in leinen, Telegramm oie «cmacyr > er - Ntver als daS blutigste Gefecht des Jahrhunderts d lagt. eS geht daraus hervor, daß die eingisaiidte nur eine vorläufige sei. Das Blatt bemerkt, das; die TageSiieschicht?. Deutsches Reich. Der Kaiser ist Somiabeiid Abend Z Uhr in Wildpark eingetroffen und hat sich alsbald nach dem Neuen Palais in Potsdam begeben. Staatssekretär v. Podbielski hatte vom Fcstkommers, der aus Anlas; des öOstihrigen Jubiläums der elektrischen Telearaphie geleiert wurde, ein Huldigungs-Telegramm an den Kaiser ab- gesandt. Die Antwort aus dem Civilkabinet dcS Kaisers lautete: Ter Kaiser hat sich über den treuen Grus; der zur Feier des 50jüb- rigen Bestehens der Staatstelegraphie versammelte» Neicbs- Telegravhenbcnmten sehr gefreut und läßt bestens danken. Se. Majestät wünscht der Telegraphie auch ferner eine den großen An forderungen des Verkehrs Rechnung tragende Entwickelung und rechnet dabei auf die bewahrte Pflichttreue der sämmtlichen Tcle- gravhenbeamlen. Auf Allerhöchsten Befehl: v. Lucanus, Geh. stabiiietsrath. Ebenso wie der Oberstkämmcrer Fürst Hoheiilohe-Oelmiigen hat auch der Oberstjägermeister Fürst von Plcß um seine Entlass ung gebeten, weil er ein Kanolgegner war. Ec konnte jedoch sein Eiiilasstingsgestlch wieder znrückziebc». nachdem ibm dies nake- gelcgt worden, weil er nickt in die Lage gekommen war, gegen andere gleichgesinnte Zugehörige des Hofes vorzugchen. Zum Nachfolger des Fürsten zu Hohenlohe-Oehringen wurde bekanntlich der Graf von Solms-Banith ernannt; aber auch dieser hielt ein vorheriges Bekemstniß sür nothwendig. daß er ein Knnalgegner lei. Nach der „Tagst Rnndsch," verschließt sich der Vorstand des Deutschen Fivttenvereines nicht länger der Rothwendigkeit. Herrn Viktor Schwcinbura seines Amtes als Sekretär des Deutschen Flotlenvereines zu entheben. lieber 30 bedeutende Kohlcnimporteure Hamburgs erlassen gemeinsam eine Ankündigung, daß sic wegen Steigerung der Kohlen preise de» Preis für Hansbranokohlen um vierzig Pfennig vcr Doppelhektolitcr erhöhen. Oesterreich. Die Iungczeckcn machten zweimal durch Entfernung a»S dem Saale den Ausgleichsausschuß beschluß unfähig, um das Berathen des Ucberweiiungsgeiuches zu ver- hüideiu. Türkei. In Folge der Verwendung des diplomatischen Evrps begnadigte der Sultan alle 19 kürzlich wegen Hoch- venathS Verhafteten, die bereits auf dem Wege nach Arabien waren: man schreibt die Begnadigung dem Rathe des deutschen Botschafters v. Marschall zu. ' Bundes, das i» Kapstadt erscheint, komnit aus d-n Ausspruch dcS Generals Methuen zurück, der in seinem Telegramm die Schlacht am Ntodd« " ' i biiistrllt und Verlustliste nur ... Englänier bei der Schlacht am 28. November nur eine Zahl von 500 Tobten und Verwundeten angeben, obwohl so viele allein i» einem Voclreffen gefallen seien, während sich der Griammtverlust der englischen Truppe» an diesem Tage aus 1300 Mann belief. Die Leichen, die. wie General Methuen berichtet, im Modder- River »mbeigeschwomme» sind, waren Leichen von Engländern und nicht solche von Buren. Das Blatt weiß dann noch zu be richten. daß bei dem Geiccht am Modder-River die englischen Husaren so vemoralisirt und ilire P'erde so ermattet waren, daß Roß und Reiter sich einfach weigerten, die Buren zu verfolgen. Das Blatt lügt hinzu, es sei unerklärlich, wie General Methuen nunmehr erst eine Brücke über den Modder-River zum Transport von Kriegsmaterial baue, während er schon berichtete, daß seine Geschütze aus dem zenieitigrn llier ausgestellt wären. Das Blatt schließt mit dem Hinzusügen. die Engländer hätten an dem Tage oer Schlacht am Moddcr-Rivrr einen Ausfall aus Kimbcrlcy ge macht, seien aber unter großen Verluste» -urückgcschlagcn worden Transvaal. General Bull er erließ eine Erklärung, worin er sich gegen die Besudelung der Buren-Ekre in den englischen Tepeichen über die Schlacht am Modder-River wendet und sagt, es widerstreite ^ keineswegs den Regeln civilisirter Kriegskunst, den Reitern ihre Piecde zn erschießen, wohl aber widerstreite es den Begriffen von, Ehre, einen tapferen Feind zn verleumden. Methuen 's vollständige Isolirung südlich von Modder und Riet wird in London offiziell zugestanden. Seit Mittwoch ist die Bahn bei Trasvan in die Lust gesprengt. Alle Verbind ungen des Eorvs Mettzuen's sind abgeschnitten. Die Burensührer Prinskoo und DelOrey griffen Methuen am Mittwoch von Süden an uud trieben ihn gegen das Süduser des Modder dem General Eronje in die Arme, welcher Las Norduser von Modder und Riet! Hält. Die Vorhut Groebler's ist vor Pelmont angekommen. 1 Kunst und Wissenschaft. 's Im Königl. Hofopernhauie gelangt beute „Der Ratten fänger von Hameln" zur Aufführung. Im Königl. Schauspielhaus«: wird „Die berühmte Frau" gegeben. f Kvnigl. Hofoper. Zum ersten Male: „N n b i a". Oper in drei Auszügen (nach einer Novelle von Rick- Voß> von Max Kalbeck. Musik von Georg Henichel. Mit dieier seiner ersten Oper hat Hrnschel nicht weniger überrascht, wie seiner Zeit Ang. Bungert mit .Odysseus' Heimkehr". Wie dieser tritt er plötzlich und nnrrwartet als Opernlomponist hervor, und dnS gleich mit einem große», dreiaktigen Werke, nachdem er bisher aus schöpferischem Gebiete sich ansschließlich als Autor hübscher, ge säll.ger Gelänge hat schätzen lassen, deren Anspruchslosigkeit kaum auf einen so bedeutenden Austchwung hätte schließen lassen. Gleichviel, wir haben es heute mit dem Opernkompo nisten Henschcl zu Ihn», dessen eistcs Werk mit ausmunterndem. znm Theil mit lebhaftem Beifall aiisgcnommcn worden ist. DaS Textbuch seiner Wahl — dafür bürgt schon der Name Max Knlbeck — hebt sich vor zahlreiche» Libretti der Gegenwart vortheilhast ab durch geschickte Enaiaktcrzcichniing, gute, meist sichere Berechnung des theatralischen Effekts und der Steigerung, und durch fließende, mehr glatte und elegante Tiltion. als durch tiefere Empsindung, Wärme und Innigkeit. Die Handlung, ähnlich wie in der „Baueriichre" und »n „Bajazzo", führt uns, wie bereits ausführ lich an dieser Stelle erzählt, ein Liebesdrama vor, in welchem ei» betrogener otzer vermeintlich betrogener Liebhaber rustikaler Ablunst den Treubrnch mittelst Mordes rächt, also rein menschliche Momente, die lebhaft ansplechen müßte», wen» sie in dieser Form seit den Erfolgen Maseagnis und Leoncavallos nicht bis zur Möglichkeit gebraucht und verbraucht wären. Durch die Abhebung ein und desselben Themas aber verlieren selbst die mcnschlichsien aller Schick,ale an Interesse — sicht man doch, kaum daß die Borgänae sich zu entwickeln beginne», auch in „Nubia" wieder den „Rächer seiner Ebre" mit deni blutigen Messer bereits lauernd im Hintergründe stehen. Die Wahl solcher Textbücher ist nun allerdings reine Geschmackssache, über die sich nicht streiten läßt, wie aber die Kunslverhältmste und Kunstaistchanungeii beute sieben und liegen, begehren wir Deutschen nicht nach solcher bereits ab gestandenen Kost, wir begebren vielmehr nach der Romantik, die ans unseren Thälcrn und Wäldern die Gestalten der Geschichte. dcS Märchens und der Sage hervornlst, wir verlangen ncich Bühneiiwcrken, in denen dcutichc Gedanken sich rege», wir begehren nach Meiste»», die, auf eigenen Füßen stehend, das Erbtheil der Allen und Neuen vergrößern, indem sie es nickt nur heilig halten, sondern auch enveitern im Sinne eines mächtig aufstredcnden Volles. WaS kann »n-Z unter solchem Gesichrspiinlle das Schicksal einer „N»b:a" bedeuten, die, aus einem Roman heraiisgeschlachtet, uns nichts AndcceS zu erzählen weiß, was wir nicht schon längst wüßten, dir wieder mit dem alten, ansgcwärmte», zu drei Akten erweiterten Jammer von bäuerischer Liebesmüh vor »ns hintritt, icneni importirten Liebesgram, der nickt warm und nicbt kalt macht. Wir folgen solchem Spiele im günstigsten Falle wohl mit etwas Interesse, wir fühlen hie und da auch mit, dann aber ist der Fall erledigt, man geht zur Tagesordnung über, ohne eine bleibende Erinnerung mit sich zu nehmen. — Etwas mehr als die z» sehr in die Länge und Breite gezogene Handlung intercssirt und fesselt die Heiischel'sche M n s i k Sie zeugt bon Talent, ist aus cuistcm Wissen und Können ansgebant, sie ist der Preis einer an Mühen und Opfern reiche», ehrenvollen Arbeit, aber sie ist nicht ans dem Vollen geschöpft, sic fließt nicht aus der Quelle des Originalen. Wie wir nichts Neues an dem Suiet erblicken können, so hören wir auch nichts Neues aus der Musik heraus. Man kann dieser Musik direkt gewiß nichts Schlechtes nachsnge», leider abm auch nichts Gutes — nicht Fisch, nickt Fleisch, lägt sie glcichgiltig — eigentlich der am wenigsten günstige Eindruck, den ein Kunst- genre hervonnfen kan». Ausnahmen von dreier Wirkung macken nur vereinzelte Momente, wie der anmuthigeL-moll-Satz: „Unter der Sonne glühendem Brande", die Scene, in der Nubia, dcm Bannflüche Girolamos trotzend, den Maler in ihre Hütte allsnimmt: derÄnfangdesiweitenAktes. LiedernndChor, Nubia SgroßeScenen: „Euch Allen Dank" und Arganle'S Strophenlied: „Am Tage Hab' ich Tein gedacht". Aber auch i» diesen Höhepunkten kommt man zu teinem reckten Genuß, in leine echte Stimmung. Wohl ivricht die breite, wohllautige Rantilcne. die den Träger» des Wertes oster in den Mund gelegt ist. lehr geflillig an. aber die iiiinihigc, in der Modulation gesuchte Harmomsiiimg, die jagenden Rhhthmcn, die Uebcrinlle von Synkopen und Triolen lassen die leider auch in zu gefälliger Breite ausladenden Bilder nicht austöuen. cs kommt zn keinem packenden und hinreißenden Einduicke. Dazu fehlt, wie schon bemerkt, der Musik das Ui'prünaliche und Persön liche. Hcnjchel hat — vielleicht eine Folge seiner langiährigen Kapellmeistcr-Thätigleit — der „Stile" so viele, daß man an Heine s Wort über Mchcrbeer denken muß: „er kann aber aus keinem recht sitzen". Man hört Jnng-Jtalien, einige Male sogar wörtlich Maseagni, dazwischen den deutschen Lieder- und Balladenstil in Schumaim'schcc Romantik, Richard Wagner erhebt hie und da ans dem Orchester heraus sein Titanenhaüpt. alle modernen Kunst- mittel sind, wenn auch meist dünnflmsiq, angewendct. Bei so viel c-mbsrras cko riebe es ist man eigentlim erstaunt, nicht mehr cr- stannt über die Wirkung zu sein und Helvchet in einem sorl als sehr guten Menschen und Bürger singen zu bören. Nebenbei ließe sich gewiß auch noch manches Gute sagen über oie sorgfältige mnsikaliichc Eharaltcrisiriing, die farbenreiche Jiistlnmentiiiuig. den Fleiß und Ernst, die in der Arbeit stecken, die geschickte Behandlung der zahl reichen Ehörc »nd Ehorscenen: was man an Lob und Anerkennung hierüber aber auch ausschütten könnte, würde dem Ganzen dorn kaum etwas nützen: das Werk ist und bleibt ein Experiment, das gewiß von Talent und hohem Streben zeugt, den Hörer aber ohne leben tieferen oder erbebenden Eindruck entläßt. Am höchsten steht noch der zweite Akt, der onalitativ die beste Musik enthält. — Der verhältnißmäßig reiche Bestall, der der Aufführung zu Theil wurde — die Vorstellung fand vor cmsverlaustem Hause rn Anwesenheit der Königl. Maiestäten und der Kaiser!. Königl. Hoheit Frau Prinzeß Friedrich Anaust statt —. diese noch den Akochlüssen und dem letzten Bilde wohlwollende und aufmunternde Anerkennung, die mit den Darstellern auch den Komponisten und Herrn v. Schuch vor die Rampen rief, war in der Hauptsache wohl nur die Folge, der Ausdruck deS Dankes für die in allen Einzelheiten ausgezeich nete Wiedergabe des Werkes. Diesen Tank hat Herr General musikdirektor v. Schuch, als Leiter und Seele des Ganzen, tn gleichem Maße verdient, wie dir Königl. Kapelle, die Solisten, der Chor und nicht zuletzt Hostheatermaler Rieck, der mit dem Doste SaracineSco und der lpaniichrn Trevpe in Rom überaus stimmungsvolle, künstlerisch vollendete Dekorationen geliefert. Die Besetzung der Rollen ist msten NangeS. wenn die Wirkung trotzdem aber ausbleibt, so sind die Gründe hierfür im Buche und i» der Musik zu suchen, die schwierigste der Rollen ist jedenfalls die der Nuvia. Zunächst scheinbar unempfindlich sür Heinrich s Liebe, wird sie sich plötzlich der Leidenschaft gewahr, von der sie sich frei alaubte. Sie liebt Heinrich schließlich glübend und ge hört ihm ganz gerade in dem Moment, wo sich dieser, durch Zu fälle getäuscht, von ihr obwendet. Ais Heinrich sie ver lassen. regt sich in ihr das heiße Blut ihres alten, wilden Mutter stammes. immer tödtlicher erscheint ihr die Kränkung, die sie von dem geliebten Mann erfahren zu haben glaubt, der Schimpf, der ihr von ihm rugeiügt worden ist. Nun ringt Haß und Liebe in ihr und endlich siegt das Böse: die Rache. Diese Ausgabe ganz nun zwar weit entkernt, mindestens singt sie icdoch den Part sehr schön und tziebt dazu darstellerisch, was sie geben kann Aeußerlich hätte Frau Wittich wirksamer Irin können. Das bürgerliche, beinahe vornehm und elegant auSgestattete Kostüm entspricht nicht dem, was „die Aermste des DosteS" zu tragen hat — die phantastische a» das afrikanische Heidcntinim gemahnende Tracht wäre hier am Platze gewesen. Herr Anthrs ist ein vorzüqlicher Heinrich. Er stand charakteristisch unter dcm Ihm vorgelchriebene» Grmikch von leidenschaftlichsten Empfindungen. Schwanken zwischen Seliakeit, Schmerz und Trauer. Gleich hervorragend war er im muflkalitchkn Thetl Herr Perron giebt den Mönch Glrolamo wie er vargestellt werden muß: nicht als Intrigant, sondein als Charakter. Im Fanatismus seines Amte- sieht er i» Heinrich den Einbrecher in die Stätte der Unschuld, der dem armen Geschöpf dessen Schönheit sehe» läßt, von oer es nichts wußte, der dickes Himmelsqejchenk iür Nnbla zu einer Gabe des Bösen verwandelt. Leider vevagt die Partie musikalisch so ziemlich in Allem. Herr Sckeidemantel stellt einen ganzen Argante, vielleicht etwas zu theatralisch in der Mord scene, die, weniger realistisch »nd „effektvoll" knilchgeiütirt, naiür- licher und kümllccisch wcnhvoller willen müßte. Die Episoden Teresa und Theodor werden von Fräulein v Ekavanne »nd Herrn Rübiam gut dargcstellt — an Ebren ist mit diesen, der Handlung ankgeklebten Fianrcn nichts zn holen. Mildernde Umstände zu der Annahme des Werkes mag die Sterilität unlerer modernen deut schen Komponisten liefern — vielleicht versucht man es nun einmal mit de» Ausländern. Massenct's „Weither", der schon im Januar gegeben werden soll, dürfte zeigen, daß hinter dem Berge auch »och Leute wohnen. Herr mann Starckc. Der junge Geiger, der vorgestern Abend im Saale des Mlisenbanies lein eigenes Concert gab. Herr Hans Nen- manii. ist sür dnS musikalische Dresden keine neue Erscheinung mehr: hat er sich doch in den letzten zwei Jalnen mebstach bei uns mit gutem Erfolg höre» lassen und mit einer stattlichen Reihe achteiiswer'ßer Leistungen den Beweis erbracht, daß er zn der kleinen Schaar Derer gehört, die ein Streben ncich höchsten künst- leusckc» Zielen wenigstens wagen dürfen. Auch vorgestern ließ sich das wieder mit Vergnügen am Spiele des Künstlers konstatircn »eben nicht unbeträchtlichen Forlichrilten, namentlich hinsichtlich der Tongebung und einer männlicheren Auffassung. Das war beides am stärksten in der berükmten GesangSicene von Svehr zu bemerke», die Herrn Reumann auch sonst mit am beiten glückte: sein Ton war hier bisweilen schon außerordentlich voll und ge sättigt inr Klang und in der Kantilene von intensivem Wohllaut, wenn auch diese Vorzüge noch nicht gleichmäßig genug zu Tage traten. Technisch steht der Künstler schon jetzt ziemlich fertig da. ko daß er sich wohl an vivlinistöche Paradestückc wie Ernil'S Othello-Fantasie und Aehnliches wagen darf, ohne als Arrogant zu gelten: das; ihm vorgestern — so in Moszkowski's „Guitarre" — nicht Alles ans den ersten Anhieb gelang, wird ihn Der nicht übel nehmen, der die Tücken und Mucken der Geige kennt. Was dem Spiel des Geigers bis jetzt noch fehlt, ist der stark persönliche Reiz, die „sascinircndeNetc", die all' seinen auSgezeichneien Eigen schaften — und hierzu ist als eine der besten seine gediegene musikalische Vor- und Durchbildung zu rechnen! — erst das In teressante und Fesselnde giebt: daß sich dieses wichtigste Moment für alle und jede Künstlerichast erst mit den Jahren innerer Ab- ilärung ergicbt und ergeben kann, hat der Entwickinngsgang selbst der Grösste» im Reime der Töne genugsam erwiese», um den Hingen Geiger erst umständlich in Schutz dafür ru nehmen, daß ihm diele Qualität einstweilen noch avgehl. — Ein Gleiches gilt von seiner Partnerin Frl. Eatbarina van Lokhorst. einer Pianistin von sehr hüblch entwickelter Technik, feinem Anschlag und mnsikalischer Intelligenz, die sich erst neulich im Concert dcS Mozart-BereinS nicht übel eingeführt batte. Die Wahl der ein zelnen Vortragsstücke war durchaus glücklich, ganz abgeiehe» davon, daß man daraus sab. wie klug die Künstlerin die Grenzen ihrer Begabung kennt. Chopin liegt ihr augenicheinlich am besten: in ihrer Jniervretation der 6-mo!t-Ballade laa Stimmung und wohl- Ibnende J.inc,lichtest, die auch ihrem Vortrag der Rhapsodie ll-mall von Brahms etwas Bestechendes gab. — Als Begleiter von Geschmack und Zuverlässigkeit bewahrte sich, wie immer, Hm Karl Prctzsch. — Ter Benick des Eoncrrts mar recht ecsrculich, ebenso wie die beifallsfreudige Dankbarkeit des Publikums. IQ s Im Mnienbauic findet beute der II. Kammermusik-. Abend der Herren Henri Petri, Egon Petri, Alfred Spitzner und Georg Wille statt. v In Angelegenbeite» des mehrerwähnten Liszt-Denk mals in Weimar erbosten wir von kompetenter Seite folgende Zuschrift: „Die deutschen Zeitungen werden mit einer Folge von iingenglicn und unrichiigen Darstellungen über den Gang und Stand dieser Deukmals-Angelegenheit alarmirt. Namentlich ist cs durchaus unrichtig, das; das Denkmalskomitce zuerst die A»§- sührung des vom künstlerische» Preisgericht mit dem ersten Preise gekrönten Entwurfs vom Münchener Bildhauer Hermann Halm ohne Bedenken noch Bedingung bestimmt und sich erst hinterdrein zur Zurücknahme dieses „beklagenswerthen" Beschlusses gemüssigt gefunden habe. Dem gegenüber dgrf einfach ans den Wortlaut öcs Protokolls der Sitzung des Denkmalskoniitees vom 11. No vember d. I. liingcwieien werden. In diesem, von den Herren Gcheimrnth Hans von Broniart (München), Generalintendant ven Vianan (Weimar). Oberbürgermeister Pabst (Weimar). Professor Kellermann «München), Generalmusiisirektor Steinbach (Meiningen). Gras Grötz-Schlitz (Weimar), Wirkt. Geheimratb ReichSralh Nicn'ans von Dumba (Wien). Professor Dr. Adolf Stern (Dresden). Geh. Hosrath Dr. Ruhland (Weimar). Dr. Oscar von Hase (Leipzig) Unterzeichneten Protokoll steht klipp und klar: „Nach längerer Bcrathung beschließt das Komitee einstimmig, Herrn Hermann Hahn in München die Ausführung des Liszt- Denkmals sür Weimar unter der Voraussetzung zu übertragen, daß der Künnler, mit Berücksichtigung der ihm vom Komitee und von Herrn Professor Adolf Hi'dcbrand (München) vorziitragepien Bedenken und Wünsche, ein zweites, in einem Drittel der natür lichen Größe ausgeführtes Modell binnen vier Monate» dem Komitee nach Weimar übersendet." Desgleichen ist die Borbesich- tignng des Modells im Atelier des Künstlers in München und unter Mitwirkung der Bildhauer Professor von Zumbusch aus Wien und Professor Adolf Hildebrand aus München in gedachtem Protokoll »nd nl'o in allen Verbandlunaen mit dem auSsuhrendcn Künstler vorgesehen worden." Desto bester! s- Ter Schlnbvortrng Frl. v. Hör > chelmann' S ver sammelte nochmals eine gewählte Zuhörerschaft in den Sälen 0 und k der Königl. Gemälde Galene. in denen die Docenlin ihre feinsinnige» und sorgfältigen Untersuchungen über die Urheberschaft der verschiedenen „Eranacks" vortrng. Von überraschender Wirkung waren hierbei namentlich ihre Beobachtungen vor dem Bilde „Meien und Zwerge" des jüngeren (Iranach, Scheine das Werk zunächst nur als das Erzengniß eines Shakespeare-ähnlichen v'ielenden Humors, so dränge sich bei genauerer Betrachtung der Zwergeii-Phsiognomien der Gedanke, io die Ueberzeugnng aus, daß der Meister eine Peisistage der Bauernkriege beabsichtigt habe. Deutlich sei ans jedem der harten, verbissenen Zwerqengesichter ein bestimmter Volkstypus wiederqegeben: die Senlen. Aexte :c. weisen ebenfalls darauf hin. daß Cranach die aufrührerischen Bauer» niit leinen Zwergen gemeint habe, die von dem erwachen den „Reichsrieien" vernichtet werden. Mit einem groß ang-leglcn geistvollen Ueberbllck über die Gesammtkullnr der Eranach-Zeit schloß der letzte Vortrag des vorweihnachtlichen Chtlns. f In Millionen von Bänden über den ganzen Erdkreis zer streut, in alle Kultursprachen übersetzt zu kern, ist nur wenigen Büchern beschieden. Dieses freundliche Geschick hat sich redlich das Konverkations-Lexikon vonF. A. Blockhaus verdient, der Stammvater aller ähnlichen Werke auf der ganzen Welt. Mit seiner neuesten, der 14. Auflage beging es zugleich das Jubiläum seines ersten Erscheinens vor hundert Jabren. Der Brockhaus ist mit seinen 17 Bänden, die auf 17.566 Druckseiten unter 131,108 Stickworten das gesammte Wissen und Können der Gegenwart behandeln, ein wahrer Erzieher der Völker geworden. Ueber welches Gebiet man auch eine Auskunft begehrt — man schlage den Brockhaus ans und man erhält treffenden und erschöpfen den Bescheid. Ein Stab von nicht weniger als 4M erlesenen Schriftstellern bildete und schuf dieses Universal-AuSkunfts-Burea». So bearbeiteten Ossiziere des deutschen Generalstabes Alle», was mit Krieg, Heer und Flotte, Räthe de» Reichsgerichts Alle», wo mit Recht und Rechtspflege zusammenhängt. Wer sich das Brock- haus'sche Konversatlons-Lexlkon anschafft, erwirbt sich damit zu gleich ein Museum reizender bildlicher Darstellungen, denn diese» großartige Sammelwerk ist zugleich geschmückt mit 322 ausgezeich neten Karten und Plänen und 138 meisterhaften Evromotakeln. Ter BiockhauS ist ein unerschöpfliches Zeughaus des gelammten Wissensstoffe» und der Bildung unserer Tage. In vvitreffllchster buchhändlerischer Ausstattung ist der Preis AnrS jeden d», 17 Bände (10 Mk ) bescheiden »u nennen.
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