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Dresdner Nachrichten : 24.11.1875
- Erscheinungsdatum
- 1875-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187511247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18751124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18751124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Druckfehler: S. 5 [i.e. S. 4]
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1875
-
Monat
1875-11
- Tag 1875-11-24
-
Monat
1875-11
-
Jahr
1875
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.11.1875
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.. . Etmr der beiden zur Bedienung »nd Veauf^ch^»ung di» Arffel» anmesend gewesenen Arbeiter ist dabei auf du gräMhste Weife verstümmelt und sofort getödtct worden. — Di« in der Langenstraße in Leipzig vor Kurzem durch Verbrennung in Folge unvorsichtigen Umgehen» mit Petroleum so sthwer verletzte Amine AurrSioald ist im dasigen Arankenhausr am 31. November ihren Leiden erlegen. — In Neu-Oppach bei 'Neusalza ist am 20. November da» dem Leinwandfabrilmtcn August Böhme gehörige Wohnhaut mit der angeb au tcn Scheune gänzlich abgebrannt. Me reichen Bor- rLth« an Rauchsutter, sowie eine große Partie Garn und Leinwand find ein Raub der Flammen geworden. — Am 21. Novbr. >st der seit 14 Tagen vermißt«Handarbei ter Friedrich August Küchler au» Kretscham-Rothensehma auf Reudorfer Staatskorstrevier, Kranzaiiler Wald, erhängt aufge- funde« worden. — Zn Frei borg war, wie auch wir seiner Zeit berichteten, auf dem Perron der dasigen Bahnhofe» Mitte September einem Reisenden eine mit Genfer HandeK-Bankschemen im Werthe von SSO,000 Franc», 500 Thlrn. und 1040 Mark gefüllte lederne Lasch« gestohlen worden. Es ist nun einem Wiener Pvlizcibeainten gelungen, die Thatcr in Pest in einem berüchtigten Taschendiebe und 'seiner Zuhälterin, Friedrich Wiegreffe und Äloista Szemerady, zu entdecken und zu verhaften. — In Hainewalde bei Großschönau ist am 20. November «in toller Hund, nachdem er mehrere andere seine» gleichen gebissen hatte, erschossen worden. — Zn dein Schäserschen Steinbruch zur Alten Posta bei Lohmen ist am 20. November der Steinbrecher Gerlach auö Mocke thal durch das plötzliche AuSbrcchen einer Stcinbanl erschlagen worden. - OeifcntI! che GerIchtSsitznng am 18. Novbr. Am 30. Novbr. v. I. gegen Abend wurde» in der Wcißcgasse 2 Individuen cirretirt, welche sich schon länacre Zeit in der Picum« sen'schen Wirtvschait hcruiiigrtrlcbcn und schließ! ich tlcsclbc unter Mitnahme einer durchnäßten sogenannten Marguiie verlassen batten. Nachts vorder waren in tcin von einer mannshohen Ultauer umgebenen Grundstück dcS Kau>maniis Salzburg vom eisernen Gavicnsalvn die Marauiscn gcslvhlcn worden und cd er schien »ast zwcifctlos. baß man es in den beiden verhafteten Hcrr- chen mit den Spitzbuben zu thnn patte, waS kic>e entichickcn in Abrede stcitten. Oie Angeklagten, der Handarbeiter Earl Hugo Hähnel von vier bat bereit» neben einer Arche Gesängnißstrasen auch baS Leben im Zuchtbause kennen gelernt, während die Per sonalien Heine s nur zwei kleinere Vorbcstrafungttianswciscn, will an lenem Abend toral betrunken gcwcicn"sc!». so baß ec sich nur noch daraus besinnt, in der HauSsiur der Harmscn'schc» Rcsiau- ration über da» DicbstahiSobiect gestolpert zu sei», waS er bann sür sich in Beschlag genommen bade. Heine will bloö so diel wissen, haß Ihn Häbnel beauitragt bade, die t'Narguiie mit sort- zuschaffcn, er selbst sei auch betrunken gewesen. Sa nicht genau scstgestellt werben konnte, wo sich beide Strolche zur Zeit de» ttreclen DicbstahlS beiuntrn bade», so ist nur noch die Möglich keit vorhanden, daß ein anderer Dieb seine Beute biS in jene Hausflur in Sicherheit gebracht batte und die beiden Bummler cS diesem wieder stabten. Diebe waren eö also aui Irden Fall. Das Schöffengericht erkannte sür Habncl wegen im wie derholten Rückialle verübten einfachen Diebstahl» ans 1 Jahr Zuchthaus, 2 Jahre Ebeenrechlsverlnst und Stellung unter Polizei aufsicht, sür Heine aut 2 Monate Ge'ängniß und l Jahr Ehrcn- rechtSvcrlust. — Wegen unbeingten Fiichens destraitc das Gerichts- amt Aabcbnrg Ernst Gottlieb Bernhard und August Heinrich Hamann mit io dez. 0 scwic noch ertra wegen mangelnder Karre mir sc 5 M. Da» Richtcreettegium hob wegen Blangcl eines gestellten Strafantrags die Strafe aus. — Earl Rodert Böhmer ist der Anmaßung eincS öffentliche» Amtes beschuldigt, wett er bei einem Bagatettvroceue eine Appciiationöschriit und eure DeductionS christ, sowie eine Generalvollmacht gefertigt, tbctt- weise mit unrcrschiicbcn und an betreffender Stelle cingerelcht hatte. Der Angeklagte, welcher bcrclrö dreimal wegen äbniichcr Bcrgedcn mit Geldstrafen von 10 u»o 15 Thir. bestraft werten ist, erhielt diesmal 10 Tage Gesäiigni«. Der alö Vcriheitigcr er schienene Herr Advocal Iudcich, welcher im Allgemeinen bestreitet, daß zu den genannten Arbeiten Nechtstenntmssc gehöre», plaitirt, nachdem er eine interessante Darlegung des Sachverhaltes gegen- über dem alten sächsischen Straigcsctzbuche gegeben hatte, aui Verwandlung der Gefängnißstraie in Geldstrafe. ES möge an dieser Stelle erwähnt werten, baß im Publikum noch keine Klar- hcit d a r ü b e r vorherrscht, welche Grenze bei tcm Begriffe der sogenannten Winkelichriststettcrci maßgebend ist, da das RcichSstrai- geictzbuch tu dieser Beziehung euch keinen bestimmten Anhalt giebt. Daö Erkenntnis; ianb in zweiter Instanz Bestätigung. — Eine muntere Verwaiictichait findet man in dem Döeichcn Bühlau bet Welßig, in dem Hanie, wo die anözugSberccbtigtc Auguste Wi.belmine Arger mit ihrer Schwiegertochter 'Auguste Emilie Begcr gcb. Hecke! zusainmcn wohnt. Die Letztere spricht, was überhaupt keine Seltenheit bei den Evastöchtern ist, gewöhnlich mehr, als wie gut ist und dabei ieblt cs auch nie an Zank »nt Streitigkeiten bei Bcgcrö. Ei» kleines Mißvcrständntß war die Ursache, daß Emilie eines Tagcö ihre Schwiegermutter eine alte Bäke. H .. c und altes Mensch schlmp te nnb die Drohung anS- sprach, sie würde ihr keine ruhige Stunde mehr gönnen. Die erhoben: Klage hatte in erster Instanz zur Folge, baß tie Privat- angckiagte Mangels ausreichender Bcwciie nach Leistung cmcö RetnigungöeitcS frei zu sprechen sei. Infolge bcö EinioruchS er kannte das Gericht aui 10 M. Stracke, sickern rin Bcstärknngselo von der Klägerin geleistet wird. — Lim Sonntag denSeptem ber während dcö Gottesdienstes wurde durch Leute der Backereh besitzen» Böhure in Wcißlg ans dem Stunde enticruten Waide Waster herzugeho'.r. »AIS dies dem Gemcindevorstand rapporllrt würbe, erlies; dieser an die Bödme wegen Savballckchändnng ciacii Straibcschcib von Nt. Diele zai iie jedoch nicht, erliärie vicl- mchr. dies sei Sache ihres Wcr'iährcrs Ucbigan und der Gc- mcindcvorstand brachte hieraus Vit Sache beim GcriehtSancke zur Anzeige. Ucbigan erklärte sich ohne Wcttcrcö zur Zahlung be reit und iührt heute an, daß man ihm vorher gar nichts advcr- langt habe. — Angekündigte Gerichtsverhandlungen. Heute. Vormittags 0 Uhr, Hauvtverhmirlung wider den Handarbeiter Bernharb Bruno Zicgcnbalg u Gen. wegen SicbstahiS Nach mittags 4 Uiw Hauptveriandlung wider ken Handarbeiter Ernst Wilden» Schramm auö Allcnsdori wegen Diebstahls und Unter schlagung - -WstterunsiS-Bcvdattstung mn 23. Novbr., Abd. 3 U. Barometernand nach Eno L Bisvlt hier: 27 Paris.Zoll l' -L. lleit gestern 2^ .-L. gcsli gen >. - Thci !i;oinctcr nach iltcanmur: 4 Grad über Null. — Die SchlMhiinniahne zeigte West- Wind. Himmel: trübe, Regen und Schnee. — Elbkvste in Dresden, 2ll. Novbr., Milt.: 86 Cent. ÜberO. TageSstkscktchre. DeutsLeS Reich. Reichstag Sittzung vom Montag. Auf der Tagtsordnung stand die erste Bcrattnmg teö Gesetz-' entwur'S, bttrciicnv die Ausnahme einer Anleihe von tt.RO.OiM Mark sür Zwecke der ckclegraphcnvcnraünna. Gencial - Post- unv Tcirararhen Diecktor Skcvl an emp ahl die Anleihe, weiche zur Vermehrung der Lelegraphtnstatwncn um t>47 neue Stationen z und zu verschiedenen ans reu Verböserungen aus dem Gebiete beö TelegraphcnweicnS bestimmt gewesen. ES sind blöder 432 neue Stationen eingerichtet und zwei Kabel gelegt worden, wo durch die Kredite pudessen bis ans 2,200,000 Mark aiugebranckst sind. Die verlangte Anleihe soll nunmehr zur KomUctirung der noch kehlenden Stationen, sowie bcivncers zur Legung eines unterst'liehen Kabels von Berlin nach Halle bienen, wobei man Gelegen!) it haben wirb, alle Erfindungen, welche neuerdings zur Vervollkommnung iinicrirdlschcr Kabei-Leltunge» gemacht worden And, sich zu Nutze zu machen. Dagegen erklärte sich Abg. Grnmbreelst mit großer Entschiedenheit gegen eine weitere Ver mehrung der Telegraphenstationen. eine seiner Meinung nach >bck>st unprovuktive Ausgabe, dir nur dazu bisnev würbe, daö erhebliche Defizit ter Telegraphmiverwaltung zu er» !e Behauptung de» Redner», daß obne dle vlelen Telcgraphenltnlen der „Börsenkrach" >veit weniger heftig gewesen schon deute nkMrn» Die Telcgraphenltnlen der „Bssrsrnkrach" wett weniger heftig ge wäre, erregte die stürmische Heiterkeit de» Hauies. — Direktor Stephan erkannte an, baß eine Quelle de» Defizit» der Tele» arapbcnverwaltung allerdings tn der großen Verwehrung der Stationen gelegen, weil insbesondere durch die getrennte Ver» waltuug der Posten und Telegraphen Mehrkosten erwachsen seien, welche künftig nach der Verbindung der Post- und Telegraphen» stativncn großrntbetl» wegfallen würben. Dagegen bleibe die weitere Ver,nevrung der Stationen, bezüglich welcher Deutschland noch Immer hinter der Schweiz, Belgien und England zurücksteht, ein unbestrittenes Bedürfnis; tev Verkehr». — Die Vorlage wurde an die Bubgetkommlssion verwiesen. - Die folgende erste Be» rathung beö GesctzentwurlS. betreffend die Erhöhung der Brau» stcucr, würbe durch den Reichskanzler Fürst BiSmarck selbst eröffnet, der, bevor er in die Erörterung des Projektes selbst etntrat» sein Bebauern darüber auSsprach, in Folge seiner angegriffenen Ge- sniibbelr behindert gewesen zu sein, der Eröffnung de» Reichstages belzuwohncn. Er hätte vielleicht seine unlreiwtlllge Abwesendest noch länger ausgedehnt, wenn nicht die lebhaften Appellationen der Presse »nb besonders beö Abg. Richter an sein Pflichtgefühl in letzter Zeit so häufig geworben wäre». Gerade von Letzterem fände er eine solche Appellation nicht ganz billig, da Richter ihm baö Negieren ganz besonbcrö erschwere. (GroßeHeiterkeit.) Sollte sener sich einmal in seiner, bcS Minister», Stellung befinden, so hone er, ter Reichskanzler, daß auch Richter seinen Richter finden werbe. iGroße Heiterkeit.) Ich bin wirklich hierin in einer schwierige» Stellung. Wenn ich erkläre, haß meine Kräfte nickst mehr tc» Arbeiten gcnüsst», und Ich gesünderen Kräften Platz machen muß. so wird das alö eine Art von Felonie betrachtet mW die Presse apprllirt an »nein Pflichtgefühl, an meine Vatcr- lantSlirbe. währenv mir der Appell an te» Arzt erwünschter wäre. Die Presse geht ja darin so weit, mir letzt auch mit dürren Worte» porzuweric». cs wäre mir ja nicht gestattet, mein Ge halt in Varzin zu verzehren. ES tsl ba» doch ei» kleiner ihatiächllchcr Irrthum. Mein Gehalt verzehre ich hier in Berlin, bevor leb es noch im Sommer verlasse. (Heiterkeit.) Ich nctß nicht, ob die Gebankt», bl- ich über Sttuerrefonn habe, im Allgemeinen Anklang finden. Wenn ich zuerst vom Stand punkt lediglich des Reiches spreche, so habe ichdgSBceürsnIßeiner möglichste» Vcrmlndcrung, wen» nicht vollständigen Beseitigung der inattiknlarcn Umlggcn. ES ist das wohl kaum bestritten, daß die Form der Malrikuiarumiage eine solche ist, die dencoutribua- le» Sraat nicht gerecht nach ccm Vcrhältniß seiner Leistungs fähigkeit lrM. ES Ist eine rode Ferm, die zur Auöhilie dienen kann, so lange man in dem ersten Ingcntalter tcS Reiches dem selben eigene Einnahmen z» verschaffen nickst vollständig in der Lage war. AnS bemGtiichiöpuiikt bcrBeicstigniig de» Reichs tag Reich Ist jung im Vergleich zu den einzelne» Staaten, ich möchte sagen, bet allen de» Knock'cnörüchen, denen Deutschland iin Lause der Jahrhunderte ankgcictzt worden ist und deren Hei lung jetzt versucht ist, da ist der cullu, ider neiigebllbete Knochen, der tie gebrochenen wieder vereint. Anin. b Red.) noch nicht wieder so seit verwachsen, daß,licht Verstimmungen öderem starker Druck parlamentarischer Machtprobe u. dcrgl. daö Reich empfind licher treffen sollten, al» den Partikularstaat. Denn dem unS eingeborenen StammeSsontcigesühl entsprechend, ist ja bei uns die vxistenz tco Partikularstaats bisher vielmehr in suoemm «i lmnxuinom gedrungen, viel naturwüchsiger, noch heutzutage lebenSkrästiger zum Ucberdaucrn von Stürmen a!S baö neue ckiclch. Je mehr gemeinsame Rclchocinrickstungen wir schaffen, ic mehr gemeinsames Reich-vermögen. desto mehr belestlgen wir das Reich. Wenn das Reich zu Grunde geht, was Gott verhüte und verhüte» wirb, io würde la die Sache fick) nicht in nicht- auilöscn. wie bei anderen Staaten. sondern cS würde der statns guo rüste, eintrctcn. Der p re n ßts che P a rt I k n l a r t Sm u ö. der mächtigste unb bei wettem g es a h r l i cl, ste. mit dem wir zu thnn haben (Heiterkeit). würde aniichnestcn in einer ungemein lchenökrästlgeil Weise: — also daö Unglück, daö Reich zu zerstören, ist für nnscre deutsche patriotische Empfindung ein außerordentlich schweres; aber materiell ist eine Wiederherstellung einer dem allen BuiideSverhältniß ähn lichen Einrichtung vielleicht iür Jeden auSzuhaltcli, der nickst etwa selbst Bundestags-Gesandter gewesen ist. iHeitcrkcit.» Wenn Sie die Stcttcriisicn anschcn und streichen die Einkommen steuer von ll)00 Thir. und biS zu 2000Tb!r. unk zlcbc» nur Die zur Einkommcnstcncr heran, die mstck allen Umständen a!S wohl habend zu betrachten stnb, bann halte ich tie Steuer iür eine richtige, aber nicht einträgliche. In, klebrigen aber ist baö Ideal, nach dem ick, strebe, möglichstauöichlicsilich durch intlrectc Steuer» den StagtSbctari anizubringcn. Die indircctcn Steuern — waS auch theoretisch gegen dieselben gesagt werden mag - sactlsch Ist, daß man sic weniger sühit. Eö ist schwer z» berechne», wie viel der Einzelne bcml.lt - ter Einzelne kann sich nickst genaue Ne- chcnscbail darüber ablcgcn — und wie viel aus andere Mitglieder abgehärtet wird. Von der Kiasscnstcncr aber weiß er ganz ge nau. waö aui ion kommt, und cS ist so wunderbar, wenn man bei intircetcn Stenern »st; einem Mitleid, baS ich früher einmal alö heuchlerisch ,>.n bezeichnen mir erlaubte, ich will den Ausdruck heule nickst wiederholen, um nicht denselben Unwillen zu erregen — von der Piclic tcS armen Mannes, von dem Lickst tcS armen ManneS ivrielst und demselben armen »Manne seine Lebenslust, seincu Albe,» besteuert, denn die bireele Ltc-ucr muß er zahlen, so lange er atbnict, wenn er stirbt, ist er trci. Bet der tirectcn Steuer wirb nickst bangch gekragt: kannst Du Deinen Trunk Bier nnkcr Umständen entbehren? kannst Tn weniger rauchen? kannst Du die Beleuchtung dcö Abcntö ctr.schränkcn? sonder» so muß er .zahlen, er mag Gcik haben ober nickst, er mag verschnlbek sein oder nick t. und waö baS Schlimmste Et, cö folgt die Exemtion, und nickstö wirkt aus tie Gemütber mehr, alö taS Ereguiren von Steuern wegen weniger Groschen, die kür Den, der stc zahlen soll, augenblicklich nncrichw nalich sind. Der Groschen Ist gleich einer Million iür Den, der ihn nicht hat und ihn nickst im Augenblicke tcr Fälligkeit erschwingen kann, und der sich sagt, io und so viel kriegt bstscr Beamte Gchait, so und so viel geht auf unnöthig schcincnkc'A uSgabcn lmd ich wcrdcl,icr um mein biSchcnGeldcreauirt. Lolche- Elend kommt von tirectcn Stenern. Ich bekenne mich un bedingt zu tcm Listen, der intircctcli Steuer». Wenn ick, mich an die BErstener halte, so din ich der Meinung, daß auch der Nickstbierkrinker an dieser Blerstciicr seinen erheblichen Anthcll tragen wttr. Er braueist Dicnsttclstnngc» in großer Menge; nicht bicö die direclcn Dicnsticistungcn eines DomcsI ken im Hause, der dock, auch an das Bier acwöhrst ist und dasselbe in seine» Lohn verlangt, sondern Dicnsllcisiui gen, die sich die Handwerker untereinander Eisten. Ick, werde In tc» Paar Stiefeln daö Bier, daö der Schuhmacher zu klinken pflegt und waö zu seinen täglichen Bctüvsnll cn und Gewohnheiten gehört, vergüten müssen pro inin purto iHettcrkciN Und so könnte man tie Beispiele b!ö Ino Unendliche vervielfältige»; durch versteuertes Brod. durch versteuertes Vier und versteuertes Fleiick, wirb aber jede der Dienstleistungen, tie wir von einander verlangen, »in so viel versteuert aiö netbtg ist. um den Dienst, leister respektive Beriertlgcr dcö gebrauchten QbjckteS in tie Lage zu verletzen, daß er seinen Bcdürinissen nach erisllrci, kann, iltto Gegenstände ter Verzollung und zugleich einer cnlsprcchclidcn Besteuerung im Ilttemre irhe ich im Ganzen an ticlcittgcii Ver zehr»,igogcgei,stände deren man sich, clme taS Leben zu schädigen, in gcwistcm Maße wenigs'tcnS zu enlhctttcn vermag, wo man In gewiffcin Maße den Regulator seiner eigenen Beiträge zum bi- icntiichcn Stcucriäckel in Io weit ln der Hand ha', daß man weist, wenn ick, zwei Seidel trinke, so zahle ich zwei Pfennige, — soviel mag daran, kommen, leb weiß cö nick t — und wenn ich zehn Seidel brauck'e. so zahle Ick, zehn Pfennige, dasselbe ist der Fall mit dem Kaffee und Vor Allein u.it dein Tabak. Ich kann die Zeit kau», erwarten, das, tcr Tabak höhere Summen steuert, so s hr ick, scbci» Raucher baö Vergnügen gönne; und ähnlich steht eö auch m t bei» Bier, Branntwein, dem Zucker, tcm Petroleum, und alle kieke großen VrrzcbrlmgSgtgcnstäi.te, gewissermaßen die Luxucgcgcnständc der großen Masse. Die LiiruSgegenstände der Reiche» würde ich sehr hock, zu besteuern geneigt sein, sic bringen aber kein CtaatSsäckcl nickst diel ein. Trüffeln unv Geint» pagcn, waS können die elnbringrn? Da kommen wir in eine Menge kleiner Gegenstände, Parlier roilettengegenstänre unb dergleichen. Ich würde fte mit dem Zolle unter Umständen sedr hoch seinen. Indessen würbe Ick, darüber keine Rath- schlägt geben, sondern nur im Allgemeinen da» Ehstem entwickeln, nach bem ich streben würbe, wenn sich diese» Str«»rn so kelcht real>tt"n ließt wie die Gedgnken. die eben leicht tm Kops des «tnand« wobnen. «dert» Hu«» d» stoßen sich lünlundzwanzia «tegierunaen und dl». HÄMtA«««» Interessenten unb die Pariinnente. ja^lbst schon bl«MIntst«ien. ^ durchgreifende Resonne» eine Herkülrsardelt, sür di« »Ine ganze Compagnie von Herkulesse» -- wenn der Plural erlaubt ist — mcht auUrlchend ^ Minlstrrvrrantwortllchkelt 7a ist dir Herstellung i^r^Eiistguiig über große^ «ür ble Blerbesicnerung dal noch estcueruna fürdiord« unvGüb» e Sübbeutschrn habe» eine sebr bteutsckstano viel mtdrP«o»Z aber auch sehr viel besser. wäre. Kachdem er autzsührilch sich ausgelassen, schloß«: DaSGe den große» Vorihcll, daß e» die deutsckilanv einander annäpert. S viel höhere Einnahme, weil in fi trunken wirb pro Kops; e» Ist aber auch sehr viel bester. Ich glaube, daß die Erpöhuna der Steuer vielleicht »Ü besserem viere ttihren wird, daß die runbe Flüssigkeit, die ln Norddrutschland zun, Thell unter bem Namen Bier gegeben wird, die Steuer gar nicht wertd sein wirb. Ich gebe mich also der Hoffnung hin, baß die Steuer da» Bier nicht verschlechtern wird, sondern un Gegen, thcil tie Steuerzahler bcn Ernst deö Geschäfte» etnsehen vud ein besseres Bier a!» blöder brauen werten. In dieser Hostnuug bitte ich Sie, baü Gesetz anzuwrbmen. (Beiiall.) Slngesickst» ver Strafgesetz - Novelle erinnert der „Volktzstaat" an ein Wort eine» unserer größten Erlininalisten» detz vor «rav« hundert Jahren geborenen Anselm Fcucrdach ibe» Philosophen Ludwig Fcuerbach Vater». Er schrieb vor mebr ai» m» Jahren, mitte» l» der Zeit der trübseligsten Reaclion: „Ein Gesetzbuch wirb geschrieben nicht kür dieGegenwart allein, sondern auch sür die Zukunst. Daruin dar! e» nicht aus bloß vorüber, gehende ungewöhnliche Zustände der Gegenwart berech net sein. Sollten die Folgen eine» kurz vorbergegangenrn Krie ge» au, da» Ueberbailknehinen bieier ober jener Gattung von Verbreck en, vielleicht beö Raube» oder anderer Verletzungen detz EigenthiiinS gewirkt haben, so wäre eS ein durchaus verkehrte» Unternehmen, tn dem neuen Gesetzbuch, wenn e» zuMia mit einem solchen Zeitpunkte zusammkiitrlfft. die Strafe gegen solche Vrrbrcckien über baö »Maß de» gewöhnlichen Strasvrrbältnlsse» zu steigern." Wir haben schon wiederholt daraus hingewlesen. wir sich der rcactlonäre Charakter der Strafgesetz - Novelle eben darin kennzeichne, baß sie ihre Vorschläge aukUebergangö-Zu. stä» de stütze und baß sie somit nicht» weiter sei, al» ein Erzeug- niß der traurigen Gelegenheit-gesetzmacherrl, an tcr wir nun nachgerade lange genug kranken. Berlin. Am Sonnabend Abend bat wleder^etue große FeucrSbrunst baö Fabrlkctabllsscment der Herren G. und Kcftier, alte Jakobstraße 120, fast bi» aus den Gnmd zerstört. Daö Grundstock ivar fast ganz mit Fabriken angrsüllt, ein mäch tige» Gebäude mit Doppelliclst von 5 Etagen Höbe und ir Doppelfenstern Breite. Die Keller- sowie die Parterrr-Lokalltä- ten bienten der großen Posainenlierwaarensabrl! der Eiaentvümer als Lager- und Comptolrräume; in der ersten unb in der Häute der zweiten Etage waren die Stühle und ArbettSrLume unterae- brackst. Die andere HäUte Ver ziveiten Etage hatte die Näh« inaschlneniabrlk vo» Dobm u. Lilodrow lnne. In der dritten Etage befand sich die Elsenvcln-Luxuv-, Hlrschbornwaaren- un» Fächcrfabrik von Hclnemaiin. in der vierten Etage eine Tischleret eine Klaviaturfabrik unb mehrere andere kletncrr Fabriken, — mit einem Worte, ba» ganze HauS war von oben bi» unten mi> ieuergekährlichen Stoffen angefüllt. Sim Sonnabend Abend wur den die Fabriken wie gewöhnlich um eine Stunde früher av schlossen, ohne daß irgend etwa» Befremdliche» sich bemerkba« machte. Bald nach L'/»Uhr bemerkte man von den Hinterhäuser« der Feiincrstraße au» In de» Eckfenstern der Hememann'sche» Fabrik eine ungewöhnliche Helle, und che man sich über die Na tur derselben recht klar werten ober die Bewohner de» Hause» rer alten Jakobstraße verständigen konnte, brach auch die Flamme schon mit ungeheurem Schwalle zum Fenster heran». Da vom Hole der asten Iakvvstraße aus die Flamme von dem mächtigen Gebäudesast verdeckt wurde, die Gefahr also nicht tm vollen Maße erkannt werten konnte. gab die benachbarte Polizeiwache den telegraphischen »ins „Klein Feuer" an die Hauptstation am Molkcnmartt; die zuerst eingetroffenen Sprttzcnlrute bemerkten jedoch sofort die Größe de» Brandes, unb nach etwa 10 Minuten vcrsaminelte tcr Aiarliiruf „Greß Feuer!" die gesammtrn dispo niblen Fcucrwchrmannschaftcii, ihren Direktor Hanptmann Witte, zum ersten Male in brr Feuerwehr-Ilniform, an der Spitze, auf der Brandstätte. Schon stand die vierte Etage unb baß Dach an der Ecke nach der Felliierstraße zu in Flammen und selbst nach der zweiten Stage hatte sich ba» Feuer bereit» durch den Fuß boden bindurck) gefressen. Da» leichte Holzwerk in den Fabriken des dritten unb vierten Stock» gab dem Feuer so nachbaltige Nahrung, daß tie intensive Hitze jedes Versuche», sich dem eigent lichen Herde tc» Brande» zu nähern, spottete: die mit Todes verachtung vom Hole der Jakobstraße auö mittelst Lettern m dir dritte Emge elngedrungenen Feuerwebrleute mußten dem über» mächtigen Elemente weichen und sich ans den Schutz der anlie genden Gcbäude beschränken und zwar mit gutem Srwlg, wenn- .ttcick, die Rettung der Hinterbäuser bet der fürchterlichen Giutb fast wie ein Wunder erscheint. Gegen 10'/- Uhr staub da» ganze mächtige Gebäude tn der dritten und vierten Etage «n Flammen; eine kolossale Feueriäule lohte, de» unaushörilch niebersaUcnbrn Regens spottend, zum Himmel empor. Leuchtkugeln gleich durch» sck'vsicn die blauen Funken deö brennenden Zinke» der Dach- beklcldimg die Luft, während die sprühenden Funken der Holz, und Wollenwaaren bi» zur Koch- unv Markgrasenstraße flogen, lim 2 Uhr waren die drei noch übrigen Geschosse der Fabrik so grüudlich unter Wasser gesetzt, daß der Brand nicht mehr weiter wrtschreltcn konnte, unv gegen 5 Uhr Morgen», nach siebenstün. digcr Harrer Arbeit, war da» Feuer vollständig gelöscht. Die Brandstätte bot am Sonntag Mittag einen grausigen Anblick. Die gewaltigen Räume, in Venen Tag» zuvor noch Hunderte ae» scl'ättlger Hände walteten, sind Ruinen. Ein Theil der Umsas» sungöinauer der obersten Etage ist In Folge der großen Hitze etn- gestürzt; der übrige Theil muß schleunigst abgetragen werden, um rem Zusammenstürze vorzubeugen. Die Maschinen und Stühle in der ersten Etage und tm Keller sind durch die Ein wirkung der Nässe zum größten Lbclie rutnirt. Da» Lager im Barterrc gleicht einem trüben, schlammigen Lee. daS Kesselbau» ist zertrümmert, der Maschinenrauin hinter bem GcbäudE ein Ehaoö. Auf dem Hoie erhebt sich ein bl» an den ersten Stock hinanrelck'ciiter Schutthaufen. ,.E» geht nichts über Rudolstadt" lautet rln tbllrlnalsche» Sprüchwort. «ln dasselbe wurde man durch eine tn diesen Tagen vor dem fürstlichen KrclSgeriedt zu Rudolstadt avgebanbeltr Strai» prozrßsciche erinnert. ES handelte sich um nicht» weniger, al» um eine MajcstätSkcicidigung. welcher sich der Chemiker Srdmann auö Alt-SaaUeid dadurch schuldig gemacht haben sollte» daß er Sr. Durchlaucht dem souveränen Fürsten Gcora Alben von Schwariburg-Rudolstadt bei einer Spazleriahrt mit seinem Wa- gen nickst ankgcwlchcn sei. Durchlaucht fuhr nämlich hinter bem Wagen des jheinikelS Erdmanii, der mit seiner Braut eine Spa- zicriahr» machte, der durchlauchtigste Wagenienker knallte mit der Pritsche - Durchlaucht fuhr mit zwei Pferden — Erbmann aber hatte keine Ahnung, daß hinter ihm der Fürst und Herr keS Lan des, in welchem er sich befand, gefahren kam. Darin nun erblickte der fürstliche Staatsanwalt tn Rudolstadt, vertreten durch einen Herrn Holrath Sck'äicr. das Verbrechen rerMaiestätSbeleldlaung. Zwei Monate lang sollte Herr Erdmann dafür l» der einsamen Geiängnißzelle büßen. Der Gerichtshof konnte jedoch nicht die llebcrzeugung gewinnen, daß Herr Erbmann den Souverän von Rudolstadt habe beleidigen wollen. Kr wurde sreigesprochen und — Schwarzburg-Rudolttabt ist um einen vcrurtheiiten Beleidiger der Majestät ärmer. Durcki plötzlich eingetretenes Hochwasser der Kinzig, da» die in derselben lagernden Flosse loSriß und in ben Rhein/kleb, sind sämmtliche Schiffsbrücke» und Fähren über den Rhein zwischen Straßbnrg und Marau incl. zerstört und deren Ponton» rhein» abwärts getrieben werken. Die hierdurch eliigctrclene Verkehrs» störung wie der verursachte Schaden sind sehr groß. - Oesterreich. Graz, LL. November. Die Ursache de» vor gestrigen Einsturzes bei dem Schulhausbau war. den commtssto- „ellen Erhebungen zuiolge. die Ucberiaslung eine» den Abvpt- Ve>i»lIationSsch!m,ch enthaltenden MaucrpIctterS mltGtrüstdaiken. Man zählt vier Golste, einen Sck'wcrvcrwunteten, sieben Leicht verwundete. Die Anzahl der Vermißten Ist noch unvekannt. Frankreich. Der Kapitän der in Flammen ausgraangrnra Panzcmcgatte „Magenta", Herr Galibcr». wirb dem Gesetze vom 4. Juni I8ff8 gemäß vor einem Kriegsgericht erscheinen, welches, wie folgt zusammengesetzt Ist: Präsident: Vleeadmiral Bourgoktz; Mickstcr: die Kontreavmirale Thomasset, Büret, de Fagotte» und Amet und die FreaattenkavltSn« Vicarv und Lacour-Sstarivau,
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