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Dienstag, 1. Februar lH7 A Gegründet ISS« Sernipiea-r-S-mmrinumm»» Le> 2»-, 'Nur ür il-chlorwr»», SO 011 osm i. o>» I». grvruar l»27 iäqiutz ,w»>ma»>i»r ZuNillui,, >r», «au» l oveuu sezUgS'WeoUyr „oNv«,ua«»r»is ür Mona y.druar z Mar» odn» Po,yuaeUun,»>,»»ü8r «tu,»»»»«»» >» Pi,»»«,. Dt« Anj»>a»i> w«r»«n na» <Sa«»m«r »»»»«In», . a>» ^nwallio» 10 INM ^r»,l» A»ü» >0 Pm-. ür au«war>» ZS Pi«. gam,u»nan„lg»n und o!r»sna»>uch« odnr «InFklgkN» Hll LIIL. jiadal 10 P!o.. iun»r>alv AI Ps,.. »I» 00 mm orril« N»»a,n«t«u> ISO Pia., ukrr mld ZoNPi" 0zeri»n-»»ö8 lÜPIa. Au-w uilritq-vor -»»d»«U,I»n- SchrMrtlun" und «oupIg»«»LiI»lI»ll» Marte»,>r»I>t -ZV «2 Dru» u. Derlag aon ->«»>» » Rrtchar»! in Dr«»d«». Poft>»e»-<Zon,n 1OSS Vr«»»»n. 'Na»drun> nu> m> dru»,»«, Su»t!»nun n»> Dresdner 4>a»r - lulLM» .inner,annl« S»rl .Itü»r wer en n>» autdewakiri knsfkemnl guts pi'si8wsf1s Wsins urici Xlloiis I.imbäelrer sssmspi'scksl' 13777 ulollSNll 66<Xg6N-A»SS 8 Jas Reichskabinett vollständig ernannt. v. Keudell Innenminisler, Kergt Aeichsjuslizminisker und Slellverlreler -es Kanzlers. Das Ende -er AonlroUkommistion. — Die Einigung über -ie Restpunkte in Paris gesichert. - Professor Aosens Mör-er ent-eckL Die Ernennung -er bei-en kehlen Minister. lLrahimelduna uxserer Berliner L ch r i f t l e i t u n g.i Berlin, 81. Jan. I» rascher Aufcinaiidersvlge hat sich heute spül abcndö die endgüttigc Lösung der iu ihrem lcvte» Stadium noch einmal scharf zugcspiyten Regierungsbildung vollzogen. Sie iindet ihre» Abschluß durch sollende im Anschluß au die deilüchiiatianale KraktionSsitzung auSgegebenc amtliche Mitteilung: Die RegiernngSbildnng des Reichskanzlers Dr. Marx ist nunmehr vollständig vollzogen. Der Herr NeichSpräsi- den« hat aus Vorschlag des Reichskanzlers Dr, Marx den StaatSminifter a. D. Hergt. M d. R„ zum Reichst« st i,minister und Stellnertreter Se 8 Reichskanzler«, den Sandra, a. D. Dr. ». K e u de l l. M. d. R.. zam Neichsminister des Innern ernannt. 2Lie es qu der LS,una dam. Berlin, 81. Jan Der Reichspräsident empfing heute nach- müldg die Abgg. Aras Westarp, v Gvldackcr. Hergt und Aracf irhüringeni. Die Abgg. Herg« und Graes gaben dem Reichs, »räsidcnten die Erklärung ab. daß sie. um die bei den übrigen Regierungsparteien erwachsenen Schwierigkeiten wcgzuränmcn, beide solidarisch ihre Fraktion gebeten Hütten, von einem Vor, schlag ihrer Person für die Ministerliste abznsehen. Der Roichspräsidcitt nahm diese Erklärung entgegen, dankte beiden Herren für ihre selbstlose und sachliche Handlungsweise und beioutc hierbei unter Hinweis aus die irreführenden Presse meldungen der letzten Tage, daß er selbst keinerlei Bedenken gegen die Person nnd Eignung der beiden bisher von der deutsch- nationalen Fraktion siir die Posten des NeichbsnstizministerS und des Ncichsinucnministcrs vorgcschlagcnc« Kandidaten vorzubringcn gehabt hätte. Der Reichspräsiden» schloß hieran das Ersuchen an den Grasen Westarp, als den Vorsitzenden der deutschnationalen Fraktion, nunmehr alsbald eine die end gültige Zusammcnitellung der RcichSregicrnng ermöglichende Einschließung zu fassen Er hoffe, daß, falls hierbei etwa einer der beiden bisher vorgeschlagenep Kandidaten in Frage kom men sollte, der eben erklärte Verzicht da»» ketnHindcr- nis bedeute, und richtete einen entsprechenden Appell an die beiden Herren. Die deuischnaitonale Fradtto« trat daraus zu ihrer für den Abend angesctzten Fraktions- sitzung zusammen und faßte nach mehrstündiger Beratung gegen M Uhr abends folgende Entschließung: Die dcutschnationalc Rciäiötaosfraktion nimmt Kennt» «is von der dem Herrn Reichspräsidenten abgegebenen ge« mrinsamcn Verzichtcrklärung der Abgg. Hergt und Graes aus ihre Ministcrkandidatnr und von dem drinocndcn Appell deS Herrn Reichspräsidenten an die Fraktion, die solange sich hinzichendc Regierungsbildung baldigst zu ermöglichen. Die Fraktion beschloß, im Hinblick aui diese Lage und die bereits früher erfolgte Ab lehnung einer Kandidatur durch den Abg. «. Lind» eiuer-Wildau dir bisherige Kandidatenliste durch Hiuzusügung des Abg. v. Kcudell «ach einstimmig angenommenen Vorschlag zu er» g L n, e ». Die dcutschnationalc Fraktion wandte sich in ihrer Sitzung auch gegen Acußeru » gcn der „Pommcrschen Tagespost" in denen dem Abg. v. L i n d e i n c r - W t l d a u der Vorivurs gemacht wird, er wäre an dem Ränkespiel, das eingclcitet wurde, um eine Kandidatur des Abg. Graes zu verhindern, be teiligt. „Der Vorstand und die Fraktion der Deutschuatio- nalcn Volkspartei", heißt es weiter, „ist einmütig der Ueber- zeugung, daß dieser Vorivurs sachlich unberechtigt ist, mißbilligt die Veröffentlichung dieser Verdächtigung und weist sic mit Entschiedenheit zurück." Der Abg. v. Lindcincr-Wilda» weist von sich ans ebcusalls in einer Erklärung die Unterstellungen zurück und kündigt an. er werde die geeigneten Schritte unter nehmen. um diese ungeheuerliche Verleumdung der strasrichter- lichen Aburteilung znznsührrn. » Die deutschnatipnalc Rcich.stagSfraktion hat sich nicht dazu entschließe» können, von ihre» Dr Marx nominierten und von diesem nicht beanstandete» Ministcrkandibate» abzurücken. Das wäre auch eine zu starke Belastung für die größte Partei der Koalition gewesen, zumal cs ei» völlig ungewöhnliches Verfahren darstcllt, daß nicht von dem mit der Kabinetts- bildung beauftragten Regierungschef, sondern aus Kreisen der anderen KoalitionSparteicn heraus in das selbstverständliche Recht jeder Fraktion, ihre Minister selbst zu bestimmen, ein- gegrifscn wird. Die dcutschnationalc Fraktion hat den Aus weg beschritten, neben den beiden bisher namhaft gemachten Kandidaten einen dritten zu bezeichne» und dem Reichs präsidenten. der die Ernennung vollzieht, die Auswahl zu überlassen. Mit der Tatsache, daß dabei nicht dem neuen Innen minister v. Keudell sondern dem ebenfalls — wenn auch in geringerem Maße als Graes — „beanstandeten" neuen Justiz- minister Hergt die Vizckanzlerschast übertragen wurde, hat man dabei zweifellos die Absicht verfolgt, der berechtigten Ver stimmung der Deutschnationalen Partei durch einen gewissen Ausgleich Rechnung zu tragen. TaS ändert jedoch daran nichts, daß die Deutschnationalen dadurch, daß sie dem Appell Hindcnburgs entsprochen haben, von neuem ei» überaus weites Entgegenkommen gegenüber recht unverständlichen und verletzenden Ansinnen gezeigt haben, um das im Interesse unserer ganzen weiteren politischen Entwicklung unbedingt not wendige Ziel einer starken Mchrheitsrcgicrung zu erreichen. Aus jeden Fall ist cS ans das lebhafteste zu begrüßen, daß nun mehr endlich nach anderthalb Monat erbittertster innen- politischer Kämpfe eine Regierungskrise beendet worden isi, die einen Rekord an Schwierigkeiten und kritischen Zu spitzungen bedeutet, deren Ergebnis über do-<' di- Hottnung aus eine sür parlamentarische RegierungSvcrhältnisie lange und ersprießliche ausbaucndc Tätigkeit der neuen Negierung rechtfertigt. Nelkdstnnenmintfler Dr. h c Wallfter v. Äeu-eU ist Landrot a. D. und gegenwärtig Rittergutsbesitzer aus Hohcn- lübbichom im Kreite Königsberg In der Ncumark. Er ist 1881 ge boren »iid evangelischen «Nauden». Nach praktischer landwirtschatt- licher Bclätigung'studierte er die Rechte und wurde zunächst Re«crcn> dar und dann Ncgierung-alleflor. - 1V1» bi» »820 war er Sandra, de» Kreise» Königsberg in der Neumark. Dem brandcnburgischen Landbnnd gehört Dr. v Keudell al» Borstand»mttgltcd an. Den Krieg macht« > er al» Rittmeister de» Kürassicr-RegimentS Graf Wrangcl toftpreußische» Nr. »> mit. Bon der Kontrollkommission befreit. Drs En-e -er Konkollschmach. Vcrlln, 31. Jan. sAmtllch.l Entsprechend der i« Genf «m 1L Dezember v. I. getroffenen Vereinbarung sindct die Tätigkeit der Interalliierten Militärkontrollkommissio« a« heutige« Tage ihr Ende. Demgemäß werden auch die für de« Verkehr mit dieser Kommissio« besonder« eingertchteten crgantsationen des NelchSwehrministerium« heute a«fgel«st. Einigung in Paris. KeuleSchluhenische -ung der Bolschofleikonferenz Paris, 81. Jan. General «. PawelSz und Geheim»«, Förster haben heute nachmittag von 8 Uhr bi« abend« 8 Uhr mi, dem Jnteralliiertt« militärische« Komitee «nter Vorstß des MarichallS Fach »erhandelt. Die Verhandlungen haben z« einer Klärung der Situation ge. tiihrt. Wie die Agentur Hava« berichtet, wird da- Inter» alliierte militärische Komitee «orgen vormittag n« g Uhr »ochmal« z« einer Sitzung zusammentrete». Um 11 Uhr »Ird die votschafterkonferenz gleichfalls zusammen» treten, um ihre Entscheidung üder die beiden letzten Punkte de» Sntwafsnungsproblem» z, treffe». Der diplomatische Redakteur der Agentnr Hava« glaubt saac» zu können, daß die Verhandlungen sich so gestaltet hätten, daß sic zu einer Einigung führe« würde», io daß die Not, schasterkonierenz morgen in der Sitzung seststcllen könne, daß Deutsch!««» seine S « t w a s f« « « g S o e rp s l i ch, «nngen erfüllt habe. In den letzten Stunden der Verhandlungen wurde noch um dt« Befestigungsanlagen südlich von Königsberg gestritten. DasRetchldkabineliunvdtePartserDerhan-lungen Berlin. 81. Jan. Uebcr dte heutige Sitzung deS RclchS- kabinett» über die Frage der Ostsestungrn hört da» Nach richtenbureau deS V. D. Z. noch, daß e« sich nickt, wie in der Presse behauptet wird, um die Annahme von Vorschlägen der französischen Regierung handelt, sondern um dte Stellung, »ahme zu dem Ergebnis der ln der letzten Woche in Paris geführten Verhandlungen, die sich durch beider seitige Vorschläge und Gegenvorschläge »u einem ganz be» stimmten EnUvurs einer Regelung verdicktet hatten. Diese Regelung stellt weder ein Diktat «vck em Ultimatum dar. sondern bedeute« einen verglich, bei dem dl, deutschen Inter» effen im wesentliche« entsprechend der Regeln»« in der Krieg«» gcrätefrage gewahrt find. En-e -er Mililärkonkrolle. Mit dem letzten Tage des Januar hat wich siebenjährige» Tätigkeit die Interalliierte Militärkontrollto-mmkssion das deutsche Gebiet verlassen. Wenn man mit Recht in dieser Tat sache einen Erfolg der Außenpolitik Dr. Streicmanns, das Hauplergcbnis seiner Bemühungen auf der Dezcmbertagung des Völkerbundes, erblickt, so verdient noch besonders unter« strichen zu werden, daß General Walch nbzlehen mußte, obwohl am 3l. Januar in Paris die Einigung über die letzte der Ent» wassnungssragcn, die deutschen Ostsesiungcn, noch nicht offiziell vollzogen ist. Es ist, darüber müssen sich alle Deutschen heute klar werden, ein wichtiger Meilenstein der deutschen Be» freiungSpolltik, der damit erreicht ist. Wenn auch nicht befreite Landcötcilc das Ereignis mit rauschenden Festen bejubeln, wenn auch keine offiziellen Feiern und Ansprachen die historische Bedeutung dcS TageS würdigen, so sollte er doch mit ehernem Griffel in das Gedächtnis der Nation eingegraben sein, gleich wert dem Tage, da erstmals deutsches Land von dem Joch fremder Besatzung befreit wurde. Denn cs ist ein Teil der verletzten Staats hol, eit, der nach sieben Jahren der Demütigung dem Deutschen Reiche stillschweigend zurück« gegeben wird. Militärische nnd politische Gründe hatten den rühmlosen Siegern von U>18 die besonders von den Franzosen so heiß ersehnte Krönung ihres Triumphes durch den Einzug in Berlin versagt. Sic mußten sich widerwillig damit begnügen, in de» zunächst erreichbaren und strategisch wichtigen Gebieten des Nhcinlandes Ihr Mütchen zu kühlen. In dieser Lag« be nützten sic um so lieber die EntivaffniiiigSbestimmungcn de« Fricdcnövcrtragcs, um als Kontrollorgane über dte restlose Durchführung ihrer Bedingungen OfsizierSabordnungen in der RcichSl^aupistadt und allen größeren deutschen Städten ein» zusctzcn. lieber dem militärischen Zweck stand In dieser ersten Zeit, im Herbst Illlll, die Absicht der Demütigung eines wehrlos am Boden liegenden Volkes. Davon zeugt« dl« ganze Ausmachung, wenn ans den Luxushotels der Kom missionen -ie alliierten Fahnen sich blähten, wenn galoniert« und ordenöbesäte Herren in französischen, englischen, italie. iiitchen, belgischen und japanischen Uniformen rücksichtslos ipirch die Straßen fegten. Es war der Ersatz für den Einzug in Berlin, in München, iu Dresden und Stuttgart, wenn General Nollct und seine Kapitäne die denttchen Behörden brüskieren, die Bevölkerung ungestraft hcrausfordern. oft bis aufs Blut reizen durften. Die Absicht der Demütigung der Reste des stolzen deutschen HecreS. daS, im Felde unbesiegt, nur» erbarmungslos ihrer Zerstörungswut auSgelicfcrt war. zeigt- sich auch bet der im Januar tt)20 etnsctzenden Arbeit der Kom» Missionen, wenn die Abordnungen meist unangemeldet vor« gefahren kamen bei Stäben und Truppenteilen, in Festungen und auf UebungSplätzen, bei HeereSverwaltungS-, Polizei- uns Zivilbehördcn. in Lagern und Fabriken, überall, wo eS etwa» ansziischnüffeln gab. Arrogant im Auftreten, unhöflich, oft genug ungezogen in Ihren NmgangSformen verlangten sie Ein. gang in jeden Keller, in jede Kasematte und Rechenschaft über jede Viscnstange, währen» die deutschen Verbindungsoffizier« und die kontrollierten Stellen ihnen wie Vorgesetzten Rede und Antwort sichen mußten. 88 381 Besuche wurden auf dies« Weis« durchgeführt —, später allerdings in äußerlich milderen For» men. als von deutscher Seite nach einer Reihe von Zwischen» fällen endlich durchgesetzt worden war. daß die Kommissionen in Zivil reisen mußten —. also etwa 28 Besuche pro Tag. Ts war ein ständiger Kampf zwischen Findigkeit, unterstützt durch Verrat, und dem Streben, vvn -er deutschen Wehr »u retten, was noch zu retten war. DaS traurige Kapitel der Denunztationcn, die Tatsache, daß nicht weniger alö 2U0tX10ü<l Anzeigen über Wasfenverstecke bei den Kommissionen elnltefe» von Leute», die aus politischem Haß oder um der Belohnun« willen den Feinden dienstbar wurden, ist noch In frischer Er» tnnerung. Als dann auch Im Zusammenhang mit der Ein leitung der Locarno-Politik sich allmählich in Deutschland dte Ucberzeugung befestigte, daß der deutschen Wehrfähigkeit mit der Erhaltung einzelner veralteter Bestände doch nicht gedient sei, wurde auch in der EntwafsnungSsrage loyal und In wett« gehendstcr Weise erfüllt. Der Wunsch, di« Kontrolle baldmög lichst zu beendigen, verdrängte alle anderen Bedenken. Sa konnte die Kommission, wie aus -en Zahle» der kürzlich ver öffentlichten Saiistik ftervorgcht. volle Arbeit tun Sie geht mit dem erhebenden Bewußtsein. daS letzte Geschützrohr, di« letzte Patronenhülse und den letzten Flugzcugmotor zerstört