Volltext Seite (XML)
71. Jahrgang. ^ 81s Aberch-Avsgade Mittwoch, 2V. Dezember 1S2S Gegründet 18SS »om I». dl» 31 DradtanichrM »«chelchl«» Tri»»«,. Smm>d»ch»r»Samm»wuimn»i SS Sckl Dnr m Aachloelvrach« SV 011 IdS» Utatlch w»un.»st»r gut>»Uuna >r», i»au» l ov M»> M>«. D«»md»r 3 «ÜLr» oi>n« P°»tu»eUun->^>evlldr «»»» »»«»« l. PI»,«,. Bezugs »Gebühr Dl» Ln4«a»n ««ch»n na» »aldmar o»r»chn»>. di, «aipaMa» Kl mm »r„i« Anzelgen-Prelle: »«S«! «LSPN« uh»r!»nl>' A» Vft»rl»n<>»dvd lÜVIa. 4lu»w 'utlrttg-Dar >i«d«?adlun» SchrMIeituno und LaupIg»!<i>L!Isst«rl«i M»«1»»»»r«tn SS »2 Druck u. Derlap »an -»»»Ich » Arlchiicki m Dresden. Pottzcheck-Avnlo 10V8 Dr»»d.» 'Nachdruck nu, mi veullich», Qn-Nen-n-ol» Dreedner Dackr ' »ilüMn l>nn»r>annl» Schrt iNiick- m»r »n nicki auldewadri Kommunistische PulWliine in Litauen. Litauen sollte als RLtestaat der Sowjet-Union einverleibt werden. Keule Unterzeichnung -es -eulsch-italienischen Schie-sverlrages. — Personaloerän-erungen im Auswärtigen Amle. Veheim-okumenle-erKownoerKommunislen Kawno 29. Dezember Die volttikchc Polizei veröffentlicht Mitteilungen tiber Pläne der Kommunisten. Danach gebt auü de» bet den Haussuchungen in Kowno bekrblag- nabmten Dokumenten bervor. dok> ein kvmmnnistifcher Putsch ««Alant war mit dem Ziel Litauen mi« dem Sowietbnnd zn vexeiniac» and im Lande das Sawietknsiem einznkühren Zu diesem Zweck wären bereits aus Sowietrußsand mehrere kommnnistC^e ?r^itvtoren nach Kowno gekommen, ferner habe die Polizei ein Verzeichnis derjenigen litauischen Politiker gesunden, die bei dem kommunistischen Putsch er mordet merken sollten. Zu der Miiieiinna n-ird weiter aus- gesührt, das, die beschlagnahmten Geheimdokumente auch An gaben über ä'">»trbe Nmn,,r >''^„c der Kommunisten in den baltischen Staaten enthielten. Enttäuschung über Wol-emaras in Berlin. Berlin. 2«. Dezember. Die Erklärungen die der litauische Ministerpräsident WoldemaraS bet dem Memeler Empfang der Pressepcrtrcter über die Ausweisung rcichSdeutlcher Schriftleiter an» dem Memelaeble, abgegeben ha» haben hier wenig befriedigt. Di« Ausweisung reichSdentscher Schriftleiter ans de« Memelgebiet könne, io wird in Berlin betont, keineSsallS ans eine „rein lokale M-°k»nab-e" hinaus« aespielt werden. sondern erfordere eine sofortige Neviüon Di, Ausweisung mi« der „Sorge um die Sicherheit des Staates- zu motivieren. sei ein starkes Lttick. Der hiesige litauische Glaubte SidzttaiiSkas erklärt, bi« leitenden Männer seien von dem Bestreben erfüllt Deutschland gegenüber ein „angenehmes nachbarliches Bcr- hältnis" hcrbeizusühre». und er betonte dabei sogar, das? die neue Regierung die parlamentarische Unterstützung der Memel länder Deutschen brauche Die Zrage inte »ich damit die Aus weisungen der Redakteure vertrage, sei durch die Kompetenzen der Militärbehörde unter dem Belagerungszustand erschwert worden. Schon vorher hätte der Gouverneur die Direktoren der betreffenden Zeitungen berufen gehabt und darauf auf merksam gemach» das? es als nicht natürlich empfunden werde, wenn reichödentsche Journalisten, die im Wege der Aufenthalts erlaubnis zur Ausübung dieser Tätigkeit befähigt werden, aktiv in die Politik Litauens eingrifscn und an ihr scharfe Kritik üblen Den Vorfall würde man vtellelchi etwas weniger schwer ausfassen. wenn man ersahre. daß es sich nicht um Aus weisungen der Zorn? nach, sondern darum gelzandclt habe, das? die am 29. bzw. 31. Dezember ablausendcn Aufenthalts genehmigungen nicht erneuert worden seien. AuS diesen Aeußcrungen wird geschlossen, das; die Memeler Militärs über den Kops der durch den Militärputsch ans Ruder gebrachten Regierung hinweggehandelt haben. Protest -er Liberalen Nikaraguas in Washington. Washington. 29. Dezember. Der Vertreter der liberalen Negierung in Nikaragua. Dr. Baca, hat dem Staats departement eine Note der Negierung Sacasa überreicht, die gegen die On-rationen amerikanischer Truppen auf dem Ge biete von Nikaragua protestiert und in der unter anderem der Admiral Latimcr beschuldigt wird, in Verletzung der internationalen Rechte eine Zensur eingcsührt zu haben Das Staatsdepar'ement und das Marine- m t n i Ü e r i u m erklären das» üe keine Kenntnis davon hätten, dach eine Zensur errichtet worden lei. Es ist im übrwcn »ehr nnissrscheinllch das, auf die Protcstknndaebvng »ich» geantwortet wird, da die Regierung Sacasa von der Negierung der Vereinigten Staaten nicht anerkannt worden iri Os»i»ie" wirb erklärt das» die Aktion der Bereinigten Staaten in Nikaragua nur den Schutz von Leben und Eigen tum der Amerik'ner bezwecke. Weitere 8000 Amerikaner nach Nikaragua Paris. 2» Dezember Nach Meldungen auS Ncu- nork steh« die Landung weiterer «Mi« Mann amerikanischer Truppen in Nikaragua bevor. (Til i Der indische Aattonatkouareft eröffnet Kalkutta. 28 D-zember Der indische National- kongres? ist in Anwesenheit von etwa 2599 Delegierten und 8099 Zuhörern in Ganhati tn Man? eröffnet worden. Der Kongreß wird kür dre zukünftige Haltung der Swara-dschistcn tFreihcitsparteil die Richtlinien festsetzen. Parts gegen das Londoner Wna'Memornndum. Eine scharfe Ablehnung. Paris, 29. Dez. Tie gestrigen Beratungen im Mini st e r- rat über die französische Politik in China und über die Stellungnahme zum englischen Memorandum haben den An laß zu einer groben Pressekampagne gegen Eng land gegeben. Sämtliche Morgciiblätter berichten über dicke Beratungen mit beinahe den gleichen Worten, ans denen sich deutlich der gemeinsame Chorkührer erkennen läßt. „Petit ParMen" erklärt, dab die gestrigen Miiitsterbcratungen die offizielle und endgültige Stellungnahme der französischen Regierung zum englischen Memorandum darstcllten. Ans sachlichen wie aus formalen Gründen sei eS Frankreich «u» «ö«lich, seine abwartende Haltung gegenüber den Ereignissen in China anfzugeben Einmal 'et das englische Memo randum allen an Ehlna interessierten Mächten, denen es überretcht worden sei. aus?crvrdcntlich überraschend ge kommen und dann habe England seinen Inhalt entgegen allen diplomatischen Gepflogenheiten verössciitllch». bevor die befragten Regierungen dazu Stellung nehmen konnten. DaS Dokument sei durch diese Handlungsweise i» seiner Bedeu tung zu einer persönlichen Information herabge'.tndert worden. Schon aus diesen Gründen i'ct also ein Kollektivlchritt in China unmöglich geworden. Dies sei nicht etwa nur die Auffassung FranlrcichS. sondern mich Japans, und die BercinigIcn Staaten hätten sich zu einer Absage an England ans den gleichen Gründen entschlossen. Lediglich Belgien habe die Prin zipien des englischen Memorandum» anerkannt. Aus den ctgenlllchcn sachliche» Inhalt des Memorandums — Sicher stellung des FremdenrechtS Anerkennung der iniernationalen Zollveiträge durch China Aufhebnna der von den verschiede nen Parteien Im Inner» Chinas willkürlich erhobenen Binnenzölle — geht die Pariser Presse überhaupt nicht ein Sie beschränkt sich ans die Icststcllnng das; die französischen Nntertanen In China bisher tatsächlich nichts z« leiden hatten, und daß die sranzösische Einfuhr nach China bisher nicht bonkottirr» sei. Die von England oorgcschlagrnc Aktion müsse als unerlaubte Einmtschnng betrachtet werden. Wie von maßgebender Stelle mit,,«teilt wird, wird die französische Regierung von ihren Vertretern in China über die Entwicklung der Lage dauernd aus dem laufenden ge halten. Sobald sie weitere neue Auskünfte erhalten fiat, wird sic ihre endgültige Stellungnahme sei'llegen. Inzwischen wird «an ans sranzös,scher Sette in abwartendcr Haltung be harren. bis in China normale Verhältnisse eingctrctc» sein werden. Mit einer solchen Haltiuig glaubt man. den fran zösischen Interessen in China und de mworalischen Prestige Frankreichs am beste» dienen zu können. „Mat in" schreibt, das? England wegen der BoyLottie- rung seiner Waren durch die .Kantonregierung gerne geselwn hätte, dab Frankreich, Japan, Amerika und Belgien so schnell wie möglich Berlgnidlnngcn mit China ausnähmen. Da es aber nicht möglich sei, gleichzeitig mit den Vertretern Tschangtsolins und der «antonregterung zu verhandeln, sei cK empfehlenswert, vorerst de« Kamps zwischen Tschangsolin und den Freunden Rorodlns abzuwarten. DaS sei der Sinn der Nriandschen Erklärungen. Von einer gemeinsamen Er klärung der Signatarmächte von Washington könne, da sich Großbritannien infolge einer Indiskretion genötigt gesellen habe, das Memorandum vorzeitig zu veröffentlichen, nicht mehr die Rede sein. Das sozialistische „Oeuvre" zieht aus Erklärungen Vrlands über China im gestrigen Ministcrrat den Schluß, daß die französische Regier«»« nicht wisse, welche Haltung sie gegenüber der Kantonr««icr»na einnehmen solle. Siaracha« nach Wuttchang abgeor-nek. London, 29. Dez. „Daily Telegraph" zufolge soll der Sowletbotschaftcr in China, Karachan, Anweisung er halten haben, sich tn aller Eile nach Wutschang, der neuen Hi.nptstaüt der Kantonrcgierung, zu begeben, ohne Peking zu berühren. Durch dieses Verfahren sollten die Kantoncsen und die Außenwelt zu der Auffassung gelangen, daß die Regierung non Wntschang als die nationale Regierung Chinas cko jure anerkannt worden sei. lW. T. V.j Der Eindruck der Lhyffen-Erklärung tn Parts Paris, 29. Dezember. Die AnStrittserklärung Thyssenö aus dem deutsch-französischen VerständtgunoS- komltec wirb von allen Zeitungen im Wortlaut wteder- gegrbcn. Obwohl von Kommentaren größtenteils abgesehen wird, «eht doch ans der Aufmachung hervor, das, der Schritt Thyssens nicht ohne Eindruck ans die französische Oessentlich- keit nnd die leitenden Kreise geblieben ist. Eine dentsch-fran- zisischc Annähernngspolitik ohne Räumung der Rheinland, is» eben prattisch nicht durchführbar. Au dieser Tatsache wird auch die gehässige Bemerkung des nattonaliirischeii „Journal" nichts ändern, das Tkinssen da» Recht abspricki«. über fran zösische Gerichte zn urteile», nachdem er während des Krieges die belgischen und französischen Iabriken systemalisch ge plündert s!i hätte. lTU.i Kronprinz Carol oder Königin Maria. Bon Dr. M. H. Eggert-Athen. Die Blicke der Wclt sind wieder einmal noch Rumänien gerichtet, an dessen politischem Himmel sich schwere Wolken zulammenziehen. Gerüchte Uber Gerüchte, die teilweise ganz offen einander widersprechen, schildern die Lage in einem Lichte, das alles andere als rosig ist. Dabei sind die Televbondrähte zwischen Bukarest und dem Auslande aus Befehl der Negie rung Averescu gesperrt. Telegramme unterliegen der streng, sten Militär- und Zivilzensur und Briese werden genau aus ihren Inhalt hin untersucht. Alles Zeichen daß im Land« Vorgänge im Werden sind die weilgreffende Licherkieitsmaß- rcgeln erforderlich machen. Und lo ist eS unmöglich, aus Rumänien l>craus einen Ueberblick über die Lage zu geben, den wahren Sachverhalt zu schildern und den Schleier über dem Rumänien von Morgen zu lüften. Die Presse der rumänischen Hauplstadr aber unterliegt nicht nur der Militär- ;ensur, tondern ist seitens des Mtnlstcrrats davon in Kennt nis geletzt worden, daß ihre sofortige Einstellung verkügt werde, wenn auch nur das Geringste in den Spalten der Zeitung Ausnahme finde was der rumänischen Ncaierung unangenehm ist. Innerlich aber kocht das Land, rüstet die Parteipvlitik. um mit Waffen des Wortes und. wenn eS iei« muß mit den Waffen der Tat der jeweiligen Atissasiun« der politischen Lage Respekt zu verschaffen. Die Differenzen im Innern Rumäniens drehen sich ledig lich um die Person des Exthronsolgers Carol. ES ist schon längst kein Geheimnis mehr, daß König Ferdinand seinem Lande wohl nur noch gezählte Tage ein Vater sein wird, da lein Leiden, das endgültig als Tarmkrebs analnsicrt morden ist. ihn derart mitgenommen hat. das? bald mit der Katastrophe zn rechnen ist. Nach der Vcrzichtleistuna des Er- kronprinzcn Earol aus die Rechte der Krone und keiner Z-amilicnzugehörigkeit und durch die Annahme derselben durch den Kronrat vom 31. Dezember 192» und die erlanale Ge-- setzeskrafi vom 4. Januar 1926 sind die Rechte und Pflichten der rumänischen Verfassung gemäß aus Carols Sohn den Prinzen Michael, übergegangen. Da der Prinz Michael aber erst sechs Jahre zählt, mußte etn Regentschalt^rat ein gesetzt werden, der die Agenden der königlichen Würde bis zur Volljährigkeit seines Trägers zn führen verpflichtet ist. Durch gemeinsames Gesetz der rumänischen Kammer und des rumänischen Senats vom 4. Januar 1926 setzt sich diele Regentschaft aus der Königin Maria, dem Prin?cn Niko lai. dem rumänischen Patriarchen und dem Prä- lidcnten des rumänischen KaslationsgerichkS- Hofes zusammen. Diese vier Persönlichkeiten wären ver pflichtet gewesen, über zehn Jahre in Rumänien ein Inter regnum zu führen, und das Land wäre in Anbetracht der Zusammensetzung des Interregnums von einer Krise in die andere verfallen. Aus diesem Grunde traten bereits am Tag« nach der Verkündung dieses Gesetzes innerhalb der rumäni schen Parteien schwere Meinungsverschiedenheiten ans. die icdoch damals noch nicht aktuell waren, weil mit einer Kata strophe im Befinden des Königs nicht im entferntesten zu rechnen war. Die Verhältnisse nahmen jedoch einen anderen Lauf. Prinz Carol !ah in Paris ein. daß der von ihm getätigte Schritt doch wohl nicht der richtige war. und nahm im Sänke der Monate mit seinen Anhängern in Rumänien ^ss'stnng. die Carol ausnahmslos ihr ganzes Eintreten kür die Königs- krone ziffagtcn. Die Schar seiner Anhänger ist kcineslasss so klein, daß eine Handbewcgung sie abzutnn in der Lage wäre. Nicht nur der rumänische Klerus steht hinter dem Prinzen, sondern das ganze „junge Rumänien" ein schließlich der Studentcnscirasi und. was am meisten bedeuten will, cinschltcßlich der überwiegenden Mehrbeit der rumäni schen Armee. Auch zwei politische Parteien sind cs dir dem Extbronfolger ihre Gefolgschaft zngesagt baden: die geeinigten Siebenbürger Nationalisten und die radikalen dlanern. Auf der anderen Seite sind die erbittertsten Geaner Carols keine königliche Mutter, die von ihr protegierte liberale Partei der Brüder Bratianu und der Ministerpräsident Averescu. der noch unter keiner Würde als aktiver General arößere Diffe renzen mit Carol auSzufcchten batte D-as Kräfteverhältnis ist ziemlich entsprechend, wenn inan bedenkt das? zwar auf CgrolS Seite eine unvergleichlich größere Kopfzahl an An hängern vorhanden ist. aus der gegnerischen Seite ies"ch Krone, Iinanzkrast und Iührertalenrr die fehlenden Mannen er setzen. Wer jedoch die rumänischen Kräfteverhältnisse kennt, wer den Charakter der rumänischen Parteien in Erwägung zieht, der wird unumwunden zugeben müssen das? es außer ordentlich schwcrsallen dürste, die»? beiden ideelle» Grnvoen auch tätlich gegeneinander in Bewegung z» letzen Abgesehen von einigen kleinen Grüppchen antisemitischer Natur um den Zassvcr llniversilätsprokessor Cnza. die iede auch die kleinste Veranlassung zum Herausbeichivören von Unruhen benützen, und abgesehen von wenige» politischen Küvlcn die ?>ir Unter streichung ihres Wortes im Senate und in der Kammer hier »nd dort zur Anwendung der Tat >ä>reiten ist Rumänien jeder Politik des Brnderkampseö abhold und eine künstlich angesachte entsprechende Bewegung würde bereits in den erste» Tagen wieder i» sich »erkalten Unbestritten »oss l-ffn. daß vor der Tat dem rmnänffch-n Charakter aemäß viele Worte „gedroschen" werden wenn eS iedoch ?>,r "l-a-'ührnng der Tat kommt, sind Mul »nd Draufgängertum dahin!