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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.01.1926
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260115014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926011501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926011501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-01
- Tag 1926-01-15
-
Monat
1926-01
-
Jahr
1926
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 15.01.1926
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»Mim »««ln <7 rtemri-ehe Umschau sM, IS, sWltt IM ' Drei Lebensläufe. Nkue Romane, besprochen non Erwin Le Mang. Bon der geistigen Verbundenheit der Angelsachsen und -er Deutsche» durste man vor zehn Jahren nichts sagen. Shakespeare wurde sür uns reklamiert, Dickens und all die andere» Groben der englischen Dichtung wurden nachdrück, lichst beschwicgen. Damals natürliche Zcitsolacn. Heute ver kehren die geistige» Glltcrzüge schon wieder interuational. Deutsche Verleger diirsc» u»S wieder englische Autcerc» nahe- bringen, und der Drei-Masken-Verlag in München erwarb sich ein Verdienst, wen» er ein so schätzenswertes Werk wie „Das Kartenhaus" von A. S. M. Hutchinson i» der Uebersctzung von Ha»ns v. Gumppenbcrg der deutsche» Lescrwclt üderantwortcte. Ei» Probleni-, ein Tendenzrvuian, der uns zu anstrengendster Arbeit versklavte Deutsche noch weit mehr angeht, als das ans hundert -Hilssgncllcn sich speisende England. Das Probien, der erwerbstätigen Kran. Die Rückwirkung des Berufes ans Famillcnglück, Heimanf. bau, Kindererziehniig. Ilm es gleich z» sagen: auch Hutchinson kommt in seinem Beispiele zu einer sehr abschätzige» Wertung der ansierhänslichen Arbeit der verheiratete» Krau. Und er spitzt die Sache noch zu, indem er seine Heidin Nolalic Aubnn sich dem BcrnsSlebe» freiwillig, begeistert für ihr Ideal mannähnlicher selbständiger Arbeit, zuwenden lässt. Also keine soziale Not, die sie widerwillig i» einen lästigen Pslichtenkrcis spannte. -- Mit köstlichem Humor wird unS im erste» Teil „Das Hans der Männer" geschildert, wie Rosalic in einem kinderreichen PsarrhanS ansivächst, in dem sich alles um die männlichen Lebewesen dreht, den verbitterten Vater, de» unlustig verbauernden Landpsarrcr. die eigen willigen Brüder. So ivie die staiinenöwcrlcn „Männer" will auch Rvsalic einmal ans eigene» Kühen stehe», in ihr kind liches Gemüt gräbt sich die Furcht ein, etwa auch später ein mal so ein unterdrücktes zweitklassiges Geschöpf z» werde» wie alle die, die sie »in sich sicht, voran die zarte, ganz ihrer Kamille dienende Mutter, aber auch die ans das .'sticken der Augenbrauen von Vater und Brüdern gehorchenden Schwestern. Ihrem früh erwachten Wunsche. Kaufmann z.» werden, genauer: ins Banksach zu kommen — ein in den Kahren, wo unsere Erzählung anhcbt, zumal für Inngc Eng länderinnen, unerhörter Wunsch — wird Erfüllung. Vorerst freilich-musi auch sie Lehrjahre dnrchmachcn in Untcrrichts- anstalten Londons, von Frauen geleitet, von gleichstrebcnden Mädchen hcsucht. In diesem zweiten Teil: „Das Haus der Araa.cn" verwandelt sich Rosalicns Bewunderung der Männer in kalten Hast gegen diese anmasilichcn Geschöpfe, genährt an der sic empörenden Beobachtung, wie die Wciblcin aus die Männlein hvsfcnd lauern, diese lene unwürdig »ingirrc». Da, auf -der Höhe ihrer herbe» Mädchcnsprödigkeit, glaubt sie sich zw dem AnSspruch berechtigt: „DnmmcS .'seng, wenn die, Männer behaupten, die Frauen seien Katzen! Die Männer sind's! Alle Abarten sind bei ihnen vertreten: .zahme Katze», Tigcrkatzcn, Wildkatze», Chester-Katzen. Kater und herrenlos nmhcrirrende Katzen!" Arme Rvsalic, die Ihre künstlich ansgcplc slertc Männcrseindschast beim erste» zärtliche» An'priing eines dieser gehassten Kater in Liebe zerschmelzen sah und glücklichste Braut und Gattin Harr» OccicvcS wurde! Glücklich auch, weil sic nun „Im Hause -er Kinder" es durchsetzen konnte, ihren höchst erfolgreichen Bankierbcrnf weiter auSzuilbcn. HauS, Gatte und Kinder schienen in einem höchst kvmsorlabel geführten Leben bestens zu gedeihen, denn auch Harri, zählt»! wie sie ze.i den Grost- verdicnern. Aber im vierten Teile: „Das Karienlmns" wendet sich'S zur schrecklichen Tragödie. Es war doch nicht gut, dab die Krau dem Heime, daS im Grunde kein's war. sich so entfremdete. Die Kinder, ungeeignetster fremder Er ziehung überlassen, werden zu kaltherzigen, selbstsüchtigen Ge- schöpfen, verderben — mitten im Wvhilcbcn — a» Leib und Seele, gehe» unter, und wir sahen daS schwergcprüsic Paar in trcisilvscster Verlassenheit, wenn der Dichter »ns nicht den AuSblict gönnte, da» sic sich nach allem Leib doch am sittlichen Wicderanksiicg wenigstens eines ihrer Kinder und an der Pflegschaft eines Enkclchcn ao srichte» werde». — Dimer Roman voll glänzender Charakterisierung, farbig htiigcstelltcn Episoden, durchllankt mit jenem Humor, de» wir an T'ckens so liebe», vcrbienlc einen grvstcn Erfolg auch bei uns EI» Menetekel sür viele, die über ihrem össcniliche» Wir'c» ilirc nächsten Aufgaben versäumen, daneben eine höchst unterhalt same Lektüre, bcs der rS nur die wenigsten stör -n wird, das, auch hier zuweilen die altbewährtesten Mittel der Rührung und absonderlichen Ucberraichnng in liebenswürdigster Un- bcsangenheir angcwcndet werden. — Wenn der Name Hermann LInt kein Pseudonym sür eine Verfasserin sein sollte, so hat er doch in seinem Roman „La d y E hr i st 1 n e u „ d mein Prinzipal" lVcrlag Ullstein. Berlin! den nllerüberzeugcnLsten Eindruck erweckt, das, Sieker Roman die Niederschrift einer Bankbcamiin sei. Eine Ich-Erzählung von so psncholvgischer Wahrheit, i» der keine Zelle dcm Charakter der — angeblich — Erzählenden wi-dcr- spricht, ist an und für sich ein hoher ästhetischer Grnust. Die Kabel scheint nur remanhalt. daS Leben wirkt noch viel buntere Teppiche. „Mein Priwlpal". Mathias Senner, einer der Grobe» unter den deutsche» Handelsherren, hat in Theaterbiva als deren angeblicher Sohn aufgeschwatzt, gerät ganz in den Bann einer anderen modernen Hetäre, mit der er in sehr zweifelhafter Rolle in der Parlier Welt. >vo sie am verderbtesten ist, herninziei», bis uns die Geschichte mit einer mageren Andeutung entlässt, das, sich das oerweibste Bllrschlein doch noch aus diele», Sumpfe hcrauszieben wird Die grobe Kunst der Charakterschilderung, die kciinlntSrcichc Milie,c>darstcllu»a der Kopcilluigcner und der Parlier Kreise, das lieblos getreue Unterstreichen des Hässtichen in der Mcnschenscelc mag diejenigen ergötzen, die in der vollendeten Wiedergabe des grausame» Daseins — gcwib mit Recht — auch den Beweis grober künstlerischer Kraft erblicken. Pouleta. DaS 825 Seiten starke Werk des Tirolerö Friedrich F ü r st W r c d e: „P o l i t e i a. E i n R o >» a n a u s jüngst vergangenen und zukü listigen Tage»" «Verlag: Ernst Hofmann S, Eo., Darmstadi und Leipzigs wird weil über Oesterreichs Grenzen, besonders t» ganz Deutschland ctncii starke» Widerhall finden. Bei prachtvvüer Geschlossenheit und dramatischem Ausbau, bei schöner packender Sprache und über- reichem Inhalt muh daö tiefgründige und dvch sür aüe ver ständlich geschriebene sormvvüeiidele Buch stark sesieln. Unter PvUteia versteht Aristvlelcs jene Regicrungssvrm, bei der die Gesamtheit der Bürger das Gemeinwesen zum Bene» aller verwaltet Demvkralic dagegen nennt er die .Herrschaft der zwar vielköpfige», aber immerhin nur eine» Teil der Ge samtheit bildende», heute diesem, morgen senem zujubelnde» Ni enge. Der Verfasser meint, dab die Nachfahren des Aristoteles verlernt habe», zwischen der die Krctheit ver bürgende» individualistischen Pvliteia und der hcrrschiüchtigen kollektivistischen Demokratie zu unterscheiden Er holl daher den staatsrechtlichen Begriff Politeia aus der geistigen Rüstkammer wieder hervor. So entsteht nun ein Werk, das zugleich ein Staatüroman, Wcltroman und Heimat- roman ist. — Noch einmal spielt sich das Drama des ganzen Weltkrieges vor unseren Auge» ab. Wir erleben den Untergang der att- chrmürdigen österreichisch-ungarischen Monarchie, den Zu sammenbruch Deutschlands, aücö Erhabene und Grobe aus den Schlachtfeldern und daö Gemeine in der Revolution und Nachkriegszeit. — In Salzburg, in der kleinen Alpen- residenz des „Primas vv» Deutschland", hat sich ein Freundeskreis zusammcngeiuiidc», gemeinsam Leid und Kreud' tragend. Da ist der ehrwürdige Hosrat v. Schweller, der TypuS des alten österreichischen Beamten, besten Den- ken nur Im staatlichen Gleise läuft und besten Gattin, eine italienische Gräfin, zwar eine loyale Ocsterrcicherin ist, aber sich im Lause dcS Krieges immer mehr als Italienerin fühlt. Die Tochter Elisabeth, verheiratet a» den Grasen Klink, dessen Besitzungen in Galizien an der polnische» Grenze liege», erträgt heldenhaft das Leid, als der schwer- verstümmelte Mann aus rusiischer Krtegsgciangenichast heim- kehrt, und bcs Hofrats Sohn Heinrich eilt, als Heizer ver- kleidet, auS Amerika in die Heimat, um sich den goldenen LeuinantSstern aus dcm Srhlachtscide wicdcrznholen. Da ist die prachtvoll gezeichnete Gestalt des Barons Grottmann, dcS Onkels „PartibuS". dcm die Fröhlichkeit ans den Auge» strahlt wie ein unversiegbarer Born and der Tiefe der Seele und der trotz keiner ivcitzen Haare mit seinen Tiroler Standichllyen aus über zweitausend Meter, schneebedeckten eisiaev Hööen aus- harrt: et» Urbild der Treue, der lieber zugrunde geht, als da» er a» seinem Hunde, der ihm mal das Leben gerettet, zum Hundsfott werden wollte. Und dann scnes eigenartige Ehe paar Urolal, das aus ein sturmbcwcgtcs Leben zurückschaut. Wcra, die Tochter eines russische» Generals, gehörte frühzeitig einem revolutionären Gchcimbund in Riga an und lieb sich vvn Georg Urvtal, dessen HauS in Gens Trcfspunkt Revoluito- närcr jeder Schattierung war, entführe». Zu dcm Freundes- kreis gehört ferner der Menschenfreund Maldcrlin, der bei allen theoretischen Geipräclxii nur der Begriff Staat und bei allen Erscheinungen während des Krieges und der Revolution »ui ein klassisches Scitcnstück nie verlegen ist, im Studieren der Klassiker seine innerste Befriedigung findet und. mitten im Leben stehend, in seiner Herzensgute Hilst, wo er Helsen kann. Nu» ziehen die welterschiitterndcn Ereignisse an uns vorüber. Für uns Dcntiche ist es änberst interessant, zu ver. folgen, wie in Salzburg die unselige Tat von Scrasewo und der „diplomatische Schritt in Belgrad" beurteilt werden. Die damalige österreichische Politik wird mit scharfen Worte» ge- geistelt. Wir erleben dann die aufregenden Tage bis zur Mobilmachung, de» AnSmarsch der Truppe» und neben den knorrige» Gestalten der Flöber, Kägcr und Holzknechte vom -Hochgebirge und dcS baiirische» Bergführers Otto Glatz, der 1014 nach Empfang des MobilmachungSbeschlS sein treu herziges „I kim glct!" von der Zugspitze, Deutschlands höchstem Berggipfel, telephonisch i»S Tal gerufen, sehen wir die Nörgler und Unzufriedenen, die Drückeberger und Bierbankstratcgen. Bald forderte der Krieg seine Ovfcr. Der „kleine Leutnant" Mark, der heimliche Bräutigam Gaby DchmcIIerS. fällt. DaS HanSmädchcn Mariandl erträgt den Heldentod ihres Franzi in wahrer Seclengröbc. sic hat ihn „dcm Kaiser halt schenken müssen". — Wie Ebbe und Klnt brausen die Miilionciihcerc vorwärts und rückwärts Zuerst schleicht die 'Not noch be- fch-i^n im Bemerk englischen Grase» geschlossen und nach dem frühen Tode der vom ihrer Familie verflogenen i»ngc>, Krau sei» einziges Kind in der Obhut der vvriichmcn Gros,eitern gelosten. Den Alternden packt die Schnft cht. sein Kind wcntgslcns wieder kennen zu lerne», und er schickt leine erste Beamtin, Dora MuiigeS. cbc'» die Erzählerin, »ach England, nach ihr z» suchen. Es fügt sich, das. Lad» Christine nach Berlin in daS Hans ihres sich ihr nicht entdeckende» Vaters kommt. Hier lernt sie einen Jugendgesptclcn, einen englische» Maler, kenne» und lieben, schwebt aber in der Gefahr, vvn ihrem adelsstolzcn Grostvatcr wegen dieser Misihcirat ebenso ver- stoben zu werden wie einst ihre Mutter. Senner entdeckt sich dem Grasen »nd erwirkt vvn ihm um den Preis, nie sich zu seiner Vaterschaft zu bekennen, die Einwilligung in die Esie Christines mit ihrem Maler. So kurz ans das Tat sächliche gebracht, ein Kinostösschen. Aber Tora M> tiges — oder Hermann Lint — versteht cS, daraus eine höchst reiz volle Erzählung z» gestalten, an der man das zarte Dämmer bewundern kann in dcm sich ihr eigener Lebenslauf gleich sam hinter dcm Erzählte» herauöhcbt. Die lebendige Schilde rung englischen GesellschaftSlcbcnS, die mcistcilich sestgehaltenc Leb nsstimmuiig der aus bewundernde Liebe zu ihrem Prin zipal cingcst"lltcn Erzählerin, die Fülle geistvoller Be merkungen. Erlebthcit verratend, daS alles vcrpflichlct, den Roman als den Beweis eines groben Erzählcrtalcnis z» begrüben. -- Die Geschichte eines Findlings gibt «nS Otto Rung, der Däne, in seinem Roman „Der Engel mit den Eselsohren", ibbcrsctzt von Erwin MagnnS IGsbr. Envch, Verlag, Ham'burgi. aber freilich eine Geschichte, io unergnick- lich und nicderzichcnd, wie sie sicherlich — nnd noch schlim mer — zu tausendmal im wirklichen Leben sich an solche» Stiefkindern des Schicksals vollziehen mag. K» frühester Kindheit scheinen ihm die Sterne, matlglänzend zumr, günstig zu leuchten, aber leine Je ngensjahrc verbringt er im gras,- lichcn „Heim" einer ganz üblen Winkeladvokaten - Familie, wird als — sehr femininer — Jüngling einer abgcblühtcu Zwaiigöwirischaft und mit ihr ieneS unheilvolle Schieber gesindcl. Zwischen crschütlcrndc» Schilderungen führt unS t>er Verfasser eine in Salzburg lebende französische Sprachlehre«!» Duval vor, die fest a» den Tieg Frankreichs glaubi und alS Wahrsagerin immer wieder aus das Walten der ominöic» Zahl 14 hinwcist. Prächtig ist die Gestalt eines sunge» lungen kranken Blumenmachers gezeichnet, der erst dem überseeischen Rattenfänger Wilson geglaubt hatte und dann den Betrüger crkgnnte. — Während ans dem ganzen Welthall Wasscniaccn von märchenhasicm Glanze vollbracht wurden, verschied in Lchönbrunn Kaiser Franz Jvieph, z» dersc'bc» Stunde, alS vvr allen Kasernentvrc» der österreichisch.ungarischen Mon archic der Hornist die Rctraite blicS Kn grvstcn Züge» schildert der Verfasser den weiteren Verlaus des Krieges, die russische Revolution, den Z»sgmme»l>r»ch der Mittelmächte das entsetz liche Ende, I» seine» vvn persönlicher Erlebniswärmc qe- tragcne» Schilderungen leuchten hervor, die vornehmsten Tugenden deö deutschen VvlkcS: Mut. Treue. Herzensgute, Pslichtbewubtsein und Idealismus Welche Regierung-Weile ist nun eine gute und erstrebenswerte? „Billigung verdient sedwcde stgolSrechtlichc Konstruktion, die geeignet erscheint, unter Gewährleistung der persönlichen Freiheit dcS einzelnen die Vorzüge des ganzen VolkSstammcs zu schönster Blüte zu entfalte»" Der Verfasser geht weiter und sagt: „ES ist nur recht und billig, dab berienige. der für den Staat in Notzeiten nicht kämpfen will, in FriedenSzeit über ihn nicht mit- zurcden hat." Und man kan» ihm auch beipslichtcn, wenn er sagt: „Hieb früher daS staaftt^e Musi: „Jeder Deutsche ist ver pflichtet", so wird daS neue Gesetz lauten: „Nur wer in der Stunde der Not freiwillig z» den Waffen greift — nur der ist ein Dcuischcr." — Ans diese Weise wird ».wischen der Ostsee und de» Alpe» ei» ncnorartctcS Gemeinwesen erstehen -> ein Staat von Helden, aeschmiedet in der alllb-nden Elle der Hcimatlicbc: die aristotelische Politeia deutscher Nation." — DaS gehaltvolle Buck«, dem ein grober LekcrkrciS zu wünschen ist, ist ein wertvolles Gcs^'enk sür unsere Zeit. Dr. EurtTrettschke. Die Strohe der Zehntausend. Von O. Z. KIötzel. Persien ist aktuell. Vor wenigen Wochen meldeten die Tageszeitungen, dab der sich im Anstande amüsierende Schah abgesetzt und an seiner Stelle Riza Khan, der Napoleon des Ostens, zum Herrscher auSgcrusc» ivorden sei. Persien steht augenblicklich mit im Vordergründe deS Weltthcalers. Es wird daher gcwib manchen interessieren, näheres über daS Land des Löwe» und der strahlenden Sonne zu erfahren, das Riza Khan mit starker Hand, grobem organisatorischen Talent »nd reicher mililärischcr Begabung i» erstaunlich kurzer Zeit zu einem geordneten StaalSwesen gemacht hat. In äubcrst lebendiger Weise werden die Zustände in Persien wie sie sich »ach dein Weltkriege entwickelt haben, von O. Z. Klötzel in seinem im Berlage von Gebrüder Envch in Hamburg kürzlich erschienenen Buche „Die Slrabe der Zehntausend" beschrieben. Der Verfasser hat lm Aufträge einer groben deutschen Zeitung an der Schmudc-Expcditio» tcilgcnommen und den Balkan, Kicinasien. Persien. Armenien, Kurdistan und Svimctru'blnnd dnrchanert und dabei zum groben Teil denselben Weg zurück- gelcgt, den vor 2ülX> Jahren zehntausend Griechen gegen die Perser zu Felde gezogen sind. Das Urteil dcS Vcriasicrs über die Schmude-Erpedition selbst ist allerdings vernichtend. Ohne jede genaue Kenntnis der Verhältnisse und ohne irgend welche gründliche Vorbereitung, ja sogar gegen die War nungen der deutschen Gesandtschaft in Teheran, hat Schrunde, ein ehemaliger Artillcrichauptmann, der bis dahin aus dem Gebiete des Stedlungswcscns erft'lgreich gearbcil hatte, eine phantastische Expedition nach Persien unternommen, die mit einem vollständigen Fiasko enden mnbte und auch endete. Bemitleidenswert sind nur die Familien, die sich in der Hoff nung auf die Gründnna einer neuen Existenz im Anslande blind diesem Führer anvertranten und sich nur zu bald in ihren kühnen Erwartungen bitter cnftänschi sahen Klötzel hat sich dann von der Expedition getrennt »nd ist leine eigenen Wege gegangen, die ihm reichlich Gelegenheit boten, Land und Leute. Sitten und Gebräuche der aus seiner Reise berührten Gegenden zn studiere». Er hat die Augen offen geholten und kann infolgedessen in seiner Mosaikarbeit seine interessanten Beobachtungen zum besten geben. Das Buch ist änstrrst ge wandt geschrieben, nur wäre cs zn begrüben, wenn der Ver fasser seiner Vorliebe sür Fremdwörter etwas wcnlger nach- gebcn würde. Eine gröbere Anwbl von der Persischen Tcppich-GZellschast in Berlin zur Verfügung gestellter guter obotaa^aihischcr Aufnahmen vervollstänbigcn die Berichte des Verfassers. W a l t l> e r Sch i e ck. „Wo -er Beroliirrch schreit". Von Hans HubertuS. Jagdgcschichten aus dein Ricsengebirgc. «Verlag von I. Neu» mann-Neudamin.i Nicht nur der Jägcrwelc macht der Verlag Neuniann i» Neudamm mit diesem Buche eine Freude. Es ist ein Hcimat- buch im schönste», edelsten Sinne. Denn ein Mann hat cS geschrieben, der mit stillen, ehriürchtigcn Angen in die Wun- dcrmelt der Ricienbcrgc geschaut hat viele Jahre hindurch, »nd dcm die Sehnsucht die Feder in die Hand drückte, als ihn das Leben von seinen Bergen verwehte. — Wohl, das Buch handelt vvm Jagen. Aber von einer Art Weidmerk ist in chm die Rede, wie sie schöner, erhabener und edler nicht ausgeiabt rverden kaünl Einem Mann, der ei» Menschcnalter aus der Hirschsährtc zugcbracht hat. ist der Schub nicht die Hauptsache «nchr. HauS HubertuS ist ein Dichter, ein Lauschender am Stein: einer, der i» Baum »nd Tier lein Mitgeschöps sieht: dem es etwas Heiliges um das Jagen ist und der froh- crstaniit immer wieder die hohe Gnade verivürt, die dem zu- «cil wird, der im deutschen Bergwald die Büchse führen darf. Durch dieses Buches Seiten zieht der Hauch der Berge, der Sturmwind oben am Kamm und das stille sauste Sause» in den tieferen, geschützteren Lagen, wo daS Rotkehlchen sein Abendlied singt in den svnnenvcrgoldcici« Fichlcndickunaen. Und unterm meterhohen Scbucc i» den Hochpläncn oben gluckst das Schmclzwasscr, »nd des Auerhahns Balzlied tönt von der bartbehanacncn Wcttcrsichte. Aber die allerhcrr« lichste Zeit aus den Bergen kommt doch mit dem Spätsommer, mit dem Herbst erst, wenn die Lust so klar, so klar wird wie daS edle GlaS aus der Jvieiineiihnttc, wenn der Mcnschen- schmarm sich verlausen bat und wenn dann, o Glück, aus den »»endlichen Dickungen der erste Trenzer des 'Rothirsches er tönt. der sackte daran geht, sein Nudel zulammenzutreibcn. In dieser seligen Zeit mit Hans Hnb-'rtns vvr der Jagd hütte stehen, hina»ssta»nen zu der »»endlichen, stcrncnüber- sätcn Himmelsglockc nnd hinablauichen in die Gründe und Nässen des Bcrgreviers nach dein markerschütternden Schrei deS Waldesköniaö — daS sind Eindrücke, die der Leser nickt so bald wieder vergessen «vird. Und noch ei» Vorzug dieses von dcm jung verstorbenen hochbegabten Kagdmalers Gerhard v. Lucke i'o schön illustrier ten Bnchesl Es ist eine Liebe in ihm zu den Bewohnern deS RiesengcbirgeS, eine milde, nienschensrcnndliche Art und Nei gung zum kleinen Man». Wahrhaftig, dieser Schlesier kennt seine LandSlentc in Art und Unart, in Lied nnd Sprache, wie nicht gleich ein zweiter. Allen Jägern, ober auch allen Wandcrfreundcn. allen Mit gliedern der RtesenaebirgSvcretnc lei cS ansS wärmste empfohlen dieses Buck eines gifte» Jägers und eines gute» Menschen! G. Platz. Don Blichern und ihrer» Scstvpsern. -sch Naabcö Briefwechsel mit Wilhelm Jcnsen. Die Familie Wilhelm Raabcs ist znrzeft damit beschäftigt, die Briese 'Raabcs an Wilhelm J-enien, die z» den schönsten ge hören, die Raabe geschrieben hat, zu sichten »nd zum Truck uvrznbcrciten. Es wird von der Genehmigung der Kamille Jemen abhängcn. ob gleichzeitig die Briese Jcnsciis an Raabe i>erössentlicht werden können. -sch Go-the in der tschechischen Literatur. Die tschechischen Schriftsteller beschäftige» sich ictzi eifriger den» ic mit Goethe. Wie Otto Pick in der „Litergriichei, Weil" miueift bereuet der Prager Germanist Professor Ottokar Fischer eine ilchcchl'chc Nachdichtung des Ursa nt vvr. Die „Wablver- n'gndlschafren" sind bereits von dem inzwi'chen verstorbenen Jindrich Fleisch »er vorrüglich ins Tschechische iiber- iragcn worden. Auch der „Wcriher" erscheint demnächst in 'checkischer Ueberiragnng in einer von dem siinaen G""biker Peter Dilllnger illustrierten Ausgabe. Einen Roman .Wertster", der Goethes Werk travestierend „pgrans'^siert", 'ästt der tschechisch« Dichter Karoslaw Maria erscheine», der bereits vor einiger Zeit eine Studie über G-^bbe oer- össcntiichie. ft Gedichte Shelleys im Fakturenbnch, Professor Vcck. der Anglist an der Londoner Universiiäl g'bt in einer amcri- säuischen Zeitschrift besannt, dasi er zwei bisher ungedruckte Gedichte Shelleys ansgcftindey habe. DaS eine davon ist eine Ueberketznng eines dcm Philosovben Plato zugcichrie, benen Epigramms daS bei Lucius Am leins fttien wird, dab andere ist betitelt: Verte bei der Ankunft deS Mann- ckrlpteS der „Eclandtne". Die beiden Gedichte sind a»s »n- bonutzden Blättern eines Fakturenbnch>'K nsed'-rq.-c^pi i,^n, dessen Herkunft sich aus die zweite Frau des Dichters zurllck- siihren läßt.
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