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««. Jahrgang. .ZZ 247 Gegründel 1838 «rabtanschrlfl! »«chckchl«, «r—»«. V»nispr«-»r-Samm«lnumm»r SV 241 Mur sür Machlgrlprüch«: 20011. Bezugs-Gebühr Di» »inlpaUla« 32 mm dr»tle geil« k>,— M. Aul tzam>li«nanz»ig»n, Anzeigen unter Än^eiaen-^üreiie Sl,U,n-u.Wi>I>nuns»marl>I. I wall.eln- u. Verkiiuic 2S-V» Dorzugtwlilhe laulTaril. " " " > Ausw. lNullrita» gegen Dorauibezal,!. Slnzelnummer l,S», Sannlagrausaad» 2 M. Sountas. 28. Mai 1822 Schrtfkletlttng und j°a»w>gelchSsl»l>eII»! Marlenllratz» SS/40. Druck u. Verlag von Mrpsch ck VelcharLI In Dre^M». Polllcheck.llonlo 1OSS Drr»d«»> Nachdruck nur mll deulllcher Quellenangad« «.Dresdner Aachr."> zuMIllg. — Anverlangl« Schrillsllick« werden nichl aulbewadrl. Sul« Vllekvr »uesil ru kvuksi, — . , lMm von iievei' u. SfoMsus ^»Hksr'M »ovvle aniler«, dezomliir« grüdero I'raclü^erkv IV ^ GL V ^ M irnvl« aniler«, bezonUur» giüvero ?racl><»erltv vuekksnaiung ^ok. LeVi^silmllUs^ I»ut»e>»e «,u»S» 4, I-«ri,ru» IS»«» ^rsnsporlsble «ercle Le^mlectseissn unci QusA — SsvOnrugts l^adk'Iksl« ss'i'omktiisus - Ssskockisr ucici ftisrcis flonsn Lrockskts liselitolger ME Orsscisri/X., TöpssaskrsIZs S, 13, IS Das Enöe -es Regierungskonslikts. Positive Stellungnahme -es Kabinetts. Günstige Pariser Zusicherungen. kD r a h t m e l l> u n g u n s r e r B c r t t v « r S ch r 1 s t l e I I n v g.s Berlin, L7. Mit. Die Differenzen im Reichskabinctt wegen der Reparatiousverliandlnngen des Reichssinanz« minister Herme« in Paris können als bei gelegt ange sehen werden, Es ist mit einer positive» Stellung nahme des Kabinetts, das heute nachmittag nm 3 Uhr wieder Zusammentritt, zu den Pariser Verhandlungen mit Sicherheit zn rechnen. Aus die nach Paris ergangene Siütksrage über den Kernpunkt der Unstimmigkeit, wie cü mit der Bermel, rnng des Notenumlaufs im Iave einer Berschlechterung der Vage gehalten «erden soll, ist vom Staatssekretär Bergmann eine gün stige Antwort eingegangen als Ergebnis einer Fiih- lnnkuahmc, die Bergmann mit der Rcparationskoininission genommen hat. Im Falle einer knrcs musonr würden also wi« überall, so auch hier, Ansnahmen netten, d. h., ivi« würden nntcr dem Druck einer höheren Gemalt bei kata strophaler Berschlechterung unserer Baluta und unserer wirtschaftlichen Berhältnissc den deutschen Notenumlauf gegenüber dem Umfange, den er am 1. März d. I. gehabt hat, vermehre» dürfen. Zn dem werden die Noraussctziingcn für die Unterbringung der Anleihe und der angemessenen Frist, innerhalb der die Anleihe kommen must, noch Gegen stand von Verhandlungen sein müssen. Die Drücke zur Derstün-igung zwischen den anfangs auociandergehendcn Ansichten Wirths und HcrnicS ergab sich durch einen BermittinngSnarschlag, über den berichtet wird: Berlin, 27. Mai. Bor allem hatte sich der RccchSlanzler tn dem Pariser Vorschlag des Dr. Hermes gegen die Fixierung der schwebenden Schulden nach dem Stande des Kl. März d. I. gewandt. Dr. Wirkh erklärte, dast daö Reich bei neuen starken Erschütterungen der deutschen Valuta nicht in der Lage sei, sich mit den Beamtcngehältern und den sonstigen sozialen Mastnahmc» einer sprunghaften Teuerung anzupassen. Daraus würden möglicherweise unabsehbare soziale Krisen ent stehen. deren Berantwortnug er nicht übernehmen könne. Der Bermittlungsvorschlag geht nun dahin, die Neparationskommission zu ersuchen, einen späteren Termin als den :ll. März fcstziisetzcn. Das gesamte Kabinett betrat diese Brücke der Verständigung und richtete noch gestern abend eine entsprechende Anfrage nach Paris, obwohl Dr. Hermes Kervorhob» dast die Rcparatiouskommissiou nach dem bis herigen Verlause der Berhaudtungcn nicht bereit sein würde, eine Klausel in die Abmachungen ansznnchmcn, um den Termin zu verlängern. Tie Rücksrage wird im wesent lichen nur als ein taktischer Zug bewertet, nm über dir gegenwärtige innere Kabinettskrise hinüber- znkommen. Dr. Hermes vertritt, wie weiter mitgeteilt wirb, die Ansicht, dast cs mich sachlich einer solchen Nncksrage nach Paris gar nicht erst bedürfe. Tie Abmachungen sähen ausdrücklich vor, dast die znriickdatierte Fixierung der schwebenden Schuld sich nur aus die Ausgaben bezöge, die für die inneren Ausgaben des Reiches gemacht worden seien. Es kämen also 1>i Milliarden Mark in ,Frage, die durch eine innere Anleihe oder neue Stenern gedeckt werden müssten. Nach der Mitteilung des Dr. Her mes würden dabei aber den Pariser Abmachungen gemäst dir Summen für Nepgrattvnszwecke ansscheidcn. Im Lause des gestrigen Nachmittags hat der Reichs kanzler die Führer der Regierungsparteien zu einer Ans sprache empfangen. Sowohl die Sozialdcmvlrateii wie auch Zentrum und Demokraten scheinen die Vorschläge des ReichsfinniizministerS im Gegensatz zu Dr. Wirth als ge eignete Grundlage für weitere Verhand lungen zu-betrachten. Die Haltung der übrigen Par teien liegt noch nicht fest, jedoch ist anzunehmcn, dast die Teutschnationalcn und die änstcrstc Linke cS nblehnen wer den, sich den Vorschlägen des Dr. Hermes gnzuschliesten, Tie Deutsche Bvlkspartei hielt noch gestern abend eine Fraltionssitzung ab. Im wesentlichen ging auch innerhalb dieser Partei die Meinung dahin, dast zwar an den einzel nen Punkten des Al'sowmcns Kritik geübt und Abündcrnn gen verlangt werden muhten, dast aber die Grundlage des Abkommens ein begrüstenSiverier Versuch zur Anbahnung weiterer Verhandlungen sei. DK MMüng des kan;lers in der Kabinettskrise. Berlin, 27. Mai. In ihrem Bericht über die Repara- tiouskrise sagt die „Tägl. Rundschau" u. a„ der Reichskanzler habe In diesen Tagen keine glückliche Figur gemacht. Nach dem er zunächst den Mund ziemlich weit ansgctan habe und seinen Gegensatz zu Hermes ziemlich offen in die Welt hinansgehcn liest, stabe er sich jetzt, nachdem er die Unmög lichkeit erkenne, Hermes zu desavouieren, wieder ge fügt. Ob dem Reichskanzler besonders die Sachlichkeit über alles gehe, sei nach Lage der Tinge stächst zweifelhaft. In politischen Kreisen seien mancherlei Einzelzüge ans der Zeit der Vorbereitung und des AuSbruchs des Konsliltcs mit dem ReichSsingnzministcr bekannt geworden, die Tr. Wirth als den Mann der gekränkten Eitelkeit erkennen liehen. Unabhängige und Kommunisten gegen die Regierung. igiikr D r a 1> 1 li c r l r» t der „T r c s d n. A ,c u> r l ch I c >i".l Berlin, 27. Mai. Die Unabhängigen und Kom munisten haben sich gestern dahin geeinigt, gegen die Politik der Negierung zu stimmen, in der Hauptsache auch deswegen, weil Dr. <wrmes in Paris die E i n f ii h r n n g neuer indirekter Stenern zngcsagt hat. Dadurch wird die Regierungsmehrheit a n st c r o r d c n t l i ch schwach; denn bekanntlich ist der Reichskanzler das letzte Mat »nr dadurch gestützt worden, das, dir Unabhängigen sich der Stimme ent hielten. Jetzt werden sie bei der Abstimmung gegen die Negierung stimm-en. Gewitterwolken am Konjunklurhimmel Die ungeheure Steigerung aller Preise in den letzten Monaten und die in ihrem Gefolge cintretende Er lahmnng der .sta»sinnt in der grossen Masse deö deutschen Volkes hat schon seit geraumer Zeit die deutsche Wirtschaft vor die Gefahr einer plötzlichen Krise gestellt. Tic in Ver brancherkreisen aber allgemein oov Mund z-l Mund ver breitete Ansicht, dast der ersehnte Preissturz im Frühjahr kommen müsste, hat getrogen, ebenso wie anch die jetzige Vertröstung auf den Herbst unhaltbar ist. Vielmehr, wird die Wahrscheinlichkeit zu immer gröberer Gewistheit, dast die Verhältnisse in unserer Wirtschaft schon sehr bald zu einer Entscheidung drängen, die nicht nnr alle Anzeichen einer Krise nach den Erfahrungen vom Frühjahr 1020 trägt, sondern die durch das Zvsaiiimentretcn der verschiedensten Gründe geradezu einen katastrophalen Anstrich zu erhalten verspricht. Preisabbau, Festigung der Valuta und Ein dämmung der Inflation sind schlechterdings nicht zu ent behren, wenn unsere Wirtschaft je wieder > ine gesunde Ent wicklung nehmen soll. Das Bedauerliche bleibt nur, dast jede wirkliche Besserung unserer Wirtschaft anscheinend nicht ohne Krise erkauft werden kann, die nm lo schärfer wirken must, wenn die drei Momente, die von einander abhängen. Zusammenwirken. Niemand im deutschen Volke ist sich darüber im Unklaren, auf wie tönernen Füssen der ganze Scheinbau unserer wirtschaftlichen Hochkonjunktur rulst, die Gewinne »nd blühende Entwicklung dort rortäuscht, wo tn Wirklichkeit nur von einem rapiden Schwund des deutschen Volkseinkommens und Vermögens gesprochen werden kann. Die Iildustricuniernehmnngcn können, gestützt auf die In flation, Dinidenden ansschütten, die, prozentual ausgedrückt, mit oft Ost Prozent märchenhaft anmuten, die aber unter Berücksichtigung des hohen Kurswertes der Iststst-Mark- Akiien in Wirklichkeit nur eine Dividende von 2 oder höch stens tz Prozent bedeuten. Tie Dividenden werden über haupt nnr möglich durch die trügerischen Papicrbilanzen der deutschen Betriebe, dlc Papieigewinne und zum Teil anch persönliche Gewinne entstehen lassen, wo in Wirklich keit die Substanz des Vermögens schwindet. Der Engländer Sir Hcnrn Penson hat kürzlich in einem Buch ans die Tat sache hingewiescn, dast die deutschen Betriebsvermögen am Anfang des Bilanzjahres einen bedeutend grösteren Wert darstellen, als am Ende des Ia'oreS, nnd obwohl eine Dividende ansgcschüttet wird, obwohl sich erhebliche zahlen mästige Papicrgeldgcwinne Herausstellen, gehen diese Ge winne doch tatsächlich von der Substanz der Indnstrirwcrkc ab. So ist eS zu erklären, dast der 'Wert der sämtlichen deutschen Aktienuniernchmincgen von etwa 2» Milliarden Goldmark vor dem Kriege ans heute nnr 0 Goldmilliarden znrückgegongen ist. Und wenn Dr. Helssericb kürzlich in einem Vorträge in Dresden anssührte, dast die deutschen Betriebe, wenn sie die Bilanz stait in Papier in Goldmark ausstellcn würden, vermutlich überhaupt keine Dividende ausschüllen könnten, so hat er damit nnr zu recht. Die Annahme -es -eulsch-polnischen Wirtschafts abkommens im Ausschuß. lDrabcmeldungiinsrcrNerlinerSitzristleitung.l Berlin, 27. Mai. Der 'Auswärtige Ansschust des Reichstags »ahm Iientc das deutsch polnische Wirtschaftsabkommen gegen die Stimmen der Dcutschngtivnalcn und der Dentichen Volkspartei an. Die Verträge über den Postschcckvcrkehr und über die Grcnz- übergängc mit Polen vncrden ebenfalls angenommen. Die Entscheidung über die Ueberleftnvg des Rechtsverkehrs wurde vom AnSschvst noch vertagt. Auch eine RcchtS- verwahrnng im Plenum, wie sw in Genf von Minister a. D. Schisser abgegeben morden war, wurde gegen die Stimmen der Unabhängigen angenommen. Um 0 Uhr tritt der AnSschvst wieder znsmnmen der bereits normiftggs versammelt war und dem ober- schlesischen Abkommen zngcstimmt bat. In der NachmitlagS- sitzung wird sich der Auswärtige AnSschnst mit den Repa ration s s r a g c n beschäftigen, nachdem sich das Kabinett darüber schlüssig geworden ist. Inzwischen hatte der Reichskanzler noch Besprechungen mit mehreren Parteien. Am Montag findet die grobe politische Debatte in der Vollsitzung des Reichstages stait und hier wird die end gültige Bcschlustsasinng erfolgen. Es ist nicht zweifelhaft, datz eine Mehrheit für den R c g i e r u n g S st a n d- p»nkt vorhanden sein wird. Die Kritik -er Presse an -er Re-e Lloyd Georges. (Eigner D r a h t l> e r i ch t der „Dresdn. 2t a ch r i ch t c n".) London. 27. Mai. Der weitere Verlaus der UrfterhauS- debattc nnd die Haltung der Presse zeigen, dast eS Llond George nicht gelang, durch leine Rede die Opposition zu schwächen. Die Blätter bezeichne,, die Ausführungen Llond Georges im allgemeine» als inhaltslos, und stellen fest, dast kein neues Material znr Vciirtcllnna der Lage bcigebracht wurde. Von der Opposition üustcrt sich ganz be sonders das Organ der unabhängigen Liberalen, die „West- mi«tster Gazette", sehr misreundlich. die sagt, dast am Schlüsse der Genueser Konferenz Dcntichtaud und Russland aenau so als P a r i a st a a t c n dastanden wie im Anfang. Die Regierungsblätter sind zurückhaltender. Sic geben zu. dass Genua relnl tatlos verlausen ist, verteidigen aber die versöhnliche Haltung Llond Georges. Paris, 27. Mai. Zu der Rede Llond Georges nehmen die meisten Blätter erst ganz vereinzelt Stellung. Soweit es geschieht, wird betont, dass die Rede Llond Georges äußerst geschickt gewesen sei und dass der englische Premierminister seine eigene Sache wieder einmal meisterhaft zu führen verstanden hätte. Nur etwas habe er vergessen, meint der „Figaro", ob die Russland ge währten Konzessionen tatsächlich Russland micderherstellcn könnten. Daran glaubte eben die französische Regierung nicht. Auch dem konservativen „Ganlois" erscheinen die Aenßeriingcn Llond Georges unbestimmt. Verlängerung -er Galgenfrist für Deulschlan-. Paris, 27. Mai. Ministerpräsident Poincars hat den französischen Pressevertretern gestern abend erklärt, dass der 8k. Mai keinesfalls die cnischcidrnde Bedeutung haben werde, die bis jetzt diesem Datum von sranzösischer Leite beigelcgt worden sei. Er bezeichnatc es als sicher, dass der Wicdcrguimachungsansschnss Deutschland eine Fristverlängerung von vierzehn Tagen oder selbst von einem Monat gewähren werde, nm znr Verständigung zu gelangen. 'Rach den Mitteilungen Poincarös wird der Aus schuss die Antwort Deutschlaiidö kaum vvr Mitte Juni in offizieller Sitzung prüfen. ES sei möglich, dass er mich dann wieder nnr eine neue Note an Deutschland richte, die binnen einer weiteren Frist zu beantworten märe. Sollte der Ausschuß sich gezwungen sehen, ein absichtliches oder schuld ha st es Versagen Deutschlands fcst- znstellcn und die verbündeten Regierungen davon in Kennt nis z» setzen, so würde diele 'Benachrichtigung s r N beste n S am l.1. Innt zu erwarten sein. Ferner teilte Poincar,! mit, dass er eine schon vor drei Monaten erfolgte Einladung angenommen habe, am l7. »nd 18. Inni in London einer Feier für den Wiederaufbau Verbnns beizuwohnen. Da bei dieicr Gelegenheit ein grosses Bankett stattsinde, wo neben dem Herzog von Poel, Balfour, Churchill, Asqnith usw. auch Lloyd George an wesend sein werde, sei ein Meinungsaustausch zwischen ihm, Poincars, und Llond George trotz des „piivaten" Charak ters der Reise nicht ausgeschlossen. deutsche Konsnnktur ist eine Scheintonftniklnr, oernhend ans der Geldentwertung, dem höheren Inlandswert der dcut schcn Mark gegenüber dem Kursstand, dein Dumping, der Inflation unter einem rapiden Schwinden der deutschen Vermögeicssubstanz. Aber diese Scveinrons'.inkinr halte den Vorteil, dass sic die Millionen denischer 'Arbeiter bcschäftigte nnd der Masse der Bevölkermig Lebcnsinöglichleften gab. Gegen die Grundlagen der Scheintoninnktur aber laufen beute die Ereignisse in der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der "Seit Sturm. Die ersten Anzeichen der Krise zeigten sich in der ungeheuren Steigerung der inneren Teuerung, die sich längst nicht mehr in dem Rahmen der Balnta-Eniwertnng bewegt, sondern gerade in den letzten Monate» erheblich schneller vvr sich gegangen ist als der Kurswert der Marl siel. Daran wirkten nicht zu letzt die Bestrebungen der Reichs-Verkehrsbetriebe mit, durch Erhöhung der Tarife eine wirtschaftlich rentable Betriebs- sühncna ZN ermöglichen, ferner die erhöhten Ausfuhrzölle. Balnlganslchläge und die erschreckende Anziehung der Steuerschraube. Dazu lammt, dass jedes Davonrcnnen der Valntaentwertnng zwar den Erpori lind die Konkurrenz au» den Welunarlt erleichtert, aber mit dem zunehmenden Rückgang der Mark auch die Rohslossbcichasficng teurer und schwieriger wird. Nicht zuletzt aber wirkt bei der ganzen Entwicklung die trotz ungeheuerlicher Vermehrung des PapiergeldnmlaiiscS immer bedrohlicher werdende Krcdit- nvt gnf den deutschen Kapitalmarkt ein, bedingt durch steigenden Bedarf der Industrie, durch Anleihcsordernngcn des Reiches, in der Hauptsache aber durch den völligen Still stand der Sportätigkeft. Niemand kann heute noch sparen, da das Geld sich zu schnell entwertet und seder sucht durch Anschaffung von Sachwerten, Elnrichtnngsgegcnständen und Belleidttngsstüclcn der Geldentwertung zn entgehen, zieht es vvr. entweder LuxuSwaren zu kaufen oder durch Bier, Wein- und Sttssigkeitcnkonsum sich angenehme Stunden zn bereiten, wo er in früheren Zeiten gespart hätte. Wenn man bedenkt, dass in den Jahren non 1870 bis 1N14 allein durch die Spartätiglect der Kleinrentner in den Zeiten drückend sten Kapitalmangels der deutschen 'Wirtschaft etwa 2V Mil liarden Gvidmark zngcsührt wurden, wenn anderseits die deutsche» Depositen non einem Stand von M bis 83 Mil liarden Goldmark unter ejugrundelcgnng der Geldent.