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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1928
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1928-05-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19280525019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1928052501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1928052501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1928
-
Monat
1928-05
- Tag 1928-05-25
-
Monat
1928-05
-
Jahr
1928
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 25.05.1928
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irr. 245 Seile 2 Spiel des endlvsen NiederstimmenS, wie eS in der Zeit der Lipinskt und Zeigner im Schwünge war, würde wieder ge. übt werden und jede Regierungstütigkett unterbinden. WaS unter solchen Umstanden an» Sachsen werden sollte, ist nicht abzusehen. Und auch so. ohne Landtagsauslösung und Neu. wählen, werden sich die unglücklichen folgen des 20. Mat tn der sächsischen Politik bald genug fühlbar machen Den Roten ist durch ihren Wahlersolg der Kamm mächtig geschwollen, und da ihnen die Zerstörung alle», daö, was nachher kommt, nichts bedeutet, setzen sie zu neuen Stürmen an. In allen Wahlbetrachtungen der radikalen Presse heisst eS denn auch schon übereinstimmend: Jetzt kommt Sachsen an die Nethel Alles muh daran gesetzt werden, um die Auflistung des Sach» fischen Landtages zu erzwingen! Man muh sich also darauf gefaht machen, dass die Opposition ihren Kamps gegen da» Kabinett Helöt aufgrund der neuen Mehrheitsverhältnisse im Reich noch verschärfen und die au »ud für sich schon schwierige parlamentarische Lage in Sachsen noch unerträglicher gestalten wird. Einstweilen mag sich das sächsische Bürgertum damit trösten, das, die Gefahr noch nicht auf den Nägeln brennt, weil die Laiidtage-auslosung bisher verhütet worden ist und die Regierungsparteien jetzt erst recht alles daran setzen wer. den. um sie in nächster Zeit zu vermeiden. Aber dieser Trost wäre schwach und kurzlebig, wenn nicht unverzüglich die Lehren, die sich aus den S.onntagswahle» für Sachsen er geben, in die Tat umgcsetzt würden. Was die nationale Presse immer vergeblich gepredigt hat: die Schaffung einer einheitlichen sä chst s che» Abwehrfront gegen den Marxismus, mus> angesichts der drohenden Gefahr endlich zur Wirklichkeit werden. Jeder Wähler, und Insbesondere die Parteien, müssen sich der ganzen Schwere der Berautwortnug bewusst werden, die die nächste Landtags- Der Reichsrat für den Das Gesetz für nicht verfassungsän-ern- erkiärt. Berlin. 24. Mai. Der Ncichörat nahm in seiner heutigen Sitzung den Antrag Prenhcn, den 11. August als National feiertag zu erklären, mit 17 gegen 19 Stimmen bei zwei Ent haltungen an. Die Frage, ob der Gesetzentwurf verfassungS- ändcrnden Eharaktcr habe, wnrde mit 5L gegen 11 Stimmen bei 5 Enthaltungen verneint. Im einzelnen wird hierzu noch gemeldet: Berlin, 21. Mai. Der ReichSrat beschäftigte sich in seiner Sitzung am Donnerstag zunächst mit der von der Neichsregie- rung vorgelcgten Uebersicht über die den Gemeinden zu zahlen den Beträge zur Deckung der ihnen ans Vorbereitung und Durchführung der Reichstagswahlen am Lll. Mai erwachsenen baren Anfwendiingen. Der Berichterstatter führte aus, das! nach dem ReichSwahlaesetz daS Reich den Gemeinden vier Fünftel ihrer Wahlkosten zu erstatten habe. Aus Antrag der Ausschüsse stimmte die Vollversammlung,des ReichSratcs der Borlage zu. Zur Frage des 11. August betonte der Berichterstatter, Ministerialdirektor Babt, dass in den Ausschüssen ll Länder dem preusüscheu Entwurf zu- gcstimml hätten. In der Ausschustberatung sei daraus hin- gewiesen worden, dah der Neichsrat im April 1923 sich bei einem ähnlichen Gesetzentwurf mit 36 gegen 30 Stimmen für dein verfassungsändernden Charakter ausgesprochen habe, dah abö'r damals die Rcichsregtcrung sich bei der Vorlage an den Reichstag im entgegengesetzten -Sinne ausgesprochen hätte, nämlich dahin, dah der Entwurf nicht verkassungsändernd sei, sondern mit einfacher Mehrheit angenommen werden könne. Es sei dann darauf hingewiesen worden, dah der Reichsrat am 27. Juli 1927 bei einem Gesetzentwurf genau derselben Angelegenheit sich mit 12 gegen 25 Stimmen im Sinne der damaligen Stellungnahme der Reichsregierung, also gegen den vcrsassuugsä'ndernüen Charakter, aus- gelprochen habe. In besonderer Abstimmung sei die Frage, ob die 'Vorlage, verfassungsändernden Charakter habe, von den Ausschüssen mit groher Mehrheit verneint worden. Gesandter Dr. v. Prcger, der bayrische Vertreter, erklärte sodann namens seiner Re gierung, diese könne nicht anerkennen, dah die Reichsver- sassuug eine Handhabe dafür biete, den II. August durch Neichsgesetz zum allgemeinen Feiertag im Sinne der Landes gesetzgebung zu erklären. Selbst wenn man aber auch diese Bedenken gegen die reichsgesetzliche Eiusührung deS Ver- fassungstagcs als nationalen Feiertag zurückstellen wolle, so werde seiner Regierung die Zuüimmuug zu dem Gesetzent wurf doch dadurch unmöglich gemacht, dah er schwere Eingriffe in die Verwaltuugshohcit der Länder enthalte. Bei der Abstimmung stimmte für den versah'ungsäudern- den Charakter des Gesetzes nur Bauern mit seinen elf Stimmen, während sich Wiirtt.-mtzerg mit vier und Oldenburg mit einer Stimme enthielten. Bei der Abstimmung über die — „Dresdner Nachrichten" — wähl auf shr» Schultern legt. Wer jetzt noch Splitterparteien oder Ouerltstrn aus-ustellen ober zu fördern wagt, der ist ein Schädling an der Zukunft Sachsens; öle Partei, die jetzt noch kleinlich« Etgentnteresfen über da» Gemeinwohl stellt, macht sich mitschuldig an dem Unglück, das bann herrtnbricht. Die Aussichten, bis »ur nächsten Entscheidung dt« rote Mehrheit tn Sachsen wieder zu brechen, find durchaus vor. Händen, wenn da» sächsische Bürgertum den Denkzettel ver. steht, den es am letzten Sonntag erhalten hat. Denn diese Wahlen stauben unter wirtschaftlichen Bvrzetchen; st« waren ein Ausdruck der Berbitterung, die durch die groben Arbeit», kämpfe geschürt und von den Marxisten klassenkämpfertsch auSgentttzt worden ist. Wenn jetzt der Sozialdemokratie logischerweise im Reich Gelegenheit gegeben wird, durch Teil- »ahme an der Berantwortnng zu zeigen, wie sie selbst diese Probleme in der Zwangsjacke des Daives-Planes zu meistern versteht, wen» sie die Versprechungen erfüllen muh. mit denen sie t» der Agitation hausieren gegangen ist. bann werben die harte» Tatsachen dafür sorgen, dah ihre Bäume nicht in den Himmel wachsen. Nachdem sie jahrelang ln der Opposition Fett angesetzt hat, ist sie jetzt an der Reihe, in der Verant. wortung die übliche Abmagerungskur durchzumachen. Viel Schaden mag dabet entstehen für das Reich und die Wirtschaft — daran trägt das Bürgertum selbst die Schuld. Aber den gedankenlose» Mitläufer» des Marxismus werden die Auge» geöffnet werden, und wenn das sächsische Bolk wieder vor eine grohe staatSpvlttlsche Frage gestellt wird, dann wird seine Antwort I» der Zukunft wie tn der Vergangenheit hcihen: Nie wieder ZeIgnerI Freilich nur dann, wenn sich Bürgertum und Parteien in Sachsen jetzt endlich ihrer Pflicht bemüht werden. Sonst könnte» wir über Jahr oder Tag vor dem Scherbenhaufen stehen, der dieses Mal noch vermieden worden Ist. 11. August als Feiertag. 'Vorlage selbst stimmten dagegen Ostpreuhen, Brandenburg, Pommern, Ntederschlesien, Bayern und Württemberg. Es enthielten sich Oberschlesien und Oldenburg. Leer und Auhenpolttik. Ein Bortrag des Generalobersten v. Secckt. >Dri>h«mcldung unsrer Berliner Schrtstlettung.1 Berlin, 21. Mai. Im Deutschen Herrcnklub hielt Generaloberst v. Secckt heute abend einen Bortrag, in dem er sich mit den Wechselbeziehungen zwischen A »henpv li tt k und Heer befahte. Beuicrkeuswert war der Gedankeu- gang ScecktS, dah im Gegensatz zu den heute herrschenden Tendenzen, das Heer zu einem blvhen Instrument der Politik hcrabziidrücken, die Armee eine ansacsprvchen staatö- politische Funktion hat. Es sei notwendig, betonte Secckt, dah sich die Spistensührung der Armee Einsluh aus die Jnncn- nnd Auhenpolitik sichert. Dabei habe das Heer selbstver ständlich als erstes den Gedanken zu verfechte», dah die ein schränkenden Bestimmungen des Versailler Vertrages aus- gchvben werden. Die Rheinlandsbeictzung. so drückend sie sei, bedeute doch nur eine temporäre Erscheinung, indessen durch Versailles die Beschränkuna der deutschen Wehrmacht für alle Zeiten fcstgelcat ist. Keinesfalls dürfe eine Ge wöhnung an den heutigen Zustand der deutschen Entmachtung eintrcten. DaS unverrückbare Ziel der deutschen Auhenpolitik sei es, die RiisinngSbcschränkungc» zu sprengen, und nachdem dies geschehen, die Wehrhasimachung ans allen Elebietcn im deutschen Volke wieder durchzusehen. Dabei brauche man kein grundsätzlicher Gegner einer verstän digen Nnstungs b eschr ä n kung zu sein. Es sei merkwürdig, dah gerade bei der stärksten Wehrmacht Europas das Sichcr- heitsbedürsniS am stärksten entwickelt sei, während man in Deutschland den Zustand einer fortgesetzten Unsicherheit In den breite» Schichte» des Volkes überhaupt nicht mehr beachte. Der Leiter der Armee habe gegenüber dieser sorglosen Stimmung im Volke Tag und Nacht z« überlegen, wie die bentschc Unsicherheit gemindert werden könne. Dazu sei notwcndia, Einsluh vor allem auf die Auhenpolitik zu nehmen. Ter Soldat ist nicht Objekt der Politik, sondern politisches Subjekt, denn letztlich gehört zu den Mitteln der Politik auch der Krieg. Die Entscheidung über Krieg und Frieden stehe indessen dem Soldaten nicht zu. Er sei in die sem Falle nur Sachverständiger. Er müsse darum z. B. bei dem Eingehen von Bündnissen gehört werden, denn die mili tärische Bewertung von Bundesgenosse» sei ein wichtiger Faktor der Politik. Auch im Kriege aber müsse die Politik matzaebend die militärische Tätigkeit beeinflussen. TuS Ideal wäre, wenn Staatsmann und Feldherr in einer Person vereiniat werden könnten. Bei der Differen ziertheit dieser Funktionen im modernen Krieg und in der modernen Politik werde dies aber kaum mehr angctrossen werden können. Deshalb müsse schon tn FriedenSzcitcn ein scstes Zusammenwirken zwischen Auhenpolitik und Heer ge schaffen werden. Arellag. 25. Mal 1S2, Scholz über -ie Grohe Koalition. «te», 21. Mat. I« »Renen Wiener Jonrnal" me, vssrntlicht der Vorsitzende der RetchStagSsrnkti»« der Dentsche, BolkSpertei. ReichS«inift«r a. D. Scholz, z« der Frage der Gros»«« Koalition eine« Artikel, in dem eS heißt: Wir sind de, reit, «der »nsere« Eintritt in dt« Große Koalition zu ver, hondeln, oder «t« können «ne «nter gewissen Be, dingnnGe« erhandeln, die mir i« Interesse des Vater, londd »nd der Vir«schast stelle« «üfie«. Außerdem dürste sich «ach «einer «nssassnng die Rotwendigkeit ergeben, die Gras,, Koalitto«, sald sie im Reich znstandekommt. auch aus Preußen anSzndehnen. Berlin noch marxlslttcher geworden. Berlin, 21. Mat. Das Ergebnis der RetchStagSwahl in Groh-Berlin ist i» mehrfacher Hinsicht lehrreich Gcstienc» sind tn der NeichShaiiptstadt die Stimmenzahleii der beiden sozialistischen Parteien, und zwar die der Sozial, demvkraten von 697 000 ans 815 000, also nm ein Sechstel, die der Kommunisten vvn 37Ü000 auf Oll 000, also nicht ganz um zwei Drittel. Von den übrigen Parteien haben eine» Zu- wachs allein die Deutsche Vvlköpartci »m 10«»1> Stimmen von 110 000 ans 15» OW zu verzeichne». Tie beutschnattonalen Stimmen fielen nm etwa ein Fünftel vvn 519 001, auf 110 000 zurück. Auch Zentrum und Wirtschaftspartei hatten Einbuhe» »m »ich! ganz ein Zehntel bzw. ein Sechstel. Den stärksten Verlust erlitten auch tn Groh-Verlin die Demokraten, deren Sttinmen- zahl vv» 210 000 nm beinahe ein Viertel auf 190 000 sank. Im ganzen stehen den rund 1,1 Million Stimmen der sozialistischen Parteien 1 Million Stimmen der bürgerlichen Parteien aller Richtungen gegenüber. Die bedeutsamste Lehre ist jedoch die, wie die Berliner Stadtverordnetenversammlung aiisgcschcn hätte, wenn man für sie gleichzeitig Neuwahlen vorgenommen hätte. I» diesem Falle wären die Svzialdemvkrate» »on 7S aus 75 Mandate, die Kvmmuntsteii vvn 13 ans 56 Mandate gestiegen. Mit anderen Worten wäre die LinkSmehrheit im Berliner Rathaus von bisher 117: 108 auf 131 :01 gewachsen. Ein deutlicheres WarnungSzeichen für daS Bürgertum kan» man sich nicht denken. Die rechtsstehenden Berliner Zeituu. gen sprechen deshalb nochmals die Mahnung znr Sammlung der bürgerlichen Parteien a«S. Uebergriss -er französischen Besahungs- behörde. Berlin, 21. Mai. Die Firma Opel baut gegenwärtig I» RüsselShcim eine« neuen Verladebahnhos. Dieser Tage mutzte, nun die Banarbeiten eingestellt werden, da seitens der sran, zvsischen BesatznngSbcbördc gegen diesen Bau Einspruch cr> hoben wurde. Dem hessischen Landtag ist daraufhin folgende demokratische Anfrage zugegangen: „Was hat die Regie- rung getan bzw. was gedenkt sie zu tun. damit diese Matz- »ahme rückgängig gemacht wird, die aecianct ist, die Wirt- schaft deS ganzen Brückenkvpfgebietes erheblich zu schädi gen'? Ist die Regierung bereit, den Besatzungsbchördcn gegenüber zum Ausdruck zu bringen, dah der cianz unvcr- ständliche Einspruch als ein zu dem Geist der Locaniovcr- träge tn vollem Widerspruch stehender Versuch zur Nieder- Haltung eines angesehenen deutschen Unternehmens aiifgcsaht werden muh?" Ferligslellnng -es lansendslen Imckers- Flugzeuges. Dessau. 21. Mai. Am Donnerstag faud in Dessau eine Feier der Belegschaft d s JunkerSflugzcugwerkcs aus Anlaß der Fertigstellung des tausendsten in den Werken ber- gcstcllten Flugzeuges statt, zu der u. a. Staats-Minister Weber als Vertreter der Staatsregterung, der LandtagSpräsideut und der Oberbürgermeister erschienen waren. Das tausendste Junkersslngzeug, „O. 31", ist von der österreichischen Luft verkehrs N.-G. bestellt und soll in den nächsten Tage» nach Wie» nbergcführt werden. In Vertretung von Prof. Junkers, hielt Direktor Schleissing, einer seiner ältesten Mitarbeiter, eine Ansprache, in der er besonders hervorhob. welche Lcistusig gerade für ein nur Verkehrsflugzeuge bauendes Werk der deut-' scheu Lnstsahrtlndnstrie die Fertigstellung des tausendsten Flug zeuges ist. Nur 300 Flugzeuge seien während der Kriegszeit in den Junkerswerkcn hergestclli worden. Professor Junkers Ehrenbürger von Dessau. Dessau, 21. Mat. Der Dcssauer Gemcinderat hat aus Vorschlag des Magistrats aus Anlah des geglückten Ost- West-Flnges und der heute erfolgten Fertigstellung des tausendsten Flugzeuges den Besitzer der Junkers-Werke »nd Schöpfer des Ganzmctallflugzeuges, Prüf. Dr. Junkers, zum Ehrenbürger ernannt und ihm zu Ehren eine Straße Jniikcrsstrasse genannt. Diese Ehrungen gelte» Professor Dr. Junkers als Wissenschaftler, seinem Werk und seinen Mitarbeitern. Bürgermeister Hesse richtete ans diesem An- lah ein Glückwunschtelegramm au Professor Junkers nach Neuyork. Angst vor der Verantwortung. Die Sozialdemokratie nach dem „Siege". Wie sehr es den Sozialdemokraten angesichts ihres Wahl- ersokgcs vom 20. Mai bange wird, wenn die logischen parla. meiitarischen Folgen des Linksruckes erörtert werden, zeigt sich wieder recht dcnilich aus der Stellungnahme des Dresd ner linkswzialistischen Organs znr Frage der Regierungs bildung. Entgegen den ungeschriebenen Gesetzen der Demo kratie, die es zum Gebot machen, dah die Regierungsbildung im Sinne der durch die Volksabstimmung aufgezeigten Ten denz erfolge — alio diesmal durch die „Siegerin" Sozial demokratie —, verschanzt sich die sächsische Partei hinter so fadenscheinige Ausflüchte, dass die Furcht vor der Verant wortung ans jeder Zeile spricht. „Nicht wir", heisst es da. „haben die 'Mehrheit im Reichstage erlangt, sondern die Bürgerlichen nehmen noch immer reichlich 60 Prozent der Sitze im Parlament ein. Man hat also im bürgerlichen Lager durchaus die Möglichkeit, allein zu regieren, und die Sozialdemokratie denkt gar nicht daran, sich in eine unbeaueme Situation drängen zu lassen. Wir können dem deutschen Volke als eine starke Oppositionspartei besser nutzen, denn als schwache Regierungs partei." Sachlich ist diese Anregung, wenn sie eine solche sein soll, glatter Unsinn. Denn auch die Sozialdemokraten müssen wissen, dass die sogenannten „Bürgerlichen" von den demo kratischen Schleppenträgern der Sozialdemokratie bis zu ihren Antipoden, den Nationalsozialisten, nun einmal nicht unter einen Hut, geschweige den» in eine gemeinsame Regierung zu bringen sind. Am Tage nach der Wahl schrieb doch die ganze rote Presse t» fetten Ueberschriften: Der Bürgerblock zerschlagen! DaS war auch das ausgesprochene Ziel ihres Wahlkampfes gewesen. Und jetzt soll derselbe Bürgerblock wieder Lnsammcng ciiut werden, wenn er durch den Links rutsch a»"'> nicht mehr t^Llerungbsähig ist, weil die sächsische Sozialdemokratie alten Grundsätzen getreu sich weiter in der Opposition mästen möchte. Und weil ihr die Knie schlottern in Erwartung der Dinge, die nicht ausbleiben werden, wenn es gilt, von schwülstigen Worten zur verantwortungsvollen Tat überzugehcn. So sehen sie tn Wirklichkeit auS, die „Sieger" vom 20. Mail Gestern noch triumphierend, habe» sic heute schon Angst vor der eigenen Courage. Wenn erst den verführten Massen ein Licht anfgegangcii ist über die Jämmcr. lichkert dieser Partei, der sic ihr Vertrauen geschenkt haben, dann wird es nicht ausbleiben. dah sich ihr Sieg bet der nächsten Abrechnung tn eine ebenso glänzende Niederlage verkehrt. Zusammentritt -es Beichswahlausschusses. Berlin, 21. Mai. Der Netchswahlansschuss wird wahr scheinlich am 8l. Mat oder 1. Juni zur endgültigen Fest stellung der Wahlergebnisse tagen. Dann werden sich jene Abgeordnete, die ein Doppelmandat erhalten haben, erklären müssen, welches Mandat sie annehmen. Kurz vor oder nach Pfingsten stellen die Krelöwahlausschüsse die Einzelergebnisse der Krelöwahlcn In öffentlicher Sitzung fest. Wahlbefchrver-e beim Skaaksgerlchrshos. Berlin, 21. Mat. Wie auS München berichtet wirb, hat die W t r t s ch a f t s p a r t c i, die bei den Wahlen zum Bayrt. scheu Landtag 110 002 Stimmen erhielt, aber ebenso wie die Demokratische Partei auf Grund des bayrischen Wahl gesetzes ohne Mandat auSging, nunmckr gleich der Demo kratischen Partei die Entscheidung des Staats» gertchtshofs ln Leipzig angerusen. Die Frage ist nun allerdings noch, ob der Leipziger StaatSgcrichtShof sich für zuständig erklären wird, da der alte Bayrisch« Landtag in einer seiner letzten Sitzungen noch einen Beschluss annahm, durch den für innerbayrische Berfass».»göstrciligkctten jeder Art ausschliesslich der bayrische StaatSgerichtshvf für zuständig erklärt wirb. Neue Phosgenerkrankungen in Karburff. Hamburg, 21. Mai. Am Mittwochabend wurden die Ein wohner von Wilhelmsburg durch ivildc Gerüchte über eine neue Phosgenexploston in grosse Aufregung versetzt. Sani tätspersonal und Aerzte standen zum Eingreifen bereit. ES stellte sich aber bald heraus, dass cs sich nm ein Missverständ nis handelte. Im Harburger Krankenhause sind inzwischen 17 neu« Fälle von Phosgencrkranknngcn cingellcfert worden. Der Zustand der Ncuerkrankten soll jedoch augenblicklich keinen Anlass zu Befürchtungen geben. Insgesamt sind im Harburger Krankenhause jetzt noch 73 Personen in Be handlung. » Hamburg, 21. Mat. Die staatliche Pressestelle teilt mit: Bon den in die hamburgischcn Krankenhäuser cingclicfcrtcn Kranken konnten im Laufe des gestrigen Tages weitere 27 entlassen werden. Es befinden sich beute vormittag in dcn Krankenhäusern noch 132 Kranke, von denen 11 als mittel schwer und 7 als 'chwcr erkrankt anznsprcchcn sind. Zwei der schweren Fälle sind noch weiterhin zweifelhaft. Alle übrigen Fälle sind leichterer Art. Ambulant behandelt wurden am gestrigen Tage insgesamt 85 Personen. Weitere Todes fälle sind bisher nicht zu verzeichnen. Gasmanöver -er Böker, Armee. Berlin, 21. Mcri. Wie aus Moskau gemeldet wird, wer ben während der nächsten grossen Manöver der Roten Arm« an der Wcstgrenze neu« GaSarten Erprobt. Da die letzten Manöver dieser Art Opfer an Menschenleben und Tiere,, »ur Folge hatten, werben die Militärbehörden verfügen, daß wäh rend der kommenden Manöver eine 25 Kilometer breite Grenzzone von der Bevölkerung geräumt wird.
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