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Dresdner Nachrichten : 03.10.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189410035
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18941003
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18941003
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1894
-
Monat
1894-10
- Tag 1894-10-03
-
Monat
1894-10
-
Jahr
1894
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 03.10.1894
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welche sich wie ein Lauffeuer allenthalben in Berlin verbreitete, hatte einen wahren Ansturm von Pertonen zur Holge, welche sich auf der Oberfeuerwerterfchule nach dem Schicksal ihrer Angehörigen und Freunde erkundigten. Auch viele hohe Beamte, welche früher Zöglinge der Schule gewesen sind, hielten Nachfrage. Es sei noch bemerkt, dah ursprünglich die Absicht bestand, die Arrestanten nach Spandau üherzusühren. La daselbst aber für die Jnternirung rur Heit nicht passende Räumlichkeiten disponibel waren, wurde die llebersühruna »ach Magdeburg angrvrdnet. Ueber die Stelle, von der auS die Mrffjregel anaevrdnet worden ist. gehen die Meinungen auseinander. Einige schließe» auf den Kaiser. Andere aus den Krikasministrr. Die luristiiche Seite des Halles erhalt eine Be leuchtung durch folgende Notiz: Tie Verkostung der Oberseuer- werker erfolgte gemäß dem 8 ÜO der Militär-Strafgerichts Ordnung, da zu befürchte» war. daß die Angeschuldigte» ihre Freiheit zur Verdunkelung des Tbatbeslandes mißbrauchen könnten. Die Ver haftung. welche aus Anordnung des General-Kommandos, als der zuständigen Gerichtsbehörde, angrvrdnet worden ist. wurde als be gründet erachtet, weil eine lange Freiheitsstrafe im Halle der Vcr- urtdeiluna eintrete» muß. Nach de» einschlägigen Paragraphen über die strafbare Handlung gegen die Pflichten der inilitärischen Unterordnung würde, je nachdem die Ennittelungen eine Be leidigung oder Gehorsamsverweigerung gegen de» Vorgesetzten er geben, nach den, Militärstrasgrsetzbuch für das Deutsche Reich bis auf 5 Jahre Gesängniß und die üblichen Ncbenstrase» zu erkennen sei». Würde aber die Uiitertuchung das Vorhandensein einer ge planten gemeinsame» Aussührung »ach vorausgegangener Ver abrcdung ergeben, so würden sich diese Strafen noch sehr wesent lich veljchärsen se nach dem militärische» Verbrechen, welches be gangen worden ist: auch würde daun aus Versetzung in die zweite Klasse des SoldatenslandrS bezw. Ausstoßung aus dem Heere er kannt werden müssen. Rach der strikten Vorschrift der Stras- gerichtSordnung müsse» die AngeschnIdigten in Jsvlirbast genommen werden: eine Entlassung gegen Kaution, wie beim Eivilversnhren, ist unzulässig. Als sehr wichtig sür das Verfahren gegen Militär- Personen sei die Bestimmung der Strasprvzeßordnung erwähnt, daß bei militärischen Verbrechen Mangels anderer Beweismittel aus Grund der eidlichen, ans eigener Wahrnehmung beruhenden Aus sage der Vorgesetzten erkannt werden tan». Dir nächste Reichslagsseision wird, wie jetzt seststeht, in dem neuen Reichstagshause stattsinde», welches von Mitte November an zur Benutzung bereitstchcn wird. Die „Hamb. Nachr." übernehmen folgende Aeußernng der „Reuen Züricher Ztg." über den Fürsten Bismarck: "'der Red - - - »...Bei jeder neuen Rede des Kanzlers Muß man erstaunt sein über die geistige Krast und Frische, die der Mann noch besitzt, und nicht weit ab von diesem Gefühle wird daS andere liegen, daß es doch eigentlich rin recht trauriges Geschick ist, wenn ein solcher Mann von dem Platze, den er trotz Allem, was man im Einzelnen sagen mag, so unvergleichlich ansgcsüllt hat. eher scheiden muß, als bis der Tod ihn avrnft oder seine Kräfte plötzlich versagen." Die HuldignngSsahrt der Ostpreußen nach Varzin soll von Königsberg mittels EztrazugcS am >!>. Oktober angetrrten werden. Der oslpreußische Provinzialvvrstand des Bundes der Land- wirthe erklärt: „Die am 18. September zu Königsberg slattgehabte und sehr zahlreich besuchte Versammlung der Wahlkreis-, KrciS- nnd Bezirksvorsitzenden des Bundes in Ostpreußen erklärt gegen über den vielfachen Verdächtigungen und unrichtigen Nachrichten in der gegnerischen Presse, daß der Bund in vollem Etuverständ- niß mit dem bisherigen Vorgehen seiner Führer treu zu diesen steht, seinen wirthschastSpolitischcn Standpunkt unentwegt bei behalten und fortsahren wird, ans dem Boden monarchischer Ge sinnung. wahrhafter KönigStrene und Vaterlandsliebe sür das Interesse der Mittelstände, vor Allem des Bürger- und Bauern standes, als der festesten Stützen des Staates, entschlossen cin- zutreten." Der Obcrlcmdesgerichtsrnth Theodor Psizer in Stuttgart kritisirt im „Schwäbischen Merkur" scharf die Begründung des vom Tisziplinargerichtshos gegen seinen Bruder gefällten, aus Amtsentsetzung lautenden Unheils. Gleichzeitig veröffentlicht er ein Schreiben an das Justizministerium, worin er, da seine Kritik Anstoß erregen möchte, seine Entlassung aus dem Staatsdienst nachsucht. Ans eine bei der Feier der Eröffnung der Holtenaner Schleuse lRordoslseckanas) an den Kaiser gcrichleie Huldigungsdepesche ist nachstehende Antwort eingegangcn: „Rach Eröffnung der Oslsce- schleusen, dieses wichtigen Thciles des großen nationalen Bau werkes, ruse Ich den Beamten. Unternehmern und Arbeitern ein herzliches „Glück auf!" zu. Möge das Werk die Meister loben, doch der Segen kommt von oben. Wilhelm I. U." Der Franksurter Dclegirtcntag der nationalliberalen Partei hat die Aosendimg folgender Telegramme beschlossen: „An Sc. Majestät den Kaiser! Tie zum Delegirtentage versammelten Rativnalliberalen Gesammtdentichlaiids bitten Ew. Majestät, ihre ehrfurchtsvolle Huldigung und den Ausdruck unwandelbarer Treue entgcgcnznnehmen." — „An Se. Durchlaucht den Fürsten Bismarck! Die zum Telegirtenkage verjammeltc nativnallibcrale Partei aus Grsaimntdeutschland sendet Ew. Durchlaucht in unvergänglicher dankbarer Erinnerung an Ew. Durchlaucht Verdienste um Reich und Nation ehrerbietigsten Gruß." In einer der letzten Sitzungen des Schöffengerichts Ncisse erschien ei» auswärtiger Radfahrer als Zeuge in Radfahrerkvstüm, d. h. blauem Jacket, kurzen Kniehosen, Wadenstrümpfen und so genannten Strcmdichuhen. Von dem 'Vorsitzenden wurde der Radfahrer darauf hingewiesen. daß ein derartiger Anzug zum Er scheinen vor Gericht nicht passend sei. Ter Parteitag der bäurischen Sozialdemokraten in München war gut besucht. Grillenbcrgcr und Volkmar refcrirten über die Thatigkeit der sozialdemokratischen Landtagsabgeordncten unter Bezugnahme auf norddeutsche Angriffe wegen der Budgelbewillig- nng. 'Rach längerer Diskussion wurde einstimmig folgende, von Segitz Nürnberg eingebrachte Resolution angenommen: Ter Parteitag erklärt sein volles Einverständniß mit der Art, wie die Landtagsfraktion die Thätigkeit der Sozialdemokraten in der bäurischen LandcSvcrtretnng cröffnete und spricht sich dahin ans. daß die Abgeordneten dem Regensburger Wahlprogramm ent sprechend icdcrzcik und bei allen Gelegenheiten energisch für die Interessen des Volkes eintraten und anstrebtcn. was unter den heutigen Verhältnissen zu ermöglichen war. Ter Parteitag befindet sich m vollem Einklang mit seinen Abgeordneten und ist der Ueberzeugung. daß dieselben auch in Zukunft, aller 'Anfeindungen ungeachtet, in gleicher Weise für das VolkSinteresse einlrcten, wie bisher. Tie Strafbarkeit von Bvukott-Jnseraten hat das Berliner Landgericht I in einem vom 'Amtsgericht im entgegengesetzte» Sinne entschiedenen Falle verneint. Das Amtsgericht l hatte den Redakteur des „Vorwärts" wegen eines Boukott Inserates gegen einen Gastwirth zu einer Geldstrafe vcrurtbeilt. In der Beruinngs- i»stanz erkannte jedoch das Landgericht ans Freisprechung, mit der Begründung, daß es sich hier um keine Beunruhigung strafbarer Art, um keine strafbare Aufforderung handle. Ter Anarchismus scheint sich bei uns immer mehr ministen zu wollen. Zur Zeit zählen wir 17 anarchistische Kvnvcntikel im Deutschen Reich, und zwar bestehen solche in 'Altona. Brann- schwcig, Bremen. Düsseldorf, Forst iRicdcrlausitz), Halle, Lübeck, Lüdenscheid. Magdeburg, Mainz, München. Nordhansen, Rizdors, RuminclSburg. Wcißcnfels, Wiesbaden. In Berlin giebt cs zwei anarchistische Klubs und drei anarchistische Gesangvereine. Von den Gewerkschaften stehen die der Schuhmacher und Schneider znm größten Tbeil im anarchistischen Lager, unter den Holzarbeitern hat sich eine besondere anarchistische Vereinigung gebildet; eine starke anarchistische Gruppe besteht auch bei den Metallarbeitern, sie hat jedoch keine Organisation gebildet: unter den Maurern und Metallarbeitern sind ebenfalls Bestrebungen im Gange, be sondere anarchistische Vereinigungen in's Leben zu rufen. Das anarchistische Blatt „Ter Sozialist" nimmt an Abonnenten ganz bedeutend z». er soll deren gegenwärtig nicht weniger als cOOO zählen. Haussuchungen in den Räumen dieses Blattes sind gar keine Seltenheit: auch in letzter Woche hat eine solche slattgcfun- den, in der nach Meldungen der Anarchisten die Polizei auf eine Broschüre von Heim, fahndete, die aber nicht gesunden worden sein soll, während andere Druckschriften mit Beschlag belegt wurden. Die Defraudationen des Stndtkassircrs Fiicher in Frankfurt a. M. sind ,etzt auch in der Stadtverordnetenversammlung zur Sprache gekommen. Ren ist, daß die 85o,0(O M. in I bis 2 Mo naten erhoben worden sind. Das Frankfurter Budget beträgt 12 bis 13 Millionen, macht einen monatlichen Umsatz von 1 Million. Da ist der Umstand, daß der Eingang von 850.00 M. nicht ver mißt wird, sehr bemerkenswert!). Daß in den ganzen vier Jahren dieser Verkehr mit der Bank nicht zur Kcnntmß der städtischen Behörden gekommen ist. trifft nicht nur diese, sondern nach An sicht vieler Kaufleutc auch die Frankfurter Bank. Sonst herrscht ja im Kontokorrentverkehr der Banken eine peinliche Vorsicht, die Kontokorrent-Auszüge müssen umgehend bestätigt werden. Auch Zinsen ezahlen mußte und ge« " " " ' ° Bechalt- der Umstand, daß d§ , ringen ZinS bekam, ist bemerkenSwerth. Daß über dies niß von der Bank der Behörde niemals Mitlheilung gemacht wurde, sondem nur Fischer, ist namentlich seit der doppelten Vor sicht der Bank, die durch de« Fall Jäger hervvrgerusen wurde, sehr merkwürdig. Interessant ist. daß der Oberbürgermeister diese Unterlassungen daniit zu erklären suchte, daß die Frankfurter Ver waltung nicht auf dem Prinzip des Mißtrauens t!). wie i» der „preußischen" Kassenverwaltung. sonder» dem des Vertrauens beruhe. Ein nettes „Vertrauen"! Wohin Fischer das viele Geld gebracht hat. war zunächst eine offene Frage Er bezog 5000 M. Gehalt und etwa lt',000 M. Nebeneiniüusle aus dem EintrittSgelde des berühmten .Kaisersaals", den jeder Fremde in Frankfurt a. M. besucht. Er war also besser gestellt als mancher Bürgermeister einer mittelgroßen Stadt. Man sagte zunächst: Er spielte an der Börse. Das hat sich nicht bewahrheitet, und seine diesbezüglichen Angaben in dem hinlerlassenen Briese sind falsch. Dagegen scheint er in Häuser» spekulirt zu haben und scheint auch Geld zum Bauen an andere Leute gegeben zu haben. Die Häuser, die er hinier- lasse» und von denen sein letzter Brief behauptet, daß sie die de fraudirte Summe decken würden, decke» die Summe bei Weitem nicht. Ein Berichterstatter behauptet neuerdings, der ungetreue Stadtkassirer habe „in Kasscc spekulirt" und dabei, ausweislich im Besitz der Wlttwe befindlicher Auszeichnungen, etwa 300,000 M. verloren. Der Verhandlung über den Zweikampf, der zwischen dem Redakteur Polslorss und dem jetzigen Gesandten in Hamburg v. Kidcrlcn Wächter Wege» der bekannten 'Angriffe des „Kladd slaltgesnnde» hatte, sind noch folgende Einzelheiten zu entnehmen: Erster Staatsanwalt Lademan» führte ans. Polslorss habe durch seine Weigerung, die Beleidigungen znrückzunehmcn, den Gegner au» den falschen Weg gedrängt. Der Weg sei in der That nicht als der richtige anzuerkennen, man müsse dabei aber doch Rücksicht aus die Anschauungen der Kreise nehmen, denen die Angeklagte» angehören, und auf die militärische Stellung des Herrn v Kiderlcn. Es seien also besondere Verhältnisse, unter deren Druck die Angeklagten gehandelt habe». Das Ilebergewicht der Schuld liege aus Seiten Poislvrfs's, der durch die Provokation die Veranlassung zu», Zweikampf gegeben. — Angetl. Polslorss be hauptete dagegen, die Angrisse des „Kladderadatsch" seien erst »ach reiflicher Uedcrlegung und auf Grund unnntaslbare» Materials unternommen. Tie Regierung hätte sich entschließen müssen, gegen den „Kladderadatsch" das Strasversahren z» veranlasse»; das habe die Regierung aus ganz bestimmten Gründen unterlassen und so habe er denn nicht umhin gekonnt, sich Herrn v. Kidcrlcn zu stellen, obgleich durch den AuSgang des Zweikampfes in der Sache nichts bewiese» werden konnte. Herr v. Kidcrlen bestritt entschieden, daß für die beleidigenden Bchnnviunge» auch nur ein Schimmer von Beweis erbracht werden könne. Seine Vorgesetzte Behörde habe den Klagcwcg nicht betreten, weil es sich um Dinge handle, die sich nicht beweisen lassen. — Angelt. Pvlstorss: Wenn die Regier ung ans die Anforderungen des „Kladderadatsch", ihn zu verklagen, nicht einging, so sei damit der einzig mögliche Weg, die Angelegenheit in ordnungsmäßige» Weise zu erledigen, abgeschniiten gewesen. Tie Behauptungen des Blattes stützen sich nicht bloö ans Aktennigterial, sondern auf Aussagen so »nd so viel lebender Männer. Ter Gerichtshof hat angenommen, dnß die Angriffe gegen v. K. nach bestem Wissen erhoben, aber unberechtigt waren, er hat deshalb die Strafen gegen beide Theile gleich hoch, nämlich aus vier Monate Festungshaft bemessen In Dvrlinund wurde» Mvntag Vormittag halb 10 Uhr starke Erderschüttcrungeii mit lmilcm Getöse verspürt. Der Einsturz, eines Oseiis rief in der Liebsranenschulc eine Panik hervor. Tie Schulkinder eilten in wilder Haft die Treppen hinab; mehrere erlitten hierbei Verletzungen. Acrzte und Feuerwehr waren als bald zur Stelle. Unter der Sstitzmarke „Polonisirung" schreibt die „Poseuer Zeitung": „Im Schrvdaer Kreise scheint der polnische Landrath schon cingezogen zu sein: in einigen Gittsbczirkcn sind nämlich die überall schwarz und weiß angestnchcnen Wegweiser setzt weiß und roth (mit den polnischen Farben) bemalt, sodaß man glaubt, über die preußische Grenze gcrathen zu sein. In Oberstem bei Kreuznach wurden der Vater, die Frau und zwei Kinder des Anstreichers Brinkmann mit Evanknli vergiftet vorgcsnndcn. Brinkmann ist mit einer Geldsumme flüchtig geworden. Ter Reichskanzler Gras Eavrivi liebt es nicht, seinen Urlaubs- aufenthalt bekannt zu gebe». Jetzt wird durch einen Berichterstatter vcrralhcn, daß er sich mit einem Rene», Landralh von Lainprecht ans Hirschbcrg i. Schl., ans dem Rittergut Bcrgo befindet. Oesterreich. Ter ezechischc Turnverein m Scbüttcnhvsen ist wegen politischer Uebcrgrisse ansgclöst worden. Wie versichert wird, soll es auch zur 'Auflösung der böhmischen 'Abthcilimg des Landcskulturrathes kommen. Gegen den österreichisch-ungarische» Gcneraltonsnl in New 'Kork, de Pallitichek, Regicrungskommiffar der Ebiecigoer Aus stellung, ist die Untersuchung wegen Veruntreuung eingeleilet. Er ist seines Postens enlhvben worden und wird beschuldigt, von einem in Nciv-Vorl verstorbenen Ungarn eine Summe von 1000 Dollars, die derselbe seiner HeimalhSgenieinde vermacht halte, für sich verwendet zu haben. Pnllilschcl batie vor Kurzem ein viel bemerktes Eoinmimiauö über die wirthschaftlich-soziale Lage der Vereinigten Staaten veröffentlicht.) Ueber das Pilsner Bombenattentat wird noch gemeldet: Gegen I I Uhr Nachts ivecklc eine einem Kanonenschuß ähnliche Detonation die 'Bewohner. Polizei und Militär eilten im Lauf schritt nach der Flachaasse, die Fciicrwclirmänner eilten mit Fackeln herbei. Massenhaft lagen Glasscherben und aittgeriffenc Pflaster steine vor dem Hanse des BergwertsbesitzcrS Zeiler und den Nach barhäusern. Tie Bombe war in das Luftloch des KcllerranmcS gclcgt. icdoch nach auswärts, da alle KeUersenffer geschlossen waren. Frankreich. In Marseille sind acht Italiener unter dem Verdachte einer Verschwörung gegen de» italienischen Konsul Durando verhallet worden. Tic in der Wohnung der Verhafteten Vorgefundene» Papiere ergaben kvmvromittirende Beziehungen zu den italienischen Genossen in Triest, Genna und London. Tie Angeklagten leugnen. Weitere Verhaftungen sichen bevor. Tie Fouragemagazine der 'Armee in Ehateandnii sind nieder- gebrannt : eine Million Ecntncr Heu wurde» vernichtet. Italien. 7m Mailand wurde der internationale Kongreß für Arbeiter Unfallversicherung in Gegenwart vieler Senatoren, Depn- tirtcn. 'Rationglökonvinen und fremden Staatsmännern eröffnet. Der Archivar des Heiligen StnblS, Kardinal Galimberti. führte bei der Wiedereröffnung der 'Archiv» den Vorsitz. Anwesend waren die Eheis der historischen Kommissionen der verschiedenen Staaten, darunter Professor Sickcl für Oesterreich und FricdenS- burg sür Preußen Der Zustand des an einem Abscck an der Brust operirten Kar dinals Hohenlobc nimmt eine ernste Wendung, Durch Denunziation einer von ihrem Geliebten verlassenen Frau gelang es der römischen Polizei, ein Individuum Namens Earducei dingscst zu machen, das von Rom aus eine» schwnng hasten Handel mit Adelsdivlomen und Diplomen einer nicht czistirenden Akademie der Wissenschaften und Künste trieb, 'Ans der beschlagnahmten umfangreiche» Korrespondenz geht hervor, daß mincist Franzosen und Engländer zu seiner Kundschaft gehörten. Deutsche sind nicht kviiivrvmittirt, Monaco. Ter Panier Univcrsitätsproseffor Pani Anbrv, der in Monte Earlo 2i.0,«A0 Frcs. verloren batte. lagtc sich am Mecresstrande eine Revvlvcrknael in die Lchlü,c und war sofort tvdt In den Taschen des Unglücklichen fand man ei» an den Pvlizeidirektvr gerichtetes Schreiben, in welchem er seinen Leich nam dem Pariser aiiaivmischcn Institut vermacht. Belgien. Bei einer antimilitärischen Kundgebung, welche die Sozialdemokraten gelegentlich der Rckrittciieinstellung m Brüssel vercmstalletc». kam cs zu einem Zusammenstoß mit der Polizei, Tic Polizei bewirkte eine Anzahl Verhaft,nige». Holland. In der letzten Woche kamen im ganzen Lande in 14 Gemeinden 20 Erkrankungen und 17 Todesfälle an Eholera vor, davon in 'Amsterdam 4 bez. 7. Aus Batavia wird gemeldet, daß infolge der falschen Meldung eines Spions eine Truppenabtheilung in einen Hinterhalt gefallen ist. Ei» Hauptmann und ein Leutnant wurden gctödtct, ein Leutnant und neu» Man» verwundet. Rustland. Dem „Figaro" zufolge sind die Professoren Lende» und Sacharin, nach längerer Berathung üdereingelommen, beim Ezaren eine Wasserheilkur zu versuchen. Zwischen Livadia und Petersburg wird ein besonderer Knbiiietscoiirierdienst cinac- richtct, dn der Czar mindestens bis zum Mai in der Krim verbleibt. Aus Berliner angesehene» russischen Kreise» stammt die M,t- tbeilung. daß laut Telegramm aus St. Petersburg der Kaiser von Rußland Sonntag Morgen in Livadia angekommen ist. Amerika. Der Präsident des Vereins der Versicherungs gesellschaften in Chicago erklärte, daß die kürzlich«:,, großen Wald- bränd« von den .Holzkönigen" in Scene gesetzt worden seien, von denjenigen Hol,Händler». welche die Preise des Bauholzes be herrschten. Er habe eingehende Untersuchungen darüber an Ort und Stelle vorgenommen. Der Beweg,»und der Brandstiftung sei der gewesen, daß es nicht an den Tag kommen sollte, daß so viele Bäuine ungesetzlicher Weise gefällt worden wäre». Aste«. Der chinesische General Sung, der frühere Kvmman« dant von Port Arthur ist zum Generalissimus des Pei-jang- Armeekorps, das gegenwärtig in Manchwia sich befindet, ernannt. Li-Hung-Tschana wird von der Kaiserin-Mutter energisch unter stützt. — 3L.000 Mann japanische Truppen sind an der Küste von Schantung gelandet. Sauft und Wissenschaft. tz Königl. Hofschauspiel. „Ein Tropfen Gift" von Oskar Blumenthatz Als Frhr. v. Mettcnborn m dem diplomatischen Schauspiel Blumciithal's stellte sich Herr Waldeck am Montag nun auch in einer größeren Rolle als „Lebemann" vor. Man hat alle die Qualitäten, welche diesen Künstler auszeichnen, pracht volles Organ, klare und geistvolle Gliederung der Rede, großer Takt des Mienrnspirls und der Gcberde und dir Fühigteit, jeder Gemülhssttininung einen klassischen Ausdruck zu verleihe», auch hier vorgesunde». Dennoch war die Figur nicht ganz das. was man sich unter einem Mettenborn denkt. Im Zusammenspielc mit de» andere» Künstlern, die sich mit gesellschaftlicher 'Nachlässigkeit slvtt bewege», erschien Alles, was Herr Waldeck that. als wäre es uni einen Eentnrr zu schwer belastet. Leichter und nachlässiger wird der Künstler Verfahren müsse», er wird sich gestatten dürfe», seine Sprechweise aus dem „Hohen Ton" mehr in die bürgerliche Sphäre zu legen, wenn er in dieser Art von Stücke» als der leicht lebige Mann von Welt gelten will. Er wird sich gestatten dürfen, auch etwas mehr Bewegung i» sein Geberdeiispiel zu bringen, iiiebr unbefangene Grazie nnb Lebendigkeit z» entfalten und Alles sozusagen spielender zu behandeln. Seme Erscheinung ist an sich so vollendet ovrnchm, daß er nicht zu fürchten braucht, durch größere Beweglichkeit, durch jene kleinen eleganten Posen graziöser Nachlässigkeit an der nristokraiische» Glaubwürdigkeit seiner Gestalt kilizubüßen. I», Gegentheil! Und so wird man das, was man sah. mehr als eine vorläufige breitere Untermalung eines Bildes anziisehcn habe», das binterdrein noch inii lichteren, frischeren und freieren Tonen ausgearbeitct werden sollte Ta das Gegenspiel, welches Herr Waldeck in der hiesigen Hertha v. Weidegg hat. nicht als ein glückliches bezeichnet werden kan», so dürste diese Vorstell ung in rhren Hauptrollen nicht recht als genügend gelter,. Frau Basis verlor in, Laufe des Spieles fast jeden klareren Umriß. Diese Art von Rollen liegt ihr an sich nicht und diesmal versagten fast alle frischere» Farben. Diese beiden Charaktere müssen mit weit mehr fester, schneidiger Haltung und mit weniger Sentimentci lität eingnder gegenüber gestellt werden, wenn das Stück seine eigentliche Spannung und Grazie entfalten soll. — Alles Andere in dieser Vorstellung ist vorzüglich. Was Herr Jaffa als Geheim ratb bietet, ist einzig i» seiner Art, die icinstc EiielirungStnifft. die jemals einem Benvcnuto Cellini auf der Bühne geglückt ist. Ebenso trefflich bewähren sich Herr Pvrth, Herr Deitmer, Frl. Diacvno. Herr Bauer, Herr Franz u. A. in ihren köstlichen llcinen 'Ausgaben. IV. L. tz Die Königl. Hofover giebt heute den „Fliegenden Ho! lünde r" mit Frau Wittich, Frl. Fröhlich, Herren Perron. Keller und Erl. tz 'Ans dem Bureau des Königl. Hofthcaters wird gemeldet: Das Märchenspiel von Richard Boß: „T i e b l v nde K a t h r e in" wird im Königl. Schansviclhans in Gegenwart des Dichters zur 2 ^ überhaupt ersten Aufführung gelangen, spätestens bis znm N S ^ l. Februar 1805. — Für morgen, Donnerstag, hat ffir die Königl. A. Hosoper eine'Veränderung des Spielplanes stattfinden müssen: sür „Mignon" geht der „T rvmpeter vonSäkkingc n" in « ^ ^ Scene in der letzten Besetzung. 'Rur die Nolle des Werner ist ü. ^ diesmal mit Herrn Schcidemantel besetzt. ' « ^ V Im Resrdenzthcater finden heute zwei Vorstellungen ff L statt: 'Nachmittag gelangt zu ermäßigten Preise» das VolkSNück 0,^ ö „Der ledige Host zur Aufführung: Abends: „Die Chan - 2. ^ son nette", die mir noch bis 0. d. M. auf dem Repertoir ver- »tkkz) bleiben kann. « K- O 's A» der Tageskasse der Königl. Hosoper beginnt mit heute 7 L* bis mit Sonnabend den 0. ds. M. der Verkauf der Plätze zu den »r. »« Sechs SInsonic-Coneertcii der Königl. Kapelle, ^ welche von ihren früheren Inhabern von Neuem nicht abonnirt * A morde» sind. Mit Ausnahme der Plätze des 3. »nd 4. Ranges. die langst cuisberkgnst sind, verfügt die Hostbeateckasse heute noch ^ über eine, allerdings beschränkte Anzahl aller übrigen Billetiorten. AL. l^z Jnlcresscnten werden gut thun, sich bei Zeiten diese Plätze zu , S!2 sichern. ^ §^3 s In der Erlöserkirche zu Dr csdcn- trrcs en <tz wird Freitag 12. d. M. Nachmittags i! Uhr die diesjährige von ^ ^ ^ Hern, Pastor Voöß rum Besten armer Gemeindcmitglicdcr ver- . S anstaltete große geistliche Mnsikaufs ü h rung stattfindcn. HZ. O Für dieselbe haben auch in diesem Jahre wieder vorzügliche A>--° ^ Künstlerinnen und Künstler ihre Mitwirkung zugesagt: Frl. Mathilde Fröhlich. Frl. Margarethe Lengirick, Herr Kantor Hans ' L L/r Fährmann, Evnecrtmeistcr Herr Hermann Flanckc, sowie der > L 8 Violaalta-Virtuose Here Rudolph Rcmmele. Programms, die als z- <v Eintrittskarte» gelten, sind zu haben in dem Zschuckc'jchcn Seiden- L geschifft an der Krcuzkirche. '! Tie Aufführung von Gerhart Hanptman» s „Weber" ist dem Wiener Karlthcatcr polizeilich verboten worden. 's Frau Marie S ch r a m m Ri acd 0 11 ald ist nach längerem Aufenthalt in der Schweiz wieder nach Dresden zurück gekehrt und hat ihre dramatischen Unterrichtsstunden mit dem I. Oktober wieder ausgenommen. tz Ter Kunstl> rst 0 riker - K 0 ngreß i» Köln wurde Sonntag unter zablreicher Betheilignng eröffnet. Vorsitzender ist Luctzow (Wien); sonst sind anwesciid: Woermann «Dresdens. Schmarsow «Leipzig), Rcbcr «München!, Richter «London), Lcffing «Berlin), Brinkmann «Hamburg', Riebi «München). Ter nächste Kongreß soll 1890 in Budapest stattsinde». tz Zur Feier von Hans Sachs' 400. Geburtstag ver anstaltet die Generaldircktion der Königl. Hostheater in beiden Häusern besondere Fcslvorstcllnngcn. Im Opernbaiije gehen am 5. November Richard Wagncr's „Minnesänger" mit «Lchcidcmantcl als Hans Sachs in Secne; das Albcrltbcater wird dem Genius des berühmtesten aller Nürnberger Meistersinger durch Ausführung von vier seiner wirksamsten FaslnnchtSschwänke gerecht: „Frau Wahrheit will Niemand Herbergen", „Von der Lisabetha". „Der snhicnoc Schüler in's ParadciS" und „Der KrämerSkorb". Er öffnet wird die Vorstellung durch ein Festspiel von Gustav Vurchard, worin HanS Sachs persönlich nnftritl: den slimmungspvllcii 'Ab schluß des Abends bildet die secnisch eingerichtete 'Anffnbrnigz von Goethes herrlichem Gedichte Hans „Sachs' poetische Sendung". Erklärung eines alten Kupferstichs. Daß das Residenzthcatcr ein von Rud. Genee verfaßtes Festspiel giebt, wurde schon erwälmt Dasselbe behandelt den Streit des Magistrats von Nürnberg mit dem Markgrafen Aleibiades von Brandcnviirg. tz In einer seiner^ letzten Chroniken des „Echo de Paris" hatte Herr Bergcrat angesichts der in Tcnticbland angeitellten Er Mittelung über das H ein cd cn km a l den Gedaitten anacreat, dem Verfasser des, „Rvmanzero", den seine Landsleute nun einmal Fraiilreich überlassen, im Herzen von Paris, mitten ans den großen 'Boulevards, etwa ans dem Overnplane, ein Standbild zu errichten. Eine Pariser Korrespondenz nnlernabm cs. de, den beriisenstcn Schriftstellern und Künstlern Frankreichs eine Umfrage über die Ausnahme zn veranstalten, wctckc die Idee Bergcrat S sindcn würde, falls sic greifbare Gestalt annühmc. Sämmtliche Antworten sind verneinend gegen das Projekt ausgefallen, einige sogar ziemlich deutlich und energisch. Saint SaönS schreibt. „Heinrich Heine war gewiß ein großer Dichter, aber der Mensch flößt mir nicht die gleiche Bewunderung ein wie der Künstler, und wenn rch Ihnen meine vollste Mcinimg sagen soll, so floßt mir dieser dcntschc Jude, der den Haß lind die Verachtung scincS Vaterlandes zur Schau trug, eine offene'Antipathie ein." Philippe Gille, der bekannte Kritiker des „Figaro", erklärt 11. A.: „Da Deutschland größere Dichter »nd größere Patrioten gehabt hat, als Heinrich Hemc. so erklärt man sieh sehr wohl, daß die heutigen deutschen Schriftsteller es nicht für angemessen halten, demjenigen ein Standbild zu errichte», der. obwohl rr Deutschland zn lieben vvrgab, keine Gelegenheit versäumte, die Deutschen z» beschimpfen und lächerlich z» mache». Der Franzose, der icnseits des Rheines von Frankreich so gesprochen hätte, wie Heinrich Heine dies von Dentichlcmd tbat. wurde mir, ich gestehe cs offen, einigen Ekel ein flößen. Seine Werte sind reizend, aber nur z» oft eins Skepsis und Ironie gebildet. Sic bleiben zweideutig für Viele und flöße» ein Gefühl der Unentschlossenheit ein, wie der Mensch selbst. Jude und Protestant, Atheist und Pantheist. Deutscher und Franzose, ohne eigentlich irgend etwas von alledem zu sein." Achnlich lauten dtc Urlhcllc von Saint-Hilairc, Elarctic, Maauard
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