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VoUstLaäiev Kv!8v-Lu8rü8lull86ll i,„°ü Lodert Lunrv, M?«' ALrv eitic;s ^Lofov. Mutmaßliche Witterung' Warm, Gewitterneigung. Der Prozeß gegen die russisitn-n Studenten wegen Ge heim bündelei beginnt am ü. Juni vor dem Lairdgericht in Dresden. In ihren Rückblicken unterzieht die „Nordd. Allg Zt g." die erste Lesung der F i n a n z r e j o r m r> o r l a gen in der Finanzkommission des Reichstages einer eingehenden Kritik und bezeichnet ihr Ergebnis als völlig unzulänglich. Das Preußische Herrenhaus nahm gestern u. a. die Desoldungsvorlage und das Wohnungsgeldzuschußgesetz an: das Abgeordnetenhaus begann die zweite Beratung des Ctempelsteuergesetzes. Bein, Gesangs-Wettstreit in Frankfurt erhielt die KaiseKelte der Kölner Mannergesangverein, den 1. Preis der Berliner Lehrergesangoerein, den 2. Preis die Bonner Lieder tafel und den 3. Preis der Eoblenzer Mannergesangverein „Rheinland". Einer Rachricht aus Bonn zufolge ist der Ballon „Düssel dorf" in die Nordsee verschlagen worden. - Der Casablanca-Schiedsspruch wurde gestern nachmittag im Haag verkündet. Tie englisch-russische Freundschaft wind in Persien ans eine interessante Probe gestellt, die ganz Laz» gesclxrsse» erscheint, einen praktischen Beweis dafür zu erbringen, inwieweit der alte -Gegensatz -wischen den beiden Mächten in Asien durch die getroffenen Verein barungen und die allgemeinen AnnälicruiigSbostrcbruigeii zwischen London nnd Petersburg tatsächlich abgeschwächt worden ist. Bis zu dem Augenblick, wo die von König Eduard persönlich eingeleitetc Politik der Weltmächte ihr ans die Gewinnung Rußlands als Dritten im Bunde ge richtetes Ziel zunächst durch den Abschluß des mittelasiati schen Abkommens zu einem nicht unerheblichen Teil er reicht hatte, beherrschte die englisch-russische N.-benbuhlcr- ichast die internationale Politik in solchem Grade, daß die Bismarcksche Staats tunst darauf ihren Leitsatz oo» de» zwei Eise» im Heuer ausbauen konnte und daß noch die An fänge der Bülowschen Kanzlerschaft mit diesem Faktor zu rechnen vermochten. Erst der russisch-japanische Krieg brachte die entscheidende Wendung. Das selbe England, das erst mit allen Mitteln einer skrupellosen Diplomatie den Russen die I.rpaner auf den Hals gehetzt hatte, wußte nach der Nieder lage Rußlands nichts Emsigeres zu tun, als mit gleicher Bol-arrlichkeit eine Verständigung mit dem Zarenreiche zu lnchen. um dadurch eine zu große Btachtentwicklnng Japans, die dem englischen Interesse abträglich gewesen wäre, zu verhindern. Durch das Gelingen der mit unendlichen Schimerigleiten durchsetzten Annäherung an Rußland feierte die Londoner Diplomatie einen neuen starken Triumph, nidem England arrf solche Weise in Verbindung mit dem gleichzeitig fortdauernden japanischen Bündnis in einem trüber kann, geahnten Umfange in Asien entlastet und so in den Stand gesetzt wurde, seine ganze Kraft und Aufmerk samkeit dem höher als alle anderen Gegner eingeschätzten deutschen Rivalen znznwenden. Inzwischen ist nun zum ersten Male der Fall einge treten, daß Rußland und England die Stichhaltigkeit ihrer pnpierncn Abmachungen ans einem Gebiete, »wo sich hart im Raume die Sachen stoßen", beweisen sollen. Persien, das ehemals von den beiden asiatischen Vormächten heiß um strittene Land, das in dem mittelasiatischen Abkommen -wischen den Bertragsstaaten in zwei Interessensphären ausgeteitt ivorden ist. so zwar, daß dem Zarenreiche die nörd liche, dem britischen Inselreiche die südliche Hälfte zugc- wicsen wurde, bat sich in schweren inneren Krisen derartig zerrüttet und erschöpft, daß mit dem weiteren Zerfalle des Staates ernstlich zu rechnen ist. Dann bestell,t aber auch die unmittelbare Aussicht, daß aus dem jetzigen Einmärsche der russischen Truppen in TübriS eine größer-' Okkupation wird, deren Dauer, wie ja die Engländer selbst am besten aus ihrer Erfahrung in Aegypten wissen, sich nicht absehcn ließe und die zugleich für England mit der Gefahr des russischen Eindringens ln die südliche britische Interessensphäre verbunden wäre. Vorläufig ist allerdings durch die energische diplomaiische nnd militärische Parallel artion Rußlands und Großbritanniens — auch die Eng länder haben Ndarinetruppen I» Bushir gelandet — ein gewisser Ruhezustand In Persien gesichert. Der Schah hat. der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, die Ver fassung wiederum anerkannt und Neuwahlen ziii» Parla ment ausgeschrieben. Wie wenig aber diese »nr von dem äußerste» Zwange erpreßten Maßregeln dauernde Ruhe und Ordnung im Lande verbürgen, erhellt ans der Schil derung eines i» den letzte» Tage» in Lunde», veröffent lichte» Blaubuches libcr Persien, worin über die dort herr schenden Zustände u. a. gesagt wird, den Perser» mangle jede Fähigkeit zn selbständiger kultureller Entwicklung und politischem Fortschritt ans eigener Kraft; jeder Ge meinsinn sei erstorben, jeder patriotische Nerv abgelötct, jede Neformmaßrcgel, sei sie von der Krone oder durch die Revolntionskomitees angeordnrt, werde in den ersten Stadien der Verwirklichung durch die allgemeine Erschla'- sniig »nd den sittlichen Zerfall paralysiert. Wenn hiernach eine Gesundung der inneren Verhält nisse Persiens im Rahmen der Selbständigkeit des Landes nicht zu erhoffen ist. so rückt auch mit der Sicherheit eines Naturgesetzes der Zeitpunkt nahe, wo England durch die Tat beweisen muß, zu welchen Opfern cs im Interesse der Frenndschast mit Rußland fähig ist. Tie Frage lautet: »Wird England Rußland gegenüber mit Bezug aus Persien ebenso weit gehe», wie Frankreich gegenüber mit Bezug aus Marokko, nnd seinen neuen russischen Freunde» schließlich den ganzen persischen Staat zu eigenem Rechte überlasten, oder wird es den Rüsten einmal ein ent schiedenes »Tie Hände weg!" -»rufen, selbst aus bte Gefahr hi», daß die Entente mit Rußland dabei in die Brüche geht?" Für die Antwort ans diese Frage kommen ver schiedene Gesichtspunkte in Betracht. Einmal sind in Eng land selbst die Meinungen geteilt. Während ein Teil der Liberalen von einer Einmischung in die inneren Ange legenheiten Persiens nichts wissen will und überhaupt sür die ganze persische Politik der Regierung nicht viel Sym pathie übrig hat, stehen alle Imperialisten ohne Unter schied der Parteirichtnng ans dem Standpunkte einer ener gischen Vertretung der englischen Interessen in Persien auch gegenüber Rußland. Die größere Wahrscheinlichkeit spricht also jedenfalls dafür, daß der Versuch einer völligen Preisgabe Persiens zu russischen Gunsten an dem Wider stande der nationalen öffentlichen Meinung Englands scheitern würde. Dazu kommt auch noch die Rücksicht ans Japan, das bereits mit leiser, aber verständlicher Andcn- tuna in London zu erkennen gegeben hoben soll, daß ein z» intimes Verhältnis Englands zu Rußland in Tokio mit Mißtrauen betrachtet werden müsse und Anlaß zur dcmnächstigcn Kündigung des Bündnisses geben könne. Darnach hätte dann England zwischen Rußland und Japan zu wählen, und wenn es sich im kritischen Augenblick sür Japan entscheiden sollte, so wäre die Möglichkeit einer Preisgabe Persiens an Rußland ausgeschlossen. Es muß also abgcwartct werden, wie die Würfel in London fallen. Nur so viel erscheint schon jetzt als sicher, daß die russische Diplomatie mit aller Rücksichtslosigkeit in Persien vorzugchcn gewillt ist und sich um den englischen Freund und Nachbar herzlich wenig kümmert. Der ganze bisherige Verlauf der russisch-englischen Intervention in Persien hat bewiesen, daß Rußland ganz aus eigene Faust handelt und insgeheim, sofern cs in seine Interessen paßt, genau das Gegenteil von dem tut, was eS öffentlich mit England zusammen proklamiert. Rußland glaubt augen scheinlich in Persien nach Belieben schalten und walten und ganz auf seinem Schein bestehen zu können, nachdem cS in der Balkankrlic sich England dadurch z» Dank ver pflichtet hat, daß cs auf die in London nicht genehme Auf rollung der Dardanellcnfrage verzichtete. Wie lange sich England daS aefallen läßt, ist seine Sache. Für Deutsch land aber kommt es darauf an, dir Ereignisse mit wach samem Auge zn verfolgen, um In jedem Augenblick ge rüstet zn sein, jeden möglichen Vorteil aus dem Wieder au stauchen eines russisch-englischen Gegen satzes z» ztehcn. Unsere Regicruna hat wiederholt erklärt, daß wir in Persien nur wirtschaftliche Interesten zu vertreten hätten. Damit Ist zugleich gesagt, daß wir das größte Inter esse an der Aufrechtcrhaltung der Unabhängigkeit Persiens haben, soweit davon nach den letzten Ereignissen überhaupt noch die Rede sein kann. Sobald aber -er letzte Rest von per sischer Selbständigkeit dahlngeschwundcn ist. werden auch unsere dortigen wirtschaftlichen Interessen entsprechend ii: Mitleidenschaft gezogen. Mit »m so größerem Nachdruck muß daher unsere Diplomatie dahin streben, wenigstens einen Ausgleich für uns durch eine Verbesterung unserer internationalen Stelluna zn schassen, indem wir un» Ruß land in demselben Maße nähern, wie es von England ab- rückt. Hier eröffnet sich unserer Diplomatie eine zweifel los ebenso schwierige, wie im nativnalcn Interesse dnnl- bnre Ausgabe, deren glückliche Lösung nicht minder ruhm voll und den, Weltfrieden förderlich wäre wie der in der Orienikrne durch die cnerguche Geiteudmachnng des dentich- ösierreichischen Bündnisses erzielte Erfolg. Neueste Trahtmeldunqen vom 22. Mc,i. NeichsfinlNtzreforn«. Die »Nordd. Allg. Ztg." zur ersten Lesung der Finanzrcsornu Vorlagen in der Finanzkommission des Reichstages. Berlin. «Vriv.-TclO Zur Beendigung der ersten Leimig der Finiingeiormvorlggen in der Fiiianzkvincnnsivn des Reichstags schlecht die ./Nordd. Allg Ztg." in ihren Rückblicken: Tcis Er gebnis kann nur als völlig unzulänglich bezeichnet werden. Von den 500 Millionen Mark, die seitens der Ver bündeten Regierungen geforderi wgrc» nnd im Lome der wehr- »wncitlichen Erörterungen als das unbedingt notwendige Mindest maß des Mehrbedarfs gllgemein nnerkonnt sind, wurden in der eriien Lesung in der Kvmmiisivn nicht mehr als 220 bis 2t0 Millionen Mark bewilligt. Von den indirekte» Abgaben, die nach dem Entwmse der R'eichsrcgiernng R0 Millionen Morl bringen sollen, ilrich die Kviimiissim, vollständig: die Steuer auf Eleskriziiät nnd Gas mit ',0 und ans 'Anzeigen mit siOMillionc» Mark. Bei dem Branntwein hat sie Abstriche vorgcnommeu. das; der Ertrag nicht 100. svndcr» nur rund 85 Millionen Mark betragen würde, beim Tabak statt 77 mir einige 3o Millionen. Rur an Stelle der Weinstener mit 20Millionen Mark wurde eine Schaum- meinsteuer angenommen, die vielleicht 5 Millionen Mack bringen kann. Lediglich die Biersteuer kann nach den Beschlüssen der Kommission annähernd das bringen, was die Re gierungsvorlage vorschlägt, wenigstens wen» der Beschluß ans die Stenersreiheit des Branzcickers nicht anirccht- erhalten wird. Demnach fehlen nach den Beschlüssen der Konimissivn an den 380 Millionen Mark indirekter Abgabe» des Regicrmigscntwnrss nicht weniger als lt>0 Millionen Mark. Roch unbefriedigender waren die Bcschiüsse hinsichtlich der B es i tz a h g a b cn. Die rund Iw Millionen Mark, die aus den Erdichgstsstencraesetzc». einschließlich der Wertsteuer nnd der Vor lage über das Erbrecht dcS Sinates, dem Reiche zusallcn sollten, wurden bis ans die letztere von der Kommission abgelchnt. die Wehrsteucr obne jede Diskussion. Der gesamte Fehlbetrag nach den Beschlüssen der Kommission in erster Lesung gegenüber den Vorlagen der v er b ü n d eten Regi erun gen beträgt somit nicht weniger als rund 2-10 Mrll Mark. Tie Mehrheit der Kommission hat sich also bisher nicht entschließen können, die auch von ihr sm»»umgänglich nokivecid cg angesehenen Summen zn,Deckung des Mehrbedarfs zn bewilligen. Es kann unter düst» llmüänden kein Wunder nelnnen, wenn diejenige Partei TrnUchlands. die eiiccr Gcsnndung der Finanzen im Rahmen nmerer gegenwärtigen Slantsvrdnung aus das entschiedenste widerstrebt. Freude über das Stcckeubleiben der Reform empfindet. Es ist ebensowenig ver wunderlich. wenn ein Teil der a ns l än d i i ch e n Prelle die demschen Vorgänge mit besonderem Wohlgefallen betrachte! und sich in Bild und Wort darüber unterhält, wie schwer die Schuldenlast auf Deutschland drückt und wie unfähig es sich zeigt, dieselbe abzn- bürden. Die Schuldenlast sei so groß und wachse in einem solchen Tenwo, daß Demschland in der bisherigen Weise nicht lange werde weiter wirtschaften können. Es ist höchste Zeit, diese Stimmen durch tatkräftige Beweise des Gegenteils zur Ruhe zn bringen. Preußischer Lanbtaa. Berlin. sPriv.-Tel.s Heute hielten b c i d c H ä u s c r -cs preußischen Landtages Sitzungen ab. — Das Herrenhaus nahm die Bcsoldungsoorlage, das Woh- nuugSgeldzuschußgeset; und die Novelle zum Einkommcn- und Ergänzungsstenergesetz nach den Beschlüssen des Ab geordnetenhauses an, so daß diese Gesetze vom Landtage nunmehr endgültig verabschiedet sind. Am Montag be ginnt das Herrenhaus die Etatberatung. — Das Abge ordnetenhaus begann die zweite Beratung des Stcrn- pclstcneracsctteö. Die Kommission schlug, über -ic Vor lage hinausgehend, u. g. vor, Erlaubniökarten für Auto maten und Musikwerke und Radsahrkartcn zur Stcmpet- stcucr heranzuztchen und die Stcmpclgcbühr für die Titel der Kommerzienräte und KvmmissionSratc und die Testa- mcntsgebühren zu erhöhen. Von seiten -er Konserrrativen und des Zentrums lag ein Antrag vor. der den Stempel der Jahreskarten für Automaten »nd Musikwerke aus 10 Mark fcstsetzi und bei besonders ertragreichen Auto maten die Gebühr aus das Zwanzigsnche erhöht sehen will, während sic bei Automaten mit geringem Ertrag bis ans 2 Mark jährlich hcral^csctzt werden kan». Die Redner der Natronalliberalcn und Freisinnigen erklärten sich be sonders energisch gegen die Ncubelastunq der Akticngesell- schaste» nnd Gesellschaften m. V. H. und bekämpften überdies die Radfahrkarte. Die Beratung wird am Montag fort gesetzt: vorher dritte Lesung der Vcrggcsetznovelle. Der Gesangswettftreit in Frankfurt. Frankfurt a. M. Kurz noch 3 1lchr traf -er Hof wieder in der Festvalle ein und wurde unter Vortritt ->:r Pagen »nd Ehreniungfvacnen in die Hoflpge geleitet. Dann begann der Wettstreit der -irr engeren Konkurrenz znge- la sienen 12 Beretirc. Frankfurt. Unter seßhaftem Verfalle tvng heute der Berliner Scsi re rg esa ngv e re i n. der bei dem lebten Wettstreite den .Kaisernreis ermang, -aS Prcislied und die selbstgewählten Chöre vor. Ein Mitglied des Ver eins, Lehrer W- Hahn, isst einem wahrend -er Vorträge er littenen Schlagansall erlegen. — In den engeren Wett bewerb kommen folgende Gevetne: 1. AarlZriüher Stich«, kV S. r-r c» k->- »ö- K-K s st - L i 2. - ? S' «LS st ? " r-s rs» cr>