Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.08.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260802024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926080202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926080202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-08
- Tag 1926-08-02
-
Monat
1926-08
-
Jahr
1926
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 3SS S-lte 2 -— »Vrerdaer Nochrlchtra" — Moatag. 2. «ugvst 1S2S Beutler während seiner Tätigkeit als Oberbürgermeister zw- tetl wurden, seien anher den über 30 hohen und höchsten Ordensanszeichiiungen die Ernennung znm Dr. sur. e. h. an läßlich des 500jährigen Jubiläums der leipziger Universität und zu», Dr,-Jiig. e. >,. der Technische» Hochschule zu Dresden erwähnt. Während des Krieges leitete Beutler bekanntlich da§ 3!eichs bekleidungSamt. LLenn man die Persönlichkeit und daS Schaffen und Wirken BemlerS umsassen will, so findet man wohl kein Gebiet, auf idem der nuninebr Berstvrbene nicht selbstschvpferisch oder wenigstens mitarbeitend beteiligt ist. Alles zog er in seinen Jliteressenkreis und setzte mit Zielsicherheit seine besten Kräfte ein, wenn es galt, eine von ihm als notwendig und richtig erkannte 'Aufgabe durchzuführen, Charakteristisch für sein« Lebensauffassung war der von ihm einst geprägte Satz, daß ihn eine Angelegenheit erst zu interessieren ansange, wenn die Schwierigkeiten begännen. Wer Beutlers Meistersch>rst in der Bertretnng einer SaclK kcnnenlernen wollte, mußte ihn in einem Kollegium oder engerem Beratungskreis hören. Seine schnelle Auffassungsgabe, Schlagfertigkeit und UrteilS- bildnng suhlten ihn wollt immer ans den Platz des Born »enden. Beutler ist so recht eigentlich der Schöpfer deö heutigen D r eS d e » S geworden. Seine BerioaltungS- poiitik ging nnoerkennbar aufs CZanze, ststit iinleiigb-rrein Cn'Ichick Hai er durch eine zielbewnßte tzinoerleivnngS- taktik die zahlreichen, Dresden umschließenden Gemeinden der sächsischen Hauptstadt angegliedert und sie dadurch auch räumlich zu einer wahren Großstadt erhoben, hinter Be seitigung mannigsacher "Bedenken gestaltete er daS Straßen- bahn wesen znm städtischen Betriebe um: auch der Aus bau der GaS- und Elektrizitätswerke ist sein Berdienst. Cu, Pterknial der Bcnilerschen Amtszeit tritt für immer nach außen hin in Erscheinung: cS ist die Belebung der öffentlichen Bautätigkeit, die in der Schaffung zahl-' reicher Monumentalbauten »um Ausdruck gekommen ist. Wir nennen hier nur da» Reue Rathaus, -essen Bau neun Millionen Mark erforderte, di« vorbildliche Schlachihof- anlage, die größt« von ganz Europa, die Carola- und dl« Friedrich-August-Brücke. -aS Krematorium, das Johann- städier KrankenhaüS und den städtischen Speicher, die Lülven- apotheke und da» Italienische Dörfchen, sowie ein« Anzahl von Schulpalästen wie das König-Georg-Gyinnasium. ver schiedene Realschulen, di« beiden höheren Mädchenschulen und zahlreiche mustergültige Volksschulen. Außerordentlich« Verdienste hat sich der frühere Ober- bürgermetster durch den Ausbau de» Ausstellungs wesen» erworben, da» durch seine Initiative mächtig empor- g«blüht ist. Die Sächsische Handwerks-, die Kunstgewerbe- und die Deutsche Städte-AnSstellung. au» der als Veutlers Schöpfung der Deutsche Städte tag hcrvorgegangen ist, die Photographische und letzten Endes die imoergessen« Jnter- nattonale Hygiene-Ausstellung haben Dresdens Ruf als Kunst-, Handels- und Fremdenstadt tn alle Welt getragen. Trotzdem Beutler in seinen beruflichen Pflichten al» Oberbürgermeister aufging, nahm er doch am staatlich- politischen Leben in Sachsen und im 'Reich lebhaften Anteil. So zeigt« er sich als Mitglied der früheren Ersten Kammer, deren Vizepräsident er lange Zeit ivar, als Referent für wichtige GesetzeSvvrlagen und als Deputationsvorsitzender außerordentlich regsam. Politisch Zählte -er Verstorbene zu der frühere» Konservativen Partei, obwohl er als Partei führer bei seiner hohen amtlichen Stellung nicht hevvvr- getrelen ist. Die französischen Serbsimanöver in -er Äheinpsaiz. EkrN«. 2. Aug. Auf die Nachricht, baß im Herbst zwei kriegsstarke Artneekorp» in der Rhetnpfal» Manöver abhalie» würden, an denen muh Marschall Foch mit fernem ganzen Stabe tetlnehmen würde, hat sich die Reichsregierung mit einer Anfrage nach Pari» gewandt und den Bescheid er halten, baß allerdings im Herbst tn der Rhetnpfalz militärisch« Ucbunge» stattstnden würden. Es handele sich aber nur um DtvtstonSmanövcr größeren Umsanges. Die An. Wesenheit Marschall FochS und seines Stabes sei dabei nicht vorgesehen. Der Ausschutz für das Ehrenmal am Rhein Düsseldorf, 1. Aug. Der tn der Versammlung ln Koblenz am 20. Juli gewählte Ausschuß für das ReichSehrenmal am Rhein setzt sich aus 'Vertretern der staatlichen und der kom. munalen Behörden, der rheinischen Abgeordneten, der Reichs, ratsmttglleder und sonstigen beteiligten Kreise» ans der 'Rhein, vrovinz und auS Hessen-Nassan, dem Laube Hessen und der Pfalz zusammen. Er hat i» einer Sitzung am Sonnabend einstimmig beschlossen, mit allem Nachdruck bei den zuständigen Stellen für eine Insel im Rhein als dem geeigneten Platz für das ReichSehrenmal einziitrcte». Znm Vorsitzenden -eS Ausschusses sür das ReichSehrenmal am Rhein wurde Landeshauptmann Dr. Horion-Düsseldvrs gewählt. So wird der Name Otto Beutler in der Geschichte Dresdens unvergessen bleibe» und auch bei seinen politischen Gegnern stets mit Ehren genannt werden. Dtg Beisetzung 'Beutlers erfolgt voraussichtlich Donnerstag auf dem Tolkewitzer Friedhof. Englischer Wasserwerks»? an -ie Türkei. Vorwürfe -es „Daily Chronicle" gegen Valdwin. London, 3. Aug. „Dailn Chronicle" bringt an erster Stelle unter der lleberscbrift: „Baldwins geheime 'Verhandlungen mit der Türkei" eine Meldung, die das Blatt „Einen schwer wiegenden Bruch »üt den politischen Traditionen Groß britanniens »nd seiner bisherigen Praxis in internationale» Angelegenheiten" nennt. Mit der BiÜignng des Ministers des Auswärtigen Cliamberlain und unter Beteiligung des Kl iegsmiiiisteiiiiins habe die britische Regierung durch Ver mittlung einer Birminghainer Nnnnngöfirma geheime Ver handlungen mit der Türkei geführt, die den Verkauf von tOOllOO britischen Gewehren des Modells 1014 mit Bajonetten und umfangreichen 'Vorräten entsprechender Patronen znm Gegenstand gehabt hätten. Es existiere ein Schreiben von Ende März dieses Jahres, in dem die Firma in Birmingham ihre Befriedigung darüber anSdrüekt, daß vom Auswärtigen Amt und vom KiiegSmiiiisterium die nötige Ermächtigung er teilt worden sei. Das Schreiben erwähne, daß daS Angebot nicbt früher gemocht werden konnte, da Ehamberlain, dessen Znsliinmnng notwendig gewesen sei, wegen der Mürztggnng des Völkerbundes nicht in London war. „Dailn Chronicle, erklärt, es sei damit bewiesen, daß die britische Regierung den Verkauf von britischen Negic- rungswassen an die Türkei billige, während die Türkei volle Freiheit habe, sie gegen etwaige Feinde, also auch gegen die türkischen Christen, zu gebrauchen. Ein solcher Verkauf wäre gegen den Geist der VölkerbundSsatzung. Diese An gelegenheit müsse neue Beunruhigung im nahen Osten schaffen. Europäische Missionare in chinesischer Gefangenschaft. (Durch F i, n k I p r u ch.l London, 2, August. „Daily Mail" meldet aus Peking, daß sich unter den in der belagerten Stadt Tatung-su, 170 Meilen westlich von Peking, zurnckgchaltcnen Missionaren zwei Dentichc. sieben Schweden, siins Norweger und ein Holländer befinden. Der amerikanische Konsul in Kalgan ist gebeten worden, sich für die Freilassung der Missionare einzusehen, die in Unterständen leben und täglichen Luftbeschießungen und schwerem Geschühfener ausgeseht sind. lW. T. B.s Der panasiatische Kongreß. UeberfaU auf Iungdo-Leule. Köln. 2. Aug. Wie Wvlsfs Westdeutscher Provinzialdienst erfährt, wurde gestern abend zwischen Benrath und Langen felde ein Automobil mit Mitgliedern des Jungdeiitschen Ordens, die von der Kölner Tagung helmkehrien, von eben- falls i» einem Lastauto fahrenden Roten Frontkämpfern mit Pistolen beschossen und mit Steinen und Flaschen ste- morsen. Einige Jungdeutsche wurden verletzt, darunter zwei schwer. Das Automobil der Kommunisten wurde von der Polizei -»gehalten. Zwei Dolche, drei Pistolen, ein Schlag ring, zwei Gummiknüppel, ein Totschläger sowie eine Schachtel Patronen wurden gefunden. Das Automobil wurde beschlag nahmt. Ein anderes Auto wurde in WieSdorf angehalien und durchsucht. Auch hier wurden Waffen gefunden und beschlagnahmt. tDurch Funkspruch.l London, 2. August. „Daily Mail" berichtet ans Naga saki über den paiiasiatischen Kongreß, dein ersten Kongreß der Weltgeschichte, in dem die Delegierten der farbigen Rassen die Rassengleichberechtignng fordern und die Vorherrschaft der Weißen verurteilen. Verschiedene, namentlich indische, Dele gierte hätten scharfe antienglische Reden gehalten und erklärt, daß England und Australien antijapanisch seien. Die japanischen Redner wiesen vor allem aus die japanselnbliche Stimmung AmerikgS hin. Von den japanischen Delegierten sind vier Parlamentsmitglieder. Das Programm des Kon gresses enthält den Vorschlag, einen Bund der asiatischen Rassen Zn schassen. Asien wolle etwas Konkreteres als das. was in den Bölkerbundssahungen niedergclegt sei. lW. T. B.j „Times" berichtet, baß die panasiatische Konferenz unter Beteiligung von 51 Delegierten aus Japan, Indien, den Philip pinen, Siam und Korea eröffnet wurde, daß aber wegen ihres 'Argwohnes gegenüber einigen Koreanern die Chinesen die Konferenz boykottierten. Diese ist nach der „Times" nicht poli tisch: trotzdem seien die in Betracht kommenden Regierungen wegen reaktionärer Ausfälle besorgt und bewachten die Kon ferenz scharf. Die Javaner fordern u. a.: Zusammenwirken zwilchen den Asiaten, Forderung des Baues transatlantischer Bahnen, Errichtung von Banken zur Erleichterung zwischcn- änatischer Kredite und Forderung einer großen Gesellschaft zur Besserung des zwischenasiatischen Handels. Die Schiebungen bei der Sparkasse Aalkenberg. Berlin, 1. August. InFalkenbcrg im Kreise Liebcn- werda, beschäftigte sich eine vsseniliche Gcmcindevertrcter- sitznng mit den kürzlich festgesteNien umfangreichen Unter schlagungen !n der G e m e I n d e s p a r k a s s e. Aus den Darlegungen des Gemeindevorstehers ergab sich, daß die Kasse 1021 durch salsche'Kreditpolitik, 1925 durch Unterschlagungen und setzt wieder durch Unterschlagungen und Unterschrisicn- fälschung des Kassiers Werner schwer geschädigt worden war. Werner ist eine Gesamtsumme von 37 000 Mk. in die Hände gefallen. Im Kuratorium nnd auch in der Gemeindc- vcrtrcterverwaliung hat gegenüber dem linksgerichteten Werner eine unangebrachte Rücksicht «nd eine viel zu große 'Vertrauensseligkeit gewaltet, weil er der Sohn eines KnraioriumsmitgUedes und Gemeindcvcrireicr war. Daß hierbei politische Gründe mitgespiclt haben, dürste nahe, liegen. Zum Fall Kaas—Kelling. Magdeburg, 2. August. Amtlich wird bestätigt, daß der frühere Chauffeur Reuter des verhafteten Direktors Haas in Haft genommen worden ist. Uebcr die Grunde der Verhaftung bewahren die amtlichen Stellen Stillschweigen. Zum Anschlag aus Prlmo -e Rivera. Paris, 2. August. Uebcr den Anschlag auf P r i m o de Rivera in Barcelona wurde von Reisenden, die aus Spanien ankamcn, erklärt, das Attentat habe 300 Meter vom Bahnhof entfernt stattgefunden. Der Attentäter, der offen bar einfach, daß er infolge des schnellen Fahrens der Auto mobile nicht an den Wagen Primv de Niveras cherankommen könne, zog einen Dolch und ivars ihn in der Richtung Primo de Niveras. Der Dolch siel hinter dem Wagen zur Erde. Die Menge stürzte sich ans den Attentäter, um ihn zu lynchen. Er wurde von dem zweiten Automobil, dos dem Wagen Prlmo de Niveras folgte, überfahren. Primo de Rivera wurde erst durch das Geschrei der Menge ans das Attentat aufmerksam gemacht. Auf dem Bahnhof wurden ihm große Ovationen bereitet. Ter Attentäter hat einen Bruch des rechten Ober schenkels davongetragen. Er weigert sich, über die Gründe des Attentats Ausführungen zu machen. sT.U.j Die Manisch-polnische Gegnerschaft. ID u r ch K u n k s v r u ch.l Helsingsors, 2. August. Die amtliche polnische Tel.-Ag. hat in der hiesigen Presse ein K o m m unigue veröffentlicht, tn dem sie gegen die Ausführungen der „Jswcstiia" über polnische Angrisfspiäiic gegen Litauen Stellung nahm. DarauG'ii veröffentlicht die hiesige litauische Gesandtschaft ein G e g e n k o m m u n ig u 6, in dem sie die Behauptung zurlick- weist, Polen habe Litauen seit langem furo anerkannt, was vielmehr bis heute nicht der Fall sei. Auch von der volnischer, scits behaupteten polcnfrcundlichcn Stimmung in Litauen lei dort nichts zu bemerken, vielmehr deuteten viele Totlachen aus das Gegenteil hin. sv besonders der Umstand, daß General Zeltgowski, der berüchtigte Führer -es Wilna-Handstreiches, einen Sonderauftrag ln der Umgebung Wilnas erlmlten habe, ferner, daß Marschall Pllsudski kürzlich eine Inspektionsreise an der Demarkationslinie unternommen habe, und endlich, daß polnische Trnppcniimgriippicrungen auf dem okkupierten Gebiet, d. h. dem Gebiet von Wilna, vorgcnvmmcn worden seien. lW. T.B.1 vret kltN» ppN unle ernst st-b de» > aben grü !N«ui meist !>eS ober! wie kamt für Allst' lciiu schic bcfr< schcn botei tettv lchaß limr den Perl die des abz« allen liche Lchn ncbc Frei ende strüs dem liörd a-'ni Han in i auf Sta! von kam im! bin Mg Au !ch»> »och imic der körn dan! und ma dem alle l,.c. Hab alle Mk sitze die Ein relcl mal mit bl äs acli Kunst und Wissenschaft. Schauspielhaus. Berliner Ensemblcgastspicl Kuhnert: „Das stärkere Band" von Felix Salten. Die Fericnrnhe des Staatlichen Schauspielhauses wird tn dieser Woche durch Vorstellungen eines Berliner Theater- irnternechmcns unter Leitung von Hans Kuhnert unter brochen. Als erstes der beiden zur Aufführung ersehenen Stücke ging am Sonntag, wie bereits kurz erwähnt, Felix Saltens aus der Vorkriegszeit stammendes Lustspiel: „Das stärkere Band" in Szene. Das zwei Menschen- hcrzen umschlingende Band, das sich im Stück als stärker er weist, denn alle Rücksichten auf Kvnoenienz und Tradition, ist natürlich die Liebe. Zwischen einem tollköpfigen jungen Erb prinzen. der in einem .Schweinenest" von kleinstädtischer Garnison aus Langeweile die unüberlegtesten Streiche vollführt, und einem verwaisten süßenMüdel aus gutbürgerlicherFamille, das von dem Recht ans Liebe und Mntterglück ebenso durch drungen ist, wie von dem Recht auf Arbeit — sic hat als Modistin der Herzogin-Mutter freien Zutritt im fürstlichen Schlosse — wird dieses Band geknüpft just in dem Augenblicke, als der junge Erbprinz nach der väterlichen Residenz berufen wird, um vom Elternpaare eine strenge Reformande ob seiner Händel mit den braven Spießbürgern seiner Garnison ent- gcgenznnchmen. Vier Jahre später ist der mit seiner Freundin in stillschweigend aednideicr Verbundenheit dahinlebcnde Prinz glückseliger Vater zweier Kinder. Da kommt wie ein Blitz ans heiterm Himmel — siche „Alt-Heidelberg" — die Berufung des Erbprinzen ans den Thron: der herzogliche Vater dankt ab. Eine standcSgciiiäßc Verlobung und Heirat drobt im Hintergrund. Aber sechs Wochen später — der junge Fürst regiert bereits im Schweiße seines Angesichts — wird das alte stärkere Band aufs neue angeknüpft: die alles ver stehende alte Herzogin schlingt cS selbst wieder zusammen, indem sie ihren Sohn darauf aufmerksam macht, daß er ja noch eine linke Hand mit einem Goldfinger habe, der auch einen Traurina tragen könne. Damit ist schließlich auch die in ihrem Edelmut schon zum Verzicht bereite junge Mutter der „natürlichen Kinder" einverstanden, da ja die „natürliche Großmama" selbst dieHände derLicbcndeii ineinander gelegt hat. Das Leben ist ja gewöhnlich anders: aber aus der Bühne, durch die glänzende feuillctonistischc Beredsamkeit eines Felix Salten glaubhaft zurecht gemodelt, macht sich so etwas sehr hübsch. Um so mehr, wenn auch die handelnden Personen mit so viel sprudelndem Leben umkleidet und mit soviel vornehmer Gesinnung aiisgcstailct worden sind, daß man ihnen von Herzen gut sein muß, Und darauf hat sich der scdcrgcwandic Felix mit seinem sorglos-heiteren Wiener Gemüt ganz vor trefflich verstanden. Eine köstlich gelungene Figur ist vor allem die redselige, sich beständig in Widersprüchen ergehende Herzogin-Mutter mit dem Kinderhirn nnd dem goldenen Herzen. Wenn vollends eine begnadete Ksinstlerin wie Jda W ü st eine solche Rolle in die Hände bekommt, so ist der Sieg des gewiß nicht gerade mit ernsten literarischen Maßstäben zu messenden Stückes gesichert. Aber auch das kleine tapfere Mädel, das Welt und Geld und Ehre hintansctzt. um lediglich dem Trieb ihres starken Herzens zu folgen, ist eine so rührend gezeichnete Gestalt, daß alle sittlichen Bedenken im Zuschauer dahinschmelzen wie Schnee an der Sonne. CarolaToelle, die Schwester der süßen Uschi Elleot Utes diesen Namen rück- wärtsij, hat ganz das liebe Gesichtchcn und das herzige Wesen, um einer solchen vorurteilslosen kleinen Jüngerin der freien Liebe alle Sympathien zu verschaffen. Um dieser beiden schauspielerischen Bravourleistungen willen wird das Stück zur Sehenswürdigkeit. Alle anderen Darsteller sind zwar wacker auf dem Posten und helfen nach Maßgabe ihrer Kraft zu einem freundlichen Gesamieindruck: aber — abgesehen von Kurt K c l le r-N ebr i, der dem alten Herzog die erforder liche Würde und die vom Dichter gewollte humorige Bvn- homie verleiht — über ein leidliches Mittelmaß ragt keiner und keine hinaus. Das gilt insonderheit von dem Erbprinzen Karl-Heinz — parcion! Georg —, den Franz Fiedler zwar sinnentsprechend und routiniert, aber doch nicht mit jenem hitzköpfigen Temperament und jener lieben*tvürdigen Eleganz spielt, die nun einmal für dielen fürstlichen Draufgänger un erläßlich sind. Nicht einmal sür eine gutsitzende Uniform hatte die junge Durchlaucht Sorge getragen. In bezug auf Aeußer- lichkcitcn litt überhaupt die Ausführung an verschiedenen Mängeln, Zumal die von Berlin mitgebrachten stark ab genutzten Dekorationen stachen von dem sonst am gleichen Orte gewohnten szenischen Nahmen recht unvorteilhaft ab. Diese Minen Unzulänglichkeiten wurden aber von den das Hans vollzählig füllenden Zuschauern gern übersehen: ein „stärkeres Band" umschloß Bühne und Saal, Darsteller und Publikum. Prof. Felix Neichardt. s* Mitteilungen der Sächsischen Staatstbeaier. Schau spielhaus: Dienstag, den 3. August, Wiederholung der Komödie „Das stärkere Band" von Felix Salten mit Carola Toelle und Jda Wüst in den weiblichen Hauptrollen. Anfang 8 Uhr. Montag, den 10., «nd Dienstag, den 17. August, werden an der Schnnspielhauskaffe in der Zeit von 10 bis 2 Uhr die frcigcwordencn Anrechte für die neue Spielzeit an neue Inter essenten vergeben. Gleichzeitig findet auch die Ausgabe der znrückgelegicn bzw. nen bestellten und noch nicht abgeholtcn Anrechtskarten statt. s* Albert-Theater. Am Mittwoch, dem 1. August, abends N Uhr, aclanat In neuer Einstudierung „Kapilän Braßbonnds Bekehrung", Lustspiel in drei Akten von Bcrnard Shaw, mit Oermine Körner in der Hauptrolle, zur Ausführung. Spielleitung: Max Reih. s* Kunstausstellung in der Prager Straße. Der Verband der juryfreicn Künstler in Dresden hat sich der von der Aquarellaus stellung und der Internationalen Kunstausstellung abaewicscncii Künstler angenommen und wird deren Werke in der Zeit vom t. bis 1». August dS. Js. in sämtlichen Schauläden der GeschästSbättskr der Prager Straße ausstcllen. Eine Straße als Ausstellung zu bcniiycn ist ein so origineller Einfall, daß er tn der Geschichte der Kunstaus stellungen in Dresden wohl einzig dastcht. -f* Eine Volkslied-Kommission sür Ost- »nd Wcstprenßen, Das an der Universität Königsberg vor kurzem errichtete Institut sür Heimatforschung plant als eine seiner erstell wissenschaftlichen Arbeiten eine Gesaintaufnahme der Volks lieder Ost- und Westpreußens. Es wurde zu diesem Zwecke eine Kommission gebildet, der Privatdozcnt Dr. Müller- Blattan, Dozent Dr. Plcnzat-Elbing, UnivcrsitäiSproscffor Dr. Ranke, Obcrstudienrat Dr. A. Schmidt-Danzig und Universitätsprofessor Dr. Ziescmer angchören. Das Institut, von dem Fragebogen zu beziehen sind, bittet alle Ost- und Westprcußen um ihre Unterstützung. Znm 18. Internationalen Physiologcnkongreß in Stockholm. In der schwedischen Hauptstadt tagt vom 3. bis 0. August der zwölfte internationale Phnsivlvgcnkviigreß, die grüßte Veranstaltung dieser Art, die bisher jemals statige- funden hat. Ueber 600 Teilnehmer aus allen Ländern der Erde werden an der Stockholmer Tagung teilnehmcn, um die Fragen zu erörtern, die gegenwärtig sür die Physiologie, d. i. die Lehre vom Leben und den verschiedenen Lebcnspro- zesscn aktuell sind. Insbesondere sollen eingehend erörtert werden das Jnsulinproblcm, das seit der Entdeckung des Insulins durch Banting so viel umstritten ist, die Bedeutung der innensekretorischen Drüsen, bei der besonders die Be deutung derselben sür die Entstehung der Geschlechter, be handelt und durch die beiden bekanntesten Forscher aus diesem Gebiete, Liepschütz und Pczard, näher beleuchtet werden soll. Weiterhin soll die Frage der reinen Organpliusivlogic durch versc. iedene Vorträge und Mitteilungen über Erpcrimcnte »nd Beobachtungen behandelt werden, wie auch die Plwsivlogie des Herzens, der Muskel und Sinne, die Wärincerzeiiauiig: kurz alle Zweige der Physiologie in Vorträgen und Tcniou« strationen beleuchtet werden sollen. Der Film wird bei den Verhandlungen des Kongresses »ginrgcmüß eine große Nolls spielen. Vor allem wird der holländische Phgrmakolog Magnus eine Reihe Filme über Lebcnsprozesse »nd experi mentell erzeugte Reaktionen vvrführcn. s* Preise für italienische Opern. Die Italienische Negie rung bemüht sich, die italienische Oper zu fördern. Es werden Preise für lebende italienische Komponisten aiiSg' schiieb.'ii, die sich bisher durch neue Opern noch keine» Ruf erworben hasten. Die mit einem Preise aiisgczcichncicn Opern sollen In einem der vom Staate unterstützten Opernhäuser zur Aiifsühruug gebracht werden. Die Werke müssen einem Komitee ein- gereicht werden, das von den Abteilungen für Künste und Altertümer ernannt worden ist. aber die Vcrmliüiiiig »»iß durch eine italienische Operngcscllichast geschehen: man will dadurch erreichen, daß nur aussichisvvlle Kompositionen vol das Komitee gelangeil. Tm ist woi Inn Ich, Ujj bca ?lkc Tw schr blei Be: wo: hau
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)