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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 15.07.1909
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19090715026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1909071502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1909071502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-07
- Tag 1909-07-15
-
Monat
1909-07
-
Jahr
1909
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Dresdner Nachrichten. Donnerstag. 15. Juli IVO» «SU Sir. 1i»1 reform erledigt se«. Der Journalist warf dann Sie Frag, «nn. warum Fünst Bülo-iv nicht zur dtuslüsung des Reichstages geschritten wcire. Fürst Büiow erwiderte, er habe «n>bereu Erwägungen fallen müssen. «NS -er Parieimann, er lmbe die Zukunft im Auge beluilten müsse» »>>ch könnte mich," fuhr er fvrt. »nicht für eine» Wahlkampf beaei>s»>er». -er nach rechts hatte geführt werden müsse» und nun nomvendigen Ergebnis eine gar nicht akzuschätzcnde 'Bernärknng «>s Radikalismus und speziell der Svzial- Sematratie get>ibi hätte. ÄEnn Standpunkt der Besürwvr «er der Sluflösnng wäre günstigenfalls eine liberal- svz ia l d e in v 5 ra i i i ä> e Mehrheit zu erwarten ge wesen. Sie werden mir zugeben. d,iß wir von einer solchen Mehrheit -IM Millionen indirekte Stenern nicht Hütte» er halten können/' Sehr erbittert anüerlr sich Fürst Biilow über die Ha l t u » g der K v n s e r »>ativ e n. Diese sei ihm nicht ver üair-kich gewesen und es werde auch nicht gelingen, sie dem Lande r»erstandiich zu lnachen. Der Eindruck werde unver iviscichar leisten, daß die rionsernativen dem zur ansschlag get-'n-e'n Stellung znrückverlangenöen e» t r n in Ha » d la » g e r die n st e geleistet «lwbc». Das Land suhle die «Üesahren. die -diese ->>iltn»g tür die Partei selbst und für bas Vaterland ui sich birgt. Diese Xraltnng könne der Ans gangspnnkl einer Entwicklung iverden, die erbitterte Par tei»,egensase schasse, nnnanirliche Parteigrurwierungen her vi»rruse und für das Woltt des Landes nicht .zuträglich sei. F-ch kann." sagte F->iist 'Büloiv weiter, „wohl sür mich in Anspruw nehmen, das, ich -ie S o,z i a l d e m o k ra t i e nicht nur in ihren Fiihrern rednerisch überwnnde». sondern ihr eine schroere praktisch und ooliliich bedeiitniigSoolle Wahl niederlage Neige bracht !n,be. Indem die Fraktion von 80 «ruf <0 Sitze t-ernntergedrückt wurde, ist der Beweis ge liefert worden, das, die Sozialdemokratie auch ohne AnS nahmegeseve und Polizeimaßregel» bekaino't und besiegt werde» lann. Wir werden sehe», ob dies txi den nächsten h/ahlen nneder gelingt. 2ßir iverden auch sehen, ob die Fvrtnyritle des DeunchiumS in der Ostmark ansrechterhai- te» werden und ob man die Welfen niederl-alten wird, die IM7 fortgefegt worden sind. Gelingt das nicht, fo iverden wir ««rin das schlimme Ergebnis der l-alliina der Konservati ven zu sein?» tiabe», die d»,nn ais irivvieS Spiel mit den Interesse» der Pkonarchie und des '/andes erkannt iverden wurde." Biilow versicherte, das, zwischen dam K aise r u lud i t, m kein M i ß v erständniS, kein M i ft - l la il g irgenöwelärer Art bestehe. Die konservative Partei habe gewußt, dast ihre Talut ihn .zum Rücktritt zwingen ,nnßte. »Fch habe mich ginn R ii ck t r i t t ent i ch I o s i e »." fuhr Fiirst Büiow fori, »iveil durch die Haltung der k o >i s ervati v e n Partei eine politische Konstellation hcr- beigesnhrt worden üt, die unter der Trennung von den liberalen Parleien und sogar von den PPssenhrudern des alten BiStiiarckschen Kartells die Konservatioen zum e u g-- st e u B u u d e in i t d e m Z e n l r n in und mit den Polen geführt und dadurch das Zentrum wieder zur a u S ich lagg ebe „de n Partei gemacht lmi. Die folgen dieser s»ltiuig der.gonseroatioen nnd die liierdnrch herbeigeführte Konstellation lmben mein 'Per dl eiben im Anne unmöglich gemacht. Fe Br mann »«ein, wie fern mir auf kousessivuel- leiu l'sebiete !Iuaerechtigkeir, Vorurteil und Vvreingenom- menlxnt liegen. Aber das, eine Partei, die aus konfessionel ler Pasis steht, durch konfessionelle Gesichtspunkte ziiiam- mcngeMileu wir) und dabei die konseisionelle Minderheit vertritt, das, diese Partei den ansichlagevenden Einflug aiiSnbt im deutschen Reichstag nnd diesen Eiiiflnst io miß brauchen tan», wie das am IN. D ez ein her lüttn der Fall u>ar, das lialte ich allerdings iür einen schweren Schaden." H-»sichtlich der R eichsfi n a n z r e s o r m äußerte sich Fürst Pulow noch: »Die Reichsfinanzresorm, wie sie jetzt geiialtec ivorden in, entspricht nicht dem Bilde, das mir vor schwebte, als ich a» diese Sache lierainrat. Es fehlt die klare AnSeinandenetznng zwischen dem Reiche und den -Einzelstaaten, es fehlen die sozialpolitischen i'ienchlspnnkie und manches andere, alvr tvie die Dinge nun liegen, u>ar sie nach der Ansiclu der verbündeten Regierungen immer hin ein möglicher Weg, um anS der oinanznvt herguszu- komiae». ch bin aus meinem P o n e n geblieben, da mit wenigstens die schlimmsten Schäden anSgenierzl ivurd-cn und damit die Reform in einer für die verbündeten Re giernngau itvch ecnigernurneu a n n e t> m b a r e n W e i s e z ii E n de g e t u b r t würde. ,^ch scheide mit dem Wunsche, das, das deutsche Bolt unter Ueberwindung aller Hinder nisse nnd o>e»ahrei' in neigendem Wohlstände, in Samm lung nnd ungebeugter rirasl seine Bahnen weiter versor gen und seine Stellung in der Welt bcl>anpteii möge." Berlin. sPriv.-Tel.s Zn den kürzlich ausgeirelenen, im Reichstage von autoritativer Stelle widerlegte» Ge rüchten von M e i » n ng s v c r ' ch i c ö e » h c i t e n zwischen dem scheidenden Reichskanzler und den Regier n n - ge» der E i u z e I n a a r e n iverden, dem „dienen Pol. T«rgesöi enst" znsvige. die nachfolgenden Ausführungen eines namhaften s ü d d e n , f ch e n Riitglieds des Bniidesrats zur Beringung gestellt: Es ist schon eine amtliche Berührung mit den fragen der änneren und inne ren Politik erforderlich, um sich ein Bild der Tätigkeit eines leitende,, Staatsmannes mache» zu können, wie sie uarnrgemäf; gerade in auswärtigen Angelegenheiten der Hefsentlichkeil fast gänzlich verborgen bleibt. Sv ist es vielleicht in eingemeiliten Preisen bekannt, welchen persön lichen Anteil .vürit Bülow an der Bevern»« unserer Be- ! zie-«naen zu »naland hat. -ie ln -em letzte» Besuche König «üuqrL» ln verltn ihren «n»truck fand. Und gerade der Umstand, das» dies« Bemühungen im gegen» markigen Augenblick nvch nicht zu -er Klärung gesüh« haben, auf die -er Kanzler io vlainnühia hinwirkte. mutz ihm seinen Rücktritt jetzt bedauerlich erscheinen lassen. In der Balkan-Aktion darf man es als ein besondere« Verdienst Bülows ansehen. das, Rutzland fich trotz unseres rückhaltlose» Eintretens für Oesterreich-Ungarn nicht von uns abwanöte. sondern uns zu sreundlichen Beziehungen die Hand reichte, wie es durch die Mvnarchenbegegnnng i» den Schären bekundet ist. Man wirb sich auch des Er. werbs von Ktautschou und seiner Sicherstellung durch eine erfolgreiche Durchführung der Aktiv» ln China als eines wertvollen Altivums der Bülow-Politik erinnern dürfen Di« Besserung in unseren Beziehungen zu den Bereinigte» Staaten ist eine wettere Errungen, schaft seiner Amtsführung, indes auf beiden Seiten früher wenig sreundiiche Stimmung war. vvn dritter Seite reichlich ailSgenützt. Unter Biilvws Amtszeit trat Deutsch land in die Rvtweiidigkeit. für unsere Volkswirtschaft fremde Märkte zu erobern, in die We 1 tpolitik ei», und dieser Eintritt vollzog fick ohne wesentliche Störung der Beziehungen zu allen türos,machte» unter ehrenvoller Wad- rnng des Friedens. In innerer K o l o n i a l p o l i t i k Ist es Bülows Verdienst, den Mann an die Spitze gestellt zu haben, unter dessen Amtsführung nach langem Tiefstände jetzt eine merkliche Wendung znin Bessere» einiritt. Weiter wird seine Panzlersctmit gekennzeichnet durch die Reu- genaltung des Zolltarifs, den Abschluss der Handelsver- cräge, die Znckerkvnventiv». das Ilottengesetz und die Ost markenpolitik. die la gerade jetzt nach den Berichten der inastgcbende» Stelle» eine Erstarkung -es Deutschtums er kennen läfu Die Beilegung des schwierigen Ialles Lippe, die Regelung der braunschweigischen ,r rage, die Iortsührung der Svz ialpv l i t ik, deS Wasseistrasie»geseves, die küesialtung des Bvlksschul- iv e s e n s sind Erfolge der Büloivichen Politik. Wer wäh rend seiner zwölfjährigen Amtstätigkeit solche Ersolgc g»s- znweise» hat, wie der scheidende Kanzler, der braucht um das Urteil der böeschichte nicht in Sorge zu sein. Er wird über seine beiden Vorgänger hinweg an den ersten Kanzler hcrgiirückc». dessen cörölie er selbst stets rückhaltlos aner kannt hat. schen Frankreich un- -e« Vatikan in Parts ge-lieben w>» uns vor einig?« Äahren aus Irankretch ausgewiefr« wurde, mit der provisorischen Leitung -er kirchlichen An. gelegenheiten -es vat.ikantschen Staat-sekreta. riats betraut wor-eu Ist. * Parts. Der Lustschissrr Vleurtot gewann gestern den 1» 0l»o Irancs betragenden Reiseprets des Aeroklubs, indem er mit seinem Einfsächen-Aerovlan in <8 Minuten die 47 Kilometer lange Strecke vvn Norign« bet Etampes bis Chevill» bet Orleans zurücklegte. Paris. Dem Journal" zusvlge soll die Regierung beabsichtigen, den jüngst in Easablancg verurteilten sieben Deserteuren der Iremdenlegton einen Teil der Strafe zu erlassen. Parts. Die ausständige« tycmüsegärtner im Seine-et^Vise-Departement haben beschlossen, dte Ar. beit morgen wieder au f z u n e b »i c n, nachdem die Arbeitgeber sich vertragsmäßig verpflichtet haben, die Mehrzahl der Forderungen zu bewilligen. London. Unterhaus. Im weiteren Verlause der Sitzung nahm bas Haus mit 14« gegen 57 Stimmen den Artikel 3 des IinanzgesetzeS an. der die allgemeine» Be stimmungen für die Erhebung der W e r t z u wa ch S st e u e r enthält. Rewyork. Der Köttinger Professor Karl Runge ist für das nächste Jahr zum Austausch-Professor der Eolumbia-Universität ernannt worden. Washington. Rach einem Telegramm des amcri'a Nischen tycschüstöträgers in Bogota an das Llaatsdepaite ment ist der Iriede in Baranquilla wieder hergestellt worden. Die Blockade der Stadt ist aus. gehoben und der Verkehr aus de», Magdalenenstromc wieder ausgenommen worden. «ertliclm uns Zäclttirclm. Neuerte vrahtmelclungen vom 14. Juli. Zum Iall Harting. Paris. Wie i» parlamcniarischeu Kreise» verla ilet, wird IanröS die Enthüllungen über den Leiter der rus sisch e n G e h e i in poli z e i in Paris. Harting, in der morgigen Kalninersivniig erörtern und dabei einen Ve- schlnsmnlrag einbringen, in dem die Regierung ailfgcfor- dert werde» soll, ausländische Pvlizcivrganisationen in Frankreich nicht mehr zu dulden. Der »Matin" will missen, das, die Regiernna diesen Beschlufmntrag annehme» werde. Zur Lage in Perfic«. K ö l n. lPriv.-Tel.j Einer Meldung der »Köln. Zig." ans Teheran zufolge hat der Schah auf den Hügeln nördlich vvn Teheran Kanv u e n aussahren lassen um die Stadt zu bombardieren. Sämtliche Gesandte er heben dagegen Einspruch nnd machen den Schah sür Leven und Eigentum ihrer Staatsangehörigen haftbar. Die Schahtrnvpeil erwarten Bern er kn »gen durch die bei Schachabad von den Rationalisten umgangenen Kosaksu. Weitere Strasnukämpse stehen bevor. Peru und Rolivia. Buenos Aires. Ter Gesandte vonBvlivia in Buenos Aires hat an den argentinischen Minister des Aens,eren eine Rote gerichtet, in der er die Gründe aus- einandersehl, die ihn dazu bestimmt habe», der offiziellen tlebergabe des Schiedsspruches nicht bcizuwohnen. Tie boliviani'che Regierung habe eS sür notwendig erachtet, vor der Annahme des Schiedsspruchs die Grunde kennen zu lernen, ans die er sich stützt. Ter Minister antwortete mit einer Rote, in der er erklärte, die einfache Höflichkeit nnd Rotwendigkeit, offiziell von dem Schiedsspruch Kennt nis zu nehmen, hätten es erfordert, der Einladung I-vlge zu leisten. Buenos Aires. Ter Minister des Aoußercn hat ein Telegramm erhalten, wonach die Kundgebungen in La Pa z noch andaueru. Tie Gemahlin des Gesandten von Argentinien hat sich in die Artillerie-Kaserne geflüchtet. Hamburg. Tie Dclegiertenversammlung des deut schen S ch u tz c n b n n ö c s beschloß heute, das 17. Deutsche Bilndesschießen, zugleich SOjähriges Iubiläums- B u n d c s s ch ie k e n. im Jahre 1312 tn Iranksurt am Main abznhalten. W i c n. Ter Kaiser ist heute vormittag nach Ischl ab- gercisl. Paris. Aus Rom wird gemeldet, daß Monsignore M v ii t a g ii i ii i. der nach dlbbruch der Beziehungen zwi- Dresden. 1t. Juli. —* Se. Majestät der König nahm heute vormittag die Vorträge der Herren Staatsminister und des Kabinetts sckretärs im Residenzschlosse entgegen, empfing dann dte Hos- departemenrschefs zum Rapport und kehrte hierauf nach Wach wit; zurück, wo um 2 Uhr Familientasel stattsand. an der Ihre König!. Hoheit Prinzessin Mathilde teilnahm. Der Mon arch reist nachmittags 5 Uhr 18 Min. vom Hauptbahnhofe nach Seis und wird dort im „Hotel Salegg" Wohnung nehmen. Ihre König!. Hoheiten die Prinzessinnen Margaret« und Anna werden sich, von Bad Elster kommend, in Plauen i. V und die Prinzessin Alix, von Münster a. St. in München ein- trefsend. Sr. Majestät anjchliesten. In der Begleitung des Königs befinden sich: die Frau Oberhofmesttvrin von der Gabelentz-Linsingen und der Generaladjutant Generalleutnant v. Müller, ferner der Geh. Legationsrat Kammerherr v. Stieg litz. Der König wird mit dem Kronprinzen und dem Prinzen Friedrich Christian von Seis zur Teilnahme an dem u n iv er s i t ii t s j u b i l äum am 29. Juli früh 8 Uhr 5 Min. in Leipzig eintreffen. —* Tic kvnigliche Tafel in der Albrechtsbnrg in Meißen, zu welcher Se. Majestät der König die Univer sität Leipzig ans Anlaß ihrer 50i»iührigen Jubelfeier sür deren Schlnßtag, den 3l. Juli, cingeladen hat, wird 403 Festgäste im Kirchen- und großen Bankettsaale und im zweiten Obergeschosse, der sogenannten Sammettveberstubc, vereinige». Tie Zahl der Gäste und die Zeit der Tafel lBeginn 7 Uhrs, die i» den Uebergang des Tages zur Nacht fällt, macht verschiedene besondere Borkehrungen nötig. Einerseits wird die elektrische Beleuchtung eine Ausdeh nung auf bisher noch nicht mit dieser Einrichtung ver sehene Rebenräume erfahren, anderseits das Tageslicht durch Vorhänge abgcdümpst werden. Ter Kaffee nach der Tafel soll, wenn es das Wetter erlaubt, im Burghose ein genommen werden. —* Der Herr Minister des Königlichen Hauses Staats minister v. Meßsch-Reichenbach hat einen mehrwöchent lichen Urlaub angetreten. —o Sicherem Vernehmen nach tritt am 1. Oktober der Rat für landwiitschastlichr Angelegenheiten im Ministerium des Innern, Geh. Regierungsrat Münzner in den Ruhestand. Als sein Rachfolger tritt der Direktor der landwirtschaftlichen Schul« zu Chemnitz Pros. Dr. Roth in das Ministerium des Innern ein. —* Der Senat der Technischen Hochschule zu Dresden hat aus einstimmigen Antrag der Mechanischen Abteilung dem Geheimen Kommerzienrate Gustav Hart mann in Dresden in Anerkennung seiner hervor ragenden Verdienste um die F-ördcrnng des Maschinen baues die Würde eines Doktor-Ingenieurs- Ehren halb er verliehe». —* Kaufmann und Handelsrichter Grahl Gestern abend verschied plötzlich in der 'Riederlößnitzer Sektkellerei Bussard, deren Mitinhaber er war, der in weiten Kreisen bekannte und beliebte Kaufmann Edmund Grahl, Mitbe sitzer der Weinhandlunq H. Schünrocks Rachs., Wilsdruffer Straße. Der Verstorbene bekleidete seit vielen Jahren das Amt eines Handelsrichters und war auch Mitglied des Aufsichtsrates mehrerer Alticugesellschaste». Ter plötzlich: . IfunK uncl Äizzenrcbalt. i* Lanbe-Anckdotc». Vvn Laube, dem genialen Tliealerdireklor, dessen vorbildliches Wirten in der nächsten Zeit aus Anlaß seines Todestages wieder allgemein «feiert werden wird, erzählt Rudolf Tyrvlc in einem weben bei Wilhelm Branmüllcr in Wien erscheinenden Buch »Allerlei von Theater und Kiinn" charakteristische Ge milchten aus dem reichen Schatze seiner Erinnerungen. Laube war ei» „erklärter Feind der sogenannten Tapezie rer Dramaturgie, weiche den Schwerpunkt des Schauspiels ins Schane». verlegt". Er haßte das allzu ausdringliche .'servvrbeliren der Dekorationen, das absichtliche Mitspiclen- lasseit vvn Requisiten. »Zwei miteinander spielende Dar steller setzen sich setzt innerhalb einer Viertelstunde auf zehn F-aurenilS", meinte er spöttische Als einmal Sicgwart Friedman», der den Hamlet spielte, in der Szene mit seiner Mutter außer zwei ans der Bühne befindlichen Stühlen noch einen dritten verlangte, ries Laube ganz entrüstet: .»DaS Nt mir noch nicht vorgekommen — ein Ha mlet m i t drei Stühlen!" Ter Regieknnsl des Herzogs von Meiningen ließ er volle «Miechtigleit widerfahren, äußerte aber doch im Gespräch: „.Wenn ich schon 1000 Gulden für echte Bärenfelle ausgebe, so möchte ich mir für dieses Geld doch lieber einen echten S ch a n s p i e l e r kaufen". Bei den Proben war ihm eine Störung das Widerwärtigste, weil er sich mit ganzer Hingebung dem Spiel zilgewanöt hatte. AIS er Direktor des Wiener Stadtlheatcrs war, be reitete es ihm deshalb viel Aerger, daß Ser Präsident des Tirektionsrates, Freiherr v. Lch-ep, häufig zu ihm auf die Bühne ka-m, nm geschäftliche Mitteilungen zu machen. Einst >reht der Präsident mit knarrenden Schuhen hinter dem Prospekt über die Bühne. Laube springt wütend aus und lauft dem Ruhestörer mit den Worten entgegen: »Welcher Eleiant trabt denn da hinten herum'?" Ta erscheint der Freiherr in der matten Probcnbeleiichtung. „Ah, Sie sind's schon wieder, Baron!" ruft der Direktor, dreht sich um und geht zum Regietrsch zurück. Er war ein Feind von allem Heraustrcten in die Oessentlirhkrit: a!ö hei der Erstausfüh rung von „Sulmnith" der über seinen Erfolg hochbeglückte Dichter Keim bei dem häusigen Hervorrufen auch den neben ihm stehenden Laube aus die Bühne mit hinausziehen wollte, ries dieser ihm nur barsch zu: »Lasten Sic mich in Ruhe — Sie sind besoffen, junger Dichter!" Tie erste Aulls, die Lurvlt am Wiener Stadttheater spielte, war die des Krviigrvßmarschalls im „Demetrius", die nur aus den zwei anmeldendeu Worten: ..Der König" bestand. Rach Jahren wurde „Demetrius" wieder auss Üicpertvire gesetzt, und Laube vergaß, Tnrolt die Rolle abzunehmen, obgleich dieser damals schon ein sehr angesehener und auch teuer bezahlter Schauspieler war. Bei einer Probe kommt Laube gerade aus die Bühne, als Tyrolt mit Stentorstimme sein „Ter König" ausruft. Der Direktor ftür.zt auf ihn zu: „WaS heißt doS'? Sie spielen »och immer den Krongroß- marschall?" „Jawohl, Herr Doktor!" „Wieviel Spiel- hoiivrar haben Sie denn jetzt'?" „Zwanzig Gulden". „Da nommt ja das Wort auf zehn Gulden? Ree, lieber Freund! Das ist mir zu teuer! Augenblicklich die Rolle abgebcn!" Mit dem Schauspieler Oller, der ein Riesenorgan hatte und von ihm gegen Laubes Willen allzu starken Gebrauch machte, studierte der Direktor den „Lear" ein. Auf der letzten Probe zeigen sich bei Otter plötzlich Anzeichen einer begin nenden Indisposition, und er rust-mit Entsetzen: «Herr Direktor, ich fürchte, ich werde heiser!" „Gott sei Dank!" antwortet Laube ruhig. Bei einer Audienz, die Laube beim König von Sachsen hatte, sieht der Herrscher den Besucher genau an und sagt plötzlich: „Lieber Laube — ich irre mich doch nichi ? — haben Sie denn von mir nicht eine Auszeich nung erhalten'?" „Gewiß, Majestät!" erwidert Laube und zeigt mit energischer Handbewcgung auf feinen Frack, an den er in der Zerstreuung einen — fremden Orden gehestet halte. In zwei anschaulichen und bezeichnenden Episoden schildert Tyrolt die glänzende Fähigkeit Laubes, beim Ein- studicrcn von Rollen seinen Schauspielern einen vorzüg lichen Anschauungsunterricht zu erteilen. Ein Schauspieler soll einen Betrunkenen darstellcn und torkelt recht heftig auf der Bühne herum. Laube kratzt sich mit dem Lorgnon auf den Kops, der stereotypen Geste seines Mißfallens, und rnft den jungen Mann heran: „Haben Sie schon mal einen Betrunkenen genau angesehen? Waren Sie schon einmal selbst betrunken'?" fragt er und fährt nach einer zvgernden Bejahung sort: „Sol und wenn ich Ihnen da nun zufällig begegnet wäre, was Hütten Sie da getan?" Nachdenklich erwidert der Schauspieler: „Dann . . . dann hätte ich mich bemüht — weniger zu torkeln!" „Sehen Sie!" fagt nun Lande, „jetzt sind Sie aus dem richtigen Wege. Jeder Be trunkene bemüht sich in Gegenwart Nüchterner, gerade zu stehen. Also ^ weniger torkeln, junger Freund, und in Zukunst mit offenen Augen die Menschen nach NnkS Un rechts genauer ansehen!" Drastisch veranschaulichte Laube auch, wie jeder Schritt und jede Bewegung abschwächend wirken können. Er stellte sich vor einen Schauspieler hin und sagte etwa: „Wenn ich Ihnen zurufen wollte: Sic sind ein Esel! und während dieser Rede auf Sic zugingc, so ist die Wirkung eine weitaus schwächere, als wenn ich zuerst an Sie heranschreite, dann vor Ihnen stehen bleibe — Laube tat beides — und erst jetzt sage: „Sic sind ein Esel!" f* Die Ibsen-Apotheke. In der kleinen Stadt Grim - stad an der Südküste Norwegens steht nvch das alte, ver witterte einstöckige Hänschen, in dem fich in früheren Zeiten die Apotheke befand. Hier tvar Henrik Ibse n in seiner ersten Jugend als Lehrling nnd als Gehilfe tätig. Rach der Bestimmung des jetzigen Besitzers des Grundstücks soll das Hans abgebrochen werde». Run legt sich aber Georg Bran des lebhaft i»ö Mittel, um die Zerstörung der Ibsen- Apotheke zu verhindern. Brandes empfiehlt in den Kopen- l-agener „Politiken" dem norwegischen Storthing auss wärmste, das Hans mit der Ibien-Apvthekc für den nor wegischen Staat zu erwerben, damit dieses interessante An denken an Ibsens Jugendzeit erhalten bleibe. Brandes führt in seinem Aussatz aus, daß der silgcndliche Ibsen in Grimstad und besonders in de» Räumen, wo er sich als Apothekerlehrling und -gehilfe gushielt, eine für seine Zu kunft sehr wichtige Entwicklung durchgemacht lmbc. Ibsen sei sich in Grimstad über seinen Tichterberus klar geworden. Grimstad hatte damals 900 Einwohner; die Ilpothekc war die Börse der Stadt, 'wo man sich traf und wo -ie wenigen Ereignisse des Tages besprochen wurden. Unter den Grtm- stader Philistern habe Ibsen das Jahr 1848, die Februar revolution, die Märzrevolution Deutschlands und den ersten deutsch-dänischen Kriea erlebt. Hier schrieb er sein Gedicht „An Ungarn!" und erregte hierdurch und durch andere Freiheitsgedichte das Aergernis der Spießbürger. Weiter erinnert Brandes daran, daß Ibsen in Grimstad Lei Nachtzeiten, in Len freien Stunde«, dte ihm seine an strengende Tätigkeit in d« Apotheke übrig gelaffen habe, den „Catilina" geschrieben habe. Endlich weist Brande», wie das „B. T." mitteilt, darauf hin, daß in Norwegen nur noch wenige Andenken an Ibsen übrig seien, weshalb «s noch mehr zu bedauern wäre, wenn -ie Ibfeu-Svotheke zerstört iverden sollte, die künftig sicher zahlreiche Fremde nach Grimstad ziehen würde-, gehöre doch Ibsen zu den- ienigcn Männern, deren Berühmtheit mit jedem Jahre wachse. .
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