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DiesrS Blatt wird den Lesern' von Dresden und Umgebung am Tage vorher bereits al» Abend-Ausgabe -»gestellt, während es die Post. Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. Serugsgeblidr: Ne,«re«dnerNa»li§»kn' «Metnen >»,>kch »org.»«: d e «eucticr in ^ ' -- niulmen Ninoeb« .Imaebuna. . „ durm eiaene Bolen oiuire eliolal. eilialten . Wockentaaen.. die o»» oder Zeikitaae ioloen. Dieeden und der wo die Aulre «der «mmn ' Blatt a» Wocl, ui So»» oder »e dar Blatt a» Woclicniaaen. die ,»chl am Lon» oder oeiertaac lolaen. in zwei Teilattsaabc» adeud» und moraens »»aeslclll N ackdruil aller Sttukel u. Oriainal- llliitteilunaen nur niii dcuNi.<lier Onelikiianaave I.,Dresi>.Nachr. > znläilla,. S!aldlri>aii-l>e Lonorar- anivrillde bleiben unbenntliclittal: uiwerlaiiltte Manuttrwle werde» nicht auldcwalirl. Telearamm Adrelle: Nachrlchir« Dresden. L8SV Nerlag von Kiepscli L Ueichardt. /sureigen-cArif. Lnnakime von Anlündiaunaen b>« imchnnttaaL 3 Ukr. Sonn- und ireinlao« nur Mauenlimtze 38 von II dir '/,l lllir Die l ivalliae Grund «eile «ca s Süden« 20 . An limdiaunaen oui der Privaüeiie Zeile L Pia « die Livalliae Zeile als .Km aeiandl" oder aui Lertteile b-, Pia ÜnNummern nach Soun- und lleici la,en 1 der rlvalliae Grundzeilen so, «0 de, so »nd «0 Pia nach de wilderem Daris, Auswarliae Aul ttäae nur oeaen Voransbcznkluna, Bclcadläticr werden mil ro P«a. berechnet. Nernivrechauichluh: «in» I Sir. U und Sir. 3VSS Dnesrlen^. xr. Plsuensclie8tr. 20 Nr. 17V. S»itl,kll Neueste Drahtberichle Hosnachrichten. Amtliches Wahlergebnis, Sächsische Spaikaffen, Akademischer SäugerkominerS, Ausstellung deutscher Kolporlciaelileratnr, Gerichtsverhandiunge». Draga. Somttag, 31. Juni 1VV3. Neueste Dialitmeldungen vom 20 Juni. Hannover. Der Kaiser trat heute früh 8 Uhr 20 Min. die Reise nach Hamburg an Hamburg. Um kl Uhr 19 Min. lief der Kaiserliche Hof- zug langsam in den Dammtorbahnbos ein. Als der Kaiser dein Wagen entstieg. Ivurde er zunächst vom ersten Bürgermeister Dr. Burchard begrüßt. Der Kaiser reichte diesem, dem Bürger meister Hachmann und dem Senator Oswald die Hand, ebenso dem Gesandten v. Tschirschk» und Bögcndorsf und dem hansea tischen Gesandten Dr. Kluamann, indem er mit jedem der Herren eliuge Worte wechselte. Als der Kaiser sich die Treppe hinuntcr- begab, brach das Publikum in stürmische .Hurraruse aus. Dann eriolgte sosort die Abfahrt nach dem Fcsiplatze aus dem Rathaus- marktc. Im ersten Wagen fuhr der Kaiser, von einer Schwa- dron -Husaren eskortiert, mit dem Bürgermeister Burchard; die Senatoren und das Gefolge schlossen sich an. In allen Ströhen bildeten Schulen und Kriegcrveremc und eine vieltauscndköpsiae Menschenmenge Spalier, überall ertönten braulende Hochrufe. Um llfch Uhr hangle der Kaiser, sowie der Bürgermeister und die Herren des Gefolges ans dem Denkmalsplatze an. Der Präsident des Senats geleitete den Kaiser, der die Front der Ehrcukompagnie des 76. Regiments abgeschntlen hatte, unter das Hell. 710 Sänger aus Hamburg und Altona setzten daraus mit dem Wcihe- sied „Herr Gott, dich loben wir" unter Leitung des Komponisten Prof. Krug ein. Rach dein Gesang des Weihcliedes hielt Bürger- meiste! Burchard eine Ansprache, worin er dem Kaiser für sein Erscheinen dankte und aus die große Feil vor drei Jahrzehnten hinwies, sowie die Ausgestaltung der Reichseinheit, des Welt verkehrs und des praktsichen Christentums unter und seit dem großen Kaiser betonte. Nachdem die .Hülle gefallen war, besichtigte der Kaiser das Denkmal. Bürgermeisier Burchard legte einen Kranz in den Farben Hamburgs nieder. Ci» Vorbeimarsch der Ehrenkompagnic schloß die Feier. Daran schloß sich eine Früh- stückstafel auf der „Hohenzollcrn". Berlin. Dem amtlichen Wahlergebnis zufolge ist in Zabern lElsaß-Lothringen 11> Stichwahl zwischen Hösfcl iReichsv.s und Lcwitt Kreis. Ver s. In Neustadt a. S. iUntersranken 4> ist Junker- Hausen lZentr.j, nicht Moritz lZentr.j, gewählt. Wien. Dem „Jremdcnblatt" zufolge bezeichnet die hiesige türkische Botschaft das Gerücht von der beabsichtigten Ab dankung des Sultans als böswillig und falsch. ^ Wien. Angesichts des Umstandes, daß sämtliche größeren Staaten an der Ausstellung in St. LonIs sich offiziell zu beteiligen entschlossen sind, wild in hiesigen Ncgicrungskreiicn ernstlich erwogen, ob nicht auch für Oesterreich ans Gründen des staatlichen Prestiges eine offizielle Vertretung ans der genannten Ausstellung zu schaffen sei. Dieselbe würde einerseits in der Dele gierung eines staatlichen Koinmissnrs für St. LoniS, anderelseits in der Veranstaltung einer kleinen, aber wertvollen Regiclungs- auSstcllung mil rein repräsentativem Charakter bestehen. Paris. Meldungen aus St. Louis am Senegal zufolge griffen Man re nstä in me vom Flußufer das Torf Aliouty an, löteten 5 Männer und entsi'ihrten 32 Frauen. Madrid. In der Devntiertenkain m e r legte Finanz- minister Silvela das Budget für 1901 vor. Die Einnahme» wurden auf 1000033839 Pesetas, die Ausgaben auf 966377110 Pesetas, der Ueberschuß mithin auf 31656729 Pesetas geschätzt. Der Marineminister gab bekannt, daß die Regierung einen Geictz- entwnrs eingebrockt habe, wonach ein Geschwader gcichafsen werden soll, für das die Kosten in dem lausenden Budget nicht inbegriffen sind. Das Geichwader soll ans 7 Panzern, 3 Kreuzern und meh reren Torpedoboote» bestehen. London. Kardinal Vaughan ist heute nacht gestorben. OertltiheS und Sächsisches. Dresden. 20. Juni. —* Se. Majestät der König und Ihre König!. Hoheiten die Herzogin-Mutter von Genua und Prinzessin Mathilde haben heute vormittag 10 Uhr 19 Min. Sibvllenort verlassen und sind nachmittags 4 Nbr 3 Min. auf dem hiesigen Hauptbahnhofe cingctrosfcn. Bern hier begaben sie sich nach Pillnitz. —Se. Majestät der König wird nächsten Mittwoch im Schlosse zu Pillnitz eine Huldigung des hiesigen Königl. Konservatoriums entgegeiinchmen. —* Sc. König!. Hoheit der Kronprinz bcgicbt sich morgen nachmittag in Begleitung des persönlichen Adjutanten Hauplmanns v. Zeschau nach Thor», um dem Scharfschießen der Truppe» daselbst beizuwohncn. —* Ihre Königl. Hoheit die Iran Prinzessin Johann Georg »as in Begleitung des Herrn Hvfinnrschalls v. Mangoldt 5 llbr mittels Automobils in Slolpen voigestern Nachmittag ein. Nach kurzer Rast im Hotel „Zum goldenen Löwen", wo der Kaffee eingenommen wurde, besichtigte Ihre Königl. Hoheit das Schloß. Die Ri'icksahrt wurde »in 6 Uhr nngctreten. —* Ter Herr Kriegsminislcr Freiherr v. Hausen begab sich heute sriil^nacv Pirna, das er gegen Mittag wieder verließ —* Se. Majestät der König hat de» nachgcnannten Offi zieren und Mannschaften die Erlaubnis zur Anlegung der ihnen verliehenen Auszeichnungen erteilt und zwar: des Preußischen Roten Adler-Ordens 4. Klasse: dem Major Schramm beim Stabe des 12. Fußartillcrie-Regiments; des Komturkreuzes 2. Klasse des Sachsen-Wciinarischen Hausordcns der Wachsam keit oder vom weißen Falken: dem Königl. Flügeladjutanten. Obersten v. Criegern; des Reußischen — ältere Linie — Ehrcnkrcuzes 1. Klasse: dem Obersten de Vaux, Kommandeur des 178. Infanterie-Regiments: der Württcmbergrschen silbernen Verdienst-Medaille und des Oesterreichischen silbernen Verdienst. Kreuzes: dem Grenadier Aß mann der 4. Kompagnie des Lcib- Grenadicr-Ncgiments: des Persischen Sonnen- und Löwcn-Ordcns 2. Klasse dem Oberstleutnant z. D. Netto. —* P ersonalverändcrungen unter den Beamten der Militärverwaltung: 4t- Krause, Noßarzt im 19. Dus.-Reg., unter Versetzung zum Karab.< Reg., zum Oberroßarzt. 41 Fischer, Unterroßarzt im 68. Feldart.- Reg., unter Verletzung zum 19. Lms.-Reg., ,um Noßarzt unterm 1. August befördert. 41 Richter. Noßarzt der Landw. 1. Ausgeb. des Landw.- Bez. Chemnitz, behuss Ucbersührung zum Landst. 2. Lufgeb. der Ablchied bewilligt. 41 Lehmann, char. Garnilonverwaltungs-Oberinspektor in Chemnitz, zum elalSinäßigen Garnisonverwattungz-Oberinspestor, 41 Neß. Icr. Garnilonvenvalttmgs-Kontrvllcur in Dresden, unter Versetzung nach Grimma, zum Garmsonvcrwaltungs-Jrffvektor, 41 Siegel, Kascrnen- intpektor in Leipzig, zum KamilonvcrwalluiigS-Kontrolleur, — ernannt. 41 Habermann, GarnisonvermallungS-Jnspeklor in Grimma, nach Wurzen, 41 Htldebrandt. Ganttlonverwallungs.Kontrolleur in KönigSbrüek. nach Zittau. 41 Engter, GarnisonverwaUungs-Konlrolleur in Zittau, nach Dresden, 41 Gerlach , Kaserneninlpekior in Dresden, als Kontrolcsührer aus Probe nach Köntgsbrück, — verletzt. —* Se. Majestät der König bestimmte, daß die Litetvken der Mannschaften aller Waffengattungen der sächsischen Armee in Zukunft aus grauem Tuche nach der Sr. Majestät vor gelegten Probe anzufcrtigen sind und daß zur Herstellung der Mann schaftsmäntel das für die Litewka festgesetzte Tuch Verwendung findet. Tie vorhandenen Bestände an Stoffen zu Litewken und Mänteln für Mannschaften sind auszubrauchen. —* Heute ersolgte die Bekanntgabe dex, amtlichen Zu sammenstellung der bei der Reichstagswahl am 16. Juni m dem 4.. 5. und 6. Wahlkreise abgegebenen Stimmen. Im 4. Wahlkreise lDresden-Neustaotj wurden abgegeben: "" —------ ---------- Hoden entr.j 79: 25 Stimmen wären zersplittert. Kaden ist somit gewählt. — Im 5. Wahlkreise iDresden - Altstadt> wurden 39 221 gültige und 314 ungültige Stimmen abgegeben. Es erhielten: Dr. Gradnauer iSoz.s 21569, Pastor Reichel sKartell) 15172, Schriftsteller Naumann lNat.-Soz.s 1354, Dr. Porsch ^Zentr.) 726, Buch" driickercibcsitzcr Schmidt lFrcis.j 393; 7 Stimmen waren zer- splittert. Dr. Gradnauer ist somit gewählt. — Im 6. Wahlkreise iDresden-Land) wählten von 60569 Wählern 51802. Von den abgegebenen Stimmen waren 51382 gültig. Es erhielten: Horn irroz.j 33781, Kohlmann sKartellj 17 042, Porsch lZentr.j 279 und Naumann sNat.-So).j 125 Stimmen; 155 Stimmen waren zersplittert. Horn ist wmit gewählt. —* Die Zahl der Sparkassen im Königreiche Sachsen ist seit Jahresfrist um 8 gestiegen und betrug Anfang Februar dieses Jahres 310. Neue Sparkassen sind errichtet wor den: in Leutersdorf, Gittersee, Ebersdorf, Aucrswalde, Demitz- Thumih, Wvhnsdors, Hartha», Ottendors-Moritzdorf, Sohland, Hirschfelde. Gröditz und Mederschlema. Die Sparkassen zu Cotta, Löbtau, Plauen und Trachau haben infolge der Einverleibung dieser Orte nach Dresden zu Beginn dieses Jahres aufgchört. selbständige Kassen zu sein. Bei allen sächsischen Sparkassen wur den un Februar d. I. 216997 Einzahlungen im Betrage von 21479 465 Ml und im März 185 249 Einzahlungen mit zusammen 19 421 297 Nil. geleistet. Die Gesamtzahl der Rülkzablungen be zifferte sich »n Februar aus 102052 mit 13603 723 Mk. und in, März auf 117 613 mit 17 224 347 Mk. Die Barbestände aller sächsifchcn Sparkassen zusammen bclicien sich Ende Februar au> 8597878 Alk. und Ende März auf I065778I Mk. Bei dem schon seil längerer Zeit anhaltenden flauen Geichäiisqange un Bauge werbe gelingt cs wahrscheinlich vielen Sparkafscn mchl immer. Hhpothckcndarlehcn in der gewünschten Zahl und Höhe nnlerzu- bnngei'. —Der C. C. iChargierlen-Kouventj, zu dem sich vor zwei Jahren 14 farbentragende Sängerschaflen der dcui'chen Uni versitäten und Technischen Hochschulen vereinigt haben, trat vom 17. bis 19. Juni nui seinem Bundessesle in Weimar zum eriien Male vor die breitere Oesseutlichteit. Um den Dresducr Alten Herren dieser Sängerschaften Gelegenheit zu geben, wenigstens im Geiste sich an der Feier zu beteiligen, war anaercgi worden, hier zu gleicher Zeit wie in Weimar einen sesiAch:o Kommers abzuhalten. Dieser Gedanke siel aus äußersi frucht baren Boden, denn gegen 150 Alte Herren, Paulincr Arioncn und Era tonen, Berliner A. G. V.er und Tübinger Zollern, füllten am Donnerstag abend bis aui das letz'.e Plätzchen den Weißen Saal der „Drei Raben", an dessen einer Stirnseite die Büste» von Kaiser Wilhelm II. und König Georg inmitten e'ncr Blatlpslanzengruppe ausgestellt waren, währenö die Wände sich geschmückt zeigten mit den Wappenschildern der einzelnen Bundeskorporalioncu. Nachdem das 1. Allgemeine ,^Sind wir vereint zur guten Stund«," verklungen war, begrüßte Verr Oberlehrer Dr. Lvhmann iEraio) als Leiter des Kom merses die Erschienenen mit herzlichen Worten, hinweisend aus die Festlichkeiten in Weimar und bewiiders die Wichtigkeit des ersten gemeinsamen Auftretens der Arioncn und Paulincr betonend. Ter Einzelne gedeihe stets am besien, wenn er sich an ein gesundes Ganze anschlicßc. So sei es auch in unseren Beziehungen zum öffentlichen Leben unseres Volkes; wir wollen dafür sorgen, daß in irisieren Kreisen immer Begeisterung für die nationale «Lache herrsche und betätigt werde und bringen das zum Ausdruck m einem donnernden Salamander auf Kaiser und Reich, König und Vaterland. Begeistert stimmte die Versammlung das „Deutsch land über alles ' an. Sodann nahm das Wort Herr Chemiker Kämnitz lEratoj, »m zu einem Salamander auf das Blühen und Gedeihen des C. C. aufzufordern, der uns durch die Pflege des deutschen Liedes zur Höhe der idealen Güter unseres Volkstums cmporhcbe, dessen Mitglieder aber auch echte deutsche Burschest sein wollen, die sich die Anerkennung als solche auch zu erkämpfen wissen werden. Anschließend wurde an die Festversammlung in Weimar ein Trahtgruß abaesandt. Nunmehr folgte in buntem Wechsel Rede auf Rede und Lied auf Lied, unterbrochen von munte- ren Weisen der Kapelle der 177cr. Außer den Kommersliedern wurden prächtige vierstimmige Chöre gesungen, und die Herren Opernsänger Dr. Seidel sPaulus Lipsij und Oberlehrer Tr. Reum lArionj boten wohlgclungenc Einzelvorträae, elfterer von Weher und Wagner, letzterer von Jensscn und Rubinstein. Bei den weiteren Reden gedächte zunächst Herr Konrektor Tr. Giesing lArionj der Damen und dankte dann der Erato, die die Anregung zu dem heutigen harmonischen Abend gegeben habe, worauf die Eratoncn mit einem Salamander aus Paulus uno Arion erwiderten. Herr Oberlehrer Grabowski sPaulus Lips.j sprach auf die Aktiven, die das Fest in Weimar feiern, die noch leben können in heiterer Sorglosigkeit, in idealer Begeisterung für das Hohe und Schöne. Herr Dr. Riehsch sPaulus Lips.j hob die Notwendigleit des Zusammenhaltens der Alten Herren her vor, und Herr Oberlehrer Dr. Börner sArionj weihte ein Glas den verdienstvollen Liedermcistern der Bundessängerschasten, ins besondere dem mitantvesenden Professor Hugo Jüngst. Eine in zwischen aus Weimar eingelausene Drahtung der Erato die das gute Gelingen des Konzerts meldete, wurde jubelnd begrüßt. Auch ein feierliches Semesterabsingen fand statt, bei dem Herr Bau meister Mirus sEratoj mit 94 Semestern die Höchstzahl erreichte. Als nach Schluß des offiziellen Teiles Herr Oberlehrer Dr. Börner das Präsidium der Exkneipe übernommen hatte, bei der von Herrn Oberlehrer Grabowski „Dresdner Bilder" mit viel Witz besungen wurden, blieb eine stattliche Korona noch lange im Austausche alter Erinnerungen vereinigt und trennte sich endlich mit dem frohen Bewußtsein, daß der Abend viel beigctragcn habe, um innigere Beziehungen zwischen den Alten Herren des C. E. hcrbeizuführen. Kunst und Wissenschaft. f* Wochen-Spielplan der Königl. Hoftheater. Opernhaus. Sonntag: „Samson und Dalila". Montag: .Tannhäuser". Dienstag: „Mignon". Mittwoch: „Der Ratten fänger von Hameln". Donnerstag: „Carmen". Freitag: Znm Besten des Pensioiisfonds des Kvntgl. Opcrnchores: „Lohengrin"; Lohengrin: Herr Erik Schmedes, Kailerl. und Königl. Kammer sänger ln Wien als Gast. Sonnavcnd: „Rigoletto", „Aus Japan". Sonntag: „Der Freischütz. -- Schauspielhaus. Geschlossen bis mtt 5. September 1903. f* Mitteilung aus dem Bureau der Königl. Hoftheater. Wie schon ieit längerer Zeit beabsichtigt, wird das Hosschau- spiel am 30. September, dem 80. Geburtstag von Rudolf v. Gottschall, das Lustspiel „Pitt und Fox" in neuer Einstudierung aufsühren. — Im Overnl, ause wird Montag, den 22. Juni, Richard Wagners „Tannhäuler" mit Herrn Burrian in der Titelparlie gegeben. Die Partie der Elisabeth singt Frau Nocke-Helndl als Gast. -- Dienstag, den 23. Juni, geht „Mig non" mit Frau Wedekind in der Titelpartie in Szene. Tie Par tien der Pviline. des Wilhelm Meister und des Lothario sind mit Frl. Schenker. Herrn Jäger und Herrn Plaichke neu besetzt. D r a g a. Viele Männer haben sie geliebt: noch mehr, scheint eS, haben sie gehaßt. Sie war also ledenfalls eine ungewöhnliche Frau. Die Wut, mit der man sie vom Leben zum Tode brachte, gibt uns aber zu denken. So lange sie in der ganzen Welt nur als eine Un würdige beschimpft wurde, weil sie sich einen jungen König durch Liebesrünste gewann, konnte sie kein größeres menschliches Inter esse erregen. Es war eine jener Skandalgeschichten, die man in der Gesellschaft zum täglickxn Leben braucht. Eine ganz amüsante Geschichte war es, und mit welchem fürstlichen Prunk der lunge Herr sic auch umgeben mochte, welche Kronen er ihr auch auf das Haupt setzte, sie blieb doch in aller Augen eine — hm, wie sagt man cs nur höflicher, als serbische Staatsmänner pflegen'? — eine Person. W« Draga Lnnievica, verwitwete Maschin, ihren Flug zur Höbe begann, wurde sie in den Augen der Leute immer schlechter. Auch die Gelassenen und Gerechten pflegen sich einer derart Angegriffenen nicht anzunehmen, so lange sie Glück hat. Denn was kann ihr die üble Nachrede anhaben'? Und als der König sie zu seiner Frau machte, zweifelte niemand mehr daran, daß sie eine Person war. Da krachest die Schüsse der Vcr- schwoxenen. Dreißig Kugeln scheinen nicht zu genügen, mit Säbel hieben muh dieser Leib gänzlich zerstört werden. Sie war doch nicht so unwiderstehlich schön, ihre alternden Reize konnten nicht gemeingefährlich werden. War es nicht genug, sie zum Lande mnauszuwcrfen? Woher kam dieser ungeheure Ingrimm der Ver- schworcnen? Sollte sie am Ende mehr als eine Person gewesen sein? War sie vielleicht eine Persönlichkeit? Diese empörenden Schüsse sind das Erste, was zu ihren Gunsten laut wird, und wenn es ihr auch nicht mehr helfen, ihren maßlosen oder grandiosen Ehrgeiz nicht mehr befriedigen kann: eine Tatsache ist es, daß der Mord sie größer gemacht hat. Erst durch die Mörder wurde sie zu einer Königin. Als Königin Draga ist sie nun in die Geschichte cingegangen, und es wird sich ihrer merkwürdigen Gestalt auch die Dichtung bemächtigen. Tenn die Poesie lebt von nichts anderem, als von Liebe und Haß, und beides enthält das Leben der Frau Draga aus dem Hause Lunjevica in Fülle. Von Abenteuern blitzt und knistert cs nur so in di^er Laufbahn, die sich doch ziemlich spät entwickelte. Sie war nicht ganz jung, als cs ihr gclgna, einen ersten Gatten zu finden. Ein Ingenieur mü bezeichnendem Namen, wie man ehemals in den Possen die Personen benannte: Maschin hieß der Ingenieur. Aus dem Nichts, das er ihr hinter- licß, als er starb, läßt sich schließen, was er hatte und war, als er sie zum Weibe nahm. Für das besitzlose Mädchen aus der serbischen Provinzstadt mag viele Heirat dennoch schon ein Glück bedeutet haben. Die Mädchen baden ja nur ein paar Jahre Zeit, »nd an Neinen Orten gar wenig Gelegenheit. Man muß durch solche serbische Ortschaften gefahren sein, um zu wissen, was es sür kümmerliche Nester sind. Und da einen Mann, der kein Schwcinetreiber ist, zu erjagen, das ist wohl eine der bedeutenderen Leistungen im Männerfänge. In Cannes, in Biarritz oder in den großen Städten gehört weniger dazu, einen Gatten weidgerecht zu erlegen. Es gibt mehr Wild, mehr Gelegenheiten. Aber in solch' einer kleinen serbischen ProvinMadt! Da wechselt der jagdbare Hirsch selten, und wenn sich einer zeigt, so darf er nickt gefehlt werden. Frl. Draga Lunstoica hatte offenbar diese Sicherheit. Den Maschin nahm sie aufs Korn und schoß nicht vorbei. Denn wie wir diese Frau heute kennen, unterliegt cs keinem Zweifel, daß mch. er sie heiratete, sondern sie ihn. So geht es ja wohl in den weitaus meisten Fällen zu. Die starken Männer bilden sich in ihrer un beschreiblichen Dummheit ein, daß sie wählen. Sie werden ge wählt. — Es hieß ganz allgemein, Herr Maschin sei nicht der Einzige gewesen, an dein sie ihre Kunst ausbildcte. Wirtschaft liche Erklärungen werden herangezogen. Mit 65 Francs monat lichen Witwengchaltes hätte sie bas Leben zu bart finden müssen, und sie wäre darum auf die Liebe angewiesen gewesen. Das sind Kombinationen. Ein ernster Geschichtsschreiber wird sich aus solche Erzählungen entlassene" Staatsdicner nicht gut stützen können. Das betrifft auch nur gewissermaßen die prähistorische Zeit. In das volle Licht der Weltgeschichte tritt Frau Draga erst, wenn sic der armen Königin Natalie die Schuhe zuzuknöpfeln beginnt. Welche Stellung hatte nun die verwitwete Maschin bei der Ex-Königin Natalie? Die offiziösen Verfasser einer Draga- Legendc. die aus dem Gctreidchändlcr Lunjevica im Handumdrehen einen Wojwoden zu machen im stände waren, als plötzlich ein Stammbaum dringend benötigt wurde, diese trefflichen Dichter lassen die Witwe Maschin als Hofdame in Biarritz emstretcn. Es steht dagegen das Zeugnis der Königin Natalie, welches diese auf eine offene oder mehrere offene Postkarten geschrieben hatte: daß ihre Schwiegertochter ihre Kammerfrau gewesen sei. Dies ist zwar eine primitive Art der Veröffentlichung, aber sie genügt zur Erhärtnna der Tatsache, daß Königin Natalie die Königin Draga vor der Vermählung niit König Alexander nicht für unwürdig hielt, ihr die Schnnricmen auszulöscn. lieber dieses sonst zur Heiterkeit aufsordcrnbe Verhältnis der beiden Frauen wollen wir übrigens nicht scherzen, denn die eine ist heute eine tief unglückliche Mutter, und die andere hat alles reichlich gebüßt. Es ist auch zur piyckwlogisäicn Beurteilung des Falles nicht sehr wichtig, ov Draga Hofdame oder Kammerfrau war; welche Funktionen sie auch hatte, sie konnte unter gewöhnlichen Umständen höchstens daran denke», de» Thron abzustaubcn, nicht aber ibn zu besteigen. Welche seelische» Eigenschaften imlßte ein Weib haben, das in so niederer Stellung ihre Pläne so doch fliegen ließ. Schars hatte sic beobachtet, bevor sie das Kühnste unternahm. War nicht im Grunde genommen auch Dragas Beginnen eine Palast- Revolution? Sie wußte, wo die königliche Macht ruhte, und so