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Dresdner Nachrichten : 04.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-04
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.02.1874
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»«ts« ». »»»»»»,» «KVW»»«»,»». tu d« vilMchlucht hat Weber den Lärm «icht gespart. Aber «in Leimtiegel, nein, da« geht wirklich nicht, lieber HerrTausenMnstler! — Daß mancher unserer modernen HauStprannen, wen» ein Miether kommt, die incriminirte Frage auswirft: „Haben Sie Kinder?^' und im Bejahungsfälle in der MiethangÄegenheit nicht weiter zu sprechen ist, gehört zu den leider bekannten Thatsachen. Gestern ist aber ein Hauswirth auf der Bictoriastraße noch weiter gegangen, er sprach einem bei ihm ein kleines Logis im vierten Stocke suchenden Manne gegenüber ein großes Wort gelassen aus und zwar nach der bereits mit „Stein" beantworteten Frage, ob er Kinder habe: „Kriegen Sie auch leine Kinder'?" — Da wandte sich der Gast mit Graußen! — — In unserer strebsamen, nach Innen und Außen sich rasch entwickelnden Nachbargemrinde Löbtau ward vorgestern Vor mittag in feierlicher Weise unter Betheiligung der Schuljugend und in Anwesenheit des Gemeinderathes der Grundstein zu einer neuen Schule gelegt. Herr Gemeindevorstand Knösel hielt eine Ansprache, die den bedeutungsvollen Act der Neubegründung einer Schule den Versammelten eindringlich darlegte. Die Schule wird über M,000 Thlr. kosten, welche Summe die Gemeinde unter sich aufbringt. — In einer Wirtschaft auf der Annenstraße geriethen vor gestern Abend zwei Gäste derart aneinander, daß in Erwiderung einer ihm von seinem Gegner widerfahrenen Thätlichkeit der Eine von Beiden ein Messer zog und damit dem andern cinm Schlag in daS Gesicht, nahe dem einen Auge versetzte. Die zur Hilfe herbei- gerufene Polizei arretirte den Thäter. — Ein Bettler, mit eine,» EntlassungSschceibcn aus dem Stadtkrankenhause ausgerüstet, sprach gestern in einem Hause der Antonstraße um eine Gabe an. Als er fort war, vermißte das mo mentan abwesende Dienstmädchen ihr in der Küche liegendes Porte monnaie mit einem Inhalt von 7 Thalern. Das Krankenzeugniß des Ansprechers lautete auf einen Gartengchilfen. —- Eine unbekannte Frau, in den dreißiger Jahren, von unter schter Statur und mit blonden Haaren, erkundigte sich vor einiger Zeit in dem Geschäft eines in der Altstadt wohnhaften Goldarbeiters nach dem Einkaufspreise für eine Essig- und Oel-Menage. Als sie sich entfernt gehabt, vermißte der Geschäfts-Inhaber einen matt goldenen Ring mit einen: Rubin und je drei darum angebrachten Diamanten. — Im Gebirg'schen Garten in der Antonstadt benahm sich vorgestern Abend ein als Gast anwesender Kutscher so streitsüchtig und lärmend, daß er von dem diensthabenden Gensdarmen wieder holt und energisch zur Ruhe gebracht werden mußte. Das verdroß den Krakehler so, daß er spater den hcimkehrenden Gensdarmen ver folgte, in der Marktgasse plötzlich von hinten packte, zu Boden warf und mißhandelte. Auf den Ruf des Gensdarmen eilte ein Sergeant vom Schützenregiment herbei, verfolgte den davoneilcnden Erceden- ten und war bei dessen Arretur behilflich. — Ein hiesiger Hausknecht glaubte seine Sparpfennige sicher I fu verwahren, wenn er sie in dem in der HauSlnechtSstube stehenden! Koffer legte und letzteren gehörig verschloß. Lange hindurch hat er! sich auch in dieser Ansicht nicht getäuscht, allein vor einigen Tagen ! fand er plötzlich einmal seinen Koffer erbrochen und darnuS gestohlen > seine Barschaft von zwanzig Thalern. Wer ihm dieser; Streich ge spielt, davon hat er keine Ahnung. — Der vor einiger Zeit auf dem Neubau des Polytechnikums! «US einer nicht unerheblichen'Höhe herabgestürzte Maurer Namens s Gasch ist gestern im Stadlkrankenhause an den Folgen der erlittenen Verletzungen gestorben. — Das Ausfuhren von Ucberröcken in öffentlichen Restaura tionslokalen ist eine Industrie, die zusehend hier an Ausdehnung gewinnt. So theilt man uns mit, daß ani vergangenen Sonntag Abend auf einem Tanzlokale in der Altstadt gleich zwei Paletots gestohlm worden sind. Beide Röcke sind gestohlen worden, während ihre Besitzer einmal getanzt und sie von sich abgelegt harten. Zur Ermittelung der Diebe gebricht es an allein Verdachte. — Ein langer hagerer Mann, unbekannten Namens, ungefähr K2 Jahre alt, mit blondem Haar und grau gekleidet, kommt in den Verdacht, vor einigen Abenden aus dem Billardzimmer eines Gast hauses in der Altstadt einen blauen Ucberzieher gestohlen zu haben, der einem der dort verkehrenden Herren gehört und an der Wand gehangen hat. Wir wollen nicht unterlassen, die Aufmerksamkeit -er Gastwirthe und ihrer Gäste auf diesen Paletotmardcr hiermit ganz besonders hinzulenken. Der Häuserwerth in Dresden ist, wenigstens was die innere Stadt und das engl. Viertel betrifft, keineswegs erheblich gesunken. DaS im Blachstein'schcn Concurs subhastirte und auf 29,500 Thlr. geminderte Haus auf der Christianstraße (in der Front 8 Fenster breit und dreistöckig ausgebaut) ist gestern für den Preis von 42,000 Thlr. erstanden worden. — In der Neustädter Reiter-Caserne fiel gestern Nachmittag ein Ziegeldecker vom Dache und blieb auf der Stelle im Hofe todt liegen. Sein Leichnam wurde später von der Polizei aufgehoben. — Der Kaufmann Hermann Vogel, Theilhaber der hiesigen Firma Hermann Neisch u. Co., hat sich am 21.Januar d.J. am eine Geschäftsreise nach Chemnitz, Glauchau, Egcr und Karlsbad begeben und hat seit dicicr Zeit, wider seine Gewohnheit, weder an seine Familie noch an sein hiesiges HauS eine Nachricht ge langen lassen. Da auch die angeffellten Recherchen nach dem Werbt - - - und rotbe «pinne. voMdllge- «qpttzen der Reden, rechtzeitige Lüttung de- Hause-, Lichtung der Beeren re. x. Wie weit man cS In der Weintrciberei gebracht bat, beweist am Vesten Kunst- aärtncr Davis tu Ham. der bereit« Mitte Januar wohlschmeckende Trauben aufweisen konnte. Auch iu der Wein treiben! dcSSchlosscü zu Lockwltz, welche der Vortragende fett einigen Jahren leitet, vavcn wir sehr ancrkenncnvwerthe Resultate geiuntcn. Zwei von dem Dresdner Orchideenvatrr. K.-u.H. Gärtner Tube««». vor- gezeigte prachtvolle Blllthea von .Vrigmeenm »vsgulpotalo gaben dem Letzter« Veranlassung. "' " " ' ' der ^ W ' cm Pflege elv des rc. Vogel nicht die geringste Spur ermitteln ließen und derselbe laut Berichten nicht diö Freiberg gekommen zu sein scheint, so liegt die Vermuthung nahe, Lag dem Verschwundenen vielleicht ein Unglück begegnet ist, welches mit einem Verbrechen tn Verbindung stehen müsste, da andernfalls der Verunglückte leicht durch bei sich führende Sachen und Briese zu recognoscircn gewesen wäre. Der Herr Vogel ist 44 Jahre alt, vollbärtig, trug einen Bisampelz. schwere aoldne Kette und führte außer einem neuen grauen Handkoffer circa 20<>Tblr. baareö Geld mit sich, wie derselbe auch in gut siluirten Verhältnissen lebt. Die Angehörigen bitten Jeden, der über den rc. Vogel eine Auskunft geben kann, solche an Hermann Neisch und Co. in Dresden ge langen zu lassen. — Bei Schluß bcS Blattes erfahren wir durch die Mitinhaber der Firma, daß die Spur teö genannten Herrn Vogel bereits aulgcfunden ist. —g. In der letzten Hauptversammlung der Flora kam zu nächst der bedauerliche Umstand zur Sprache, daß cS zur Zeit an einem völlig geeigneten größeren Lockst zur Abhaltung der so allgemein beliebten FrühjahcSauSstellung während der Osterfcier- tage in Dresden wirklich mangele, nachdem der zu diesem Zweck früher überlassene Doublettensaal aut der Brühlschcn Terrasse nicht mehr verfügbar Ist. Um auch in diesem Jahre eine grüh- jahrSausstellung. wenn auch in etwas veränderter Form und zu einer andern Zeit abhalten zu können, ist das Gesellschastödirec- tortum zur Erlangung einer möglichst entsprechenden Räumlich keit bemüht gewesen, deren Bewilligung in naher Aussicht steht. Obrrgärtner Gouhle aus Lockwitz hielt einen Bortrag über die Cultur des WeinstockeS im Hause. Der Welnstock, der vom 5. VIS 55. Grad nördl. Breite zu finden und dessen Vaterland Asien ist, wurde während der KroberungSzüge der Römer in Deutsch land verbreitet. Welntreiberci finden wir. zunächst in Holland, später in England, dessen darin erreichte staunenswerthe Resul tate aus der Hamburger Gartenbauausstellung I8I>9 zu bewun dern waren. Zur glücklichen Lösturg dieser Aufgabe gehört zu nächst ein praktisch eingerichtetes HauS, womöglich in südöstlicher Lage, ferner eine vorsichtige Auswahl der zu «reibende» Sorten, die Anwendung passender VorbcugungSmlttel sich über die keineswegs undankbare Orchideen kurz anSzusprechcn. Bel der diesjährigen Feier de» Stiftungsfestes beschloß man eine Trennung der geisti ge» von der leibliche» Fclcr und bestimmte für letztere den 2«. Fe bruar, während »ran für crstcre de» 27. Februar in Aussicht nahni. — Am Sonntag, den l. Februar, fand daö ziemlich stark besuchte Stiftungsfest des hiesigen Arbeitcrbildimgö-Verein statt. Nach einem von Herrn Biedermann vorgetragencn und von einem Herrn Kegel verfaßten Prologe, erstattete Herr vr. (daö „von" fehlte auf dem Programm! Bose einen sehr erfreuliche» Bericht über die wirklich überraschend große Tbätigkcit dcS Vereins. Die Festrede des in Zwickau gewählten ReichSkagSabgeordncteiiMot- tclcr ließ etwas mehr als zu wünschen übrig und erreichte nicht im Mindesten die geistreiche, zündende Rede Liebknechts vor drei Jahren bei derselben Gelegenheit. Ein CommerS und ein Ball, auf dem sich die zahlreichen, meist sehr hübschen „Tdchter der Arbeit" sehr freuten, schloß daS Fest. Mancher Verelnövorstand hätte gewiß gesagt: Wenn wir solche hübsche Mädchen hätten, blieb gewiß kcinö sitze»! — Heute um 7 Uhr hält der Tbierschutzverein im Hotel zur Stadt Wien seine MonatSvenammlung. — In der beute stattfindende» MonatöcruSstellung der Gar- tcnbaugcscllschaik Feronla Im Breltteld'schenGIaösalo» wird unter verschiedenen anderen Frühiahrsbiumen auch cln ausgesuchtes Sortiment von Hvactnthen ausgestellt sein. — Morgen Donnerstag Abend wird die Vorstellung deSVIc- torla-SalonS sistlrt; cs gilt eine größere Vorstellung avzuhalten, an welcher daö Publikum selbst Ihcilnehmcn soll, Zeit »uv Raum zu schaffe» für einen großen Maskenball. Wie «» ben Vorjahren, l at auch Heuer Direktor Scirmieder für diesen Ball große Vorbereitungen getroffen und namentlich Küche und Keller mit allem WünschcnSwerthen reichlich und gut versorgt. Um 1l Uhr stndct ein woistarrangirtcö Tanzpotpourri und Quadrille statt, au welcher daS gcsainmtc Künsllerpersonal Tbell nimmt. Jeden falls dürfte dieser Maskenball amüsant werden. — Qeffentltche Gerichtssitzung am 3l. Januar. Die Einspruchsvelhandllmg wider den Böttchcrmcistcr Carl August Hcimig hier und Ge», wegen Sachbeschädigung rc. hatte seine Erledigung gefunden. — Der Bäckergeselle August Hermann Eulitz, welcher zuletzt i» Radcburg beim Meister Carl August Belke gearbeitet, hatte daselbst auch Lohn, Kost und Wohnung gehabt. Außer verschiedenen, durch Abweisungen der k. Staats anwaltschait erledigten Anklagen, lag noch eine gegen ihn vor, worin er beschuldigt war, sich ein Brenneisen angrclgnct zu habe», daö seiner Meisterin gehört hatte. Dasselbe fand sich auch in seiner Late vor. Eulitz entschuldigte sich damit, daß er allerdings daS Eisen an sich genommen, cS aber nur zum Bartbrcnnen be nutzt und auö Verleben, nicht mit Absicht, an sich behalten habe. Ta Eulitz schon zweimal wegen EigcntbnmSvcrgcbeii bestraft worden ist, so lautete seine Strafe auf :> Monate Geiängniß. — Amalie Auguste Vogel zu Cotta war von Therese Köhler und deren Ehemann wegen Ehrverletzung verklagt worden, weil die selbe zu zwei verschiedenen Malen. zuerst Frau Köhler, dann ihrem Manne, Redensarten zugcschleudert, welche wir weiter nicht zu rcicrircn brauchen. Kurz, die Beleidigung der Frau Köhler gegenüber lag so auf der Hand, daß sich dik zweite In stanz veranlaßt fand, daö einzelrichterliche Erkcnntnlß (Freispre chung unter 'Auferlegung eines RcinigungScidS für die Vogel) zu kaf'ircn und die Vogel zu 2 Thlr. zu vcrurthcilcn. Dagegen warte die Freisprechung in Bezug auf die Klage Ehemann Köhler contra Vogel aufrecht erhalten. - Drei Bauernfänger in des 'Wortes verwegenster Bedeutung, die in der Metropole der In telligenz Ihre Studien gemacht, nahmen heute In geschloffener Reihe auf der Anklagebank dcö kleinen Veihandlungösaalö Platz. Vor ihnen saß alö Vcrtheidiger deö Galantcriewaarcnhändlers Earl Friedrich Weilnitz Herr Adv. Lederer; ihnen gegenüber Herr Staatsanwalt vr. Herrmann alö gefürchteter Ankläger. Am ll. November vor. Jahres, gegen 5 Uhr Abends, stand an der Ecke der Scesiraßc, an der Gcuckc-Säule, ei» schlichterLandwirth. der den Namen Fvltzsche führte; neben ihm stand ein iungcr, höchst angenehmer Mann, der mit ihm ein Gespräch anfing, erzählte, daß er der Sohn eines Gutsbesitzers ln Leipzig sei unk de» bra ven Fritzschc nach allen Hühnern und Gänsen auSiragte. Der junge Mann wurde immer liebenswürdiger, Fritzsche wurde Immer zutraulicher, bald ließ man das steife „Sie" fallen und adoptirte das trauliche „Du". Stuf Aufforderung beS Gutsbesitzersohns ging« in eine Conditorci. daselbst setzte man sich an einen Tisch, wo schon zwei Herren Platz genommen hatten. Der Eine nimmt unter den auf dem Tische liegenden Zeitungen eine Spielkarte hervor, mit der er Kartenkunststücke mackst, die bald In das be rühmte Kümmelblättchen übergeben. Der „Schlepper" und der Dritte setzen und verlieren «natürlich wurde fast nur mit Spiel marken, imltlrtcn Goldstücken <!), gespielt, ebenso mit in Form von Kassenscheinen gefertigten GratulatlonSkartcn). Endlich sagt der „Banguicr": „Jetzt möchte ich I0V Thlr. halten." Fritzsche bekam Hist, wollte aber nur 10 Thlr. setzen, ans dem entfachen Grunde, weil cr nicht mehr hatte. Dieö Gebot wurde jedoch — weil« zu wenig war — zurückgcwiescn und so kam denn Fritzsche noch »»gerupft davon. Für den anderen Tag verabredeten die beiden Freunde, der Unbekannte von der Geuckesäule und Fritzsche, sich wieder in der Conditorci zu treffen. Unterdessen hatte die Polizei Wind von den drei Strolchen bekommen; sie wurden Tags darauf In schon erwähnter Conditorci abgesaßt und man fand bei Ihnen nur wenig Geld sdec am besten Beschlagene hatte ca. 20 Thlr. bei sich), dafür bei den Meisten lcS hatte» sich näm lich noch zwei Brüder Prinz dazu gefunden, von denen der Eine „Associe" Wellnltzens war) Spielmarken und RäuchercssenzbllietS. Die Untersuchung ergab, baß alle Drei durchtriebene Kümmel- blättchcnsplclcr resp. Bauernfänger waren und Alle: der Galan- tericwaarenhändlcr Wcllnlb, der Kellner Adolph Wagner und der bei erwähnter Gelegenheit alS Banalster sungirenbe Schuh macher Moritz Kaiser. mehr oder weniger okt wegen gewerbs mäßigen Glückspiels mit Geiängniß oder Geldstrafen belegt wor den waren. Der erstinstanzliche Richter erkannte gegen die am meisten bestraften Wcllniy und Wagner ani 8, gegen Kaiser auf «> Monate Geiängniß. Dies wurde heule vom Fünfrichtercollc giu», bestätigt. Nachtragen müssen wir, daß Wcllnltz der „Schlepper" Fritzschcnö war. — Tagesordnung für die 22. öffentliche Sitzung der 1. Kammer, Mittwoch, den 4. Februar 1874, Mittags i2 Uhr. Vierter Bericht der ersten Deputation über daS König!. Dcrret vom 14, einige Abänöcriingcn der Veclassungourkundc und eine Landtagsordnung betreffend. — TageSotdnung für die 39. öffentliche Sitzung der 2. Kammer. Mittwoch, den 4. Februar 1874, Vormittags >0 Uhr. 1» Fortgesetzte Berathung des Berichts der zweiten Deputation i'Abtd. über Abthellung 0. des Ausgabebudgets, betreffend daö Departement des Eultus und öffentlichen Unterrichts, sowie die damit im Zusammenhänge stehenden Positionen dcS außer- ordcnllichen AnögabebudgctS. 2) Erster Bericht derselben Depu tation über Abtheilung U. de- AuSgcibebudgetS, den Bauetat und Nr. 17 und 19 des außerordentlichen Budgets betreffend. — Oefsentliche Sitzung der Stadtverordne ten Mittwoch den 4. Februar AbendS 6 Uhr. Bericht teS NechtSanöschusseS über den AuSgang teS ProcesscS der Stadt- gcmeinde und der Schelbenschützengesrllschcstt über die Vollzieh ung deö Vertrags über ken Ankauf dcö sogenannten Blasewitzcr Sandes; über die Eigenthumöverhältnifse der Parcclle Nr. 1096 in Ncudorker Flur; des Finanzausschusses über ben dleSIährlgen Haushaltplan und zwar über Pos. 3-1S der Einnahmen und Pos. 10-Ist der Ausgaben und Pos. 17, 18 und 21 der Ein nahmen; über verschiedene BeleuchtungSerwelterungcn; des Ver- waltungSauöschusscS über die Pflasterung der Wertlnerstraße. — Geheime Sitzung. Versteck am 5. Februar In den GerlchtS- Hcber'ß Grundstücke in GroßrövrS- dori, 7000, 250 und 800 Thlr.; Sayka: Karl Meyer« Grund stücke >» KämmerSwalde. 1412g, 5573 und 2483 Tblr. tarlrt. gerungen ämtern: Pulsnitz: Friedrich H L«7ck. lseit gestern aeiallen 1 L.). - TRrmomrter »ach Reaumur: L Grad über Mull. — Die «chloßthurmiahne zeigte West-Wind. Himmel: Regen. - «lbbvye in Dre«de«. ». Februar, Mittag«: 1« S»" oder 1 Met. «1 Cent, unter 0. TageSkeschtchtk. Deutsche« Reich. Köln, «m Januar. Wie der religtbfe Fanatlömuo mit üppig wuchernder Triebkraft das gclunde Volks leben auf dem Lanve venstchtet und icdcS sittliche Pflichtgefühl zerstört, ließe sich durch eine Menge thatsächltcher Begebenheiten bis zur Evidenz beweise». In einem vcrzzcrrcißenben Briefe klagt eine achtbare Frau aus dem Lande, die Gattin eines Beamten, die sich Beide zum AltkatboliciömuS bekennen, über die lieblosen Agitationen der vaticaistschcn Geistliche», wodurch tn der ge. dankrnloien Masse auch der Nest von christlicher Nächstenliebe gründlich vertilgt, gciüblloie Hätte und rohe Gemeinheit an deren Steile gesetzt wird. Der Brief ist vom lg. d. M. datlrt, und ich erlaube mir, Ihnen einige Sätze hier anzusüvrcn, die eS wohl verdienten, auch In weiteren Kreisen gelesen und beherzigt zu werten. ..Ich bl» hier letzt so verlassen, baß ich fast verzweifelnd nach allen Selten Hinblicke, woher mir irgend eine Erielchterung kommen könnte. Seit dem letzten Aufruf de« Papste« an seine Getreuen ist mir die Magd wieder vavongrlauiro. Niemand grüßt mich, und nia» schadet mir, wo mau nur kann. Ich sowohl wie meine Kinder lagen krank an de» Folgen derDiphtheritlS-aber Niemand reichte mir die Hand zur Stütze. Die Eltern? Ich chäme mich, r- zu sagen, sie verwiesen mich darauf, daß der fluch der Kirche nun an mir verwirklicht werke .... Aber Ich rüge mich nicht. Ich ahne cS. rin entsetzliche- Loö« wird mich brechen, aber meinen Glaube» verleugne ich nicht. Nimmermehr. Ich arbeite wie die geringste Magd, ich putze das ganze Haus, trage selbst daS Wasser von dem einzigen Brunnen de« Ortes und lasse mich verhöhne». Ich koche, hacke Holz, heize drei Ösen, trage die Kinder und muh auch noch nähen. Schlasen? O dir lieber Gott! Ich schlafe selten mehr als drei Stunden Inder Nacht. Wo ich bin, sinke ich kann o't HI», denn die Natur for dert ihre Rechte. Niemand dilit mir. Aber zu Weibnachten sandten die Bauer» ihre Kinder, und sie »ahmen alle gern die Gabe», welckre ich durch die Häude meiner armen Kinder auS- theilcn ließ. ES war freilich nur Backwerk von mir, aber sicnah- ^nen eö doch. Soll ich länger so leben, dann liege ich bald aus dem Krankenbett, denn ich bin letzt schon ganz elend. Manche Frauen wissen wohl nicht, welch' ein Elend cs lst, hier unter ben Wölfen zu cxistiren und nicht mitbeulen zu wollen .... Wo bleiben die Opier?.... Hier könnten manche Damen lernen, was cS heißt: kämpfen. AVer Ich habe bald auSgekämpit. Ich bin hinfällig und elend, dabei Sorge über Sorge. Mit Gotte« Hilfe will ich weiter kämpfen, bis ich tobt bin. Rur sür meine Kinder will und muß ich noch leben." Obwohl der Kaiser den lebhaften Wunsch ausgespro chen hat, persönlich den Reichstag zu eröffnen, haben doch die Acrzte de», Moimrchen dringend abgcrathm, sich ben mit der Eröffnung nothwenblg verbundenen Anstrengungen außzusctze», weil die bisher beobachtete Schonung von dem besten Erfolge für daS Befinde» des Kaiser« gewesen ist. Deshalb wird die Eröffnung dcö Reichstages durch de» Reichskanzler Fürsten Bismarck erfolgen. Der ReichStagsabgeordnete und bisherige Präsident des Reichstags I)r. Stmion war tn den letzten Wochen unpäßlich, man be'fft ledoch, daß er bei dem Beginn des Reichs tages wieder vollständig hcrgcstcllt und im Stande sein wird, die Ihm gesicherte Wiederwahl dcS Präsidenten anzunehmen. Der Erzbischof Gras LrdochowSki in Posen Ist am 3. Februar früh 5 Uhr durch ben Polizellckrcctor Staudv verbastet und mit dem um 6 Uhr von Posen abgebenbcn Zuge der Märkisch-Pose- ncr Bah», wie verlautet in« Gcsängnih nach Frankfurt a. Ö.. abgcfübrt worden. Die Verhaftung des Erzbischofs erfolgte aus Rcauisttio» dcö KrciögcrichtS, nachdem ihm bereits TcmS zuvor seine bevorstehende Jnpaftirung angczeigt worden war. Die Ruhe blieb völlig ungestört. Bel der Nachwahl im dritten Berliner RelchötagSwahlkreile (an Stelle v. Hoverbcck'S, welcher dieses Mandat zu Gunsten sei nes ostpreußtschcn Wahlkreises ablehntc) ist der zur Fortschritts partei gehörige baiersche Landtagsabgeordncte, BezlrkSgcrichtsrath crz in Nürnberg, mit ca. <>055 Stimmen gewählt worden. gewav ascnclever erhielt 1307, IW. Johann Jacoby 191 Stimmen. Dänemark. Ein ain 2. vgangcncS lirtheil dcö höchsten Ge richts hat in Ucbereinstlmmimg mit dem seiten deS Jnstizminister- gcgcn die Internationale erlassenen Verbote die letztere in Däne- mark sür ausgchoben erklärt. Feuilleton. ff Am Dresdner Hofthcatcr bereitet man Octave Feulllet'S „Eine vornehme Ebe" vor. DaS Stück Ist nicht nur in Paris vielfach ausgezeichnet worden, sondern auch ein Repertoir- stück des Hofbnrgthcatcrs In Wien, wo Fräulein Wolter und Herr Sonnenthal die hier von Fräulein Ulrich und Herrn Dettmcr darzustclicndcli Rollen spielen. ff Im AschermittwochS-Concert am 18. Februar gelangt die 9. Sinfonie von Beethoven zur Aufführung. Ferner wird In demselben Concett Kapellmeister Reineckc von Leipzig das sogen. Ungarische Krönungsconeert iiür Elavier und Orchester) von Mozart Vorträgen. - Zum Palmsonntag am 29. März bietet die kgl. Kapelle eine nicht minder hochettreulkche Gabe: Johannes Brahms „deutsches Reaulcm" für Chor, Solo und Orchester. Damit erfüllt sich ein Wunsch vieler Musik freunde Dresdens. ff Der vorn Neömüller'scben Theater in gutem Andenken stehende Liebhaber und Bonvivant, Herr 8!. Werner, welcher AuSgang vorige»Sommers mit der beliebten Soubrette Minna Hansel, seiner Gattin, nach Petersburg ging, wellt gegenwärtig aus Gesundheitsrücksichten wieder hier und beabsichtigt drama tischen Unterricht zu geben. ff Aus Befehl dcö Kaisers von Oesterreich wird nunmehr auch in Wien der zweite The» von Götbc ö Faust ausgesührt, und zwar, wie in Weimar, nach dem ersten Thcil, an zwei auseinander folgenden Tagen. ff Im Wiener OpernhguS lst man eifrig mit der Vorberei tung zu Verdi« Oper „Ai da" beschäftigt. ff In Weimar wird zu Götbe« TodeStag Faust'« erster, Tagö darauf Faust'S zweiter Tbetl in ganz neuer Bearbeitung durch O. Dcvrient (z. Z. Regisseur in Weimar) gegeben wer de». E. Lassen schrieb die Musik hierzu. ff Daö Oratorium „L nthc r" von McinarbuS wird in Weimar zur Aufführung vorbereitet. Vermischtes. * Wo bleibt die Moral? Der „Newvork Heralb" bringt an jedem Montag ein Nösnnrö sämmtlichcr Predigten, welche am vergangenen Sonntage in Newporlcr Kirchen abgc- haitcn worden find. Ani Grund dessen beansprucht cr. ein „from mes" Blatt zu sein, und behauptet in dcr ibm ergenthümlichen Bescheidenheit, daß eine Lectüre seiner Spalten der Seele heil samer sei, als daS Leien sämmtlichcr religiösen Zeitungen zmam- mengenommcn. Welch sonderbarer Heiliger der „Herald" ist. ergiebt sich auö nachstehender Annonce m der Nummer vor» 29. November a. pr. dieses Blattes, welches wie gewöhnlich 5 Spalten Predigten brachte: Rcsercnd Hall« Kirche. Sonntag Morgen. Die schone Blondine, welche dem Herrn auf der Galerie während dcr Predigt mehrere Male freundlich zunickte, wirb ge beten, Ihre Adresse vertrauensvoll sud x x an die Expedition des „Herald" zu lenden. -Die Antwort zwblf ländllcherJungirauen. In Großwardcin hatten zwölf junge Männrr feierlich gelobt, de« großen Luruö halber insolange unvcrhclrathct zu bleiben, als nicht die Damen Umkehr machen. Der „BIHar" theilt nun fol gende Antwort von zwölf Landmädchcn an die Verschwörer mit: „Merthe Herren! Sie sind die Ursache, daß alle Mädchen „gnä dige Frauen" werden wollen, denn wenn wir i» einfacher Toilette aus die Bälle kommen, würdigen Sie nnö keines Blickes, sondern tummeln sich u», die Schleppen; wenn wir zn Hause tn rer Küche fleißig sind, kragen Sie mit dem Hute au, dem Kopie aus uns herabsepend: „Ist daö Fräulein zu Hause?" während, wenn wir aus dem Kanaps Romane lesen, Sic uns die Hände lüssen; wenn wir vier Gänge ungarischer Gerichte vorsetzcn, behagen sie
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