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71. Fahrgang. A» 4ö >«ma»a^ Km»„,ck»^a«»m»inu«»»» »ckRcki Nm ck, N-ckl-i^vrSck» S0V11 «»»nabeas, r>. Januar 1SL7 Gegründet 18SS „m t». >»» 31 ganu-r >027 »»> lagilch ,w»lmo>,,«> AuileUu», ,r« Äa»» OLHUgs» VrlcvUl)» V^t»«^u„vr»>» ür Mona. Januar > Mar, adn Va>iua»Iluaa»,rdIU>r i« VIeani,. I.n»wk D» vn^mqrn <o«rv»n nach Noldmar» . Anzeigen.Preile: ÄL.7.'?L'Äa"' ,uh»r»>«Id rot» P a dft»r>na«dükr I» V«. A»,w Au»rSa» ia»n Dorauadnan». di» «»ipavio» N) mm ar»U» and Stell Nackdnick nu, n>, »u.Uch», Qu,llrnan ad, ,D,„'n»> -Nach, ' «uldMn Unverlan'l» SMriiiNUch, w»rd»n n>» uidewadrt. SchriM»i«u», und Lavp>aAchStI»II«ll». «nrtrnlU-» , SS » -i Druck u. D«rtaa oon UI«»Ich » 2trich«r»l m Dr«»d«n. VoMch»ck»A»nio 10SS Vr««»«». nTnrrnrrrerrme ttttUII»t,ItIII»tNtNU.:t KLum« Iltr S«»»II»ek«tr»n unE Xon»«rvnr«n »rir> cuirop^ttoi- Oivnslags und 8omisbsnc!5 SsssIIseiiatts-^bsntt ^trrnngnur Vi/»>»«r,-V»Ila» ... betten ttaekmittsg Isnr-Ise rnnsn,in»»»i«»ui7ir»iiim«f Jas Reichskabinett gebildet. Vier Berlreler -er Deutschnalionalei», -rei -es Zentrums und zwei -er Dolksparkei. Hehler tritt aus -er Demokratischen Partei aus. — Der Danziger Dötkerbundskommissar schwer kompromittiert. - Spitzel überall. Die Einigung. Wir haben eine Regierung! Endlich nach wochenlangem Hin und Her der Verhandlungen um Manifeste, Richtlinien. Programme und Ichltcßlich um Minisrersitze. trotz einer Reihe Mhrltchcr Sabotage- und TorpedlöRingSversuche aus der Front der Mißgünstigen ist die Einigung der Parteien vom Zentrum bis zu den Deutschnativnalen gelungen, die dem Reich eine Mehrhcttsregterung mit der Aussicht auf Arbcits- sWgkett und Dauerhaftigkeit bringt. Wen» in letzter Stunde, «l« der varlamentartsche Barometer schon wieder aus Krisen- siimmung stand und eine abermalige Vertagung der per sonellen Verhandlungen unvermeidlich schien, doch noch der Ausgleich der sich kreuzenden Ansprüche gelang, so ist das der Se l b lt b« s che t d u n g der Deutschen Volke- »artet zu banken, die unter Vorbehalt der Zustimmung Hier Fraktion am heutigen Sonnabend aus deu beanspruchten dritten Mtnistcrsitz Verzicht leistete. Wie vor einigen Tagen das Zentrum hat sie der dringenden Bitte dcS NeichSpräN. deuten nicht widerstehen können, der wohl daraus Hinweisen konnte, daß die allznlangr Dauer de» Feilschen» um die ein- »einen Portefeuille» der Autorität der neuen Regierung nur aknrägltch sein könne Der Ei»l>»ß der Deutschen Volk», »artet im Kabinett bleibt gleichwohl durch das Gewicht ihrer zwei Männer. Dr. Strclemann und Dr. Curtiu». die aus wichtigen Posten bleiben, ungeschmälert erhalten. Und auch die anderen KvalitionSparteien können mit der jetzigen Der- tetlung der Ressorts ihre berechtigten Interessen als gewähr' betrachten. Daö Zentrum siebt alle seine Wünsche erslillt. Es hat die Führung durch Marx, einen maßgebenden Einfluß in der Sozialpolitik durch Braun» und e» bat sogar das wichtige Rcichsfinanzministerium. das heißer umstritten wurde alS vor einigen Wochen daS gleiche Restart in der sächsischen Negierung. Man wird abwarten müssen, welche neuen Wege der badische Staatspräsident Köhler auf dickem Polten zeigen kan»; seine bekannt södcraltstikche Einstellung kann icdenlali» sür die Durchführung de» Finanzausgleichs mit den Ländern eine Erleichterung bedeuten. Die Dcutschnationalrn hoben durch da» Tcilopfer in dem Kample um Dr. RcinholdS Nachfolge ebenfalls ihren Haupt- anlpriich. den vierten Ministersitz, durchgeletz». ES ist leicht, über die zähe Beharrlichkeit, mit der die neue Regierung». Partei gerade dieses Ziel verteidigte, zu spotten und verächt lich von dem .Kamps um die Futterkrippe" zu sprechen. Aber diele Betrachtungsweise ist nicht nur oberflächlich: sie ist auch falsch und man kann sicher sein, daß die ärgsten Schreier in diesem Ebor die Sozialdemokraten, sich mindesten» mit der gleichen Energie an die Mintfterposten gedrängt hätten, wenn es mit der Großen Koalition Ernst geworden wäre. Denn es handelte sich dabei nicht um mehr oder weniger Ber- serpungSmöglichkciten für machthungrige Parlamentarier, sondern um die praktische ArbettSmögltchkett der neuen Negierung im nationalen Sinn«. Tic Ersahrungen ihrer RegierungSbetrtligung vor Locarno haben auch die Dcutschnattonalcn gelehrt, daß sie. wenn sie schon den Haupttctl der Verantwortung tragen, auch durch eine entsprechende Zahl von Vertretern in ber Regierung be- sähigt lein müssen, ihrer Auffassung Geltung zu verschaffen. Deshalb hatte» sie auch mit gutem Grunde die Einigung Uber die personelle Zusammensetzung dcS Kabinetts zur Voraus- sctzung für ihre Zustimmung zu dem vereinbarten Regie- rungSprogramm gemacht. Glücklich ist auch die AuSmahl der Periviiltchketten. die sie in das Kabinett entsandt haben. Mit Hergl haben sie einen Innenminister gestellt, der maßvoll in seinen Aiissasiungen ist und überdies von der vornovember- lichcn Zeit ein in der Republik nngewöhnliche» Maß von RegicrungSersahrung mitbringt. Auch der Landwirtschaft», minister Schiele kann aus seinem Gebiete al» Autorität gelten und er weiß zudem aus eigener Erfahrung, wo den dcuischc» Bauern der Schuh drückt. A»S seiner Tätigkeit als Jiinciiniintster im zweite» Kabinett Luther ist er in natio nalen Kreisen in bester Erinnerung. Dem neuen Justiz- minister Graes iTHUringen» geh» der Ruf eines treffliche» Juristen und Praktikers voran», und auch mit dem Verkehr«, minister Koch sDUIseldorsi hat die Partei offenbar einen sehr gliiältchen Griff getan. Die Berufung des einstigen Schreiner», der sich vom einfachen Arbeiter in der Deutschnationalen Partei zum Rcichsminister her- ausgearbeltet hat. ist der angenfälltgst« Beweis für die soziale Einstellung ber Partei und «ine wohlbegrltnbete Unter streichung dieser Einstellung auch in der ins Leben tretenden Regierung. Seine Person allein straft die sozialdemokratische Anmaßung Lügen, daß sic allein die Vertreterin der deutschen Arbeiterschaft sei, und das kan» nur gut sein im Hinblick auf die scharfe» Auseinandersetzungen, die nicht auSblcibcn können. Wenn der Pvstministcr Ltingl aus eigene» Wunsch aus Gesundheitsrücksichten von der Bäurischen Volkspartei durch den Fachmann Schaetzl ersetzt wird, ko darf man a»- nehmen. daß cs sich dabei ausnahmsiveise um keine politische Krankheit handelt, da Minister Stingl sich in seiner Partei allgemeiner Beliebtheit erfreut und auch von anderer Sette gegen sein Bleiben Einwendungen nicht erhoben worden sind. Daß neben diesen Partei»,intitern der langjährige NcichS- wehrmintster Dr. Gehler seinem verantwortungsvollen Amt erhalten bleibt, war ein Gebot ber politischen Lonalität ihm und der Reichswehr gegenüber. Um seine Person und »m das von ihm ko zäh verfochtene Prinzip der Unversehrt heit de» Heere» war die Krise entstanden: sein Bleiben wird damit auch zum deutlichen Zeichen nach außen hin, daß der Ansturm der Linken auf da» Machtmittel de» Staate« gescheitert ist. Gierige Parteihände werden sich nicht an ihr vergreifen, sic nicht aus das Niveau des Reichsbanners hcrabdrückcn dürfen Wenn in dem darüber entstandenen Konflikt zwischen Partcirücksichten und Amts pflicht Dr. Gcßlcr die Folgerungen ziehen und endgültig mit der Demokratischen Partei brechen mußte, so mag ihm daS im Hinblick auf die Vergangenheit schmerzlich sein: sie mit diesem Schritt verbundene Entlastung wird ihm aber für seine wettere Amtsführung auch große Vorteile bringen. Die reinliche Scheidung nach all den Halbheiten wird sich in diesem besonderen Fall, wie überhaupt in der Frage ber Ncgicrungsbeteiligung der Demokraten als daS kleinere Nebel erweisen. ES schlt nicht an Stimmen, die eine Ver breiterung der jetzigen RegierungSgrundlage durch die Demo- kratcn gewünscht hätten, und in der Tat lag die Negierung der nationalen Einigung durchaus Im Bereich der Möglichkeit Aber die sonderbare Art und Weise, wie sich die Demokraten mit sadenscheinigen Knlturanvslüchtcn anS dieser Stellung heraus, nnd in die Gefolgschaft ber Sozialdemokraten wieder Die neue Minislerlisle. <Du , » Fu « ksvruch.t verli». 28. Ja». Da» neue ReichSkabinelt wird sich, wie da» Nachrichtendurea» des B. D Z. hört, a«S folgenden Minister« zniammensetzen: Reichskanzler »nd Minister sür die besetzte« Gebiete: Dr. Mar, sZ.fr Auswärtige»: Dr. Strekemann sD.V.P1r Innere» »nd Vizekanzler: Herg« sD^N.fr Finanzen: Dr. Köhler sZ.fr Wirtschaft: Dr. C « r 1 i« S lD. Bps; ArbeitSministcr: Dr. Braun« sZ.fr Justiz: Graes« Thüringen sD.»N.fr Reichswehr: Dr. Geßlerr RcichSpaft: Sckaetzl sv. Bv.fr Verkehr: Dr. K » ch»Düsseldorf tD-R.fr Ernährung »nd Landwirtschaft: Schiele sD.»N.f. Diese Lifte wird, wie daS Nachrlchteuburea» de« V.D.Z. weiter hört. alS endgültig angesehen. De« Reichspräsidenten, der die letzte s»r«elle Entscheidung ,n fällen hat. wird der Reichskanzler Dr. Mar, sofort diele List« «nterbreite«. Die letzten Schwierigkeiten. Berlin. 28. Jan. Dt« NcgterungSkrisi». deren SSlung man beute vormittag für nahe bevorstehend hielt, hat durch die über Mittag «bgehalteae» FraktionSsitznngen überraschen» eine Verschärfung erfahren. Nicht nur Zentrum und Deutsch nationale hielten an ihren Forderungen fest, nämlich drei Mtnisterposten für daS Zentrum und vier für die Deutsch- nationalen, sondern auch die Deutsche Volkspartei bestätigte ihren Beschluß, keine» der drei Portefeuille» aufzngeben, die bisher mit Vertretern dieser Partei besetzt waren. Da sich also die Ansprüche der Parteien unversöhnlich gegenübcr- standen, ko hatten die um 8 Uhr wieder ausgenommen«!, ge- meinsamc» Verhandlungen der vier bürgerlichen Parteien mit Tr. Marx den Charakter persönlicher Vinwirkungsver- suche der einzelnen Parteiführer. Die Besprechungen endeten kurz vor 1 llhr mit dem einzigen Ergebnis, daß sich Zentrum «nd Dcutschuationalc darüber einia waren, die noch ftrittigcn Minifterpofte« so unter sich z« verteilen daß daS Zentrum das Finanzministerium mit dem bisherig » badische» hineinmanövriert haben, zeigt auch die große Gefahr, mit der sich die bürgerliche Negierung in diesem Falle belastet hätte. So wie jetzt bei dieser Entscheidung die Berliner Asphalt presse mächtiger gewesen ist als die politische Einsicht der demokratischen Führer und Wähler, so wäre es auch in Zu kunft geblieben. Eine geschlossene, kraftvolle Regierutmh» Politik whre durch die bekannten Quertreibereien des radi kalen Partciflügcls verhindert morden und unfehlbar hätte diese Art von Mitregterung den TodcSkeim der Zersetzung und Spaltung in sich getragen. Die Demokratische Partei hat sich aus eigenem Willen aus der bürgerlichen Front aus geschlossen: der Zug des Herzens mar dcS Schicksals Stimme. DaS Schicksal wird sprechen — bet den nächsten Wahlen. Müßig ist auch der von der demokratischen Presse in ihrer begreiflichen Verärgerung aufgeworfene Streit um die Be deutung der Richtlinien und den daraus konstruierten »Um fall der Deutschnationalcn". Auch dieses Manöver verfolgt offenbar nur den einen Zweck, Mißtrauen unter den neue» KoalitlouSaenosscn zu verbreiten. Soweit die ZcntrumSprefse daran beteiligt ist, mag auch der Wunsch mttsprechen, die eigene Schwenkung durch solche Rückzugsgefechte zu vgr- schlcieru. AlS ob es eine Schande wäre, wenn zwei bürger liche Parteien um dringender Staatsnotivendigkcitcn willen sich gegenseitig gewisse Opfer bringen! Aber abgesehen davon, daß bei Vereinbarung der Richtlinien ausdrücklich sestgcstcllt wurde, daß keine Partei dabei Opfer ber Ueber» zcugu ng bringcn müsse, sind weder die bisherigen Ber- ösfcntlichungcn authentisch, noch dte bctgcfügten Protokolle mit ihren Auslegungen überhaupt bekannt. Man wirb des halb gut tun. die Regierungserklärung abzu- wartcn, die volle Aufklärung bringcn wird über den Wc^ auf dem sich die Parteien gefunden habe» und den sie in Zu kunft miteinander gehen wollen. Vorläufig haben wir alle» Anlaß, froh zu sein, daß dte bürgerliche Mehrhcitsregierung allen Gefahren zum Trotz doch noch Wirklichkeit geworben ist. Möge ein gütiges Geschick und eigene Kraft ihr Dauer uns Beständigkeit verleihen, damit sie in nationaler Arbeit de« neuen deutschen Staat wohnlich ausbauc für alle Volks genossen. Staatspräsidenten «nd Finanzminister Köhler, die Dentfch» nationalen das Bcrkehrsministcrin« mit de» Eilcubahngewerkschaftler Abg. K o ch»Düsseldorf besetzen. Eine Einigung mit der Deutschen BolkSpartci, für die da«» nur die Heide« Posten dcS Auswärtigen Amtes «nd deS Wirt, schaftSministeriums übrigblciben würde», konnte noch nicht erzielt werden. Reichskanzler Dr. Marx, ber sich bereits für v Uhr bei« Reichspräsidenten angcfagt hatte, um seine Ministerliste vor- zulcgcn. hatte daraufhin die beteiligten Fraktionen gebeten, um 6 Uhr ihre Unterhändler nochmals zu gemeinsamen Be sprechungen zu ihm zu senden. ES gelang, tn der noch strittige» Frage eine Einigung dahin zu erzielen, baß dte Deutsch« BolkSpartci sich mit zwei Ministerposte« begnügt. daS ReichS- verkehrSministerinm also den Dcutschnationalen zusällt. Wie noch berichtet wird, hat die Deutsche BolkSpartci a« ihren Anspruch aus daS BerkehrSministertum ans den Wunsch dcS Reichspräsidenten von Hindcnburg Hi« verzichtet, damit dte Verhandlungen nicht noch länger aufgehalten würden. Die amiliche Mitterrand. Berlin. 28. Jan. lieber den Abschluß ber Verhandlung«« zur Regierungsbildung wurde beute abend folgende amtliche Mitteilung auSgegeben: »Die Bcrhandkungc» über die Regie, r»ngSbildu«g mürbe» -ente abend beendet. Reichskanzler Dr. Marx erstattete im «uschluß an die Sitzung de» inter, fraktioncüc» AnSschnffe» de« Herr« Reichspräsidenten ab« schließenden Bericht. Da die endgültige Vefchlnß, saffung fämtlicher beteiligte« Fraktionen «och nicht erfolgt ist. wird die «mtliche Veröffentlichung der Liste der Mitglieder deS nene» ReichSkabinettS erst i« Lanse dcS Sonnabend er, folgen.' Zu dieser amtlichen Mitteilung ist ergänzend noch zu be« richten, daß dte interfraktionelle Besprechung der Regierungs parteien gegen Uhr abends zum Abschluß der Regierungs bildung führte. An der Liste wurde dabet nur noch insofern eine Aenderung vorgenommen, als RcichSpostminister Stingl bat. aus Gesundheitsrücksichten von seiner Person abzuschen. An feine Stelle tritt der Staatssekretär deS Reichs» postminIsterinmS Schactzcl -Münchens. Die Fraktion der Deutschen Volkspartei wird am Sonnabcndvormtttag znsammentrctcn. um noch formell z» ber Zusammensetzung dcS Kabinetts Stellung zu nehmen. Die Dcutschnationalen traten noch heute abend zu einer kurzen Sitzung zusammen, um da» Ergebnis d-r interfraktionelle» Bcsj'icchiiiig elltgegenzunchmen.