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Dresdner Nachrichten : 30.10.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189010307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18901030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18901030
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-10
- Tag 1890-10-30
-
Monat
1890-10
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 30.10.1890
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seaen die Knechtschaft in jeder Form und aeaen die -eutlae Pro« dukfionvwetse. Allein so viel sieht feit, die Arbriirr einer Fabrik wühle» sicd auch obne die Unternehmer, ahne die Aktionäre und EouponSadschneidrr sehr gut zu besten. Die englischen Gcwert- ichaitrn sind »vegrn ihrer lauen vvliiiichcn Haltung ganz besonder« von deutschen Sozialdemokraten vielfach angele!,idet woiden. Allein man darf doch andererieitt nicht vergesse», welche Macht den eng. tiichrn Gewerkschaften zu Gebote steht. Wenn die Aibeitrr Eng» land» etnniat die Macht erlange», dann wird es ihnen ein Leickke« sein, ein Dekret zn erlassen - von morgen Mittag 12 Uhr ad sind alle Fabriken. Bergwerke u. s. w. Eigenthum de« Staate- bez. der in diesen Betrieben delchttsiiqtrn Arbeiter. Damit ist der io»tai» demokratische Staat mit einem Mate drrgestellt. So wächst der sozialistische Staat in die heutige GeieMchast hinein. Wenn wir uni erst werden frei bewegen könne», dann werden wir auch wissen, wa« wir zu thun haben. Wir werden selbstverständlich nicht dulden, bah diejenigen, die alle Werthe schaffen, in ungesunden Keller« oder Dachwohnungen kampiren: da wir aber in erster Linie eine humane Partei sind. >o werden wir auch nicht diAenlgen. die bisher die schönen Wohnungen eingenommen, in den Keller oder in die Dach kammern verweisen. Allein nur ein Kindskopf kann die Frage stellen, wie der soziatdemokrattsche ZuknnfiSstaat bi- in alle Einzelheiten oulirhen wird. Wir werden aus dem nächste» Parteitag unser Programm schärfer wrmulnen. Bor der Land mutz unser vaupt- iireben daran» gerichtet sein, eine mächtige Partei zu werden. Dazu isi aber vor allen Dingen Einigkeit erforderlich, «sorgen Sie dafür, datz in unserer Partei volle Einigkeit herrscht, dann werden wir auch glim Siege gelange». Ter steinstras.cnkrawall in Hamburg. welcher, wie erinnerlich sein wird, »i Folge deS Ausflanbes der Gasarbeiier im Mai ent standen war. hat c»l gcrichltichcS Nachspiel Var dem Schwurgericht. Ter Krawall begtrun damit, datz am Abend deS 12 Mai die Gas flammen in der Stemslraße plötzlich vertagie», sodatz die Straße säst in vollkommene Dnnlelheu yrhutli wurde. Dielen Zustand benutzte der Janhagel, indem er zuerst allerlei Alloiria trieb, die Fenster der Pterdebahnwagen einwarf, die Ladcmcheiben zertrümmerte, die Kon stabler verhöhnte und wiederholt Ihäliich angrisf. Eine nach Tau senden zählende Menschenmenge umlageile während vier Abenden die Umgebung de» Steiiislraße, namentlich de» Schweineinarkt, die Nieder»- und Spibstcittraße. Am erflen Abend halte sich die Polizei als ohnmächtig eumeie». Unter eineni An'gebat von ctiva 150 znm Theil berittener Konstabler wurde siir die nächsten 'Abende die Sleinstratzc für de» Verkehr vollständig geiperrt n»d alle Personell, welche sich den Anvrdungen der Polizer nichi fügen woüicu, wur den mit der flache» Klinge gehauen. Im Ganzen winden gegen 109 Personen verletzt, darunter einige sehr schwer : eben so viele Personen tvnrden verh-stict, »ach und nach jedoch alle, bi? ans 22. wieder in Freiheit gesetzt. Von dielen 22 Penonen halte» sich sechs ivegen Ausrnhrs und LundsricdcnSbrnctis vor dem Schwnrarricht zn verantworten, mir Ausnahme eme»Arbeiters alles im Ansanne der Zwanziger Jahre stehende innge LelNe.Arbciier und Handmer lsgeiellen '.'llle benliucn ihre schuld: menten» tvvlllen tic zusalliger Weile in den Tumult hincingerathen und unschuldig veckiastcl worden sein. Einer der Angeklagten wollte überhaupt gar nicht gewußt haben, »was los war", nn> der Hciberge habe man ihm gesagt, die Kon- nahier slicikicn. Einein Andere» wird zur Last gelegt, dag er die Menge mit den Nnfen «haut die Konstabler nieder", auigercizt bahr. Ter Angeklagte Bachmann sall die Polizei ,i»l Stenien ge worfen haben. Bei siioer Berhaslung fand man noch Steine in 'einem Besitze. Sämmlliche Betclnildigien wurden von der Anklage des Ausrnhrs und des Landfriedensbruches freigesprochen und nur 4 Mann ivegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt zn 2 Jahren Griängnitz, der höchilen znläisigen strafe, venirtberlt. Tic Wandlung im Berhalten des Su!tanS Fiimo Bakari, an dem letzt der Sttakrckt für die Ermordung der Teul'chen vollzogen wird, sagt die in osrstnnstchcn Dingen wohl insormirte „We>cr- Zerlnng". ist in keiner Weite zn rechtfertige», aber sie ist beklage,iö- wcrlb. Er ivar von Haus ein durchaus gnitniittstger Mann. 'Nur die ihm gänzlich linerwarlete Avlletnng an die ihm vcrhatzten Eng länder bat rkn um Einsicht und Selbstbchcrrschung gebracht. Er selbst hat sich bitter beklagt, datz ihm diele nicht einmal amtlich angezeigl wo den, datz er sie vielmehr durch Gerüchte aus Sansibar vernommen habe. Hätte man sie ihm amtlich angczeigt, zugleich mit der Versicherung, datz Deutschland dafür sorgen werde, datz alle seine Rechte von England rcspckttrt würden, so wäre die Sache ivahrscheinlüch anders verlaufen. Man mutz bedenken, datz Fumo Bakari ein förmliches Berlragsdokument nr Händen hatte, »ach welchem sich DeulMand rum Protektorat verpflichtet. Dem derzeit anwesenden Clemens Teichard rieth der Sultan dringend, baldigst da» Land zu verlassen, du er für seine Sicherheit nicht entstehen könne. Wenige Tage nach der ersten Warnung wiedecholte ec sie und noch später sandte er Denliardt täglich drei Mal Botschaft mit dein vertraulichen Rath, an die Küste zu eilen, was der deutsche Reisende denn auch tbat. Ein wahrer Roman ist durch eine süngst stattgchabte Verhand lung vor dem Kammcrgericht in Berlin bekannt geworden. Ein Kaufmann B- heirathete ein junges Mädchen, von dem er eine bedeutende Mitgift erwartete. Als er sich in dieser Erwartung aeläu'chl findet, lätzt er sich von ihr scheiden. Inzwischen nähert er sich der Tochter einer sehr reichen Willwe. ningarnt das Mäd chen und erzwingt ans die dcntvac nnehicnhaftesle Weite die Hei- ralh mit ihr. < ie Mutter mutz ihre Zniiimmnng geben, aber sie hotzr den Schwiegersohn, und diese Abneigung überträgt sich auch au» die kochrcr. Tagegcn wendet sich alte ihre Liebe oer geschie dene» Frau zn, d>e ne z» sich in'» Haus niiniiil und die ne, »ur unter Belastung des Pfltcbtthcilö für ihre Tochter, zn ihrer Nuiver- salerdin einsegt. Man kann sich die Wnlh de» schwtegmvhncs nun anömalen, und sie wird daaurcv gesteigert, datz seiner crsieii Frau ganz nnerwnnci eine bedeutende Ervickaft znsicl. Bei einer KnmmeraettlblSeerhandlung vor einigen Lagen, bei der eS sich um Regelung der Kosten eines früheren Prozesses bandelte, standen sich sie geschiedenen Eheleute gegenüber, unv der Mann machlc von Neuem Annäherungsversuche, denen jedoch die doppelte Schwiegermutter ein Ende bereitete, indem sie mit ihrer Pflege tochter, der geschiedenen Frau des Mannes ihrer Tochter, schnell davonfuhr. Seitens der Siadt Bremen wurden dem Fcldinarscball Moltkc hundert Flaschen Nhemwein aus dem NathSkcltcr gewidmet. Be gleitet war das Geschenk von eurer Adresse, deren schwungvoller Schluß laiikrie: «ES m bei uns ei» von unicre» Baker» über kommener Brauch, hervorragende Verdienste uwcrer Bürger mil einem Trünke an» unserem nliberübinien Nachsteller zu ebrc», und da Bremen das Glück hat, Euere Ezceüenz unter V,c Zahl feiner Bürger zn rechne», io möge es vergönnt sein, diesem Brauche folgend, mit der beifolgenden spende allen, edlen Weines den Mann zu ehren, der vor Allen dazu geholfen, de» Rheni, an dessen Usern er g wachsen, ans Deutschlands Grenze wieder zu Deutsch lands Strom zn mache».'' — Tie bisherigen Nachrichten über die vom Graten Molite in erster Reihe cmptanacne Abordnung der Gesammcheit der deutschen Städte bedürfe» einer Eogänziing. Die Tcvulalivn bestand uns 20 Ovcroüracrmcrstkiii, Bürgermeistern und Stadiverordneteiivorsichern und vertraten mehr als tausend SWtc des Deutsche» Reiches. Das Betriebsam! der rechtsrheinische» Eisenbahn hat ans Er mittelung Desjenigen, welcher am Sonnabend auf dem Geleise der Eisenbahnstrcckc Benrath-Eöln eine Thnamitpatronc mittelst Steinen fcstlegke, eine Belohnung von 1000 Mk. ausacietzt. Nach Berliner Blättern ist unter der Firma „Noßfleisch-Sveste- Anstalt" im 'Norden der Stadt von einer Akliengc'ell'chast eine neue Anstalt gegründet worden. Rothe Zettel, welche in jener Stadtaegend zur Vertheilang gelangen, luden zum Besuche ein. Die Speisekarte weilt folgende Gerichte »nd Preise aus: Filets mit Kartoffeln 35 Psg., Sauerbraten 25Psg, Saucrflcisch 25Pfg.. Beetsteak 25 Psg, Goulasch 25 Pfq. Speisezeit von Morgens bis Abends bei musikaltichcr Uiitcrhalrnng. Ter gemeldete freche Tiebslabl rin RathbanS zu Halle macht dort berechtigtes Anstelle». Der Dieb hat genauen Bescheid gewußt. Er schlich sich in die Wohnung des Rendanten Achilles, nahm dessen Beinkleider vom Stuhl um Bett weg. holte die Schlüssel heraus lind warf die Beinkleider ans der Treppe fort. In dem von der Wohnung etwa 10 Minuten entfernten Nachhaus schloß der Dieb die Bureaus und den Geldirhrank auf und entwandte MOOMk. Viel vorhandenes Papiergeld ließ er liege». Zu dem Fach, wonach mehr Geld lag, hakte der Dieb eine» 'nlschrn Schlüsse genommen, welcher stecken geblieben ist. Ein Verdacht gegen eine bestimmte Perlon Ist noch nicht vorhanden, schon seit langer Zeit ist in Halle eine Reibe kleinerer frecher Diebstähle vorgetomlncli, von deren Thätern die Polizei nichts entdeckte. Das Schlvnrgclicht in Beittiien veriulheillc den Illiährigen Schlepper Mnichio!, welcher »n einer 60jährigen BergmannSsrau eine» Lustmord begangen hat, znm Tode. Aussehen erregt in Hamburg die Bechasiuiig des früheren Hansmeisicr» de» Edens Renz. Er wird beschuldigt, den Brand deS Esten« im November IW? veranlaßt zu haben Oesterreich. Belm letzien Rennen ln der Freudenau ge« schah e», datz der Totalisator für k fl. 6S1 fl. zahlte: «ine solche Quote ist noch nie voraekommen: elf Personen gewannen: da« aewfllnendr Pferd war der braune Hengst .Courage" de- Grafen Zdenko KinSkh. Der Kongreß der rumänischen Nationalvartei ist in Hermann stadt eröffnet wordrn. 186 Delegirte auS 69 Wablkreiien Ungarn- Waren vertrete». Tr. Rätin hielt die Eröffn,nigSrrde. tn welcher er sagte, daß die Parteileitung dir anwesenden Bertreter der Nation befragen wollte, ob ein Memorandum durch eine Massendevutation dem Kaiser von Oesterreich übergeben werde» solle, und weicke Mistel gegen die Unterdrückung der rumänischen Schulen zu ergrei fen seien. Ferner fragen die drei Millionen Rumänen, welche in Ungarn wohnen, an. waS für Maßnahmen zu ergreifen seien gegen die Maghartsirung der Nation angesichts der letzthin auf Grund de» AuSnabmrietze» erfolgten Berurtheilung rumänischer Geistlicher und Schriftsteller. Die Lonnig dieser Frage iei unaufschiebbar, weil der Groll und die Unzusrlrdenbett mit den gegenwärtige» nützlichen Zustände» stets »unekmen und dleie deswegen eine Gefahr für die gesammte vsterreichikch-nnaarische Monarchie bedeuten Der Jahres bericht de- katholischen Pfarrer« Lncaci» über die Bedruckung ver rumänischen Schulen, Kirchen und Kultur durch die Magyaren ries den tiefsten Eindruck mit die Versammlung hervor. Tie Haltung der Anwesenden war eine ruhige und t» Anbetracht der Situation eine ernste. Dt- Konferenz wird von der ungarischen Presse als staatSgestilirlici, heftig angegriffen. Frankreich. Leon Sau beantragt mehrere AmendcinentS znm Budget, darunter die Feststellung der Alkoholsteuer mi! 225 JrcS. anstatt 167 Frei., ferner die Doiirnng des Bndgcikapitals. be treffend die Ainortisirnilg mit 27 Millionen. Casimir Pcrier stellte einen Antrag, welcher die Mißbräuche beim Beikanf der Börien- wcrthe verhindern soll und sich insbesondere gegen Ratcnagenten richt,t: darnach solle» alle Kaufverträge, bei Venen der Käufer nicht vollständig über die Berkaussbebingungen aufgeklärt worden ist, nngiltig iein. Bei Besorcchung der griechische» Wahlen bemerkt der „Sieelc", Frankreich' könne sich über die Walil-Ersolge der Partei Telynniüs freuen. denn mit Triknpis. der msolgedesten seine Entlastung ge geben habe, verschwinde eine Herrn Erispi sehr verwandte Per sönlichkeit. Die Zollkommission hat an Stelle des Ministers Dcvelle den Abgeordneten Dautrcsme znm Vicepräsidenlen ernannt und be schlossen. um die Arbeite» möglichst zn beschleunige», de» General- znlltnrst an vier Subkommiisionen zu verweisen und keine weitere Engnele zn veranstalten. Der kirchlichen Trauung der Tochter des russischen Botschafters Baron r>. Molnenhcim mit dem Leutnant Vicomte de Sözc wohn ten die Mitglieder der diplomatischen Vertretungen, die Gemabiiii des Präsidenten Eornok und zahlreiche Rolabilitäten bei. Vor der Kirche batte sich eine große Menge angesammelt, welche ver schiedene Hvch'nse ausbrackie. Bei der Hocbzeitsfeicr deS Fräuleins von Mohrnihcim. der Tochter des russische» Gesandlen in Pari», sagte der Führer einer Abordnung von Bewohnern des siebenten Stadtbezirkes, der ehe malige Abgeorviiele Frcbaiilt, in einer Ansprache an Mobrenheim: ..Ter Emtrikt eures Landsmanne» von uns r» Ihr erlaucht» Hans ist ei» glückliche» Ecetgnitz, dessen Bedeut»»» über vre Grenzen einer Fninilienangclcgcnbeir hiiinnsgeht. Seit Sie in nnsereui Lande das großherzige russische Volk vertreten, arbeiten Sie a» der Steigerung der Zuneigung zwilchen beide» Vollem. Das genügte Ihnen aber nicht, und Sre wollten Frankreich ei» herrlicheres Zeng- mß Ihrer Liebe geben, indem Sie cniem Franzosen die Sorge an- verlranten, das Glück Ihres vielgeliebten Kinde» zn sicher». Da durch. datz Sie eine» französiichen Ostiiier zum Schwiegersolin wähl te», schmeichelten Sie unserer Eigenliebe »uf'S Höchste, den» Tie zeigten damit, wie sehr Sic unser ravsereS Heer bock,schätzen." Auch der Maire des siebenten Stadtbezirkes, Nisler, hielt bei der Trau- u»g eine Rede, in der er vom glorreichen Hause derer von Mohren- heim sprach. Die Fcierlichkeiien zu Ehren des GenccalfcldiiiarschgUs Grafen Moltke werde» natürlich auch in Paris mit großem Interesse ver folgt nnd liefern der Presse Stofs zu Artikeln. Im Allgemeine» henehmeil sich die Pariser Zeitungen mit relativer Anständigkeit und befleißigen sich im Ganzen und Großen einer ziemlich rcsprkl- vollen Sprache. Datz trotzdem manche» Wort mit unterläuft, das man als unziemlich bererchnen mutz und datz dieie und jene Be merkung angekilüpft wird, in der eine ebenso falsche wie gehässige Beurtheilnng durchbricht, ist freilich selbstverständlich und kann weiter nicht verwundern. Sänimtliche Tüllirbeiter in Calais nahmen die Arbeit wieder aus, da mit den Arbeitgebern säst vollständiges Einvernehmen erzielt ist. Italien. Erispi erhielt eine Depesche von dem deutschen Reichskanzler v. Eaprivi, worin dieser erklärt, er werde seine Reise nach Mo»,a beschleunigen. Eaprivi trifft bereits am 6. November in Mailand ein und verbleibt 4 Tage in Oberitalre». Schweiz. In Freiburg hat die klerikale Regierung, welche sich bedroht glaubte, zu ihrem Schube eine Compagnie, aber ohne deren Hanptmann, anfgeboten nnd Bauern nach der Stadt kommen lassen und dieselben bewaffnet. Hieraus bewaffneten sich die Li beralen eben soll». Der Bundesratb bat die Tessincr Rekurse gegen die Volks abstimmung vom 5. Oktober und deren Resultat ans formellen nnd materiellen Gründen abgewiesen. Ter Kommissar Künzli vc- richtctr, daß in Lugano zwischen 5 und 6 Nor wegen Verbotes deS KanonirenS Ansammlungen stattgesnndcii hätten, doch habe sich das Volk wieder verlausen: in» L Uhr sei jedoch eine Patrouille des Bataillons Nr. a2 »verfallen, cimge Soldaten und Bürger seien vciwundct woiden. Der Bund^Scath hat daher auch das Jlstanierie-Bataillon 'Nr. 29 anfgeboten, das nach dem Tessin ent sendet wird nnd hat den Kommissar ermächtigt, die Bataillone 40 nnd 42 so lange als nöthig zurückzuhaltcn; das schon aufgevotene Bataillon Nr. 26 ging bereits nach dem Tessin. Ter General» anwalt entsendet einen Untersuchungsrichter »ach dem Tessin. Belgien. In der Genier Vorstadt Gcntbrngge brachen in Folge der Verbosinng eine» Deserteurs schwere Unruhen anS. Die Gendarmerie gericth mit Len 1200 Personen, welche den Deserteur befreie» wollten, in ein Handgemenge und gab schließlich Feuer. Drei Pcrwncn wurden schwer verwundet und mehrere Gendarmen durch Siennvürfe schwer verletzt. Holland. In der gemciistchcstllichcn Sitzung der beiden Kam mer» erstattete der Ministerpräsident Mackah Bericht über den Ge- silndbcitSznstand des König». Die Aerzie batten konstatirt, der König sei außer Stande, zu regieren. Der Iusliiminislcc und der Minister der Kolonien, die den König persönlich gesehen haben, bestätigten die Aussage dcrAerzke. TcrMiiiislerrath verlangle von den Gencralstaaten die nach der Konstitution erforderliche Erklärung, woraus die Sitzung vertagt wnrdr. England. Bei der in Edinburgh im Mnsikiaalc staltgehablen letzten Wähielversanmiiuiig hielt Gladstone eine Rede, in welcher er de» Marquis vf Snlisbnry ivegen der Entsendung einer Sverial- mstsion an den Vatikan lebhaft angrisf. Gladstone sagte, die Ent sendung eines Botschafters an den Vatikan sei beinahe eine Aner kennung der Forderung des Papstes, datz ein Thcil JtasienS neuer dings der Herrschaft des Papstes unterworfen werde. Gladstone drückte weiter die Hoffnung ans. datz befriedigende Nachrichten aus Rußland eintreffeii werden, denn die Behandlung der Juden in Rußland werde mit Abscheu angesehen. Bulgarien. Ans einer Unterredung, die ein Mitarbeiter der ..Deutschen Zeitung" mit einem bulgarischen Staatsmaiine Halle, ist die Aeutzerung hervorzubebe». datz Bulgarien im Kriegsfälle mit 2«)0,000 wohlgeschiilten Mann für die Zwecke de» Dicibundes rinstehe. Kunst und Wissenschaft. s Frau Teresa Ec> rreno. eine Kunsterscheinnng, die wie mir wenige sich schmeicheln darf, die allgemeine Anerkennung der Dresdner gleich dem Publikum anderer großer Städte bei ihrem ersten Erscheinen in, Fluge gewonnen zu buben, erschien vorgestern wieder auf dem Concertpodinm des Gewerbehaules, beglicht von eineni zahlreich versammelten Anditorinm. Die Aufnahme war ganz dieselbe wie früher: man empfing Fran Caricno unt Beitalls- bezeugungen, avplandirte rnlhusianisch ihre Borträge und entließ sic unter Orchestertusch nnd stürmischen Knildgebinigeii. Für dirse ganz mitzergrwöbnlichc» Auszeichnungen, welche Frau Eairenv iiamcntiich von Seiten der jungen Damenwelt zu Thcil wurden, bot die Coiicertgeberin auf einem neue» ganz vorzüglichen Bechstcin eine virtuose, äußerlich effektvolle Ausführung deS Grieg'scbcn ^-moll-Conceries (o>>. 16) und eines Clavier- Eonccrtcs derselben Tonart von Mnc-Dowell. Ten Vorzug verdient die Grica'schc Komposition als ein warm nnd »»»er lich empsniHcnrS Werk von sinfonischem Stile, das nicht nur dem Solisten Eelcgeiihcit z„m Brillsten bietet, sondern dabei anck Musik von wirklichem Gebalt« büren läßt. Dem Mister Mat« Dowell ist es dagegen mehr um Aeußerlichkeiten zu thun, und wenn er in seinem letzten XNozero vivaeo-Sotze da« Ha»»t<»»ma tn pompöser Ausstattung in'« Orchester verlegt, nm den Solisten mit eines Simion'S letzter TodeSstärke allervand Scalen. Doppel griffe und Oktaven über die ganze Länge der Klaviatur heruiner- rasscln zu lassen, so merkt man die Absicht nnd wird vkriiiiiniir. Fra» Carreno svielte beide Werke mit dem ganzen Aubvande ibrer vortrefflichen Eigenschaften nnd mit ibrer ganzen merkwürdigen — Eigemirt. Ein ercepiionelles Temveramenl »no eine fertige Virtuosität sind dw hanvtiächlichsten Vorzüge, mit weichen sie wr Auditorium tn Fesseln schlägt. Dazu kommt eine förmlich männ liche Kraft nnd Ausdauer, die aber deshalb nicht immer von unge trübtem Eindrücke sind, iveil sie oft weit über da» Ziel hinaiik- schietzen. daS der Weiblichkeit obne Gefährdung ihre» Duste» und ihrer Poesie gesteckt ist. Unwillkürlich blickt man m solchen Mo menten nach dem Flügel, in der Meinung, daß er von eineni robusten Man» mit schmiedeeisernen Nerven beherrscht wird, — findet das Auge an diesem Platze daun eine Dame, so ist die Illusion ein Wenig gestört. Für den Schluß- und Knall-Effekt hatte sich Frau Earreno die Weber-Liszt'ichc Polonaise aufgewart. ein Stück, mit welche!» sie schon im vorigen Jahre ihr Publikum zugleich enstückte und verblüffte. Das Entzückende bei diesem Vvrtraäe ist und bleibt die Souveränität der technischen Meister schalt, vaS Teinvrrament und die Krall, das Verblüffende, die wirk sich musikalische Naivität, mit welcher Frau Earreno die Tbema- Noten wie mit einem spitzen Instrnment hcranssttcht. Und dazu die endlosen, gegen allen und jeden musikalischen Geichmack ver- stotzenden Triller! Man denkt bei solchen, nach der Hohen Schule der Aentzerlichkeit gebotenen Prodnklionen unwiliknrltch i,inner an den öfter ciliiten Professor, welcher »ist rrstbec Tinte in sein Knllegienhesl geschrieben Halle: „Air dieser Stelle pflege ich einen ervrovten Witz zu machen, denn hier muß gelacht weroen." Ter .Wib". den Frau Earreno sich speziell in der Wcbcc'ichcti Polonaise uotirt hat, ist der. während einer für empfindliche Gemutber pein lich langen Zeit, die ungefähr die Dauer von 50 Takten des Polvngsten-Temoo'S ansnncht. einen mit stählerner Fingerlrast gehämmerten Triller hören zu laste». Da» ist. ans Kosten der Wrber-Li?zt'icheil Komvosiilo», die eine wiche Gcschnlacksverlrriliin nicht vertrügt, der Witz des Professors in anbcier Anwendung. Dort lacht man, hier applandirk man, aber der „Erfolg" ist bei der «roßen Menge immer garankirt. Frau Earreno ließ solche fragliche Eigenarten schon früher börcn, es scheint aber, sie hat sich seitdem besondere Mühe zu, weiteren Ausbildung derselbe» gegeben. Der Zweck wird ja erreicht, ob aber die Mittel mnsikalffcb sind, das mag sich Jeder nach Maßgabe seines »insikalisrhen Gewissens selbst zlircchtlegen. DaS ONwerbehanS-Orchester unter Treuster begleitete sämnttliche Solonummern mit glücktichem Gelingen und zur vollsten Ztstriedenbett der Hörer. Hcrrmann Stcircke. V Im Residciizihcciter beginnt übermorgen Earl San ta?! ein längeres Gasiivic!, während welchem, wie bereit» erwähnt, eine Anzahl von Novitäten zur Aufführung gelangen. Als erste dieser Neuheiten geht der oster mit Vorzug genannte Schwank „Tic spanische Wand" von Lr. Franz Kovpel-Ellseio in Szene, weicher am Wallneriheater bereits ans seinen vollen Erfolg geprüft wurde. „Das prächtige Stück", schrieb dam,ls die „Post", „ist ein echter und rechter Schwank, der Alle» müllt, was man von cnier derartigen Lnslsptel^attung erwartet. Man ninß herzlich lachen und wird über drci Standen angcnehin himrcggctänjchk, n>A> das sind ja wohl die Hiupkbedingniigeii, die ein Schwank zo erfüllen bat. „Die spani'che Wand" stk eine dritte Person, dg Anderen bei ihren dummen Streichen den 'Rücken deckt und da recht viele dumme Streiche an s Tageslicht kommen, fast fortwährend in Aktion bleibt. Es ist dem Verfasser auch herflich qlcichgiltig, woher er die jedesmalige Ipanüchc Wand »inniit, und so entstehen Verwickeln,,gen nnd Verwechselungen, die. äußerst geschickt grlöst, den Zuschauer fortwährend in Tvannung erhalten. Dem Schwank ist ganz bewiiders nnchznnihiitcn, daß er sich möglichst rein von Kalauern halt, datz Rührszenen gar nicht vorhanden sind, und datz eilt irischer, eigener Humor dar Ganze durchweht. Die wirkungs vollen Szenen erzielten stürmischen Beifall." Tritt zu solchen Vor zügen eines Stückes ein Darsteller wie Earl Sontag, io Mein außergewöhnlicher Erfolg wohl vorailszutagen. Während der letzten Loge gastirle übrigens Sontag in Leipzig („Tartüsse", „Franen- Emanzipativn". „Unglücklicher", „Sklave"-vor immer onsverlanftcn Häusern. Den, gleichen Schickial wird er wohl auch hier nicht ent gehen können. v Tie bereits erwähnte Aufführung des Mcndelesohn'schen „Paulus" in der renovirten Stndtkirchc in Pirna ist für morgen, Freitag, Nachmittags 4 Uhr festgesetzt. Den Soirsten obenan sind die Herren Hosoperniänger Scheidcmanicl nnd Anihcs gestellt. BillctS sind am Marktplatz (Pirna) in der Buchhandlung von Drller zn haben. v Die jugendliche Liebhaberin Frl. Lindiier. den Dresd nern durch die Gastspiele der Meininger bekannt, hat kürzlich mit so hervorragendem Erfolge als Thekla iWallenstein-Trilogie) im Berliner König!. Schanspielhnuse gastirt, datz Graf Hochberg unter Verzichlleisliiiig aus ei» weiteres Gastspiel die sofortige Verpflichtung der Künstlerin iür das Konigl. Theater beantragte. Die Geneh migung des Vertrages durch den Kaiser ist ebenfalls bereits eingetrosfen. -> Berichten anS Wien zufolge hat Goldmark seinen „M er! i n" vollständig nmgcarbcitct. Da» Weck wird in der Ncubcirb.eitung wahrscheinlich in der Wiener Hofopcr zum ersten Male mstgestibri werden. v Das Ludcrmann'iche Schauspiel „ Sodom' s Ende" soll l innen Kurzem vor geladenem Pubiikrnn zur einmaligen A nsttü>l>in>! gelangen, waS bekanntlich ohne polizeiliche Genehtilignng ge schehen dar,. f Die „'Neue Freie Presse" meldet: Aus Graz wurde berich tet, datz Anzcugrnbcr'S Volksslück „Das vierte Gebot" die dortige Pfarrgeistlschkeit zn heftigen Reden von der Kanzel vcran- ! laßt habe. Nun meldet man uns, datz auch hier rin Wien! in ähn licher Weise von einzelne» Pfarrern gegen das Stück geprevigt und vom Besuche desselben abgemahnt werde. Es zeigt wohl, wie krie gerisch einzelne Vertreter der Kirche ihre» AinicS walten, wenn ein Stück von so sittlicher nnd moralischer Tendenz, nue „Das vicne Gebot", eine Kanzcisehdr hervorziiruscn vermag Schon anS Krng- bett-gründen sollte dieie Agitation unterbleiben, sie H it nnc noch in erhöbst'»! Matze die Austnecksanikeit auf das Stück gelenkt, mi) bei der letzten Wiener Anfführnny am Sonnlag »rußte Ti hcrbcits wache anfgeboten werden, »m die Ordnung an de» Kassen, die von Vielen vergeblich beingerl wurden, alistkchtznerhaltcn. i Wie boeitS rctegcaohisch berichtet, ha! Lardon'S „E l e v- patro", der ei» bedeutender Rcklamelärm vorousgcgangen. im Porte St. Marlin-Tbealer eine schwere 'Niederlage erlitte», die durch die Erbärmlichkeit des Sardvn'nbeu Macbweries erklärt und gerechtfertigt ist. Smdvu hat sich erdreiftet, Shakespeare in thciis schnodderige, lhcils schwülstige Boltlevardoroia zu übersetzen nnd für de» Geschmack des Parifer „tm üo kir-elo" zurecht zn stutzen. Z« ieinrr Entschuldig»»)! kann man mir aistührcii, daß er für die Ausfuhr gearbeitet hat. Sarah Bcrnbardl milernimmt einen neuen Beutezug nach Südamerika und brauchte eine Gcwaltrvlle, nui dort zn imvonnen. Sardon hat sich herbeigelasten, sie ihr in dieser „Cleopatra" zu liefern. Das Stück ist darin» auch Nebensache. Hauptsache sind dieSchwie und Windungen der Sarah Bernhardt, ihre verblüffende» Trachlcn. ihr Schmuck und die lebendige'Natter, richtiger Blindschleiche im Schlutzbilde, die allein niigetheiiien Bei fall fand. Zur Verstärkung der Wirkung sind dem Sttickc Cbörc, Märsche, Auiziigc mit Mistikbegleittiiig »nd ein Ballet mit echtem Bauchtänze bcigcgebcn. Tie Ausstattung ist allerdings großartig: die BegegnungEleovotraS mit Aniomns ans dem golvenen Schiffe Plutarchs. der Köiiigsioal im Palastc zn E»d»»S, der Blick über'» Mächtige Theben von der Terrasse des PharaonenpalasteS. das In nere der Pyramide sind Anblicke, die auch andere a>» peruanische Zuschauer entzücken können. v Tie Parsten Kapelle nnler L a m o n r c n x hat ihw Concert- tournee in Rotterdam begonnen rmd das Publikum mit ihren Leistungen z» begeisierler Bewunderung hingerissen. Trotz der nngewöhnlich hohen Einlrittspreiie, heißt c-S in cinem Bericht über die Evncerte, ist der Zudrang cm nngcheuerer. nnd was da- Publikum am meisten in Erstaunen gesetzt hat. ist die geniale nnd ininvolle Weile, »nt ivclcher Wagiicr'scheLompositioiicn von dieie» sraiizösischc» Musikern custgciatzt und wiedcrgegeb-n werden. 4 Mit der „Lvbengrm" Aufführung in Toulon scheint cs Ernst werden zn 'vollen. Wie franiösffche Blätter melden, hat die Direktion des dortigen Giand-Tbeaiers aus Beichl der Muni- ziealiiät die Dekorationen kaufen lassen. welche Limoinen; für das Pariser Edcn-Tbeaier anfcrligen ließ. " Ein guter Schauspieler. „Bon dem S blabitzly. der setzt am Volkrlhcatcr engagiek ist. Hab' ich einm ii eure glänzende Leist ung ge'ehen." — -So? Wo denn's" — „Er hat mir ni Amerika die Stiesel aewick'«'"
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