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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.08.1903
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030823028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903082302
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-08
- Tag 1903-08-23
-
Monat
1903-08
-
Jahr
1903
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Diese» Blatt wird de» Leser« von Dre»de« und Umgebung am Lage vorher bereit» al» Abend-Ausgabe zugestellt, während e» die Post-Abonnenten am Morgen in einer Gesamtausgabe erhalten. VerugsgelMi: N« Dtkidntt Nachrichten' scheinen D»«d«n und der »achtle» .llniaebuna. ^ elutraaun« durch e>a«ne Bolen rjommiiiionare, erloiM. erlialtr» . P>a» an Wocheulaaen. dt« ll auILon»' oder Seiertaa« lolaen. >«e-n>« i»»« iklll. ^ . . ?! «»druck aller «rttlei u Ortatnal- Mloeriauaie Ntauuilrivie werbe« " nicht auidewalirl. relearamm-ildrette: N«chrtcht«a Dr«<d»». 1858 Verlag r»an Kiepsch L Reictiardt. Flnresgen-catif. Unnadme von Ankündtannaen bi« nachiniltaas 3 Ulir Sonn und Keiertaat nur Marrenilrabe ss vo» N bi» '/,l Uhr Die t tvaitiae Lrund- reile ica. » Silben) 20 Ps,. A» küiidiaunaen aut der Privalieile Keile 2K Pta : die 2tpaiti»r Keile als „Sin- aeiandl" oder aut LeUieile sa Pta In Nummern nach Sonn- und Kein taaen l be» 2ivalliae Grundirilen so. «0 bez. M und so Pta nach be- tondrrem Tarit Auswärtige Aut träae nur aeaen PorauSbeeadluna. Beleablütler werden mit to Pl«. berechnet. gerntvrechantchlub: «Mt I Rr. U und Sir. 20»«. AuA. ß<üknsckei'fs8ökne Deerrlen-/^. Klr. Plsuen8clie8tr. 20 Auf^üZe allen tvd» . Neueste Drahtberichte. Hosnachlichten, Deutscher Phokographen-Verein, Eiseichahn-und Schissahits-Klub aus l iVI»»ck»»»k4 Als. vMllkl. Budapest. .Zar und äst»,„ermann". EinödShofcr.Konzert. Deutsche Tennisspieler. I VvNMUg, AUgUfr Z.NV«-. Wir machen unsere Leser in den Vororten besonders darauf aufmerksam, daß die »M" Abendausgaben unseres Blattes, welche ihnen noch an demselben Tage zugestcllt werden, zum Unterschiede von anderen Dresdner Abendblättern M bis ilchilliitUS l »br tillttbklikli liltiittii Rtliililm« l)»>> Dlksilktt tiltil lllisllirts. elnschließlich der Berliner Börsenberichte, enthalten. Neueste Drahtmeldungen vom 22. August. Aliengrabow. Auch heute fanden gröbere Kavallerie Übungen aus dem Truppenübungsplätze statt. Sämtliche Netter- leximenler svrmierten sich jn einem Kaoallerickorps. Ter Kaiser lick dasselbe zunächst rcglementarische Belvegungcn vornehmen. 2oda>m führte es eine Gefechtsübung gegen einen markierten ch'ind aus. Es folgte ein Vorbeimarsch der Truppen vor dem Kaiser. Seine Maiestät gedenkt »ach der Tafel im Kasino des Lagers um 4 Uhr nachmittags nach Wilhelmshöhe abzureiscn. Tie Ankunft daselbst erfolgt 11 Uhr abends. Das Wetter ist trübe. Schwerin. Tor Gros,Herzog ist in verflossener Nacht nach Dänemark abgercist. Äerlitt. Zuverlässig verlautet, zum Nachfolger des Schatzsekretärs v. Thiele mann sei der bayrische Bundcsrats- bebollmächtigtc v. Stengel ernannt. K ä l u. Tic Rhcinhöhe beträgt 3,10 Meter gegen gestern L83 Meter. Elbing. Wie die „Elbingcr Zig." meldet, wurden Donners tag abend in der Nähe des Bootshauses des Nndcrvereins „Nau tilus" durch den Bercinsdiencr vier Arbeiter vom Tode des Ertrinke ns gerettet. Dieselben hatten anscheinend im trunkene» Zustande in cinem Boote eine Spazierfahrt unternom men und dasselbe durch Schaukeln z»m Keulern gebracht. Budapest. Die Blätter bezeichnen die Lage als ernst. Die Schwierigkeiten liegen darin, daß ohne ein gewisses Maß von Zugeständnissen die Kabinettsbildung auf Hindernisse Mt. , Die gestrigen Audienzen der Grasen Avponyi, Czaky, KarolM und Andrassy haben die Lösung der Krisis nicht wesent lich gefördert. Man sieht der heutigen Audienz des ehemaligen Ministers Wekerle mit Spannung entgegen und hofft, daß seine Vorschläge vielleicht zu seiner Betrauung mit der Kabinettsbildung sichren toerdcn Diese wird aber erst in einigen Tagen erfolge», nachdem der Kaiser noch verschiedene andere Persönlichkeiten an- gehört haben wird. London Der Schwächczustand bei Lord Salisbury hat ziigeiioiiittien. Der Kranke hat das Bewußtsein verloren. London. Wie die „Times" ans Schanghai melden, sind die Anhänger der chinesischen Reformpartei, deren Ver haftung kürzlich gemeldet wurde, wieder in Freiheit gesetzt worden. Die einheimische Preise meldet, der Vizekönig Tfchangtschitung werde lein Amt in Äutfchang Ende September anlrete». — Tie Kommission zum Abschluß eines Handelsvertrages inii den Verein igten Staaten trat nach lltäaiger Unter brechung zusammen. Weder die amerikanistR» noch die chinc- 'üchen Mitglieder der Kommission erhielten Instruktionen be- z-iglich der Versprechungen der Chinesen hinsichtlich der Eröffnung neuer Häsen in der Mandschlirei, eine Frage, von deren Er ledigung der Abschluß des Vertrages hauptsächlich abhängt. Petersburg. Das japanische Konsulat bat seine Tätigkeit hier ausgenommen. Seit Mitte August wird die japa nische Post mit der sibirischen Bahn nach Europa befördert. Konstantinopel. Die österreichisch-ungarische Botschaft hat in der letzten Zeit wiederholt Schritte bei der Pforte wegen eines wirksamen Schutzes der Oricntl>abnen und wegen der Er mordung von Babnbcamten und Bedrohung anderer Personen seitens der infolge der vorgekommenen Eisenbahnattentatc erbiilerlen Soldaten unternommen. Heute nmrdc auch eine dies bezügliche Note überreicht. Nach einer Meldung aus Ueskllb wurde eine Abteilung zur Verfolgung der Banden in die Hin gebung von Konjasi, östlich von Uesküb, eine zweite Abteilung nach Elleschan, westlich von Uesküb. entsandt. Ko n sl a n t i n o p el. Wie verlautet, wurde im gestrigen Ministerrate das nrlirmehr korrigierte Unifikalionsprojekt dem Sultan zur Annahme empfohlen. Das diesbezügliche Jrade wird erwartet. Es wäre dann »och das Votum der General- Versammlung der englische» Titresbesitzer, sodann das Votum des Berwaltungsrates der votta ,>ubligua nottvcnd'g. Konstantinopel. Tie Stimmung der hiesigen lei' senden Kreise ist nicht gerade erregt, aber ernst und auffallend gc> saßt. Man erklärt in diesen Kreisen, daß die Pforte keine Zu> geständnlsse für die makedonischen Villajcts machen werde, welche früher oder später zur Autonomie führen würde». Lieber würde man den Krieg bis aufs Messer anfnehmen, da es sich um eine Lebensfrage in Europa handle. Dagegen wolle man die schritt weise Durchführung weitestgehender Berwaltungsreformcn, so bald die Bandcnbcwegung einigermaßen aushört, energisch be treiben. Konstantinopel. Die jüngst einbcrufenen albane fischen Red iss leisteten diesmal der Mobilmachungsordre merklich willige Folge, was daraus zurückzuführen ist, daß unter ihnen das Gerücht geht, die makedonische Bewegung werde zum Kriege mit Bulgarien führen. Sichere und genaue Einzelheiten über Brandstiftungen und Plünderungen zahlreicher Dörfer, an geblich mehr als 50 in den Kreisen Krnschewo, Pcrlepe, Monastir, Ochrida und Florina, wodurch einige Tausend Bulgaren und zahlreiche Griechen, sowie Kutzo-Walachen obdachlos geworden lein sollen, liegen nicht vor. Nach eingelausenen Nachrichten soliden jedoch in viele» dieser Dörfer Bandcnkämpse, Verfolgungen oder Ucbersälle aus dem Hinterhalt gegen Truppen statt. Die Psorte hat sich tvegen Ueberlassung von Gendarmcricossizieren an die belgisch« Regierung gewandt. Belgrad. KönigPeter stiftete ans Anlaß seiner Wahl zum König eine goldene Erinnerungsmedaille, welche den männ lichen Mitgliedern der königlichen Familie, den Ministern, den Mitglieder» der Nationalversammlung und allen aktive» Offizieren aus der Zeit der Wahl Peters zum König verliehen wurde. Ostcrbay. Roosevelt wird, da keine Verständigung mit den Politischen Führern erreicht wurde, in seiner Botschaft an die außerordentliche Kongreßtagung keine besonderen Maßnahmen der Finanzgcsctzgebung erwähnen. Neiden Häusern werden wahr scheinlich Vorlagen zugchen, und es dürste ein Kompromiß zu erwarten seiu. . OertlicheS »»d Sächsisches. Dresden. 22. August. —* Se. Majestät der König hat zur Linderung der ersten Not für die Hinterbliebenen der bei dem Eisenbahnunglück bei Rothenkirchen Verunglückten und für die Schwerverletzten 1SV0 Mk. bewilligt. —* Se. König!. Hoheit der Kronprinz wohnte heute dem 7 Uhr 45 Min. vorm, beginnenden Brigademanöver der 46. Infan terie-Brigade zwischen Dresden »nd Radcbnrg bei. —* Sc. König!. Hoheit Prinz Johann Georg, welcher gestern als Kommandeur des Schützen-Regiments in Meißen im Hotel „Blauer Stein" im Aufträge der Deutschen Jnte- svinnerei und ^Weberei verquartiert wurde, bezog die in erster Etage belcgenen, aus Wohn- »ni> Schlafstube bestehenden Räume. Abends 6 Uhr fand im Hotel gcmciiischafilichcs Diner des Offizie» korps statt, an dem 50 Personen teilnalimen. —* Prinz Fr. von S chö » burg-W aldcnbu rg traf hier ein und nahm in A. Hcnsels Hotel du Nord Wohnung, desgleichen stiegen daselbst ab bcr amerikanische Gesandte in Eyraeas unn bevollmächtigter Minister für das internationale Schiedsgericht Herbert W. Bowen nebst Gcmablm. —* Der Ausschuß für die Enuchtung eines Bismarck- Denkmals in Dresden teilt mit. daß die Enthülliing des Denk mals aus der Johannes-Allee nunmehr bestimmt Sonntag den 30. August, mittags 12 Uhr, stattsindct. Es muß demnach der Guß des letzten Teiles in der Bierlingschcn Gießerei gelungen sein. Der Ausschuß fordert die Bürger auf, an dieser Feier tcilzunchmen, und. da Dresden eine Ehrenschuld gegen den Mann ablrägt, der Deutschlands Größe hegründete. der Freude an der Feier durch Beflaggen und Schmückung der Häuser Ausdruck zu verleihen. —* Manöver-Postsendungen. Zu einer vollstän digen Aufschrift gehören: Familienname, möglichst auch Vorname, Dienstgrad, Truppenieil nach Regiment, Bataillon, Kompagnie, Escadron. Batterie, Kolonne usw., und für gewöhnlich auch ver ständige Garnisonort mit dem Zusatz: „oder nachsenden". Das Marichciuartier als Bestimmungsort anzugeben, ^npsicblt sich nur dann, wenn es genau bekannt ist und wenn vorauszuscyen ist, daß die Sendung so zeitig am Bestimmungsorte eintrefsen wird, daß sie vor dem Wettermarsch noch in Empfang genommen werden kann. Da der Stab des Regiments und die einzelnen Bataillone usw. ihre Postsachen in vielen Fällen bei verschiedenen Post anstalten in Empfang nehmen, ist eine genaue und richtige Auf schrift auch bei den an Offiziere gerichteten Sendungen ebenso erforderlich. —* Freitag abend halb 7 Uhr wnrde die Schlußsitzung der Wanderversammluiig des Deutschen Photographen- Vereins im großen Saale des Ausslellungspalastes abgehaltcn. Der Vorsitzende machte zunächst die Mitteilung, daß von Koni g Georg auf die von der Bastei aus abgesandte Huldigungs- depcsche ein Danktelegramm cingegangen ist. Dann wurde zur Wahl des ersten und zweiten Borsitzenden des Vereins ge schritten. Gewählt wurden wieder Herr K. Schwier-Weimar mit großer Mehrheit zum ersten, Herr Sonntag-Dresden durch Zuruf zum zweiten Vorsitzenden. Hierauf führte Herr Hermann Lindenberg-Dresden-Neustadt seine neueste auto matische Heiß-Satinicrmaschme vor, sowie Herr A. H. Anders- Dresden, Psotenhauerstraße 43, seine neueste elektrische Heizung der Heiß-Satimermaschine „Heureka L". Darauf hielt tzerr E. Hirsch-Leipzig einen längeren Vortrag „lieber Ozotypic" mit interessanten Demonstrationen. Ozotypic, ein vereinfachtes Kohlcndruckvcrfahre», ergibt ohne besondere Uebertragungen recht- scitige farbige Bilder, welche sich durch ihre außerordentliche Halt- barkeit und Feinheit auszeichnen. E. Hirsch-Leipzig hat das Ver fahren nach eigenen Ideen ausgearbeitet und erläuterte seine Er fahrungen an einer Sammlung von größeren Bildern. Die Bilder stammten aus dem photographischen Atelier Georg Ärokesch-Leipzig und erregten die volle Bewunderung der Ver sammlung. Hieraus erstattete Herr Professor Dr. Bruno Meyer-Berlm einen ausführlichen kritischen Bericht über Im allgemeinen faßte der geschätzte Redner das Urteil dahin zu sammen, daß einmal die photographischen Leistungen eine Schwenkung nach der modernen Richtung hin genommen haben und daß zweitens Dresden eine ganz hervorragende Industrie besitzt, und die Ausstellung überhaupt einen glänzenden Eindruck hcrvorgebracht hat. An den fast zweistündigen, mit lebhaftem Beifall aufgenommencn Vortrag schloß sich die Bekanntgabe der zu er rann tcn Preise für die ausgestellten Gegenstände. Vergeben wurden vier Medaillen der König!, sächsischen Staats- regicrung und silberne Vereinsmedaillen nebst Diplomen als erste Preise, bronzene Medaillen nebst Diplomen als zweite Preise, Vcreinsdiplome als dritte Preise und «ine An zahl Ehrenpreise, unter denen sich der von dem Kronprinzen Friedrich August gesichtete befand, be stehend aus einer einen Gladiator darstellenden Bronze- Figur. Dieser Ehrenpreis wurde bestimmungsgemäß dem In haber derjenigen silbernen sächsischen Staatsmeoaille zuerkannt, welcher von dem Preisgericht als die würdigste unter den zur Verteilung gelangenden Staatsmedaillen, bezeichnet wird. Es er hielten: die erste Staatsmcdaille HcinriA Erncmonn, A.-G. für Eamcra-Fabrikation, die zweite Staatsmrdaille und den Ehrenpreis des Kronprinzen die Neue Photographische Gesellschaft, Aktien-Gcsellschaft m Steglitz bei Berlin, die dritte Staasmcdaillc Rammler u. I o n a s-Dresden, die vierte Staatsmedaille die Firma Hüttig u. Sohn-Dresden. Erste Preise errangen die Photoskulpturgeseüschast Selke-Berlin, Kunst und Wissenschaft. t* Wochen-Sptelplan der König!. Hofthcater. Lpernhaus. Sonntag: „Aida." Montag: „Der fliegende Holländer." Dienstag: „Hänsel und Gretcl „Auf Japan." Mittwoch: „Das Glöckchen ocs Eremiten." Donnerstag: „Die Zauberflöte. Freitag: „J-idelio." Sonnabend: „Lohcngrm." -onnlag: „Der Trompeter von Säkkingen." — Das Schau spielhaus bleibt bis mit 5. September geschlossen. t* Die König!. Hosoper reiht gegenwärtig einige neuenga aicrle Künstler in ihren Verband ein, unter diesen Herrn Rüdiger, der in der Hauptsache für die Darstellung von Buffo- Tenorpartien berufen scheint; er sang gestern den Iwanow in Lortzings „Zar und Zimmermann". Tie gute darstelle, ttzche Begabung, die Herr Rüdiger bereits bei seinen Gastspielen bewiesen, ließen sich deutlich in der Rolle des Iwanow wieder erkennen, daneben allerdings auch der etwas bescheidene Bestand des siiiiiiiillchcn Fonds. Dieser reicht bei minder großen An- wrüchen vielleicht aus, spricht im gowandten, sicheren Vortrage ge> iällig an, verjagt aber fühlbar in den Momenten, wo die reine Birkung des bol aaitto ihre Rechte geltend zu machen hat. Die- icm Mangel an Kraft und Wohllaut, der namentlich auch im Ensemble hervortritt, sucht Herr Rüdiger durch ein leichtflüssiges, meist tadelloses Parlando, durch intelligente Auffassung und Dar stellung zu begegnen und auszugleichen, und das Kompromiß, das er mit diesem ingeniösen Versteckspielcn erreicht, täuscht einiger maßen über das stimntliche Manko hinweg. Ob es für die Dauer und im Vergleiche mit dem herrlichen Material, »vic eS Herrn Rüdigers künstlerische Umgebung aufweist, standhalten und bestehen kann, ist eine Frage, die am besten von der Zeit und den Umständen, die aus seiner Wirksamkeit hervorgehen, beant wortet werden wird. — Zum vollen, ungetrübten Genüsse wurde wieder der Zar des Herrn Perron, der mit diesem eine tadel- lose, künstlerisch großzügige Leistung darbot, und nächst diesem interessanten, vollgiltigen Zaren bestand auf das wirkungsvollste Herr Greder in der musikalisch brillanten und darstellerisch virtuosen Wiedergabe des von blöder Arroganz und polizeiwid riger Bcgabungsschwäche erfüllten Bürgermeisters. Einige etwas über dos Ziel schießende mehr als drastisch-komische Erweite rungen der Rolle, wie sie Herr Greder seinem van Be« zu gute kommen läßt, nimnit man. so harmlos-liebenSwürdrg, wie hier geboten, gern mit in den Kauf, um so eher, als der gemntsinmge, lebendige Volkston, der kräftige, vor Derbheiten nicht znrück- 'thrcckcndc joviale Humor Lortzings schon einen Puff verträgt. II. 8t. s* Etnödsüoscr - Konzcrt. Den vorzüglichen Ruf. der dem Berliner Philharmonischen Orchester seit Jahr und Tag einen Platz in der vordersten Reihe der rcichshauplstädti- ichen Kapellen anwcist, bestätigte auss Rene das Konzert, das die Berliner Gäste gestern abend im „Zoologischen Garten" »»tcr Leitung des als Komponisten wie Kapellmeister gleich bekannten Julius Einödshofer gaben. Der äußere Erfolg der Ver aiistaltung war anßeroidentlich: das Publikum, das sich iebr zahl reich eingefunden batte, bereitete dem Orchester eine glänzende Ausnahme und erzwang sich durch begeisterten Applaus beinahe »ach jeder Nummer eine Zugabe. Die Kapelle, die in Streichern wie Bläsern gleich vorzüglich besetzt und sehr exakt diszipliniert ist. machte durchaus den Eindruck eines fest zilsanimcngchcndcn, allen Intentionen ihres feinsinnigen Dirigenten gehorchenden Orchesterkörpers, der klassische wie moderne Musik spielend beherrscht und selbst dem leichteren Genre durch feine Abtönungen im Vor trage einen vornehmen Anstrich zu geben versteht, wobei er durch Herrn EinödshoferS lehr akzentuiertes, besonders die dynamischen Schattierungen ichars herausarbcitendes Dirigieren lebhaft nnterstntzt wird. Das Programm nstcS, wohl im Hinblick ans den populären CbarakterdesKonzertes, u. a.zahlreichcPotponrris ans unseren belieb testen Operetten neben allerhand fesch gespielten Tänzen in buntem Wechsel aus. Natürlich fehlte der Dirigent auch als Komponist nicht auf dem Programm: namentlich seine „Berliner Frauen", jener Walzer, der Einödsboser in Berlin außerordentlich populär gemacht hat, wurde lebhaft applaudiert neben den unver wüstlichen „G'schichten aus dem Wiener Wald" von Strauß, die ungerNein nuanciert gespielt wurden, vielleicht das Eleganteste an Tempvnahme, waS man gestern abend zu hören bekam. Im dritten Teile des Programms ließ sich noch ein Posaunenvtrtuos, Herr Serasini-AlschauSkv, grokherzoglich hessischer Hos- musiker, mit einem Solo hören, einem Walzer eigener Komposition, an dem vornehmlich der erste Satz in b'-äur durch gefällige Melodik und eine recht geschickte Orchestration gefiel. Auch er wurde für seinen tatsächlich ausgezeichneten Vortrag, dem ein zarter, weicher Ansatz und schöner runder Ton etwuS Sympathisches gibt, mit so reichem Beifall ausgezeichnet, daß er sich ebenfalls zu einer Zugabe („Lied an den Abendstern" aus „Tannhäuser") entschließen inußte. — Alles in allem bedeutet das erste Konzert eine vor« zügliche Einführung der Berliner Gäste, die auch ihren ferneren Veranstaltungen reichen Zuspruch sichen, wird. Deutsche Teuuisspicler. Jüngst sah ick ein Häuflein fünf- bis sechsjähriger Kinder aus der Straße spielen. Sie schlugen sich einen Gnmmiball mit sclbstgeferttgten hölzernen Pritschen zu und riefen, wenn cinePartci gewonnen zu haben schien, ein mir erst unerklärliches „r1,ur!" mit jubelnder Stimme aus. Bald begriff ich, daß sic das Tennis- spicl nachahmten und daß dieses ,,/iut!" oas von ihnen fälsch lich als „Das Spiel ist aus!" gedeutete englische „Out" sein sollte, das von den Tennisspielern gerufen wird, wenn der Bali außerhalb des vorgezeichneten Feldes den Boden berührt srich- tiger Outsickoj. Mir tat das Herz Weh, und ich schämte mich dieser von unseren höheren Ständen bewirkte» Untergrabung des Nationalstolzcs und Nationalbewusstseins schon bei der jllng- jten Jugend, bei den Kinder» der Arbeiterwelt: wenn irgendwo, so konnte man hier am besten erkennen, wie böse Beispiele die guten Sitten verderben. Wer hat sich nicht schon betrübt oder geärgert oder mitleidig gclächelt. wenn er bei einer das Tennis spiel öffentlich übenden Gesellschaft vorübcrging und deutsche Jünglinge und Junasrauen laut ihr tlttrt.v oder koitt.v oder stttucw riifen hörte. Diese Art von Leuten hat plötzlich ihr gutes Deutsch verlernt und zählt nur noch englisch. Wenn die Herr schaften noch englisch sprächen und ihre ganze Unterhaltung in englischer Sprache führten, dann könnte man entschuldigend an- nchmcn, daß sie das Ballspiel mit einer Hebung im Englischen verbinden wollen, und so nicht gerade etwas allzu Widersinniges in ihrem Betragen finden. Aber nein! Die meisten von ihnen können gar nicht englisch sprechen: sie können nur englisch zähle», und sie schämen sich nicht, diese Ucbung im Zählen öffentlich vor- znnchmen, »nd nun folgende Unterhaltung zum Besten zu geben: ,,Wic viel hat ihr denn?" — „Wir haben kort.v" — „Nein, ihr habt erst «birt.v: korl.v haben wir!" — Gott belvahrc! Wir haben auch t'mttv!" — „So? Nun, dann steht es cksuos." Ist es nicht unglaublich albern, sich solcher Redeweise zu befleißigen ? Kann ein gebildeter Deutscher wirklich ohne Schamerröteu dieses Zirkuskaudcrwelsch in den Mund nehmen? Schlägt ihm denn nicht das Gewissen, wenn er dem zuschauenden Publikum ein o trauriges Beispiel gibt, und besonders die Kinder, die so gern >cn Erwachsenen nachahmen, aus Irrwege verleitet, auf denen das stolze Festhalten an deutschem Brauch und deutscher Sitte Schiffbruch leiden muß? - Ich sprach mit einer gebildeten Engländerin über diesen Unfug. Sie begriff erst nicht recht, wo ch eigentlich hinaus wallie, und meinte: „Es ist doch ein eng- lschcs «viel, und da finde ich es ganz m der Ordlrung, das
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