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Dresdner Nachrichten : 28.05.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-192205284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-19220528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19220528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1922
-
Monat
1922-05
- Tag 1922-05-28
-
Monat
1922-05
-
Jahr
1922
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 28.05.1922
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Nr «"SSn.r «actzrichien ^ /»i. Sonnig. Ät. Ma, !«r ^>ei,e 01 ««rtura auf ern Drittel bis ein Viertel de» flüsteren Gold wert«» und nm Dollar,tande gemessen, auf ein Achtel de« 'Borlriegsstaiides zurückgegangen sind, so kann man die Krcdiliiot verstelle». Dein stark zurückgegangene« Volk« eittkounne» trag, der Iieimae Koniuiii nicht ae»üge»d Rech- nnng »»d verliindert eme günstiger« Gestaltung der Zahinngsoilanz. wahrend gleichzeitig die Geldnot die Ge schäfte zniaiiimenscheumpse» laßt. Diese innere Entwicklung allein hätte in absehbarer .Zett zn einen, Konftiiikt>irni»schwnng und krisenhaften Preisabbau inik allen seinen schlimmen Folge,, der Arbeits- iosigkeit führen innneil. da schon jetzt insolae der Erhöhung der Produktionskosten der deutschen Industrie wertvolle -luSIaiidSaufträge verloren aeheu Mau braucht „in aus die kritische Cagc der ivestdentschen Eisenindustrie und aus den kürzlich dekanntneivordenen uns entgangenen großen runianischen VotoinolivausNag liinznweisen. h.'ur mit Miilie kann sich die deutsche Industrie lienie schon der AuS lande-konkn, eenz erivelire», n», so mehr, als in den anderen nochvalutarischen Ländern iin Gegensatz z» unserer Diciae- rung der Produtiious! oäen, ningekel>rt unler »lai.ciu'i, schweren Kaiupsen der Voisnavvan und die P>oduktiouover- villiauna »ni schiveceu Zvilmaßnahnieu aeaeu d.,s deutsche Dninvina Hand in nand aeaanaen sind. Die Krise muß sür uns uni io schwerer werden, wenn gleich.eitia mit der innere» Entwicklung Sc, deutschen Industrie mit einem Festiaeu oder gar steigen d e r M a r k der deutschen Iuduurle eine iveieniliaie >^runa>age eniioaen ,v>,d. Das Steige» der st'tark ist aber wil Sicherheit zu erwarten, wenn jetzt in Paris eine Einigung über die Abwendung der SanktivnSgefain und über eine A u s I a u S S a n l c i l> e zustande tomnn Es erübrigt sich hier, zu untersuchen, wie weit eine solche Anleihe taisächl.ch eine Hille oder Atem- nausc sür die deutsche Wirtschaft beoeuten tan». Mir brauchen auch die schon inehrsach erhobene» 'Bedeuten nicht zu wiederhole», die sich gegen eine auf die Dauer schädliche Zwischen lötung durch eine geringe Ausländsanleihe ans- drangen. Mit der !atiactie einer ivenigüens vorübe.geheu- den Mirrkstelgerung wird man zunächst rechne» .Nüssen, und dieleS steigen dürste um >o >»elir ;u krikenhasleii Eiutvir- kungen ans die deut'che Miriiiiiast sichren, als die eben erst bekanntgewo, denen V e r e i n b a r u n g c n d e S ,F i n g n z - Ministers Hermes in Paris zur Abwendung der Sanktionsaesahr dem augrnblieklichen deutschen MirtsihastS- bau die tönernen senke entzieiieu sollen, nämlich die der In flation. Die Inflation in verbind»»» mit der Getdcniwcrtung tsl heule die Grundlage der deutschen Wirttchgst. Rur mit ihrer Hilfe war eS möglich, der Mjrtichgfl die nötigen Zahliingsmiuei zuzusühre,. und Lcheingeivivne zu er rechnen, wie auch die denische Fttwnzivii'ttchaft nicht ohne die Inflation auskommen kann, dein, eS ist »n möglich, die durch die Revarattonslasteu bedingten Minusbeträgc des deutschen EtarS durch laufende Einnahmen ans.z.nbringen. Mag cs aus die Dauer »ocä Io undurchführbar sein, ivaS Dr. Hermes dg versprochen Hai denn selbst wenn i» diese», Jahre durch ein lehr durchsich kigcS Manöver der Betrag der -'ivaugsanleilie inner Bruch der Vereinbarungen im Steuerkouipromiß verdopvelr würde, so lägt sich diese Zwangsanseihe doch nicht in jedem Jahre wiederholen für den Augenblick wird die Regie rung bemüht sein i»ii'!en, die Inflation mit alle» Mitteln zu beenden, die Kredit»:» »,„sz sich bis .zur Kriie steigern und die nein» Dienern univen die nnansbleibliche Wirt schgstdkrise gewaltig beschleunige». Schon das Zusammen- ivirken euier 2.>!arlbr!ieruug mit der inneren E'.nwickiung der eriuhinenden .Kaitt'krasr uruer ProduktioiiSverieuerung müsite eine gefährliche Gestaltung unserer Wirtschaftslage Herbeisuhren Wird aber daneben noch der deutschen Wirt schaft die Grundlage der ganzen Scheinkonftniktur durch eine gewaltsame Unterbindung der Inflation entzogen, so ist eine katgstroviiaie Entwicklung der Urne deinahe unver meidlich. Niemand tau» vvm vvtkswirtschgstlicheu wie nationalen Llandi'uukt ans einer Aufrechter Haltung der jetzigen Scheinblüte der deutschen Wictschaii das Wort reden, aber eS wäre im In,.resse der Wir,schüft wie des VvUsgauzen wünschenswert gewesen, den Boden, aus dem die deutsche WirtichaftSpflanze nächst, allmählich uwzugestaiten, statt das, sie gewaltsam zum Verdorren gebracht würde. Wir sind heute für die drohende Wirtschaftskrise nickt gerüstet. Dazu hatte es erhöhter Arbeitsleistung und in einzelnen Industriezweigen einer Verlängerung der Arbeitszeit be durft, nämlich überall do,'. wo eine Verlängerung der Arbeitszeit eine bessere Ausnuaunz der io»ü zu lange still gehenden MaGiinen und damit enie Vcrviiliguug der Pro dukttvu ermögttmt Außerdem batte eine Abttthc von der Gleichlnachece! aller Acbefter durch bi.' ertrüge und tu Verbindung dan-u ein Anreiz zur D.nolirätSa-b.'it durch Besserstellung der DuaUtätsarbeiier oie Industrie instand setzen ,»>!''<>.!, das von uns gesordcrie Aiebr der AnSsuhr nrön durch Uiitorbiemug ailein anantikano zu steigern. kon dern durch Quaüiätsware das Ausland an den deutschen Markt zu fesseln. Dazu bedacs cs iernec einer Ein ichranknug zu», iniudesteu des inneren VurüSbedoris. Pli, der Vorbereitung von 'RotstaußSarbeiten iiir die ArbeitS losen iü cS nichr getan. ZweisettvS gebe» beule die en.g- Itschcn Absichten in der Richr-mg. die deutsche Industrie konkurrenzunfähig zu machen, uni dadurch ihre eigene ArbeitSlosigteit nach DeunchlacG zu nervsianzen Die Iordernngen der Erhöhung der Verkehrs,arike. der Nnler- bindung der Inflation und das Verbot der Verbüligungs zuschilsic sind dabei ztziikte! zum Iweck, und die nnoerkeuu bare Besserung der Wirtschaftslage in England und Amerika sind ei» 'Beweis, das, s e aus diesem Wege schon er heblich ivcirergekonimen sind. Wir sieben letz, vor einer der schwerste» ttriseu, die die deutsche Industrie je betroffen bat, und wir kommen „m d e bittere Erkenntnis nickt herum, das; nicht nur siir die Industrie und ihre An gestellten und Arbeiter, sondern fttr >asi alle andere» Berufe ichlimmc Jetten bevorsiebcn, die zu ertragen trotz eines Preissturzes nicht leicht sein wird. Eine Pause in den Anleiheverhandlungen. ) Abwarle» -er deutsche» Entscheidung. iSlgnrr Draytbirichf der .Drerdii. A, »richte n*.f Paris, 27. Mai. lieber die «nlktbeverhandlnuaen wird na,tz Informatlvnr» sraii.züsijcher Blätter nur All gemeines gesagt: denn die Unterredungen der Ktnan-männrr sind auf Einzcilietteu noch nicht eingestellt. Von italienisch französischer Leite wird mitgetrttt. das, in den Beratungen vielleicht eine Kunstpause rintreten könnte. In der ein vorläufiger Bericht sür die Reparativu-kommisslon aus ararbeitet werden soll. Wahrscheinlich wünscht man die Sut- scheldung der deutschen Regierung Uber tzt« Verhandlungen des ReichSfinaiizmiuister» Hermes abzuwartei. Außer dem Staatssekretär a. D. v. Bergmann, der al» vssi.zleller Ver treter Deutschlands an den Beratungen teilnimmt, weilt auch Dr. Melchior aus Hamburg ,n Paris. Paris. 27. Mai. Die RepnrattonSkvmmtssivi, hat gestern svlgeudes Evinminttauö sterauSgegebeu: DaS mit der Prtt fuug der Bedingungen einer der deutschen Regierung zn gewährende» Anleihe beschäftigte llomttee hat gestern und heute drei Sitzungen abgclialten, in deren Verlauf die Prü fung verschiedener den Gegenstand der Ausgabe beireffenden Iragen vorgenommcn wurde. Von dem Wunsche vcseelt, persönliche Studien vorzunehmen und die technischen In- Ivrmatioiieu zu vervollkommne» und eventuell sVüblung zu nehmen mit den in serage kommenden r>inanzkrersen, habe» mehrere Mitglieder die Unterbrechung der Sitzungen um einige Tage vorgeschlageu. Der An.-schus, bat infolgedessen beschlösse», die Beraiunge» bis kommenden Mittwoch nach mittag t Uhr zu vertage». Es wird vor der nächsten Sitzung leine Mitteilung veröffentlicht werde». Alle Mitglieder dcS Komitees haben den ansrichiigen Wunsch, zur Lösung eines Problems z» gelangen, das alö für die ivirischaftUmc Auf« rickinng Europas vital anerkannt wurde. Nleiittingsttnsfausch über die Zivangsnwhnahmen zwischen Pari» und London. Paris, 27. Mai. „Denvrc" bcstäliat, dag ein MeinunaS anstausch zwischen Paris und London über die Irage, ob I-rankreich allein öttvangsmasznahilien gegen Deutschland er greifen könne, im Gange ist. lW. T. B l Die Kosken -er -eulfrhen Genua-Expe-iiloa betragen, wie im Reichstage erzähl, wird, 8 Millionen Mark. — Db ein Weißbuch über Genua dem Parlament zu- gebt, ist noch unbestimmt. Unoerschiimle französische Ansprüche am Rhein. Iranksurt, 27. Mai. Tic «Franks. Irg." veröffentlicht folgende HavaS-Meldung ans Paris: Die am 20. Mai in Paris als Generalversammlung tagenden Mitglieder deö ikomitces des linken Nheinusers schließe» sich, nachdem sic von den iüngsleu Zwischenfällen in Aachen und von den verbrecherischen örcußischcu Versuchen, die öffent liche Ordnung stören und die rheinseparatrstische Bewegung verhindern zu wollen, Iennlins genommen haben, den durch die rheinisch republikanische VoliSpartei den interalliierten Behörden aea nübcr erhobene» Forderungen au und laden die sranzösische Regierung ein, den s r e i c n W i l l e n der B cvölkern u g am Rhein zur G e l t » n g zu bringen. Im Vertrauen aus die Unterstützung d.'S ge samten französischen PailameiitS, das jegliche anuexionisri- sche Gedanken von sich weist, und besorgt um die Si ch c r h c i r der B c s a tz u n g S I r u p p c n, sprechen die Mitglieder des IvmiteeS des linken Rheiniifcrs folgende Wünsche ans: 1. Abschassuüg eines Postens des ReichskommissacS in B ob lenz. 2. E'üsctznna einer rheinischen Vertretung in Koblenz, sofortige Ausweisung der Agenten des HelmatdiensicS, so wie der Sekretäre der preußischen Snndikate und der un erwünschten preußischen Staatsbeamten. n. Bestrafung und Ausweisung des Polizeipräsidenten von Aachen. ö Strenge Ueberwachnng der verschiedenen Zeitungen von 'Aachen. Trier, .Koblenz. Bonn. Mainz. Krefe'd, Wies bade» und LudivigShasen. DaS Komitee des linken RheilntterS ist scsi e»ischlosscn, seine aktive Propaganda sorhz-nsetzen, damit das Rheinland den Rheinländern zufalle. Der Widerstand de» Rheinländer. des Sta-tbezirk» Kreuznach von der bentschnattvnale» -tS zur soziak-enivkratischen Partei erlassen eine Kundgeb»»g. in der e« stetstt: Die i» letzter Zeit ergangenen Protestkond arbitngen aller polnischen Parteien im Rheinland« gegen die Los lös ni, gäbest re bungen Hatzen wohl der kleinen Cligne von Hochverrätern und ihre» Hintermännern die Augen darüber geöffnet» daft die ganze rheinische Be völkerung einig ist in der Abwehr diese, verächtlichen Machenschaften. —» Das „gebildete" Frankreich. Wie eS um die Bildung des angeblich so hochgebildeten sranzösische,, Volkes tatsächlich steht, haben in deutlichster Weise die Rekrntenpriifungen tn Dijon, Chalons-sur Marne und Grenvble in den beiden letzte» Jahren ergeben. l»2«, konnten 39.8 2k> der Rekruten weder lesen noch schreiben, hatten »8,8 2-> eine mittelmästigc Bildung, ent sprechend derjenigen, die das erste Schvllahr verwittelt. .'ii.I» 'X- eine solche, wie sie von Zwvlsjälirigen verlangt wird, und nur ü,3 A- die gewöhnlichen Kenntnisse. Im Jahre jN2l konnten W,st A- nicht icien und schreiben. 82.3 5-> entsprachen der untersten Klasse, 80,7 D<> den 2l»sorderungen für Zwölfjährige, und nur ü,7 -s verfügten über die gewöhn liche Schulbildung. In der Oessentlichkeit haben diese Zahlen nicht geringe Bestürzung hervorgernsen, zeige» Ne dock unwiderleglich, daß da» sranzösische Volk nicht an der Spitze der Zivilisation st e st t. wie eS sich rübmt, sondern sich kan», von nnziviiislerten Völkern unter scheidet. Der Grund dieser bodenlosen Unwissenheit liegt darin, das, in Frankreich die Schulpflicht nur auf dem Papier steht. Im Juni 1920 versäumten an einem einzigen Tage von 3 Mittivnen schulpflichtigen Kindern eine Million die Schule, und selbst in Paris, der Hochburg der Zivilisa tion, besuchen nne i>> bis 18 ^ der schnlpftichtige» Kinder die Schule, und diese nur am Ende des Vierteljahres, wenn tn den Klaffen Strümpfe, Schuhe und Schürzen verteilt werden. Lefcvre und Anspach. Paris, 37 Mai- Der ehemalige AriegSmiuifter Andr e Lcsövre erklärt im «Journal", er habe in keine« Beziehungen zu dem der Fälschung von Dokumente« angcliagtc» AnSpach gestände». Er kenne sie nicht «ab habe kein Dokument verössentlicht. das von ihm herrsihre. fvthI Ein Treugrus; aus Samoa. Frau Dr. S rh u l tz - E w e r t h. die Gattin dcS letzte» Gouverneurs nnsecec ehemaligen Kolonie Samoa, übermit telt dem „Verl. L.-A." folgenden kleinen „Gegenbewoitz" der Behauptung unserer Feinde, daß wir in unserem kolo nialen Besitz Mißwirtschaft getrieben und uns verhaßt ge macht hätten: „Ich möchte folgenden Sonnenstrahl in die -Ser-en der Koiviualdeutschen und aller senden, die ans Anlaß der Kolontaltage i „ Bcrlin den Verlust bzw. den Raub unserer Kolonien doppelt schmerzlich spüren: Im vorigen Jahre nnndc uns hier in Deutschland ein Döhnche» ge boren. Wir teilten das de» nnS trengebltebene» samoa- ntschen Lippen mit. Darauf folgte ein lange« her«- eranickcndeS Schreiben, in dem die Samoaner baten, unser«» Lohn de,, Namen Atono iRame eines vornehmen HäupliingS ans altem snmvanischen KönigSaeschlechtj -u geben. Sic gaben gleichzeitig der Hoffnung Ausdruck, datz er einst für Samoa streiten möge, damit eü wieder zu Deutschland käme. Dieser Tage nun lder Geburt« tag de» Kindes jährt sich), bekommen mir einen Glück» wunschvrief der Samoaner. Was enthält er- Einige Dollar »nt der Bitte, dem Kinde etwa« RrauchbareS zu kaufen, da sie i„ Erfahrung gebracht hätten, daß in Deutsch land große Rot sei und man für Dollar viel zu kaufen be käme. — Wem gebt über solche Treue nicht das Herz auf? Gebt nns unsere Kolonien wieder!" Ein Memoirenwerk des Kaisers. iE iz » er Dradtbertcht der „DreSdn. Rap-riiht« «".> Vondon, 37. Mai. Der Berliner Korrespondent de« „Daiin Ehroiiicle" meldet an sein Blatt, daß der frühere Kaiser von Deutschland nun das Manuskript seiner Krieg-memoiren vollendet habe. Sic werde« in Deutschland bet Cotta erscheinen. Das Buch wurde un mittelbar nach der Ankunft des Kaisers in Amerongen be- gönnen. Damale- war eS die Absicht des Kaiser«, tm Falle Deutscher Reichstag. heran» den rechtsrheinischen Brüdern unwandelbare Treue gelobt wird. Einen ähnlichen Protest legten die Stadtverordneten in Mörs ab. Darin heißt cs znm Schluß: Wir sind deutsch und wollen deutsch bleiben: darum ver langen wir da» Verbleiben der Rheinland»' bei Preußen und dcni Reich: denn nur in dieser staatsrechtlichen Ver bindung ist eine volle Wahrung unserer nationalen und wirtschaftliche» Güter möglich. Auch die politischen Parteien des Buches steht noch nicht fest. Keine Vesuchsreise des Kronprinzen nach Deutschland. 'Berlin. 27. Mai. Rach einer ZeiinngSmeldung sollte der frühere Kronprinz die Absicht haben, in diesem Jahre zn einem Besuche seiner Familie einen kurzen Auf enthalt in Deutschland zn nehmen. Bon unterrichteter Seile wird demgegenüber erklärt, daß vo» einem solchen Be suche in der nächsten .'feit gar keine Rede sei. Berlin. 27. Mai. Au! der TageSoronnng des Reichs rages steht zunächst der Ge'etzeinwuri übe, die Verwendung von Wa r, e g e l d e »i p s a u i e r >:. Rach de, Vorlage sind Warkegeldempsäugcr bei Verlust des WarncaeldeS verpflich tet. jede» Amt, sowie jede mindestens zweijährige Bekchäs- tigung im Rcichsüicnst zn übernehmen, sofern ihnen die anSgeüble Tätigkeit inner Berücksichtig«»,, ihrer Fähig letten und bisherigen Verbott»'.''' l-ttügerwcise zvgenu.'tet werden kann. Wartegeldempkänger, die das no. Vebensiabr oolleudei haben, sind berechtiat, die ttebernaim:.' cineS ande ren Amtes oder einer »oröbergeliendro Beschäftigung nnrer Stellung des AiurageS »ns Verletzung in dev Ru bestand ab zulehnen. Dem Antrag ist auch ohne Nachweis der Dienst Ulttähtaketr zu eniivrecheii. Minder n»d Gmm.-j„den sind verpflichtet, einen Teil der Warieacldemplänger i» über nehmen. Es handell sich um ! -71 Beamte, die zurzeit un beschäftigt sind, aber ihre Bezüge erhallen. Abg. Schmidt Tienft, ,'D. R.» spricht sich dasür auS. daß der Beamtenschaft ihre wohlerworbenen Reckte gewahrt werden. t«ri Aet«kt,i,n»schluj! dauerten o!« Peröandlungen noch sort.I Erhöhung der Versicherungvgrenze sür Angestellte. r a h t m e l a » >' a " » s r « r B k r l t „ « r 2 ch r i f t l e i t u n g.i Berlin. 27. Mai. Im R c i eh S t a g S a u s s ch u ß sür Sozialpolitik wurde heute ein Gesetzentivnrs über Erhöh»",, der Zulage» in der Unfallversicherung beraten. De, Ausschuß beriet dann noch eine teilweise Um gestalt»»,, der A n g e st e l l t e n u e r s i ch e r u ng. An genommen wurde ein Antrag, der die Berstcherunasarenze non mono aus MONO» Mk. heranssetzt unter entsprechender Lenberung der GeSaltStlassen «nd Beiträge. Ferner soll «rnndlätzltch da« Markennerkahren eingesührt werben. Aktuelles aus Mollkes Schrillen. Das ..Frei!,'erden" der Schriften des strafen Mvltke, der am .1. -ipril >89' gestorben ist. so daß also setzt die dreißig Jahre Schunsrist voll a.bgrlausen sind, hat eine neue Aera seiner Wirkung ans das denische Volk eingeleiiet. denn nun erst können die GchsteSichätze, die in seinen Werken ansaelpeicherl liegen, der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Der große Heerführer, der den Anssteg Deutsch lands ans politischer Machtlosigkeit zn kraftvollem Glanz milerlebte und milschuf, findet ergreifende Wvrte für das Schicksal des deutschen Volkes, sür seine Ausgabe und seinen Charakter, und stellt dem Deutschen ans der geschicht lichen Erfahrung heraus seinen „ewigen Feind", den Fran zose». gegenüber. „Ist c» z» viel verlangt von einer so großen, alten, erfahrenen und durch und dnrch gebildeten 'Ration wie de, deutschen wenn man ihr zumutet. sich nicht selbst zu verfeinden, so lange ihr noch io viele Feinde von außen drohe»-", fragt er. „Der Gegenstand, über den man sich verfeindet, sei welcher er wolle, der Erfolg wird immer sein, daß jeder unserer inneren Zwiste vom Ausland zu unseren, Verderben benutz! wird" Und Mottle tröstet uns ans einer ähnlichen Situation der Vergangenheit heraus mit de» Worten: ..Die nnwürdiae Rolle, die man uns spielen läßt, kann ja nicht no» langer Dauer sein. Ein schimpflicher Friede hat noch niemals Bestand gehabt." In einem Aussatz ans den, Jahre 18l» über „Die west liche Grenzfrogc" bat er das Franzoscntnm im Verlauf seiner Enkwictlung dargcstellt. „Napoleon stahl sich," schreibt er bei der Schilderung der Freiheitskriege, „tn die Herzen aller Franzosen und wird ewig in ihnen leben, nicht allein deswegen, weil er ei» großer Mann war, sondern wehr noch deswegen, weil er am kecksten anSsprach und durchsetzte, was alle Franzose,, denken und wollen, weil er durch seine Größe das Gehässige der Habgier rittschnlbigte. die da» Geheimnis ihrer Nationalität ist. Ma» sage, was man wolle. Napoleon verdankt die Bewunderung der Franzosen seinem Genie, aber ihre Ciebe verdankt er nur seiner iicsen Immvralität." „Nie zuvor, in zwei Jahrtausenden, seit man di« deutsche Geschichte kennt, waren alle Deutschen einem fremden Willen unterworfen grinesen," he.ßt es weiter „Nie hatten uns die Römer bezwungen, selbst Attila halt« nur einen Teil der Deutschen untcrwvrf.-n. die andern schritten «nter unabhängigen Fürsten gegen ihn und brstegken ihn. Erst letzt zum erstenmal, im Jghre 18'3, wäre« olle Dentschr« ohne «««nahm, einem fremden Herrn dienstbar . . . Jetzt erst ritz diese Ratto« Nkb auf in mildem Mut. racheglülicitd. schrecklich wie d-ic Natur, deren Zeichen sie in der Verkündigung von Napoleons Fall gesehen. Wenn ein so großes Volk, wie das denische, tn Zorn gerät und aus steht in Masse, muß Frankreich zittern, und wenn es zehn RapoieoilS hätte." Deutschland bewies damals de» Kran zoscn, „was eS vermag, wenn cs will": aber der Gegensatz ging weiter: „Nicht Napoleon war die Hauptsache und Frankreich Nebensache, sondern Frankreich war die Haupt sacke und Napoleon Nebeiilache. Napoleon war eine vor übergehende Erscheinung. Frankreich blieb. Mit Frankreich hatten wir es schon vor Jahrhunderten zu tun, mtt ihm werden wir eS noch in Jahrhunderten zu tun haben . . . Nie wurde ein Feind glimpslichcr und schonender behaubelt, als damals die Franzosen von den Deutschen." Moltkc. dieser Meister des Krieges, ist doch dabet stetst ein Anhänger der FriedcnSidec gewesen. „Wir bekennen uns osscn." schreibt er 1811 in seinem Aussatz „Deutschland und Palästina", „zn der vielfach verspotteten Idee eines allgemeinen europäischen Friedens. Nicht als ob von jetzt an blutige und lauge Kämpfe nicht mehr stattsinhen könnten, als ob man die Armeen verabschieden, die Kanonen -u Eisenbahnschienen üingleßen sollte, nein! Aber ist nicht der ganze Gang der Weltgeschichte eine Annäherung zu jenem Frieden- Sehen wir nichi zn Anfang die Hand eines jeden wider jede» erhoben? Die Kriege werden immer seltener werden, weil sie bereits über die Maßen teuer geworden sind, posiiiu durch bas. was sie kosten, negativ durch das, was sie versäumen lassen . . . Der Gedanke liegt so nahe, die Milliarde, welche Europa jährlich seine Militärbudgets kosten, die Millionen Männer im rüstigen ManneSalter, welche cs ihren Geschäften entreißen muß. um sie für einen eventuellen Kriegsfall zu erziehe», als diese unermeßlichen Kräfte mehr und mehr produktiv zu nutzen. Sollte Eurova. sei es in Jahrzehnten oder in Jahrhunderten, nicht die gegenseitige Entivaffnnnq, nicht das Gegenteil des Schau spiels erleben, das heute Frankreich gibt, welche« seinen Nock verkaufen will, um sich einen Harnisch anzuschgsfen?" Mvltke macht dabet aus der Notwendigkeit seltener Kriege kein Hehl und nähert sich hier bereit« dem Ansspruch, den er 1980 tat: „Der ewige Friede ist ein Traum, und nicht einmal ein schöner, und der Krieg ein Glied in Gottes Delt- ordntkng." -Iber daß die Kriege bei fortschreitender Kultur immer seltener werden müssen und daß sie nur ..da« letzte Mittel sind, da« Bestehen, die Unabhängigkeit und die Ehre eines Staate« zu behaupten." war ein Grunbpsctler seiner Weltanschauung.
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