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«ittwvch, 8. ganu« ISR» 74. Saht»««, «e. » N»»ri»t«» D-eN>n> »er« vreaier-LammeUiumme»: »5««l Nur lür NackilgelprLch«: Nr. »001» EchrilUeitxng u. H»upIge<chLIt«>>rlIe: »rceden-«^. 1, Marienstraß« LS/<» «e,ugN>e»a-r »»« I. «« »». Jouuar I»»o »ei tL-lich zweimaliger Auftellun, frei Ha»» I.»» «kL Woftbrzuatprei» für Monat Januar ».«» Mk. et«I»I. ooPfg. Popgebahr «ohne PoftzusteUungzgrtLhr). Sinzeinummer 10 Pfg, außerhalb rreiden» 15 Psg. Anzeigenpreiie: Die Anzeigen »erde« nach gtoldmart berechnet: die einivaltige »o mm breite heile 35 Psg., lür aubwärt» IN Pfg. ffamilien- anzeigen und EteNcngeiuche ohne Rabat« 15 Pfg., außerhalb i5 Pfg., die SN ,nm breite NeNamezeile San Pfg., außerhalb SSN Pfg. vlscrtengebühr an Pfg. Au«wärtige AuitrLge gegen Boraubbezahiung De»« ». «ela,: «epich » N^cha»«, Dreade«. PopfcheL-Klo. 10«« Dresde» Nachdrrul nur mit veuti.Queitenangabe lDreidn. Nachr.f zulLpig. Unverlangte LchriftstLcke werden nicht aufdewahrt WammenWe lm Haag Anerhörte Zumutungen »er Gläubiger - Verletzung »es Boungvlanes Gin deutsches Rein Von »u»»«»u» onvl» San» Uaa» «otnnockt»» SooSordorlodloratatt« Im Haag, 7. Jan. Den ganzen Tag ist heute wieder so wohl im Ostreparattonsausschuß wie in den stun denlangen Sitzungen der sechs einladende» Mächte hart ge kämpft morden. Nirgends aber sind btohcr wesentliche Er gebnisse erzielt worden. Nur die Bulgaren scheinen all mählich mürbe zu werden. Während des ganzen Vormittags ist mit Deutschland über die wichtige Frage verhandelt worden, was nach Ablauf eines zweijährigen Moratoriums mit den ausgesammclten Zahlungen geschehen soll. Die Gegner verlangen, daft dann Monat für Monat neben den vollen Normalraten noch die gestundeten Zahlungen nachbczahlt werden, so daft dann ganz phantastische Beträge üerauskonuncn würden. Even tuell wäre man nur bereit, in Anpassung an die sranzösisch- amcrtkantschen MoratoriumSbestimmungcn neue Bedingun gen für ein von Deutschland in Anspruch zu nehmendes zweites Moratorium zu erwägen. Deutscherseits verlangt man dagegen hier die' Einschaltung des beratenden Sonderausschusses der Internationalen Bank und den ent sprechende» Ausbau der Befugnisse dieses Gremiums. Hier geht es also um den Einbau eines Sicherheits ventils in den Aoungplan, was eigentlich auch im Inter esse der Gläubiger liegt. Nur di« Gier unserer Perhandlungsgegner. und der Wunsch, uns immer so fest wie nur möglich in der Zange zu balten, hat hier bisher eine Verständigung verhindert. Di^ deutsche Delegation hat nun neue eigene Vorschläge dis zum Donnerstag zugesagt. Man ist also nicht einen Schritt weitcrgekvmmen. — Als zweiter Punkt stand heute die Frage: Negative oder positiv« Pfänder? lange tm Mittelpunkt einer heftigen Debatte- Gewisse extreme Forderungen der Gegner wurden schließlich fallen gelasten: um so hartnäckiger verlangte man aber besondere Garan tien für die Zahlungen der Reichsbahn. Dabei forder ten die Engländer bezeichnenderweise auch Sicherheiten für Tarife, die den Forderungen unserer Gläubiger unter allen Umständen entsprechen sollen. Der Aoungplan bestimmt lediglich, daß die Reichs bahn mit einer Steuer von sskss Millionen Mark jährlich an der gesamten Jahreszahlung beteiligt ist. Die Forde rungen der Alliierten ans Aktivierung des Pfandrechtes au der Reichsbahn können zur Folge haben, daß die Forde rung ans Interuattonalisterung der Reichsbahn gestellt wird, und zwar mit der Begründung, daft nur hier durch eine Aktivierung des Pfandrechtes der Glänbigerseite an der Reichsbahn stchergestellt werden könne. Berlin, 7. Jan. Der Rcichsansschnft für das deutsche Volksbegehren teilt mit: Das Präsidium dcä RclchSausschustcs für das deutsche Nolkobcgchrcu tagte am Dienstag, dem 7. Jannar. in Berlin, «m die aus de» Durchführung des Volksentscheides sich er gebende» Forderungen und Ausgaben des FreihcitSblocks zu dehnndeln. Die AnSsvrackic des säst vollzählig versammelten Präsidiums ergab die vollkommenste Ueberetn- slimmnng in der Benrtcilnng der bisherigen Tätigkeit des Nelcksansschusses und der ans der politischen Lage sich er gebenden weitere» Arbeit. Insbesondere wurde scstgcstcllt, das, angesichts der ans dem Pvungplan nnd de» Polen» »ertragen drohenden wirtschaftlichen nnd anftcnvolitischcn Gefahren und angesichts der fortschreitende« Bolschi- Diese Znmutungen find von der deutschen Delegation rundweg abgelehnt worden, da sie eine glatte Verletzung des Aonngplanes bedeuten. Hier sollen die Gegner übermorgen selbst neue Vorschläge machen. Die Anpassung der Moratoriumöbestimmungen des deutsch-amerikanischen Reparationsoertrages an di« des Aonugplanesistim Prinzip hente von uns zugestan den worben. Die Juristen werden eine entsprechende For mulierung skr das Haager Tchluftprotokoll ausarbeiten. Außerdem wurden noch einige kleinere technische Fragen tn Angriff genommen und zum Teil vcrabsch edet, zum Teil wieder an die Sachverständigen oder Juristen zurückncrwtcsen. Der .stumpf um diese neuen Ansprüche der Gegner hat beute mehrfach sehr heftige Formen an genommen. Im wesentlichen führte dabei der ReichSsinanz- mtntstcr Moldenhauer die Debatte. Er hat sich nach allem, was man darüber erfährt, heute sehr zähe und energisch geschlagen, so daß die Gegenseite sogar die Stirn batte, sich über diese ihr ungewohnte Haltung zu beklagen. Das gab i dein deutschen Auftenminister die Gelegenheit, ietncrsetts dem j Erstaunen der deutschen Delegation Ausdruck zu geben, > daft man uns hier Zumutungen stelle, -te nicht in,! Rahmen des Voungplanes blieben, und als darauf von der andere» Seile das Wort „Opfer" siel, verwies Dr. CurtiuS mit Nachdruck auf die von Deutschland tatsächlich und einseitig gebrachten Opfer. Wir seien schon sehr weit gegangen. Aber jetzt sei für uns die Grenze neuer Zugeständ nisse erreicht. Die Debatte nahm darauf wieder ruhige und sachliche Formen an, wieder ein Beweis dafür, daft ein deut liches Wort am rechten Platz die Atmosphäre nur reinigen kann. Am Donnerstag gehen die Verhandlungen weiter. Mor gen werden nur Sitzungen der Juristen und Sachverstän digen stattsinden, an denen auch der Rcparatioiisagent Par ker Gilbert voraussichtlich iwie heute schonj wieder teil nehmen wird. Die deutsche Delegation ist sich im übrigen darüber klar, wie wenig bisher erreicht ist und daft alle wichtige« Punkte weiter in der Schwebe bleiben. Sie erwarte» noch harte Kämpfe. Freilich hat diese Haltung nur dann einen Sinn, wenn wir auch entschlossen sind, unbedingt fest zu bleiben und uns nicht einen Zoll breit von unserem sicheren Rechtsboden hinunterdrängen zu lassen. Die deutschen Delegierten erkennen, daft man non ihnen noch über die bisherigen Verfälschungen des Voungplanes hinaus aus den verschiedensten Gebieten neue Verzichte verlangt. Nun rächt sich, wie wir erwarteten, ihre rein deoen- sive Haltung, die sich, ohne einen Versuch, selbst Gelände zu gewinnen oder auch nur das Vorfeld zu halten, an die letzte, schon stark geschwächte Verteidigungslinie, de» ?)o„ng- vlan, anklammert. Natürlich sind neue Einbrüche in diese Front, selbst bet hartnäckiger Gegenwehr, zu erwarten. wisicrung des öffentlichen Lebens der Fortbestand eines starken nationalen Blocks notwendiger ist denn je. An den Reichskanzler mnrde ein Schreiben gerichtet, in dem die Ver kündung des Freist citsgcsetzcS gefordert und die Verantwortlichkeit der Negierung für alle Folgen ihrer bisher betriebenen Politik crnent festgestcllt wurde. Zur Abwehr deS znnchmenden Blnttcrrors der Linken oegcn Angehörige der nationalen Bewegung wurde» besondere Maßnahmen beschlossen. Das Präsidium ergänzte sich im Hinblick ans die vor istm liegenden Ausgaben durch Zn wähl nachstehender Persön lichkeiten: Gutsbesitzer Wege, Grenzmark,- Rittergutsbesitzer von Goldackcr, Provinz Sachsen; Älostergutsbcsitzer Heine, Halberstadt: Gutsbesitzer Klötzer, Sachsen,- Ritterguts besitzer von Kleist, Schmenzi« sPomm.f; Frau Dr. Ilsa Ne» mann, Estarlottcnbnrg; Dr. Obers oh reu, stiel sM. d. R.j und von Morosowicz» Brandenburg. Abenteurer, Selmavnaten un» Geldfälscher ES gibt noch Abenteuer, es gibt noch eine kühn« Romantik! Sogar in der Wettpolitik. Sie zweifeln, ge neigter Leser? Sie lächeln mitleidig? Sie zucken mit den Achseln? Sie meine», Las sei ein Irrtum, heute bestehe die Wcltpolitik auS Aktenbündeln mit entsprechender Staub schicht, aus öffentlichen, aber langmetligen und interessanten, dafür aber unter Ausschluft der Oeffentlichkeit tagenden Konferenzen. Und sie haben gute Gründe dafür. Sie weise» nach dem Haag, wo tm Vordergrund die lächelnden Politiker sitzen und im Hintergrund die schweigenden Bankherren Amerikas, Englands und Frankreichs, seine Schlingen be- rcithaltend. mit denen die Besiegten in die Fesseln drückend ster Tributlnechtschaft gelegt werden: Vorgänge, die nur schwer zwischen den Zeilen der offiziellen, langatmigen Be richte zu erkennen sind. Sich, es macht wenig Spaft sie zu lesen. Den» der Politiker betrachtet die Sprache noch immer als die Kunst, damit die Gedanken zu verbergen. Also -u- gestandcn! Die Politik ist heute eine mühselige, unroman tische. freilich auch gefährliche Angelegenheit, zumal sür Völker ohne Macht. Aber neben dem offiziellen ermüdenden Hin und Her gibt es auch heute noch tollste Abenteuerlichkeit, die sich in geheimnisvollem Dunkel abspteit und die manches Mal dicht neben der Unterwelt des Verbrechertums haust. Ab und zu zerrelftt der Schleier des Geheimnisses und Iaht uns Ein blick tun in seltsame phantastische Pläne, die es mit der spannendsten Kriminalgeschichtc aufnehmen könne»!. Hierzu gehört ein Prozch. der sich gegenwärtig in Berlin gegen die beiden georgischen Führer Karumtüs« und Sa da- thirraschwtli abspielt. Es handelt sich äußerlich um Geldfälscherctcn. Aber, so behaupten die Angeklagten, -aS set nicht zu dem Zwecke der Bereicherung erfolgt. Die rus sischen gefälschten Tscherwonzennoten sollten angeblich nur zu dem alleinigen Zweck in Umlauf gesetzt werden, um die Sowjetwährung zu unterhöhlen. Rußlands Kraft zu schwächen und mit diesem Falschgeld eine Aufständischcn- armee zu finanzieren, die den heiligen Boden des georgischen Vaterlandes einschließlich -er Oclfelüer von Baku dem Bolschewismus entreißen sollte. Der Plan ist gescheitert. Schon die ersten in Berlin tn Umlauf gesetzten Falschnoten wurden entdeckt und die georgischen Fretheitssiihrer tn Hast genommen. Der Prozeß wird sich um die Frage drehen: Fällt das Vergehen der Angeklagten unter die deutschen Strafgesetze? Die Angeklagten samt Ihren deutschen Helfern stehen auf dem Standpunkt, Tschcrwonzcn seien keine durch deutsche Gesetze geschützte Banknoten, aufterdem hätten sic nicht verbrecherisch, sondern politisch gehandelt und könnten deshalb die Amnestie für sich in Anspruch nehmen. Politik oder Verbrechen? Das ist die Frage, die dieser Prozeß zn lösen hat. Aber welches Urteil auch das Gericht fällen mag, das Interessante und Abenteuerliche liegt außerhalb der tn dem Prozeß ausgerolltcn Fragen, liegt hauptsächlich in der Vorgeschichte des FälschcrunternchmcnS. Die beiden georgi schen Angeklagten spielten einst in der Politik ihres Vater landes eine große Nolle. Bekanntlich hatte sich Georgien, von jeher von einer freiheitsliebenden Bevölkerung bewohnt. 1917, als Rußland zusammcnbracst. für frei erklärt. Seine Unabhängigkeit war damals auch von Deutschland anerkannt worden. Aber die Freude war von kurzer Dauer. Sobald die Sowjetrcgierung ihre Macht gefestigt hatte, ging sie an die Wiedergewinnung der verlorenen Provinzen. Dazu ge hörte auch Georgien, das, genau wie im Jahre 18ü2 — bis dorthin war es nämlich selbständiger Staat — von den Nüssen in blutigen Kämpfen erobert wurde. Der einzige Unterschied war nur, daß damals Zar Alexander I. und lü2ü Diktator Lenin den Eroberungöbefehl gab Auch eine kommunistische Regierung möchte ans die reichen Mangan- crz schätze des Kaukasus und die außerordentlich er giebigen P e t r o l c u m s e l d c r von Baku nicht verzichten. Mas ist schließlich der Begriff Freiheit, wenn man wichtige Rohstoffe erwerben kann! Dari» sind sich Bolschewisten und Imperialisten bewundernswert einig. Den georgischen Frei- hettssührcrn blieb nach der Unterwerfung ihrer Heimat, so fern ihnen ihr Leben lieb war. nur die Flucht ins Ausland übrig. Man weiß, die Bolschewisten fackeln nicht lange. Die beiden Angeklagten Karumidse und Sadathieraschwili wandten sich deshalb nach Westeuropa. In Berlin, in Paris, überall trafen sie Emigranten, die, in teils abenteuerlichen Be rufen lebend, mit heiligem Eifer immer neue Pläne zum Sturz der Sowjetmacht schmiedeten. Ihre Schar wird ja stets größer. Selbst frühere Angehörige des Kommunismus stoßen zu Ihnen. So der russische Gesanüischaftsrat Besiedowski, -er neuerdings behauptet, man habe ihn durch den Vertrauens mann der russischen Geheimpolizei im Gebäude der Sowjet- botschasi in Paris ermorden wollen. Eine Angelegenheit, die nur beweist, daß neben de» Emigranten auch ein ganzes Heer von Sowictagenien im Auslande existiert. -aS die ge fährliche» Gegenspieler überwacht und allsspioniert. Man kann fast sage», die ganze Welt ist heute z» einem Kriegs- schanplatz zwischen weißen und roten Russen geworden. Und wenn Trotzki. der verbannte Oberbolschewist, heute in Kon stantinopel spazierengeht, so kann er aus Schritt und Tritt den Mitgliedern der Wrangelarmee begegnen, die er einst als Oberbefehlshaber der Roten Armee schlug. Was wird in diesem zähen Ringen nicht alles auSgcprvbt. um dem Gegner zu schade». Ter Kaiserlich Russische Rick Wien duldtst keiner zukünftigen Königin Ein Track,icnzug von 4l>l>N Personen Nom. 7. Januar. Tie italienisclwn Stämme brachten beule ihrer künftige» Königin eine sinnreiche Huldigung dar. Gegen MM Vertreter zogen in ihren iarbensreudigen Na- üonalkvstümen an den iürstlichcn Zuschauern vorüber, die dem Trachtenzugc von ihrer Tribüne ans -cm Ouirinalplatz bei wohnten. DaS Schauspiel dauerte zwei Stunden, da der Zug drei Kilometer lang war und mehrere Gruppen besondere Vorführungen dar- biaclilrn Eine Ableitung berittener Polizei und Trompeter crössi-cte die Parade Dann folgten die Bannerträger der iaschuiischen Fcierabcndvcrbände denen die Vorarbeiten für ticie Veranstaltung anvcrtraut waren. Daran schlossen sich cutiprcchcnb ihrer geographische» Lage die Provinzen von Norde» nach Süden. Den Schluß bildeten Latium mit Rom, dann Rhodas und die Kolonien. Die Sardinier crössneien den bunten Reigen mit ihrer Hymne, in der die historischen Be- ziehunge» der Insel zum Hause Savoncn widcrklangen. Dann folgten Piemont, Ligurien und die drei Venczien. die Süd tiroler führten ihre charakteristischen Tänze aus und zeigte» eine HochzeitSgcsellschgft in sechs grün gestrichenen Schlitten, das Brautpaar i» einer Tannenlaube. inzwischen marschierte» die Lombardei. Emilia und Toskana aus. Sänger a»S Forti »nd Lugo lösten die Tänzer ab. Vertreter der adriaiischen Insel L a g o ji a vollsührtc» einen kriegerische» Tanz, und schließlich folgten Rhodos, Eriträa und Lydien. Wie ein Märchenbild mutete dieser Z»g an mii seinen ernsten und fröhlichen Trachten, mi» dem blitzenden Schmuck historischer Waffen, demütige» Schleier» und prahlerischen Federn, mit Pferden, Eseln. Maultieren. Ochsen. Viisseln nnd Kamelen, teils linkisch und schüchtern, teils ausgelassen froh, aber stets mit Beifall begrüßt Der Zug ging aus von dem Roten-streuz-Plab, und erst nach Stunden führte seine Spitze wieder von der langen Wanderung durch die von Schaiilustlgcn dicht besetzten Straßen dorthin zurück. Verkünd»«» des FreiliMsMeL «fordert N WlaWmig »es RMSmiSschiifteS für dar deutsche «oMegedeea