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Dresdner Nachrichten : 04.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187402041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-02
- Tag 1874-02-04
-
Monat
1874-02
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 04.02.1874
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«ch »ur4 dl, O«» « N«r. Nummern » N,r. »ufla,e: 23000 »»l. plr dt« »ück,id« «in,e- snndter Manulcrcht« macht stch dt« Rkdacttou «ich» »erbtntltch. Inserate«.»nnabm« au»< WürlBt Uee»4»,t«i» NU« tn < It«. «to>, vetdjtg, wie», i Frankfurt a, Ws., Mün chen. — v»»d» ch L». tn Frankfurt ,. M. — Nr. v»«»» tn lldemnt». — V-- »alltar » c». tn Parti. Nr. 35. Ncmlzehiiter Jahrgang. Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Licpsch ör Ncichardt in Dresden. Berantwortl. Redacteur: Julius Neichardt. 8Vsee»t»»erö«iS«rlrn stratz» angenoy»»«- dt» dt» «ttt»-»Udr, In SreuKa»t7gro»e Slosin passe 5 dt» Lbd. » Uhr. Der Raum einer ein spalttaen Petttgeile kostet 12 Psq. Änpcsandt die ZeUe 3 Ngr. Eine Sdarantte sitr das nächst» äaipe Lischt' nen der Inserate wird nicht gegiert. ?lu»württqe Annoncen» Auslräge von un» unbe» kannten Dirincu u. Per sonen tnseriren wir nur pcpen Pränumerande> ^aUlnng durch Bn.-s- warken oder Poitein-ik» litng. 9 «ilden keilten l'-- Npr. Auäwärt^c kennen die Zahlung au-li auf eine Dre»dnerftir,na anwetsen. Die Exp. Mitrebacteur: vr. Lrn» INvrkze. FRr daS Feuilleton: lvnelvts irart«»»»»». DresNeii, Mittwoch. 4. Fetzrnar 1874. Politisches. Der Feldzug Bismarcks gegen die Elcrikalen erweitert sich alle Tage. Er nimmt iinmer bedeutendere Umrisse an und wird in großem Style geführt. Nachdem sich Bismarck über die Angriffe der clericalen Presse in Belgien und Frankreich beschwert hat. ist er mit einer ähnlichen Klage über den Kanal gegangen und hat der englischen Regierung tadelnde Bemerkungen über das Treiben der englischen Bischöfe und ihrer Presse unterbreitet. Aber auch in England hat Bismarck kein besseres Schicksal gehabt als in Belgien. Die Regierung hat auf die in England bestehende Preßfreiheit hin- aewiescn. So von allen Seiten durch die Elericalcn angegriffen, hat Bismarck — ein wohlunterrichteter Correspondent der Köln. Ztg. schreibt also — das Zerwürfniß der NeichSrcgicrung mit der katho lischen Kirche zum Gegenstände einer großen diplomatischen Action gemacht. Er hat eine Eircular-Depesche an die Deutschen Gesandt schaften bei den großen Höfen erlassen, nicht zwar behufs Milthci- lung an die betreffenden Negierungen, sondern zur Jnstruirung der Vertreter des Reichs im Auölandc. In dieser Depesche ist ausge sprochen. daß die Reichs-Regierung von dem Wunsche durchdrungen sei mit Frankreich in Frieden zu leben und daß Nichts unve> sucht bleiben werde, den Frieden zu erhalten. Wenn jedoch, heißt cs weiter, außer allem Zweifel gestellt werde, das; ein Zusammenstoß unvermeidlich sei, dann würde die deutsche Negierung es nicht vrr ihrem Genüssen und der Nation verantworten können, den Zeitpunkt abzuwarten, der für Frankreich der passendste wäre. Die Entschei dung der französischen Regierung, ob ihre Politik von den Interessen des UltramontanismuS zu trennen oder den Zwecken der Priester- Herrschaft dienstbar zu machen sei, werde bei der Beantwortung der ersten Frage, ob die Erhaltung des Friedens möglich sei, schwer in'S Gewicht fallen. Der Correspondent fügt hinzu: Ich sehe mich auf Wiedergabe des Gedankengauges dieser bedeutungsvollen Aeußerung beschränkt, ohne eine Bürgschaft für den Ausdruck derselben über nehmen zu dürfen, habe ich doch Ursache, dem Sinne nach meine Mittheilung für corrcct zu erachten. Die Wahrheit dieser Mittheilung vorausgesetzt, so scheint rs, als befände sich Deutschland unmittelbar vor dem Ausbruche eines neuen Krieges. Auch von anderer Seite wird erzählt, die preußischen Generäle hätten jüngst in Berlin gcrathen: wenn cs ^denn wieder zum Kriege mit Frankreich kommen solle, sei cs besser jetzt gleich loszuschlagen, wo Frankreich seine Artillerie und Cavallerie noch nicht reorganisirt habe, als zu warten, bis diese militärischen Bildungen vollendet seien. Thatsache ist, daß Frankreich in Deutsch land und Ungarn äußerst beträchtliche Pferde-Ankäufe bewirkt. Aber wir meinen: cs wird Nichts so heiß gegessen, als cS gekocht wird. An dem guten Willen Frankreichs, Revanche zu nehmen, zweifeln wir zwar nicht; auch nicht daran, daß dis Elericalcn aller Herren Länder die Lärmtrommel gegen Deutschland rühren — aber daS deutsche Voll hat das Recht, von seinem Reichskanzler zu ver langen, daß er mit seinem an Hilfsmitteln unerschöpflichen Geiste drohende Verwicklungen zerstreue. Es null uns nicht recht gefallen, daß, selbst wenn in einem uns befreundeten Lande, wie in Belgien oder in England, die Wuth der Elericalcn giftige Blasen treibt, sofort Bismarck bei der Hand ist, um eine Art europäische Preß- polizei auSzuüben. Bismarck sollte hier nicht so nervös sein. Wenn es aber nicht blos bei den Prcßvcrwarnungen Bismarcks sein Be wenden haben, wenn sich aus der Zcilungc uno Hirteubries-Polcmil kriegerische Demonstrationen entwickeln sollten, so erheben wir unsere Stimme, um zu einem vorsichtigen Berochen zu mahnen. Treu hat die öffentliche Meinung Deutschlands an Bismarcks gestanden, als er die Prätensioncn Roms kräftig wird sie ihn auch fernerhin in diesem rühmlichen, dankens- werthen Bestreben unterstützen, aber die Erwartung ist berechtigt, daß der staatlich-kirchliche Conflilt, in den Deutschland durch die römische Curie gerissen wurde, unsererseits sich aus der Linie der Abwehr halte, daß er sich nicht zu einem Weltkriege, zu einem Welt brande erweitere. Hierauf speculircn ersichtlich die Elericalcn; es wird Sache der Staatsweishcit Bismarcks sein, die Speculation der Clericalen zu vereiteln und Deutschland das zu erhalten, was es nothwendig braucht: Frieden. Energische Zurückweisung aller Uebergriffe der auswärtigen Clericalen, soivie sie Miene machen, sich in die inneren Verhältnisse Deutschlands einzumischen, vollständig freie Hand für uns, aber, so fatal die Ergüsse der auswärtigen Clericalen sein mögen, deshalb noch keinen Krieg! Das Zerwürfniß persönlicher Natur, in das Bismarck mit dem Italiener, General La Marmor« gerathcn, vergiftet immer mehr die bisher so guten Beziehungen zwischen Deutschland und Italien. Schadenfroh reiben sich die Franzosen die Hände und charmiren dm Italienern, denen sie bis vor Kurzem mit einem Kriege drohten. Der Bruch der Legitimsten Frankreichs mit dem Marschall Mac Mahon scheint vollständig zu sein. DaS siebenjährige Regiment des Marschalls ist von jenen nur so verstanden worden, als sei es die 'Vorstufe zür Monarchie. Nun, da der Marschall wenig Neigung /zeigt, blos der Platzwärmer für den künftigen König zu sein, da er sich mit dem förmlichen Titel eines „Präsidenten der Republik" be lehnen lassen will, kehrt sich der ganze Ingrimm der ihr Spiel ver loren sehenden Legitimsten gegen den Marschall. Dessen Justiz minister läßt nun alle Blätter unterdrücken, die jenes siebenjährige Regiment zum Gegenstand der Angriffe machen. An dem allgemeinen Stimmrecht, das bei dm letzten Wahlen kn Frankreich nur Republikaner der Nationalversammlung zuführte, will der Verfassungsausschuß der Dreißiger verschiedene Aender- ungm vornehmen. Wahlberechtigt soll nur derjenige Franzose sein, -der einen beständigen dreijährigen Aufenthalt an seinem Wahlorte " peisen kann. Dieser Aufenthalt muß aber mittelst eines Steucr- oder Mieth- resp. Pachtcontracts nachgewiesen werden. Es / das darauf hinaus, daß, sobald ein Franzose nicht in seinem der Seile M'ückwicS, er zum Mindesten eine JahreSmiethe von 400 Francs zahlt. Ob ein derartiger Cmsus, ob ein Census überhaupt in Fsankreich jetzt noch einzuführen möglich ist, das erscheint uns sehr zweifelhaft. LoealcS und Sächsisches. — Landtag. Spccialdckatte dcSEnltnSbudaetS. W" nachstehend etwas »Anderes nicht bemerkt wird, beschließt die 2. Kammer dm bereits mitgctheiltcn Anträgen des DeputgtionS- bcrichtS gemäß. Beim Etat des M>nistcril»»ö selbst erklärt der Minister vr. v. Gerber aus Anträge des Abg.K irbach» daß die künftigen 4 Schulräthe sich so in die Geschäfte thclleu wer de», daß 2 die Volksschulen und die Seminare, I die Gymnasien, der 4. die Realschulen behandeln wird. Ausführlich wird der Etat des künftigen evaugelisch-lutherischen LandevconsistoriumS dcbattirt. Die Liberale», an ihrer Spitze Krause undKir- dach. stellen Anträge, wernach die Zahl der Räthe und der sonstigen Beamten dieser Behörden wesentlich reducirt wird. Der Minister erklärt, daß eine so kärgliche Ausstattung dieser Be hörde mit Organen jede Wirksamkeit derselben thatiächtich uu möglich mache» werde. Zuletzt genehmigt dle Kammer die Ver minderung der Beamten des LantcSconststoriumö nur nach den Abstriche», wie sic die Deputation vorschlägt und stellt daS Ge nast eines Sportclcontrelcnrs, ani desBieepräs.StreitAntrag, nur Iransitorii'ch in das Budget ein. Man »Imnit a», daß die Einnahme» dcö Eomistoriuinö gar nicht so bedeutend sein wcrtcn, daß cs noch eines hciondcrcn ControlcurS bedürfte, namentlich wenn die sogenannten BczcignnaSguanta in EdcschcidungSsachen künftig wcg'allc», waS inan allseitig hofft. Der wirkt, geh. Rath Vr. Hübel theilt mit, daß hie geistlichen Beisitzer des Landes- consiitoriumö auch ein neues Gesangbuch »nd eine neue »Agende auszuardcltc» haben werten, woraniK ranic meint, aus solchen Neuerungen könnte leicht ein Gesangbuch- und Agcndcnstrcit ent stehen. Abg. Petri fürchtet, daß das Eensistorium leicht ein iiiiscigba.ee Parst der evangelischen KireNc werden könnte. — Bei dem (Rat der Landconniberiität, den die Kammer unverkürzt be willigt, drückt Abg. Sckmoor den Wunsch nach Schaffung eines Laboratoriums iür Hygiclne tGciuiidhcitSpflcgc» ans; MannS- icld rügt die ungemeine Erhöhung der Gollcgicngcldcc und wünscht, daß ein Proicssor der neueren deutschen Literatur an- gcsiellt werde, vr.Blcdcrmann, daß daöEollcg über deutsche Geschichte obligatorisch werte: Sachße tadelt die ungemeine Ausdehnung der Ftricn, die jetzt aus 20 Wochen im Jahre ge stiegen seien (Heiterkeit», waS das Stubircn ungemein auodehne und die Pro'efforeu am Schluffe der Vorieftmgen znm V kein üvd Verdreifachen der (Loürglcn nötyige und die Studenten zu Schreibmaschinen, mache. Der Kultusminister v. Gerber glaubt nicht, daß dle Colleglcugclder in Leipzig zu hoch seien; unentgeltliche Kollegien würden nicht so besucht wie bezahlte. Die Anstellung eines Professors der neueren Literatur will der Mi nister erwägen. Unter schallendem Gelächter erklärt er ferner, daß Leipzig zu den Universitäten gehöre. wo noch die wenigsten Ferien seien. Ei» hygienisches Laboratorium koste 100,000 Thlr.; er werbe daö Im Auge behalten. Der Antrag vr. Btedcrmann'ö auf feste, steigende Besoldung der Professoren wird von vielen Seiten bekämpft und abgclebnt. Eingehend ist die Bcrathung über die Verminderung der Zahl der Superintendenten. Die Kammer beschließt aus Pc 1 ri' S Antrag die allinäbUge Herabsetzung der Zahl der Supcrintcn- bcntcn bis ani 17. Ter Minister war einverstanden mit der all- mäbligen Abmindcrung der Ephoralänstcr, bezcichnete jedoch einen Antrag dcö Mg. Schreck, der aus eine allmävlige gänz liche Aushebung der Supcrintcntcnturen gerichtet war, alb unaus führbar. Die Erhöhung des Zuschusses znm Elneritirnugösond der Geistlichen wurde gegen Fahnauer'S Stimme angenommen, und damit einer Petition von 43 emerltirlcn Geistlichen, deren keiner unter 70 Jahren alt Ist und die um Ausdehnung bcS Eme rltirungSgcsctzcS aus sie gebeten hatte», gewillfahrte». - In der Debatte über die Aufbesserung gering dotlrter geistlicher Steilen sprach sich bei allen Redner» ein auüerorteutllcheSWohlwollcn gegen die Geistlichen a»S. Besonders vr.Pteiffer und v.Ocblschlägel führten aus. wie ungerecht und drückend dav Gesetz über die Ablösung dcr geistlichen Zehnten gewirkt habe, daß dieselben viel zu niedrig abgcschätzt seien und daß, wenn man nicht bald etwas thue, um die Lage dcr Geistlichen zu bessern, dann bei diesem Theile dcr Bolkkbildner bald ebenso ein Nothstand entstehen werde, wie bei de» Lcbrcrn. Die Kammer lehnte zwar den Antrag vr.Pseiffcr's: bei solchen Stellen von Geistlichen, Lehrern und Kirchendienern, deren Einkommen 1500 Thlr. nicht übersteigt, die übernommenen Landrcntcnbricic mit 5°/„ zu verzinsen, unv ebenso den Antrag v. OchIschlägcl'S: alle diese Landrentenbrlc e diesen Stellinhabcrn zu 4R>"o zu verzinsen, ab. Sic nahm ober einen DeputatlonS- autrag an: die Verhandlung über die Sluibesserung dcr geistlichen, Stellen auSzusctzen und die Regierung um eine sobald als mög lich cinzubringcnde Vorlage zu ersuchen, nach welcher sämmtlichcn geistlichen Stellen etwa VIS zur Höhe von 1000 Thlr. zeitgemäße Zulagen gewährt werden. Die Regierung wird in den nächsten Tage» eine solche Vorlage einbrlngen. — In einem vom Referenten vr. Hahn erstatteten, klare Ein sicht in die Verhältnisse gebenden Berichte empfiehlt die Finanz-De putation dcr 2. Kammer, Abtheilung L., zuin Baue der höheren Gewerbeschule in Chemnitz 450,000 Thlr. zu bewilligen, wovon in das außerordentliche Budget dieser Finanzperiode 320,000 Thlr. einzustellen sind. — Eine sehr interessante Verhandlung steht in der nächsten Zeit in der 1. Kammer bevor. Die 3. Deputation ist über den Ludwig'schen Antrag, die Verkündigung dcL Unfehlbarkeitsdogmas schlüssig geworden. Mit Ausnahme des Bürgermeister Clauß aus Freiberg, welcher der 2. Kammer bestritt, empfiehlt sie, wie wir hören, die Ablehnung des Beschlusses der letzteren, wonach die Regierung noch ausdrücklich amtlich bekannt machen soll, daß durch Verlesung des bekannten Hirtenbriefes der Fuldenser Bischöfe das Unfehlbar keitsdogma in Sachsen nicht publicirt sei. Der Bericht des Referen ten Sahrer v. Sahr, nimmt keineswegs Partei für dieses Dogma, erklärt dasselbe vielmehr ausdrücklich als in Sachsen nicht publicirt, hält jedoch die nochmalige Erklärung derRegierung, daß diese Publi kation nicht erfolgt sei, als hinreichend in den Kammerverhandlungen abgegeben. Der Bischof Forwerk wird, wie wir vernehmen, eine größere Rede in dieser Frage halten; auch ist man gespannt auf die Erklärungen des früheren CultuSminister I)r. v. Falkenstein, welcher zwar die Erlaubniß zur Verlesung des Hirtenbriefes umgehend er- theilt zur Verweigerung dcr Verlesung des UnfehlbarkcitsdogmaS selbst aber über 4 Wochen Zeit sich genommen hat. Der letztere Umstand soll zum Theil darin seine Erklärung finden, daß jene Morte abstimmen kann, er nur dann stimmberechtigt ist, wenn I Concilsbeschlüsse dem Ministerium vomBischofin lateinischer Sprach« vorgelegt wurden und daß abgesehen von Allem Anderen, was eine reifliche Prüfung der Beschlüsse nöthig macht, das Studium des Bullenlateins geraume Zeit erforderte. — Ein hochverdienter Mann hat vorgestern das müde Auge ge schlossen : der cmeritntc Seminardirector Otto. Es war ihm ver gönnt, vom Jahre 1802 an im Ruhestand zu leben, nachdem er bis dahin viele Tausende von Volksschullehrern als Direktor des königl. Seminars in Fricdrichstadt-DreSden für ihren schönen, vcrantwcr- tungSreichen Beruf herangebildet hatte. DaS Andenken des würdi gen Greises, der bis zuletzt eine seltene geistige Frische beivahrt hat, wird bei Allen, die ihm näher standen, in Ehren bleiben. Die sterbliche Hülle des Verewigten wird am Donnerstag, Nachmittags 3 Uhr vomTraucrhause (Viaduct3) der mütterlichen Erde des alten Friedrichstädter Kirchhofs zugeführt werden. — Für die neugegründete fünfte Stadtbezirksmspeetorstclle hat der Stadtrath in seiner letzten Plenarsitzung den bisherigen Stadt bezirksaufseher Schuster erwählt. — Ucber die fernere Gestaltung der Wettinerstraße ist im Nathe beschlossen worden, daß im Frühjahr der Straßenbau in An griff genommen, dagegen aber die Legung dcr Gas- und Wasser- lcitungsrohrc schon demnächst begonnen werden soll. Dcr Rath ge nehmigt auch den stadtbauamtlichen Vorschlag, die Straße sofort mit bossirten Steinen abzupflastcrn. Für diese Abpflast«ung und die entsprechende dabei nöthigc Umgestaltung der an die Wettinerstraße anstoßenden Strecken der Zwingerstraße, Palmstraßc, Mitklstraße und Grünestraße bewilligt dcr Rath 20,000 Thlr. aus dcm Sub- stanzialvermögcn. Die Zustimmung der Stadtverordneten ist noch einzuholcn. — Das vormals siscalische Dammmühlcngrundstück ist an die Buchdruckerei von B. G. Tcubncr in Leipzig u. Dresden unter Ab trennung dcr Wasserkraft und unter einigen besonderen Bedingungen um die Summe von 20,500 Thlr. verkauft worden; cs erübrigt zur Perfcction des Kaufs nur noch der Zustimmung des Stadtverord netencollegiums. In den von der genannten Firma dort zu errich tenden Neubau wird die Rcdaction und Druckerei des „Dresdner s jJournals" «. f. w. von der Marienstraße übersiedeln. — Der Platz, Ecke der Pillnitzer- und Pestalozzistraße, den, wir kurzweg Pestalozziplatz nennen wollen, ist, gegen den Wunsch' aller Adpcenten, zum Bau einer Kirche ausersehen. Freilich erleidet die schöne, dort befindliche erste Bezirksschule alsdann erhebliche Ein buße an Licht und unsere Jugend ist um einen fröhlichen weiten Tummelplatz ärmer. Das erste Mal wäre cS aber nicht, ivenn die Kirche die Schule verdüsterte. Unbeschadet indeß, ob Kirchenbau- oder nicht, jetzt, so wie er dalicgt, ist dcr Platz ein böses Zeugniß für die Kirchenbehörde oder wen es angeht. Der gute Geschmack- wird fortdauernd hier beleidigt durch eine Sammlung von Pfützen, Schutt und Morastflächcn. Möchte man doch an der so stark fre- quentirtenPassage denPlatzvorläufig etwas in Stand setzen, einig« BäumeundSträucher anpflanzcn. Das kann nurwenigehundertThaler kosten und die Fremden, die täglich massenhaft hier per Pferdebahn passiven, würden einen besseren und anständigeren Begriff von der Dresdner Communvorsorge bekommen. — Bczichcndlich des UnglücksfallcS amSonnabend im Eircus Herzog-Schumann (in Betreff des Herrn Bvorn) theilt man unS mit, daß Herr B. sich die Kugel im Arm ausgefallen hat und dem nach die Hoffnung hegt, in 2—3 Wochen wieder aufzutrcten. Am Freitag hat daS prachtvolle Schulpferd „Victoria", geritten von Frl. v. Wilburg und Eigenthum derselben (Werth 1500 Thlr.) beim dritten Hervorruf den linken Hinterfuß am Hufe gebrochen. Nach mehrfacher Befürchtung ist dieses schöne Pferd für die bedaucrnS- werthe Frl. v.Wilburg, deren ganze Existenz davon abhing, verloren. — Gestern Abend in der sechsten Stunde entgleiste an der Mathildenstraße der Wagen der Pferdebahn, der mit Maulthien bespannt war. Die Thiere waren nur schwer zu bewegen einige Einlenkungsvcrsuche zu machen und zuletzt gerieth der Wagen hart bis an's Trottoir. Ein Glück daß die dortige Verplanhung geöffnet und das Publikum also geschützt war, — Im Zoologischen Garten sind wieder verschiedene erfreu liche Neuerungen zu verzeichnen. Ende Januar ist ein munteres Bären-Pärchen angckommcn, und befindet sich bis jetzt vortrefflich. Die berühmte Tigerammc, die weiß und braun gefleckte Hündin, die bis vor wenigen Tagen mit ihrem groß und stark gewordenen Ziehkind in zärtlicher Vereinigung im Naubthierhause in einem Käfig lebte, ist nunmehr daraus entfernt. Ihrer berechtigten Sehn sucht nach Mutterfreuden durste sie nicht länger entzogen werden; wer weiß überhaupt, ob sic nicht noch einmal eine willkommene Tigermutter werden muß. Das Derhältniß zwischen ihr und dem jungen Tiger war bis zum letzten Moment ein zärtliches, aber cünmal mußte die Trennung, so oder so, ja doch erfolgen. Vor einiger Zeit mußte dcr jungeLöwe wegen eines Geschwüres in das Kranken- zimmerchen am AuSgang des Raubthierhauses gebracht und so dem Publikum entzogen werden; jetzt ist er aber wieder in einem der Rückkäfige deSRaubthierhauscs sichtbar. Beschenkt ward derGarten durch Herrn Kaufmann Karl Sparmann von hier mit einem Wasch bären und durch Herrn Struvc jrm. von hier mit einer amerikani schen Spottdrossel. — Beinah ganz vollendet steht der neu erbaute Eisbärzwinger da, dcr unmittelbar an den alten Bärenzwinger stößt, aber sonniger gelegen ist. Er sicht stattlich genug aus und paßt im Aeußern vollkommen zu dem alten Baue. — Eine reizende Geschichte hat sich in O. zugetragen. Der dortige Mcchanikus N., genannt Tausendkünstler, bekommt vom StadtmusikuS einen Baß zur Reparatur. N. liefert seine Reparatur richtig ab öder Baß »var auf dem Boden etwas zerschlagen) und bei der Aufführung dcr Ouvertüre zum Freischütz stimmt und stimmt der Baß nicht. Nach genauer Untersuchung der Sache stellt sich zu aller Anwesenden Schrecken heraus, daß der Herr N. den — Lejm- tiegel im Baß hat stehen lassen. Da kann freilich der Baß nicht stimmen In der Freischütz-Piusik spielen viele Instrumente mit.
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