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Diese» Blatt wird den Lesern von Darben und Umgebung am Tage vorher bereit» als Abend-Ausgabe zugcstellt, während cS die Post-Abonnenten am Morgen m eurer Gejaultausgabe erhalten verugsgebW: «VNN>!N>rI,chbki tückll» pvtimaliakr tiuiraou»« durck »nie» Bolen und >»»r,cn«, an Gon»- und Monlaarn n»r eiinnab »MI. S0P« , durili auswärtiacrwni- «niMonftre S MI de, » MI so Pf. v«> euimaliaer ZiUlettuna durch die AoltsMk, lolnieBclielliikld». im Ms- laud mit «nlltuechkndcm Zulchiaae. N achdruck aUcr Aritlcl u. Oriamal- WiltzUmi-tn nur unl dcutNcher vu»I lens »sab c«„DrcSd.Nack>r.") «ulätkls Stack,Iwatickir Sonorar. auivrückie bleiben unberiickiilbliat: «cherraugte Maauitrunc wild«» nicht autbcwabrt. T»leoramm>«drelie: Wchchrtchten »re«»«». OeAvLrnöeL 18L8 Druck und Verlag von Liepsch L Reichardt in Dresden. önreigen-calif. ilnnalsme von Unliindigunae» bis nachmillaaö s Mir Tonn und Ueierlags uur Marie,NlcLbe >s von II dis «...NIHr Die iwaMacBrund- «eNe «ca s LNbeu ro PI». M- luudisuuaen uui derPi«uul,ei,e «eile 25 Pta . d,e 2«r>atliac .!rilc auiTerl- tnte so Pi«»., ul» Liuaeiaudt .leile so Pi«, In Pummirn »ach sanu- und >>eieilaac» l«vul»ae G, «ndceite so Pu,. au« Prlvatkiie 4S Pia.. Livalnae Zeile au, Tcu«cNc und als Luigeiniidi so Pia Ausivurliae Aui- I,aac uur aege» Porausberaliluna. Beiegdialler loiien 10 Pieiiuiae. Fernsprecher: Nr. U und 2ÜSS. LauptgeschäslSslell«: Marienstr LS. fteinnch Lrüm 2 krsger Ltrösso 2. Loks Vsisenkünsstrssro. Lrösstes LperiLlZeseLlM §ür Kerrev , RLiAhLA- u. LLrrZTmhS«; nsusslsi' k-serbst-p-l^Etots für bierrsn Ilorvoi rn^ondo ^usrvniil 8psrlslMk!!ung süf ^gllMlsillung! !4!r», It 2.'»,— 24»,— 2!k. . ^rliilt l« inen-iri»8<>,i. .suaiiiiiiiiilol, irullt^neiii- et«-. Nr. 3<nr. Neueste Dmblbelichte. E>zl,e>zog Otto von Oestecreich ß. Hoinachiichtcn, Tiesdner ".1>iäinie,ges.,ng'oelein. Personalverändcrnngen, Eential-Theaier. Kami»eimnsikahe»d. Bismarcks Entlasinng. Lvuttnlicttli, 3. Nvlleilllrer Ncucste Trnljtmclvttttncu voui 2 Noecmbcr. Potsdam. Der Kaiser empfing gestern den Besuch deS Prinzen Heinrich und unternahm einen längeren Spazier gang in der Umgebung des Neuen Palais. Heute vormittag nahm der Kaiser militärische Meldungen entgegen, darunter die des kommandierenden Generals des 5. Armeekorps K'luci. Berlin. Die „Rordd. Allg. Ztg." meldet: Der Reichs kanzler Fürst Bülow empfing gestern nachmittag den königl. sächsischen Gesandten Grasen Vitzthum v. Eckstädl. F r a n ks u r t a. M. (Priv.-Tel.) Zu den K r i»e n - oerüchten meldet der gewöhnlich gu. unterrichtete Berliner Korrespondent der „Franks. Zig.": Das bisherige Veühäitnis des Kaisers zu seinem ersten verantwortliche» Ratgeber habe leine Veränderung erfahren. Die Krisengernchlc «seien das Produkt einer weiiDerhreitclen MiMimmung über die ganzen Ereignisse unserer inneren Pottlik. Die ganze politische Sitna. tion, die der Reichskanzler bei der Wicderansna«hine seiner und des Reichslags Tätigkeit vorsinde, sei so unbehaglich und Voller SchmicIgkeiten, das; der leitende Staatsmann auch bei uns, wo das schick',al des Ministers nicht vom Parlament ah- hängig ist. daran scheitern könnte. Ickdeiißalls werde der Reichskanzler demnächst einen «sehr schwierigen Stand haben. Er glaube, der schmierigen Lage gewachsen zu sein. Von dem Erfolg werde es atbhänaen. ob cs zu einer Kanzlerkrisis komme, die gegenwärtig nicht «bestehe. Barmen. Der Landtagsabgeordnete v. Eynern ist in vergangener Nacht hier in der Wohnung seines Sohnes, bei dem er zu Beinch weilte, plötzlich gestorben: er wurde im Schlafzimmer tot cuifgcsunoen. Wie die „Allgem. Ztg." meldet, liegt Gasvergiftung vor. Leipzig. jPrw.-Te!.) Vor dem 4. Strassscncrt des Reichsgerichts wnr'de heute in der Nevisioiisinstanz gegen den Bezirtslommandeur und Major a, D. Zander verhandelt. I-Nllizrctt Mammrolh führte ans: Unsere Revision richtet sich gegssn die Verurteilung des Angeklagten im Falle Moll. Zwi'cheu dem An-gckkiaglen und der Firma Moll «bastand ein Ver trag auf Lieferung von Grubenhölzern. Die Anklage nimmt an, das; der Angeklagte die'en Vertrag nie zu erfüllen im stände war. Tic Beweisaufnahme indiciom Falle ist >o vor sich gegangen, das; eine Anzah'l Zeugen vernommen wurde, die Taacsbnch- noiizeii verläsen und am Ende ei» Zeuge verhört wurde, der nicht -dentisch mit dem voraeladenen Zeugen war. Borgeladen war der Zeuge Alfred Moll und vernommen wurde der Zeuge Hnao Moll. Dieser hat in seiner Vernehmung Bezug genommen aus eine Korrespondenz Milche,> dem Angeklagten und keiner Firma, und dieie Korrespondenz ist in einer» Mappe dem Gc- richlshos überreicht worden. Während nun ein Teil der Korre spondenz, der von der Anklage als erhoblich angesehen wurde uns den Angeklagten belastete, oollinhaltlich verlesen wurde, nt der andepr Teil der Korräponde»; nicht -verlesen «worden. Ich stütze darauf die prozessuale Rüge einer Verletzung der Slras- prozehnrdnnng. G e e st e m nnde. Hier liegen jetzt 20 tzischdamPfcr sti.l l, doch sind nur 80 bis SO Mann von den- Besatzungen ausständig. Die Reeder haben bereits Zugeständnisse gemachl, doch wollen sie nicht mit den Vertretern des Sccmannsner- daiides, sondern mit den Arbeitnehmern direkt verhandeln. Aarau. Vergangene Nacht erschotz ein aus der Fremde znrückgckehrler Sohn des Gywngsiallchrers Wintcler in einem Anfälle von Geistesstörung seine Mutter, seinen. Schwager und sich- selbst. Pa r i s. Die «Erklärung, die der Ministerpräsident Elö- »i c n c e a n am Montag in der Kammer namens der Regie rung verlesen wird, soll, wie die Blätter melden, in unzwei deutiger Weise das Programm des Kabinetts ent- lmlten. das in der letzten Sitzung des MinislerrotS in allen Einzelheiten festgeslellt worden sei. Wo' die äoszere Politik betrifft, so werde Elömencean daraus Hinweisen, datz eine grotze Demokratie wie die französische zur Durchführung ihrer sozialen Reformen eines dauerhatten Friedens bcdnrse. Paris. Auf dem Kongrej; der geeinigten Sozia listen zu Limoges bckämplte Iaurös die Forderung mehre rer Redner, das; man das M i n i st e r i u m El ö m enceau nicht unterstützen dürfe: ein endgültiger Beschlich wurde nicht gescchl. Die Royalistenliga aation krangama greift Picquart wegen seiner Teilnahme an der Rehabilitierung von Dretzins auts schärfste an und beschuldigt ihn der Fä'schnng. § Paris. Aus Algerien wird gemeldet, das; Ein-j geborene ans der Oase Tasilet gegen Kamelrcitcr einen« Ra » bz g„g ausiübrten. Es ist Kavallerie zu ihrer Verfolgung « entsandt worden. Petersburg. In einer hiesigen Pulverfabrik wurde einem angeblichen Beamten der Artillerie, der von Unler- mililärs begleitet war. ein gröberes Quantum Pulver und S ck i e s; b a u m w o l l e verabfolgt. Später stellte sich die Sache als Betrug heraus. Die Nachforschungen nach den Tälern blieben erfolglos. Washington. Die Staatsschuld der Ver einigten Staaten nahm im vergangenen Monat um 2 074 820 Dollars ab. Der Barbestand des Schatzes beträgt l 581 630 217 Dollars. OertlichcS und Sächsisches. Dresden. 2 November. Erzherzog Otto s. Vorzeitig ist der Sprosse eines Kaiserhauses in die Nacht des Todes gesunken, — er, der schon durch leine Geburt im hellsten Lichte des Lebens zu wandeln berufen schien. Aber Hebt nur darin besteht die Tragik dieses Todesfalles, sie liegt auch in der Persönlichkeit des Verblichenen selbst. An Erz herzog Ottos Iugeudjabre knüpften sich die frohesten HotNiun- gen: eine reiche Begabung verhieß in ihm die Entwicklnng einer kraftvollen Periönlichkeft. Wie er in seiner äusieren Er scheinung das Bild eines schönen Mannes war, schien auch leine gcisiige Veranlagung zu besonderen Hoffnungen zu berech tigen. Ein übcrschäumendes Temperament aber hat den jungen Erzherzog allzusehr aus der Bahn einer ruhigen Entwicklung gerissen,, und Stu tückisches -Hoden, das ihn während seiner letzten Lebensjahre umklammert hielt, lähmte seine Tatkraft und setzte seiner Läusbahn, die so vielversprechend begonnen, vor der Zeit ein Ziel. Innige Freundschaft verband den Erzherzog init dem verewigten Kronprinzen Rudolf, den er auf zahlreichen Reisen begleitete. Der Erzherzog war ein warmer Freund der Künste und Wissenschaften: er brachte ihnen dos arösite Interesse entgegen, war selbft ein aiisierordentlich laleniierter Maler und Zeichner, und zahlreiche seiner Bilder, Zeichnungen und Photographien waren auch in Ausstellungen zu sehen. Der Erzherzog wurde 1896 zum Ehrenmilgliede der Akademie der bildenden Künste in Wien ernannt. — Eine besondere Pai'wn batte der Erzberzog für das Tischlcrbandwcrk. Die Wiener Tsichlergenossenschasr besitzt einen Sessel, den der Erzherzog selost angcferligt bat. Schott als der Erzberzog vor einige» Wochen von einer Lungenentzündung befalle» ivnrde, fürchtete man ernstlich nm sein Leben: nicht so sehr wegen der Lnngencntznndnng direkt, die keine hochgradige war. sondern weil er seit dem an ihm vorgenommenen Lnftröhrenschnitte eine Kanüle trng und ihm das Atmen deSbalb bei einer Lnngenerlranknng doppelt schwer fallen muhte. Man befürchtete Elsticknngsansälle, die sich tatsächlich auch einstellten. In der letzten Zeit glaubte man schon, das Ängste überstanden zn haben, bis gestern die Atemnot in beängstigender Weite sich wieder einstellte. Schon in den lenken Tage» waren die Belichte über die Krankheit nicht sehr tröstlich, wenn auch nichts eine so nahe Katastrophe besnrchlen lieh. Man Halle zeitweilig die Kanüle entfernen mnssen, selbstverständlich nur ans kurze Zeit, da sonst der Prinz nicht hätte alnien können. Gestern steigerte sich mm die Aleinnvt zu einem änhersl analvollcn Zustande. Tec Ei.zbcrzog starb, nachdem er bis znm letzten Augenblicke bei Bewußtsein gewesen war. an Erstickung. Der Tod war für ihn eine Erlösung : er hat ihm ein weiteres qualvolles Leben erspart. lieber d<". Verlaus des letzten Tages berichten Wiener Blätlcl folgende Einzelheiten: Gestern vormittag batte der Erzherzog sich vechältnt-.mmxig wohl befnndcn und konnte sogar znm Fuilislnek das Belt vcftassen. Beim Frühstück las er mehrere Zeilnnge». Sodann konvecsierle er mit einigen Personen Iciner llmgebnng und einpting auch den Besuch seinc» Bruders Erzherzog Ferdinand Karl, welcher früh ans Baden eingelrosjcn tvac. Ter Umgehung des Kranken war der gefahrvolle Zustand, i» dem sich der Patient befand, wohlbekannt, der Eczberzvg selbst aber Palle davon keine Kenntnis. Mittags teat Wiedel Atemnot und Herzschwäche ein. Für nachmittag wurde der Beinch des Weilwülhots Marschau, des Eczielieis und veitrcintcn Fienndes des Eizlieizogs, erwartet. Tec Weibbischot halte den Erzherzog seit «einer Anwesenheit in Wien täglich besucht. Man emvfahl dem Eizpelzog. vbne ihn über seinen Zustand in Klarheit ,n «etzen, daß er mit Nöcksicht ans de» hohen Feiertag de» Wcihbischof f,alter als sonst Emmen lassen und von ilnn die Sterbcsalcamciile eulgegenliehtnen möge. Der Erzherzog erklärte sich damit einver standen und enwling seinen ehemalige» Lehrer aus Vas liebens- wncdigsie ltird klagte nicht, "Während der religiösen Zeremonien befand sich der Erzherzog bei vollem Bewußtsein. Nachher sprach er noch längere Zeit mit dem Weihbiscbos. Da ihn aber das Sprechen cimndele, schrieb er noch einige Zeile» aus ein Blatt Papier, wie er dies in de» letzten Wochen wiedecholt zu tun pflegte AIS der Weihbischos sich empfahl versprach er, ani nächsten Tage wicdeizukoiumcn. Im Krankenzinnner blieben nunmehr die Mutter des Patienten und ein Kammerdiener zurück. Tie Atem- besctnverdcn wurden immer stärker. Tie minlerweile herbeigeeilten Aerzle gaben dem Kranken Sauerstossinhalalionen, die aber keine Besserung mehr berbeisnhrle». Kurz vor Eintritt der Katastrophe waren sein Bruder Ferdinand Karl »nd seine Schwester Maria Annuncicrla am Sterbebette eüigetwsien. Weihbischos Marschall, der wieder gerufen worden war, verrichtete am Sterbelager ein Geber und drückte dem Toten die Augen zn. Als erster Leidtragender sichr Kaiser Franz Joseph um 7 Uhr bei der Billa vor, der Monnrch begab sich sofort in das Stcrbcgeinach und verrichtete dort ein Gebet. Nach einem halb stündigen AnfenthnUe fuhr der Kaiser nach Schönbrnnn zurück. Kurz nach dem Kaiser traf der Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand mit seiner Gemahlin im Slcibchciuse ein. Die Witwe de-s Erzherzogs Otto, Erzherzogin Maria Josefa, die mit ihren jüngeren Söhnen derzeit rn Cannes weilt, hatte im Laufe des Tages mehrmals telegraphisch Nachricht über das Befinden ihres Gemahls erhalten. Auch die Todesnachricht wurde ihr sofort telcguiphüch übermittelt. Die Erzherzogin bat noch gestern abend die Rückfahrt »ach Wien airgetrelcii. Der älteste Lohn des Verstorbene», Erzherzog Karl Franz Joses, welcher sich derzeit in Miramaie besindet, ist ebenfalls bereits nach Wien crbgereist. —* Prinz H ein r ick der Niederlande weilte gestern mit «seinem Adftttcinien zu Ve'rich «bei Herrn Baron von Bi'chvssshamcn. in Meißen, betuchte mit diesem die AÄrechts- burg und trug seinen Namen in das Goldene Buch ein. —* Ein neues Lustbarkeits-Regulativ hat die «Königl. A m t s ha -n p t m a n ni« ck a s t «D r e s d e n - A11 «st a d t aus gestellt und den «Gemeinden ihres "Bezirkes -.zur Begutachtung zu gehen lassen. Die neuen Vor-ckrtsien sollen an die «Stelle der jetzt bestehenden 1,1 ocrtichiedenen Verordnungen und Bor« kchriften treten, die vis zum Jahre 188Z z-u rück reichen und die ganze Materie einheitlich regeln. Die AmtSharipHnanncchaft hat die Geiiiciirdevorsiäiide :hres Bezirkes erfticki, auck den Gast wirten und den 'm-ntliaen Intcr-essenien von den neuen Bestim mungen >ie»ni»is -zu -geben, -da-mii etwaige Wunsche nach M-öa- licbkcit 'berücksichtigt «werden können. Der neue Entwurf zerfällt in 15 -Mtci'iiiiaen nnv ist im Mgcmatze zu äbnlichen Erlassen ans früherer Zeit «klar unv Mevsichtlich abgefaßt. Aus «den neuen Bestlimmnngen ist hcrvorzniieben, daß «bei vrsentiickcn Ver-anst-aitinigc» zu -gnnslcn -wohltätiger und gemeinnütziger Zwecke 'cbon vor dam Feite ein bestimmter Beiraa als Mindest- ai; an die Behörde abacsührt «werden soll. Karussells uns Schaukeln dunen in Zukunft nur 50 Mcler «lncit von der Knust lind Wissenschaft. ß* Kammermiisik-Abend. Moderne deutsche Komponisten füllten das Programm des ersten Vortrags-Abends am Donners tag im Saale des Neostädlcr Easinos unserer auch in diesem Jahre sich regen Zuspruchs erfreuenden Triovereinigung B a ch in a n n - B ä r t i ch - S t e n z. Mit dem bls-ckiir-Trio op. 40 sprach das erste Mort I. Brahms, der die Kammcr- miisik einer hohen Stufe der Vollkommenheit entgegenführte, indem er den Reichtum ihrer Formen steigerte und durch Aus gestaltung deS polyphonen Satzes die iiesc Innerlichkeit des Ausdrucks zn idealer Höhe cmporarkeitetc, Tie Eigenart des echt deutschen Meisters, damals 35 Jahre alt. zcicit sich in dem Aufbau des snnsttilige» Einleftnnnsigtzes, im Scherzo, voll kraftvollen Lebens: erhabene Schvnbeit atmet die Trnuerklage im Fcknpsic, nioVo, zu der das Finale in seiner natnrsrischen Stimmung »nd mit aparten rhythmischen Reizen, in költ'ich-eiii Gegensätze steht. Das Violoncello blieb recht ansfallciid im Hintergründe, was sich daraus erklärt, daß vas Werk ursprüng lich als Horntrw geschrieben ist. Nicht lvcniger erlesenen Genuß brachte weiterhin die völlig einwandfreie Nachdichtung der Ws-clui'-Soiiatc für Violine und Klavier o,>. 18 von R, Strauß, dem .Knnsigcschiiiack des Geigers und der Selb ständigkeit seiner Auffassung dankbare Ausgabe» sImprooisatwnsj stellend und gleichzeitig dem Pianisten namentlich in den her vorragend gesteigerten Ecksätzcn vielfach Gelegenheit gebend, die oft gerühmten Vorzüge seiner glänzenden technischen Be gabung und seiner vielseitigen musikalischen Intelligenz in bestem Lichte erscheinen zu lassen. Die Prächtige Leistung hinterließ tiefgehende künstlerische Eindrücke und sand als Glanzpunkt des Abends eine überaus beifällige Ausnahme. Nach dieser Feinkost mutete das als Neubcit an den Schluß gestellte HZmoN-Trio c>p. 51 von E. Schütt, dem Dirigenten des Wiener Wagner-Vereins, etwas seltsam an: das Werk, knapp in der Fassung und mit flüssiger Feder geschrieben, gefällt sich allzu, sehr in Effekte», in Wirkungen ohne Ursache. Gefällige Momente weist das Scherzo auf mit pesangreichcm Zwischen sätze: auch das Fncknntv molto i-autabilo enthält Schönbeiten, Wenn auch ohne originelles Hepräge, während das Finale mit recht wohlfeilen Mitteln arbeitet. Im ganzen genommen war die Einstellung dieses Trios als Schlußnummer nicht qcradc geeignet, das Bild vom Musikschaffen moderner deutscher Meister auf dem Gebiete der Kammermusik nach Brnbms und Strauß vorteilhaft abznschließen. Der gespendete Benall galt nicht zuletzt der virtualen Wiedergabe der Sckvpiuna durch die genannten Künstler, die in ihrem zweiten Abend Werke roina- »«silier Komponisten: Zanella, Chevillard und C. Franck zur Aufführung bringen. O. O. Bismarcks Entlassung. In der .,Zukunft" veröffentlicht M a i i m i l i a „ Harde» im Anschlüsse an die Besprechung der ..Tcnfivüidigkeileu" des Fiftstcu Chlodwig zu Hvhculvbe weile« Mitteilungen über die llinstäiide, die zu Bismarcks Entlassung suhlte», linier "Weg lassung der persönliche» Zutaten Hardens nach gewohnter Weise sei hier folgendes wiedcrgegcben. Harden schreibt u. a.: Wer Chlodwigs langweilige Tagebücher liest, muß glauben, der Konflikt zwischen Kaiser und Kanzler stabe knapp drei Monate vor Bis marcks Entlassung begonnen. Dieser Glaube würde trügen: wie fast jeder, der sich ans Angaben deS trenlosen, mir ans seinen Vorteil bedachten Mannes stützt. — ,.o»vs: wtsnm!'" Das steht ans einer Photvgrapstie, die der 25jälnige P> j„z Wilhelm von Preußen dem 69>ährigcn Fürsten Bismarck »nm Gebnckstag ^ schenkte. „Nimm Dich in acht: ich bin TlrualN" Lächelnd zeigte der Kanzler das Bild. „Du weißt wohl nicht, mein Freund, wie grob Du bist ? Diese Jugend glaubt sich siirchlerlicher, als sie ist. Aber ich denke wie Mephisto: Es gibt zuletzt doch noch» Wein." Im Dezember 1887 empfahl er dem 90jährige» Kaiser, dessen Sohn voir den deutschen Aerzlen ansgegcben war, den Prinzen Wilhelm allmählich in die Staat § gcschäste cin su h reu zu lassen. Das war nicht leicht zn erreichen Der Kaiser schwieg eine Melle »nd jagte dann (in dem letzten Brief, den er seinem Kanzler schrieb) nm Tage vor der Weihnacht: „Im Prinzip bin ich ganz einverstanden, daß dies geschehe: aber dir Ausführung ist eine sehr schwierige Sie werden ja wissen, daß die an sich sehr »atnrliche Bestimm»»«, die ich ans Ihren Rat traf, daß mein Enkel W. in meiner Behinderung die lausenden Erlasse deS Zivil und Militärkabinetts nnterschreioen werde nnter der llesterschrist „Auf allerhöchsten Befehl", daß diese Bestimmung den Kron prinzen sehr irritiert hat. als denke man in Berlin bereits an srinen Erlaß! Bei ruhigerer Uehcrlcgnng wird sich mein Sohn wohl beruhigt hasten. Schwieriger wurde diese Uehcrlegnng sein, wenn e> eisälirk, das; seinem Sohne nun noch größere Einsicht in die Staatsgeichäsle gestattet wird und selbst ein Ziviladjnlniit gegeben wird, wie ick seinerzeit meine Vortragenden Räte bezeich- nele. . . Ich schlage Ihnen daher vor. daß die bisherige Art der Beschäftigungs-Erlernung der Behandlung der Staatsvricntierung steibehallen wird. Das heißt: einzelnen Slaatsministerien znge- teilt werde und vielleicht ans zwei ausgedehnt werde, wie in diesem "Winter, wo mein Enkel freiwillig de» Besuch des Auswärtigen Amtes ferner zn geftatte» »eben dem Finanzministerium, welche Freiwilligkeit dann von Remahr ganz sortfallen könnte, und vielleicht das Ministerium des Innern, wobei meinem Enkel zu gestalten wäre, in tunleseilicks Fällen sich iin Auswärtigen Amte zn orientieren. Diese Fortsetzung des jetzigen Verfahrens kann meinen Soli» weniger irritieren, obgleich Sie Sich erinnern wer den, das; er auch gegen dieses "Verfahren schars opponiert. Ich bitte Sic also um Ihre Ansicht in dieser Materie" Am 1. Avril 1888 ist Kronprinz Wilhelm des Kanzlers Tischgast uns spricht also: „Um mich eines mililä- rischen Bildes zn bedienen, so sehe ich unsere jetzige Lage an wie ein Regime»!,, das znm Sturm schreitet. Der Regimerrls- E kommaiidenr ist acsallen, der Nächste im Kommando liegt schwer verwundet darnieder. In diesem kriti'chcn A»genb!«ck wenden sechsnndoierzig Millionen treue deutsche Herzen sich in Be ängstigung und Hoffnung der Fahne und ihrem Träger zu, von dem alles erwartet wird. Der Träger dieser Fahne j st unser erlauchter Fürst, unser großer Kanzler Möge er nnö führen! Wir wollen ihm folgen. Möge er lange leben!" Ans Bismarcks Wunsch wurde der Wortlaut der Rede für die vsiiziöje Veröffentlich»»» geändert <„>vcil cs mir doch nicht passend schien, mich aus Kosten des leidenden Kaisers, der gerade damals, in der battenücrgischc» Sache, die Tapferkeit" eines Märtyrers zeigte, feiern zn lasse»"i: aber sie war gehalten worden. Der Kronprinz hatte gekagt: Der große Kanzler führt und wir folgen ihm Ter Erve des todkranken Kaisers. — Äußerst charakteristisch ftir die Rücksicht, mit der der junKe Kasier Wilhelm den Reichskanzler behandelte, ist auch ine iolaende Reminiszenz Hardens: Am letzten Iulttag l1988f br»