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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.11.1928
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-11-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19281107026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928110702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928110702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-11
- Tag 1928-11-07
-
Monat
1928-11
-
Jahr
1928
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Itr. 527 Seite 2 — »D««»H»ee K»tzr1ch1»u- — Mittwoch. 7. November Ivb Poinrar« so« «iedrrkehrrnl Beratungen der Kammergrnppe» Paris, 7. Nov. Verschiedene Kammergruppe» hielte« bereits am Dienstag nachNitttag Sitzungen ab, t» der sie HU der durch -ei, ReatcrungSrücktntt gkschassrnen Lage Stellung nahmen. Die uittonisttsche und soziale Linke unter Franklttz Bant Non protestierte gegen den »Hinter-alt dl» radikalen Kongresse«, der verantwortungslos »nd ohne Auttrag den Rücktritt de« Kabinett» benwrgerusen -ab»" und oerlangt erneut «in Kabinett Pvtnears. Die dem»« kralische und sozialistische Aktion. deren Vorsitz«»-«» der frühere KriegSnttiiister MagtNot ts». krtttsiert ebenfalls scharf, »das, der Kongreß einer Partei, dte »ur ein« Minderheit vor» stellt, nutcr den gegenwärttge» Umständen den Bruch der nationalen Union hervorrlrs" und verlangt dir Fortsetzung der Politik der nationalen Einigung. Die llnksrepublikaNtlche Gruppe Sibilte hält ebensallS St« Fortsetzung der potncarlstt» schen Politik für notwendig und verlangt eine weitgehende Konzentration der republikanischen Kräfte unter Poincars. Die Entscheidung über die Neubildung der Regierung liegt zum Teil bet der sozialistischen Kammergruppe, die aber erst heute zu dieser Frage Stellung nehmen wird. Der Präsident der Republik. Doumergue, lmt beule oormitiag seine Beratungen mit politischen Persönlichkeiten ausgenommen, »m die durch den Rücktritt des Kabinetts Potncare geschaffene Lag« zu klären. Er empfing zunächst dte Senatoren Btenvenn-Marttn und Eumiiial, sowie die radikalen Abgeordneten Daladier und Lamourenr. * Paris, 7. Nov. Die Pariser Morgenprelle spiegelt St» Ucberrasch » » g und teilweise auch Bestürzung über den Rücktritt SeS Kabinett» Poincarö wieder, wobei neben den rückichaucndei, Betrachtungen über dte Ursachen der Ministcrkrise die Frag« nach dem „Wav seht?" llbenvlegt. Die allgemeine Russassnng geht dahin, dab Poincar» wicdcrkchren soll. S e n a t s p r ä s i d e n t Doumer soll dem Staats- Präsidenten bereits am DtenStag den Namen Poincarö al» des einzigen Mannes genannt habe», der die Ausgabe» der Regierung von morgen zum guten Ende süüren könne. Kammerpräsident Boutsson erstattete dein Staatspräsi denten Bericht über dte Auslassung der Kammergruppe und verwies ans die Unmöglichkeit eines reinen Link»- kabinetts oder einer reinen Regicruns, der gemäßigten Parteien. Er soll ein Kabinett der republikanischen Konzeu. traUon als das allein mögliche empfohlen haben. Bei der Negierung spielt natürlich die Hauptfrage, ob Minister präsident Poincarö einen Auftrag wieder annehme» wirb, eine grobe Rolle. Seine Ausgabe wird dadurch erleichtert werden, daß die Mehrheit der Parteien in ihm den Mann ihre- Vertrauens steht und er ans die rückhaltlose Mitarbeit mehrerer seiner Minister, so insbesondere Brtanb» und TardicuS, wird rechnen können. Man glaubt sogar, dah dte Radikalsozialistischc Partei in einem neuen Kabinett Poincarö durch Senatoren und vielleicht auch Deputierte vertreten sein könnte, dte gegenüber dem „Manöver von AngerS" sich seind- selig zeigten. Bis setzt wurde Poincarö nicht gefragt, und nach dem „Petit Parisien" sollen mehrere Persönlichkeiten seiner unmittelbaren Umgebung erklärt haben. Poincarö sei entschlossen, jede» etwaige Anerbieten abzalehne« ober angesichts der Stellung, dte er in seiner Antwort aus den Bries der radikalsozialtstischen Minister eingenommen hat und seiner srüheren Versicherungen, kein anderes Kabinett als ein solches der nationale» Einigung zu bilden. So besteht immerhin einiger Zweifel, ob er den Austrag DoumergueS überhaupt annehmen wird. 0«rw»v< un» «SchfMes Personal «meckie»»««»»«! tm »ehrte»«« iv BesSr-ert «1t Wirkung vom 1.^ N«»emb«k.. 1028: 14«XX> Mark sür die zeppelin-Baumtvelle Bremen. 7. Nov. Dte „D. A. Z." meldet: Bei der an -er Bremer Baumwollbörse «ruf amerikanische Art vvr- genommenen Versteigerung des mit dem Luftschiff ^Graf Zeppelin" nach Europa gebrachten VaumwvllballenS wurde ein Erlös von 11000 Mark erzielt, der für dte Besatzung LeS LuftschtsseS bestimmt ist. lEin Baumwollballen hat u«. gefäbr l27, Mark Wert.» Den Zuschlag alö letzter Dieter er- hielt bei IIOOO Mark die Firma Eleison, Burger L Co. tn Bremen, an die der Ballen von Amerika aus adressiert war, und dte ihn für die Versteigerung zur Verfügung gestellt hatte. Nachdem nun in der Versteigerung der Ballen wieder tn ihren Besitz gelangt war. stiftete ihn die Firma der Bremer Baum wollbörse zur Uebcrweisung an daö Städtische Museum in Bremen. De. Sckener beim Reichsverkebrsmtntster Berlin. 7. Nov. Wie wir erfahren, hat Dr. Cckener heute vormittag eine längere Besprechung mit dem ReichsverkehrS- minister Dr. v. Guörcird gehabt. 0»,rst«n, dt, Oberstleutnant» v. Lrotßa td.»R. 1>j, BGchscksutz unt N, ü - orsf lLeßraangSlctter «. d. Inf.. Schttles,' zu Oberstleutnant«: die Majore Traencknee lKommand. d. F-.A. 4). Fabnert (Kommond. d. N.A. b), L.KHk« fI.D 11): zu Majore»: die Hauptlkut« o. Matzgr lÄ.»R. IM. «rtepenkrkl ,«.»«. 4). Ntßl <Ins..tchUl«): zum Hauptmanui Oberleutnant Ber sock sI-R. iO)r »u Oberleutnant«: bl« Leutnant« Hesse lI.R. 12). Daube s«..R. 1). Mever fI.-R. ID, Claus ,Pi.»V. 1». itzlechsia sI.»M. 16). uklman II «I.stl. Illf: zum Generalovervrterinärt ObcrstabSvetertiiär Dr. Fiedler lI.-R. 12): zum OberstabS- vetertnär: Stabsveterinär Dr. Bruder sA.-N. 4): »um LlabSoeterinür: Obervettrtiiär Tr. Schilling (Stab der 4. Dtvision). „ Arn-rrunvrn tn ö»r Verwaltun-srechts»fl»-< Dem Landtag ist ein» Vorlage, den Entwurf eine« Gesetze» »ur Ar»deru»a des Gesetze« über die Verwaltung«. rechtSpslege betreffend, zngcgangrn. dte folgendermaßen de» gründet wird: Nach ß »2 Abs. S de« Gesetze« «Iber bl, Verwaltung«. rechtSpslege vom III. Juli lOlXI war bisher für NccktS- streitigkeiten unter sächsischen F-ttrsorgeverbündcn das Sächsi- sche Oberverivaltungsgericht als »weite und letzte Instanz zuständig Die letztinstanzliche Zuständigkeit de» Sächst» schen Oberverwaltungbgertchtes «n Ltrettta- keilen der Fürsorgeverbänbe erschien, solang« da« materielle «rtirsorgirecht lm wesentlichen aus Landesrecht beruhte, zweck- mäßig und berechtigt. Gelt dem Inkrafttreten der Netchs- grundsätzc über Voraussetzung, Art und Maß der öffentlichen Fürsorge vom 4. Dezember l!»24 ist aber das materielle Für- folgerecht tm wesentlichen durch einheitliche Richtlinien für da« ganz« Reich geregelt. Im Interesse der Rcchtseinheit und Recht-sicherung erscheint e« -aber auch nach Ansicht deö Sächsischen Oberverwa.ltungSgerlchteb durch«»» erwünscht, daß alle Fürsorgestrctttgke'iten zwischen Fürsvrgeverbändei, ein heitlich durch da» BundeSamtfürbasHetmatwesen, späterhin durch ein R « t ch S o e r w a l t u n g « g e r t ch t al» lebte Instanz entschieden werden. Dte Uebertragung der letztinstanzlichen Entscheidung tu Streitigkeiten zwischen sächsischen Fürsorgeverbändcn. DezirkSsursvrgeverbäuben vom Sächsischen OberverwaltungSgertcht an da» v>md«»amt sür da» Hetmatwrse» bient zugleich der Verwaltung». Vereinfachung. Eine weitere Vorlage betrifft den Entwurf etne« Er» mächttgungsgesetze» zum Gesetz über dte Zwang«. Vollstreckung weäen Geldleistungen tn Ver waltungssachen. durch die da» Gesamtmtntsterlum er» mächttgt werden soll, da« Gesetz über -te Zwangsvollstreckung wegen Geldleistungen in VerwaltungSsachrn vom 18. Juli t»02 jeweils tnlomett zu ändern, al» dies zur Angletchung an die staats-, verwaltungS- und ktrchenrechtlichen Verhält nisse sowie zur Anglelchung an das im Reich geltende ZwangS- vollstreckungSrecht erforderlich ist. Aeri-ermrg -es Gewer-rkamm-rgesetz-s Wie verlautet, wird die sächstschc Negierung dem Land, tage demnächst eine Vorlage über dle Abänderung de» Ge- werbekammeraesetzc« zugehen lasten, tn der u. a. auch ein« Neuordnung oeS Wahlversahrrn» vorgesehen sein wird. DaS bisher geübt« Snstem ber Wahlmännerwahlen soll durch Ur wählen ersetzt werden. Wetter wird bl« Vorlage neue Bestimmungen darüber enthalten, welche Kreise ber Geiverbc. treibenden zugehörig und wahlberechtigt zur Gewerbckammer ober zur Handelskammer sind. Mlttellunoen aus -er «esamtratS-SItztma am tz, Nosember 1928 Der Markt, und Gewerbeausschuß hat vorgeschlagen, sür den Ba« einer Grobmarkthalle den vom Hochbauamt zur Wahl gestellten Bauplatz tm Kabltzer Industrie» geländr tn Aussicht zu nehmen und da» Hochbauamt mit der Anfertigung eines Vorentwurfes zu beauftragen. Der Rat stimmt diesem Vorschläge zu in der Erwägung, daß ans diesem Gelände die Erwciterungsmöglichkeitcn und — im Zuge der kommenden Entwicklung — auch die VerkebrS- vebtngungcu besser, auch dl« Kosten erheblich geringer sind al» auf dem Gelände an der Bremer Straße. Für die Anlage einer Promenadenterraffe vor de« Spelcherncuban und weitere mit diesem und dem Terrasten- bau zusammrilkiängenbe ttesbauamtltche Maßnahmen lVer- lkguna von Gleisanlagen u. a.l sollen die Mittel au» den, verschünrrungSfonb» der Lr. Güntzlchen Gttttuna »u« Ver fügung gestellt werden, soweit ft« nliyt ackt Dttlt«ln au« b«m Bauauswande sür den Speicherneubau und au« bterlllr zu erwirken«»» Mitteln der produktiven Erw«»bSloseiif1Iks»rge zu deck»» NNd. Das mnderhel« aus dem Gelände tz«» vereiu» B«tts» uesu«tztz«I1 D«eOtz«n»N. am Wilschborser Ghtldtelch, mit dentn >ttrt<» in blelem Jahre günstigere Erfahrung«« gemacht worden sind, soll durch Errichtung von zwei wetteren Schlaf- barocken mit lbv Veiten, einem Rei»tgung«babe und Ver- grbierung der Klolettanlagin erweitert werden. Hierzu «erben 7tNettbsmark au» -npotbekartsch stchcrzuftellrnden Darlehen slt» dt« Bauten und bobt« Relchimark sür neu ,u »«schaffende« Inventar bewilligt. Tte von der KretSbauptmannschast heraubgegebenei, «eue Btchtltnieu üda» Schirnsteinsegarkahrgebütren beschließt Man, sür bte Berechnung de« Schornstelnsegertrbrlodne» sür Dresden anzuwenbe». Ti« hieraus stch ergebende Gr- Höhung de» Zuschlages »um Gr u nokehrloh II von 78 auf lüO Prozent wird thenso wt« der hierzu auf. gestellte 8. Nachtrag zu de» ortSpoltzetlichrn veftimmungen über das Skboriistetnsegcrwesen genehmigt. Weiter werden bewilligt: rund 08 01X1 Reichsmark Anliegerbeiträge für Beschleustrng und den weitere» Ausbau der H e y n a h t S st r a ß e und anderer tm Stedlungsgelänbe der Gemeinnützigen Wohnungsbau-A-G. aelrgenru Straßen, 1140» Retchbmark zur Srrtchtnng einer Bedürfni«. «nftalt aus dem «übni sch platz, in Verbindung mit einer dvrt zu errichtenden Schaltstell« der Elek- trizitätSiverke. * In der Stadtverordnctenststung am DonnerItag werben unter anderem folgende Gegenständ« dehandelt: Schule« und geräuschlose« Pflaster! Krankenwagen und Ver. kehr«rtgrluiig! Photoautomatc» auf öffentlichen Straßen und Plätzen: Anrechnung von Studieusemcstern an der Technischen Hochschule aus da» UnIversttütSstudliun: Sonnendächer sllr LebenSmitlelbcindlungen: der stenographische Stadtverordneten, bericht: Erhöhung der llnterhaltSgelder und der Bavbezügc der Insassen des BttrgerhctmS: Radfahrwege; Zuschuß zur deutschen Lehrerversammliiiig Pfingsten lOW; Overstubien. dtrektor und Konrektor au der Höheren Mädchenschule Blase- wltz. — Ferner liegen Anträge ber Linksparteien vor. von denen «in sozialdemokratischer Antrag de» Rat ersucht misten will, auf einem städtischen Grundstück tn Kath-Mockrttztr Flur eine Zentralschule für dte Vororte Kaitz und Mockritz zu er. richten. —* Straßenbahnnachrichte«. Nacktwagenumlettunz tu der Nacht zum Donnerstag von 1 btS d lthr: Linien Ist. lü, 22: zwischen Postplatz und Grvßmarkthalle über Ostra- Allee, Leißeritzstraße; von 12 bis 5 Uhr: Linie 18: zwischen Eltasplc.tz und Körnerplatz Über Gerok--Blasewttzrr—Rest, denzstratze. —* Paketzustellung ln Dresden am ». November. Am 0. November wirb tu Dresden etne Paketzustellung au», geführt, tm übrigen wirb der Postdtcnst wie an Sonn» und Feiertagen wahrgenommen werden. — Sonbcrlehrgang an ber Höhere« StaatSlchranstalt sü, Gartenbau. Pillnitz. Vom 12. bis 16. November sinbet «in Sonderlchrgang zur Einführung in den Obstbau und Baum» schulenbetrteb. sowie die Behandlung von Ztergehvlzen Natt, Er besteht au» praktischen Unterweisungen und Vorträgen und ist vorwiegend sür Iunggärtner bestimmt. Dt« Teil- nehmcrzahl wird beschränkt. Nähere Auskunft durch die Ttaatölehranstalt. —* Gefaßte SlttlichkeitSverletzer. Dieser Dag« ist «z wieder etnrm Beamten de» uniformierten Poltzetkörper» de» Polizeipräsidiums geglückt, einen StttlichkeitSverletzer so. »»sagen auf frischer Tat zu ertappen und ber verdiente- «trafe zuzusührcn. Am 28. Oktober gegen 6 Uhr vormittags zeigte tn der Halle des Ncustädter Bahnhof» etnr FabrtkantenSehefrcm einem Beamten der Wache Nru- stäbter Bahnhof an, baß sie soeben auf der Hain, strahe von einem un-bekannten Manne unsittlich belästigt worden sei. Der Beamte ließ stch eine kurze Personen, brschretbung geben und eilte nach der Hatnstraße, wo er tn den dortigen Anlagen einen Mann antraf, auf den dt» Prrsonenbeschrcibung paßte. Ein« Gegenüberstellung aus dem Ncustädter Bahnhof ergab, daß ber Beamte den Richtigen, ber übrigens schon wegen desselben Bcrgohen» vorbestraft war, gefaßt hatte. — Ferner konnte am 22. Oktober durch dt, besondere Umsicht und Cleschicklichkctt eines Beamten der 2 0. Polizeiwache ein langgcsuchter Eittllchkeitsverlrtzer festgenommcn werden, der im August einer Frauensperson, nachdem er sie unsittlich belästigt hatte, die Handtasche «nt. rissen hatte. Telilkliemfneö Kunst UN- Wissenschaft Erstes Kleiber - Konzert Auch in diesem Winter hat die Dresdner Phil harmonie den Berliner Generalmusikdirektor Erich Kleiber als Gastdirigent für einige Abende gewonnen. Diele Kleiber-Konzerte bedeuten längst Feste im Musikleben Dresdens, wenigstens im künstlerischen Sinn. Arußerlich ließ freilich die Teilnahme am gestrigen ersten Abend dieser Spielzeit allerhand zu wünschen übrig. Und doch hätte kein Stuhl im großen Gewerbehaussagl unbesetzt bleiben dürfen, wo es gglt, Schuberts große C-Tur-Sinfonie unter Kleiber zu hören. Kleiber faßte sie von Anbeginn an mit einer wun- dcrvollen Klarheit der Linie als echt klastisches Kunstwerk auf und scheute sich, unbeschadet Ihrer sprichwörtlichen „himmlischen Lcinae", auch vor gelegentlich sehr breiten Tempt nicht. Daö Andante gewann dadurch ein fast brethovcnschcö Pathos, das ihm von Haine ans allerdings eigentlich nicht eigen ist. Dafür steigerte sich der Schlußsatz bann zu um so urwüchstgerem minttanttscheni Temperament, so wie man sich den ganz echten Schubert öcntt. Sehr fein vorher das Scherzo mit einem Auslug Wienerischer Ländlcrleligkeit, ln der Kleiber» Oesterreichertum durchklang. Die Wiedergabe der Sinfonie führte die Begeisterung auf den Höhepunkt, die der erste Teil des Abends bereits angeregt hatte. Dieser erste Teil war Werken ganz bescheidener Art gewidmet, wie es sa Kleiber überhaupt liebt, Programme von beinahe reaktionärer Ein fachheit zu machen. So erlebte man die tambvurindurch- säuselte Zigeunerrvmaiitik von Webers „Preziosa"-Ouver» türc — man mußte sic von der Mittelgalerie aus hören, wo alle Feinheiten des Orchesterklangs akustisch am besten zur Wirkung kommen — und dann Mendelssohns „Sommrr- nachtS!raum"-Mnsik. Nicht die viel gespielte Ouvertüre, son» dern die im Konzcrtsaal seltener gebrachten Bühnenmusik stücke. darunter den pomphaft hingelegten unverwüstlichen -Hochzeltsmarsch, das schalkhafte Intermezzo, da» hornduslige Notturno. Mit einem gewissen Feinschmeckcrtnm wußte Kleiber die intimen Reize McndelSsohnlcher Orchcstersarben- kilnst heraiiSziihvlcn »nd dadurch den Geist deS etwa? Alt- väterlichen. Vormärzlichen, der für unser Empfinden dieser Mnstk doch schon anhattet. »ach Möglichkeit zu bannen. Daö Orchester ging mit fühlbarer Freud« und Hingebung mit dein berühmten Führer. So durfte es an dessen Triumph auch berechtigten Anteil nehmen. k!. 3. Mitteilungen ber Sächsischen StaatSthcater. Opern, bau»: Freitag, den 0. November, Anrechtrethe /c. „Dte äguvttlkbe Helena" mit Ros« Pauly-Dreeken, Max Lorenz. Malta Raldl, Friedrich Plaschke. Gugltelmo Fazzinl, Erna Berger, Sigrid Rothrrmel, Helene Jung. Musikaltlche Leitung: Kurt Strtegler, Regte: Otto Erhard». Ansang: X8 Uhr. Schauspielhaus: Freitag, den 8. November, An. rcchtreihe „T r o t l u » und Er « sstda" von Shakespeare «deutsch von San» Rothe). Spielleitung: Joses Glelen. Ansang: >i8 Uhr. 7« »lberttheatee. In d«r am Freitag, dem S. November, statt- findenden Erstaufführung von „U e d e r d I« K r a f t", 1. Teil, Lchaiifvtcl In zwei Auszügen von VISrnftlerne Bidrnson, find be- scdäsllsti: Elisabeth Such «Klara», Anni Milk« tRahelt, Lilv Horst iHannal, Melanie Horeschovskn lPsarrerdwilwef, sowie di» Herren: Johanne» Tietner iLanat. Hann- §1agl ttklladl, Albert Willi iAilchos), Ive Beeter iKrüterl, Han» Vogel lVrattl, Eduard Wenck «Blank), Richard Venden lIenlenI, Arthur Lange (Brei), Max Iähnig tFalkl. Spielleitung: Max Reltz. 7* Vorträge liier Mnstk. Walter Sngelgmonn spricht mit Veisplelen am Flügel vier Kunstsormen »er Musik Im Haufe Vanreuiher Straße Stz. Dvnnergtag, den ». Aovemder, Beethoven: Hammerklaviersonate Opu» 10». Donnerstag, den L4. Avvember, Schubert: Llntonle F. L, k. Karten bet F. Kiel. s* Petrenz»Oper. Eine der liebenswürdigste» und gra-!"ttsten Sptelopern älteren Stll», Aimö Malllarts ^Glöckchen de» Eremiten", wurde am DtenStag im Volkswohl. Theater zu neuem Leden geweckt durch die Opernschnle von Felix Petrenz. Wenn auch von vornherein lcststand. daß durch ein Ensemble von Ltudlerenden un- An fängern unmöglich alle mustkaltschen Feinheiten dieser Oper voll auSgeschöpst werden könnten, so gelang doch vtele» recht belriedlqend. ja sogar Uber Erwarten gut. Dte beiden ent- scheidenden Rollen, die de» herzigen armen BauernmädelS Rose Frtguet »nd dte dev krenzbravcn Knecht» Sylvatn, waren recht annehmbar besetzt mit Meta Arlt und Rudolf Lemke. Di« erster« hat ausgesprochene» Theaterblut un- verfügt »ber einen Sopran, dem zwar noch ln GesangSstellen rascheren Tempos dle Beweglichkeit und Treffsicherheit sehlt, der aber, sobald ein gemäßigtere» Zettmaß dte Töne zur vollen Snt» saltung kommen läßt, recht angenehm klingt. Rudolf Lemke besitzt einen ebelgetönten, welchen Tenor, ber auch schon recht geschmackvoll behändest wird: seine Splelgewanbthelt liegt aber noch ziemlich im argen. Fast da» gleich« gilt auch von dem Bnrltvnlsten Rudolf Großmann, der dem Dragourriintcr» ossizier Bestaun, mehr stimmlich als darstellerisch aerecht wurde. Zuviel des Guten an äußerer Beweglichkeit idle »och lange keine Charakterkomtk ist) tat Walter Hessel al» elfer» süchtiger Pächter Thtbaut: seine Tenorsttmme klang aber ge legentlich nicht übel. Den schönsten und reichsten Sttmmbesttz de» ganzen Opernabends wie» ber Bassist Georg Stmmchen al» Priester aus: schade, baß seine Partie nur wrntge Takte umfaßte. Gesanglich noch völlig unreif für ihre Ausgabe war bte Vertreterin der PächterSsrau Georgette. Sehr stattlich besetzt und sorgfältig «tnstudicrt waren die sin dieser Oper recht wichtigen) Chöre, wenn auch tm zweiten Art einige IntonatlonStrübuugen nicht überhört werden konnten. Recht wacker hielt sich da» gutbesetzte Orchester. Wer die Schwierig- ketten einer Gchüler-Opernanfsührung kennt, wird mit einer warmen Anerkennung für Kapellmeister Petrenz, seinen Spielleiter W. Hartung und für all, Mttwtrkenden nicht zurückhalten, wie auch da» vollbesetzte Hau» au» seiner Be friedigung kein Hehl machte. —clt. s* Sprech-Chor be» Goetheanu« Dörnach. Nicht da» AuSdruckSmtttel, sondern die Vcrkündtaung, nicht die Kunst- form, sondern da» Bekenntnis, nicht der Sprech-Shor, sondern Rudolf Stetner war letzten Ende» Zweck und Ziel der eigenartigen Veranstaltung, der eine nicht erhebliche Zahl von Anhängern des Lprcch-Chor» zur einen, de» vor drei Jahren verstorbenen genannten Anthroposophen zur anderen Hälfte am DtenStag tm VcretnShauS beiwohnte. Wie eine religiöse Feier tn der Kult- und Bildungsstätte Dörnach tn der Schweiz, deren Errichtung dle Anhänger der Stet- nerschen Lehre von der realen Wahrnehmbarkeit der geistigen Welt durch dte okkulten Fähigkeiten des Menschen ermög lichten, nahm sich das Ganze ans. Ans dem Podium zwöls weiß und streng gekleidete weibliche, zwöls schwarz gekleidete männliche Gestalten, ein Heft tu den Händen. Ein leise» Schwingen der Körper hebt an, bann erklingen im ersten Teil Orphische Urworte von Goethe, Schlnßchöre au» dem zweiten, dte Stimmen des Erdgeistes au» dem ersten Teil des „Faust" sowie der Elwr der Greise aus der „Antigone" des Sophokles. An zweiter Stelle steht eine „Feier für die tm Kriege Gefallenen" von Albert Stessen, an dritter etne Reihe mehr oder minder dunkler oder fast banaler „Wahr- spruchwortc" von Rudolf Steiner. Bald sprachen alle ge meinsam. bald die Männer, bald die Frauen, wie eS der Sinn de» Texte» erfordert. Aber ein einheitlicher, ia einförmiger scierllcher Ton durchzieht daö Ganze. Zuerst wird ans einem Ton genau der Abstand einer Dezime eingehakten, die selten ein wenig ans- oder abstelgt, später ein Quarten- oder Onintenavstand. Stnaend. psalmodterend wie eine Liturgie werden die Verte gesprochen. Erst später erfährt die svrack, ltche Linie stärkere Abwandlungen. Stets aber sind die Männerstimme» etwa tn Bariton-, die der Frauen In Alt laae ans einem Ton festaelegt. Alle Individualität -er Stimmen ist damit auSgcschaltet. Ein freudiger, feuriger
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